Druck durch Halbierungsinitiative: SRF streicht Erfolgspodcast
von Hans-Ueli LĂ€ppli
Es ist wieder einmal soweit: Die SRG schafft es, selbst den grössten Erfolg in ein PR-Desaster zu verwandeln. Diesmal trifft es den Podcast Zivadiliring.
Ein Format, das in den Schweizer Charts konstant SpitzenplĂ€tze belegte, mit Liveshows die Hallen fĂŒllte und Fans begeisterte.
Doch plötzlich ist Schluss. Warum?
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Ein Beitrag geteilt von GuÌlsha Adilji (she/her) (@guelsha)
Kommerzielle AktivitÀten der Hosts seien nicht mit den "publizistischen Leitlinien" von SRF vereinbar.
Das klingt nach einem Lehrbuchbeispiel fĂŒr schlechtes Krisenmanagement.
Die SRF-Verantwortliche Anita Richner erklÀrt:
"Es war uns eine Freude, diesen Podcast zu entwickeln, und natĂŒrlich ist es schade, ein so erfolgreich etabliertes und authentisches Angebot wie 'Zivadiliring' loszulassen."
Eine Freude? Wirklich?
Warum dann die plötzliche Absetzung?
Es ist, als wĂŒrde man einen Spitzenkoch loben, ihm dann aber die KĂŒche zusperren, weil er nebenbei KochbĂŒcher verkauft.
Der wahre Skandal liegt woanders: Wieso finanziert die SRG ein Format, dessen Hosts â offenbar ohne genaue PrĂŒfung â kommerzielle VertrĂ€ge eingehen können, die den eigenen Richtlinien widersprechen?
Dieser Kontrollfehler zeigt, wie dilettantisch die Leitung agiert.
Erst wird blindlings gefördert, dann fÀllt man vom Glauben ab, weil sich die RealitÀt als komplizierter herausstellt als erwartet.
Kommunikationsdesaster vom Feinsten
Statt transparent zu informieren, wird der schwarze Peter hin und her geschoben. Die Podcasterinnen erfuhren offenbar erst bei der letzten Aufnahme, dass ihr Format abgesetzt wird.
Ein Kommunikationsstil, der an eine mittelmĂ€Ăig gefĂŒhrte Dorfverwaltung erinnert â nicht an eine Institution, die jĂ€hrlich mit 1,25 Milliarden Franken aus GebĂŒhren gefĂŒttert wird.
SRF: Der Podcast «Zivadiliring» wird ab 2025 nicht mehr bei SRF produziert. Die VertrĂ€ge mit den Hosts GĂŒlsha Adilji, Yvonne Eisenring und Maja Zivadinovic wurden nicht verlĂ€ngert.Printscreen SRF
Man muss sich fragen: Wieso braucht die SRG ĂŒberhaupt einen solchen Podcast? Podcasts sind keine Raketenwissenschaft.
Jeder Gymnasiast kann heute mit einem Mikrofon und einer kostenlosen App ein Format auf die Beine stellen.
Aber nein, die SRG muss sich auf den Trend stĂŒrzen, koste es, was es wolle â und das auf dem RĂŒcken der GebĂŒhrenzahler.
Sparen Ă la SRG
In einer Zeit, in der die Halbierungsinitiative ernsthaft diskutiert wird, versucht die SRG, sich als Sparweltmeister zu inszenieren.
270 Millionen Franken sollen eingespart werden, und offenbar fĂ€llt darunter auch ein Podcast, der im Vergleich zu den ĂŒppigen GehĂ€ltern der SRG-FĂŒhrung wohl wie ein Tropfen auf den heiĂen Stein wirkt.
"Die publizistischen Leitlinien von SRF als öffentliches Medienhaus enthalten Ă€uĂerst restriktive Vorgaben bezĂŒglich kommerzieller AktivitĂ€ten und öffentlicher Auftritte von Mitarbeitenden, weil sich daraus wahrnehmbar Interessenbindungen ableiten lassen. Die GlaubwĂŒrdigkeit von SRF basiert stark auf der publizistischen UnabhĂ€ngigkeit", so das Unternehmen.
Susanne Wille, die neue SRG-Chefin, steht vor einer Herkulesaufgabe. Sie soll ein sinkendes Schiff steuern, wÀhrend die SRG mit schwindendem Vertrauen, einer kritischen Jugend und strukturellen Problemen kÀmpft.
Zivadiliring war vielleicht nicht die Rettung, aber zumindest ein positives AushÀngeschild.
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Das Drama um Zivadiliring ist ein Paradebeispiel fĂŒr die Fehltritte der SRG: mangelnde Strategie, schlechte Kommunikation und ein ĂŒberfordertes Management. Leutschenbach brennt, und wĂ€hrenddessen schiebt man sich gegenseitig die Verantwortung zu.
Die Absetzung des Podcasts mag am Ende notwendig gewesen sein. Doch die Art und Weise, wie dieser Entscheid kommuniziert wurde, ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte des SRG-Versagens.
Kein Wunder, dass die Halbierungsinitiative immer mehr Sympathien gewinnt.
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