WSJ: Kiew steht schon bald ohne US-Artilleriemunition da


Munitionsengpässe erwarten die ukrainischen Artilleristen im Laufe der kommenden Monate, schreibt das Wall Street Journal in einem Artikel über die Gefechtslage im Ukraine-Krieg. Hierzu verweist das Blatt auf den österreichischen Militäranalysten und Politikberater Franz-Stefan Gady, der als Associate Fellow am International Institute for Strategic Studies und Senior Adviser beim Austrian Institute for European and Security Policy Regierungen und Streitkräfte in Europa und den USA berät.

Derzeit, so Gady sinngemäß, verfüge das ukrainische Militär über reichlich Munition für Artillerie und andere Waffen, doch die Vorräte schrumpften. In den nächsten Monaten würden die Vorräte der von den USA gelieferten Artilleriemunition wahrscheinlich ausgehen, denn die US-Republikaner würden wohl kein neues Hilfspaket für Kiew genehmigen.

Ob hiermit nur Munition für die Rohr- oder auch für die Raketenartillerie gemeint ist, wird nicht präzisiert. Zur Letztgenannten zählen auch die Mehrfachraketenwerfer HIMARS und MLRS. Diese verschießen im Ukraine-Krieg bisher fast nur oder ausschließlich die satellitengelenkten Präzisionsgeschosse GMLRS und die ballistischen Gefechtsfeldraketen ATACMS, beides aus US-Fertigung. Sie sind somit Kiews einzige landgestützte Präzisionswaffen mit einer Reichweite von 80 beziehungsweise 200 Kilometern, die sich auch gegen mobile Ziele eignen.

Obwohl europäische Länder im Rahmen individueller oder gemeinsamer Bemühungen der EU versuchen werden, die Lücke zu schließen, werde dort nicht genügend Munition gefertigt, um ein solches Ziel vollständig zu erreichen, sagt Gady voraus.

Nicht zu vergessen ist dabei die teilweise Nicht-Austauschbarkeit der Artilleriemunition selbst gleicher Kaliber unter den einzelnen NATO-Streitkräften.

Sobald sich Engpässe einstellen, muss die Ukraine ihren Verbrauch reduzieren, heißt es weiter. Dies werde es Kiew schwierig machen, die Frontlinie mit so wenigen Soldaten zu halten, selbst wenn man die Produktion von Drohnen, die bei der Bedienung bestimmter Ziele die Artillerie auf beiden Konfliktseiten ein Stück weit ersetzen, weiter erhöhe.

Zunächst naht das Ende der Schlammsaison, der berüchtigten russischen Rasputiza, und somit werden für Russland Vorstöße mit Panzern und Panzerfahrzeugen wieder aktuell, schreibt das US-Blatt. Dem ließe sich hinzufügen, dass zumindest FPV-Kamikazedrohnen auch nicht mehr die Wunderwaffe gegen Panzerfahrzeuge sind, die sie vor eineinhalb bis zwei Jahren noch waren. Ein Panzer vom Typ T-72B3M der Streitkräfte Russlands wurde an der Front bei Tschassow Jahr in der Volksrepublik Donezk mit sage und schreibe 18 FPV-Kamikazedrohnen beschossen – und blieb im Gefecht, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti Mitte März 2025.


Drohnenschutz "Medusa" aus dicken Drahtseilen, angebracht an einem russischen Panzer. Zu den Vorteilen zählen einfache Instandhaltung und Reparatur, bei der beschädigte Drahtseile einzeln ersetzt werden, und guter Schutz gegen FPV-Kamikazedrohnen. Standbild aus Videomaterial. Oktober 2024.RIA Nowosti
Auch sogenannte "schwere" Drohnen haben ihre Einschränkungen.

Und nicht zuletzt, erinnert das WSJ, kommen mit dem Sommer schlicht und ergreifend die Blätter wieder auf die Bäume – und bieten zumindest an den nördlicheren Frontabschnitten mit deren vielen Wäldern gute Deckung vor Drohnen.

Zu diesen Problemen kommt ein weiteres, erinnert Gady: Kiews Schwierigkeiten, angesichts dramatischer Verluste in ausreichender Zahl Militärpersonal zu rekrutieren und auszubilden. Dies betrifft vor allem die Infanterie, hält Gady fest:

"Irgendwann können Drohnenangriffe den Mangel an Infanterie nicht mehr wettmachen."

Abschließend zitiert ihn das WSJ mit den Worten:

"Ich erwarte keine dramatischen Veränderungen oder einen Zusammenbruch der Frontlinie... aber insgesamt sind die Trends für die Ukraine nicht positiv."


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