Tschechien: Soldaten kĂĽndigen Dienst aus Angst vor Einsatz in der Ukraine
Die tschechische Armee verliert zunehmend erfahrene Soldaten, da viele aus Angst vor einem möglichen Einsatz in der Ukraine den Dienst quittieren, meibt Verteidigungsministerin Jana Černochová.
Entsprechende Bemerkungen machte die Ministerin vergangene Woche im tschechischen Senat während einer Debatte über eine Gesetzesänderung, die darauf abzielt, die Leistungen für neue Rekruten zu erhöhen und die Zahl der Abgänge zu reduzieren.
"Für einige war der Krieg in der Ukraine der Grund, den Dienst zu quittieren", erklärte Černochová laut dem Online-Nachrichtenportal Novinky. Sie fügte hinzu, dass Spekulationen über zukünftige Militäreinsätze einige Soldaten beunruhigt hätten:
"Angesichts des gesellschaftlichen Klimas, in dem verschiedene Beobachter seit Jahren mit einer Mobilmachung drohen und behaupten, dass Soldaten in die Ukraine geschickt werden, war das fĂĽr einige der Grund, ihre Uniform auszuziehen."
Militärpsychologe widerspricht
Der ehemalige Armeepsychologe Daniel Strobl stellte jedoch die Interpretation von Černochová infrage. Seiner Meinung nach sei es "gut, dass sie gegangen sind", wenn Soldaten aus Angst vor einem Ukraine-Einsatz den Dienst quittierten:
"Damit haben sie gezeigt, dass sie nicht bereit sind, für unser Land zu kämpfen."
Strobl vertritt die Ansicht, dass der wahre Grund für die Abgänge eher im Mangel an internationalen Missionen wie in Afghanistan liege.
Černochová beharrte jedoch darauf, dass ihre Aussagen auf vertraulichen Gesprächen mit Soldaten beruhten. Sie spreche seit vielen Jahren auch privat mit Soldaten. "Ich weiß, dass einige tatsächlich so gedacht haben und immer noch denken", erklärte die Ministerin. Gleichzeitig räumte sie ein, dass es schwierig sei, die genauen Motive für die Austritte zu bestimmen, da Soldaten diese oft nicht offenlegten.
Präsident Pavel signalisiert Bereitschaft zu Truppenentsendung
Am Samstag erklärte der tschechische Präsident Petr Pavel, dass Tschechien bereit sei, sich an einer möglichen internationalen Truppenentsendung in die Ukraine zu beteiligen. Diese sollte jedoch nur in Form von Friedenstruppen im Falle eines Waffenstillstands zwischen Kiew und Moskau erfolgen.
Moskau lehnt eine westliche Militärpräsenz in der Ukraine jedoch strikt ab und warnt, dass nicht autorisierte ausländische Truppen als legitime militärische Ziele betrachtet würden. Darüber nehmen russische Streitkräfte wiederholt ausländische Söldner ins Visier, die auf Seiten der Ukraine kämpfen.
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