Alarmmeldung: Insolvenzen in Deutschland so hoch wie in der Finanzkrise 2009
Es war in Jahrzehnten die kritischste Phase, als nach der Pleite der Lehman Brothers für Monate die Welt stillzustehen schien. Damals brach für mehrere Monate der internationale Handel fast völlig zusammen. Die Zahl der Insolvenzen schoss auch in Deutschland in die Höhe, und Banken wurden mit Finanzspritzen in Milliardenhöhe vor dem Zusammenbruch bewahrt.
Nach einer (noch nicht veröffentlichten) Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH), auf die sich das Handelsblatt beruft, hat die Zahl der Insolvenzen in Deutschland im März diesen Wert wieder erreicht – obwohl die neuen Zölle, die US-Präsident Donald Trump jüngst verhängte, noch keine Auswirkung gehabt haben können. Die offiziellen vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für März werden erst am Freitag veröffentlicht.
Im März beantragten demnach 1.459 Firmen bei den Amtsgerichten die Insolvenz. Das sind zwölf Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei verteilen sich die Insolvenzanträge recht regelmäßig über das Bundesgebiet; im bevölkerungsstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen gab es 339 Insolvenzen, das zweitstärkste, Bayern, hatte 204 und das dritte, Baden-Württemberg, hatte 147. Dabei waren alle wichtigen Branchen betroffen, aber in der Industrie traf es die meisten Beschäftigten. Hier sind es 43 Prozent mehr als im März 2024.
Das Wirtschaftsinstitut erklärt diesen Anstieg noch immer mit einem Nachholeffekt durch die Coronamaßnahmen, durch die die Pflicht, Insolvenz anzumelden, ausgesetzt wurde. Allerdings endeten diese Maßnahmen bereits 2022.
"Extrem niedrige Zinsen haben Insolvenzen über viele Jahre verhindert, und während der Pandemie sind Insolvenzen von bereits zuvor schwachen Unternehmen aufgrund von Stützungsmaßnahmen ausgefallen", erklärte der Leiter der Insolvenzforschung beim IWH, Steffen Müller.
Dazu käme die gesamtwirtschaftliche Lage. Eine Verbesserung durch die (schuldenfinanzierten) beabsichtigten Infrastrukturinvestitionen sei nicht vor 2026 zu erwarten.
Was der Bericht im Handelsblatt nicht andeutet: Das Ziel eines Insolvenzverfahrens ist in der Regel, die Firmen durch Umstrukturierung und durch neue Investoren zu retten. Allerdings ist insbesondere in den exportorientierten Bereichen der deutschen Industrie die zukünftige Entwicklung derzeit unberechenbar. Das bedeutet, nicht nur die Zahl der Insolvenzanträge liegt auf einem Rekordniveau, auch die Aussichten, Betriebe durch Investoren zu retten, dürften extrem ungünstig sein, weshalb der Anteil der Insolvenzen, die am Ende durch eine Schließung der Firma enden, in den kommenden Monaten deutlich steigen dürfte.
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