Ex-BND-Chef Schindler: "Wir sind abhÀngig von den US-Geheimdiensten"


Das SPD-nahe RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) behauptet einleitend in einem aktuellen Artikel, dass die kurzzeitige Entscheidung Washingtons, "die zwischenzeitliche Weigerung Trumps, die Ukraine weiter mit Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste zu versorgen", vermeintlich auch "in Deutschland Ängste auslöst". Ausgehend von dieser Mutmaßung wurde das FDP-Mitglied Gerhard Schindler befragt, von 2012 bis Juni 2016 PrĂ€sident des Bundesnachrichtendienstes (BND) und Autor des Buches: "Wer hat Angst vorm BND?".

Vor gut einer Woche ordnete das Weiße Haus an, dass vorerst keine US-MilitĂ€rinformationen mehr an die Ukraine geliefert werden. Nur wenige Tage spĂ€ter, am 10. MĂ€rz, endete diese Regelung nahezu vollstĂ€ndig (RT DE berichtete). Die RND-Redaktion wollte nichtsdestotrotz vom Ex-BND-Chef eine EinschĂ€tzung zu den jĂŒngsten Ereignissen erfahren. Schindler erklĂ€rte laut dem Artikel, zu vermeintlichen, aktuellen RealitĂ€ten auf der Ebene von Geheimdiensten:

"Der Abstand zwischen unseren Nachrichtendiensten und den US-amerikanischen Partnern ist nicht groß, sondern riesengroß! Sie sind uns nicht nur technisch haushoch ĂŒberlegen, sondern auch strategisch und operativ vor Ort."

Welcher genaue "Ort" dabei angedeutet wird, also ob US-TĂ€tigkeiten in der Ukraine oder in Deutschland gemeint sind, wird im Artikel nicht weiter ausgefĂŒhrt. Weiter erklĂ€rt Schindler zu seinen subjektiven EinschĂ€tzungen:

"Die bittere RealitĂ€t ist daher: Wir sind abhĂ€ngig von den Diensten der USA und nicht umgekehrt. Sie können auf uns jederzeit verzichten, wir nicht. Das betrifft nicht nur Warnhinweise auf bevorstehende Anschlagversuche, sondern auch Erkenntnisse zu geopolitischen Konflikten. Die so entstehenden Erkenntnisdefizite bei den weltweiten Lagebildern ließen sich auch nicht durch eine intensivere Zusammenarbeit mit europĂ€ischen Partnern kompensieren."

Die RND-Redaktion wollte laut Artikel dabei nicht weiter erfahren, aus welchen Quellen und daraus resultierenden Schlussfolgerungen die Mutmaßungen seitens Schindlers erfolgen. Zitiert wird dem gegenĂŒber eine Aussage des CDU-"Sicherheitspolitikers" Roderich Kiesewetter. Dieser erklĂ€rte dieser Tage gegenĂŒber der SĂŒddeutschen Zeitung, dass seit Jahresbeginn "die Kooperation mit den US-Diensten brĂŒchig wird, also beispielsweise Warnungen vor TerroranschlĂ€gen oder Bewegungen russischer Agenten ausbleiben werden". Der SZ-Artikel trĂ€gt die Überschrift. "In Deutschland schwindet das Vertrauen in US-Geheimdienste" (Bezahlschranke). Der Artikel erlĂ€utert:

"Die Zusammenarbeit mit der amerikanischen CIA und den anderen US-Geheimdiensten ist fĂŒr Europa essenziell. RegelmĂ€ĂŸig kommen deutsche Sicherheitsbehörden AnschlagsplĂ€nen nur auf die Spur, weil die US-Kollegen sie draufstoßen. Insider schĂ€tzen, dass bei knapp der HĂ€lfte der vereitelten AnschlĂ€ge der vergangenen zehn bis fĂŒnfzehn Jahre in Deutschland ein Hinweis aus dem Ausland entscheidend war. Der wichtigste Tippgeber: die USA."

Kiesewetter erklĂ€rt gegenĂŒber der SZ mutmaßend:

"FĂŒr unsere eigene Kooperation muss klar sein, dass auf die USA kein Verlass mehr ist und wir deshalb in Europa absolut dringlich eigene AufklĂ€rungsfĂ€higkeiten aufbauen mĂŒssen."

Sebastian Hartmann, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, erklĂ€rte gegenĂŒber der SZ:

"Die neue Regierung wird deutlich mehr in die Nachrichtendienste investieren mĂŒssen. Deutschland braucht das, was andere LĂ€nder schon vorgemacht hĂ€tten, eine stĂ€rkere Ausrichtung unserer Nachrichtendienste auf den Cyber- und Informationsraum."

GrĂŒnen-Politiker Konstantin von Notz, Vizefraktionschef und Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums der Geheimdienste, erklĂ€rt laut Artikel:

"In dieser Zeit und Lage ist es zwingend, dass die Nachrichtendienste in Deutschland und Europa sehr viel mehr Ehrgeiz, Geld und politisches Gewicht in die nachrichtendienstliche Arbeit stecken."

Ungenannte VerfassungsschĂŒtzer und "Beamte aus dem BND und auch das Bundesinnenministerium" gaben der SZ-Redaktion zu Protokoll, "noch laufe der Austausch wie gewohnt". Und weiter:

"Mancher bekennt hinter vorgehaltener Hand aber auch, dass der Kampf gegen islamistische Terroristen ohne die vielen Augen der US-Geheimdienste fast aussichtslos wÀre."

Von Notz fordert daher eine "neue europÀische Lösung", um zu erklÀren:

"So wie die besondere Kooperation der Five Eyes (die Geheimdienste der USA, Kanadas, Großbritanniens, Neuseelands und Australiens, Anm. d. SZ-Red.) in den letzten Jahrzehnten wegweisend war, könnte ein besonders enger Verbund fĂŒhrender europĂ€ischer Dienste als Euro-Eyes relevant die Sicherheit Europas stĂ€rken."

Alexander Throm, innenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gab der SZ zu Protokoll, dass "Deutschlands Sicherheit ganz maßgeblich davon abhĂ€ngt, dass wir unsere Behörden so schnell wie möglich substanziell ertĂŒchtigen."

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de.rt.com/inland/239325-ex-bnd


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