Russischer Experte zum EU-US-Abkommen: Risiko neuer Abhängigkeit und sozialer Spannungen
Durch den Abschluss des Handelsabkommens mit den Vereinigten Staaten hat sich die EU noch abhängiger von Washington gemacht, was zu höheren Preisen auf dem europäischen Markt, sinkender Wettbewerbsfähigkeit und wachsenden sozialen Spannungen führen wird. Darauf wies Igbal Gulijew, Dekan der finanzwirtschaftlichen Fakultät des Moskauer Staatlichen Instituts für Internationale Beziehungen des russischen Außenministeriums, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur TASS hin.
Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump nach einem Treffen mit der Chefin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen erklärt, die Vereinigten Staaten und die Europäische Union hätten sich darauf geeinigt, dass die Zölle auf alle europäischen Waren, die in die Vereinigten Staaten importiert werden, 15 Prozent betragen sollen, während die EU keine Zölle auf US-amerikanische Waren erheben werde.
Trump fügte hinzu, dass die EU-Länder zusätzlich zu den Investitionen, die sie bereits in die US-Wirtschaft getätigt haben, im Rahmen des Abkommens 600 Milliarden US-Dollar investieren werden. Außerdem hätten sich die EU-Länder bereit erklärt, in naher Zukunft eine "riesige Menge" von Waffen im Gesamtwert von mehreren Hundert Milliarden US-Dollar von den USA zu kaufen. Dem russischen Experten zufolge ist dieses Abkommen "eher ein Sieg für die USA als für Europa". Gulijew betonte:
"Es genügt ein Blick auf die Bedingungen, zu denen die EU das Abkommen unterzeichnet hat: Die Verpflichtung, amerikanische Energieressourcen und Kohlenwasserstoffe zu kaufen sowie rund 600 Milliarden US-Dollar in die US-Wirtschaft zu investieren. Das ist eine klare Einseitigkeit. Und während europäische Unternehmen mit einem Mangel an Investitionen innerhalb der EU kämpfen, fließt das Kapital weiterhin nach Übersee. Die Folgen dieser Abhängigkeit wird Europa zu spüren bekommen: Steigende Preise, geringere Wettbewerbsfähigkeit und möglicherweise auch wachsende soziale Spannungen. Es werden Alternativen gefunden werden müssen. Die wichtigste Frage ist jedoch eine andere: Inwieweit können die Vereinigten Staaten langfristig als zuverlässiger und pragmatischer Partner für Europa angesehen werden?"
Der russische Experte ist außerdem der Ansicht, dass dieses Abkommen zur Abschottung des europäischen Marktes und langfristig zum Verlust seiner Wettbewerbsfähigkeit sowie zur Bildung einer neuen Wirtschaftsarchitektur führen wird, in der nicht ein offener Markt, sondern Wirtschaftsblöcke die Hauptrolle spielen werden. Er erklärte:
"Der Abschluss des Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union schafft einerseits die Grundlage für eine neue wirtschaftliche und politische Architektur, in der die Logik wirtschaftlicher und politischer Blöcke immer wichtiger wird. Gleichzeitig ist es für einige Länder, insbesondere für China und Russland, ein Anreiz, ihre eigene wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken, ihre Außenbeziehungen zu diversifizieren und ihre technologische Souveränität auszubauen. Aber es gibt auch eine Kehrseite: Wenn sich der Westen in Zukunft abschottet, kann dies zu einem Verlust seines Anteils an den sektoralen Märkten führen."
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