Mehrheit der Linken-WĂ€hler zum ersten Mal fĂŒr Waffenlieferungen an die Ukraine
Die Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine sorgt weiterhin fĂŒr heftige Diskussionen in Deutschland. Das Thema ist auch fĂŒr die anstehende Bundestagswahl von Bedeutung. WĂ€hrend ein Teil der Bevölkerung in dieser Frage grundsĂ€tzlich die Bundesregierung unterstĂŒtzt und MilitĂ€rhilfe als notwendig erachtet, sehen andere darin eine Eskalation des Konflikts. Eine aktuelle reprĂ€sentative Umfrage des Forschungsinstituts Ipsos kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die AnhĂ€nger einer Partei konsequent fĂŒr Ukrainehilfen einstehen, wĂ€hrend es bei den AnhĂ€ngern zwei kleinerer Parteien in jĂŒngster Zeit deutliche MeinungsĂ€nderungen gab.
Insgesamt ist fast die HĂ€lfte der Deutschen (48 Prozent) der Meinung, dass Deutschland keine Waffen mehr an die Ukraine liefern sollte. FĂŒr weitere Waffenlieferungen sprechen sich dagegen 38 Prozent der Befragten aus. 14 Prozent aller BundesbĂŒrger haben in dieser Frage keine klare Meinung. AnhĂ€nger der AfD mit 88 und des BSW mit 90 Prozent Ă€uĂern sich besonders ablehnend. Dagegen befĂŒrworten jeder zehnte AfD-WĂ€hler (11 Prozent) und nur 4 Prozent der BSW-Sympathisanten weitere Waffenlieferungen. Bereits im September 2024 hatte eine Ipsos-Umfrage ein Ă€hnliches Bild ergeben.
Die WĂ€hlerschaft der GrĂŒnen (74 Prozent) und der SPD (64 Prozent) sprechen sich am hĂ€ufigsten fĂŒr weitere Waffenlieferungen aus. Nur 15 Prozent (GrĂŒne) bzw. 28 Prozent (SPD) lehnen weitere RĂŒstungsexporte ab. Allerdings hat sich insbesondere in der SPD-AnhĂ€ngerschaft das Meinungsbild in den letzten Monaten merklich verschoben. Im September 2024 lag der Anteil der BefĂŒrworter noch bei 69 Prozent, nur 19 Prozent der SPD-AnhĂ€nger sprachen sich damals gegen Waffenlieferungen aus.
In der UnionswĂ€hlerschaft spricht sich jeder Zweite (49 Prozent) fĂŒr weitere Lieferungen aus, zwei von fĂŒnf sind dagegen (40 Prozent). Hier zeigen sich im Vergleich zur letzten Befragung im September 2024 kaum VerĂ€nderungen. Weitaus stĂ€rker hat sich das Bild bei AnhĂ€ngern von FDP und Linke gewandelt: Bei beiden Parteien befĂŒrworten die AnhĂ€nger Waffenlieferungen an die Ukraine jetzt deutlich mehr, als das noch im September der Fall war. Bei den AnhĂ€ngern der Linken hat sich das VerhĂ€ltnis von 44 Prozent Zustimmung (+8) gegenĂŒber nur noch 41 Prozent Ablehnung (-18) sogar ins Gegenteil verkehrt. Bei FDP-WĂ€hlern gibt es mit 63 Prozent nun zehn Prozent mehr Menschen, die die Waffenlieferungen befĂŒrworten.
Ipsos
Eine Spaltung zeigt sich aber nach wie vor zwischen Ost und West. WĂ€hrend Ostdeutsche mit 60 Prozent mehrheitlich Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnen, sind es in Westdeutschland nur 45 Prozent. Auffallend ist jedoch, dass sich in Ostdeutschland eine Trendwende abzeichnet. Im Gegensatz zur letzten Befragung im September (69 Prozent) waren jetzt neun Prozent weniger Menschen gegen MilitĂ€rhilfen und sieben Prozent mehr dafĂŒr (31 gegen 24 Prozent). Im Westen ging der Anteil von BefĂŒrwortern und Gegnern indes nur leicht zurĂŒck.
Das Fachportal Defence-networt.com, das ĂŒber die Umfrageergebnisse berichtete, merkt an, dass Stimmungsbild an der Unionsbasis Auswirkungen auf den Wahlkampf haben könnte. Immerhin höre man von Kanzlerkandidat Merz in letzter Zeit wesentlich seltener Forderungen nach mehr Waffenlieferungen an die Ukraine, als es noch vor dem Ampel-Aus der Fall war â "Damals konnte die Union gar nicht oft genug den Taurus im Bundestag zur Abstimmung stellen."
Im Ăbrigen bleiben die Meinungen (teilweise sehr) instabil. DafĂŒr sprechen die groĂen Meinungsschwankungen, dies es nach wie vor gibt. Dennoch ist insgesamt eine Tendenz zur stĂ€rkeren UnterstĂŒtzung der Waffenlieferungen zu beobachten. Der Wandel der einstigen "Friedenspartei" die Linke zu militanteren Positionen ist dafĂŒr ein Beispiel. Das könnte mit der massiven Medienkampagne zur UnterstĂŒtzung der Bundeswehr und der Militarisierung Deutschlands zusammenhĂ€ngen. Der Slogan "Wenn wir Putin in der Ukraine nicht (mit Waffen) stoppen, wird er uns als NĂ€chstes angreifen", wird dabei als Hauptargument angefĂŒhrt. Anscheinend scheint er bei vielen zu verfangen.
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