"Als Patriot" – AfD-Abgeordneter bedankt sich bei Ukraine für Angriff auf strategische Bomber


Die Ukraine hat im Zuge einer geheimdienstlichen Operation im russischen Hinterland mindestens zehn strategische Bomber mit FPV-Drohnen vernichtet. DafĂĽr bekam der ukrainische Geheimdienst SBU auch in Deutschland viel Lob. Aber nicht nur bekannte antirussische Hardliner vom Schlage eines Roderich Kiesewetter haben die Ukraine dafĂĽr bejubelt. Es fanden sich auch AfD-Abgeordnete, die sich bei der Ukraine fĂĽr den Angriff ausdrĂĽcklich bedankt haben. Angeblich habe Russland zuvor Deutschland atomar bedroht.

Das MdB aus Bayern Rainer Kraft schrieb auf X dazu folgenden Text:

"Vor wenigen Tagen wurde Deutschland noch von Russland mit einem Atomschlag bedroht (Schrobenhausen). Jetzt geht ein signifikanter Teil der russ. Strat. Bomberflotte durch viele kleine 5kg Drohnen in Rauch auf. Als Patriot sage ich: Danke fĂĽr diese Aktion, die auch Deutschland sicherer macht!"


In einem weiteren Post erläuterte der Politiker seine Position mit dem Hinweis, Russland wolle die oberbayerische Stadt einäschern. Gemeint war Schrobenhausen, Standort der Produktionsstätte für Taurus-Raketen.

Sie lĂĽgen ganz schamlos. LĂĽge 3) Kontext komplett ausgeblendet. Der Schlag wird nicht einfach so, sondern nur im Falle eines Taurus-Einsatzes gegen Russland angedroht. Also als legitime Abwehrhaltung gegen eine deutsche Aggression. Hier Quelle: t.co/mrulFnQlF0
— Wlad Sankin (@wladsan) June 2, 2025

Der AfD-Politiker nahm dabei offenbar Bezug auf die Aussagen des russischen Militärexperten Igor Korotschenko. Im russischen Fernsehen hatte dieser tatsächlich Deutschland gedroht, aber nicht mit einem Atomschlag, sondern mit einem Angriff mit der neuesten Hyperschallrakete Oreschnik. So lautete der Wortlaut des Experten gemäß einem Zitat beim Focus:

"Der Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern gegen Russland würde bedeuten, dass sich Deutschland an Feindseligkeiten gegen die Russische Föderation beteiligt. Da sich der Hersteller dieser Marschflugkörper in einem abgelegenen Gebiet weitab von städtischen Ballungsräumen befindet, ist nur ein einziger Vergeltungsschlag notwendig."


Aus der Äußerung des AfD-Abgeordneten geht aber hervor, dass Russland Deutschland ohne jeglichen Grund angreifen wolle, nicht als Reaktion auf einen deutschen Angriff auf Russland mit Taurus. Auch unterschlägt der Politiker, dass der russische Experte eben keinen Schlag gegen eine Stadt in Betracht gezogen hat, sondern gegen einen abgelegenen Standort der Rüstungsindustrie. In der Wochensendung am Sonntag Westi Nedeli, hat der Moderator der Sendung diesen Umstand bekräftigt, indem er von einem "chirurgischen Schlag" weitab von ziviler Bebauung sprach.

Mit seiner voreingenommenen Deutung der russischen Aussagen stand Rainer Kraft ziemlich allein da in seiner Partei. Der Abgeordnete Reinhard Mixl warnte die Ukraine auf Facebook im Namen der AfD vor weiteren Schritten, welche eine Deeskalation des Konflikts beeinträchtigen könnten. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Beatrice von Storch kritisierte die Ukraine für den Angriff auf die russischen strategischen Luftstreitkräfte.

Dass die Ukraine nur wenige Stunden vor Beginn der Verhandlungen in Istanbul Flugzeuge tief im Inneren Russlands zerstöre, sei unverantwortlich, sagte von Storch im Deutschlandfunk. Wörtlich sprach sie von einer "Eskalation" Kiews, welche die Gespräche über eine Waffenruhe zum Scheitern bringen könnte. Es gebe auch auf russischer Seite Kräfte, die an einer Fortsetzung des Krieges interessiert seien.

Ein weiteres bekanntes Gesicht der Partei, Maximilian Krah, äußerte sich ähnlich. Der Angriff sei mit den USA nicht abgesprochen gewesen und beschädige das atomare Gleichgewicht. Damit übersteige die Aktion den Konflikt in der Ukraine.

"Es ist die Eskalation, die alle verhindern wollten, die bei Trost sind. Kein Grund zum Jubel!", so Krah auf X.

Zwar vertritt der Abgeordnete Kraft in seiner Bewertung des verheerenden ukrainischen Angriffs offenbar nicht die Position seiner Partei, bekam vonseiten der Parteigrößen aber auch keine Kritik für die umstrittene Äußerung. Einzig der Abgeordnete aus Sachsen-Anhalt, Hans-Thomas Tillschneider, merkte auf X an, dass Waffenlieferungen und ukrainische Angriffe auf russische Luftstützpunkte die Situation in dem Konflikt nicht besser machten. Auffällig ist allerdings, dass von dem außenpolitischen Sprecher der AfD im Bundestag, Markus Frohnmaier, bislang kein Kommentar zu der ukrainischen Aktion erfolgt ist.

Dafür aber von einem weiteren prominenten Mitglied der Partei, dem Thüringer AfD-Landeschef Bjorn Höcke: "Wer hat ein Interesse, das Gleichgewicht des Schreckens, das die Welt (leider) gegenwärtig im Innersten zusammenhält, auszuhebeln?", fragte er auf X und kritisierte den Zusammenbruch der Kommunikationswege, der dazu geführt habe, dass die Ukraine die USA über ihre Pläne gegen die russische nukleare Triade angeblich nicht informiert habe.

Ansonsten brachte das Posting des Abgeordneten Kraft eine bemerkenswerte Diskussion auf X zutage. Der Chef-Redakteur des Compact-Magazins Jürgen Elsässer nannte den Politiker einen "Russenhasser" und "NATO-Knecht", woraufhin dieser Compact als "Putins Schundmagazin" beschimpfte.

Mehr zum Thema - Taurus-Freigabe: Welche Auswirkungen wird sie auf das Schlachtfeld haben?


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