Krach zwischen Donald Trump und Amazon – wegen der China-Zölle
Das eskalierte schnell: Die Meldung des US-Portals Punchbowl, Amazon wolle künftig bei den angebotenen Produkten ausweisen, wie hoch der im Preis enthaltene Zoll sei, war am frühen Dienstagmorgen US-amerikanischer Ostküstenzeit erschienen. Schon wenige Stunden später erfolgte eine Reaktion aus dem Weißen Haus: auf der täglichen Pressekonferenz erklärte Pressesprecherin Karoline Leavitt das zu einem "feindlichen und politischen Akt"; sie habe mit dem Präsidenten darüber gesprochen. Amazon arbeite außerdem mit einer Firma zusammen, die ein "chinesischer Propagandaarm" sei.
Make no mistake about Amazon deciding to partner with a Chinese Propaganda Arm to display Tarrifs. Bezos’ action is NO DIFFERENT then when CNN was displaying a “Covid Death Counter” on screen 24/7. This is the level of DISDAIN the elite globalists have for Americans and… pic.twitter.com/wAayDpI0ae
— Johnny St.Pete (@JohnMcCloy) April 29, 2025
Trump soll anderen Berichten zufolge mit Jeff Bezos, dem EigentĂĽmer von Amazon, telefoniert und gefordert haben, diesen Schritt zu unterlassen. Im Lauf des Tages erschienen dann Stellungnahmen von Amazon wie dieser Tweet:
Amazon statement: “The team that runs our ultra low cost Amazon Haul store has considered listing import charges on certain products. This was never a consideration for the main Amazon site and nothing has been implemented on any Amazon properties.”
— Jeff Stein (@JStein_WaPo) April 29, 2025
"Das Team, das den Discountladen Amazon Haul betreibt, hat überlegt, die Einfuhrzölle für bestimmte Produkte anzuzeigen. Für die Amazon-Hauptseite wurde das nie in Erwägung gezogen, und auf keinem Teil von Amazon wurde etwas implementiert", war die Aussage der Amazon-Pressestelle gegenüber einem Journalisten der Washington Post. Eine Zeitung, die übrigens Bezos gehört.
Für Amazon sind die Zölle besonders heikel. Zum einen steht einer der jährlichen, stark rabattierten Großverkaufstage von Amazon bevor, der Amazon Prime Day. Dieses Jahr dürfte das Angebot aber deutlich schwächer sein, weil nicht nur Amazon selbst, sondern auch viele der auf Amazon gelisteten Weiterverkäufer ihre Ware aus China importieren. Presseberichte besagten nun, dass viele dieser Verkäufer derzeit Ware zurückhielten, die sie noch vor der Verhängung der Zölle eingeführt hatten, um sie zum normalen Preis und nicht mit dem Rabatt des Prime Day zu verkaufen. Die größeren davon versuchen teils gerade, ihre Produktion nach Vietnam oder Kambodscha zu verlegen, die mit nicht ganz so hohen Zöllen belegt sind.
Eine genaue Angabe, wie hoch der Anteil aus China stammender Ware beim Angebot von Amazon ist, existiert nicht. Aber Statista hat Ergebnisse einer Umfrage von Drittanbietern auf Amazon veröffentlicht und kam auf einen Anteil von 70 Prozent. Beim oben erwähnten Discountportal Amazon Haul dürfte dementsprechend der Anteil noch einmal deutlich höher liegen.
Mehr Infografiken finden Sie bei Statista
Immerhin hat das Weiße Haus Amazon einen gewaltigen Gefallen getan, indem mit Verhängung der Zölle auch die De-minimis-Grenze aufgehoben hat, die es bisher ermöglicht hatte, Waren bis zu einem Wert von 800 US-Dollar zollfrei einzuführen. Andernfalls wären viele US-amerikanische Kunden dazu übergegangen, ihre Einkäufe direkt bei chinesischen Portalen wie Temu oder Alibaba zu tätigen.
Klar ist, dass die Lieferung neuer Waren auch für die Drittanbieter deutlich gestört ist, weil die Zollbürokratie nicht darauf vorbereitet ist, eine derartige Menge von Sendungen zu verzollen, wie sie bisher selbst per Post geliefert wurden – allein am New Yorker Flughafen JFK staute sich eine Million Pakete im Lauf eines einzigen Tages. Der Ertrag der dadurch erzielten zusätzlichen Zölle ist je einzelnem Paket jedoch nicht sehr hoch – der durchschnittliche Wert derartiger Sendungen betrug im Jahr 2023 54 US-Dollar.
Die Anzeige der Zölle dürfte also nicht nur wegen eines Einwands aus dem Weißen Haus zurückgezogen worden sein, sofern sie tatsächlich geplant war, sondern auch, weil sich dieser Schritt für Amazon selbst als kontraproduktiv erweisen könnte. Einer übrigens hätte einen derartigen Schritt explizit begrüßt: der ehemalige US-Botschafter in Deutschland Richard Grenell, der derzeit wieder als Sonderbotschafter für die Regierung Trump tätig ist. Er schrieb auf X:
I want to have a button on @amazon that clearly gives me Made in America options - so Made in China is filtered out. @AmazonHelp
— Richard Grenell (@RichardGrenell) April 29, 2025
"Ich möchte auf Amazon eine Schaltfläche haben, die mir klare 'Made in America'-Optionen liefert ..., sodass 'Made in China' herausgefiltert wird."
Übrigens steckte eine ähnliche Überlegung hinter dem Ursprung derartiger Kennzeichnungen. Das erste "Made in", mit dem Waren markiert wurden, lautete "Made in Germany" und war eine Kennzeichnung, von der sich die Briten erhofften, den Absatz deutscher Konkurrenzprodukte in ihrem Land zu senken. Das Ergebnis war am Ende das Gegenteil; die vermeintliche Brandmarkung erwies sich als Werbung.
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