Rainer Rupp: Die unerzÀhlte Geschichte der desaströsen Rolle britischer Top-MilitÀrs in der Ukraine


Von Rainer Rupp

Knapp zwei Wochen nachdem die New York Times ihre eigene unerzĂ€hlte Geschichte ĂŒber die extensive Rolle und die direkte Beteiligung des US-MilitĂ€rs am Krieg gegen Russland in der Ukraine veröffentlicht hat, hat vergangenes Wochenende die Times of London eine eigene unerzĂ€hlte Geschichte ĂŒber die nicht weniger umfassende, aber weitaus desaströsere Rolle des britischen MilitĂ€rs in der Ukraine veröffentlicht.

Die "unerzĂ€hlte" Geschichte der New York Times war eigentlich allen bekannt: jene, dass die Amerikaner stark in aktive Kampfoperationen verwickelt waren, sogar gegen russisches Territorium vor 2022. Auch wenn sie nicht selbst abgedrĂŒckt haben, bereiteten sie die Raketen vor, fĂŒr deren Abschuss ihre ukrainischen Untergebenen nur noch den Feuerknopf drĂŒcken mussten.

Dennoch enthielt die Untersuchung der New York Times eine FĂŒlle von Informationen ĂŒber die britische Beteiligung am Stellvertreterkrieg, die bisher weitgehend geheim geblieben war. Dieser Artikel der Times scheint eine bizarre Mischung aus eingeschrĂ€nkter Offenlegung, einem verzweifelten Versuch, sich abzusichern, und einer der grĂ¶ĂŸten Krisen in der Geschichte des Stellvertreterkriegs zu sein. Die EnthĂŒllung der britischen Rolle in der Times of London ist genauso umfassend, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber es scheint, dass die Times das volle Ausmaß der Rolle Großbritanniens noch nicht wirklich eingesteht. Das wird erst viel spĂ€ter kommen.

ZunĂ€chst einmal stellen wir die offensichtliche Frage: Warum hat diese britische Establishment-Zeitung, die von jenen Menschen gelesen wird, die das Land regieren, diese Geschichte veröffentlicht, die direkt aus dem Herzen des Verteidigungsministeriums selbst stammt und, wie die Times betont, ehemalige Beamte des Verteidigungsministeriums öffentlich zitiert? In dem Artikel wird ausfĂŒhrlich ĂŒber die Rolle gesprochen, die britische Verteidigungsminister und hohe Beamte wie Wallace, Radekin und andere in dem gespielt haben, was sie jetzt als Krieg gegen Russland bezeichnen, den London an die von Nazis unterstĂŒtzten Handlanger in der ukrainischen Regierung ausgelagert hat. Aber warum hat die Times diese Geschichte gebracht und warum jetzt?

Die EnthĂŒllungen der New York Times, die am 29. MĂ€rz als Sensation galten, waren fĂŒr regelmĂ€ĂŸige RT DE-Leser kaum etwas Neues. Im Grunde schienen sie ein Versuch zu sein, die Politik der Biden-Regierung in der Ukraine – und implizit die Berichterstattung der NATO – als Erfolg darzustellen; wĂ€ren da nicht die sturen und ungehorsamen ukrainischen GenerĂ€le gewesen, die sich weigerten, den RatschlĂ€gen der intellektuell ĂŒberlegenen US-Offiziere zu folgen. Der NYT-Artikel kann daher als Abschied von der Ukraine gesehen werden, nach dem Motto: "Nun, wir hatten die besten Absichten, wir haben unser Bestes gegeben, und es ist nicht unsere Schuld, dass unsere europĂ€ischen VerbĂŒndeten nutzlos sind. Die gesamte Schuld fĂŒr das Scheitern wurde auf die Ukraine abgewĂ€lzt."

Aber wie bereits erwĂ€hnt, gab es eine Reihe von Hinweisen in dem NYT-StĂŒck, das auch die Rolle Großbritanniens untersuchte.

Was wirklich auffiel, war der Einfluss von Ben Wallace, der mit einem einzigen Anruf nach Kiew einen ukrainischen Feldkommandanten, der die USA durch mangelnden Einsatz in der Gegenoffensive 2022 verĂ€rgert hatte, einfach so entlassen ließ. Ein weiterer sehr interessanter Aspekt war die Tatsache, dass es die Briten waren, die die Ukrainer drĂ€ngten, ihre Gegenoffensive im Sommer 2023 durchzufĂŒhren. Diese endete in einer völligen Katastrophe, bei der die Ukraine bis zu 100.000 Menschen opferte, um gerade einmal 0,25 Prozent des Territoriums zurĂŒckzugewinnen, das wĂ€hrend der Anfangsphasen des Stellvertreterkriegs an Russland verloren gegangen war.

Das wirft kein gutes Licht auf Großbritannien. Denn neben dem Desaster war es von Leuten, die tatsĂ€chlich wussten, wovon sie sprachen, weithin vorhergesagt worden, dass es ein Desaster werden wĂŒrde, weil Russland umfangreiche Befestigungen und Verteidigungsanlagen wie DrachenzĂ€hne und unzĂ€hlige Landminen in den Gebieten errichtet hatte. Außerdem hatte die Ukraine ihre Absichten offen angekĂŒndigt. Daher war absehbar, dass sie sich unmöglich auch nur in die NĂ€he der Frontlinie wĂŒrden begeben, geschweige denn in einen direkten Kampf mit den Russen treten können, ohne schon lange vorher durch die tödliche russische Artillerie oder Drohnen abgefangen zu werden.

Das hĂ€tte man in den westlichen Mainstream-Medien natĂŒrlich nicht erfahren. Dass es die Briten waren, die die Ukrainer drĂ€ngten, trotzdem vorzugehen, war eine ziemlich bedeutende, ja sogar vernichtende EnthĂŒllung. Diese geheime Geschichte der britischen Rolle in der Ukraine fĂŒgt dem Gesamtbild eine Menge Farbe hinzu. Sie rĂ€umt auch eine ziemlich umfangreiche britische Beteiligung an der Planung der Gegenoffensive, ihrer AusfĂŒhrung und ihrer Überwachung zu, und zwar in einem Maße, dass eine der Fronten der Gegenoffensive sogar direkt nach Ben Wallace benannt wurde.

Vor diesem Hintergrund lĂ€sst sich die Frage beantworten, warum dieser Artikel der Times of London veröffentlicht wurde. Er ist ein Versuch, die katastrophale ukrainische Gegenoffensive zu polieren und so positiv wie möglich darzustellen, obwohl der Inhalt zeitweise selbst ziemlich vernichtend ist, mit Ukrainern, die sagen: "Wir sind nicht bereit dafĂŒr", und den Briten, die ihnen sagen: "Doch, ihr seid es. Keine Sorge, das ist in Ordnung. Macht einfach weiter. Die Russen sind nicht sehr stark."

TatsĂ€chlich glaubten die Briten zu diesem Zeitpunkt des Krieges, dass die Ukraine ĂŒber ein grĂ¶ĂŸeres MilitĂ€r als Großbritannien verfĂŒgte und dieses fĂŒr eine Gegenoffensive mit Panzern, Fahrzeugen, Material und KĂ€mpfern gerĂŒstet ist.

Abschließend stellt der Artikel der Times of London stolz fest, dass die USA den Vorsitz in der Ukraine Defence Contact Group an Großbritannien ĂŒbertragen haben. Diese Gruppe wurde zu Beginn des Krieges gegrĂŒndet, damit die westlichen Marionettenspieler der Ukraine die militĂ€rische UnterstĂŒtzung fĂŒr den Krieg gegen Russland koordinieren konnten. Das physische Fehlen des US-Verteidigungsministers bei einem kĂŒrzlichen Treffen wurde als weiteres Zeichen dafĂŒr gesehen, dass die USA sich vom Ukraine-Krieg zurĂŒckziehen, wĂ€hrend Europa sich darauf vorbereitet, tiefer einzutauchen. Der Artikel legt also den Grundstein fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere europĂ€ische, insbesondere britische Beteiligung an diesem Krieg, obwohl er das völlige Desaster der Gegenoffensive dokumentiert, fĂŒr deren Planung, Bewaffnung, Ausbildung und Leitung Großbritannien verantwortlich war.

Das ĂŒbergeordnete Ziel des britischen politischen und militĂ€rischen Establishments ist es nun, den Krieg um jeden Preis fortzusetzen. Und das ist wahrscheinlich der Grund fĂŒr die GesprĂ€che – und es sind hauptsĂ€chlich GesprĂ€che – ĂŒber die Entsendung einer Art Truppe britischer und französischer Soldaten in die Ukraine. Mit diesem Artikel scheint die Times den Grundstein fĂŒr eine grĂ¶ĂŸere Beteiligung am Krieg in der Ukraine zu legen, insbesondere fĂŒr eine direktere Steuerung der Ukraine, falls die Amerikaner nach Hause gehen.

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