Interpol im Spiel: Russland kämpft gegen Verschiebung seltener Manuskripte in den Westen


Seit einigen Monaten werden aus russischen Archiven gestohlene Dokumente auf ausländischen Versteigerungen angeboten. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Dekrete und Befehle russischer Kaiser. So berichteten die Medien Ende Oktober des Jahres 2024, dass im Russischen Staatlichen Archiv für Militärgeschichte ein kaiserlicher Erlass vom 9. September des Jahres 1727 durch eine professionell angefertigte Moulage ersetzt worden sei. Die Zeitung The Art Newspaper schreibt:

"Das genaue Datum des Diebstahls ist nicht bekannt, alles wurde dadurch entdeckt, dass das Dekret auf der französischen Auktion Aguttes angeboten wurde (und zwar mit einem Schätzwert von nur 1.000 bis 1.200 Euro). WasilissaDenisowa, die stellvertretende Direktorin des Archivs, erstattete bei der Polizei Anzeige, woraufhin eine Untersuchung eingeleitet wurde. Das französische Auktionshaus wurde über die kriminelle Herkunft des Loses, auf dem mit bloßem Auge Archivmarkierungen zu erkennen sind, informiert, aber das Dekret wurde nicht aus der Versteigerung genommen. Eine Woche später wurde es für 3.100 Euro verkauft."


Die Vertreterin des französischen Auktionshauses, Sophie Perrin, erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, dass das Auktionshaus den Verkauf nicht stornieren werde. Ihr zufolge hat die Zentralstelle für die Bekämpfung des Handels mit Kulturgütern eine Untersuchung des Auktionshauses durchgeführt und mitgeteilt, dass "es keine Gründe für eine Annullierung des Verkaufs gibt und der Fall abgeschlossen ist". Die russische Botschaft in Paris schaltete sich daraufhin ein, was aber auch nicht half.

In einem ähnlichen Fall hat Spanien ganz anders reagiert als Frankreich. Als Anfang Dezember bei der spanischen Auktion von International Autograph Auctions Europe S. L. in Estepona ein Papier mit dem Namen eines anderen Kaisers auftauchte, das aus demselben Archiv verschwunden war, wurde das Los auf Ersuchen von Interpol aus der Auktion entfernt, und die Polizei des Landes leitete eine Untersuchung ein, um die Echtheit der Dokumente und ihre Besitzer zu ermitteln. Zur selben Zeit bei der Auktion desselben Auktionshauses wurde ein weiteres Dokument versteigert – diesmal ein von Katharina der Großen unterzeichnetes Schriftstück aus dem Jahr 1762 mit dem Auftrag, Teiche in Zarskoje Selo auszuheben. Es könnte, wie vermutet wird, aus einer anderen Institution gestohlen worden sein – dem Russischen Historischen Staatsarchiv. Es wurde ebenso auf Ersuchen von Interpol aus dem Verkauf genommen, und eine Untersuchung der Umstände, unter denen das Manuskript ins Land gebracht wurde, hat begonnen.

Und am 20. und 21. November des vergangenen Jahres stellte das US-amerikanische Auktionshaus Jackson's International Auctioneers and Appraisers 13 aus dem Russischen Historischen Archiv gestohlene Dokumente aus. Zur Frage, wie all diese Schriften überhaupt aus den Archiven gestohlen werden konnten, gibt es mehrere Vermutungen. Einige davon wurden vermutlich von dem berühmten Kunstdieb und Sammler Wladimir Feinberg gestohlen, der in den 1980er und 1990er Jahren viele rare Schriftstücke aus den Archiven und Bibliotheken der UdSSR stahl und sie dann ins Ausland brachte. Es war der Wachsamkeit der Mitarbeiter der europäischen Auktionshäuser zu verdanken, dass Feinberg damals enttarnt wurde – sie meldeten verdächtige Lose der Polizei, obwohl gerade der Kalte Krieg herrschte. Einige der Manuskripte konnten jedoch nicht gefunden und nach Russland zurückgebracht werden – es wird vermutet, dass diese nun in der EU verkauft werden. Eine andere Version wurde in einem Interview mit der Rossijskaja Gaseta von Andrej Artisow, dem Leiter von der Behörde Rosarchiv, geäußert:

"Vermutlich wurden die Originale in den 1960er und 1970er Jahren im Zuge der Restaurierungsarbeiten durch das Labor fĂĽr Mikrofotokopie und Restaurierung von Dokumenten des Zentralen Staatsarchivs der UdSSR durch Moulagen ersetzt."


Allerdings: Die erstaunliche Bereitschaft einiger EU-Länder, das internationale Recht in Bezug auf in Russland gestohlene Artefakte nicht einzuhalten, ist natürlich schockierend. Und sie spielt den Dieben und Diebesbanden, die mit dem Kunsthandel verbunden sind, sicherlich in die Hände.

Mehr zum Thema – Diebstahl aus russischem Archiv: Erlass Peters des Großen bei spanischer Auktion entdeckt

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