In RumÀnien erklimmt die EU-"Demokratie" ganz neue Höhen


Von Dagmar Henn

Wie soll man das nennen, was gerade in RumĂ€nien geschieht? Wenn erst eine Wahl fĂŒr ungĂŒltig erklĂ€rt wird, und nun der Kandidat, der den EU-Granden in BrĂŒssel nicht gefĂ€llt, festgenommen und anschließend vorsorglich fĂŒr die Zeit des Wahlkampfs in Hausarrest gesteckt und sogar an der Kommunikation ĂŒber soziale Medien gehindert wird?

Jedenfalls gibt es ein neues Modellprojekt, das illustriert, was EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen und die ihren so fĂŒr Demokratie halten. Und die deutsche Presse findet das auch ganz unproblematisch, obwohl die Umfragen Georgescu mit fast 40 Prozent einen deutlichen Vorsprung vor seinen Mitbewerbern vorhersagen.

Der Völkische Beobachter, Verzeihung, die ARD-Tagesschau gibt dabei die Linie vor. Es gehe immerhin um einen "rechtsextremen Ex-PrĂ€sidentschaftskandidaten, der "wegen Anstiftung zu Handlungen gegen die verfassungsmĂ€ĂŸige Ordnung, falscher Angaben zu den Finanzierungsquellen seines Wahlkampfs und Förderung faschistischer und legionĂ€rer Ideen" von der Staatsanwaltschaft verfolgt werde.

Und dann heißt es weiter:

"Die LegionĂ€rsbewegung war die faschistische Bewegung RumĂ€niens vor und wĂ€hrend des Zweiten Weltkriegs. Bis 1944 koalierte RumĂ€nien mit Nazideutschland. Călin Georgescu hatte in der Vergangenheit Sympathien fĂŒr den LegionĂ€rsfĂŒhrer Ion Antonescu gezeigt."

Das ist nicht schön, aber das ist in EU-Europa nicht ungewöhnlich. DafĂŒr muss man nicht einmal auf die so geliebte Ukraine verweisen, die schließlich gar nicht Mitglied der EU ist; ein kleiner Blick in die baltischen Staaten genĂŒgt, mit ihren regelmĂ€ĂŸigen GedenkmĂ€rschen fĂŒr SS-Angehörige und ganzen Museen fĂŒr jene Nazikollaborateure, die nach 1945 noch als Terroristen weiter wirkten. Das ist das Biotop, in dem eine Kaja Kallas, die EU-Außenvertreterin, herangezĂŒchtet wurde. Alles kein Problem. Und zwar vor allem deshalb, weil sie einen ganz zentralen Punkt ihrer Nazivorfahren getreulich fortsetzen: den Wunsch, Russland zu erobern. Kallas hat sich öffentlich fĂŒr eine Aufteilung Russlands ausgesprochen, ein Plan, der ursprĂŒnglich direkt im Amt Rosenberg entwickelt wurde.

Georgescus SĂŒnde besteht nicht darin, Antonescu zu verharmlosen, sie besteht darin, nicht auf den Russlandfeldzug versessen zu sein. Immerhin waren rumĂ€nische Truppen ebenfalls am Überfall auf die Sowjetunion beteiligt, da geht das gar nicht an, jetzt MĂ€tzchen machen zu wollen.

Außerdem ist RumĂ€nien wichtig. Zum einen, weil ohne UnterstĂŒtzung aus RumĂ€nien der Griff der EU nach Moldawien nicht mehr fest genug ist, und zum anderen, weil man doch gerade einen gigantischen NATO-StĂŒtzpunkt in RumĂ€nien errichtet, um aus der vermeintlichen Sicherheit dort Luftangriffe starten zu können, und weil man den Rest von RumĂ€nien als Aufmarschgebiet benötigt. Zugegeben, Washington ist daran nicht mehr so interessiert, aber wer hat behauptet, dass BrĂŒssel schnell von Begriff ist?

Die BegrĂŒndung fĂŒr das Vorgehen gegen Georgescu ist mehr als lĂ€cherlich. Die "falschen Angaben zu den Finanzierungsquellen" beziehen sich immer noch auf diese TikTok-Videos, die als BegrĂŒndung fĂŒr die Annullierung der Wahl dienen mussten, weil sie angeblich aus Russland finanziert worden seien. Nur dass sich schnell herausstellte, dass die eigentliche Quelle dieser Videos die Partei des deutschen PrĂ€sidenten Klaus Iohannis war, die damit einen dritten Mitbewerber schĂ€digen wollte. In Deutschland ist das selbstverstĂ€ndlich bis heute nicht angekommen.

"Er darf keine Konten in sozialen Medien anlegen, er darf RumÀnien nicht verlassen und er darf keine Waffen tragen",

schreibt die Tagesschau. Nein, er darf das Haus nicht verlassen und kann damit keinen Wahlkampf fĂŒhren, und er darf keine Kontakte zu Medien haben. Und es fehlt im Grunde nur noch das SahnehĂ€ubchen. Georgescu wurde auf dem Weg zur Anmeldung seiner Kandidatur fĂŒr die Wahlen festgenommen, die nun im Mai stattfinden sollen, und die ganze aufgebauschte Anklage riecht schon sehr danach, ihm die Zulassung zur Wahl ganz zu verweigern. DafĂŒr spricht auch die Tatsache, dass die Tagesschau und andere deutsche Medien ihn konsequent "ehemaliger PrĂ€sidentschaftskandidat" oder "Ex-PrĂ€sidentschaftskandidat" nennen.

Es entbehrt natĂŒrlich nicht der Logik. Wenn man jahrelang lautstark behauptet, die Ukraine verteidige die Demokratie, obwohl in dem Land weder oppositionelle Parteien noch Medien erlaubt sind und die Zahl der politischen Gefangenen nach wie vor in die Tausende gehen dĂŒrfte (und die Opfer politischer Morde in die Hunderte), dann fĂ€rbt das irgendwann ab. Auch dass man es in den baltischen LĂ€ndern hinnimmt, wenn dort großen Teilen der Bevölkerung das Wahlrecht abgesprochen wird, weil sie nicht die richtigen arischen Gene tragen, wirkt sich einmal schĂ€dlich auf die Vorstellungen von Demokratie aus. Was man dementsprechend auch beobachten konnte, wenn es um Gegenden wie Moldawien geht, oder Georgien, ĂŒberhaupt um jedes Land, in dem Abweichungen von der BrĂŒsseler Linie drohen.

FĂŒr Georgescu gab es in RumĂ€nien bereits große Demonstrationen – ĂŒbrigens ohne Finanzierung aus den Töpfen von USAID oder der EU, wo man ĂŒberhaupt nicht nachvollziehen kann, dass sich die RumĂ€nen durch ein solches Vorgehen angegriffen fĂŒhlen und die Annullierung die Sympathien fĂŒr Georgescu stĂ€rken, statt sie zu schwĂ€chen.

Die neue US-Regierung stĂŒtzt jedenfalls dieses Verhalten nicht. US-VizeprĂ€sident J.D. Vance fĂŒhrte in seiner Rede auf der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz RumĂ€nien als ein Beispiel fĂŒr undemokratische VerhĂ€ltnisse in der EU an.

"Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die Situation so schlimm geworden ist, dass RumĂ€nien im vergangenen Dezember kurzerhand die Ergebnisse einer PrĂ€sidentschaftswahl annullierte – basierend auf den vagen VerdĂ€chtigungen eines Geheimdienstes und dem enormen Druck von seinen kontinentalen Nachbarn.

Wie ich es verstehe, lautete die BegrĂŒndung, dass russische Desinformation die rumĂ€nischen Wahlen infiziert habe. Doch ich wĂŒrde meine europĂ€ischen Freunde bitten, ein wenig Perspektive zu bewahren. Man kann es fĂŒr falsch halten, dass Russland Social-Media-Anzeigen kauft, um Wahlen zu beeinflussen – das tun wir jedenfalls. Man kann es sogar auf der WeltbĂŒhne verurteilen, aber wenn eure Demokratie durch ein paar Hunderttausend Dollar an digitaler Werbung aus einem fremden Land zerstört werden kann, dann war sie von Anfang an nicht besonders stabil."

Mit der Aussage von Vance ist eines klar – das ist BrĂŒssel alleine, vielleicht auch noch Berlin, aber die USA sind hier nicht mehr beteiligt. Wenn man dann noch einbezieht, dass auch in Bosnien-Herzegowina gerade frisch gezĂŒndelt wird, sieht das danach aus, als wĂ€re die Diktatorentruppe der EU gerade in den Panikmodus ĂŒbergegangen und wĂŒrde schnell noch jede einzelne Tretmine zĂŒnden wollen, ehe die USA anfangen können, in die Gegenrichtung zu wirken.

Georgescu ist ĂŒbrigens kein wirklicher Außenseiter. Der studierte Agronom (spezialisiert auf Bodenkunde) war bereits 1997 StaatssekretĂ€r im rumĂ€nischen Umweltministerium, leitete von 2000 bis 2013 das Nationale Zentrum fĂŒr nachhaltige Entwicklung in Bukarest und 2015 bis 2016 ein UN-Institut zum selben Thema in Genf und Vaduz, er kennt also die Strukturen von EU und UN von innen. Seine wahre SĂŒnde ist eher, dass er weder die Klimawandel- noch die CoronaerzĂ€hlung stĂŒtzt und vor einer globalen Oligarchie warnt.

Im Jahr 2021 sagte er bezogen auf den Krieg im Donbass:

"Die Situation in der Ukraine ist klar manipuliert, mit dem Ziel, einen Konflikt zu provozieren, der dem militÀrisch-industriellen Komplex der USA helfen soll."

Er spricht sich auch fĂŒr Verhandlungen mit Russland aus: "Sicherheit kommt aus dem Dialog, nicht der Konfrontation". Wir reden hier also nicht von einem rumĂ€nischen HinterwĂ€ldler mit eigenartigen Ansichten, sondern von einem international erfahrenen FunktionĂ€r, der gerade deshalb gefĂ€hrlich ist, weil er weiß, wovon er redet.

"Laut Medien", so schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung ĂŒber Georgescu, "sollen abgehörte TelefongesprĂ€che zudem auf Kontakte des VerdĂ€chtigen zur russischen Botschaft in Bukarest hindeuten". Potzblitz! Hoffentlich hat er dort nicht auch noch belegte Brote verzehrt, dann ist er sicher ein russischer Meisterspion, der sich bei Vollmond in Wladimir Wladimirowitsch persönlich verwandelt!

Nein, die AbsurditĂ€t dieser VorgĂ€nge ist kaum mehr in Worte zu fassen. Man mĂŒsste all den Betreibern dieser Machenschaften ein- fĂŒr allemal untersagen können, das Wort Demokratie ĂŒberhaupt noch zu gebrauchen. Insbesondere der toupierten blonden MegĂ€re in BrĂŒssel – allein schon, um die Scham ob dieser Verhöhnung jedes demokratischen Anspruchs in Grenzen zu halten.

Mehr zum Thema – Annullierte RumĂ€nien-Wahl: Georgescu scheitert vor EuropĂ€ischem Gerichtshof fĂŒr Menschenrechte


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