Tucker Carlson bei Bild: "Putin hat bessere Arbeit geleistet als jeder deutsche Regierungschef"
Die deutsche Bevölkerung sollte auf ihre eigene Regierung "wütend sein, die ihr Land ruiniert hat", und nicht auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, so der US-Journalist Tucker Carlson gegenüber Bild-Redakteur Paul Ronzheimer. Ein großer Teil des rund zweistündigen Interviews, das am Samstag veröffentlicht wurde, war Carlsons Interview mit Putin vom Februar des Vorjahres gewidmet.
Während des Gesprächs unterband der US-Journalist wiederholt die Versuche des stellvertretenden Bild-Chefredakteurs, den russischen Staatschef wegen des Ukraine-Konflikts zu verurteilen. Ronzheimer bezeichnete Putin wörtlich als "Kriegsverbrecher" und "Kriminellen“. Zuvor konterte Carlson diese Verbalattacken mit dem Hinweis:
"Ich verteidige Putin nicht, der meiner Meinung nach eine großartige Arbeit für Russland geleistet hat. Viel besser als jeder deutsche Regierungschef. Das ist mal sicher."
Ein weiteres Gegenargument lautete:
"In Ihrem Land geht es bergab, in Russland geht es aufwärts. Ihr [die Deutschen] solltet auf eure eigenen Führer wütend sein. Stattdessen seid ihr wütend auf Putin."
Die Bild-Redaktion titelte ihren Artikel zu dem Interview mit der Überschrift:
"Merz und Merkel sind die Feinde!"
Laut Carlson verdiene Angela Merkel – Ex-Bundeskanzlerin der Jahre 2005 bis 2021 – es viel mehr, als "Kriminelle" bezeichnet zu werden, denn diese hätte "ihr Land durch die Massenmigration ruiniert... Es wird sich weder zu Ihren noch zu meinen Lebzeiten erholen". Der US-Journalist führt weiter aus:
"Hat die Aufnahme aller Migranten in Deutschland die Lage verbessert? Okay, hat Putin das getan? Nein."
Carlson mutmaßt in dem Gespräch, dass die derzeitigen Regierungsbehörden in Berlin Putin und Russland unter anderem nur so scharf angreifen, um die Öffentlichkeit von den Migrations- und Wirtschaftsproblemen in Deutschland abzulenken. Ein Land, das 2025 voraussichtlich das dritte Jahr in Folge in einer Rezession enden wird. Carlson wörtlich:
"Euer Land ist im Chaos, weil eure Führer zum Kotzen sind [your leaders suck]. Das ist die Tatsache. Ihr seid wütend darüber. Also, nehmen sie [die Politiker] eure Wut und sagen: 'Oh nein, es ist Putins Schuld. Es ist Putins Schuld.' Ok, hab’ ich verstanden."
Ronzheimer stellt den Bild-Leser den US-Journalisten, nach Ankunft in einem Privathaus, in seinem Artikel mit den Worten vor:
"Carlson wirkt eben nicht wie der Bösewicht oder Propagandist, sondern grinst auch dann noch freundlich, wenn er ungeheuerliche Dinge sagt oder in Verschwörungstheorien abdriftet (…) Genau diese Menschenfänger-Art hat auch dazu geführt, dass immer wieder massiv darüber spekuliert wird, ob Carlson am Ende doch noch in die Politik gehen könnte, gar neuer Präsidentschaftskandidat der Republikaner im Jahr 2028 wird."
Hinsichtlich der Ereignisse im Februar 2022 erklärte Carlson in dem Interview:
"Aber ich sage nur, dass ich nicht möchte, dass Russland irgendein Land angreift, auch nicht die Ukraine. Ich war dagegen. Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass das passieren würde. Ich habe mich völlig geirrt. Ich war im Fernsehen und habe gesagt: 'Oh, Putin würde das niemals tun'. Und dann hat er es zwei Tage später getan. Das hat mich wie einen Idioten aussehen lassen, was ich auch war."
Zum Thema eines „drohenden Atomkriegs" erklärte Ronzheimer wörtlich gegenüber Carlson:
"Um das richtig zu verstehen: Ihr Argument wäre also, dass wir, wenn die Gefahr besteht, dass Russland Deutschland, Lettland oder irgendein anderes NATO-Land mit Atomwaffen angreift, einfach sagen sollten: 'Okay, Putin, du liebst Dresden, hier ist Dresden, und vielleicht geben wir dir auch Teile von Berlin'."
Der US-Journalist erwiderte:
"Es ist so lustig, dass Sie diese Lüge glauben [Ronzheimer: Welche Lüge?] Die Lüge, dass Russland Pläne für Deutschland oder Großbritannien hat. Das ist buchstäblich das Letzte. Dafür gibt es keine Beweise."
Anfang des Monats erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, dass Deutschland für Russland "wieder gefährlich" werde, nachdem der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärt hatte, dass die Bundeswehr bereit sein müsse, russische Soldaten notfalls "zu töten".
Der russische Außenminister Sergei Lawrow hatte zuvor erklärt, dass Deutschland durch die Unterstützung Kiews im Konflikt mit Moskau "auf die gleiche schiefe Bahn gerät, auf der es im letzten Jahrhundert schon einige Male war – in den eigenen Untergang", wobei er sich auf die Niederlagen des Landes im Ersten und Zweiten Weltkrieg bezog.
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