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Briefwechsel für die Geschichtsbücher: Die ausgestreckte Hand wurde nicht ergriffen


Von Astrid Sigena

Anfang Juni dieses Jahres fand ein bemerkenswerter Briefwechsel zwischen Wjatscheslaw Wolodin, dem Vorsitzenden der russischen Duma, und Julia Klöckner, der deutschen Bundestagspräsidentin, statt. Am Samstag, dem 7. Juni, gab Parlamentspräsident Wolodin auf seinem Telegram-Kanal bekannt, seiner deutschen Kollegin einen Brief geschickt zu haben. Auch an die Vorsitzenden der fünf im Bundestag vertretenen Parteien war der Brief gerichtet. Den genauen Wortlaut des Schriftstücks veröffentlichte der russische Parlamentspräsident nicht, er lässt sich allerdings aus einer Video-Ansprache Wolodins erschließen (RT DE berichtete).

Wolodin gab darin vor allem seinem Befremden über die Geringschätzung Ausdruck, die der bedeutenden Leistung der Roten Armee bei der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus in der heutigen BRD widerfährt, im Besonderen durch Bundeskanzler Friedrich Merz. Wolodin verwies in diesem Zusammenhang auf die noch heute zu lesenden russischsprachigen Inschriften der Rotarmisten an den Wänden des Reichstags. Auch die Unterstützung des heutigen Deutschlands für ein Regime, das in Russland Terroranschläge verübt (der ukrainische Anschlag auf einen Zug in der Region Brjansk war erst wenige Tage her), wurde beklagt.

Als besonders brisant war die Warnung Wolodins vor einem weiteren Eingreifen Deutschlands in den Ukrainekrieg zu werten, das zu einem erneuten Zusammenstoß der beiden Länder führen könne. Im Gesamtkontext der Ansprache konnte man das nicht anders als eine Befürchtung vor einem weiteren Krieg zwischen Deutschland und Russland verstehen. Wolodin betonte dabei, dass die Aggression nicht von Russland ausgehe, man aber für den Fall der Fälle gerüstet sei.

Bereits drei Tage später (am 9. Juni) erfolgte die Antwort Klöckners (von Antworten der deutschen Partei- oder Fraktionsvorsitzenden ist nichts bekannt), ein auf der Bundestagsseite veröffentlichter Brief, der dem russischen Journalisten Georg Spitzen "angst und bange" werden ließ. Klöckner verteidigte darin die deutsche Unterstützung der Ukraine unter Wladimir Selenskij und warf der russischen Seite eine Instrumentalisierung der Geschichte vor, ja sogar eine Pervertierung des Begriffs der Befreiung.

In Bezug auf die Leistungen der Sowjetunion beim Niederringen des Nationalsozialismus betonte sie den ukrainischen Anteil unter den Befreiern. Klöckner sprach von Drohungen Wolodins gegenüber Deutschland und schloss trotzig: "Der Deutsche Bundestag lässt sich nicht einschüchtern – weder in seiner außenpolitischen Haltung noch in seinem geschichtlichen Selbstverständnis und seiner Gedenkkultur." Auf die Argumente Wolodins ging sie nicht ein.

Es wäre eigentlich zu erwarten gewesen, dass von russischer Seite keine Antwort mehr auf die brüske Entgegnung Klöckners kommen würde. Dennoch machte sich Wolodin am 11. Juni noch einmal daran, Klöckner zu antworten. Ein Zeichen, wie ernst man die Gefahr einer militärischen Konfrontation zwischen Deutschland und Russland mittlerweile einschätzt und wie sehr man sich in Russland bemüht, diese noch zu verhindern.

In seiner öffentlichen Antwort, die RT DE übersetzt hat, zeigte sich Wolodin befremdet, dass Klöckner die "Kommunikation in die öffentliche Sphäre" übertragen habe. Wiederum pochte er auf historische Gerechtigkeit für die Befreiungstat der Rotarmisten und die dem sowjetischen Volk von den Nationalsozialisten zugefügten Leiden. Der Duma-Präsident betonte auch die Verdienste der sowjetischen (und später russischen) Seite bei der deutschen Wiedervereinigung und bei der Aussöhnung der einst verfeindeten Länder.

Ausführlich wies Wolodin noch einmal auf Deutschlands Verantwortung für die Eskalation des Ukraine-Konflikts und auf Belege für den terroristischen Charakter des Selenskij-Regimes gegenüber der russischen Zivilbevölkerung hin, die er Klöckner hatte zukommen lassen (und die sie offensichtlich nicht beachtet hatte). Noch einmal warnte Wolodin eindringlich vor dem Eintreten von Kriegsgefahr durch das deutsche Engagement (Leoparden, bald auch Taurus?) auf dem Gebiet Russlands. Russland dagegen habe keinen einzigen Schritt unternommen, der deutschen Interessen zuwiderlaufe. Die Fraktionsvorsitzenden aller in der Duma vertretenen Parteien äußerten in gesonderten Stellungnahmen ihre Unterstützung für den Parlamentssprecher in seinem Bemühen um einen Dialog mit Deutschland.

Wie ernst man auf russischer Seite diesen (nunmehr gescheitert zu nennenden) Versuch einer Kommunikation zwischen den beiden mittlerweile wieder verfeindeten Ländern über die Parlamentspräsidenten nimmt, zeigt sich daran, dass Präsident Putin das zweite Schreiben Wolodins in seiner Pressekonferenz mit internationalen Medienvertretern auf der St. Petersburger SPIEF-Tagung ausdrücklich noch mal erwähnte und daraus zitierte (Stunde 1, Minute 56 in der russischen Fassung, Stunde 2, Minute 3 in der englischen Übersetzung).

Seit dem zweiten Brief Wolodins ist über eine Woche verstrichen, und es ist nicht zu erwarten, dass Klöckner noch antworten wird. Eine äußerst aufschlussreiche Form der Kommunikationsverweigerung, mit womöglich verhängnisvollen Folgen. Zeigte schon der Antwortbrief Klöckners, dass sie (als Vertreterin der deutschen Eliten) keinerlei Interesse an der Debatte und Dialog, sondern nur an Propaganda hat, so beweist ihre Verweigerung einer zweiten Antwort, dass Deutschland gegenüber Russland nicht mehr auf Diplomatie setzt.

Mit dieser arroganten, herrenmenschlichen Haltung ist womöglich die letzte Chance verspielt, einen Krieg noch zu verhindern. Der russische Militäranalyst Igor Korotschenko sprach sogar von einer Situation wie "Anfang 1941" (also kurz vor dem Ausbruch des deutsch-sowjetischen Krieges).

Wie aggressiv man in Russland den forschen Kommunikationsstil der deutschen Seite auffasst, beschreibt Thomas Röper in seinem Artikel über russische Medienberichte über den Briefwechsel. Seit dem ersten Brief Wolodins haben sich die Spannungen zwischen den beiden Ländern noch einmal verschärft, wie man am schikanösen Vorgehen Berlins gegen den russischen Journalisten Sergei Feoktistow und seine Familie erkennen kann. Und von russischer Seite wurde am 19. Juni bekannt gegeben, dass man beabsichtige, das deutsch-russische Abkommen über eine militärisch-technische Zusammenarbeit aus dem Jahr 1996 zu kündigen.

Ja, es ist zum Weinen, dieses Scheitern eines fast rührend zu nennenden, zweimaligen Versuchs Wolodins, doch noch eine Brücke zu bauen, um die Konfrontation zu verhindern. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die russische Seite mit einem völligen Umdenken der deutschen Politik, mit einem Geständnis der Art "Ja, wir haben in der Ukraine alles falsch gemacht und terroristische Neonazis unterstützt" gerechnet hat. Klöckner hätte sich also nicht groß zu demütigen brauchen.

Irgendeine versöhnliche Geste, ein Foto vor den russischen Reichstagsinschriften der Rotarmisten hätte genügt, um ein positives Signal nach Russland zu senden. Sie hätte nur etwas Anerkennendes über den russischen Beitrag bei der Niederringung des Nationalsozialismus schreiben müssen. Und gerade im Gedenkmonat Juni (am 22. ist der 81. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion) wäre eine Anerkennung der russischen Opfer des Nationalsozialismus angebracht gewesen. Denn der nationalsozialistische Hungermord an den Leningradern ist in Deutschland immer noch nicht als Genozid anerkannt. Und vom Ermorden von Zivilisten in den russischen Dörfern und Provinzstädten – sei es durch Erschießen, sei es durch das Rauben der letzten Lebensmittel und Winterkleidung (Video 3) – durch Wehrmacht und Einsatzgruppen der SS will man in Deutschland immer noch viel zu wenig wissen.

Die ausgestreckte Hand Russlands (vertreten durch den Duma-Vorsitzenden Wolodin) wurde nicht ergriffen. Die Entscheidung ist gefallen, eine womöglich letzte Chance zur Verständigung wurde vertan. Die Folgen dieser Verweigerung können nur verheerend sein, sollte Deutschland seinen aggressiven Kurs fortsetzen. Man darf schon jetzt prophezeien, dass dieser Briefwechsel dereinst in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Mehr zum Thema – Gedenkstätte Seelower Höhen zensiert – "Befreiung" aus der Inschrift entfernt


de.rt.com/international/248480…

Zehn Jahre Friedensbrücke (II): "Auch die geistige Speise ist sehr wichtig"


Vorbemerkung: Dass in diesem Interview (und auf den illustrierenden Bildern) keine weiteren Mitglieder des Vereins vorkommen, ist der Tatsache geschuldet, dass deutsche Behörden diese humanitäre Hilfe derzeit als "Terrorunterstützung" verfolgen und eine Darstellung dieser Personen unter den augenblicklichen Umständen eine Gefahr für sie bedeuten könnte. Das soll jedoch keinesfalls heißen, dass ihr Beitrag nicht gewürdigt wird.

Anlass des Interviews ist das zehnjährige Bestehen des Hilfsvereins Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe e.V., der vor allem, aber nicht nur, humanitäre Hilfe im Donbass leistet. Interviewpartnerin ist Liane Kilinc, die Vorsitzende des Vereins. Interviewort ist aus bekannten Gründen Moskau.

Zu Teil 1

Von Dagmar Henn

Gehen wir noch einmal zurück zum Verein. Ihr hattet ihn also gegründet, wie habt ihr ihn dann bekannt gemacht?

Wir haben von Anfang an die Informationen, was da passiert, als Augenzeugen nach Deutschland getragen, für die Hilfe vor Ort, und im Zusammenhang mit den dortigen Projekten entsprechende Projekte in Deutschland gemacht. Bei Malwettbewerben haben wir etwa Ausstellungen organisiert, bis hin zu dauerhaften Ausstellungen, die man auch heute noch besichtigen kann, die bleiben. Wir haben versucht, an jeder Veranstaltung, die in Richtung deutsch-russische Freundschaft geht, teilzunehmen.

Es gab ja immer dieses deutsch-russische Fest, was dann irgendwann abgeschafft wurde, aus verschiedenen Gründen. In Karlshorst hat das ja stattgefunden, an der Trabrennbahn, ein wunderbares Fest, wirklich. Wir haben jedes Jahr Treptow gemacht, die Gedenkfeiern.

Wir haben natürlich sehr viel publiziert. Wir haben einen YouTube-Kanal gemacht. Und alles war gut besucht. Ich würde schon behaupten, dass das sehr publik war, sehr schnell den Weg gefunden hat.

Wir haben uns Partner gesucht. Wir haben natürlich alle Anlässe, wie den Gedenktag zum 2. Mai in Odessa, genutzt, um auf die Opfer hinzuweisen, dass es die gibt und dass die Täter bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Es ist sehr viel über die Mahnwachen gelaufen. Brandenburger Tor, Potsdam, Leipzig.

Es ist uns übrigens oft passiert, dass Leute gesagt haben, da ist kein Krieg, das ist alles Lüge. Wir haben dann Bilder ausgedruckt, die wir gemacht hatten, und ausgelegt...


Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe e.V.
Das sind alles Orte in der ehemaligen DDR, und euer Verein besteht vor allem aus DDR-Bürgern. Wie kommt das?

Man fühlte sich total verbunden mit diesen Menschen. Das war bei mir von Anfang an so. Weil man durch die Annexion der DDR auch mir alles genommen hat, meine Heimat, meine Familie wurde zerstört, in der Existenzgrundlage, auch wenn sie zusammengehalten hat. Alle mussten bei null anfangen oder noch schlechter.

Sie haben versucht, uns die Identität zu nehmen, die Geschichte umzuschreiben. Sie haben unsere Denkmäler zerstört, Straßen umbenannt. Also alles, was das ukrainische Regime mit dem Donbass vorhatte. Sie haben uns auch die Sprache genommen, indem sie uns die Dichter und Denker genommen, Bücher verbrannt haben. Sie haben unsere Bücher vernichtet. Die Geschichte umgeschrieben und die DDR als Diktatur dargestellt.

Und hier waren Parallelen, richtige Parallelen. Deswegen hat diese Solidarisierung sehr schnell stattgefunden. Weil wir gesehen und gefühlt haben, das, was sie mit uns schon vor 30 Jahren gemacht haben, versuchen sie jetzt im Donbass auch.

Aber ihr habt auch Steine in den Weg gelegt bekommen, von den deutschen Behörden?

Ja, das erste Mal 2018. Da wurden das Konto gesperrt und Zahlungen blockiert. Da ging es um die Bezahlung eines Transports nach Donezk über Weißrussland. Dann ging es beim zweiten Mal um die Versorgung von Flüchtlingen aus Syrien, im Irak. Dann haben wir fünf Atemgeräte in ein Krankenhaus nach Damaskus gebracht. Aber das galt als pro Assad. Also wurde von vornherein blockiert. Die falschen Menschen, die falsche Region. Nicht wie die Bundesregierung, die mal eben an einem Tag 40 Millionen nach Homs und Aleppo zur Opposition schickte. Bei uns ging es um 1.500 Euro, kleine Beträge, um Medikamente zu kaufen, an der syrisch-irakischen Grenze zum Beispiel.

Ihr habt dann also nicht nur Hilfe im Donbass geleistet?

Nein, auch auf den Flüchtlingsrouten. Bulgarien, diese Flüchtlingsroute der Syrer, haben wir komplett abgedeckt. Da haben wir uns auch Partner gesucht, mit denen wir das gemacht haben.

Angefangen haben wir meistens über Leute, die in der DDR studiert hatten. Jemen war ein Land, das die DDR sehr unterstützt hat. Syrien, Irak, das waren für die DDR wichtige Länder, an die Hilfe ging, dann Kuba, seit 60 Jahren unter Sanktionen, dort haben wir natürlich auch geholfen. Alles natürlich Länder, in denen in irgendeiner Form die Bundesrepublik ihre schmutzigen Hände drin hat.

Wir haben spontane Hilfe geleistet für Erdbebenopfer in der Türkei, in Peru, in Nepal.

Das ist ja eine ganze Menge Holz, wo ihr doch schon im Donbass so viel gemacht habt.

Was den Donbass angeht, versorgen wir über 800 Projekte. Das hört sich immer so riesig an, aber wenn wir beispielsweise ein Dorf versorgen, dann ist das ein Projekt, bis die Versorgung dann beendet ist. Das fängt an mit einem Antrag, einer Kostenaufstellung und einem Volontär.


Friedenscamp 2016Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe e.V.
Ein Projekt ist also eine Art Buchhaltungsposten?

Ja. Wir hatten in der Höchstzeit bis zu 17 Volontäre, also ehrenamtliche Helfer. Mit denen haben wir ordentliche Verträge gemacht, es gab Aufwandsentschädigungen, Kosten für Sprit, das muss ja alles finanziert werden.

Das lief dann immer mit konkreten Personen in der Administration, Sozialministerium, Bildungsministerium, Bürgermeister... Die sagten, was gebraucht wurde, und dann wurde abgerechnet, wie sich das gehört, und dann war das Projekt beendet.

Aber ihr habt viele unterschiedliche Dinge gemacht in diesen Projekten...

Wir haben Fenster eingebaut, Dächer repariert, Spielplätze gebaut, Sportplätze, Fußballmannschaften ausgestattet und Reisen organisiert, damit sie aus dem Kriegsgebiet rauskommen und einfach mal frei draußen trainieren können.

Das war übrigens auch eine Situation, Gorlowka 2016, bei einem Fußballturnier. Da war ich selbst vor Ort, das war auch so ein Projekt. Dann kam der Pfiff, alle sofort den Platz verlassen und in den Schutzkeller, Raketen fliegen.

Du erzählst von Malwettbewerben, Fußballturnier... Ich weiß, ihr habt auch Musikinstrumente finanziert. Das fällt einem ja alles nicht sofort ein, wenn man an humanitäre Hilfe denkt...

Wir hatten sehr viele Projekte mit dem Kulturhaus in Gorlowka und der Musikschule Nr. 1. Weil das wichtig ist, oder? Kunst, Kultur. Unsere Volontäre haben immer gesagt, die humanitäre Hilfe ist wichtig, aber auch die geistige Speise ist sehr wichtig in dieser Zeit.

Ja, das ist mir auch aufgefallen, als ich damals in Donezk war. Die Oper hat dort beispielsweise die ganze Zeit, auch im Sommer 2014, weitergespielt, nur nachmittags statt abends, damit die Leute trotz Ausgangssperre kommen konnten.

So ähnlich war das im Kulturhaus. Damit die Kinder malen können und soziale Kontakte und Austausch haben. Gorlowka ist ja wie unsere zweite Heimat geworden, über die Jahre sind Beziehungen entstanden. Und man hat natürlich mitgefühlt, als ob man direkt vor Ort ist.

Saizewo war die zweite Stadt, mit der wir sehr eng verbunden waren. Und dort haben wir auch später Projekte gemacht, wie Saatgut liefern oder Küken. Wir haben Computer und Laptops geliefert, einen Sportplatz gebaut, damit sie Volleyball spielen können, das war schon 2018, 2019, wo man fast schon wieder in Richtung Wiederaufbau gegangen ist.

Bei Sport und Kultur, da ging es viel um die Kinder, oder? Sich um die Kinder zu kümmern?

Wir haben 2016, 2017 bis zum Januar 2018 über 4.300 Kindern ermöglicht, das Kriegsgebiet zu verlassen. Einfach, dass sie aus dem Beschussgebiet, aus den Kellern herauskommen und sich erst mal erholen können. Das Kürzeste waren drei Monate, aber manche konnten über zwei Jahre bleiben.

Ah, das ist dann wieder so ein Fall von "entführten Kindern" für die deutsche Presse?

Das geht nicht ohne Zustimmung der Eltern, der zuständigen Behörden. Wir haben insgesamt drei ehemalige Pionierlager in Rostow betrieben, also wir haben das finanziert, von den Stromkosten über die Versorgung. Das war ein wirklich schwieriger Prozess, weil damals an der russischen Grenze das mit der Aufsichtspflicht beglaubigt werden musste. Wenn möglich sind die Mütter mitgekommen, manchmal gab es dann Großeltern oder Nachbarn.

Ich kann mich an Situationen erinnern, wo uns Eltern angefleht haben, dass wir bitte auch ihr Kind mitnehmen, und wir gesagt haben, das entscheiden andere, und natürlich mussten wir auch aufs Budget gucken. Wir haben damals, also nur pro Camp, um die 6 Millionen Rubel an Kosten gehabt. Dann gab es Zuschüsse, das hat dann alles wieder erleichtert. Rostow hat dafür gesorgt, dass die Kinder beschult werden, ganz wichtig.

War das zu merken, dass die Kinder unter dem Krieg gelitten hatten?

Da gab es mehrere Situationen, die mir in Erinnerung bleiben, als diese Zivilflugzeuge drübergeflogen sind, und die Kinder waren verschwunden.

Wo sind die Kinder hin?

Die lagen unter dem Bett, hinter Schränken, haben sich versteckt. Das war für sie ein Angriff. Das wurde auch, muss man zugeben, wirklich trainiert, in den Kindergärten, in den Schulen, wenn ein Angriff kommt, auf die Erde legen. Genau das haben sie getan.

So eine Reaktion auf Geräusche kenne ich. Bei meiner Mutter habe ich das mal gesehen, die ist richtig zusammengezuckt, wenn ein Flugzeug tief angeflogen kam, noch fünfzig Jahre später...


Malwettbewerb, 2016Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe e.V.
Das war, finde ich, mit eines der schönsten Projekte überhaupt. Wir haben ganz bewusst Malwettbewerbe organisiert, um die Entwicklung dieser Kinder nachvollziehen zu können, was passiert in der Zeit. Am Anfang war viel Schwarz-Weiß, überall blutig, also es war nur Krieg, Tod, Blut. Und dann die Bilder zum Schluss... Wir haben ja die Ausstellungen durchgeführt, in Gorlowka, Donezk, in Deutschland, um das zu zeigen... Da erschienen die ersten Friedenstauben, Sonnenblumen, "Mir" stand da, Frieden, das berührt natürlich.

Da hatten wir auch Projekte mit dem Sprachinstitut in Gorlowka, dem haben wir Projektoren, Drucker, was halt gebraucht wurde, geliefert, und die haben die Betreuung der Kinder übernommen.

Jetzt werden wir ein Projekt durchführen und einige dieser Kinder aufsuchen und mit ihnen Reportagen machen über die Zeit damals, was es ihnen gebracht hat, ob es ihnen geholfen hat, und was heute aus ihnen geworden ist. Ob sie sich entführt fühlen.

Aber es gab sicher auch schmerzhafte Momente in all diesen Jahren...

Da gab es damals sehr große Probleme mit der Medikamentenversorgung. Ein Hauptproblem war Insulin...

Das hatte ich gelesen, schon im März 2014 kursierte, dass Kiew in den Donbass kein Insulin mehr liefern lässt...

Ja, genau das, und das kann man ja schon Richtung Völkermord sehen, bewusst Menschen die Hilfe zu verwehren. So wie ja auch Renten eingestellt wurden.

Es gab einen Hilferuf durch Bekanntschaften, aus einem Ort bei Gorlowka, Nikitowka, dass ein Mann dort ganz dringend Hilfe braucht, kein Insulin hat. Und dann haben wir es echt aus Rostow irgendwie geschafft, dieses Insulin zu organisieren, und es ist uns auch gelungen, aber wir sind leider zu spät gekommen. Der Mann ist in meinen Armen gestorben.

Und das Einzige, was wir dann tun konnten, haben wir auch gemacht, wir haben die Beerdigung gezahlt und den Grabstein, um die Familie zu entlasten. Das ist das, was wir noch tun konnten. Aber das ist so ein Moment.

Oder in Saizewo. Wir sind im April gefahren, und im Oktober haben wir uns die Ergebnisse angeguckt. Wir hatten Saatgut geliefert, die Leute haben eingeweckt, und wir haben auch dafür Materialien zur Verfügung gestellt, Gläser, damit die Leute über den Winter kommen. Und haben nachgesehen, was aus den Küken geworden ist.


Saatgutverteilung, Lugansk, 2018Friedensbrücke-Kriegsopferhilfe e.V.
Da gab es eine Familie. Der Vater war an der Front, die Mutter war, glaube ich, Krankenschwester. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher. Und die Großmutter hat auf die Kinder aufgepasst.

Und sie sind in den Garten gegangen, es war einen Tag vor unserer Ankunft, um nach der Ernte zu schauen, und sie sind auf eine Mine getreten. Diese sogenannten Antipersonenminen, die sie ja immer so nett abschmeißen, die ja inzwischen verschiedene Formen und Gestalten angenommen haben…

Wie die Schmetterlingsminen.

Schmetterlingsminen, dann gab es Taschenlampen, die sind in verschiedenen Formen, bis hin zu Kuscheltieren, ja. Zur gleichen Zeit ist in Donezk auch ein Junge auf eine Mine getreten und ihm wurden Arme und Beine abgerissen.

Also so ist das, wenn man die Menschen kennt, wenn man sie kannte, und dann passiert es, wenn man in einen Garten geht, um zu ernten.

Diese ukrainischen Verbrechen, die in dem Moment besonders sichtbar werden. Ja, es ist Krieg, Beschuss, ja, aber so? Auch eine Volontärin von uns wurde in den Rücken geschossen, bei der humanitären Hilfe...

Das sind so diese Momente, wo das dann alles so super real ist.

Wenn du an dich zurückdenkst, vor zehn Jahren, als ihr beschlossen habt, diese Hilfe zu machen, und dich heute siehst, wie hat dich das verändert? Hat es dir etwas gegeben, etwas genommen?

Ich muss dazu sagen, ich habe keinen einzigen Moment bereut. Ich würde es wahrscheinlich genau so wieder tun. Aber das war eine bewusste Entscheidung damals. Der Faschismus hat sein Haupt erhoben, er ist zurück. Wir wussten auch, wohin das führen könnte.

Mein Privatleben hat es natürlich verändert, aus der Bahn geworfen. Dass ich heute hier in Russland bin ‒ wir wussten, was kommen kann, aber in dem Moment, wo es passiert, versetzt es doch in eine Art Schockzustand. Weil man zu dem Moment gar nicht damit gerechnet hat. Es gibt ja keinen passenden Moment, wo sowas passiert.

Ich meine, wie empfindest du es für dich, die Erinnerungen, die Erfahrungen?

Es ist eine Bereicherung, aber es macht auch Angst. Dieses viele Wissen, was man hat, diese vielen Eindrücke, Erlebnisse, was bedeutet Krieg. Nun, man wird ja zum Feind erklärt, also mit dem Wissen und den Gedanken.

Wenn du jetzt schaust, du hast immerhin zehn Jahre deines Lebens zum großen Teil in diese Arbeit gesteckt...

Das Ziel war immer, ich möchte, dass meine Kinder und Enkelkinder in Frieden aufwachsen. Und hier ist Krieg vor unserer Haustür und wir wissen, wer ihn angezettelt hat.

Ich bin mit Humanismus aufgewachsen, Humanismus war in der DDR der Grundstein für alles. Wir lassen die Unseren nicht im Stich und gucken, dass es in der Gesellschaft allen gut geht. Für mich war es in erster Linie eine Verantwortung. Weil es so wenige interessiert hat, weil es nicht in den Medien war, weil es unseren Frieden gefährdet. Ich habe in meinem Leben schon immer Verantwortung übernommen.

Und wir wissen ja heute, gerade in dieser Gesellschaft, dass die Wenigsten Verantwortung übernehmen wollen, weil man es ihnen abtrainiert hat.

Gibt es nicht auch einen Grund für eine gewisse Zufriedenheit?

Nein, dafür bin ich der falsche Mensch, sag mal, das weißt du ganz genau, ich bin nie zufrieden.

Und trotzdem... Wenn du dir jetzt vorstellst, du hättest die vergangenen zehn Jahre ohne all diese Erfahrungen gelebt, in einem ruhigen, beschaulichen, bürgerlichen Leben...

Wäre möglich gewesen, ja.

Würdest du zumindest eingestehen, dass du nach diesen zehn Jahren, so, wie sie verlaufen sind, ein innerlich reicherer Mensch bist?

Auf allen Ebenen.

Ich danke für das Gespräch.

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de.rt.com/inland/248456-zehn-j…

Karikaturist und Zaren-Liebling: Einmalige Schau des Malers Karl Brjullow in der Tretjakow-Galerie


Sobald man die Schwelle der Ausstellungshallen der Neuen Tretjakow-Galerie am Krimwall (Krymskij Wal) in Moskau überschreitet, ist man von Dunkelheit umgeben. Schwarz, dicht ‒ und es ist klar, dass man sich im Universum befindet. Es ist das Universum von Karl Brjullow, dem legendären russischen Maler, dessen Gemälde von Walter Scott und dem russischen Zaren Nikolaus I. bewundert wurden.

Die zum 225. Geburtstag des Künstlers konzipierte Ausstellung "Karl Brjullow. Rom ‒ Moskau ‒ Sankt Petersburg" verspricht, eines der beliebtesten Museumsprojekte des Jahres zu werden. Zuerst fand diese Ausstellung im Russischen Museum in Sankt Petersburg statt und wurde zur erfolgreichsten Schau in der Geschichte des Museums mit 477.000 Besuchern und zur meistbesuchten Ausstellung Russlands in den letzten fünf Jahren. Nun ist sie nach Moskau gekommen, in die Tretjakow-Galerie. Und sie ist wirklich grandios ‒ von den ausgestellten Werken bis hin zum Aufbau. Die Zeitung The Art Newspaper schreibt:

"Die Architektur der Ausstellung ist absichtlich überwältigend [...] Um die ganze Aufmerksamkeit auf den Reichtum seiner Farben zu lenken, sind die Gemälde in einer alles verschlingenden Dunkelheit platziert, die sie wie in einem bodenlosen Kosmos hängen lässt. Nur einige symbolische, verschiedenfarbige Teppichwege [die jeweils einer anderen Lebensperiode des Künstlers entsprechen ‒ Rom, Moskau, Sankt Petersburg] erden den Betrachter ein wenig. Diese ganz in Schwarz gehaltene visuelle Lösung erweist sich als eine große Wohltat für den Besucher, dessen Blick sich sonst schnell an den Exzessen von Brjullow, diesem 'russischen Italiener', sattsehen könnte."


Aus der Dunkelheit tauchen die virtuosen Porträts auf, die Brjullow so gern malte ‒ und es scheint, als würde in den dunklen Museumssälen plötzlich eine ganze Epoche lebendig werden. Die Epoche der russischen Romantik, deren hellster Vertreter Karl Brjullow war. Für die Ausstellung wurden 170 Werke aus ganz Russland und aus Armenien zusammengetragen ‒ aus regionalen Museen, großen Sammlungen und aus Privatbesitz. Das Ergebnis ist sehr aussagekräftig.

"Karl Brjullow ist ein ganzes Universum", betont auch die Kunsthistorikerin Jewgenia Gerschkowitsch in einem Kommentar für das Portal RBK. Und genau das wird in dieser Ausstellung spürbar, die Brjullows Werk in all seinen Facetten zeigt – von seinen ätzenden Karikaturen auf Zeitgenossen bis zur monumentalen Leinwand "Der letzte Tag von Pompeji", von den Gemälden, die Zar Nikolaus I. bewunderte, bis zur Ausmalung der Isaakskathedrale, die er in dem Bestreben schuf, ein "russischer Michelangelo" zu werden. Daran scheiterte er: Durch Zugluft auf der Baustelle der Kathedrale und schwierige Arbeitsbedingungen wurde er unheilbar krank. Er begab sich nach Italien ‒ wie sich herausstellte ‒ auf seine letzte Reise. Jewgenia Gerschkowitsch erklärt:

"Nachdem er ein in jeder Hinsicht großartiges Porträt seines Freundes und langjährigen Bekannten, des Professors für Archäologie Michelangelo Lanci, vollendet hatte, starb Karl Brjullow im gesegneten, von ihm so geliebten Italien, im Ort Manziana bei Rom. Die in seinem letzten Lebensjahr entstandenen Werke des Meisters sprechen von der Geburt eines neuen Brjullow. Jede Minute, sobald die Krankheit losgelassen hatte, wanderte er am Meeresufer entlang und zeichnete nach der Natur. Es war ein völlig anderer Blick des Künstlers, dem die Fesseln abzufallen schienen, eines Künstlers, der die Welt ohne die für ihn erfundenen Schönheitsformeln sah, der erkannte, dass es endlich möglich war, frei zu schaffen. Und das ist es, was die Ausstellung in der Tretjakow-Galerie, die den Weg des komplizierten Schicksals von Brjullow erforscht, uns spüren lässt."


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📰 Ukraine approves Termit ground drone for battlefield deployment

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📰 Love, sex, survival — Ukrainian author on how war shapes intimacy in Ukraine

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SPIEF 2025: Teilnehmer unterzeichnen Verträge im Wert von 70 Milliarden Euro


Obwohl führende westliche Politiker und Unternehmer seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs einen großen Bogen um das Internationale Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg (SPIEF) machen, hat der seit dem Jahr 1997 jährlich organisierte Veranstaltung dennoch Tausende von Gästen aus der ganzen Welt versammelt. Nach Angaben des Organisationskomitees war auch das inzwischen 28. Forum ein ziemlicher Erfolg.

Am letzten SPIEF-Tag zog Anton Kobjakow, Sekretär des Organisationskomitees und Präsidentenberater, eine Bilanz des Geschäftsforums, das vom 18. bis zum 21. Juni stattfand. Demnach waren Delegationen aus 144 Staaten mit von der Partie. Die Teilnehmer unterzeichneten dabei 1.060 Abkommen im Gesamtwert von 6,3 Billionen Rubel oder 70 Milliarden Euro. Kobjakow präzisierte dabei:

"Selbstverständlich ist die Rede nur davon, was kein Geschäftsgeheimnis darstellt."


Die Stimmung auf dem diesjährigen Forum bezeichnete der SPIEF-Sekretär als optimistisch. Dabei zeigte sich Kobjakow sicher, dass solche Foren dazu beitragen könnten, die Beziehungen in der Wirtschaft und in der internationalen Arena neu zu starten. Das Motto lautete "Gemeinsame Werte als Wachstumsgrundlage in der multipolaren Welt". Als Ehrengast des Forums fungiertet das Königreich Bahrain. Nächstes Jahr werde es Saudi-Arabien sein, kündigte Kobjakow an.

Die Veranstaltung umfasste mehr als 350 Events, darunter 24 Geschäftsrunden. Es gab auch Treffen in 18 Sportarten. Dem Musikkontert "Petersburger Saisons", bei dem Musiker aus Russland und Italien ihre Kunst zum Besten gaben, wohnten mehr als 60.000 Zuhörer bei.

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112 Millionen ermordete Bauern? Man muss nicht jedes Märchen glauben


Von Anton Gentzen

Ständige Leser haben es schon bemerkt: Als Russlands Auslandssender versucht RT DE im Rahmen rechtlicher Schranken die Meinungspalette des Landes so lückenlos wie möglich abzubilden. Artikel des Erzkonservativen Alexander Dugin werden für das Publikum in Deutschland, Liechtenstein, Österreich und der Schweiz ebenso übersetzt wie solche des Lenin-Apologeten Sachar Prilepin. Wie auch Meinungen und Analysen anderer Autoren in hunderten Schattierungen des politischen und philosophischen Denkens dazwischen.

Der deutsche Medienkonsument ist das spätestens seit Merkels zweiter Kanzlerschaft nicht mehr gewohnt: Bei allen kriegsbedingten Einschränkungen ist die Medien- und Meinungsvielfalt in Russland immer noch um ein Vielfaches breiter und bunter als im "besten Deutschland aller Zeiten", wo in allen großen Medien, dem sogenannten Mainstream, immer nur eine Meinung geduldet wird, und zwar bis in vorgegebene Formulierungen hinein.

Und so haben große Massen deutscher Leser und Zuschauer auch die für den Umgang mit solch einer Meinungsvielfalt erforderlichen Abstraktionsfähigkeiten längst eingebüßt: 70, 75 Prozent der Deutschen und Österreicher gilt das, was in der Zeitung steht und in den "öffentlich-rechtlichen" Abendnachrichten verkündet wird, als absolute Wahrheit und "der Weisheit letzter Schluss". Ist nicht so, meinen Sie? Woher kamen und kommen sonst die Wellen der Hysterie rund um die "Gefahr von rechts", "die asozialen Impfverweigerer" und "den Vernichtungskriege führenden Russen"?

Der RT-Leser ist anders, er ist die Ausnahme. Er ist ja hier, weil er bewusst nach Alternativen sucht und selbst vergleichen und denken will. Aber wie steht es um den Nachbarn und die Nachbarin, den Kollegen auf Arbeit, den linken, grünen, christlichen, liberalen "Parteiarbeiter" nebenan?

Da ist es schon ein gewagtes Experiment, kommentarlos einen geschichtsfälschenden Artikel eines marginalen russischen Monarchisten auf das deutsche Publikum loszulassen, wie das am Montag in deutscher Übersetzung veröffentlichte Machwerk mit dem Titel "Banker ergreifen die Macht: So werden Revolutionen vollzogen". Der Autor, Wladimir Moschegow, er bezeichnet sich als Politologe und Amerikanist, publiziert hauptberuflich beim reaktionär-monarchistischen TV-Sender Zargrad (übersetzt: Zarenstadt) des Oligarchen Konstantin Malofejew.

Letzterer hat es sich zum persönlichen Anliegen gemacht, den sowjetischen Teil der Landesgeschichte mit möglichst viel Dreck zu überschütten und die Zustände im feudal-zaristischen Russland vor 1917 zu glorifizieren.

Da es nun mal eine historische Tatsache ist, dass der russische Zarismus (anders als etwa die Monarchien in England und Preußen) das ihm anvertraute Land im Laufe des 19. Jahrhunderts in einen mit einem "Weiter so" nicht mehr aufholbaren Rückstand zu anderen europäischen Mächten und – wie sich später zeigen sollte – den USA geführt und letztlich vor die Wand gefahren hat und es die Bolschewiki waren, die den Rückstand (wenn auch zu einem hohen Preis) in rekordverdächtig kurzer Zeit aufholten, haben Malofejew und sein bezahltes Personal nur das Mittel plumper Geschichtsfälschung und Geschichtsverdrehung zur Hand.

Wie auch im antisowjetischen Diskurs im Westen, werden die Opferzahlen um ein Vielfaches übertrieben. Wie dort geht es nicht darum zu verstehen, warum es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist, sondern die geschichtlichen Ereignisse werden ausschließlich dem bösen Willen einer finsteren Macht zugeordnet. Das allein scheint aber angesichts der Besinnung der Mehrheit der Russen auf einen ganzheitlichen Blick auf ihre Geschichte nicht zu reichen, um dem Volk die ersehnte Rückkehr zu überwundenen Verhältnissen einer reaktionären Standesgesellschaft schmackhaft zu machen. Und so greift man auch zu plumpen Lügen und Fälschungen, wenn etwa nachweislich natürlichen Todes gestorbene Geistliche und sogar ein von Kriminellen im unabhängigen Lettland der Zwischenkriegszeit ermordeter orthodoxer Bischof zu den "Opfern der gottlosen Bolschewiki" gezählt werden.

Und das sind noch die geschickteren Manipulationen der "Zargrader": Um sie aufzudecken, muss man aktiv werden und die langen Namenslisten, mit denen Zargrad-Propagandisten den Leser und Betrachter emotional zu überwältigen suchen, Name für Name durchgehen und die hinter den Namen stehenden Lebenswege und Schicksale recherchieren und erkunden. Für wen sind aber die abstrusen Behauptungen von Moschegow gedacht, die RT DE ins Deutsche übersetzte und am Montag veröffentlichte? Diese hier:

"Die dritte Revolution dieser Art – und die grausamste von allen – wird später die Revolution in Russland sein. Auch sie wird mit der Hinrichtung der Zarenfamilie enden. Und diese Hinrichtung wird einen noch nie dagewesenen Terror auslösen, in dessen Verlauf zunächst die gesamte russische Aristokratie ausgerottet und anschließend auch die gesamte russische Bauernschaft eliminiert wird. In dieser Situation der Zerstörung jeglicher nationaler Identität befinden wir uns heute."

Die gesamte russische Bauernschaft haben die Bolschewiki "eliminiert"? Wirklich?

Die Einwohnerzahl Russlands in den Grenzen der Sowjetunion von 1922 bis 1939 wird für das Jahr 1917 auf 135 bis 140 Millionen geschätzt, die erste sowjetische Volkszählung von 1926 ergab einen Bevölkerungsstand von 147 Millionen. Von den 135 bis 140 Millionen des Jahres 1917 waren 83 Prozent, also rund 116 bis 122 Millionen, Bauern. Will Herr Moschegow uns tatsächlich weismachen, die Sowjetmacht habe 83 Prozent der Bevölkerung eliminiert? Zu solchen Phantasien hat sich nicht einmal die Belletristik des längst als Lügner entlarvten Solschenizyn versteigert.

Wer hat dann all die Jahre der Sowjetunion Getreide angebaut und Kühe gemolken? Wer fährt heute Rekordernten ein? Woher kamen die über 30 Millionen gesunden und kräftigen Männer her, die im Laufe des Zweiten Weltkriegs Dienst in der Roten Armee leisteten?

Wer läuft denn heute über die Straßen und Plätze kleiner und großer Städte Russlands? Die Russen wissen es: Es sind 100 Millionen Bauernkinder, Bauernenkel und Bauernurenkel. Sie selbst sind diese angeblich eliminierten Bauern, quicklebendig. Nur dass wie in jedem anderen industrialisierten Land ein großer Teil von ihnen in die Städte zog und sich bilden ließ, während ein kleinerer, so viel wie in der modernen Landwirtschaft nötig, in den Dörfern blieb. Ein normaler Gang des Fortschritts, den jedes europäische Land kennt, und den Malofejew und Moschegow Russland gern verweigert hätten und heute zurückdrehen wollen. Die Möchtegern-Blaublüter Russlands dürstet es nach Adelsprivilegien samt Leibeigener ...

Im Jahr 2021 lebten knapp 110 Millionen Russen (ohne den Donbass) in Städten, 37 Millionen – das sind knapp 26 Prozent – auf dem Land. In Deutschland sind es übrigens 23 Prozent, die auf dem Land leben. Beide Zahlen sind nicht Folgen eines Genozids an Bauern.

Nur unwesentlich anders verhält es sich mit der anderen absurden Behauptung Moschegows: Der gesamte russische Adel sei "ausgerottet" worden. Nun, da sich unter den zuletzt 1,9 Millionen formell Adligen Russlands nach 1917 besonders viele fanden, die die neuen Verhältnisse nicht akzeptieren wollten und für ihre Privilegien und Besitztümer zu den Waffen im Bürgerkrieg griffen, sind zweifellos aus diesem Stand anteilig viele darin gefallen. Weitaus mehr sind ausgewandert. Einige wurden unbestreitbar auch Opfer des "Roten Terrors", der selbst Antwort auf den "Weißen Terror" war. Wissenschaftlich fundierte Schätzungen jenseits weißgardistischer Horrorpropaganda schwanken zwischen 50.000 und 140.000 Erschossenen aus allen Ständen.

Doch es gibt auch die andere Seite: Lenin selbst entstammte dem Adel. Die Gebrüder Bontsch-Brujewitsch. In der Roten Armee dienten im Russischen Bürgerkrieg mit 62.000 mehr Adlige als in allen Formationen der "Weißen" zusammen. Wer die Adelspflicht, dem Volk und dem Land zu dienen, ernst nahm, landete bei den "Roten" und pfiff auf Titel und Privilegien. Der bekannteste Ex-Adlige der UdSSR schaffte es, im Laufe seines Lebens sowohl alle Versionen der Sowjethymne als auch die aktuelle Hymne Russlands zu dichten: Sergei Michalkow. Sein Sohn Nikita wurde von der Sowjetmacht als Schauspieler mit Prämien und Titeln umgarnt und nutzt seit 1992 sein überhyptes Talent als Regisseur zum Drehen lächerlicher antisowjetischer Schnulzen, in denen Hitlerfaschisten sympathischer daherkommen als jene "eliminierten" russischen Bauern in Sowjetuniform.

Tatsache ist: Nicht die Abstammung war der Sowjetmacht wichtig, sondern die individuelle Haltung. Wer die Waffen ergriff, um die Volksmacht zu bekämpfen, wurde bekämpft. Wer dem Volk diente, wurde honoriert. Der russische Adel wurde nicht "ausgerottet", sondern seiner Privilegien entledigt. Wie es sich gehört, denn anders als Malofejew es wünscht, soll niemand jemals wieder der "Gnade der Geburt" wegen über anderen stehen, niemand infolge des "Pechs der Geburt" der Fußabtreter sein.

Das ist der nationale Konsens in Russland – Malofejews, Moschegows und Konsorten sind dagegen nur Marginale. Und hier ist die nationale Identität der Russen, die ihnen die Zarenanbeter absprechen: Sie sind freie und gleichberechtigte Söhne und Töchter eines großartigen Landes, das erst Russland hieß, dann Sowjetunion und nun wieder Russland heißt.

Was die Revolutionsphobie der "Zargrader" angeht... Der Artikel Moschegows wurde nicht der Kritik an der Englischen Revolution von 1645 wegen geschrieben. Sie wäre auch lächerlich, wenn man bedenkt, in welche Höhen sie Britannien beförderte – zwei Jahrhunderte lang an der Spitze des Fortschritts und der Industrialisierung, des Erdballs größtes Reich. Geschrieben wurde er nur der zitierten Passage mit den drei Lügen wegen, ein weiterer Kübel Dreck auf die eigene Geschichte nach dem Motto "Vielleicht bleibt doch was stecken".

Und was geht uns Deutsche das an? Nun, Revolutionen verlaufen nicht immer ideal. Aber sie geschehen immer wieder und immer ungefragt, wenn sie unvermeidlich geworden sind. Wenn eine arrogante Herrscherkaste das Land in eine Sackgasse manövriert hat, sind sie der einzige Ausweg. Lasst euch durch die Horrormärchen bloß nicht verunsichern in München, Frankfurt und Berlin!

Mehr zum ThemaDas tragische Schicksal des russischen Volkes. Teil 1 Teil 2

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de.rt.com/meinung/248342-112-m…

US-Sondergesandter Kellogg besucht Weißrussland: 14 Oppositionelle wieder auf freiem Fuß


In Weißrussland sind am Samstag 14 oppositionelle Politiker und Blogger wieder auf freien Fuß gekommen. Auch Sergei Tichanowski, der Mann der im Exil lebenden Politikerin Swetlana Tichanowskaja, konnte das Gefängnis verlassen. Laut einem Medienbericht verließ er gleich danach das Land. Die frühere Herausforderin von President Alexander Lukaschenko bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 veröffentlichte in ihren sozialen Medien ein entsprechendes Video. Demnach umarmte sie ihren Mann bereits in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

My husband Siarhei is free! It’s hard to describe the joy in my heart.Thank you, 🇺🇸 @POTUS, @SPE_Kellogg, @JohnPCoale, DAS Christopher W. Smith, @StateDept & our 🇪🇺 allies, for all your efforts.We’re not done. 1150 political prisoners remain behind bars. All must be released. pic.twitter.com/MhngqBHFq3
— Sviatlana Tsikhanouskaya (@Tsihanouskaya) June 21, 2025

Auf der Plattform X schrieb Tichanowskaja, ihr Mann sei nun frei. Es falle ihr schwer, die Freude in ihrem Herzen zu beschreiben. Sie dankte dafür unter anderem US-Präsident Donald Trump, seinem Sondergesandten Keith Kellogg, dem State Department und den Verbündeten in der EU. Die Politikerin, die die Wahl im Jahr 2020 gewonnen haben will, warf der Regierung in Minsk vor, weitere 1.150 politische Gefangene hinter Gittern zu halten.

Kelloggs Assistent John Coale bestätigte ebenfalls auf der Plattform X die Befreiung 14 Oppositioneller. Dies sei dank der starken Führung von Präsident Trump geschehen. Er dankte zudem der litauischen Regierung für Zusammenarbeit und Unterstützung. Dieses baltische EU- und NATO-Land bleibe ein treuer Freund und Verbündeter.

Tichanowski war im Jahr 2019 dank seines YouTube-Kanals "Ein Land für das Leben" landesweit bekannt geworden. Dort kritisierte er die weißrussischen Behörden scharf. Im Jahr 2020 gab er seine Kandidatur für die Präsidentenwahlen bekannt. Die Wahlkommission lehnte seinen Antrag jedoch ab. Statt des Bloggers kandidierte seine Frau Swetlana. Ende Mai 2020 wurde Tichanowski bei einer Wahlveranstaltung für seine Frau festgenommen. Im Dezember 2021 verurteilte ein Gericht ihn wegen Organisation von Massenprotesten und Behinderung der Wahlen zu 18 Jahren Haft.

Die Freilassung Tichanowskis und weiterer 13 Oppositioneller fand vor dem Hintergrund eines Besuchs Kelloggs in der weißrussischen Hauptstadt Minsk statt. Dort traf sich der Sondergesandte des US-Präsidenten mit Lukaschenko. Wie das Präsidentenbüro in Minsk bekannt gab, sind bei der Zusammenkunft bilaterale und internationale Themen zur Sprache gekommen. Kellogg wurde zum ranghöchsten US-Vertreter, der Weißrussland seit Februar 2020 besuchte. Damals hatte der frühere US-Außenminister Mike Pompeo in Minsk geweilt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters betrachtet Kellogg seine Visite in Weißrussland als Möglichkeit, den Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland einen neuen Impuls zu verleihen.

Mehr zum Thema – Baerbock: Diktatoren haben Angst vor Frauen

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📰 Inside the Special Operations Forces of Ukraine

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#News #RussianInvasion #RussianWar #Ukraine

📰 Ukraine received at least 20 bodies of Russian soldiers in recent exchanges, Zelenskyy says

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#News #RussianInvasion #RussianWar #Ukraine

Iranische Behörden: Deutscher Spion gefasst


Die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Mehr berichtete am Freitag von der Verhaftung des Deutschen Marek Kaufmann durch die Islamische Revolutionsgarde. Er soll sich verbotenerweise in der Nähe von Militärstützpunkten und Nuklearanlagen aufgehalten und dort fotografiert haben. Die Festnahme fand in der Provinz Markazi im Nordwesten des Iran statt.

Ein Video von Mehr zeigt einen jungen rothaarigen Radfahrer, der Englisch mit deutschem Akzent spricht. Mehr berichtete, es handele sich bei Kaufmann um einen Deutschen jüdischen Glaubens. Welche Staatsangehörigkeit der junge Deutsche zusätzlich besitzen soll, wurde nicht klar.

Iran-Abenteuer eines 🇩🇪 Radfahrers? Ein junger Typ mit 🇩🇪 Akzent sagt, Smartwatch habe ihn auf einen Abstecher in das verbotene Gebiet geführt und er habe die Fotos einer iranischen Militäranlage nur einem Freund zugesandt. Iran hält ihn trotzdem für einen Spion. Wem glauben? pic.twitter.com/GZDCBFhZea
— Wlad Sankin (@wladsan) June 21, 2025

Während Kaufmann sich damit rechtfertigt, seine Smartwatch habe ihn auf einen Abstecher in das verbotene Gebiet geführt und er habe die unerlaubten Fotos lediglich einem Freund zugesandt, bezichtigen ihn iranische Offizielle, seine Befehle von "US-amerikanischen und jüdischen" Stellen erhalten zu haben. Seit Beginn der israelischen Militäroperation gegen den Iran wurden bereits mehrere Ausländer der Spionage für Israel beschuldigt und verhaftet.

Von deutschen Behörden wurde die Verhaftung eines deutschen Staatsangehörigen im Iran noch nicht bestätigt. Ob die iranische Spionagemeldung ernst zu nehmen ist oder nur ein Gegenstück zu den abenteuerlichen Spionagestorys deutscher Medien darstellt, muss sich erst noch erweisen.

Mehr zum Thema – Liveticker Iran/Israel-Krieg – 430 iranische Zivilisten bei israelischen Luftangriffen getötet


de.rt.com/der-nahe-osten/24857…

Zögerlichkeit lässt Polen ohne U-Boote zurück


Von Stanislaw Leschtschenko

Der Zustand der polnischen Flotte gibt den Verantwortlichen schon seit langem Anlass zu großer Sorge – lokale Experten sagen, dass sie sich "in einem Zustand teilweiser Verwesung" befindet. Eines der wenigen neuen Schiffe der polnischen Marine ist die bescheidene Patrouillen-Korvette Siazak, die am 28. November 2019 in Dienst gestellt wurde. Die Geschichte dieses Schiffes entwickelte sich zu einem skandalösen Langzeitbauprojekt, das sich über achtzehn Jahre hinzog. Zuvor war 2017 der Minensucher Kormoran das erste in Polen gebaute Schiff seit zwanzig Jahren, das von der Marine des Landes in Dienst gestellt wurde.

Außerdem verfügt Warschau über zwei alte Fregatten, die Kazimierz Puławski und die Tadeusz Kościuszko (vom US-amerikanischen Bautyp Oliver H. Perry, die noch in den 1970er Jahren gebaut wurden), das 39 Jahre alte Patrouillenschiff Kaszub sowie drei 33 Jahre alte Raketenboote Orkan, Perun und Grom. Darüber hinaus gehören zur polnischen Flotte kleine Landungsschiffe und Barkassen, Minensuchboote und Versorgungsschiffe – fast alle in einem sehr respektablen Alter. Polnische Militärseeleute scherzen traurig, dass sie gezwungen sind, auf "Schrott" zu fahren.

Die U-Boot-Flotte des Landes befindet sich in einem besonders beklagenswerten Zustand. Bis vor kurzem verfügte Polen über drei alte U-Boote. Aber zwei ehemalige norwegische U-Boote vom Typ Kobben, die noch in den 1960er Jahren gebaut worden waren, wurden verschrottet. Es bleibt nur noch ein U-Boot namens Orzel (Adler) übrig – ein ehemaliges sowjetisches U-Boot des Typs 877E Paltus, das seit 1986 im Dienst ist.

Im Jahr 2017 kam es auf diesem U-Boot zu einem Großbrand. Und im April 2021 berichteten polnische Medien, dass die Torpedowerfer der Orzel aufgrund ihrer langen Nichtbenutzung unbrauchbar geworden seien. Dieser "Adler" ist zu einer schwimmenden Witzfigur geworden – vor einem Jahr verkündete die polnische Marine mit großem Pathos, dass ihr einziges U-Boot wieder sicher tauchen könne. Obwohl die Fähigkeit zum Tauchen für U-Boote selbstverständlich sein sollte, ist dies im Fall der Orzel wirklich eine Meisterleistung – so schlecht ist ihr Zustand.

Polen versucht, seine Flotte durch Importe, vor allem von gebrauchten Schiffen, zu erneuern. Im Jahr 2020 wurde berichtet, dass die Verhandlungen über den Kauf der 1985 bis 1990 gebauten U-Boote Sodermanland und Ostergotland durch Warschau von Schweden in die Endphase eingetreten seien. Allerdings wurden beide zwischen 2000 und 2005 einer umfassenden Modernisierung unterzogen, bei der sie mit anaeroben Motoren ausgestattet wurden, die Dieselkraftstoff in Elektrizität umwandeln können, ohne dass Luft benötigt wird. Letztendlich gaben die Polen ihre Pläne auf – und beide betagten U-Boote blieben unter schwedischer Flagge.

Außerdem hat Warschau seit Jahren vor, bei einem ausländischen Hersteller drei nicht-nukleare U-Boote zu bestellen, die schon im Voraus den Namen Klasse Orka bekommen haben. Das entsprechende Programm wurde schon 2013 bis 2022 als einer der wichtigsten Punkte im Plan zur Modernisierung der polnischen Streitkräfte genannt. Ursprünglich plante das polnische Verteidigungsministerium den Kauf von drei bis vier U-Booten, wobei die Kosten des Programms auf zehn Milliarden Złoty (2,53 Milliarden US-Dollar) geschätzt wurden. Es wurde davon ausgegangen, dass Polen bereits bis 2022 neue U-Boote erhalten würde, die mit Langstrecken-Flugkörpern ausgerüstet sind.

Im Jahr 2023 wurde der polnischen Führung plötzlich klar, dass es nach wie vor keine neuen U-Boote in der Flotte gibt. Es folgten Erklärungen, dass dies unverzüglich korrigiert werde. Der damalige polnische Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak versprach im Jahr 2023:

"Das Orka-Programm ist eines der wichtigsten Modernisierungsprogramme der polnischen Streitkräfte. Unser Ziel ist der Erwerb von U-Booten zusammen mit der Übertragung der erforderlichen Technologien."

Ende 2024 erklärte Błaszczak Nachfolger Władysław Kosiniak-Kamysz, dass "wir alles tun werden, um 2025 einen Vertrag über moderne U-Boote zu unterzeichnen." Die Dringlichkeit einer Entscheidung in dieser Frage wurde von vielen polnischen Militärführern sowie von Präsident Andrzej Duda betont.

Vier Schiffbauunternehmen haben Warschau ihre Angebote für den Bau der U-Boote vorgelegt: die spanische Navantia, die französische Naval Group, die deutsche TKMS und die schwedische Saab Kockums. Unternehmen aus Südkorea und Italien haben ebenfalls Interesse an dem Auftrag bekundet.

Der Prozess ist jedoch im bürokratischen Sumpf versunken. Bis heute hat die Regierung von Premierminister Donald Tusk keine Zeit gefunden, sich mit dieser Frage zu befassen.

Kürzlich haben sich Seeleute, die früher auf dem U-Boot Sokol gedient haben (eines der norwegischen Kobben-U-Boote, das bereits 2018 außer Dienst gestellt und an das Marinemuseum in Gdynia übergeben wurde), mit einem gemeinsamen Brief an das Verteidigungsministerium gewandt. Sie schreiben, dass "angesichts der sich dynamisch verändernden Sicherheitslage in der Ostseeregion eine weitere Verzögerung der Entscheidung (über den Kauf von U-Booten) eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheitsinteressen des Staates darstellt."

Die ehemaligen Besatzungsmitglieder der Sokol forderten die polnische Regierung auf, "dringende und konkrete Maßnahmen zur Wiederherstellung der U-Boot-Streitkräfte der Marine zu ergreifen", da ihrer Meinung nach "die Zeit der Erklärungen vorbei ist – jetzt ist es an der Zeit, Entscheidungen zu treffen." Minister Kosiniak-Kamysz begann sich zu rechtfertigen: Er sagte, "derzeit weiche die Führung des Verteidigungsministeriums nicht von der Entscheidung ab" und "es gebe einen komplexen, mehrstufigen Prozess zur Auswahl eines Auftragnehmers für U-Boote."

Am 6. Juni teilte das polnische Verteidigungsministerium mit, dass es die vollständigen Unterlagen zum Projekt Orka vorbereitet habe – Anforderungen an die Ausrüstung und eine technisch-wirtschaftliche Begründung mit einer Analyse und Empfehlungen zu möglichen Angeboten ausländischer Firmen. Die polnische Presse, die auf diese "Errungenschaft" aufmerksam wurde, kam zu dem Schluss, dass das formelle Verfahren zur Beschaffung neuer U-Boote noch nicht einmal begonnen habe. Es gebe weder eine veröffentlichte Ausschreibung noch konkrete technische Anforderungen oder echte Verhandlungen mit potenziellen Lieferanten.

Wie die Politologin und Polonistin Kristina Ismagilowa bemerkt, sei es hoffnungslos, mit der Unterzeichnung des Vertrags in diesem Jahr zu rechnen. Sie bemerkt:

"Trotz ständiger Erklärungen über 'Transparenz', 'strategischen Ansatz' und 'mehrstufige Konsultationen' wurden keine konkreten Schritte zur Einleitung der Beschaffung unternommen. Alles beschränkt sich auf zwischenstaatliche Verhandlungen und Diskussionen auf Arbeitsgruppenebene."

Derselben Meinung ist auch die einflussreiche polnische Zeitung Rzeczpospolita. Dort heißt es, dass entgegen den Aussagen der Regierung die Chancen, dass Polen bis Ende des Jahres einen Vertrag über den Bau von U-Booten unterzeichnet, praktisch gleich null seien. Es gebe nicht einmal Garantien dafür, dass Warschau in diesem Jahr das Land auswählen wird, von dem es diese erwerben möchte. Darüber hinaus gebe es Befürchtungen, dass die Entscheidung für einen der Lieferanten dazu führen könnte, dass andere Bewerber diese Entscheidung vor Gericht anfechten – was den Prozess noch weiter in die Länge ziehen würde.

Rzeczpospolita bezeichnet das Orka-Programm als "einen der spektakulärsten Fehlschläge bei der Beschaffung von Ausrüstung für die polnischen Streitkräfte im 21. Jahrhundert". Die Zeitung spekuliert:

"Wie geht es weiter mit dem Kauf von drei U-Booten für die Marine im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar? Die Entscheidung liegt in den Händen der Politiker. Sie muss auf der Grundlage von Vorschlägen getroffen werden, die nicht nur die Parameter der Schiffe selbst, sondern auch die industrielle, militärische und vor allem die politisch-strategische Zusammenarbeit betreffen. Wahrscheinlich wird sie auf höchster Ebene, im Büro des Premierministers unter Beteiligung des Verteidigungsministeriums und des Außenministeriums, getroffen werden. Damit dies geschehen kann, müssen sich die Politiker mit dieser Frage auseinandersetzen. In den letzten Monaten haben sie dafür keine Zeit gefunden."

Aber auf jeden Fall wird das Angebot der schwedischen Firma Saab Kockums wohl abgelehnt werden. Diese Firma hat den Bau von zwei kleinen U-Booten vom Typ A26 für die schwedische Marine, die die Namen Blekinge und Skane erhielten, vermasselt. Saab Kockums baut sie schon seit 2015 (also seit zehn Jahren) und schafft es einfach nicht, sie fertigzustellen. Derzeit werden die Kosten für beide U-Boote auf fast das Doppelte des ursprünglichen Budgets geschätzt. Die Auslieferung des ersten U-Boots an die Marine könnte, wie man in Stockholm hofft, zumindest im Jahr 2027 erfolgen. Allerdings gibt es keine Garantie dafür, dass dies auch 2027 der Fall sein wird: Niemand schließt weitere Verzögerungen beim Abschluss des Baus und eine Erhöhung der Kosten für die U-Boote aus. Die Situation ist zu einer echten Blamage für das Unternehmen SAAB geworden, das einst dafür bekannt war, schnell und qualitativ hochwertig zu arbeiten.

Eine Zeit lang waren die polnischen Admirale der Meinung, dass der am besten geeignete Prototyp für das Orka-Projekt der A-26 sei. Angesichts der "Schnelligkeit", mit der die Schweden U-Boote für ihre eigene Marine bauen, werden sich die Polen jedoch offenbar für einen zügigeren Auftragnehmer entscheiden. Wenn sie denn ihre eigene Zögerlichkeit überwunden haben.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 16. Juni 2025 auf der Website der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

Stanislaw Leschtschenko ist Analyst bei der Zeitung "Wsgljad".

Mehr zum Thema - Die russische Marine steht vor radikalen Veränderungen


de.rt.com/europa/248078-zoeger…

APOD from 2025-06-21

Two Worlds, Two Analemmas

This image shows #Earth's figure-8 analemma from Dec 2011 to Dec 2012 and Mars' teardrop-shaped analemma from Jul 2006 to Jun 2008. Analemmas vary by a #planet's orbital eccentricity and axial tilt, with solstices at their extremes.

HD image at apod.nasa.gov/apod/ap250621.ht… #astronomy #mars

🎞️ Russian Air Defense System Failed to Shoot Down Ukrainian Long Range Drone #warinukraine #drone

🔗 youtube.com/shorts/jgz-hSIF7fE

#Explainer #News #Report #RussianWar #TV #Ukraine #Video

"Drecksarbeit": Hallervorden erstattet Strafanzeige gegen Merz


Gemeinsam mit 20 anderen Persönlichkeiten hat der Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden Strafanzeige gegen Bundeskanzler Friedrich Merz gestellt. Die Unterzeichner werfen Merz einen Verstoß gegen die Artikel 9, 25 und 26 des Grundgesetzes vor. Zu den Unterzeichnern zählen neben Hallervorden unter anderem auch der Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller, sowie deren Chefredakteur Jens Berger, der ehemalige Linken-Politiker Diether Dehm, der Journalist Patrik Baab sowie die BSW-Politiker Andrej Hunko und Michael von der Schulenburg.

Die Unterzeichner werfen Bundeskanzler Merz vor, mit seiner Aussage, Israel würde die "Drecksarbeit" erledigen, würde er das Führen eines Angriffskriegs gutheißen. Als Bundeskanzler habe er Vorbildfunktion. Schon aus diesem Grund müsse ihm rechtlich Einhalt geboten werden, argumentieren die Beschwerdeführer. Sie fordern die Generalbundesanwaltschaft sowie die Staatsanwaltschaft Berlin auf, ein Verfahren gegen Merz einzuleiten.

Merz stachele mit einer emotionalisierenden Sprache zu einem Angriffskrieg auf. Er verstoße zudem gegen das verfassungsrechtliche Gebot, zur Völkerverständigung beizutragen, und das im Grundgesetz verankerte Friedensgebot.

Merz begründete seine Aussage damit, dass Iran angeblich nach einer Atombombe strebt, was unter allen Umständen verhindert werden müsse. Diese Aussage übernahm Merz von Israel, dem Aggressor des Konflikts. Konkrete Beweise für die Behauptung, Iran stehe unmittelbar vor der Fertigstellung einer Atomwaffe und habe zudem die Absicht, damit Israel anzugreifen, gibt es nicht.

Zwar erlaubt das Völkerrecht präventive Militärschläge, um eine unmittelbare Bedrohung abzuwenden. Mit dieser Begründung war Russland auch am 24. Februar 2022 in den Krieg mit der Ukraine eingetreten. Ein Überfall auf die zuvor von Russland anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk stand unmittelbar bevor. Der Beschuss des Donbass durch die ukrainische Armee hatte zuvor ebenso zugenommen wie die Verstöße gegen die völkerrechtlich verbindliche Minsker Vereinbarung, wie aus Unterlagen der OSZE hervorgeht. Das ist beim Überfall Israels auf Iran nicht der Fall. Eine erkennbare Absicht Irans, Israel zeitnah anzugreifen, gab es nicht. Israel hat Iran somit völkerrechtswidrig angegriffen.

Die Unterzeichner der Strafanzeige weisen daher auch darauf hin, dass die Aussagen von Merz in eklatantem Widerspruch zum Völkerrecht stehen. Die UN-Charta verpflichtet die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen zur friedlichen Beilegung ihrer internationalen Streitigkeiten.

Deutschland lässt allerdings immer deutlicher erkennen, dass es sich nicht mehr an die friedenspolitischen Grundsätze des Völkerrechts gebunden fühlt. Merz will Deutschland wieder zur stärksten Militärmacht in Europa machen. Substanzielle diplomatische Initiativen zur Regulierung von Konflikten sind aus Deutschland nicht zu vernehmen. Deutschland unterstützt sowohl die Ukraine als auch Israel mit Waffenlieferungen. Aufgrund der Unterstützung Israels ist daher ein Verfahren vor dem Internationalen Gerichtshof wegen Beihilfe zum Völkermord gegen Deutschland anhängig. Die Ukraine begeht schwere Kriegsverbrechen und nutzt Terror als Mittel.

Mehr zum Thema"Drecksarbeit": Jubel für Völkerrechtsverbrechen und Merzschen Nazijargon


de.rt.com/inland/248551-drecks…

Heimat unter Druck: Frühes schwarzes Kino aus England, erstmals in Deutschland | Berliner Zeitung
Erst in der zweiten Generation wurde die schwarze Windrush-Community im britischen Kino sichtbar. Jahrzehnte später gibt es nun ein zartes Echo auch hierzulande. Black British Cinema in Berlin
berliner-zeitung.de/kultur-ver…

#berlin

📰 Putin declares ‘all of Ukraine is ours’ in latest blow to peace talks - and hints at nuclear threat

🔗 independent.co.uk/news/world/e…

#News #RussianInvasion #RussianWar #Ukraine

Podoljaka: Für Selenskij ist eine Niederlage im Informationskrieg schlimmer als Todesopfer


Für den ukrainischen Machthaber Wladimir Selenskij ist eine Niederlage im Informationskrieg schlimmer als der Verlust einer großen Anzahl von Menschen, meint Podoljaka. "Er wird natürlich mit aller Kraft um Sumy kämpfen wollen. Und unsere Armeeführung muss dies irgendwie für weitere Vorstöße nutzen."


de.rt.com/europa/248558-podolj…

📰 Russia 'afraid to admit' scale of losses, trying to hide by dumping soldiers' bodies on Ukraine, Zelensky says

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#News #RussianInvasion #RussianWar #Ukraine

📰 Russia recruits Central Asia migrants as 'cannon fodder' in Ukraine war, HUR says

🔗 kyivindependent.com/russia-rec…

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Italiens Verteidigungsminister Crosetto: "Die NATO hat keine Existenzberechtigung mehr"


Knapp sechs Jahre nachdem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die NATO für "hirntot" erklärt hatte, wiederholte Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto diesen Gedanken mit anderen Worten. Bei einer Rede an der Universität Padua sagte der Politiker am Freitag, dass sich die Welt stark verändert habe, während der Westen dies nicht bemerkt habe. Ihm zufolge hätten solche globalen Akteure wie die NATO, die EU und die UNO inzwischen ihre einstige Rolle eingebüßt.

"Seit zwei Jahren erkläre ich der NATO, dass die NATO keine Existenzberechtigung mehr hat. Denn früher befand sich das Zentrum der Welt im Atlantik. Jetzt ist das Zentrum der Welt die Welt selbst."


Crosetto präzisierte, dass einst die USA und Europa die Welt gewesen seien. Zwar seien die USA nach wie vor als Weltakteur relevant. Europa zähle heutzutage hingegen weniger. Dafür aber gebe es den Rest der Welt, zu dem man Beziehungen aufbauen müsse. Auch für die Vereinten Nationen fand der Minister keine tröstenden Worte, da der Multilateralismus seiner Meinung nach "tot" sei.

"Die UNO zählt in der Welt genauso viel wie Europa – nichts. Weniger als eine Nation."


Solange es keine einflussreichen multilateralen Organismen gebe, sei es unmöglich, die globale Sicherheit zu garantieren, betonte der Politiker.

Mit Blick auf die vielen laufenden Konflikte stellte Crosetto fest, dass weder die Konfliktparteien noch ihre Verbündeten zu Friedenslösungen beitragen könnten. Diese sollten von einer dritten, neutralen Partei ermöglicht werden. Vielleicht hätte Europa früher in der Welt etwas bedeuten können, wenn es eine politische Rolle ergriffen hätte. Dies sei aber nicht geschehen. Nun sei es zu spät.

"Wir sind von einer Welt, in der die Werte von Bedeutung waren, zu einer Welt übergegangen, in der wirtschaftliche Werte von Bedeutung sind. Wir sind von einer Ära der großen Demokratien und der großen sozialen Errungenschaften zu einer Ära der Großmächte übergegangen."


Momentan setze sich die einzelne Auffassung einer internationalen Ordnung gegen das allgemeine Völkerrecht durch. Dies zeige sich deutlich, wenn in einem Fall das Völkerrecht zur Anwendung komme, im anderen aber komplett ignoriert werde, resümierte Crosetto.

Mehr zum ThemaItalienischer Verteidigungsminister zeigt sich über Inkonsequenz westlicher Länder verwundert

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📰 At least 13 injured in Russian attacks on Ukraine over past day

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Deutschland, deine ewige Drecksarbeit


Von Wladislaw Sankin

"Worte sind wie Federn, die vom Wind fortgetragen werden: Sie sind nie wieder einzufangen!" Die russische Variante dieser Redewendung kennt in Russland jedes Kind – "Слово не воробей, вылетит не поймаешь". Friedrich Merz äußerte seinen inzwischen berühmt-berüchtigten Spruch äußerst medienwirksam und vor einer schönen kanadischen Bergkulisse. In Windeseile landete das Gesagte, in Dutzende Sprachen übersetzt, auf Millionen Bildschirmen weltweit.

Nun ist er in der Welt und fester Teil der diplomatischen Zeitgeschichte. So etwas vergisst man nie und sollte nicht vergessen werden, zumal es seit Freitag, als Merz für seine Äußerung angezeigt wurde, schon eine juristische Akte dazu gibt. Aber der Spruch war keine Erfindung von Merz, sondern Resultat der Zusammenarbeit zwischen seinem Amt und einem öffentlich-rechtlichen Sender. Wir geben den Dialog hier noch einmal in voller Länge wieder.

Die Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, Diane Zimmermann, sagte zu Beginn der dritten Minute des Gesprächs: "Ist es nicht verlockend, dass Israelis jetzt die Drecksarbeit machen für ein Regime, das viele in der Welt als ein großer Störfaktor wahrnehmen?

Bundeskanzler Merz: "Frau Zimmermann, ich bin Ihnen dankbar für den Begriff 'Drecksarbeit'. Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle. Wir sind von diesem Regime auch betroffen. Dieses Mullah-Regime hat Tod und Zerstörung über die Welt gebracht, mit Anschlägen, mit Mord und Totschlag. Mit Hisbollah, mit Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel, das wäre ohne das Regime in Teheran niemals möglich gewesen. Die Belieferung Russlands mit Drohnen aus Teheran. Ja, Drecksarbeit, die da Israel gemacht hat. Ich kann nur sagen, dass die israelische Armee den Mut dazu gehabt hat, die israelische Staatsführung, das zu machen, wir hätten sonst möglicherweise Monate und Jahre weiter Terror dieses Regimes gesehen und dann möglicherweise mit einer Atomwaffe in der Hand."

Lassen wir die Unterstellungen und unbelegten Vorwürfe des Kanzlers gegen Iran beiseite. Die Kernaussage hier lautet: Iran bedroht uns alle. Die Unterstellung einer von Iran ausgehenden Bedrohung macht die "Drecksarbeit"-Aussage aber argumentativ erst möglich – wie hart sie auch klingen mag.

Im vergangenen Jahr führte die Körber-Stiftung eine Studie durch, die "herausfand", dass 60 Prozent der Deutschen Iran als Bedrohung wahrnehmen. Als noch "bedrohlicher" wurde nur Russland mit 82 Prozent eingestuft. Warum das Umfrage-Institut die Befragten nur zwischen Russland, Iran und China wählen ließ, wurde in der Pressemitteilung der Stiftung nicht ausgeführt. Die Studie wurde zudem in den USA durchgeführt.

Wie und warum Iran deutsche und US-amerikanische Sicherheitsinteressen bedrohen sollte, erklärte die Stiftung nicht. Schließlich sind nicht die USA durch iranische Militärbasen umstellt, sondern umgekehrt. Das seit Jahrzehnten gepflegte Feindbild der verrückten religiösen Fanatiker, die nur Böses im Schilde haben gegen uns Demokraten, muss als Erklärung reichen. Die Iraner haben im Zuge der Islamischen Revolution 1979 die US-Marionette, den Schach Mohammad Reza Pahlavi, und die US-Amerikaner selbst aus ihrem Land hinausgeworfen. Diese fürchterliche "Todsünde" war Grund genug dafür, dass Iran seitdem in der Liste der sogenannten Schurkenstaaten stets Spitzenplätze belegt – solange kein rückwirkender Regime-Wechsel stattfindet.


Bebilderung der Umfrage-ErgebnisseKörber-Stiftung
Damit verkörperten die ZDF-Studioleiterin und der Bundeskanzler in der kanadischen Szenerie des Gesprächs nur zwei gleichdenkende Vertreter der deutschen politischen Oberschicht, die, solange der Propaganda-Begriff "Mullah-Regime" fällt, reflexartige Wutanfälle erleidet.

Dass der Begriff "Drecksarbeit" Nazijargon ist, ist hinreichend belegt. Ich zitiere an dieser Stelle daher nur einen der Vorwürfe gegen Friedrich Merz, der diesen wegen der Verwendung von Nazi-Vokabular verurteilt:

"Anfang 1942 hatte SS-Obersturmführer August Häfner die Massenerschießung von 34.000 jüdischen Menschen innerhalb von 48 Stunden in Babi Jar mit eben derselben zynischen Wortwahl als 'Drecksarbeit' gerechtfertigt."

In diesem Sinne kritisieren zahlreiche weitere Kommentare die Aussage des Bundeskanzlers.

Aber auch auf der Ebene der Argumente legt Merz das gleiche Denkmuster wie Adolf Hitler an den Tag, als er die Wehrmacht am 22. Juni die Sowjetunion überfallen ließ. Der faschistische Diktator behauptete damals, seit über zwei Jahrzehnten habe "die jüdisch-bolschewistische Machthaberschaft von Moskau aus versucht, nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa in Brand zu stecken. Nicht Deutschland hat seine nationalsozialistische Weltanschauung nach Russland getragen, sondern die jüdisch-bolschewistischen Machthaber in Moskau haben unentwegt versucht, unserem und den anderen europäischen Völkern ihre Herrschaft aufzuoktroyieren, und dies nicht nur geistig, sondern vor allem auch machtmäßig."

Die gesamte Rechtfertigungspropaganda operierte mit der angeblichen Bösartigkeit der jüdisch-bolschewistischen Machthaber und den ideologischen Gegensätzen. Das zentrale machtpolitische Ziel der deutschen Führung wurde dagegen natürlich nicht erwähnt. Dieses bestand in der Eroberung von "Lebensraum im Osten", seiner Ausbeutung und Germanisierung, also Besiedelung. Die "überflüssige" Bevölkerung von mindestens 30 Millionen Menschen musste mit unterschiedlichen Mitteln beseitigt werden. An der Front druckte sich dieses Programm in der einfachen Formel aus: "Der Russe muss sterben, damit wir leben."

Die Russen haben dafür gutes Gespür. @_FriedrichMerz hat sich entlarvt. Mit dem gleichen Argument zogen auch die dt. Faschisten in den Vernichtungskrieg gegen die Russen: Sie erledigten die Drecksarbeit für deutsche Siedler im Osten. #DrecksarbeitMerz. t.co/5HGFPNrToR pic.twitter.com/hIxTXuQ7hJ
— Wlad Sankin (@wladsan) June 17, 2025

Auch aus der Sicht eines Merz kann es nur eines von beiden geben: Entweder gibt es nur uns in der Welt, oder "die". Seine Hasstirade mit all ihren infamen Unterstellungen lässt die Zuhörer zu dem Schluss kommen: Eine Welt ohne dieses "Mullah-Regime" ist eine bessere Welt. Na also Israel, bombe ruhig weiter!

Drecksarbeit damals und heute. "Drecksarbeit & Gruppenzwang", Öl auf Leinwand, von Andreas Lehmeyer; chirurgisch genau ausgeführte "preventive" Tötung eines iranischen Wissenschaftlers und (vermutlich) seiner Frau in seinem Schlafzimmer in Teheran. pic.twitter.com/FyDsL3W9Bi
— Wlad Sankin (@wladsan) June 21, 2025

Und ja, richtig erkannt! Denn genauso redet auch Selenskij, der die Russen Bestien nennt und sich vor einem Bild des brennenden Kreml ablichten lässt. Er ist ein weiterer "Drecksarbeiter" von Merz, der an anderer Stelle zugibt, dass er mit dem "Ausbluten" Russlands rechnet. Natürlich mit dem alten Argument aus der Nazi-Zeit, russische Leben zählen für ihre Herrscher sowieso nicht. Man könnte durchaus meinen, dass Merz es nicht übel fände, wenn es weniger Russen auf dem Planeten gäbe. Ist doch gut für uns Deutsche, nicht wahr? Denn sonst würde sich die Frage stellen, warum ein direkter Nachfahre eines hochrangigen Hitler-Statthalters überhaupt darüber redet. Wäre es angesichts des deutschen Genozids an Russen 1941–1945 nicht angebrachter, lieber nicht darüber zu schweigen oder sich um einen Frieden mit Russland zu bemühen – mit Respekt und auf Augenhöhe, wie dies nur unter ebenbürtigen Partnern möglich ist?

Warum ist das so, warum kehrt das Konfrontations-Denken nach Deutschland zurück? Der Zweite Weltkrieg wurde in der Bundesrepublik nicht wirklich verstanden, meint der Historiker Prof. Wolfgang Wette (Jahrgang 1940). Ihn schmerzt der wieder angefachte Antirussismus der Deutschen zutiefst. Er spricht aus der Perspektive der Westdeutschen, und ich kann an dieser Stelle hinzufügen, dass die früheren DDR- und heutigen ostdeutschen Sichtweisen in der öffentlichen Wahrnehmung heute ohnehin nicht vorkommen.

Der nicht richtig verstandene Weltkrieg gebärt somit weitere Kriege. Dass Russland uns ernsthaft bedrohe, hören wir schon seit Jahrzehnten, spätestens seit der mahnenden Rede Putins in München im Jahr 2007. Inzwischen heißt es von Vertretern der Bundeswehr gar, Russland bedrohe uns "existenziell". Gleichzeitig schreiben Lokalblätter wie die NOZ, die Ostsee sei wegen Russland schon längst zum Kriegsschauplatz geworden. Am Freitag meldete die dts:

"Die neue Militärstrategie der Bundeswehr warnt in drastischen Worten vor der Gefahr durch Russland. In dem Grundsatzpapier, über das der 'Spiegel' berichtet, werden die russischen Streitkräfte als 'existenzielles Risiko' für Deutschland und Europa bezeichnet."


"Existenziell" – endlich ist auch dieses Wort gefallen. Das ist eine deutliche Zuspitzung. Denn "existenziell" heißt ja, die Russen wollen uns oder unseren Staat vernichten; so wie es Iran in Bezug auf Israel vorgeworfen wird. Die logische Schlussfolgerung daraus lautet, dass man mit Russland ebenso verfahren muss wie Israel mit Iran. In dieser Hinsicht erledigt derzeit die Ukraine noch die "Drecksarbeit" für uns; aber irgendwann müssen auch wir ran.

Der deutsche Bundeskanzler hat diese Woche mit Unterstützung der Systemmedien Tod und Mordschlag als ehrenwürdige Drecksarbeit gelobt. Auch hat er Irans Militärhilfe an Russland als einen der Gründe für den Krieg gegen Iran genannt. Damit hat er die Aussage eines russischen Militärexperten höchstpersönlich bestätigt, dass Deutschland sich zumindest mental und völlig freiwillig (denn dieser Kanzler wurde erst vor Kurzem von den Deutschen gewählt) in den Sommer 1941 zurückkatapultiert.

Mehr zum Thema - Machen unterschiedliche Geschichtsbilder Freundschaft mit Russland unmöglich?


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