Horst Mahler: Vom linken Terroristen zum rechten Staatsfeind – Ein Leben im Kampf gegen die Republik
Horst Mahler war ein Mann der Extreme. In den 1970er Jahren zählte der promovierte Jurist zu den Mitbegründern der linksterroristischen RAF. Jahrzehnte später trat er als Vordenker eines völkisch-nationalistischen Weltbilds in Erscheinung. Wenige Persönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte haben derart radikale Wandlungen durchlaufen – und dabei stets den Bruch mit der liberalen Demokratie gesucht.
Geboren 1936 im schlesischen Haynau, wuchs Mahler in einem nationalsozialistisch geprägten Elternhaus auf. Nach Kriegsende zog die Familie in die sowjetische Besatzungszone, 1949 beging der Vater Selbstmord. Mahler, hochintelligent und ehrgeizig, absolvierte in West-Berlin ein Jurastudium, wurde Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes und begann eine Karriere als erfolgreicher Wirtschaftsanwalt.
Vom Juristen zum Revolutionär
Doch Mahler strebte mehr als bürgerlichen Erfolg an: In den 1960er Jahren radikalisierte er sich politisch, trat zunächst der SPD, dann dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund bei. Die Erschießung des Studenten Benno Ohnesorg 1967 war für ihn ein Schlüsselmoment. Er solidarisierte sich zunehmend mit linksradikalen Milieus, verteidigte führende Köpfe der Protestbewegung und rief offen zur Revolution auf.
1970 war Mahler maßgeblich an der Gründung der RAF beteiligt, deren erste Generation bald mit einer Welle politischer Gewalt gegen Staat und Gesellschaft begann. Bereits 1974 wurde Mahler wegen Beteiligung an terroristischen Aktivitäten zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Während der Haft begann eine ideologische Neuorientierung, die ihn schließlich weit nach rechts führen sollte.
Nach seiner Haftentlassung kehrte Mahler zunächst als Anwalt zurück, auch mit prominenter Unterstützung – unter anderem durch Gerhard Schröder. Doch in den 1990er und 2000er Jahren radikalisierte er sich erneut, diesmal am rechten Rand des politischen Spektrums. Er trat der NPD bei, verteidigte sie vor dem Bundesverfassungsgericht und sorgte durch antisemitische und revisionistische Aussagen für Empörung. Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn 2001 den "Chefideologen des radikalsten Flügels der NPD".
In den Folgejahren wurde Mahler mehrmals wegen Holocaust-Leugnung, Volksverhetzung und anderer Straftaten verurteilt. Auch mit verschwörungsideologischen Positionen – etwa im Umfeld der sogenannten Reichsbürger – machte er von sich reden. Bis zuletzt war er in juristische Verfahren verwickelt.
Mahler war nie bereit zur politischen Selbstkritik. Sein Wirken bleibt geprägt von ideologischer Verbissenheit, intellektueller Schärfe und einem tiefen Misstrauen gegenüber den Institutionen des demokratischen Staates. Unabhängig von seiner jeweiligen politischen Ausrichtung blieb sein Ziel stets dasselbe: die fundamentale Infragestellung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Am 27. Juli 2025 ist Horst Mahler im Alter von 89 Jahren gestorben. Sein Leben bleibt ein Beispiel dafĂĽr, wie politische Radikalisierung auf ganz unterschiedliche Weise verlaufen, aber stets zur gleichen Konsequenz fĂĽhren kann: zur Ablehnung von Pluralismus, Rechtsstaat und individueller Freiheit.
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