Weltkriegs-Chemiewaffen: In der Ostsee geht etwas furchtbar schief


Von Christina Sisowa

Unter den Wogen der Ostsee liegt eine stumme, aber wachsende Gefahr – die verrottenden Überreste chemischer Munition, die dort nach dem Zweiten Weltkrieg versenkt wurde. Jahrelang lagen diese Waffen dort weitgehend unberĂŒhrt und blieben eine bekannte Gefahr fĂŒr Meeresfauna und KĂŒstenanwohner. Das Thema erlangte im 21. Jahrhundert grĂ¶ĂŸere Aufmerksamkeit, als Wissenschaftler vor steigenden Umweltgefahren warnten. Jahrzehntealte Geschosse rosten vor sich hin und beschwören das Gespenst giftiger Leckagen herauf, die eine ausgewachsene Umweltkatastrophe auslösen könnten.

Jetzt macht sich Deutschland daran, diese Lager unter Wasser zu heben und zu entsorgen. Aber das Berliner Projekt, das als Umweltreinigung deklariert wird, könnte in Wirklichkeit das ökologische Gleichgewicht in der Ostsee verschlechtern.

Russland hat wiederholt betont, wie wichtig es sei, an diesem Prozess beteiligt zu werden, und sich auf seinen Status als direkt betroffenes Land mit relevanten Erfahrungen berufen. Aber bei angespannten internationalen Beziehungen scheint ernsthafte Zusammenarbeit unmöglich. Doch was passiert, wenn diese Aufgabe ohne russische Beteiligung begonnen wird? RT blickt einmal genauer hin.

Die giftigen Waffen der Vergangenheit – und eine heranwachsende zukĂŒnftige Krise

Nach SchĂ€tzungen liegen etwa 1,6 Millionen Tonnen Kriegsmunition, viele davon mit chemischen Waffen wie Senfgas, Lewisit, Sarin und Tabun geladen, auf dem Boden der Nord- und Ostsee. Sie wurden in den chaotischen Zeiten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sowohl von den Alliierten als auch von der Sowjetunion dort versenkt – die Sowjets haben Berichten zufolge die Granaten einzeln versenkt, wĂ€hrend die westlichen MĂ€chte ganze Schiffe auf einmal versenkten.

Heute ist nicht genau bekannt, wo sich diese Unterwasserarsenale befinden. Viele liegen bei der Insel Bornholm und vor der lettischen KĂŒste bei Liepāja. Aber die Bedrohung ist keinesfalls eingehegt. Gelegentlich werden beschĂ€digte Granaten in Fischernetzen hochgezogen. Und mit jedem verstreichenden Jahr rosten die stĂ€hlernen HĂŒllen weiter und erlauben es den giftigen Chemikalien, ins Wasser zu sickern.

Laut Wladimir Pinajew, außerordentlicher Professor fĂŒr Umweltsicherheit und ProduktqualitĂ€t an der RUDN-UniversitĂ€t, ist "die Anwesenheit chemischer Munition in jedem GewĂ€sser eine tickende Zeitbombe". Nach Jahrzehnten unter Wasser sind die Granaten massiv verrostet und möglicherweise instabil.

"Die wirkliche Gefahr beginnt, wenn die HĂŒllen ihre IntegritĂ€t verlieren", erlĂ€utert Pinajew. "Derzeit verstehen wir noch ganz, wie die giftigen Stoffe sich in der Meeresumwelt verhalten werden – wie gefĂ€hrlich sie bleiben, wie weit sie sich verbreiten oder wie ernst ihre Wirkung auf das Ökosystem sein wird."

Die Liste der gefÀhrdeten Organismen ist lang. "Das betrifft nicht nur das Wasser", sagte er. "Diese Substanzen können Algen vergiften, MeeressÀuger, Fisch, Seevögel und Mikroorganismen. Und zuletzt, Menschen. Wir stehen am Ende der Nahrungskette."

Die langfristige Gefahr? Eine vergiftete Nahrungsquelle, zerstörte Fischerei und ein unwiderruflicher Zusammenbruch der Umwelt.

JĂŒngere Studien bestĂ€tigen, dass die Gifte bereits ins Meer sickern. Nach Forschungen des GEOMAR Helmholtz-Zentrums fĂŒr Meeresforschung wurden in der sĂŒdwestlichen Ostsee, insbesondere rund um die Kieler und die LĂŒbecker Bucht, etwa 3.000 Kilogramm gelöster Chemikalien gefunden.

Obwohl die aktuellen Werte unter den offiziellen gesundheitlichen Grenzwerten liegen, ist der Trend beĂ€ngstigend. Der Klimawandel beschleunigt die Korrosion – durch höhere Temperaturen und stĂ€rkere StĂŒrme – und bewegt die Verschmutzung weiter fort von den Stellen, an denen die Munition ursprĂŒnglich versenkt wurde. Eine Studie der polnischen Akademie der Wissenschaften fand heraus, dass allein Senfgas ein maritimes Ökosystem in einem Umkreis von 70 Metern steril machen kann.

Eine "Reinigung", die womöglich eine Katastrophe auslöst

Das deutsche Umweltministerium startete 2023 ein Pilotprojekt zur Bergung, mit Anfang in der LĂŒbecker Bucht. 27 Experten fĂŒr Munitionsbeseitigung, Umweltwissenschaften und der Regierung wurden zu Rat gezogen und die Stellen fĂŒr die anfĂ€ngliche SĂ€uberung wurden gewĂ€hlt. Die Pilotphase endete im April 2025.

Die Behörden sagten, die Technologie funktioniere gut, auch wenn sie fĂŒr Gebiete mit hoher Belastung angepasst werden mĂŒsste. Die meiste geborgene Munition besaß keinen ZĂŒnder und wurde mit mechanischen Mitteln sicher geborgen. FĂŒr den Teil, der gesprengt werden musste, setzt Deutschland Unterwasserbarrieren ein, um das Meeresleben zu schĂŒtzen. Dennoch warnen Experten, selbst gut kontrollierte ZĂŒndungen könnten sowohl fĂŒr die Sicherheit sowohl der Umwelt als auch der Menschen ein großes Risiko darstellen.

Die deutschen Behörden erklÀren, es sei in der NÀhe der Bergungszonen keine zusÀtzliche Belastung entdeckt worden. Aber Kritiker mahnen zur Vorsicht. Wie Pinajew betonte: "Ehe irgendeine Munition geborgen oder vor Ort zerstört wird, muss die Sicherheit von Fischen, MeeressÀugern und die der Navigation sichergestellt werden. Diese Handlungen sind von Natur aus gefÀhrlich."

Er glaubt, die SĂ€uberungsarbeiten sollten internationalen Organisationen mit entsprechender Erfahrung anvertraut werden - insbesondere der Organisation fĂŒr das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Auch wenn die OPCW sich vor allem mit Arsenalen an Land befasst, glaubt Pinajew, dass ihre Beteiligung an den UnterwassereinsĂ€tzen so nötig wie ĂŒberfĂ€llig ist.

Er betonte außerdem die Notwendigkeit umfassender Umweltbeobachtung. "Wir brauchen fortlaufende Forschungen in den MunitionslagerstĂ€tten – ĂŒber Fernsensoren und andere Methoden – und eine vollstĂ€ndige Bewertung der Langzeitwirkung dieser Chemikalien auf maritime Ökosysteme", sagte er.

Die Sicherheit des Personals, das an diesen EinsĂ€tzen beteiligt ist, sei ebenfalls ein Problem. "Sie brauchen mehr als die Standard-SchutzanzĂŒge", warnte er. "Wir reden von vollen ChemieschutzanzĂŒgen – mindestens von militĂ€rischen ChemieschutzanzĂŒgen."

Russlands Rolle: Vom Partner zum Zuschauer

Russland hat sich lange fĂŒr eine multilaterale Herangehensweise im Umgang mit dem toxischen Erbe der Ostsee eingesetzt. 2023 warnte Sergei Beljajew, Direktor der zweiten europĂ€ischen Abteilung des russischen Außenministeriums, davon, dass die Einbeziehung der NATO in die SĂ€uberung die ganze Region destabilisieren könne.

"Wir sind zunehmend alarmiert durch die westlichen Versuche, versunkene Chemiewaffen aus dem Zweiten Weltkrieg ohne Beteiligung wichtiger Betroffener zu bergen", sagte Belajew. "Diese Diskussionen mĂŒssen ĂŒber etablierte Strukturen wie HELCOM [Umweltschutzkommission der Ostseeanrainer, 2000 gegrĂŒndet] laufen, und Russlands Stimme kann nicht ausgeschlossen werden."

Er verwies außerdem auf eine politische Sackgasse: Die TĂ€tigkeit von HELCOM wurde durch die Spannungen mit den westlichen LĂ€ndern so gut wie gelĂ€hmt. Versuche, sie zu umgehen, indem ĂŒber die NATO oder den Rat der Ostseestaaten gegangen wird, vertiefen die Kluft nur.

Der MilitÀranalytiker Wladimir Jewsejew unterstrich, wie dringend die Frage ist. "Russland muss Teil dieses Prozesses sein" sagte er. "Selbst wenn das jetzt politisch unrealistisch wirkt, können wir die Gefahren nicht ignorieren. Umfassende Bewertungen sind nötig, und hastig zu handeln, wÀre ein ernster Fehler."

Wenn die Umwelt zum politischen Schlachtfeld wird

In einer anderen Zeit hĂ€tte dieses Thema vielleicht eher vereinigt als getrennt. Keine Nation will, dass Toxine aus einer anderen Zeit in ihren GewĂ€ssern wieder auftauchen – wörtlich. Aber im heutigen geopolitischen Klima wurde selbst der Umweltschutz zum Gebiet internationaler RivalitĂ€ten.

Sergei Osnobischtschew, Direktor des Instituts fĂŒr strategische Bewertungen, Ă€ußerte Zweifel, dass unter den jetzigen Bedingungen gemeinsame Bestrebungen mit Deutschland möglich wĂ€ren:

"Deutschlands Feindseligkeit macht eine Koordination extrem schwierig. Dennoch sind die EinsÀtze zu hoch, um sie zu ignorieren. Auf die eine oder andere Weise muss ein GesprÀch stattfinden."

"Es wird nicht leicht sein, Kontakte herzustellen, und auf beiden Seiten gibt es kaum politischen Willen", sagte er. "Aber die Bedeutung dieses Themas kann nicht ĂŒbertrieben werden. Ein Dialog wird eventuell nötig sein, so schwierig das auch sein mag."

WĂ€hrenddessen tickt die Uhr weiter – nicht nur fĂŒr diese rostenden Granaten, sondern fĂŒr das gemeinsame Meer, das sie zu vergiften drohen.

Christina Sisowa ist eine Moskauer Reporterin, die ĂŒber Politik, Soziologie und internationale Beziehungen berichtet

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de.rt.com/meinung/248489-weltk


Selbstmordanschlag auf christliche Kirche in Syrien: Mindestens 25 Tote


Wie die Nachrichtenagentur SANA und örtliche syrische Medien unabhÀngig voneinander berichten, hat sich in der syrischen Hauptstadt Damaskus am Sonntagabend ein Terroranschlag ereignet. Ein SelbstmordattentÀter sprengte sich wÀhrend der abendlichen Gottesdienstes in der christlichen Kirche Sankt Ilias. Ersten Berichten zufolge sind mindestens 25 Menschen dem Anschlag zum Opfer gefallen.

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de.rt.com/der-nahe-osten/24868


Trumps Wunsch wird erfĂŒllt: NATO-MitgliedslĂ€nder einigen sich auf FĂŒnf-Prozent-Ziel


Wie mehrere Nachrichtenagenturen und Medien am Sonntagabend berichten, haben sich die NATO-MitgliedslĂ€nder im Vorfeld des am Dienstag beginnenden NATO-Gipfels in Den Haag darauf verstĂ€ndigt, Ausgaben fĂŒr militĂ€rische Zwecke in Höhe von 5 Prozent des Bruttosozialprodukts des jeweiligen Landes verbindlich zu vereinbaren. Die Einigung darauf zeichnete sich bereits ab, zuletzt hatte nur Spanien Bedenken geĂ€ußert.

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de.rt.com/international/248682


Medwedew: Mehrere LĂ€nder bereit, Iran direkt mit Kernwaffen zu beliefern


"Was haben die Amerikaner mit ihrem nÀchtlichen Angriff auf drei Ziele in Iran erreicht?" Diese Frage stellte der Stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew am Sonntag auf Telegram. Dazu lieferte er selbst die Antwort.

Seiner EinschĂ€tzung nach wurde offenbar die kritische Infrastruktur des Nuklearzyklus nicht oder nur geringfĂŒgig beschĂ€digt. Zudem zeigte er sich sicher, dass die Anreicherung von Kernmaterial und, wie man nun direkt sagen könne, auch die kĂŒnftige Produktion von Kernwaffen fortgesetzt werde.

Doch solange Iran noch nicht in den Besitz von Kernwaffen gekommen ist, könnte Medwedew zufolge ein Drittland Abhilfe leisten. "Eine Reihe von LÀndern ist bereit, Iran direkt mit Kernwaffen zu beliefern", schrieb der Sicherheitsrats-Vize, der in den Jahren 2008 bis 2012 den Posten des PrÀsidenten der Russischen Föderation bekleidete. Welche LÀnder dies sein könnten, sagte der Politiker nicht.

DarĂŒber hinaus merkte der ehemalige PrĂ€sident und Premierminister an, dass die Mehrheit der LĂ€nder die USA und Israel fĂŒr ihren Angriff auf Iran verurteilten. Die politische FĂŒhrung Irans sei trotz Spekulationen ĂŒber einen möglichen Regimewechsel erhalten geblieben und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar gestĂ€rkt worden. "Das Volk schart sich um seine geistliche FĂŒhrung, sogar diejenigen, die ihr zuvor nicht wohlgesonnen waren", stellte Medwedew fest, wĂ€hrend die Menschen in Israel unter Beschuss stĂŒnden und in Panik seien.

Unklar bleibt bislang, ob Medwedews Hinweis auf eine mögliche Leihgabe von Kernwaffen an Iran auf tatsĂ€chlichen Geheimdienstinformationen basiert – oder lediglich als gezielte Provokation zu verstehen ist. Dies wĂ€re zumindest nicht auszuschließen. Medwedews Vorgesetzter im Sicherheitsrat, Sergei Schoigu, besuchte in den vergangenen Wochen mehrfach die DVRK. Beide LĂ€nder demonstrieren derzeit eine außergewöhnlich enge und tiefgreifende militĂ€rische Zusammenarbeit.

Nach dem nĂ€chtlichen US-amerikanischen Angriff auf iranische Urananreicherungsanlagen beschloss das iranische Parlament einstimmig den Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. Nun muss die geistliche FĂŒhrung des Landes den Vorstoß genehmigen. Überdies droht Iran, die Meerenge Straße von Hormus zu sperren. Dies wĂ€re vor allem ein Druckmittel gegenĂŒber den USA. Iran fordert Israel und nun auch die USA auf allen internationalen Plattformen dazu auf, die Aggression gegen Iran zu stoppen.

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de.rt.com/international/248671


Karin Kneissl: Die Russen mĂŒssen ihre romantische Vorstellung von Westeuropa vergessen


WesteuropĂ€ische Politiker, so die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl am Mittwoch auf dem St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF), seien oft "ahistorisch" und litten unter einem "tief sitzenden Hass" auf Russland. Die Russen sollten jede "romantische" Sicht auf den Westen vergessen, fĂŒgte sie hinzu.

Kneissl, die bis 2019 im österreichischen Kabinett saß und wĂ€hrend ihrer Amtszeit fĂŒr engere Verbindungen nach Russland eintrat, forderte die Russen auf, eine realistischere Sicht auf die westliche Feindseligkeit anzunehmen. Sie beschrieb diese als "tief verwurzelt" und von Geschichte und Geografie geformt.

"Es gibt, wĂŒrde ich sagen, eine grĂŒndliche Missdeutung Europas durch die Russen. Nichts hat 2022 angefangen. Nichts 1945", sagte sie unter Bezug auf die Eskalation des Ukraine-Konflikts und das Ende des Zweiten Weltkriegs, das einst den Weg fĂŒr den Kalten Krieg bereitete.

"Ich hoffe, dass Russland aufhört, die europÀische Geschichte falsch zu lesen. Denn da gibt es zu viel Romantisierung, zu viele Illusionen", erklÀrte sie.

Im RĂŒckblick auf ihr Heranwachsen in Österreich erinnerte sich Kneissl daran, dass Geschichte durch eine entschieden US-freundliche, antisowjetische Brille gelehrt wurde. Sie sagte, ihr spĂ€teres VerstĂ€ndnis fĂŒr historische KomplexitĂ€ten habe sie dazu gebracht, die heutigen Spannungen als Teil eines lang anhaltenden Kampfes um Narrative und historische Interpretationen zu sehen.

Sie verwies auf die RivalitĂ€t zwischen den Reichen als Beispiel und fĂŒhrte aus, die Romanows und die Habsburger seien lange Zeit Gegner gewesen, die fĂŒr entgegengesetzte Zweige des Christentums und konkurrierende AnsprĂŒche auf das Erbe des Römischen Kaiserreiches standen. Kneissl fĂŒgte hinzu, die antirussische Propaganda, die wĂ€hrend des Ersten Weltkriegs in Österreich veröffentlicht worden sei, erinnere ĂŒberdeutlich an die Botschaften, die westliche Medien heute verbreiteten.

"Was immer wieder hochkommt, ist instinktiver, geradezu körperlicher (es ist nicht rational) tief verwurzelter Hass auf Russland", sagte sie zum politischen Klima in der EU. Sie rief die Russen dazu auf, "eure Freundlichkeit und eure Liebe zu diesem Europa" zu mĂ€ĂŸigen, und beschrieb solche Neigungen als bewundernswert, aber zum jetzigen Augenblick unpassend.

Kneissl wurde fĂŒr ihre Haltung zu Russland und ihre persönliche Beziehung zu PrĂ€sident Wladimir Putin, der 2018 Gast auf ihrer Hochzeit war, im Westen scharf kritisiert. Im Jahr 2020 zog sie nach Russland um und leitet nun das Geopolitische Observatorium fĂŒr Russlands Kernfragen (G.O.R.K.I).

In der Podiumsdiskussion auf dem SPIEF merkte sie an, sie nenne G.O.R.K.I lieber eine "Mach-Fabrik" als eine Denkfabrik, und betonte ihren Schwerpunkt auf aktivem politischem Engagement.

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de.rt.com/russland/248371-kari


22. Juni – Tag der Erinnerung und Trauer: Gedenken in Moskau, Brest und Berlin


Eines der traurigsten Daten in der Geschichte Russlands ist der Tag des Beginns des Großen VaterlĂ€ndischen Krieges. Am 22. Juni 1941 marschierten deutsche Truppen in das Gebiet der Sowjetunion ein und starteten einen deutschen Angriff in Richtung Moskau, Leningrad und Kiew. Der Krieg dauerte fast vier Jahre und nahm mindestens 27 Millionen sowjetischen BĂŒrgern das Leben. Weitere Millionen blieben verstĂŒmmelt und traumatisiert. Bis heute spĂŒrt man vor allem in Russland, Weißrussland und der Ukraine die demografischen Folgen des vom faschistischen Deutschland entfesselten Krieges.

Durch einen Erlass des PrĂ€sidenten wurde der 22. Juni 1996 in Russland zum Tag des Gedenkens und der Trauer erklĂ€rt. An diesem Tag werden die Staatsflaggen auf halbmast gesetzt, Unterhaltungssendungen im Radio und Fernsehen werden abgesagt, und um 12.15 Uhr Moskauer Zeit wird eine Schweigeminute eingelegt. In den StĂ€dten Russlands finden Gedenkveranstaltungen fĂŒr die Menschen statt, die ihr Leben fĂŒr die Freiheit ihres Vaterlandes gegeben haben.

Der PrÀsident der Russischen Föderation, Wladimir Putin, legte vormittags einen Kranz am Grabmal des unbekannten Soldaten an der Kremlmauer nieder, um der Gefallenen im Kampf gegen die deutschen Invasoren zu gedenken. Auch legte der Staatschef Blumen an den GedenkstÀtten zu Ehren der HeldenstÀdte nieder, denen der Ehrentitel "Stadt des militÀrischen Ruhmes" verliehen wurde. Zu diesen StÀdten zÀhlen auch Kiew und Odessa.

Auch Vertreter der Duma-Parteien und Jugendorganisationen haben Ă€hnliche Aktionen veranstaltet, darunter die in den letzten Jahren populĂ€r gewordenen Kerzenaktion "Wir erinnern", die in der Nacht zum 22. Juni beginnt. Im ganzen Land finden diesem Trauertag gewidmete Konzerte, FilmvorfĂŒhrungen und sonstige Kulturveranstaltungen statt.

In Weißrussland wird traditionell die berĂŒhmte Brest-Festung an diesem Tag zum wichtigsten Ort. Die Garnison der Brest-Festung lieferte mehrere Wochen erbitterten Kampf gegen die Invasoren, auch dann, als die vorgerĂŒckten Truppen der Wehrmacht lĂ€ngst große Teile der Weißrussischen Sowjetrepublik besetzten und dort ein schreckliches Terror-Regime installierten.

Zu den unzĂ€hligen deutschen Verbrechen auf weißrussischem Boden zĂ€hlt auch dieses: 53 Waisenkinder gefallener sowjetischer GrenzschĂŒtzer wurden im September 1942 in einem Wald bei Brest zusammen mit ihrer Erzieherin erschossen. Am 22. Juni begeht Weißrussland den Tag des nationalen Gedenkens an die Opfer des Großen VaterlĂ€ndischen Krieges und des Völkermords am belarussischen Volk.

AnlĂ€sslich des Datums machte das russische Verteidigungsministerium der Stadt Brest eine Schenkung – eine Skulpturengruppe, die den heldenhaften Kampf der sowjetischen GrenzschĂŒtzer verkörpert. Die Stadt am Bug war die letzte, die von den Besatzern befreit wurde. Die neue Skulpturenkombination symbolisiert die Wiederherstellung der Staatsgrenze der UdSSR im Jahr 1944. In Erinnerung an dieses Ereignis sind die Figuren von vier Grenzsoldaten, die einen Grenzpfahl aufstellen, in ihrer Bewegung erstarrt. Feierlich haben hochrangige Vertreter beider Staaten das Denkmal eingeweiht.


Denkmal fĂŒr die sowjetischen GrenzschĂŒtzerBelta
Auch in Berlin und mehreren StÀdten Ostdeutschlands fanden Gedenkzeremonien statt, an denen mehrere Dutzend Menschen teilnahmen. Um vier Uhr morgens wurden an verschiedenen Gedenkorten Hunderte von Kerzen aufgestellt. In Berlin fand die Zeremonie am Befreier-Denkmal im Treptower Park statt. Die Statue des Kriegers wurde mit dem Schriftzug "Nichts ist vergessen, niemand ist vergessen" angestrahlt.

Alle diese Erinnerungsaktionen hatten nichts mit den offiziellen Stellen Deutschlands zu tun. Organisiert wurden sie von der Gesellschaft fĂŒr Deutsch-Russische Freundschaft. Nach einer Schweigeminute am Fuße des Denkmals sagte der Vize-Vorsitzende der GDRF, Torsten Rexin, vor den Anwesenden:

"Diese hier in Berlin am Denkmal fĂŒr die Befreiung vom Faschismus aufgestellten Kerzen sind ein Ausdruck der Trauer, des MitgefĂŒhls, der Scham fĂŒr das Auftreten der Politiker des Westens und des Versprechens, das die hier anwesenden Deutschen, organisiert in ihren Vereinen und Klubs, alles unternehmen werden, dass die historischen Wahrheiten weder verdreht noch geleugnet werden."

"Nichts ist vergessen, niemand ist vergessen". Gesellschaft fĂŒr Deutsch-Russische Freundschaft gedenkt des Überfalls des faschistischen Deutschlands auf die UdSSR am 22. Juni um vier Uhr. "Wir empfinden Trauer, MitgefĂŒhl und Scham fĂŒr heutige Politik", sagt T. Rexin von GDRF. pic.twitter.com/8RjolEE4iY
— Wlad Sankin (@wladsan) June 22, 2025

Danach legten die Menschen Blumen an der Rotunde und dem Sockel der Statue nieder. In dieser Form findet die Aktion schon zum dritten Mal statt und lockt immer mehr Teilnehmer an.

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de.rt.com/europa/248652-22-jun


Sacharowa zu GesprÀchen mit Kiew: "Wir bewegen uns in die richtige Richtung"


In einem Interview mit der französischen Zeitung Le Journal du Dimanche hat sich die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, zu mehreren Themen mit Bezug zum Ukraine-Konflikt geĂ€ußert. Die von Kiew 2022 einseitig abgebrochenen Verhandlungen in der TĂŒrkei wurden jetzt auf Initiative des russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin ohne Vorbedingungen wiederaufgenommen, erklĂ€rt sie.

Bisher fanden zwei GesprĂ€chsrunden im tĂŒrkischen Istanbul statt. Zuletzt trafen die UnterhĂ€ndler am 2. Juni zusammen. Laut Sacharowa wurden im humanitĂ€ren Bereich konkrete Vereinbarungen getroffen und umgesetzt.

Hierbei fĂŒhrte sie aus:

"Dazu gehört der umfangreiche Austausch von Kriegsgefangenen und inhaftierten Zivilisten, wodurch mehr als 1.000 Menschen in ihre Heimat zurĂŒckkehren konnten."


Als Zeichen des guten Willens habe Russland der Ukraine zudem 6.000 Leichen gefallener ukrainischer Soldaten ĂŒbergeben, wobei das Kiewer Regime deren Annahme zunĂ€chst verweigert habe. "Dies ist der Gipfel des Zynismus und der Respektlosigkeit gegenĂŒber den eigenen Soldaten und Offizieren", betonte die russische Außenamtssprecherin.

Bei dem Treffen Anfang Juni tauschten Moskau und Kiew auch Memoranden mit konkreten VorschlÀgen zur Beilegung des Konflikts aus.

Angesprochen auf den Stand der GesprÀche mit Kiew, sagte Sacharowa wörtlich:

"Ich glaube, wir bewegen uns in die richtige Richtung."


Im Hinblick auf die Voraussetzungen fĂŒr die Konfliktlösung gab die Diplomatin an, dass dafĂŒr die Ursachen, die der Krise zugrunde liegen, beseitigt werden mĂŒssten. Vor allem sei es fĂŒr Moskau wichtig, klare Garantien zu erhalten, dass es keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine geben werde. Außerdem mĂŒsse sichergestellt werden, dass "die Grundrechte und Freiheiten in der Ukraine unabhĂ€ngig von Sprache, NationalitĂ€t oder Religion geachtet werden".

Eine zwingende Voraussetzung sei, dass die Krim, die Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie die Gebiete Cherson und Saporoschje international als Teile Russlands anerkannt wĂŒrden, stellte die Außenamtssprecherin klar.

Die Tatsache, dass Kiew einen konstruktiven Dialog mit Moskau ablehne, mache die Situation nur schwieriger und habe ungĂŒnstigere Bedingungen fĂŒr die Ukraine geschaffen. Russland sei bereit, seine Ziele sowohl mit politischen als auch mit militĂ€rischen Mitteln zu erreichen, erklĂ€rte Sacharowa.

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de.rt.com/international/248645


BSW-Landesparteitag in Sachsen-Anhalt: Kritik an Israel, "Rassismus" und AfD


Am Sonnabend hat der BSW-Landesverband Sachsen-Anhalt auf einem Parteitag in Magdeburg die Weichen fĂŒr die Landtagswahl 2026 gestellt. DafĂŒr musste die Partei jedoch zunĂ€chst KreisverbĂ€nde in dem Bundesland grĂŒnden. Daher stand zuerst eine SatzungsĂ€nderung an, um den Weg fĂŒr die GrĂŒndung von RegionalverbĂ€nden freizugeben.

Im Fokus stand auch das Wahlprogramm. Das BSW will nĂ€chstes Jahr in das vierte Landesparlament einziehen. Der Co-Landesvorsitzende Thomas Schulze betonte in seiner BegrĂŒĂŸungsrede, dass man laut einer Umfrage des Portals Nius mit derzeit acht Prozent besser dastehe als SPD, GrĂŒne und FDP. In Sachsen-Anhalt hat die Partei derzeit etwa 150 Mitglieder. Allerdings wolle man deutlich zulegen, versprach Schulze. Angeblich lĂ€gen 500 MitgliedschaftsantrĂ€ge vor.

Inhaltlich kritisierte er die Politik der Bundesregierung, die das Land in "eine RĂŒstungsrepublik Deutschland" umwandle, wie die Berliner Zeitung berichtet. Die vielen Milliarden Euro sollten nicht in die RĂŒstung fließen, vielmehr sollte der Fokus darauf gelegt werden, die LebensverhĂ€ltnisse der Menschen zu verbessern. Wie das konkret passieren soll, konkretisierte er nicht. Laut Schulze lebt jeder FĂŒnfte in Sachsen-Anhalt unter der Armutsgrenze, 60.000 Menschen seien von den Tafeln abhĂ€ngig. DarĂŒber hinaus hat der Landesverband den Antrag "FĂŒr Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten – Schluss mit dem Völkermord in Gaza und der Eskalation gegen den Iran – Menschenrechte verteidigen, Waffenexporte stoppen, PalĂ€stina anerkennen" einstimmig beschlossen. Darin wurde vor allem die israelische FĂŒhrung und ihr genozidales Vorgehen in Gaza kritisiert.

Der Antrag nahm Bezug auf den ICC (International Criminal Court), der im Jahr 2024 Haftbefehle unter anderem gegen Israels MinisterprÀsident Benjamin Netanjahu wegen "der Beteiligung an Kriegsverbrechen und Völkermord" erlassen hatte.

Der Landesparteitag hat den Antrag: "FĂŒr Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten – Schluss mit dem Völkermord in Gaza und der Eskalation gegen den Iran – Menschenrechte verteidigen, Waffenexporte stoppen, PalĂ€stina anerkennen" einstimmig beschlossen. #BSW pic.twitter.com/fslU7uVOKF
— BSW Sachsen-Anhalt (@bsw_vg_lsa) June 21, 2025

Weiterhin wetterte Schulze gegen "Rassismus", kritisierte im Altparteienjargon den "Populismus" bei den Fragen Flucht und Asyl und definierte passend dazu die AfD als politischen Gegner. Ob das im Sinne der WĂ€hler ist? BSW-Kandidaten in Sachsen-Anhalt bei der diesjĂ€hrigen Bundestagswahl unterstĂŒtzen diesen Kurs jedenfalls. Die Historikerin Claudia Wittig sieht die Partei sicher im nĂ€chsten Landtag vertreten. WĂ€hrend in anderen LandesverbĂ€nden das Thema Migration zunehmend in den Fokus rĂŒckt, empfindet Wittig diesen Weg als Sackgasse. Verpufft also auch in diesem Landesverband die Kritik an der ungehemmten Migration von ParteigrĂŒnderin Sahra Wagenknecht wieder einmal schlichtweg an der Machtfrage? Man wird sehen, ob dieser Kurs der offenen Grenzen zusammen mit der Umverteilung von hart erarbeiteten Steuergeldern gegenĂŒber einer erstarkenden AfD nicht genau der falsche sein könnte. Die Co-Parteivorsitzende Amira Mohamed Ali, die ebenfalls vor Ort war, ereiferte sich lediglich ĂŒber eine "gekaufte Politik", als sie ĂŒber die falsch ausgezĂ€hlten Stimmen bei der Bundestagswahl sprach. Allerdings steht sie wie keine Zweite in der Partei fĂŒr eine Politik der offenen Grenzen.

Immerhin konnte die Partei in Magdeburg einen prominenten Gastredner gewinnen. Der Islamwissenschaftler Michael LĂŒders, der bei der Bundestagswahl als Spitzenkandidat fĂŒr das BSW in Sachsen-Anhalt kandidierte, warnte vor den Auswirkungen des Krieges in Nahost zwischen Israel und Iran. Dabei sparte er nicht mit harscher Kritik an Politik und Medien, die den Konflikt leichtfertig unterstĂŒtzten.

Der Angriff von Israel auf den Iran vom 13. Juni 2025 ist ein klarer Verstoss gegen das UNO-Gewaltverbot. Doch wem soll man fĂŒr eine geostrategische Analyse und EinschĂ€tzung zuhören? Ein sehr guter Mann ist meiner Ansicht nach Michael LĂŒders. Ich kenne und schĂ€tze ihn seit
 pic.twitter.com/x2J3wbYwTS
— Daniele Ganser (@DanieleGanser) June 19, 2025

Mehr zum Thema – "Drecksarbeit": Jubel fĂŒr Völkerrechtsverbrechen und Merzschen Nazijargon

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"Nationales Erbe" auf Umwegen: Gazprom auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht


Von Gleb Prostakow

Die faktische Ablehnung des Projekts eines Gas-Hubs in der TĂŒrkei durch Gazprom und die ungewissen Aussichten fĂŒr die Pipeline Power of Siberia 2 lassen auf grundlegende VerĂ€nderungen in der Strategie des Gasriesen schließen. Die Ära des extensiven Wachstums, das sich auf die UnerschĂŒtterlichkeit des europĂ€ischen Marktes stĂŒtzte, scheint vorbei zu sein. Diese Situation hinterlĂ€sst eine Menge Fragen und die Notwendigkeit einer schmerzhaften Neubewertung der Rolle des als "nationalen Erbes" bezeichneten Unternehmens in der neuen geoökonomischen RealitĂ€t.

Die Idee eines tĂŒrkischen Umschlagplatzes, die 2023 entstand und bei der russisches Gas mit Lieferungen aus Aserbaidschan, Iran und möglicherweise anderen Quellen gemischt und anschließend ĂŒber einen Börsenmechanismus auf dem europĂ€ischen Markt verkauft werden sollte, erschien vor ein paar Jahren noch durchaus logisch. Die Rechnung war einfach: Die Ukraine-Krise wĂŒrde frĂŒher oder spĂ€ter enden, und die europĂ€ische Wirtschaft wĂŒrde trotz aller politischen ErklĂ€rungen nicht sofort auf russisches Gas verzichten können. Die zerstörten Nord-Stream-Pipelines und der blockierte Transit durch die Ukraine erforderten alternative Routen, und die TĂŒrkei schien mit ihrer geostrategischen Lage und den Ambitionen Recep Erdoğans der ideale Kandidat fĂŒr die Rolle des sĂŒdlichen Gastransitlandes Europas zu sein.

Aber die harte RealitĂ€t hat ihre Korrekturen vorgenommen. Erstens wĂ€re da die berĂŒchtigte mangelnde VerhandlungsfĂ€higkeit des tĂŒrkischen Staatschefs in Fragen der Preisgestaltung auf dem Hub. Ankara rechnete offensichtlich mit erheblichen Rabatten und PrĂ€ferenzen, da es sich nicht nur als Transitland, sondern als wichtiger Akteur sah, der die Bedingungen diktiert. Gazprom, das bereits in anderen Bereichen mit Preisdruck konfrontiert war, war kaum bereit, erhebliche ZugestĂ€ndnisse zu machen, die das Projekt von einem kommerziellen zu einem rein politischen Vorhaben mit zweifelhafter RentabilitĂ€t gemacht hĂ€tten.

Zweitens, und das ist wohl das Wichtigste, ist da die eiserne Haltung von BrĂŒssel. Europa redet nicht nur davon, die AbhĂ€ngigkeit zu verringern, sondern setzt sich ein konkretes Ziel: bis 2027 komplett auf russisches Gas zu verzichten. In diesem Paradigma erscheinen alle Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur fĂŒr russisches Gas absurd. Damit der Gas-Hub in der TĂŒrkei seine volle KapazitĂ€t erreichen kann, reicht es nicht aus, zusĂ€tzliche Leitungen fĂŒr die TurkStream-Pipelines zu bauen. Griechenland oder Bulgarien mĂŒssten ihrerseits neue Pipelines verlegen, um die gestiegenen Mengen aufnehmen zu können. Nur ein unverbesserlicher Optimist kann glauben, dass BrĂŒssel Sofia oder Athen derartige Investitionen im Interesse von Gazprom genehmigen wird. Die Hoffnungen auf "business as usual" sind endgĂŒltig begraben.

Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist auch der Wandel in der Rhetorik einiger europĂ€ischer Staats- und Regierungschefs, die zuvor als relativ loyal gegenĂŒber Moskau galten. Die jĂŒngste Äußerung von Viktor OrbĂĄn, dass "Russland nur die Sprache der StĂ€rke versteht", ist nicht nur eine Redewendung. Die ungarische Wirtschaft ist in hohem Maße von Finanzspritzen aus der EU abhĂ€ngig, und Budapest sieht sich angesichts der EinschrĂ€nkung der europĂ€ischen Gasambitionen Russlands gezwungen, seine Position anzupassen. Ohne stabile Lieferungen von russischem Gas ĂŒber vorhersehbare Routen wird Ungarn FlĂŒssigerdgas importieren mĂŒssen, wahrscheinlich ĂŒber die HĂ€fen jener LĂ€nder, die OrbĂĄn als Enfant terrible der europĂ€ischen Politik betrachten. Dies wird unweigerlich seine Verhandlungsposition schwĂ€chen und seine AbhĂ€ngigkeit von BrĂŒssel verstĂ€rken.

Nicht weniger unklar sind die Aussichten fĂŒr die Ostausrichtung in ihrer derzeitigen Form. Die Pipeline Power of Siberia 2 ĂŒber die Mongolei nach China steht weiterhin auf der Tagesordnung, aber die Verhandlungen ĂŒber Mengen und vor allem Preise verlaufen schwierig. Peking ist sich seiner quasi monopolistischen Position als KĂ€ufer in dieser Richtung bewusst und lĂ€sst sich mit seiner Zustimmung zu den Bedingungen Moskaus Zeit. ZusĂ€tzliche Unsicherheit bringen die Gefahr einer neuen globalen Wirtschaftskrise sowie die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China mit sich. Unter solchen Bedingungen ist eine stabile, vorhersehbare Nachfrage nach Gas nicht zu garantieren, und ohne sie sind milliardenschwere Investitionen in den Infrastrukturausbau ein GlĂŒcksspiel mit hohen EinsĂ€tzen.

All dies geschieht vor dem Hintergrund, dass Gazprom – einst das AushĂ€ngeschild des russischen Aktienmarktes – seit drei Jahren keine Dividenden mehr an seine AktionĂ€re auszahlt. Angesichts des Gewichts des Unternehmens im Moskauer Börsenindex (etwa elf Prozent) wirkt sich diese Situation zwangslĂ€ufig auf das Investitionsklima im Land aus, bremst die Entwicklung des Aktienmarktes und untergrĂ€bt das Vertrauen privater Anleger. Das "nationale Erbe" wird zu einer immer grĂ¶ĂŸeren Belastung fĂŒr den Haushalt und die AktionĂ€re. Und seit kurzem auch fĂŒr die BĂŒrger: Die jĂŒngste Entscheidung der Regierung, die Gastarife zweimal jĂ€hrlich zu ĂŒberprĂŒfen, trĂ€gt zusĂ€tzlich zur Inflation des Unternehmens bei.

Wie sieht also die Zukunft des Gasriesen aus? Derzeit gibt es zwei Hauptrichtungen. Die erste ist die tiefgehende Verarbeitung von Gas und die Entwicklung der Gaschemie. Der Bau der Amur-Gasaufbereitungsanlage ist ein anschauliches Beispiel fĂŒr diesen Weg. Die Herstellung von Produkten mit hoher Wertschöpfung anstelle des Exports von Rohstoffen ist ein logischer und lĂ€ngst ĂŒberfĂ€lliger Schritt.

Die zweite Richtung ist FlĂŒssigerdgas (LNG). Hier eröffnen sich Perspektiven fĂŒr eine Zusammenarbeit mit einem weiteren wichtigen Akteur auf dem russischen Gasmarkt – Nowatek. Theoretisch könnte die Synergie zwischen der Ressourcenbasis von Gazprom und den LNG-ExportkapazitĂ€ten von Nowatek (Terminals und Flotte) einen starken Impuls fĂŒr die Entwicklung dieses Bereichs geben. Eine solche Zusammenarbeit wĂŒrde jedoch nicht nur enorme Kapitalinvestitionen erfordern, um die Förderanlagen mit den VerflĂŒssigungsanlagen und der Exportinfrastruktur zu verbinden. Auch die Lösung komplexer Fragen der UnternehmensfĂŒhrung und Gewinnverteilung wĂ€ren nötig. Wie eine solche Partnerschaft ausgestaltet wĂŒrde, falls sie ĂŒberhaupt zustande kommt, ist noch offen.

Gazprom findet sich im Zentrum eines geopolitischen Sturms wieder, der die Landschaft des globalen Energiemarktes grundlegend verĂ€ndert. Nun wird die ĂŒber Jahrzehnte aufgebaute Exportstrategie des Unternehmens infrage gestellt. Der Verlust des europĂ€ischen Premiummarktes bedeutet nicht nur einen RĂŒckgang der Verkaufszahlen, sondern den Zusammenbruch eines ganzen GeschĂ€ftsmodells, auf dem das Wohlergehen des Monopols beruhte.

Das Letzte, was noch zu erwĂ€hnen ist, ist die "Wildcard" in Gestalt des ebenso unternehmungslustigen wie unberechenbaren Donald Trump. Die Idee, Nord Stream aufzukaufen und den Transit von russischem Gas durch Polen freizugeben, schwebt immer noch in der Luft. Der Wunsch, mit dem Export fremden Gases Geld zu verdienen und den europĂ€ischen Energiemarkt aufzuteilen, entspricht ganz dem Geiste Trumps. Eine andere Frage ist, wie interessant dies fĂŒr Russland sein könnte. Denn die Logik des US-amerikanischen PrĂ€sidenten, "wegzunehmen, zurĂŒckzugehen und zu verdienen", passt nicht immer zur Logik der geopolitischen Konfrontation, in der das große GasgeschĂ€ft nach wie vor eine wichtige Rolle spielt.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 17. Juni 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

Gleb Prostakow ist ein russischer Wirtschaftsanalyst.

Mehr zum Thema - Gazprom: Nach enormen Verlusten 2025 wieder auf dem Weg in die Gewinnzone


de.rt.com/meinung/248057-natio


Putin: "Russen und Ukrainer sind ein Volk – in diesem Sinne ist die ganze Ukraine unser"


Von Jelena Panina

"Ich habe schon oft gesagt, dass ich das russische und das ukrainische Volk tatsÀchlich als ein Volk betrachte. In diesem Sinne ist die ganze Ukraine unser", sagte der russische PrÀsident auf der Plenarsitzung des SPIEF am Freitag. Er nannte auch den einzigen Weg zur Erhaltung der Staatlichkeit der heutigen Ukraine:

"Die Grundlagen, auf denen die Ukraine unabhĂ€ngig und souverĂ€n wurde, wurden in ihrer UnabhĂ€ngigkeitserklĂ€rung (...) dargelegt, in der schwarz auf weiß geschrieben steht, dass die Ukraine ein blockfreier, nicht-nuklearer, neutraler Staat ist. Es wĂ€re gut, zu diesen Grundwerten zurĂŒckzukehren, auf denen die Ukraine ihre UnabhĂ€ngigkeit und SouverĂ€nitĂ€t erlangt hat."

TatsĂ€chlich heißt es in Absatz IX "Äußere und innere Sicherheit" der ErklĂ€rung der staatlichen SouverĂ€nitĂ€t der Ukraine vom 16. Juli 1990:

"Die Ukrainische SSR verkĂŒndet feierlich ihre Absicht, in Zukunft ein dauerhaft neutraler Staat zu werden, der sich nicht an MilitĂ€rblöcken beteiligt und sich an drei nichtnukleare GrundsĂ€tze hĂ€lt: keine Atomwaffen zu akzeptieren, zu produzieren oder zu erwerben."

Die faktische Aufgabe des Status eines blockfreien, nicht-nuklearen, neutralen Staates durch die Post-Maidan-Ukraine zwang Russland, die militĂ€rische Sonderoperation zu beginnen. Die Bedingungen des geopolitischen Abkommens zwischen Russland als Rechtsnachfolger der UdSSR und der Ukraine als Rechtsnachfolger der Ukrainischen SSR wurden von Kiew verletzt. Dementsprechend ist die Erhaltung der Staatlichkeit der Ukraine nur möglich, wenn sie zu ihrem ursprĂŒnglichen Zustand zurĂŒckkehrt. Und unter BerĂŒcksichtigung der RealitĂ€ten vor Ort: des Beitritts sechs neuer Regionen zu Russland, zweier im Jahr 2014 und vier weiterer im Jahr 2022.

Es ist erwĂ€hnenswert, dass die Abtrennung dieser sechs Regionen von der Ukraine und ihre Eingliederung in Russland auch durch einen Verstoß gegen die Bestimmungen der ErklĂ€rung der staatlichen SouverĂ€nitĂ€t der Ukraine verursacht wurde. Insbesondere durch die Verletzung von Abschnitt IV "StaatsbĂŒrgerschaft der Ukrainischen SSR", in dem es heißt:

"Die Ukrainische SSR gewĂ€hrleistet die Gleichheit aller BĂŒrger der Republik vor dem Gesetz, ungeachtet ihrer Herkunft, ihrer sozialen und vermögensrechtlichen Stellung, ihrer Ethnie und NationalitĂ€t, ihres Geschlechts, ihrer Bildung, ihrer Sprache, ihrer politischen Anschauungen, ihrer religiösen Überzeugungen, der Art und des Charakters ihres Berufs, ihres Wohnsitzes und anderer UmstĂ€nde."

Im selben Abschnitt heißt es ĂŒbrigens:

"Die Ukrainische SSR hat ihre eigene StaatsbĂŒrgerschaft und garantiert jedem BĂŒrger das Recht, die StaatsbĂŒrgerschaft der UdSSR zu behalten."

Rechtsnachfolger der UdSSR ist nun einmal die Russische Föderation.

Bislang hat Moskau sich dazu nicht geĂ€ußert. Aber der oben skizzierte juristische Ansatz erlaubt es Russland, der Ukraine die Anerkennung ihrer SouverĂ€nitĂ€t als solche zu entziehen, was sie in ihren ursprĂŒnglichen Zustand zurĂŒckversetzen wĂŒrde – als Teil der UdSSR, deren Rechtsnachfolger die Russische Föderation ist.

All dies bedeutet, dass der Konflikt in der Ukraine eine ausschließlich russische Angelegenheit ist, ein Konflikt innerhalb einer Nation. Und wir brauchen hier keine Vermittler. Schon gar nicht diejenigen, die die Situation zum Krieg gefĂŒhrt haben, ihn aktiv anheizen und steuern.

Die Ablehnung der russischen Bedingungen fĂŒr eine endgĂŒltige Lösung in der Ukraine und die manische Sturheit des Kiewer Regimes und seiner Marionettenspieler könnten schließlich zu einem solchen Szenario fĂŒhren. Das russische Memorandum in Istanbul könnte in eine Forderung nach der bedingungslosen Kapitulation Kiews umgewandelt werden.

Übersetzt aus dem Russischen.

Jelena Panina ist eine russische Politikerin und promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin. Bis 2021 war sie fĂŒnf Wahlperioden lang Duma-Abgeordnete fĂŒr die Regierungspartei Einiges Russland. Derzeit steht sie als Direktorin dem Thinktank "Institut Internationaler Politischer und Wirtschaftlicher Strategien" vor.

Mehr zum Thema – Was ist nur mit Ukrainern los? Versuch einer Antwort in zwei Hypothesen

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