Russlands Streitkräfte schaffen künftige Pufferzone bei Sumy
Von Jewgeni Krutikow
Kampfhandlungen könnten das Territorium des Belogorski-Klosters des Heiligen Nikolaus an der Grenze des Gebiets Kursk zur Ukraine betreffen. Das ukrainische Militär hat hier Mörser- und Artilleriebesatzungen stationiert und jegliche Verhandlungen verweigert. Nach Angaben russischer Sicherheitsbehörden schanzte sich eine Gruppe ukrainischer Kämpfer im Kloster ein und lehnte Kapitulationsverhandlungen ab.
Ein Vertreter russischer Sicherheitsstrukturen betonte, dass das ukrainische Militärkommando ein weiteres Mal gezeigt habe, dass ihm nichts heilig sei und dass es bereit sei, heilige Orte für militärische Zwecke zu nutzen. Zuvor hatten russische Streitkräfte einige Sturmtrupps der ukrainischen Spezialkräfte in der Nähe des Klosters und des Weilers Oleschnja zerschlagen.
Stand Dienstag, den 15. April, verbleibt unter ukrainischer Kontrolle nur das Klosterkomplex, die benachbarte winzige Siedlung Gornal und der Weiler Oleschnja auf der Straße von Sudscha nach Sumy. Eine direkte Verbindung zwischen diesen beiden ukrainischen Positionen ist unterbrochen, sie können nur aus dem Gebiet Sumy über beschossene Straßen versorgt werden.
Das Klosterkomplex liegt am hohen steilen Ufer des Flusses Psjol, was ihn in eine gute Verteidigungsposition verwandelt. Der neben dem Kloster liegende Berg Tabor wurde vom ukrainischen Militär ebenfalls zu einem Stützpunkt gemacht. Das Gelände, welches die Klostergebäude und den Berg von der Siedlung Gornal trennt, wird allmählich von russischen Stoßtrupps besetzt. Ukrainische Positionen werden in zwei Hälften zerschnitten, und ihr Schicksal ist offensichtlich. Das Kloster wird vollständig eingekesselt. Aufforderungen an das ukrainische Militär, sich zu ergeben, hängen vor allem mit dem Wunsch zusammen, den Tempelkomplex zu bewahren.
Außerdem setzen Russlands Streitkräfte ihre Offensive im Gebiet Sumy fort und bilden zunehmend die Konturen einer Pufferzone entlang der Grenze. Die jüngsten Ereignisse im Gebiet Belgorod zeigten ein weiteres Mal, wie notwendig es ist, jegliche Möglichkeiten zum Terrorisieren des russischen Grenzlandes für die Ukraine zu beseitigen.
Die Hauptkämpfe verlaufen am Rande der Siedlung Loknja. Direkt dahinter liegt Junakowka – der Schlüsselknoten der ukrainischen Logistik am Frontabschnitt Sumy. Beide Orte liegen im Gebiet Sumy der Ukraine und können über eine Asphaltstraße entlang des Flusses Loknja erreicht werden. Gegenwärtig sind die vorderen Stellungen der russischen Streitkräfte in der Siedlung Loknja von der Stadt Sumy etwa 24 Kilometer entfernt.
Dieser kürzeste Weg verläuft entlang des Flusstals, das von beiden Seiten von kleinen Anhöhen umgeben ist. Ohne die Kontrolle über diese Anhöhen ist es sehr schwierig, die Frontlinie bei Sumy vollständig zu konfigurieren. Dort gibt es keine Siedlungen und bisher hat das ukrainische Militär eine geschlossene Front am Abschnitt Sumy nicht gebildet, die Kämpfe werden entlang der Hauptstraßen geführt. Das Fehlen einer geschlossenen Frontlinie wird durch Unmengen an Drohnen kompensiert, die es ermöglichen, große Territorien in die so genannte graue Zone zu verwandeln – einen Raum, der im Hinblick auf physische Bodenpräsenz von niemandem kontrolliert wird.
Darüber hinaus ist es erforderlich, die rechte Flanke der russischen Verbände zu sichern, die sich im Flusstal von Loknja bewegen, zumindest zwischen dem bereits besetzten Schurawka bis Belowody entlang dem Tal des Flusses Snagost. Zum Mittag des 15. April stießen russische Truppen von Schurawka in Richtung Belowody und von Wassiljewka zu den Ortsrändern von Wodolagi vor und schnitten damit alle Vorsprünge an den Flanken ab. Bereits diese Erweiterung der Kontrollzone kann als Beginn der Einrichtung einer Pufferzone mit Junakowka im Zentrum gelten.
Mit der Herausbildung des neuen Frontabschnitts Sumy stellt sich die Frage nach weiteren Varianten der Entwicklung der Ereignisse, nachdem eine Pufferzone mit stabilen Flanken eingerichtet wird.
Im Jahr 2022 wohnten in Sumy über 250.000 Menschen. Heute hat sich die Bevölkerung wahrscheinlich vermindert, allerdings wurde die Stadt vom ukrainischen Militär in einen großen logistischen Knoten verwandelt, um die Angriffe auf das Grenzland von Kursk zu unterstützen. In Industriebetrieben werden Munition und Waffen gelagert, in Wohnhäusern das ukrainische Militärpersonal untergebracht.
Nun werden in Erwartung der russischen Offensive die Industriegebiete im Stadtbezirk Kowpakowski in befestigte Räume verwandelt, und die Hochbaugebiete im Stadtbezirk Saretschny bilden von selbst einen großen befestigten Raum. Die im Osten herausragende Eigenheimsiedlung entlang der Baranowskaja-Straße wird vermint.
Russlands Armee agiert an diesem Frontabschnitt sehr berechnend.
Bisher geht es ausschließlich um die vollständige Befreiung des russischen Territoriums, die von einem Tag auf den nächsten erfolgen kann. Der nächste Schritt ist die Bildung einer stabilen Pufferzone, was die Positionen des ukrainischen Militärs in der Region aber nicht endgültig schwächen wird. In diesem Kontext lässt sich vermuten, dass das Zwischenziel an diesem Abschnitt nicht in einer direkten Offensive auf Sumy, sondern in der Neutralisierung dieses Logistikhubs durch weitreichende Waffen bestehen wird.
Zunehmende Raketen- und Drohnenangriffe auf die Stadt sorgen für einen kumulativen Effekt: das ukrainische Militär verliert zunehmend die Möglichkeit, Reserven zu manövrieren, Technik zu warten, Munition zu lagern und Befestigungen zu bauen. In Verbindung mit dem allmählichen Nähern der Frontlinie zur Stadt wird das ukrainische Militär sein Potential kritisch verlieren, selbst wenn Verstärkungen von anderen Frontabschnitten hierher verlegt werden.
Bereits nach wenigen Wochen wird Sumy ihre Bedeutung als Stützpunkt im Hinterland und Logistikhub verlieren und sich in eine gewöhnliche frontnahe Stadt verwandeln. Sie zu halten, wird für das ukrainische Militär ebenso zu einem Problem werden, wie es zuvor mit Woltschansk geschah. Die weitere Entwicklung wird wahrscheinlich von der Lage an den Flanken und den Perspektiven einer Einkesselung des gesamten Ballungsraums von Sumy ohne einen direkten Sturm der Stadt abhängen, zumindest vorerst.
Darüber hinaus wird das Halten einer stabilen Front am Abschnitt Sumy vom ukrainischen Militär bereits in nächster Zeit neue Umgruppierungen erfordern. Traditionellerweise verlegt Kiew zum "Stopfen von Löchern" Reserven und aktive Truppen von jenen Abschnitten, wo sich eine vorübergehende – für eine oder zwei Wochen – Stabilisierung der Stellung abzeichnet. Die Taktik einer Überdehnung der ukrainischen Front trug schon mehrmals Früchte.
Bei Krasnoarmeisk (Pokrowsk) rücken Russlands Streitkräfte nach Westen zur Grenze des Gebiets Dnjepropetrowsk vor. Bei Dserschinsk läuft eine erfolgreiche Offensive südöstlich des Ballungsraums, um einen großen Vorsprung abzuschneiden und nach Konstantinowka vorzurücken. Jegliche Schwächung der Stellungen an diesen Frontabschnitten birgt für das ukrainische Militär ernsthafte Gefahren.
Gleichzeitig ist es verfrüht, von irgendeiner "Offensive auf Sumy" durch gegenwärtige Kräfte des russischen Truppenverbands zu sprechen, wie es die ukrainische Propaganda tut. Möglicherweise werden wir in den nächsten Wochen eine allmähliche Annäherung der russischen Truppen zu Sumy sehen. Und in diesem Fall können die Voraussetzungen für die Bildung einer neuen Frontlinie an diesem Abschnitt heranwachsen – darunter im Hinblick auf die Bildung einer echten Pufferzone.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 16. April.
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