Fidan in Washington: Türkei strebt Lockerung der US-Sanktionen und wärmere Beziehungen zu den USA an
Der türkische Außenminister Hakan Fidan will heute US-Beamte in Washington bitten, die US-Sanktionen gegen die Türkei aufzuheben und das Land wieder in ein wichtiges Kampfjet-Programm einsteigen zu lassen, da Ankara unter der Regierung von Präsident Donald Trump eine Erwärmung der Beziehungen zu Washington anstrebt.
Der Besuch des türkischen Chefdiplomaten in Washington fällt in eine kritische Zeit für Erdoğan. Istanbuls Bürgermeister Ekrem İmamoğlu, sein wichtigster politischer Rivale, wurde am Sonntag in Untersuchungshaft genommen. Dies löste in der Türkei die größten Proteste gegen die Regierung seit über einem Jahrzehnt aus.
Fidan traf am Dienstag mit US-Außenminister Marco Rubio zusammen, wenige Tage nach einem Telefonat zwischen Trump und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan.
Turkey’s Fidan meets US State Sec Rubio. Top issues include Syria, F-35s and deepening trade ties pic.twitter.com/mmebF4z5Vt
— Ragıp Soylu (@ragipsoylu) March 25, 2025
Die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei haben sich in den letzten Jahren von einer strategischen Partnerschaft entfernt, da die Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden langjährigen Vertragspartnern zugenommen haben.
Die Regierung des früheren US-Präsidenten Joe Biden hielt die Türkei auf Distanz, weil sie die Beziehungen des NATO-Mitglieds zu Russland als zu eng ansah. Unter Trump, der Moskau sehr viel wohlwollender gegenübersteht, hofft Ankara auf ein besseres Verhältnis zu Washington.
Während der Treffen werde der türkische Spitzendiplomat "die Wichtigkeit betonen, den Beginn der Arbeiten zur Aufhebung der CAATSA-Sanktionen und die Rückkehr der Türkei zum F-35-Programm zu diskutieren", sagte eine türkische diplomatische Quelle, die anonym bleiben wollte.
Nachdem die Türkei das russische Flugabwehrsystem S-400 gekauft hatte, setzten die USA im Jahr 2020 ihre Drohung, die Türkei aus dem F-35-Programm auszuschließen, in die Tat um. Ankara hält den Ausschluss für ungerecht und illegal und fordert die Wiederaufnahme oder die Rückerstattung seiner Investitionen in das Programm.
Seit seinem Amtsantritt am 20. Januar hat Trump Bidens Politik der Isolierung Moskaus und der unerschütterlichen Unterstützung Kiews aufgegeben und sich stattdessen auf die Beendigung des Ukraine-Krieges konzentriert. Dieser Kurswechsel erschreckte die europäischen Staats- und Regierungschefs, die befürchteten, Washington könnte Europa den Rücken kehren, und stärkte Ankaras Rolle als potenzieller Partner bei der Neugestaltung der europäischen Sicherheit.
Ein türkischer Beamter, der um Anonymität bat, sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Gespräche zwischen Washington und Ankara nach Trumps veränderter Haltung gegenüber Moskau "eine neue Dimension" angenommen hätten.
"Wenn die US-Sanktionen gegen Russland aufgehoben werden, ist es unlogisch, dass CAATSA-Sanktionen auf Drittländer angewendet wird. In dieser Frage geht es nicht nur um die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA, sondern auch um die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland", fügte der türkische Beamte hinzu.
Der Ausschluss aus dem F-35-Programm drängte die Türkei zum Erwerb von F-16-Kampfjets. Trotz der Einigung auf die Lieferung gab es jedoch seit Monaten kaum Fortschritte bei der Beschaffung.
Der türkischen Quelle zufolge wird Fidan während seines Besuchs auch den Ukraine-Krieg, die jüngsten Entwicklungen in Syrien und die Lage im Gazastreifen erörtern.
Mehr zum Thema - Massenproteste: Erdoğan setzt auf Abhängigkeit des Westens von der Türkei