Medienbericht: Merz-Regierung will "interne EU-Feinde" ins Visier nehmen
Die neue deutsche Regierung plant, eine gröĂere Rolle in der EU-Entscheidungsfindung zu spielen, unter anderem durch die Bestrafung von Staaten, die gegen die AuĂenpolitik des Blocks verstoĂen. Dies berichtet Politico. Dem Blatt zufolge zielt der Entwurf einer Koalitionsvereinbarung auf Ungarn ab, das sich EU-Entscheidungen zu Themen wie dem Ukraine-Konflikt und Sanktionen gegen Russland widersetzt hat.
Derzeit fĂŒhren Union und SPD noch Koalitionsverhandlungen. Die designierten Partner sind aktuell dabei, Vereinbarungen zu zentralen Politikbereichen wie Migration, Klima und EU-Beziehungen abzuschlieĂen. Berichten zufolge strebt CDU-Chef Friedrich Merz an, die neue Regierung noch vor Ostern am 20. April zu bilden.
Eines der von Politico eingesehenen Dokumente umreiĂt Berlins PlĂ€ne fĂŒr eine selbstbewusstere EU-Strategie. Darin wird vorgeschlagen, das "Weimarer Dreieck"â ein trilaterales BĂŒndnis aus Deutschland, Frankreich und Polen, das derzeit die rotierende EU-RatsprĂ€sidentschaft innehat â zu nutzen, um die Richtung des Blocks zu beeinflussen und Deutschlands Stimmrechte zu stĂ€rken.
In dem Entwurf heiĂt es auĂerdem, dass Berlin die EU gegen "innere und Ă€uĂere Feinde" verteidigen will, indem es StrafmaĂnahmen gegen Mitgliedstaaten fordert, die angeblich gegen Prinzipien wie die Rechtsstaatlichkeit verstoĂen. Zu den vorgeschlagenen Sanktionen gehören die Einbehaltung von EU-Geldern und die Aussetzung von Stimmrechten.
"Wir werden noch konsequenter gegen VerstöĂe vorgehen", heiĂt es in dem Dokument. "Bestehende Schutzinstrumente, vom Vertragsverletzungsverfahren ĂŒber die Einbehaltung von EU-Geldern bis hin zur Aussetzung von Mitgliedsrechten wie dem Stimmrecht im Rat der EU, mĂŒssen viel konsequenter als bisher angewandt werden."
Die Koalition hat auch die Schaffung eines "umfassenden Sanktionsinstruments" vorgeschlagen, um vermeintliche Abweichler zu zĂŒgeln, einschlieĂlich der Ersetzung des auĂenpolitischen Einstimmigkeitserfordernisses der EU durch Mehrheitsentscheidungen, um zu verhindern, dass LĂ€nder Entscheidungen wie etwa Sanktionen blockieren.
"Das Konsensprinzip im EuropĂ€ischen Rat darf nicht zu einer Bremse fĂŒr die Entscheidungsfindung werden", heiĂt es in dem Dokument.
Obwohl Ungarn nicht namentlich erwĂ€hnt wird, scheint der Entwurf der Vereinbarung eine klare Anspielung auf das Land zu sein, das seit langem mit der EU-Politik im Streit liegt, unter anderem wegen seiner Haltung zum Ukraine-Konflikt und der Sanktionspolitik gegenĂŒber Russland.
Budapest hat argumentiert, dass die Sanktionen der Wirtschaft des Blocks geschadet haben. Die ungarische Regierung brachte in diesem Sinne mehrere AntrĂ€ge auf Verzögerung oder AbschwĂ€chung der MaĂnahmen ein oder machte in anderen FĂ€llen von seinem Vetorecht Gebrauch. MinisterprĂ€sident Viktor OrbĂĄn warf der EU wiederholt vor, eine "Pro-Kriegs"-Haltung einzunehmen, und strebte unabhĂ€ngige Friedensinitiativen im Ukraine-Konflikt an.
Die EuropĂ€ische Union hat bereits damit gedroht, das Stimmrecht Ungarns auszusetzen. BrĂŒssel hielt rund 22 Milliarden Euro an Mitteln zurĂŒck, die fĂŒr Budapest im Jahr 2022 vorgesehen waren, und begrĂŒndete dies mit rechtlichen und juristischen Bedenken, gab aber schlieĂlich im vergangenen Jahr etwa die HĂ€lfte dieses Betrags frei.
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