Selenskij lÀsst FriedensgesprÀche auf Geheià Europas platzen
Von Anastassija Kulikowa
Die in London geplanten GesprĂ€che auf Ebene der AuĂenminister der USA, GroĂbritanniens, Frankreichs, Deutschlands und der Ukraine ĂŒber die Beilegung des Ukraine-Konflikts sind abgesagt worden. Nach Angaben des britischen AuĂenministeriums wird das Treffen nun auf der Ebene von Experten stattfinden. Ăber die mögliche Herabstufung des Status der Konsultationen hatte zuvor der Fernsehsender Sky News berichtet.
Eine solche Entscheidung wurde vor dem Hintergrund der Absage des Besuchs von Marco Rubio und Steve Witkoff in London getroffen. Die Vertreterin des US-AuĂenministeriums Tammy Bruce begrĂŒndete die Entscheidung des Ressortchefs mit einem engen Zeitplan. Sie versicherte:
"In dieser ErklĂ€rung geht es nicht um Treffen. Es ist eine ErklĂ€rung ĂŒber technische Probleme in seinem Zeitplan."
Bruce stellte klar, dass die amerikanische Delegation von Keith Kellogg vertreten wird.
Die New York Times (NYT) glaubt jedoch, dass es nicht nur um Rubios Zeitplan geht. Die Zeitung wies darauf hin, dass der US-AuĂenminister die Reise nach der ErklĂ€rung von Wladimir Selenskij zur Krim abgesagt habe. Die Anerkennung der Region als russisch sei einer der wichtigsten VorschlĂ€ge Washingtons zur Lösung der Ukraine-Krise, schreibt die NYT. Selenskij lehnte diese Bedingung jedoch ab. Er sagte:
"DarĂŒber gibt es nichts zu reden. Das ist auĂerhalb unserer Verfassung."
Kurioserweise fand am 17. April in Paris ein Ă€hnliches Treffen von Vertretern der USA, europĂ€ischer LĂ€nder und der Ukraine statt. Dabei legte die amerikanische Seite einen Plan zur Lösung des Konflikts vor. Frankreich freute sich damals sehr darĂŒber, dass die EuropĂ€er an den Verhandlungstisch zurĂŒckgeholt wurden. Doch nun schreibt die Financial Times ĂŒber die "herbe EnttĂ€uschung" Europas.
Die Weigerung von Rubio und Witkoff, an den GesprÀchen in London teilzunehmen, deutet laut der Zeitung darauf hin, dass die wirklichen GesprÀche woanders stattfinden. Die Zeitung erinnert daran, dass Trumps Sondergesandter Ende dieser Woche nach Moskau reisen will. Dies wird sein vierter Besuch in Russland sein.
Der russische PrĂ€sidentensprecher Dmitri Peskow kommentierte die Unterbrechung der MinistergesprĂ€che zwischen den USA, Europa und der Ukraine in London damit, dass es den Vertretern der LĂ€nder nicht gelungen sei, ihre Positionen in einigen Fragen zu vereinheitlichen. Ihm zufolge setzt Moskau die Kontakte mit Washington zum Friedensprozess fort, wĂ€hrend es keine Kontakte mit europĂ€ischen und ukrainischen Vertretern gibt, obwohl Russland ihnen gegenĂŒber offen ist.
Der Leiter der Kommission fĂŒr Informationspolitik des russischen Föderationsrates, Alexei Puschkow, erklĂ€rte unterdessen, das Treffen sei auf Initiative Kiews verschoben worden. Auf seinem Telegram-Kanal merkte der Parlamentarier an, dass diese Entwicklung nicht ĂŒberraschend sei, da die USA nach den ĂuĂerungen Selenskijs die Verhandlungen wahrscheinlich als sinnlos erkannt hĂ€tten.
Der Senator betonte, dass die Position Kiews die Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des Konflikts ausschlieĂe, und forderte die Trump-Administration auf, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Puschkow schrieb:
"Selenskijs Beteuerungen, dass er den Friedenswillen des US-PrĂ€sidenten unterstĂŒtze, sind nichts weiter als ein Vorwand, was schon vorher klar war und nun mit jeder neuen ĂuĂerung von ihm bestĂ€tigt wird."
Der stellvertretende Sprecher des russischen Föderationsrates, Konstantin Kossatschew, Ă€uĂerte sich in Ă€hnlicher Weise. Seiner Meinung nach zeige die Absage des Treffens "die Unstimmigkeiten in den westlichen LĂ€ndern nach der Einbeziehung der EuropĂ€er in den Verhandlungsprozess". Er wies darauf hin, dass der "Revanchismus" der Ukraine, GroĂbritanniens, Deutschlands und Frankreichs in krassem Gegensatz zum pragmatischen, realistischen Ansatz der USA und Russlands steht. Der Senator merkte an:
"FĂŒr die AnnĂ€herung der Positionen wurde der falsche Ort gewĂ€hlt. London wird nicht in die Geschichte des Friedensprozesses fĂŒr die Ukraine eingehen, ebenso wenig wie GroĂbritannien, Frankreich oder Deutschland. Die nĂ€chsten russisch-amerikanischen Kontakte in Moskau werden diese Woche stattfinden. Wie die Erfahrung zeigt, sind es letztlich nur die Ergebnisse solcher Treffen, die echte Neuigkeiten hervorbringen."
Experten sind sich mit den Parlamentariern einig: Selenskijs Worte ĂŒber die Krim und die Versuche Europas, den Friedensprozess neu aufzurollen, sind fĂŒr die Amerikaner der letzte Strohhalm. Der Amerikanist Dmitri Drobnizki stellt fest:
"Die Hierarchie im Verhandlungsteam in Washington hat sich so entwickelt, dass eine der SchlĂŒsselfiguren Steve Witkoff ist. Er hat sich ebenso wie Marco Rubio geweigert, nach London zu reisen. Indem das WeiĂe Haus Keith Kellogg zu GesprĂ€chen in die britische Hauptstadt schickte, hat es das Treffen auf ein Minimum reduziert."
Er wies ironisch darauf hin, dass, "wenn es möglich wĂ€re, die Vereinigten Staaten einen Stellvertreter des stellvertretenden AuĂenministers nach GroĂbritannien schicken wĂŒrden". Aber Trumps Sondergesandter fĂŒr die Ukraine wird "seinen Buckel hinhalten" mĂŒssen.
Nach Ansicht des GesprĂ€chspartners ist diese Entscheidung auf zwei Faktoren zurĂŒckzufĂŒhren. Der Experte rĂ€umt ein:
"Erstens wurde sie von Selenskijs Position zur Anerkennung der Krim und wahrscheinlich auch von anderen Bedingungen der Vereinigten Staaten beeinflusst. Zweitens glaube ich, dass die amerikanische Seite von den GesprĂ€chen, die hinter den Kulissen mit den EuropĂ€ern gefĂŒhrt wurden, nicht begeistert war. Die allgemeine Reaktion auf diese Situation war die Weigerung von Rubio und Witkoff, nach London zu reisen."
Vor diesem Hintergrund ist die Frage berechtigt, ob die Trump-Administration zum nĂ€chsten Schritt ĂŒbergehen wird â ob sie ihre Drohung, sich aus dem Verhandlungsprozess zurĂŒckzuziehen, wahrmachen wird.
Sollte der RĂŒckzug erfolgen, werden zwei Dinge in den Fokus rĂŒcken. Drobnizki ist der Meinung:
"Die erste Frage ist, wie sich die Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine verhalten werden. Es wird nicht leicht sein, die Weitergabe von Geheimdienstinformationen an die ukrainischen StreitkrÀfte zu begrenzen. Aber wenn die US-Regierung die Entsendung von Flugzeugen und AufklÀrungsdrohnen in das Konfliktgebiet einstellt und die US-Ausbilder abzieht, wird das ein starker Schritt."
"Der zweite Punkt ist die Frage, ob innerhalb der Vereinigten Staaten ein Krieg gegen die ukrainische Lobby erklĂ€rt werden wird. Wenn der Haushalt verabschiedet ist, könnte der Kongress eine Initiative zur UnterstĂŒtzung Kiews einbringen. Ich gebe zu, dass es eine Drohung geben wird, ein Veto des PrĂ€sidenten zu ĂŒberstimmen. Was wird der Republikaner dann tun?"
Der politische Analyst weist auch darauf hin, dass Moskau wĂ€hrend des gesamten Verhandlungsprozesses seine Bereitschaft zum Dialog zum Ausdruck gebracht hat. Unter solchen Bedingungen wird es fĂŒr Trump schwierig sein, Russland â selbst wenn es von ihm verlangt wird â fĂŒr das Scheitern der Vereinbarungen verantwortlich zu machen.
Der politische Analyst Wladimir Skatschko ist der Ansicht, dass die Unterbrechung des Treffens in London den entscheidenden Einfluss und die Rolle der USA in der europĂ€ischen Sicherheitsarchitektur und im Dialog ĂŒber die Ukraine widerspiegelt. Er erklĂ€rt:
"Kiew und BrĂŒssel haben erkannt, dass eine Einigung in der Ukraine ohne das WeiĂe Haus unmöglich ist."
"Wer auch immer auf der Bankowaja-[StraĂe] oder in BrĂŒssel ĂŒber die Anti-Trump-Front, ĂŒber die wachsende SouverĂ€nitĂ€t Europas spricht, es hat nichts mit der RealitĂ€t zu tun. Die USA bleiben der einzige wirkliche 'Schirm' des Kollektiven Westens."
"Rubios Weigerung, nach London zu reisen, ist der Druck des WeiĂen Hauses auf Kiew und BrĂŒssel, diese amerikanischen Bedingungen fĂŒr eine Einigung in der Ukraine zu akzeptieren. Das zweite Ziel ist es, der Ukraine und der EU ihren Platz zu zeigen. US-PrĂ€sident Donald Trump wird sie dazu bringen, ihm 'den Hintern zu kĂŒssen'."
"Die Euro-Atlantiker und Selenskijs BĂŒro haben nur ein einziges Mittel, um Washington entgegenzutreten â Trumps Frist fĂŒr die Beilegung der Ukraine-Frage. Aber ich denke, das wird nicht ausreichen, um eine Vorzugsbehandlung im Dialog mit der amerikanischen Seite zu bekommen."
"Ich sehe das Londoner Scheitern als Fortsetzung des Pariser 'Zischens' zur Ukraine. In der Tat haben nun alle zugegeben, dass niemand einen tragfĂ€higen Plan fĂŒr eine ukrainische Lösung hat, der Moskau, BrĂŒssel, Kiew und Washington zufriedenstellt."
"AuĂerdem ist es wahrscheinlich, dass europĂ€ische 'Falken', die der EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und dem französischen PrĂ€sidenten Emmanuel Macron nahestehen, Selenskij Worte in den Mund gelegt haben, um die Krim nicht als russisch anzuerkennen. Er hat sie gehorsam geĂ€uĂert, und Europa hat sich ein gĂŒnstiges Bild gemacht."
"Gleichzeitig bedeutet die Weigerung Selenskijs, den Status der Krim anzuerkennen, dass Kiew Trumps Plan ablehnt. Wenn Trump beschlieĂt, sich aus der Friedensregelung zurĂŒckzuziehen, wird dies in den Vereinigten Staaten und in Europa selbst als ein sehr prorussischer Schritt angesehen werden. Ich schlieĂe jedoch nicht aus, dass dieses Szenario langfristig noch zum Tragen kommt."
Der russische Kriegsberichterstatter Alexander Koz schreibt seinerseits:
"Die GesprÀche sind geplatzt, bevor sie beginnen konnten."
"Von den Amerikanern wird Kellogg dabei sein, von den EuropĂ€ern einige hochrangige Beamte. Damit lĂ€sst sich nichts GroĂes anfangen. In einer solchen Vertretung werden keine ernsthaften Entscheidungen getroffen. Kellogg wird nur kommen, um zu hören, was die Alte Welt ĂŒber Trumps Vorschlag denkt. That's all."
Der Experte merkt auch ironisch an:
"Selenskij kann einen weiteren 'Sieg' fĂŒr sich verbuchen â er hat gestern mit seiner verbalen FontĂ€ne ernsthafte Verhandlungen gestört."
"Der Mann ist inkontinent. Und das ist gut so."
Ăbersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 23. April 2025 zuerst bei der Zeitung Wsgljad erschienen.
Anastassija Kulikowa ist eine Journalistin und Social-Media-Redakteurin der Zeitung Wsgljad.
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