Wahlschlappe der Linken in Bolivien – Folge der Spaltung und des Bruderzwists


Von Oleg Jassinski

WĂ€hrend die Welt ĂŒber mögliche Verhandlungen mit dem Land spekuliert, das sich Ukraine nenn,, hier ein paar Worte zu den Ergebnissen der ersten Runde der PrĂ€sidentschaftswahlen in Bolivien, die am 17. August stattfand.

Die Partei MAS ("Bewegung zum Sozialismus"), die 20 Jahre lang an der Macht war und wahrhaft revolutionĂ€re Reformen im Interesse der Mehrheit der Bolivianer durchgefĂŒhrt hat, erlitt eine vernichtende Niederlage. Es gewann der rechte "Zentrist" Rodrigo Paz, der mit fast hundertprozentiger Sicherheit auch die zweite Runde gewinnen wird.

Der ehemalige VizeprÀsident Boliviens Álvaro García Linera erklÀrte die Niederlage der MAS wie folgt:

"Auf der einen Seite stand ein mittelmĂ€ĂŸiger Ökonom, der zufĂ€llig PrĂ€sident wurde (Luis Arce) und dachte, er könne den charismatischen indigenen FĂŒhrer (Evo Morales) durch eine Wahlrechtsreform verdrĂ€ngen. Auf der anderen Seite dieser FĂŒhrer, der am Ende seiner Karriere steht, nicht mehr in der Lage ist, Wahlen zu gewinnen, aber ohne dessen UnterstĂŒtzung auch der andere nicht gewinnen kann, und der sich rĂ€cht, indem er hilft, die Wirtschaft zu zerstören, ohne zu verstehen, dass er damit auch sein eigenes Werk zerstört."

Das Endergebnis dieses schĂ€ndlichen Wahlbrudermords ist die vorĂŒbergehende Niederlage eines historischen Projekts und, wie immer, das Leiden der einfachen Menschen, die von den beiden FĂŒhrern, berauscht von ihren persönlichen Fehden, nie berĂŒcksichtigt wurden.

Wie erwartet, wurde das Land um Jahrzehnte zurĂŒckgeworfen. Luis Arce gibt mit dem LĂ€cheln eines Schwachsinnigen ein Interview und ist "stolz auf den vorbildlichen Wahlprozess". Evo Morales reagiert mit Anschuldigungen und antiimperialistischen Parolen im Kreis seiner sektiererischen AnhĂ€nger. Die Rechte feiert.

Das Wahlergebnis (in Prozent der Stimmen, der Einfachheit halber auf ganze Zahlen gerundet):

1. Verschiedene Rechte:

Rodrigo Paz 32 Prozent;
Jorge Quiroga 27 Prozent;
Samuel Doria 20 Prozent;
Manfred Reyes sieben Prozent;
Johnny FernĂĄndez zwei Prozent;
Pavel Arasena ein Prozent.

2. Verschiedene Linke oder solche, die sich als solche bezeichnen:

Andronico RodrĂ­guez acht Prozent;
Eduardo del Castillo drei Prozent.

3. "Nullstimmen" (zu deren Abgabe Morales aufgerufen hatte, um die Wahl ohne seine Kandidatur ungĂŒltig zu machen) – 19 Prozent der abgegebenen Wahlzettel.

Gemeinsam hĂ€tten die Linken leicht die zweite Runde erreicht. Bei der aktuellen Lage dĂŒrfte Paz die zweite Runde gewinnen, da er sich im Gegensatz zum rechtsextremen Quiroga als "moderat" positioniert und leicht die Stimmen der enttĂ€uschten linken WĂ€hlerschaft auf sich vereinen kann und fĂŒr viele das "kleinere Übel" darstellt.

Interessanterweise lag Paz am Vorabend der Wahlen in Umfragen mit nur acht Prozent noch an dritter Stelle. Daher ist sein Sieg fĂŒr alle eine Überraschung. Nach Meinung vieler ist der Hauptgrund fĂŒr seinen Erfolg sein Mitstreiter, der VizeprĂ€sidentschaftskandidat Edman Lara. Er ist ehemaliger Polizist, der aus der Organisation ausgeschlossen wurde – ein Populist, der sich zum HauptkĂ€mpfer gegen Korruption erklĂ€rt hat und zum TikTok-Star geworden ist.

Die Ergebnisse jahrzehntelanger KĂ€mpfe und 20 Jahre der ersten unabhĂ€ngigen Regierung in der Geschichte des Landes, deren Erreichung enorme Anstrengungen, Hoffnungen und Blut gekostet hat, wurden zunichtegemacht. In den kommenden Monaten werden wir machtlos zusehen mĂŒssen, wie Bolivien, ausschließlich durch die Schuld seiner eigenen PseudorevolutionĂ€re, rasch in die Vergangenheit zurĂŒckfĂ€llt.

Oleg Jassinski ist ein aus der Ukraine stammender Journalist. Er lebt ĂŒberwiegend in Chile und schreibt fĂŒr "RT Español" sowie unabhĂ€ngige lateinamerikanische Medien wie "Pressenza.com" und "Desinformemonos.org". Man kann ihm auch auf seinem Telegram-Kanal folgen.

Mehr zum Thema – PrĂ€sidentschaftswahlen in Bolivien: WĂ€hler bevorzugen rechtskonservative Kandidaten

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