EU erpresst Serbiens Präsident Vučić: Bei Moskau-Besuch zum 9. Mai kein Beitritt
Medienberichten der Financial Times und des Telegraph vom Dienstag zufolge, erfolgen seitens EU-Mitgliedstaaten unmissverständliche Forderungen, die demnach Serbiens EU-Beitrittsgesuch ablehnen würden, sollte der serbische Präsident Aleksandar Vučić im nächsten Monat an den Feierlichkeiten zum Sieg über den Zweiten Weltkrieg in Russland teilnehmen.
Moskau wird am 9. Mai seine jährliche Militärparade auf dem Roten Platz abhalten, um den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland und seine Verbündeten zu feiern. Vučić bestätigte zu Wochenbeginn, dass er an den Feierlichkeiten teilnehmen wird.
Das Nachrichtenportal Euractiv schrieb zu dem diesbezüglichen politischen EU-Diktat, dass "EU-Chefdiplomatin" Kaja Kallas demnach die Staats- und Regierungschefs der Balkanländer "davor gewarnt hat, an der Parade zum 'Tag des Sieges' des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau im nächsten Monat teilzunehmen". Weiter heißt es in dem Artikel:
"Bei einem Treffen in Luxemburg am Montag lud der ukrainische Vize-Außenminister Andriy Sybiha seine EU-Kollegen stattdessen ein, am 9. Mai nach Kiew zu kommen. Ziel sei es, diplomatische Stärke zu zeigen und ein Zeichen gegen Russlands alljährliche Militärparade am selben Tag zu setzen."
Robert Fico, der Ministerpräsident der Slowakei, informierte im Rahmen eines X-Beitrags bestätigend die Vorgänge in Luxemburg, um zu kommentieren:
"Die Hohe Vertreterin der EU für Außenpolitik, Kaja Kallas, warnt die Staats- und Regierungschefs der EU vor einer Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Moskau im Mai. Sie behauptet, dass eine solche Teilnahme nicht auf die leichte Schulter genommen werden wird. Ich werde am 9. Mai nach Moskau reisen. Ist die Warnung von Frau Kallas eine Form von Erpressung oder ein Signal, dass ich nach meiner Rückkehr aus Moskau bestraft werde? Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass wir das Jahr 2025 haben und nicht 1939."
WARNING AND THREAT BY MS. KALLAS ARE DISRESPECTFUL AND I STRONGLY OBJECT TO THEM.The EU High Representative for Foreign Affairs, Kaja Kallas, is warning EU leaders against participating in the May celebrations of Victory Day in Moscow. She claims that such participation will… pic.twitter.com/KsHGJtOVRO
— Robert Fico 🇸🇰 (@RobertFicoSVK) April 15, 2025
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hatte demgegenüber bereits mitgeteilt, dass er an den Feierlichkeiten nicht teilnehmen wird.
Ungenannte EU-Beamte haben Serbien mitgeteilt, dass Vučić Reise "gegen ihre Beitrittskriterien verstoßen würde", so der Telegraph berichtend. Serbien wurde 2012 der EU-Kandidatenstatus zuerkannt. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Kaja Kallas, erklärte am Montag, die EU "wolle nicht, dass ein Kandidatenland an den Ereignissen vom 9. Mai in Moskau teilnimmt".
Jonatan Vseviov, der Kanzler des estnischen Außenministeriums, erklärte zu den Forderungen, die er als "Lackmustest" bezeichnete:
"Wir müssen dafür sorgen, dass sie verstehen, dass bestimmte Entscheidungen ihren Preis haben. Die Konsequenz ist, dass sie nicht der Europäischen Union beitreten."
Die lettische Außenministerin Baiba Braze teilte am Montag mit, dass die EU-Außenminister den serbischen Beamten "sehr klare Anweisungen" gegeben hätten, die Feierlichkeiten zum Tag des Sieges in Moskau zu vermeiden.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, bezeichnete die politische Kampagne als "Wiederaufleben des Euro-Nazismus".
Serbien und Russland unterhalten seit dem 19. Jahrhundert enge und vertrauliche Beziehungen. So hatte sich Belgrad geweigert, Waffen an die Ukraine zu liefern, und kritisierte regelmäßig die EU-Sanktionen gegen Moskau. Vučić hat die Bedeutung freundschaftlicher Beziehungen zu Russland betont und argumentiert, dass der Ukraine-Konflikt auf diplomatischem Wege gelöst werden sollte.
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