Wie Moskau Belgrad im Kampf gegen die Farbrevolution unterstützt
Von Jewgeni Krutikow
Laut dem stellvertretenden serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vulin sind die serbischen Regierungsstellen den russischen Geheimdiensten dankbar für Informationen, die zur Bekämpfung der Farbrevolution beitragen. Er erinnerte an die Vereinbarung zwischen den russischen und serbischen Geheimdiensten über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Farbrevolutionen, die nach wie vor in Kraft ist. Diese Äußerungen wurden vor dem Hintergrund der Proteste von Studenten und Oppositionsanhängern gemacht, nachdem am 1. November 2024 beim Einsturz eines Bahnhofsdaches in der Stadt Novi Sad 15 Menschen ums Leben gekommen waren.
So fand am 15. März eine Demonstration in Belgrad statt, an der nach Angaben des serbischen Innenministeriums 107.000 Menschen teilnahmen. Wie Vulin später sagte, seien die meisten der an den Protesten teilnehmenden Studenten nicht "gekauft" gewesen, aber ihre Anführer "vom Westen entlohnt". In der jüngeren Vergangenheit leitete Vulin den wichtigsten serbischen Geheimdienst, den Sicherheitsinformationsdienst (BIA), musste aber auf Drängen des Westens zurücktreten. Er gilt als "prorussischer" Politiker, obwohl er tatsächlich serbische Interessen vertritt.
Vor einem Jahr sagte Vulin: "Ich liebe Serbien, und alles, was ich getan habe und tue, dient den Interessen Serbiens und des serbischen Volkes ... Unsere Zusammenarbeit [mit Russland] ist für beide Länder von Vorteil und erforderlich, denn es gibt keine einzige Streitfrage zwischen Serbien und Russland."
Darüber hinaus plädierte Vulin seit Langem aktiv für eine Vertiefung der Kontakte zwischen russischen und serbischen Geheimdiensten. Er argumentierte, dass "es unmöglich ist, mit den Geheimdiensten westlicher Länder zusammenzuarbeiten und zugleich ein aufrechter Verfechter serbischer Interessen zu sein". In demselben Interview bezeichnete er Nikolai Patruschew, Sergei Naryschkin und Alexander Bortnikow als seine Lehrer und sagte, dass die Kommunikation mit ihnen "für mich eine große Erfahrung darstellte".
Äußerst angespannte Lage auf dem Balkan
Der Direktor des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergei Naryschkin, war mehrmals in Belgrad, und die Zusammenarbeit zwischen dem russischen Auslandsgeheimdienst und dem serbischen Sicherheitsinformationsdienst besteht seit Jahrzehnten. So sagte Naryschkin 2019 in Belgrad, dass "die Geheimdienste Russlands und Serbiens zusammen den Terrorismus bekämpfen, Informationen austauschen und gemeinsame Operationen durchführen".
Er erklärte ferner: "Die Lage auf dem Balkan ist sehr, sehr angespannt, vor allem wegen der Kämpfer, die auf der Seite der Terrororganisationen gekämpft haben und nun zurückkehren. Sie schauen sich nach einem neuen Betätigungsfeld um. Daher ist die Sicherheitslage sowohl in Serbien als auch in Russland sehr kompliziert. Wir tauschen unsere Analysen über die Situation auf dem von Instabilität geprägten Gebiet aus und führen gemeinsame Operationen durch, um die legitimen außenpolitischen Interessen Serbiens und Russlands zu schützen."
In welche Richtung geht diese Kooperation, und wofür genau kann Serbien den russischen Geheimdiensten dankbar sein?
Im Hinblick auf den "Kampf gegen Farbrevolutionen" zielt die Zusammenarbeit zwischen Russland und Serbien in dieser Angelegenheit in erster Linie darauf ab, eine Außeneinwirkung auf innenpolitische Prozesse auszuschließen. Russland mischt sich nicht in die innenpolitische Situation Serbiens ein, aber es trägt dazu bei, ausländische Einflüsse auf das politische Geschehen seines Balkan-Partners auszuschließen.
Was sich in Serbien derzeit abspielt, hat alle Merkmale einer Farbrevolution bis auf eine Ausnahme: Die Außenpolitik wird von den Forderungen der protestierenden Studenten und der ihnen angeschlossenen Opposition völlig ausgeklammert. Außerdem versuchen die Demonstranten, sich noch patriotischer zu positionieren als Vučić und seine Anhänger. Sie fordern eine härtere Gangart gegenüber dem Kosovo, im Gegensatz zur "schleichenden Aufgabe der Region", die sie dem Präsidenten vorwerfen. Außerdem fordern sie mehr Unterstützung für die Republika Srpska und Milorad Dodik persönlich.
Gleichzeitig lässt sich in den Protestaktionen eine handlungsleitende Kraft erkennen. Serbische Offizielle sprechen von einer externen Kraft, die hinter den Protesten stehe. Es gibt außerdem viele Beispiele dafür, dass die prowestliche Opposition jeden Vorwand nutzt, um die Proteste aufzulösen. Dies ist eine klassische Methode der "Farbrevolutionen": Kurze Zeit nach Protestbeginn vergessen alle, wofür sie sich ursprünglich versammelt haben, und in diesem Moment greifen die prowestlichen Kräfte zu politischen Slogans. So war die Tragödie von Novi Sad bereits in Vergessenheit geraten, und es gibt Forderungen nach der Bildung einer "Übergangsregierung" und nach Neuwahlen.
Zahlreiche russische Aussiedler in Belgrad
Vermutlich informieren die russischen Geheimdienste Serbien darüber, welche ausländischen Kräfte hinter den Protestorganisationen stehen könnten. Diese Informationen können sich nicht nur auf Personalien, sondern auch auf Finanzströme zur Unterstützung dieser Protestaktionen beziehen. Denn jede Protestkundgebung der Opposition wird mit Transport-, Lebensmittel-, Druck- und Verbrauchsmaterial versorgt. Das Geld dafür fällt nicht vom Himmel und kommt schon gar nicht von den persönlichen Ersparnissen der Studenten.
Darüber hinaus befindet sich in der Anderthalb-Millionen-Stadt Belgrad eine große Anzahl, es sind wohl Hunderttausende, russischer Aussiedler. Viele von ihnen nahmen bereits an regierungsfeindlichen Aktionen auf der Oppositionsseite teil.
Seit einigen Jahren entwickelte sich in Belgrad sogar eine spezifische Subkultur von Aussiedlern, die bei den Serben zunehmend auf Ablehnung stößt, weil sie nicht mit ihrer üblichen Lebensweise übereinstimmt. So finden in serbischen Städten regelmäßig irgendwelche "Anti-Kriegs"-Kundgebungen dieser Aussiedler statt. Ihre Beteiligung am politischen Leben Serbiens bereitet den örtlichen Sicherheitsdiensten zunehmend Sorgen, doch die serbische Gesetzgebung ist sowohl gegenüber Demonstranten als auch gegenüber Migranten äußerst liberal.
In diesem Zusammenhang könnte ein Informationsaustausch zwischen den Geheimdiensten über die derzeit in Serbien ansässigen russischen Bürger mit extremistischer Ausrichtung erforderlich sein.
Interessanterweise gingen die serbischen Demonstranten in letzter Zeit selbst gegen Versuche vor, ukrainische Flaggen oder antirussische Symbole zu den Kundgebungen mitzubringen. Es kam sogar zu Zusammenstößen mit gewalttätigen proukrainischen Demonstranten.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Geschichte über den angeblichen Einsatz von Infraschallwaffen ("Schallkanonen") gegen die Demonstranten. Zur Erinnerung: Am 15. März begannen sich die Demonstranten auf einer Belgrader Straße vor Videokameras von der Fahrbahn zu entfernen und berichteten dann, dass sie angeblich ein unangenehmes "Geräusch in ihren Köpfen" gehört hätten. Dies sei auf Befehl einiger Personen in gelben Westen geschehen.
Daraufhin wurden Fotos eines Polizisten mit einem merkwürdigen Gerät in seinen Händen verbreitet, das sich in Wirklichkeit als Anti-Drohnen-Waffe herausstellte. Die serbischen Behörden ersuchten offiziell Russland, das FBI und den Hersteller von "Schallkanonen" – das amerikanische Unternehmen Genasys – um Unterstützung bei der Untersuchung des Vorfalls. Der serbische Präsident Vučić versicherte, dass keine Infraschallwaffen zur Auflösung der Demonstration eingesetzt würden; andernfalls wäre er zum Rücktritt bereit.
Diese "Schallkanone"-Geschichte gleicht einem klassischen Flashmob im Stil der Farbrevolutionen mit dem Ziel, den serbischen Behörden die Gewaltanwendung gegen die eigenen Bürger vorzuwerfen. In einer solchen Situation wird die Unterstützung seitens der russischen Geheimdienste in Form eines Informationsaustauschs mit ihren serbischen Kollegen sehr nützlich sein.
Zu den weiteren Aufgaben der russischen und serbischen Geheimdienste gehört die Bekämpfung des internationalen Terrorismus und Extremismus. In Serbien gibt es Gruppen islamischer Radikaler – es handelt sich um ethnische Albaner und Bosniaken. Einige dieser Radikalen erlangten ihre Kampferfahrung in Syrien. Vor einigen Monaten wurde an der Grenze zu Bosnien ein albanischer Kämpfer liquidiert, der vor mehr als 20 Jahren einen russischen Friedensoffizier im Kosovo getötet hatte.
Zusammenarbeit Russlands mit Serbien in vielerlei Hinsicht einzigartig
Heute ist Serbien praktisch das einzige Land außerhalb der ehemaligen Sowjetunion, mit dem ein solches Maß an Vertrauen und Zusammenarbeit erreicht wurde. Belgrad mag zwar nicht über die erforderlichen technischen Mittel für Geheimdienst und Spionageabwehr verfügen, aber das professionelle Niveau des serbischen Sicherheitsinformationsdienstes steht außer Zweifel. Es ist daher verständlich, dass Aleksandar Vulin – der in vielerlei Hinsicht dieses System der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern aufbaute – Russland seine Dankbarkeit zum Ausdruck bringt.
Bei seinem Treffen mit dem Sekretär des russischen Sicherheitsrates Sergei Schoigu am 22. März in Moskau sagte Vulin: "Es findet eine Farbrevolution in Belgrad statt. Und diese steht in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer Position in Bezug auf Russland. Hinter der Farbrevolution in Serbien stecken westliche Geheimdienste, die in Serbien eine andere Regierung an die Macht bringen wollen. Das werden wir nicht zulassen." Er betonte, dass die "Haltung und Position" der russischen Staatsführung vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse "sehr viel für uns bedeutet".
Moskau macht keinen Hehl aus seiner Besorgnis über die Lage in Belgrad, was bedeutet, dass Russland Serbien auch weiterhin bei der Stabilitätssicherung im Land und in der Region unterstützen wird.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 23. März 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.
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