Russland nimmt es mit der grĂ¶ĂŸten Obsession des Westens auf


Von Andrei Kortunow

Als der russische PrĂ€sident Wladimir Putin vergangene Woche auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in Sankt Petersburg (SPIEF 2025) erklĂ€rte, die Welt brauche "ein neues Modell fĂŒr globales Wachstum", hörten viele westliche Kommentatoren nur ein vertrautes PlĂ€doyer: Hebt die Sanktionen auf, lasst die Zölle fallen, hört auf, den Handel als geopolitischen KnĂŒppel zu benutzen.

So wichtig diese Punkte auch sind, sie gehen am eigentlichen Ziel vorbei. Selbst wenn jede Strafmaßnahme morgen wegfiele, wĂŒrde die Weltwirtschaft einfach wieder auf den Stand von Anfang 2000 zurĂŒckfallen – frischer Lack auf einem alten Motor. Putins Botschaft geht tiefer: Die traditionelle Logik des Kapitalismus – "mehr produzieren, mehr konsumieren" – ist an ihre planetarischen und sozialen Grenzen gestoßen, und Moskau macht Schluss mit der Illusion, dass die endlose Expansion ungehindert weitergehen kann.

Warum die alte Formel ausgereizt ist

Seit die ersten Dampfmaschinen im 18. Jahrhundert erschaffen wurden, wurde der nationale Erfolg an einem steigenden Bruttoinlandsprodukt und ansteigendem Privatkonsum gemessen. Dieses lineare Modell brachte erstaunliche ZuwĂ€chse – doch das Problem der Ungleichheit wurde damit nie gelöst. Die Kluft zwischen Nord und SĂŒd bleibt hartnĂ€ckig bestehen; innerhalb vieler LĂ€nder wird die Kluft zwischen Penthouse und BĂŒrgersteig immer grĂ¶ĂŸer. Das Versprechen, dass "eine steigende Flut alle Boote anhebt", klingt hohl fĂŒr die Mehrheit, die immer noch in den Untiefen paddelt.

Noch krasser sind die materiellen ZwÀnge. Der kapitalistische Appetit ist unendlich; die Ressourcen des Planeten sind es nicht. Wenn die nÀchsten drei Milliarden Menschen ihren Konsum auf das Niveau der westlichen Mittelschicht steigern, wird unsere BiosphÀre das nicht verkraften. Klimastress, Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit sind schon jetzt offensichtlich. Sie werden sich nur noch verstÀrken.

Auf dem Weg zu einer "vernĂŒnftigen Nachhaltigkeit"

Putins "Sprung in die Zukunft" bedeutet daher mehr, als den Handel nicht mehr als Waffe einzusetzen. Er bedeutet, das von QuantitĂ€t besessene Wachstum durch eine Rationalisierung von Konsum und Produktion zu ersetzen – eine Verlagerung vom "immer mehr" zu immer besser, von der Akkumulation zur Nachhaltigkeit.

Dies ist kein Aufruf zu allgemeinem Verzicht oder erzwungener Gleichmacherei. Die Beseitigung der Armut, die GewĂ€hrleistung der Nahrungsmittel- und Energiesicherheit und die Befriedigung der menschlichen GrundbedĂŒrfnisse bleiben unverhandelbar. Aber das Bruttoinlandsprodukt wird als Maßstab an Bedeutung verlieren. Der Erfolg eines Staates wird zunehmend an der Lebenserwartung, der QualitĂ€t der Bildung, der Gesundheit der Umwelt, der kulturellen Lebendigkeit, den wissenschaftlichen DurchbrĂŒchen, dem sozialen Zusammenhalt und der Abwesenheit zersetzender politischer GrĂ€ben gemessen werden.

Diese Liste ist nicht utopisch. Viele Regierungen erstellen bereits "WohlfĂŒhlindizes" neben den klassischen HaushaltsĂŒbersichten. Russland drĂ€ngt auf eine koordinierte Anstrengung – innerhalb der BRICS, der Shanghaier Organisation fĂŒr Zusammenarbeit (SOZ), der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU) und darĂŒber hinaus –, diese Indikatoren in gemeinsame Entwicklungsziele umzuwandeln.

Technologie als Hebamme

Skeptiker fragen, wie eine Wirtschaft ohne unablĂ€ssigen materiellen Umsatz gedeihen kann. Die Antwort liegt zum Teil in den Technologien selbst, die jetzt die ArbeitsmĂ€rkte verunsichern. KĂŒnstliche Intelligenz, fortschrittliche Robotertechnik, Mobilfunknetze der sechsten Generation und andere bahnbrechende Neuerungen machen die Arbeit ĂŒberflĂŒssig. Sie geben den Menschen die Freiheit, kreative, wissenschaftliche und gemeinschaftsbildende Aufgaben zu ĂŒbernehmen – TĂ€tigkeiten, die die Gesellschaft bereichern, ohne die BiosphĂ€re zu zerstören.

Kurz gesagt, das neue Wachstumsmodell stellt das menschliche Potenzial ĂŒber Wegwerfprodukte. Es schĂ€tzt die Software der Zivilisation mehr als die Hardware des Massenkonsums. Dieser Wandel wird nicht ĂŒber Nacht und auch nicht ohne Reibungsverluste vonstattengehen. Aber die Alternative ist, dass wir immer schneller auf eine ökologische Überforderung und einen sozialen Zusammenbruch zusteuern.

Evolution – oder Revolution?

ÜbergĂ€nge dieser GrĂ¶ĂŸenordnung können reibungslos oder katastrophal verlaufen. Die beste Chance fĂŒr einen geordneten Übergang ist eine bewusste, multilaterale Koordinierung:

- Handel, der Grenzen respektiert. Die LĂ€nder mĂŒssen die MĂ€rkte offen halten und gleichzeitig verschwenderische, umweltzerstörerische Nachfrage- und Angebotsmuster verhindern.

- Gemeinsame ModernisierungsfahrplĂ€ne. Die nationalen EntwicklungsplĂ€ne – Russlands, Chinas, Indiens, Brasiliens – sollten nach Möglichkeit aufeinander abgestimmt werden, indem Technologie und politisches Know-how ausgetauscht werden, um nachhaltige Ziele zu beschleunigen.

- Kulturelle gegenseitige Befruchtung. Eine "neue Komintern", wie der Sprecher der Staatsduma Wjatscheslaw Wolodin einmal witzelte, muss keine Ideologie vorantreiben, sondern könnte sich fĂŒr einen antikolonialen, postwestlichen Kulturdialog einsetzen –Film, Literatur, Forschung, Bildung –, der die globalen Narrative diversifiziert.

BRICS, SOZ und EAEU verfĂŒgen bereits ĂŒber das demografische und wirtschaftliche Gewicht, um solche Experimente zu starten. Sie reprĂ€sentieren den grĂ¶ĂŸten Teil der Weltbevölkerung, einen Großteil des globalen Wachstums und Regionen, in denen der Konsum immer noch am schnellsten steigt. Wenn diese Blöcke zeigen können, dass ein höherer Lebensstandard nicht mit höherer Umweltbelastung oder grĂ¶ĂŸerer Ungleichheit einhergehen muss, wird sich das Modell von selbst verkaufen.

Wird der Westen zuhören?

Kritiker in Washington, London und BrĂŒssel tun Moskaus Argumentation mit der Behauptung ab, es nutze diese als Deckmantel fĂŒr seine eigenen geopolitischen KĂ€mpfe. Doch die der Argumentation zugrunde liegende Logik – endliche Ressourcen, unertrĂ€gliche Ungleichheit, technologisch bedingte ZerrĂŒttungen – deckt sich mit den Bedenken, die tĂ€glich in Davos, auf UN-Klimagipfeln und in Arbeitspapieren des IWF geĂ€ußert werden. Der Unterschied besteht darin, dass Russland das Problem als systemisch und nicht als Managementproblem betrachtet. Das Herumbasteln an CO₂-Steuern oder "Friend-Shoring" in der Lieferkette ist nur kosmetisch, wenn der Wachstumsmotor selbst einen stĂ€ndigen Overdrive verlangt.

Eine Welt nach dem BIP

Von Sankt Petersburg aus war Putins Botschaft unverblĂŒmt: Die Jagd nach einer stĂ€ndig steigenden Produktionskurve ist ĂŒberholt. Das 21. Jahrhundert wird den Staaten gehören, die ein Gleichgewicht zwischen vernĂŒnftiger Nachhaltigkeit und echtem menschlichem Wohlergehen herstellen – und die der Versuchung widerstehen, die Wirtschaft als Waffe einzusetzen, wenn die Innenpolitik ins Stocken gerĂ€t.

Der Aufbau dieser Welt wird den Einfallsreichtum jeder Regierung auf die Probe stellen. Doch die Alternative ist ein Planet, auf dem sich die Gewinner des Wachstums gegen eine zurĂŒckgebliebene Mehrheit verbarrikadieren und das Klima in Richtung InstabilitĂ€t kippt.

Russland sagt, dass ein anderer Weg möglich ist. Die Frage ist, ob der Rest der Welt bereit ist, ihn zu beschreiten – oder ob wir weiter auf einem Weg rennen, von dem wir wissen, dass er an einer Klippe endet.

Übersetzt aus dem Englischen.

Andrei Kortunow ist ein russischer Politologe und Doktor der Geschichtswissenschaften. Er leitet den Russischen Rat fĂŒr internationale Angelegenheiten.

Mehr zum Thema – Der Liberalismus ist tot – und das tritt danach ein


de.rt.com/meinung/249101-russl


Bei israelischen Angriff auf GefÀngnis in Iran wurden 71 Menschen getötet


Bei dem israelischen Angriff auf das Evin-GefÀngnis in der iranischen Hauptstadt Teheran am 23. Juni sind 71 Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte der Sprecher der iranischen Justiz, Asghar Jahangir, am Sonntag mit.

Bei einem Luftangriff im Rahmen des zwölftĂ€gigen Kriegs zwischen Iran und Israel griff die IDF das GefĂ€ngnis in Teheran an und demonstrierte damit eigenen Angaben zufolge, dass sie ihre Ziele ĂŒber militĂ€rische und nukleare Anlagen hinaus auf "Symbole des iranischen Herrschaftssystems" ausweitete.

"Bei dem Angriff auf das Evin-GefÀngnis wurden 71 Menschen getötet, darunter Verwaltungsangestellte, junge MÀnner, die ihren MilitÀrdienst ableisteten, HÀftlinge, Familienangehörige von HÀftlingen, die diese besuchten, und Anwohner, die in der NÀhe des GefÀngnisses lebten", sagte Jahangir in einer Stellungnahme, die vom Nachrichtenportal der Justiz Mizan veröffentlicht wurde.

Jahangir hatte zuvor erklĂ€rt, dass ein Teil des VerwaltungsgebĂ€udes des Evin-GefĂ€ngnisses bei dem Angriff beschĂ€digt worden sei und Menschen getötet und verletzt worden seien. Die Justiz fĂŒgte hinzu, dass die verbleibenden HĂ€ftlinge in andere GefĂ€ngnisse in der Provinz Teheran verlegt worden seien. Im Evin-GefĂ€ngnis sind mehrere AuslĂ€nder inhaftiert, darunter zwei französische StaatsbĂŒrger, die seit drei Jahren inhaftiert sind.

"Der Angriff auf das Evin-GefĂ€ngnis in Teheran hat unsere StaatsbĂŒrger CĂ©cile Kohler und Jacques Paris in Gefahr gebracht. Das ist inakzeptabel", hatte der französische Außenminister Jean-NoĂ«l Barrot nach dem Angriff in den sozialen Medien X erklĂ€rt.

Mit einer Trauerfeier hat Iran am Samstag etwa 60 getötete MilitĂ€rangehörige und Atomwissenschaftler geehrt. Nach iranischen Angaben sollen bei israelischen Angriffen mehr als 600 Zivilisten getötet worden sein. Unter den GĂ€sten waren PrĂ€sident Massud Peseschkian und Außenminister Abbas Araghtschi, nicht aber ReligionsfĂŒhrer Ajatollah Ali Chamenei. Der Staatssender IRIB berichtete von mehr als einer Million Teilnehmern in Teheran.

Unter den Geehrten waren unter anderem Generalstabschef Mohammad Bagheri, IRGC-Oberkommandeur Hussein Salami und Amir Ali Hajizadeh, der Chef der Luft- und Raumfahrtdivision der IRGC. Die drei galten als Topfiguren der StreitkrÀfte und waren auch politisch sehr einflussreich. Auch den getöteten Atomwissenschaftlern und Journalisten wurde gedacht.

Mehr zum Thema – US-BemĂŒhungen zur Wiederaufnahme der Iran-GesprĂ€che: Neue Angebote im Gegenzug fĂŒr Nullanreicherung


de.rt.com/der-nahe-osten/24933


Neue Ära im Welthandel: EAWU und Emirate besiegeln Partnerschaft


Die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) haben ein neues Kooperationsabkommen unterzeichnet, das die wirtschaftlichen Beziehungen auf eine neue Stufe heben soll. Dies erklÀrte der Handelsminister der Emirate, Thani Al Zeyoudi.

Today, the #UAE and #EAEU signed our Economic Partnership Agreement, in the presence of HH Sheikh Khaled bin Mohamed bin Zayed and the Presidents of Russia, Kazakhstan, Kyrgyzstan and Belarus as well as Armenia’s PM, who joined virtually. pic.twitter.com/geDGp7EFVO
— ŰŻ. Ű«Ű§Ù†ÙŠ ŰŁŰ­Ù…ŰŻ Ű§Ù„ŰČÙŠÙˆŰŻÙŠ (@ThaniAlZeyoudi) June 27, 2025

Auf der Plattform X schrieb Al Zeyoudi:

"Dieses historische Abkommen lĂ€utet eine neue Ära der Zusammenarbeit ein. Es baut auf einem nicht ölbezogenen Handelsvolumen von 29 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf, wird die Effizienz steigern und die Partnerschaft in SchlĂŒsselbereichen wie Industrie und ErnĂ€hrungssicherheit vertiefen."

Das Abkommen wurde am Freitag am Rande des Eurasischen Wirtschaftsforums in Minsk unterzeichnet. Das Forum fand am 26. und 27. Juni statt und war dem Treffen des Obersten Eurasischen Wirtschaftsrats vorgelagert.

Russlands Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow erklĂ€rte, dass die neue Freihandelszone 98 Prozent des russischen Exports in die Emirate abdecken werde. PrĂ€sident Wladimir Putin hob hervor, dass 85 Prozent der Zölle und Zollpositionen fĂŒr zahlreiche Waren entfallen sollen.

Das Ziel des Abkommens sei es, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu harmonisieren und den Handel zwischen den beiden Partnern umfassend auszubauen.

Die Eurasische Wirtschaftsunion wurde vor zehn Jahren gegrĂŒndet. Mitglieder sind Russland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan und Armenien. Das BĂŒndnis verfolgt das Ziel, einen gemeinsamen Wirtschaftsraum mit freiem Waren-, Kapital- und ArbeitskrĂ€fteverkehr zu schaffen.

Starkes Wachstum


Die Wirtschaftsentwicklung der EAWU liegt deutlich ĂŒber dem globalen Durchschnitt:

  • Im Jahr 2024 wuchs das Bruttoinlandsprodukt der Union um 4,4 Prozent – weltweit lag das Wachstum bei 3,3 Prozent;
  • Das gemeinsame BIP der Mitgliedsstaaten stieg um mehr als 17 Prozent und ĂŒbertraf die Marke von 2,5 Billionen US-Dollar;
  • Die Industrieproduktion legte um 29,1 Prozent zu – auch dank erfolgreicher gemeinsamer Investitionsprojekte.

Mehr zum Thema –Noch in 2025: Indien und EAWU wollen FreihandelsgesprĂ€che aufnehmen


de.rt.com/international/249266


Chinas Standpunkt zum israelisch-iranischen Konflikt


Von Ladislav ZemĂĄnek

Israel definiert die Regeln des Krieges wieder einmal neu. Unter der FĂŒhrung von Premierminister Benjamin Netanjahu greift Tel Aviv den Iran ohne RĂŒcksicht auf das Völkerrecht oder die Weltmeinung an. Durch die Darstellung dieser Angriffe als PrĂ€ventivmaßnahmen gegen die angeblichen nuklearen Ambitionen Irans wiederholt die israelische Regierung dasselbe Narrativ, mit dem Washington 2003 die Invasion im Irak rechtfertigte – Behauptungen ĂŒber Massenvernichtungswaffen, die sich als unbegrĂŒndet erwiesen.

Peking sieht in dieser anhaltenden Diffamierung Irans – die sowohl von den USA als auch von Israel vorangetrieben wird – eine gefĂ€hrliche Narrativ-KriegsfĂŒhrung, die den Weg fĂŒr einen grĂ¶ĂŸeren militĂ€rischen Konflikt ebnen könnte.

China reagierte daraufhin mit einer klaren und entschiedenen Haltung. Das chinesische Außenministerium verurteilte die wiederholten Verletzungen der SouverĂ€nitĂ€t und der territorialen IntegritĂ€t Irans sowie die Handlungen, welche die Spannungen in der gesamten Region verschĂ€rfen könnten. Chinesische Beamte Ă€ußerten sich sehr besorgt ĂŒber die Auswirkungen der israelischen MilitĂ€roperationen und riefen stattdessen zu diplomatischen und politischen Lösungen auf. Eine Eskalation, so warnten sie, nĂŒtze niemandem. Peking brachte auch seine Bereitschaft zum Ausdruck, zur Deeskalation der Situation beizutragen.

Diese Position bekrĂ€ftigte China bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Der Botschafter Fu Cong prangerte das "militĂ€rische Abenteurertum" Israels an und brachte es mit der anhaltenden Besetzung des Gazastreifens – einer Krise, die er als "humanitĂ€re Katastrophe" bezeichnete – in Verbindung. Ohne die USA direkt anzusprechen, appellierte Fu indirekt an Washington, die israelische Aggression zu stoppen, bevor die Situation völlig außer Kontrolle gerate.

Am Wochenende tauschte sich der chinesische Außenminister Wang Yi telefonisch mit seinen Amtskollegen in Iran und Israel aus. Der Ton dieser beiden GesprĂ€che hĂ€tte nicht unterschiedlicher sein können. Im GesprĂ€ch mit dem iranischen Minister Sejjed Abbas Araghtschi verurteilte Wang die "rĂŒcksichtslosen Angriffe" Israels und warnte, dass die Angriffe auf Atomanlagen einen gefĂ€hrlichen und inakzeptablen PrĂ€zedenzfall schaffen wĂŒrden. Er betonte, dass diese MilitĂ€raktionen einen Verstoß gegen die UN-Charta und die Grundprinzipien des Völkerrechts darstellten.

In einem Telefonat mit dem israelischen Außenminister Gideon Sa'ar Ă€ußerte sich Wang zurĂŒckhaltender, aber dennoch kritisch und forderte Israel auf, auf militĂ€rische Lösungen zu verzichten und zur Diplomatie zurĂŒckzukehren.

In dieser sich zuspitzenden Krise vertritt China einen klaren Standpunkt: Es unterstĂŒtzt die Position Irans und lehnt jegliche MilitĂ€raktionen zur Lösung der Nuklearproblematik ab. Dies entspricht der seit langem vertretenen diplomatischen Haltung Pekings: Die Volksrepublik erkennt das Recht Irans auf friedliche Nutzung der Kernenergie im Rahmen des Vertrages ĂŒber die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV) an und lehnt zugleich jegliche Schritte auf dem Weg zu Atomwaffen entschieden ab, da diese gegen internationale Normen verstoßen und Chinas Vision eines atomwaffenfreien Nahen Ostens zuwiderlaufen wĂŒrden.

Der Iran hat wiederholt betont, dass er keine Atomwaffen anstrebe. Das Land befĂŒrwortete den Gemeinsamen Umfassenden Aktionsplan (Joint Comprehensive Plan of Action, JCPOA) aus dem Jahr 2015, der nach dem einseitigen Ausstieg der USA unter US-PrĂ€sident Donald Trump scheiterte. Nach Trumps RĂŒckkehr ins Weiße Haus mehrten sich die BefĂŒrchtungen, dass er die iranische Nuklearfrage erneut auf die Tagesordnung setzen und mit militĂ€rischen Maßnahmen drohen könnte, falls Teheran den Forderungen der USA nicht nachkommen sollte. Sowohl China als auch Russland lehnen ein solches einseitiges Diktat ab. Im MĂ€rz fand in Peking ein trilaterales Treffen der stellvertretenden Außenminister Chinas, Irans und Russlands statt, um erneut ihre UnterstĂŒtzung fĂŒr eine multilaterale, auf dem JCPOA basierende Resolution zu bekrĂ€ftigen und die illegalen Sanktionen gegen Iran zu verurteilen.

Chinas diplomatische AktivitĂ€ten sind Teil einer breiteren strategischen Ausrichtung gegenĂŒber Iran. Im Jahr 2021 unterzeichneten die beiden LĂ€nder ein 25-jĂ€hriges Kooperationsabkommen in den Bereichen Handel, Infrastruktur, Energie, Technologie, Verteidigung, Bildung und weiteren Sektoren – es handelt sich quasi um einen Austausch langfristiger wirtschaftlicher Zusammenarbeit gegen eine stabile Ölversorgung. Trotz der anhaltenden US-Sanktionen bleibt China der wichtigste Handelspartner Irans und der grĂ¶ĂŸte Abnehmer von Rohöl, der bis zu 90 Prozent der iranischen Exporte bezieht. Die beiden LĂ€nder fĂŒhren auch gemeinsame MilitĂ€rĂŒbungen durch, wie etwa die zusammen mit Russland 2019 gestarteten Übung "Maritimer SicherheitsgĂŒrtel" (Marine Security Belt).

Diese Partnerschaft spiegelt Irans Strategie "Blick nach Osten" (Look East) wider, die erstmals vom iranischen PrĂ€sident Mahmud Ahmadinedschad eingefĂŒhrt wurde. Diese auf die Vertiefung der Beziehungen zu China und Russland ausgerichtete Strategie brachte greifbare Ergebnisse, darunter gemeinsame Initiativen und den Beitritt Irans zur Shanghaier Organisation fĂŒr Zusammenarbeit (SOZ) im Jahr 2023. Dennoch verlĂ€uft diese Strategie nicht ohne Reibungen. UnerfĂŒllte Investitionsversprechen, Probleme im Zusammenhang mit Sanktionen und unausgewogene Erwartungen fĂŒhrten zuweilen zu Spannungen in der Partnerschaft. China strebt einen stabilen Zugang zu Ressourcen und eine Ausweitung des regionalen Einflusses an, wĂ€hrend Iran eine sinnvolle wirtschaftliche UnterstĂŒtzung und Hochtechnologie erwartet.

Dennoch ist Chinas UnterstĂŒtzung fĂŒr Iran nicht grenzenlos. Sollte Teheran die Straße von Hormus blockieren – durch die mehr als 25 Prozent des weltweiten Öls und ein Drittel der LNG-Lieferungen fließen – wĂ€ren Chinas wirtschaftliche Interessen unmittelbar gefĂ€hrdet. Ebenso wĂŒrde ein RĂŒckzug aus dem NVV Chinas Engagement fĂŒr den Multilateralismus und die internationale Rechtsordnung infrage stellen. Eine engere wirtschaftliche und militĂ€rische Zusammenarbeit zwischen Teheran und Peking könnte auch die ohnehin schon angespannten Beziehungen zu Washington weiter verschĂ€rfen, vor allem, wenn dies mit umfangreichen Waffenlieferungen verbunden wĂ€re.

Aber Peking hat kein Interesse an einer offenen Konfrontation. China zieht es vor, sich als verantwortungsvoller globaler Akteur darzustellen, der auf Diplomatie und Deeskalation setzt. Dieses Image ist von zentraler Bedeutung fĂŒr seine wachsende PrĂ€senz im Nahen Osten. Pekings Rolle bei der Vermittlung der AnnĂ€herung zwischen Iran und Saudi-Arabien im Jahr 2023 stellte zwar einen wichtigen Meilenstein dar, aber der chinesische Einfluss auf Teheran bleibt begrenzt. Als relativ neuer Akteur in der regionalen Diplomatie sind Chinas Interessen nicht nur durch israelische Aggressionen, sondern auch durch mögliche Fehltritte Irans gefĂ€hrdet.

Bislang reagierte Iran – möglicherweise mit Absicht – relativ zurĂŒckhaltend. Diese ZurĂŒckhaltung könnte jedoch als SchwĂ€che missverstanden werden. Nach dem Tod von PrĂ€sident Ebrahim Raisi im Mai 2024 nĂ€herte sich die iranische FĂŒhrung dem Westen an. Dem folgte eine Welle israelischer Operationen: schwere SchlĂ€ge gegen die Hisbollah und die Hamas, eine verstĂ€rkte israelische PrĂ€senz in Syrien und im Oktober ein Volltreffer gegen die iranischen Raketen- und Luftabwehrsysteme, der den Weg fĂŒr kĂŒnftige Angriffe ebnen könnte.

Die zurĂŒckhaltende Reaktion Teherans auf diese Provokationen diente vielleicht dazu, einen Krieg zu vermeiden – doch sie birgt die Gefahr, dass sich seine Gegner ermutigt fĂŒhlen. Sowohl fĂŒr Peking als auch fĂŒr Moskau – die beide ihre eigene Konfrontation mit Washington austragen – stellt dies eine klare Lektion dar: In der heutigen geopolitischen Landschaft kann Unentschlossenheit gefĂ€hrlicher sein als Trotz.

Übersetzt aus dem Englischen.

Ladislav ZemĂĄnek ist Forschungsstipendiat am China-CEE Institute und Experte des Internationalen Diskussionsklubs "Waldai".

Mehr zum Thema - China Daily: Israels kalkuliertes Spiel mit der InstabilitÀt


de.rt.com/international/248908


Österreich macht ernst: Arbeitspflicht fĂŒr Asylbewerber ab Juli


Ab dem 1. Juli verpflichtet das österreichische Bundesland Burgenland Asylbewerber in LandesunterkĂŒnften zu gemeinnĂŒtziger Arbeit. Was in Deutschland bislang nur in wenigen Landkreisen geschieht, wird dort nun zur Regel: Die Betroffenen sollen etwa bei der Pflege öffentlicher Anlagen, im Winterdienst oder in Pflegeheimen mithelfen. FĂŒr eine Stunde Arbeit erhalten sie 1,60 Euro. Wer sich ohne triftigen Grund zweimal weigert, verliert die Grundversorgung – also Unterkunft, Krankenversicherung und tĂ€gliche Vollverpflegung. Es bleibt nur noch eine Notversorgung mit medizinischer Basisbetreuung und einfacher Unterbringung.

Initiator der Maßnahme ist der sozialdemokratische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Er macht deutlich: Wer dauerhaft vom Staat lebe, mĂŒsse auch einen Beitrag leisten. Das Burgenland ist nicht das erste Beispiel in Österreich. Bereits seit dem Vorjahr gilt eine Arbeitspflicht in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Bundes. Mit der Weiterverteilung in die LĂ€nder fiel diese bislang weg – das Burgenland schafft nun einen verbindlichen Rahmen auf Landesebene.

In Deutschland ist eine solche Regelung rechtlich ebenfalls möglich. Paragraf 5 des Asylbewerberleistungsgesetzes erlaubt gemeinnĂŒtzige Arbeit fĂŒr FlĂŒchtlinge – auch wenn sie in den ersten drei Monaten keine regulĂ€re ErwerbstĂ€tigkeit aufnehmen dĂŒrfen. Doch nur wenige Kreise nutzen diese Möglichkeit. ThĂŒringen gilt als Vorreiter: Seit Februar 2024 verpflichtet der Saale-Orla-Kreis Asylbewerber zur Mitarbeit in UnterkĂŒnften. Landrat Christian Herrgott berichtet von positiven Erfahrungen – ohne Klagen, ohne rechtliche HĂŒrden. Inzwischen hat etwa die HĂ€lfte der Kreise in ThĂŒringen Ă€hnliche Modelle eingefĂŒhrt. Im Koalitionsvertrag der Landesregierung aus CDU, SPD und BSW ist die Arbeitspflicht fest verankert. Dennoch fehlt es vielerorts an politischem Willen. In Sachsen scheitert die EinfĂŒhrung bislang an fehlenden Mehrheiten.

Wissenschaftliche UnterstĂŒtzung erhĂ€lt der Ansatz von Migrationsforscher Martin Fieder von der UniversitĂ€t Wien. Gerade junge MĂ€nner ohne sinnvolle BeschĂ€ftigung hĂ€tten ein erhöhtes Risiko, sich "blöden Ideen" zuzuwenden, so Fieder. Arbeit ermögliche soziale Kontakte, fördere Sprachkenntnisse und erleichtere den Zugang zur Mehrheitsgesellschaft.

Eine neue Studie des Wissenschaftszentrums Berlin fĂŒr Sozialforschung zeigt, dass FlĂŒchtlinge in Deutschland hĂ€ufig in StĂ€dte mit hoher Arbeitslosigkeit ziehen – nicht aus strategischen GrĂŒnden, sondern weil Wohnraum dort gĂŒnstiger ist. Orte wie Duisburg oder Salzgitter verzeichnen deshalb ĂŒberproportional viele ZuzĂŒge. Das erschwert jedoch die Arbeitsmarktintegration zusĂ€tzlich. Bestehende soziale Netzwerke bieten zwar kurzfristige Orientierung, doch langfristig sind wirtschaftliche Chancen in diesen Regionen geringer.

Auch die Bilanz auf dem deutschen Arbeitsmarkt bleibt ernĂŒchternd: Die Arbeitslosenquote unter syrischen GeflĂŒchteten lag im Mai 2024 bei 37 Prozent, unter Afghanen bei 31 Prozent, bei Somaliern und Irakern jeweils bei 28 Prozent. Besonders syrische Frauen nehmen selten am Arbeitsmarkt teil – nur 19 Prozent waren zuletzt berufstĂ€tig. Sprachbarrieren, Kinderbetreuung und die vergleichsweise hohen Sozialleistungen gelten als zentrale Hindernisse. Gleichzeitig fehlt es an Kita-PlĂ€tzen und an berufsvorbereitenden Sprachkursen.

Insgesamt leben rund 974.000 Menschen mit syrischem Pass in Deutschland. Etwa 270.000 von ihnen sind sozialversicherungspflichtig beschĂ€ftigt, weitere haben geringfĂŒgige Jobs. Rund 44 Prozent arbeiten in HelfertĂ€tigkeiten, nur ein kleiner Teil in qualifizierten Berufen. Auch unter jenen, die bereits seit zehn Jahren in Deutschland leben, ist die Erwerbsquote deutlich niedriger als bei der einheimischen Bevölkerung.

Ein Blick auf andere Gruppen zeigt deutliche Unterschiede: Menschen aus christlich geprĂ€gten LĂ€ndern wie Äthiopien, Eritrea oder Nigeria sind deutlich hĂ€ufiger in Arbeit. Bei Philippinern lag die Arbeitslosenquote zuletzt bei nur drei Prozent, bei Ungarn bei fĂŒnf und bei Albanern bei sechs Prozent. Hier kommen hĂ€ufig gezielt Arbeitsmigranten nach Deutschland – mit höheren Qualifikationen, besserer Vorbereitung und höherer Motivation zur Integration.

Besonders hoch ist die Arbeitslosigkeit unter ukrainischen KriegsflĂŒchtlingen: Rund 45 Prozent der mehr als 1,2 Millionen GeflĂŒchteten in Deutschland waren im Mai 2024 ohne Job. Nur knapp ein Viertel der Ukrainer im arbeitsfĂ€higen Alter hatte eine sozialversicherungspflichtige BeschĂ€ftigung.

Langfristig zeigt sich laut einer Untersuchung des Instituts fĂŒr Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ein gemischtes Bild. Nach sechs Jahren Aufenthalt sind 54 Prozent der GeflĂŒchteten erwerbstĂ€tig, zwei Drittel davon in Vollzeit. Etwa 70 Prozent ĂŒben eine qualifizierte TĂ€tigkeit aus. Dennoch liegt das durchschnittliche Bruttogehalt bei nur rund 2.000 Euro im Monat – oft nicht genug, um Altersarmut zu vermeiden.

In Deutschland sind sich die Parteien beim Thema Arbeit fĂŒr FlĂŒchtlinge nicht einig. Die GrĂŒnen sagen: Es muss einfacher werden, auslĂ€ndische AbschlĂŒsse anzuerkennen. Außerdem brauchen FlĂŒchtlinge mehr Deutschkurse, die auf den Beruf vorbereiten. Die Freien WĂ€hler wollen, dass FlĂŒchtlinge spĂ€testens nach drei Monaten arbeiten dĂŒrfen. Wer das ablehnt, soll mit Strafen rechnen mĂŒssen. Die AfD findet: FlĂŒchtlinge sollen gar nicht dauerhaft integriert werden. Wenn der Grund fĂŒr die Flucht wegfĂ€llt, sollen sie Deutschland wieder verlassen.

WĂ€hrend Österreich mit verpflichtender Arbeit fĂŒr Asylbewerber einen klaren Kurs fĂ€hrt, zögert Deutschland noch. Dabei wĂ€re es rechtlich möglich, auch hier Ă€hnliche Regeln einzufĂŒhren. Doch viele Politiker sind sich nicht einig. Wegen der schlechten Jobchancen fĂŒr viele FlĂŒchtlinge, hoher Sozialausgaben und wachsender Unzufriedenheit in der Bevölkerung dĂŒrfte die Diskussion in Deutschland bald heftiger werden.

Mehr zum Thema – Syrische Demonstration in Wien gerĂ€t außer Kontrolle


de.rt.com/oesterreich/249318-o


Von der DDR bis heute – ĂŒber die Pflege Jahrzehnte wĂ€hrender deutsch-russischer Freundschaften


Von Felicitas Rabe

Am 22. Juni um 4 Uhr morgens trafen sich die Freunde Russlands am Sowjetischen Ehrenmal Berlin-Treptower Park zu einem stillen Gedenken. AnlĂ€sslich des 84. Jahrestages des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion hatte die Gesellschaft fĂŒr "Deutsch-Russische- Freundschaft" im Morgengrauen zu dieser Veranstaltung eingeladen. Zu den Teilnehmern zĂ€hlten auch Mitglieder der "Gesellschaft zur Rechtlichen und HumanitĂ€ren UnterstĂŒtzung" e.V. (GRH). Um mehr ĂŒber die GRH, ihre Mitglieder und den Vereinszweck zu erfahren, fĂŒhrte RT ein Interview mit dem Vorsitzenden, dem Rechtsanwalt Hans Bauer.

RT: Herr Bauer, bis zum Ende der DDR im Jahr 1990 waren Sie stellvertretender Generalstaatsanwalt der Deutschen Demokratischen Republik. Kurz nach der Wende grĂŒndeten Sie mit anderen zusammen die "Gesellschaft zur Rechtlichen und HumanitĂ€ren UnterstĂŒtzung" e.V. Was hat Sie motiviert, diesen Verein zu grĂŒnden?

Hans Bauer: Die Vereinigung beider deutscher Staaten war eine Zwangsvereinigung, eine Art Kolonisierung der DDR. Es war und ist bis heute eine Abrechnung mit dem sozialistischen deutschen Staat durch die imperialistische Bundesrepublik – entgegen dem Einigungsvertrag.
Die ideologischen Grundlagen des Vertragsbruchs waren Vorgaben fĂŒhrender BRD-Politiker: Es ging um die "Delegitimierung" des zweiten deutschen Staates als "Unrechtsstaat". Dazu hatte unter anderem der Justizminister und frĂŒhere Chef des Bundesnachrichtendienstes (BND), Klaus Kinkel, aufgerufen.

Zur "BeweisfĂŒhrung" musste die DDR als kriminelle und inhumane Gesellschaft erfunden werden. Zu diesem Zweck wurde ein ganzes Netzwerk von Institutionen geschaffen, das Unrecht erfand, Geschichte fĂ€lschte, Opfer kreierte, Opportunisten bezahlte und Propaganda betrieb. Die Bevölkerung musste von diesem Narrativ des massenhaften Unrechts "ĂŒberzeugt" und entsprechend manipuliert werden. Vor allem die fĂŒhrenden Vertreter der politischen Parteien und der Staatsmacht wurden infolge dieser Strategie als Verbrecher diffamiert, verfolgt und sanktioniert. Das schĂ€rfste Schwert war das Strafrecht, die bundesdeutsche Justiz eine willige Gehilfin.

Diesem Racheakt Widerstand entgegenzusetzen, waren Anlass und Motiv der GrĂŒndung der GRH im Mai 1993. Die Initiative ging von Mitarbeitern des Ministeriums fĂŒr Staatssicherheit (MfS) und von StaatsanwĂ€lten der DDR aus. Dem schlossen sich MilitĂ€rs, Richter, Politiker, auch einige Wissenschaftler und FunktionĂ€re aus Wirtschaft, Verwaltung und anderen Bereichen an.

Unsere vorrangige Aufgabe bestand darin, die Verteidigung der Verfolgten zu organisieren, sie und ihre Familien in den Verfahren und Gerichtsprozessen zu begleiten und Erfahrungen zu vermitteln. NatĂŒrlich auch nach Verurteilungen beizustehen, also SolidaritĂ€t zu ĂŒben. SelbstverstĂ€ndlich mussten wir auch öffentlich ĂŒber diese Staats- und JustizwillkĂŒr aufklĂ€ren, ihren Unrechtscharakter entlarven. Wir fĂŒhrten Rechtsberatungen durch, organisierten die Kontakte zu AnwĂ€lten und leisteten auch ĂŒber Spenden finanzielle UnterstĂŒtzung.

RT: Viele Vereinsmitglieder waren eng mit der Sowjetunion verbunden, pflegten zu DDR-Zeiten Kontakte mit SowjetbĂŒrgern. Könnten Sie uns ein paar Ihrer Vereinsmitglieder vorstellen?

Hans Bauer: Ich muss zunĂ€chst sagen, nahezu alle Mitglieder hatten zur Sowjetunion und ihren BĂŒrgern ein freundschaftliches VerhĂ€ltnis. DafĂŒr gab es mehrere GrĂŒnde. Antifaschismus und Freundschaft zur Sowjetunion gehörten in der DDR zur "StaatsrĂ€son". Das resultierte aus der Verantwortung fĂŒr die faschistischen Verbrechen mit 27 Millionen ermordeten SowjetbĂŒrgern und einem verwĂŒsteten Land sowie aus Dank fĂŒr die Befreiung 1945. Verbundenheit zur SU gebot nicht nur die Vernunft, sondern wurde zunehmend zur Herzenssache der meisten DDR-BĂŒrger.

Viele von uns hatten sich seit Kindheit und Jugend mit Geschichte und Leben der Völker der Sowjetunion befasst und mit dem heldenhaften Kampf gegen den deutschen Faschismus. Das prĂ€gte GefĂŒhle, Denken und Haltungen. Es Ă€ußerte sich zum Beispiel auch darin, dass mehr als sechs Millionen BĂŒrger der "Gesellschaft fĂŒr Deutsch-Sowjetische-Freundschaft" angehörten, selbstverstĂ€ndlich auch die Mitglieder der GRH.

Zweitens waren es zunehmend berufliche und persönliche Erfahrungen und Erlebnisse, die das VerhÀltnis zur Sowjetunion bestimmten. Eine beachtliche Anzahl unserer GRH-Mitglieder hat Hochschulen und Akademien in der Sowjetunion besucht. Das betraf vor allem MilitÀrs und Politiker. Sie absolvierten Parteischulen und militÀrische Einrichtungen. Ich nenne hier den letzten Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz oder auch Raoul Gefroy, Mitarbeiter im Zentralkomitee (ZK) der SED. Die DDR war Mitglied des Warschauer Vertrages.

FĂŒhrende Angehörige unserer StreitkrĂ€fte, der Nationalen Volksarmee (NVA) und der Grenztruppen, vervollkommneten an sowjetischen Institutionen bis zur Generalstabsakademie ihre Fertigkeiten in der TruppenfĂŒhrung, in militĂ€rischer Strategie, Taktik und Technik. So sind die Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Kessler und Admiral Theodor Hoffmann, Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten, Chef der Grenztruppen, oder auch Generalleutnant Manfred GrĂ€tz, Stellvertreter des Ministers und Chef des Hauptstabes der NVA, alle Mitglieder der GRH. Aus meinem heutigen Vorstand absolvierten die Obristen Wolfgang Herzig und Roland Gödicke eine akademische Ausbildung in der Sowjetunion.

Mitarbeiter des Ministeriums fĂŒr Staatssicherheit (MfS) hatten selbstverstĂ€ndlich dienstliche Kontakte zu ihren sowjetischen Kollegen, in den 1980-Jahren auch zum heutigen PrĂ€sidenten Russlands Wladimir Putin wĂ€hrend dessen TĂ€tigkeit in Dresden. Ich selbst hatte als junger Staatsanwalt das GlĂŒck, noch den Generalstaatsanwalt der UdSSR Roman Rudenko, einst sowjetischer HauptanklĂ€ger im NĂŒrnberger Prozess gegen die faschistischen Hauptkriegsverbrecher, zu erleben. WĂ€hrend meiner internationalen TĂ€tigkeit zu Fragen der KriminalitĂ€tsvorbeugung und -bekĂ€mpfung lernte ich StaatsanwĂ€lte und Wissenschaftler der UdSSR kennen, die uns im Erfahrungsaustausch wertvolle Erkenntnisse fĂŒr unsere Arbeit vermitteln konnten.

Drittens gibt es kaum einen Angehörigen der GRH, der nicht persönliche Begegnungen mit BĂŒrgern der Sowjetunion und Russlands hatte. Bei beruflichen Kontakten, touristischen Reisen in die UdSSR, mit in der DDR stationierten Soldaten oder mit Gewerkschaftsgruppen aus der UdSSR. Solche Kontakte wurden sogar staatlich und gewerkschaftlich gefördert, gehörten in der DDR oft zum Programm fĂŒr die Auszeichnung von Arbeitskollektiven als "Kollektiv der sozialistischen Arbeit". In meiner Organisation gibt es ĂŒbrigens auch Mitglieder, die mit SowjetbĂŒrgerinnen verheiratet sind. Es gab und gibt also vielfĂ€ltige Verbindungen zwischen Ostdeutschen und der Sowjetunion bzw. der Russischen Föderation.

RT: Können Sie uns Beispiele fĂŒr den Umfang der Verfolgung und Schikanen nennen, denen die Freunde der Sowjetunion nach der Wende in der BRD ausgesetzt waren? Es soll dies auch bewĂ€hrte Antifaschisten getroffen haben, die im Widerstand gegen den Faschismus an der Seite der Sowjetunion gekĂ€mpft haben.

Hans Bauer: ZunĂ€chst muss ich feststellen, dass die Verfolgungen hier in Deutschland, verglichen mit den ehemaligen Staaten des Warschauer Vertrages, beispiellos waren. Das war den besonderen Bedingungen Deutschlands geschuldet und dem ausgeprĂ€gten Antikommunismus des deutschen Imperialismus. Die GRH hat akribisch die Verfahren verfolgt und dokumentiert. Insgesamt fĂŒhrte die Justiz ĂŒber 15 Jahre rund 85 000 Ermittlungsverfahren, von denen ĂŒber 100 000 BĂŒrgerinnen und BĂŒrger betroffen waren. In ĂŒber 1 000 FĂ€llen erfolgten gerichtliche Verurteilungen. Oft waren es Schauprozesse, begleitet von spektakulĂ€ren bösartigen Berichten in den abhĂ€ngigen Medien.

Die Hauptgruppen der Verfolgten waren Angehörige der Staats-, Schutz- und Sicherheitsorgane, Politiker und Mitarbeiter der Justiz. Mitglieder der SED-FĂŒhrung wurden zu langjĂ€hrigen Freiheitsstrafen verurteilt. Egon Krenz zu sechseinhalb Jahren, Verteidigungsminister Heinz Kessler, ehemaliger Angehöriger der Roten Armee und MitbegrĂŒnder des Nationalkomitees Freies Deutschland, zu siebeneinhalb Jahren. Ein Stabsfeldwebel der Grenztruppen wurde wegen Mordes zu lebenslĂ€nglich verurteilt. Erst im Revisionsverfahren erkannte das Gericht auf eine zeitige Freiheitsstrafe.

Den Politikern und vielen Angehörigen der Grenztruppen – vom Soldaten bis zum General – wurden unter anderem Totschlag wegen eines angeblichen Schießbefehls an der Staatsgrenze zur BRD und nach Westberlin vorgeworfen. Die Tatsache, dass dies die Westgrenze zwischen NATO und Warschauer Vertrag war, spielte fĂŒr die Gerichte keine Rolle. Gerade aber an dieser Nahtstelle war die Gefahr eines heißen Krieges extrem hoch. Deshalb musste sie im Interesse der gesamten sozialistischen Staaten militĂ€risch besonders geschĂŒtzt werden. Insgesamt wurden etwa 300 BĂŒrger wegen des Schutzes dieser Systemgrenze verurteilt.

Ausgewiesene Freunde der Sowjetunion und Antifaschisten waren auch die verurteilten StaatsanwĂ€lte und Richter, insgesamt etwa 150. Ein ehemaliger VizeprĂ€sident des Obersten Gerichts der DDR war Angehöriger des Strafbataillons 999 der faschistischen Wehrmacht. Eine Richterin aus kommunistischem Elternhaus und selbst aktive Antifaschistin hatte ab 1950 in Strafverfahren gegen Faschisten mitgewirkt, die von der Sowjetunion an die DDR zur Aburteilung ĂŒbergeben worden waren. Weil sie angeblich zu harte Strafen in den Revisionsverfahren bestĂ€tigt hatte, erhielt die fast 80-JĂ€hrige wegen Totschlags, Rechtsbeugung u. a. eine vierjĂ€hrige Freiheitsstrafe. Eine StaatsanwĂ€ltin wurde mit ca. 60 Ermittlungsverfahren ĂŒberzogen. Verurteilt wurde sie nach Jahren in drei FĂ€llen.

Alle Verurteilten mussten fĂŒr die Prozesse Tausende von Euro an Verfahrenskosten zahlen. Über Jahre entrichteten sie diese in Raten an die Gerichtskasse, da sie keine ausreichenden finanziellen Mittel besaßen. Ihre Rente war ebenso willkĂŒrlich gekĂŒrzt wie bei Zehntausenden von DDR-BĂŒrgern, die besondere Verantwortung im Staat getragen hatten (MfS, Justiz, Politiker). Eine Strafrente, die bis heute weiter gilt.

RT: Wie wurde mit den Kundschaftern des Friedens verfahren? Welche Erfahrungen machte diese Gruppe nach der Wende?

Hans Bauer: Noch in den 1990er Jahren schlossen sich auch die "Kundschafter des Friedens" der GRH an. Heute bilden sie gemeinsam mit der AuslandsaufklĂ€rung des MfS eine Arbeitsgruppe meiner Organisation. Zu ihnen gehören selbstverstĂ€ndlich auch die FĂŒhrungsoffiziere. Die Aufdeckung und Verfolgung der Frauen und MĂ€nner, die fĂŒr den Frieden aufklĂ€rten, wurden von der BRD besonders intensiv betrieben, und viele wurden wegen Landesverrats und geheimdienstlicher AgententĂ€tigkeit hart bestraft.

Als Beispiel nenne ich hier "Topas", Rainer Rupp, der als Kundschafter bei der NATO eine Freiheitsstrafe von zwölf Jahren erhielt. Verurteilt zu hohen Strafen wurden unter anderem auch Dr. Gabriele Gast, Karl Gebauer und Dieter Feuerstein. Insgesamt gab es ca. 250 Verurteilungen von Kundschaftern. Andere Kundschafter, zum Beispiel in den USA, wurden dort zu noch höheren Strafen verurteilt. Viele verloren ihre Existenzgrundlage und auch ihre AltersansprĂŒche. Soweit möglich, hielten wir wĂ€hrend ihrer Inhaftierung Kontakt und stehen bis heute in Verbindung mit ihnen.

RT: Erfuhren Sie wĂ€hrend der Verfolgungen solidarische UnterstĂŒtzung von sowjetischer beziehungsweise russischer Seite?

Hans Bauer: Schmerzhaft fĂŒr uns war, dass die fĂŒhrenden sowjetischen Politiker und auch MilitĂ€rs ihren verfolgten deutschen Klassen- und WaffenbrĂŒdern in diesen Zeiten keine SolidaritĂ€t erwiesen. VertrĂ€ge zur Einheit beider deutscher Staaten enthielten keine Regelungen zum Schutze von DDR-BĂŒrgern und Kundschaftern. Die ehemaligen PrĂ€sidenten Gorbatschow wie auch Jelzin und weitere Verantwortliche entzogen sich ihren Verpflichtungen, die die Sowjetunion als fĂŒhrende Macht gegenĂŒber den BĂŒndnispartnern hatte.

In einigen FÀllen hatten sich allerdings Politiker und MilitÀrs bereit erklÀrt, vor Gericht als Zeugen aufzutreten. Das wurde aber von den deutschen Gerichten abgelehnt.
Bezeichnend fĂŒr die stabile Haltung und Verbundenheit mit dem Land und den Völkern der Oktoberrevolution ist die Tatsache, dass selbst solche EnttĂ€uschungen unsere Freundschaft nicht nachhaltig beschĂ€digen konnten.

RT: Welche Verbindungen und Freundschaften haben das Ende der DDR ĂŒberdauert? Wie werden bis heute persönliche Kontakte mit BĂŒrgern aus der Russischen Föderation gepflegt?

Hans Bauer: Unmittelbar nach dem Ende der DDR und der Herstellung der staatlichen Einheit gab es kaum offizielle Verbindungen. Die politischen UmbrĂŒche und persönlichen Konflikte brachten viele Kontakte zum Erliegen. Mit der AufrĂŒstung und der Erweiterung der NATO nach Osten und deren Umzingelung Russlands sammelten und positionierten sich fortschrittliche KrĂ€fte in ganz Deutschland gegen eine solch aggressive Politik – mit Aktionen, ErklĂ€rungen, Demonstrationen und Konferenzen. Auch wir als GRH gehörten dazu. Die tiefe Verbundenheit zur Sowjetunion ĂŒbertrug sich auch auf die Russische Föderation.

Das wiedererwachte Selbstbewusstsein Russlands unter PrĂ€sident Putin fand bei uns große Zustimmung. Frieden in Europa kann nur mit Russland, nie gegen Russland gesichert werden. Also engagierten sich auch alle Mitglieder der GRH fĂŒr die Beendigung von militĂ€rischen Übungen an Russlands Grenzen und gegen diese Provokationen. FĂŒr uns war und ist der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine das Ergebnis einer zunehmend feindseligen Politik, einer Diskriminierung russischer StaatsbĂŒrger und der Faschisierung der Ukraine.

In Auswertung deutscher, russischer und alternativer Medien sowie in GesprĂ€chen und Veranstaltungen vertreten wir im Gegensatz zur offiziellen deutschen Staatspolitik die Auffassung, dass Russland keine Gefahr fĂŒr andere LĂ€nder darstellt, sondern einen fairen und gerechten Frieden wĂŒnscht. Gemeinsam mit vielen Friedensaktivisten streiten wir gegen Russophobie, Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine. Wir pflegen heute persönliche Kontakte zu russischen und deutschen BĂŒrgern in Russland, zur Organisation der Veteranen der StreitkrĂ€fte. In Deutschland unterhalten wir Beziehungen zur Botschaft, um das deutsch-russische VerhĂ€ltnis wieder zu normalisieren.

So waren wir vertreten, als eine DDR-KĂŒnstlerin am 27. Januar 2025 ein Kunstwerk zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz an den Botschafter ĂŒbergab. Höhepunkte sind die jĂ€hrlichen Ehrungen fĂŒr den deutschen Kommunisten und sowjetischen Kundschafter Dr. Richard Sorge. Zum 80. Jahr seiner Hinrichtung, 2024, sammelten und ĂŒbergaben wir Erinnerungen und eine BĂŒste Richard Sorges an MilitĂ€rmuseen in Russland.

Die Teilnahme von russischen Diplomaten an unseren Treffen der Angehörigen der Grenze und der Kundschafter gehört heute zu den Höhepunkten freundschaftlicher Begegnungen. Dies trifft ebenso auf gemeinsame Gedenkveranstaltungen an sowjetischen Ehrenmalen und auf EmpfĂ€ngen und Besuchen in der russischen Botschaft oder im Haus der Russischen Kultur und Wissenschaft in Berlin zu. Der GRH gehören inzwischen auch viele BĂŒrgerinnen und BĂŒrger Westdeutschlands an. Sie sind ebenfalls Freunde Russlands und stimmen mit Ansichten und Zielen unserer Organisation voll ĂŒberein.

FĂŒr die Mitglieder der GRH ist es ein tiefes BedĂŒrfnis, Frieden und Freundschaft zwischen Deutschland und Russland wieder anzustreben. Wir wĂŒnschen uns mit den Menschen der Russischen Föderation und auf allen gesellschaftlichen und staatlichen Ebenen ein freundschaftliches VerhĂ€ltnis zum gegenseitigen Nutzen. Auch schwierige Zeiten konnten an unserem guten VerhĂ€ltnis nichts Ă€ndern. Das gibt uns die Gewissheit, dass auch die gegenwĂ€rtige Situation ĂŒberwunden werden kann.

Mehr zum Thema – Zehn Jahre FriedensbrĂŒcke e.V.: "Bundesrepublik kriminalisiert humanitĂ€re Hilfe"


de.rt.com/inland/249282-von-dd


Gibt es einen US-Plan zur Lösung der PalÀstina-Frage?


Von Abbas Djuma

Trump und Netanjahu haben sich auf einen Plan zur Beendigung der Feindseligkeiten im Gaza-Streifen innerhalb von zwei Wochen geeinigt. Dies behauptet die Zeitung Israel Hayom (Israel Heute) in ihrer Donnerstags-Ausgabe. Demnach liegen dem Blatt Informationen ĂŒber TelefongesprĂ€che vor, die unmittelbar nach dem US-Angriff auf Iran zwischen US-PrĂ€sident Donald Trump, US-Außenminister Marco Rubio, Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und dem israelischen Minister fĂŒr strategische Planung Ron Dermer stattgefunden haben.

Der Text ist, wie man sagen muss, sehr interessant. Und er sollte so ernst wie möglich genommen werden. Schließlich unterhalten die Zeitung Israel Hayom und der israelische Premierminister langjĂ€hrige und enge Kontakte, vor allem durch ihren GrĂŒnder und Sponsor, den amerikanischen MilliardĂ€r Sheldon Adelson.

Dem in der Zeitung beschriebenen Plan zufolge, der angeblich von den Staats- und Regierungschefs Israels und der Vereinigten Staaten erörtert wurde, sollen die KĂ€mpfe im Gaza-Streifen innerhalb von zwei Wochen beendet werden. Vier arabische Staaten, darunter Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate, sollen dabei als Garantiestaaten auftreten. Die Hamas wird vertrieben und die Geiseln werden freigelassen. Weiter heißt es, dass zahlreiche Bewohner von Gaza, die auswandern wollen, von verschiedenen LĂ€ndern aufgenommen werden.

Die Erweiterung des Abraham-Abkommens wĂŒrde es Syrien, Saudi-Arabien und anderen arabischen und islamischen LĂ€ndern ermöglichen, Israel anzuerkennen und diplomatische Beziehungen mit Tel Aviv aufzunehmen. Israel wĂŒrde sich im Gegenzug zu einer kĂŒnftigen Zweistaatenlösung im PalĂ€stinakonflikt bereit erklĂ€ren, sofern die PalĂ€stinenser Reformen durchfĂŒhren. Die Vereinigten Staaten wĂŒrden Israels begrenzte SouverĂ€nitĂ€t in JudĂ€a und Samaria anerkennen.

Ein solcher Plan wĂ€re fĂŒr Syrien und Saudi-Arabien ideal, deren fĂŒhrende Politiker von einer LiebesaffĂ€re mit Tel Aviv trĂ€umen. Der Beinahe-FriedensnobelpreistrĂ€ger Trump muss auch den palĂ€stinensisch-israelischen Konflikt deeskalieren. Zumal schon jetzt jedem klar ist, dass Israel darin feststeckt und nicht in der Lage ist, sich aus eigener Kraft aus diesem Sumpf zu befreien.

So berichtet Israel Hayom unter Berufung auf Quellen, dass US-PrĂ€sident Trump "erheblichen Druck" auf Premierminister Netanjahu ausĂŒbt, um das Massaker im Gaza-Streifen zu beenden.

Trifft dies zu (Netanjahus BĂŒro dementiert bisher alles), wird der israelische Premierminister wahrscheinlich darauf eingehen. Er ist nicht in der Position, ein solches Angebot abzulehnen, das zudem dazu beitragen könnte, Bibis Strafprozess zu beenden. Und nach dem Ende des Zwölf-Tage-Krieges gegen die Islamische Republik haben solche SiedlungsplĂ€ne in Israel zunehmend UnterstĂŒtzung gefunden, auch von StaatsprĂ€sident Jitzchak Herzog.

Fairerweise muss man jedoch anmerken, dass eine solche Vereinbarung nichts anderes ist als das Ergebnis der Niederlage Israels im Krieg mit Iran und der Ineffizienz der israelischen Armee in PalÀstina. Trump hat Israel und Netanjahu in der Tat persönlich gerettet.

Bleibt noch die palÀstinensische Seite. Und genau hier könnte es Probleme geben. Es ist unwahrscheinlich, dass die Hamas einfach aufgibt und auf jede politische Rolle in der Zukunft ihres Heimatlandes verzichtet.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde fĂŒr den Telegramkanal "Exklusiv fĂŒr RT" verfasst.

Abbas Djuma ist internationaler Journalist und Autor eines Telegramkanals mit seinem Namen.

Mehr zum Thema - "USA werden Bibi retten" – Trump fordert das Ende von Netanjahus Anklage wegen Bestechung


de.rt.com/der-nahe-osten/24923


NYT: Russlands Vorstoß entzieht der Ukraine Ressourcen fĂŒr US-Deal


Der Vormarsch der russischen StreitkrĂ€fte in der Ostukraine bringt nicht nur militĂ€rische, sondern auch wirtschaftliche Folgen mit sich. Wie die New York Times am 27. Juni berichtet, verliert Kiew durch die russische Offensive nach und nach den Zugang zu kritischen Rohstoffen – und damit die Grundlage fĂŒr eine neue wirtschaftliche Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten.

Konkret geht es um ein wertvolles Lithiumvorkommen nahe dem Dorf Schewtschenko in der Donezker Volksrepublik (DVR), das kĂŒrzlich unter russische Kontrolle geraten ist. Das Vorkommen umfasst laut der NYT rund 40 Hektar und gilt Analysten zufolge wegen seiner hohen Konzentration von Lithium, das in modernen Technologien wie Batterien unentbehrlich ist, als eines der aussichtsreichsten im ganzen Land.

Dieses Vorkommen war Bestandteil eines strategischen Abkommens ĂŒber mineralische Ressourcen, das Washington und Kiew im April unterzeichnet hatten.

Ziel der Vereinbarung war es, amerikanischen Unternehmen direkten Zugang zu ukrainischen Rohstoffen zu verschaffen – im Gegenzug sollen Investitionen zur wirtschaftlichen Erholung in das Land fließen. Doch der russische Vormarsch auf ukrainischem Gebiet gefĂ€hrdet diese PlĂ€ne zunehmend. Die New York Times schreibt dazu:

"Je mehr Territorium Russland kontrolliert, desto weniger Ressourcen kann Kiew Washington anbieten."


Dieses Problem betrifft nicht nur Lithium: Die russischen Truppen nÀhern sich laut dem Bericht auch den LagerstÀtten von Titan, Uran und anderen wirtschaftlich relevanten Mineralien.

Auch die französische Zeitung Le Figaro weist auf den Verlust wichtiger Ressourcen hin. Neben der LagerstĂ€tte bei Schewtschenko habe die Ukraine auch die Kontrolle ĂŒber ein Lithiumvorkommen bei Krutaja Balka im Gebiet Saporoschje eingebĂŒĂŸt. Damit verblieben Kiew nur noch zwei der ursprĂŒnglich vier bekannten Lithiumvorkommen auf dem Gebiet der frĂŒheren Ukraine.

Bereits im Februar hatte ein Bericht des "Roskongress" festgestellt, dass die Ukraine durch den Beitritt der Donezker und Lugansker Volksrepubliken sowie der Regionen Saporoschje und Cherson zu Russland den Zugriff auf das Schewtschenkowsker Lithiumfeld mit geschÀtzten 13,8 Millionen Tonnen Erz verloren habe.

Der Verlust strategisch wichtiger Rohstoffe hat auch geopolitische Folgen. Michail Schernow, der Direktor des US-Unternehmens Critical Metals Corp, das frĂŒher eine Lizenz fĂŒr das Feld bei Schewtschenko hielt, erklĂ€rte gegenĂŒber der New York Times, dass dies die Umsetzung des Deals mit den USA ernsthaft gefĂ€hrden könnte.

Neben der militĂ€rischen Lage nennt die Zeitung weitere Herausforderungen: Veraltete geologische Daten und langwierige Genehmigungsverfahren behinderten die praktische Umsetzung der Vereinbarung. Die grĂ¶ĂŸte HĂŒrde bleibe jedoch das russische VorrĂŒcken, das die gesamte Rohstoffstrategie der USA in der Ukraine infrage stelle.

Offiziellen ukrainischen Angaben zufolge bleibe die Kontrolle ĂŒber die Rohstoffe weiterhin bei Kiew. Der ukrainische Abgeordnete Jaroslaw Schelesnjak teilte mit, dass die Werchowna Rada das Abkommen mit den USA ratifiziert habe. Es sei zeitlich unbegrenzt gĂŒltig und habe Vorrang vor nationalem Recht.

Anfang Juni informierte Schelesnjak zudem, dass die ukrainische Regierung zwei zusĂ€tzliche Vereinbarungen mit den USA zum Thema BodenschĂ€tze geheim halte, die die zentralen Bedingungen fĂŒr den gemeinsamen Investitionsfonds enthielten.

WĂ€hrenddessen kommentierte Wladimir Medinski, der Leiter der russischen Delegation bei den Istanbuler Verhandlungen, dass die USA von einer Partnerschaft mit Russland wirtschaftlich deutlich mehr profitieren könnten als durch ein Abkommen ĂŒber seltene Erden mit der Ukraine.

Mehr zum Thema – Putin: "Russen und Ukrainer sind ein Volk – in diesem Sinne ist die ganze Ukraine unser"


de.rt.com/international/249273


Wassili Nebensja: "Selenskij ist politisch tot"


In einem von Rick Sanchez gefĂŒhrten Interview fĂŒr die im englischsprachigen RT ausgestrahlte Sendung "Sanchez Effect" beschuldigte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja den ukrainischen Machthaber Wladimir Selenskij, die Versprechen, die ihn an die Macht gebracht haben, gebrochen zu haben, und die Ukraine in einen grĂ¶ĂŸeren Konflikt zu ziehen. Er bezog sich auf Selenskijs Wahlkampfversprechen, die KĂ€mpfe im Donbass zu beenden und nur fĂŒr eine Amtszeit anzutreten.

"Selenskij kam mit dem Versprechen an die Macht, den Krieg im Donbass zu beenden. 
 Er versprach eine Sache, aber er hat sich um 180 Grad gedreht. 
 Politisch ist Selenskij bereits tot", sagte Nebensja in dem am Freitag ausgestrahlten Interview.

Der Diplomat erklÀrte weiter, Selenskij klammere sich an die Macht, um den persönlichen Folgen, die ihn wegen seines Verhaltens, insbesondere der VerlÀngerung des Konflikts mit Russland und des Missbrauchs westlicher Hilfsgelder erwarten, zu entgehen:

"Das Ende seiner PrĂ€sidentschaft könnte fĂŒr ihn etwas mit sich bringen, das er um jeden Preis vermeiden will: die Berichterstattung ĂŒber das gestohlene Geld und den Verlust der Menschen, die er klĂ€glich im Stich gelassen hat. Er hat also allen Grund, sich an die Macht zu klammern und keine Wahlen abzuhalten."

Nebensja konkretisierte seine VorwĂŒrfe wie folgt:

"Sie (die ukrainischen Machthaber – Anm. d. Red.) haben Milliarden Dollar an Hilfsgeldern gestohlen, die sie erhalten haben. Das ist ein offenes Geheimnis. Ich denke, wenn es endlich soweit ist, werden die EnthĂŒllungen sehr schlimm sein."

Selenskij ist trotz des Ablaufs seiner regulĂ€ren Amtszeit im Mai 2024 weiterhin im Amt. Die Wahlen wurden aufgrund des Kriegsrechts ausgesetzt, obwohl die ukrainische Verfassung diese Möglichkeit nur fĂŒr das Parlament, nicht fĂŒr den PrĂ€sidenten vorsieht. Die Verfassung sieht vor, dass die Aufgaben des PrĂ€sidenten im Fall der Unmöglichkeit, Wahlen durchzufĂŒhren, nach Ablauf der Amtszeit auf den ParlamentsprĂ€sidenten ĂŒbergehen.

Russland hat erklĂ€rt, es sei offen fĂŒr GesprĂ€che mit der Ukraine, stellt aber die RechtmĂ€ĂŸigkeit jeglicher Vereinbarungen mit der derzeitigen Regierung in Kiew in Frage. PrĂ€sident Wladimir Putin erklĂ€rte kĂŒrzlich, er werde sich mit Selenskij treffen, stellte jedoch dessen Befugnis zur Unterzeichnung eines Vertrags in Frage, da "die Unterschrift von legitimen Behörden stammen muss, andernfalls wird derjenige, der nach [Selenskij] kommt, den Vertrag in den MĂŒll werfen".

Weitere Themen des Interviews waren die Geschichte, der Zustand und die Zukunft der UNO, die in diesen Tagen ihr 80.-jÀhriges Bestehen feiert, sowie die Krise im Nahen und Mittleren Osten.

Mehr zum Thema - "Der beste PrĂ€sident der Ukraine" – Selenskij sollte fĂŒr zweite Amtszeit kandidieren


de.rt.com/international/249271


Iran verweigert IAEA-Chef Grossi den Zugang zu seinen Atomanlagen


Der Iran hat beschlossen, dem Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) Rafael Grossi den Zugang zu iranischen Atomanlagen zu verbieten. Außerdem darf die internationale Organisation keine Überwachungskameras an den nuklearen Objekten installieren. Diese Entscheidung verkĂŒndete am Samstag Hamid Reza Haji Babaei, Vizesprecher des Parlaments in Teheran. Ihm zufolge ergreift der Iran diese Maßnahme, nachdem in israelischen Dokumenten das Durchsickern vertraulicher Daten ĂŒber Atomanlagen entdeckt worden sei.

Am Mittwoch hatte das iranische Parlament fĂŒr einen Gesetzentwurf gestimmt, der die Zusammenarbeit des Landes mit der IAEO vorĂŒbergehen einstellen sollte. ParlamentsprĂ€sident Mohammad Bagher Ghalibaf argumentierte, dass die Organisation ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen und stattdessen zu einem politischen Instrument geworden sei. Jede Kooperation sollte ausgesetzt werden, bis die iranischen Atomanlagen und Atomforscher in Übereinstimmung mit der UN-Charta und den Entscheidungen des Nationalen Sicherheitsrates geschĂŒtzt worden seien.

Als Unterzeichnerstaat des Atomwaffensperrvertrags hatte der Iran IAEO-Inspektionen an seinen nuklearen Objekten erlaubt. Im Jahr 2019 begann Teheran, die AktivitĂ€ten der Organisation im Land zu begrenzen. Vor dem Hintergrund der Eskalation zwischen Israel und dem Iran hatte Grossi die iranischen Behörden um die Wiederaufnahme der Kooperation gebeten. Ein entsprechendes Schreiben hatte er nach eigenen Worten am vergangenen Dienstag dem iranischen Außenminister Abbas Araghtschi ĂŒbermittelt.

Mehr zum Thema – Warum Iran die Bombe braucht


de.rt.com/international/249308


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