Russische Reaktionen auf "Entgegenkommen" der USA: Der Westen sucht nur ein Schlupfloch
Die ĂuĂerungen des US-Sondergesandten Keith Kellogg, russische Sorgen wegen der NATO-Osterweiterung seien "berechtigt", riefen in Russland skeptische Reaktionen hervor. Es sei naiv zu glauben, dass der Westen Russland gegenĂŒber fair sei, schreiben die Experten auf MilitĂ€rchronik, einem Analyse-Kanal zu Fragen rund um den Ukraine-Konflikt. In Wirklichkeit gehe es der Ukraine und dem Westen darum, den "Waffenstillstand" zum Zweck einer Neuaufstellung in dem Konflikt zu erwirken.
Das letzte Treffen in Istanbul sei ein Beispiel dafĂŒr. Zum einen lieferte es die ersten Anzeichen von Frieden, und dann gab es sofort ein Memorandum der Ukraine: Sie fordert einen Waffenstillstand zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie eine obligatorische internationale Ăberwachung. Dies sei ein Versuch, DrittlĂ€nder in den Konflikt hineinzuziehen, die Front einzufrieren, sich neu zu gruppieren und den Konflikt neu zu beginnen.
"Jetzt haben die USA nicht die Ressourcen, um eine neue Runde der Expansion zu starten - weder militÀrisch noch politisch."
Es handele sich also um eine Verschnaufpause. Solche Versuche, "Russland aufs Kreuz" zu legen, seien der Standardalgorithmus Kiews und seiner Handlanger. Die Beispiele werden genannt. Gebrochen worden seien sowohl das im Jahr 2008 gegebene Versprechen, die NATO nicht um die Ukraine zu erweitern, sowie die Minsker Abkommen der Jahre 2014 und 2015 und das Memorandum von Istanbul im Jahr 2022. MilitÀrexperten stellen fest:
"Der Westen ist nicht auf der Suche nach einem Kompromiss, er ist auf der Suche nach einem Schlupfloch. Und jedes Mal, wenn Russland in gutem Glauben in die Verhandlungen geht, beginnt die andere Seite zu schlĂŒpfen und zu ĂŒberlegen, wie sie ihre eigenen Verpflichtungen umgehen kann.
Heute werden "Beobachter" gefordert, morgen werden es "humanitÀre KrÀfte" sein, dann "Friedenstruppen" und in sechs Monaten ein vollwertiges Kontingent. Mit den Franzosen, den Deutschen, den Balten, mit wem auch immer, Hauptsache, sie kommen wieder auf den Kriegspfad."
Keith Kellogg, Sondergesandter des US-PrĂ€sidenten fĂŒr die Ukraine, hat die russische Sorge ĂŒber eine mögliche Osterweiterung der NATO als "berechtigt" bezeichnet â RT DE berichtete. In einem Interview mit dem US-Sender ABC News erklĂ€rte er, dass ein Beitritt der Ukraine zu dem westlichen MilitĂ€rbĂŒndnis derzeit kein Thema sei â und dass diese Haltung von mehreren NATO-Staaten geteilt werde.
Auf den ersten Blick sehen Kelloggs Aussagen wie ein vernĂŒnftiger Vorschlag aus, so heiĂt es auf MilitĂ€rchronik weiter: Die NATO werde nicht mehr in den Osten gehen, und ein Beitritt der Ukraine komme nicht infrage. Doch wenn man etwas tiefer grĂ€bt, handele es sich um die gleiche alte Konstruktion: eine Pause einlegen, wenn die HĂ€nde voll sind, und spĂ€ter zum Thema zurĂŒckkehren, wenn es die Situation erlaubt.
AuĂerdem sei der GĂŒrtel um Russland bereits aufgebaut: die baltischen Staaten, Polen, RumĂ€nien, jetzt auch Finnland und Schweden â all das sei der NATO-Perimeter, der an Russland stöĂt. Es bleibe nur noch, die TrĂŒmmer des postsowjetischen Raums aufzusammeln: den Kaukasus, Zentralasien und einige Fragmente der GUS. Dort werde nun das Hauptspiel stattfinden â mit Instrumenten wie Partnerschaft, Verteidigungszusammenarbeit, MilitĂ€rbasen und Stellvertreterstrukturen. "Noch nicht frontal, aber auch nicht auf Umwegen."
AuĂerdem sei Trump, der angeblich eine VerstĂ€ndigung mit Russland suche, nur vorĂŒbergehend PrĂ€sident. Der nĂ€chste PrĂ€sident könnte wieder die Politik eines Joe Bidens verfolgen und so gehe es immer weiter im Kreis. Die NATO-Erweiterung sei in die Struktur der amerikanischen AuĂenpolitik fest eingebaut und keiner der US-PrĂ€sidenten könnte sie aushebeln.
"Das ist keine persönliche Haltung, sondern die TrÀgheit des Systems."
Auch die russischen Diplomaten scheinen wenig beeindruckt von der Rhetorik der US-Vertreter zu sein. "Wir werden die russischen Menschen in Not nicht im Stich lassen. Wenn nötig, werden wir so lange dafĂŒr kĂ€mpfen, wie es nötig ist", sagte Wassili Nebensja, der StĂ€ndige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen. Russland werde kein neonazistisches Gebilde "Anti-Russland" an seinen Grenzen mehr dulden.
Es werde kein neues "Minsk" mehr geben, versicherte er. ZunĂ€chst mĂŒssten die Bedingungen fĂŒr ein Friedensabkommen ausgearbeitet werden â die Einstellung der Lieferungen westlicher Waffen und die Aussetzung der Mobilisierung â, und erst dann könne ĂŒber einen Waffenstillstand diskutiert werden, so der russische Diplomat.
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