Verteidigung der Ukraine und Taiwans ein und dasselbe? China empört ĂŒber Macrons Vergleich


China hat dringend davon abgeraten, die Angelegenheiten der Ukraine und Taiwans miteinander zu vergleichen, dies sei "inakzeptabel". Das erklÀrte die chinesische Botschaft in Singapur in einer Mitteilung auf sozialen Medien als Reaktion auf die Worte des französischen PrÀsidenten Emmanuel Macron:

"Die beiden Themen sind unterschiedlicher Natur und ĂŒberhaupt nicht vergleichbar. Die Situation mit Taiwan ist eine interne Angelegenheit Chinas."


Die in den sozialen Medien gepostete ErklĂ€rung wird von einem Foto der Rede Macrons auf der asiatischen Sicherheitskonferenz Shangri-La-Dialog in Singapur am 30. Mai begleitet. Die chinesische Botschaft fĂŒgte hinzu:

"Wenn jemand versucht, doppelte Standards mithilfe von doppelten Standards zu verurteilen, sind das einzige Ergebnis, das wir bekommen können, immer noch die gleichen doppelten Standards."


In diesem Zusammenhang wies die Nachrichtenagentur Reuters darauf hin, dass der französische PrĂ€sident in seiner Rede die Frage stellte, was mit Taiwan passieren könnte, wenn "Russland die Kontrolle ĂŒber einen beliebigen Teil der Ukraine ohne jegliche EinschrĂ€nkungen ĂŒbernehmen dĂŒrfte".

Bei dem Auftritt auf dem Forum rief Macron Europa und Asien außerdem dazu auf, eine neue Allianz zu schmieden, um "revisionistischen" GroßmĂ€chten entgegenzutreten, die angeblich versuchten, in der Region "ZwangssphĂ€ren" zu schaffen. Vor seiner Teilnahme am Shangri-La-Dialog Macron Vietnam einen dreitĂ€gigen Besuch abgestattet; er wird zudem nach Indonesien reisen.

Peking betrachtet Taiwan als integralen Bestandteil der Volksrepublik und die Einhaltung des Ein-China-Prinzips als Voraussetzung fĂŒr andere Staaten, wenn sie diplomatische Beziehungen zum Land aufnehmen oder aufrechterhalten wollen. Der Grundsatz "Ein China" und die Nichtanerkennung der UnabhĂ€ngigkeit Taiwans werden offiziell auch von den Vereinigten Staaten befolgt, obwohl sie mit Taipeh in verschiedenen Bereichen enge Kontakte unterhalten und die Insel mit Waffen beliefern.

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de.rt.com/international/246505


Importierte Verbrechen: Merkel hat Migrantenkrise in der EU ausgelöst und will, dass sie weitergeht


Von Robert Bridge

Die ehemalige Bundeskanzlerin ist wieder in den Schlagzeilen, weil sie ihre MitbĂŒrger dazu auffordert, mehr Asylbewerber ins Land zu lassen, obwohl Deutschland von einer ausufernden KriminalitĂ€t und dĂŒsteren wirtschaftlichen Faktoren geplagt wird.

Wenn es stimmt, dass die Definition von Wahnsinn darin besteht, dass man immer wieder das Gleiche tut, aber andere Ergebnisse erwartet, dann können wir mit einiger Sicherheit sagen, dass Angela Merkel schwer an der mentalen Front leidet. Die ehemalige Bundeskanzlerin (2005 bis 2021) ist in die GeschichtsbĂŒcher als die Person eingegangen, die die Hauptverantwortung fĂŒr den grĂ¶ĂŸten Umbruch der deutschen Gesellschaft in der Neuzeit trĂ€gt, und sie zeigt keine Anzeichen dafĂŒr, dass sie diesbezĂŒglich nachlĂ€sst.

Ohne die deutschen WĂ€hler jemals nach ihren WĂŒnschen zu fragen, öffnete Merkel im Jahr 2015 die Grenzen ihres Landes fĂŒr mehr als eine Million Einwanderer und stellte denjenigen, die die beschwerliche Reise auf sich genommen hatten, GeldprĂ€mien und andere ansehnliche Vorteile in Aussicht. Merkel war der Meinung, dass Deutschland ĂŒber die wirtschaftliche StĂ€rke verfĂŒge, den Zustrom von Migranten zu bewĂ€ltigen, und bekrĂ€ftigte, dass es keine gesetzliche Obergrenze fĂŒr die Zahl der Migranten gebe, die das Land aufnehmen könne. Leider hat sie sich schwer getĂ€uscht. Und ihre Ansichten zu diesem Thema haben sich – trotz schwerwiegender kultureller, gesellschaftlicher und politischer Auswirkungen – nicht geĂ€ndert.

Bei der PrĂ€sentation ihrer Memoiren "Freiheit" in der vorigen Woche sprach die 70-JĂ€hrige ĂŒber Migration und warnte, dass [angesichts der Kontrollen an Deutschlands Grenzen] "unser Europa kaputt gemacht wird".

"Ich glaube nicht, dass wir die illegale Migration an der deutsch-österreichischen oder deutsch-polnischen Grenze abschließend bekĂ€mpfen können, sondern ich habe mich immer fĂŒr europĂ€ische Lösungen eingesetzt",

sagte Merkel auf die Frage nach den jĂŒngsten Maßnahmen von Bundeskanzler Friedrich Merz, der im Bundestag einen schweren Stand hat, wenn es darum geht, eine weniger einwanderungsfreundliche Politik durchzusetzen.

Merkel, die eingefleischte Globalistin, die einst das Scheitern des Multikulturalismus beklagte, versteht nicht, dass das deutsche Volk verzweifelt auf einen echten politischen Kurswechsel hofft. Die Wirklichkeit zeigt, dass Deutschland kein sicherer Ort mehr ist, an dem man einfache, alltĂ€gliche Dinge tun kann, wie etwa einen Spaziergang auf der Straße machen oder eine Familie grĂŒnden, ohne ein ungesundes Maß an Angst und Besorgnis zu verspĂŒren.

Das liegt daran, dass ein gĂ€nzlich neues PhĂ€nomen, nĂ€mlich Messerangriffe, die Straßen jeder deutschen Stadt heimsucht, da sich die Migrationskrise zu einer KriminalitĂ€tskrise ausgeweitet hat. Statistiken zeigen, dass diese abscheulichen kriminellen Handlungen, die ĂŒberwiegend von Personen auslĂ€ndischer Herkunft begangen werden, immer schlimmer werden. Laut einigen deutschen Medien werden inzwischen im Durchschnitt 79 Messerangriffe pro Tag verzeichnet. Im vergangenen Jahr gab es 29.014 Strafdelikte, in denen ein Messer verwendet wurde, davon waren 15.741 Messerangriffe. Die Zahl der Körperverletzungen mit einem Messer stieg im Jahr 2024 um 10,8 Prozent gegenĂŒber dem Jahr 2023.

Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Gewalt, die Deutschland in letzter Zeit heimgesucht hat. Im Januar wurden ein zweijÀhriger Junge und ein 41-jÀhriger Mann bei einer Messerattacke in einem Park in Aschaffenburg getötet, weitere Personen wurden verletzt. Einen Monat spÀter wurde ein spanischer Tourist am Holocaust-Mahnmal in Berlin niedergestochen.

In diesem Monat stach ein 35-jĂ€hriger syrischer Asylbewerber bei einem unprovozierten Messerangriff vor einer beliebten Studentenkneipe in Bielefeld Jugendliche nieder. Nicht alle Gewalttaten von Migranten waren das Ergebnis eines Messerangriffs. Im vergangenen Dezember wurden sechs Menschen getötet und Hunderte verletzt, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast war. Solche wahllosen Angriffe mĂŒssen die deutsche Psyche schwer belasten.

In der Zwischenzeit offenbaren andere Statistiken den Geisteszustand des durchschnittlichen deutschen WĂ€hlers und die realen Folgen von Merkels rĂŒcksichtsloser Politik. Die Welt berichtet unter Berufung auf eine neue Umfrage von YouGov, dass 31 Prozent der Befragten angaben, sie wĂŒrden "auf jeden Fall" ins Ausland ziehen, wenn sie die freie Wahl hĂ€tten. Weitere 27 Prozent sagten, sie wĂŒrden "wahrscheinlich" weggehen. Innerhalb dieser Gruppe nannten 61 Prozent der Befragten die Migrationssituation im Land als einen wichtigen Faktor, der ihre Entscheidung beeinflusst, wĂ€hrend 41 Prozent die anhaltende wirtschaftliche Rezession in Deutschland anfĂŒhrten.

Apropos Wirtschaft: Merkels stĂ€ndiges Werben fĂŒr offene Grenzen kommt zu einer Zeit, in der Deutschland die lĂ€ngste Phase wirtschaftlicher Stagnation in der Nachkriegsgeschichte durchlĂ€uft. Die angeschlagene Wirtschaft des Landes schrumpfte 2024 das zweite Jahr in Folge, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Prozent zurĂŒck, im Jahr davor sogar um 0,3 Prozent.

Die Deutsche Bundesbank hat ihre Prognose fĂŒr die Wirtschaft gesenkt und erwartet fĂŒr 2025 nur noch ein sehr bescheidenes Wachstum von 0,2 Prozent. Mit anderen Worten: Es ist vielleicht einfach zu viel verlangt, dass die deutsche Bevölkerung in einer Zeit, in der so viele Menschen die wirtschaftliche Unsicherheit spĂŒren, weiterhin Asylsuchende unterstĂŒtzen wollen.

FĂŒr viele Deutsche besteht die einzige Hoffnung in einer grundlegenden VerĂ€nderung der politischen Landschaft. So haben viele BĂŒrger die rechtskonservative Alternative fĂŒr Deutschland (AfD) gewĂ€hlt, die grĂ¶ĂŸte Oppositionspartei, die bei den Parlamentswahlen im Februar mit knapp ĂŒber 20 Prozent der Stimmen den zweiten Platz belegte. Das war das beste bundesweite Ergebnis fĂŒr eine rechte Partei in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg, und das, obwohl sie vom deutschen Inlandsgeheimdienst als "gesichert rechtsextremistische" Organisation eingestuft wurde.

Der US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete die Entscheidung des Verfassungsschutzes als "verkleidete Tyrannei". In einem Posting in den sozialen Medien schrieb Rubio: "Wirklich extremistisch ist nicht die populĂ€re AfD – die in den jĂŒngsten Wahlen an zweite Stelle kam – sondern eher die tödliche Politik der offenen Grenzen des Establishments."

Angela Merkel tĂ€te gut daran, auf die Meinung des deutschen DurchschnittswĂ€hlers zu hören, dessen Geduld langsam zu Ende zu gehen scheint, und in dieser gefĂ€hrlichen Situation einen Stopp des Zustroms von Asylbewerbern zu unterstĂŒtzen.

Robert Bridge ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er ist Autor von "Midnight in the American Empire" ("Mitternacht im amerikanischen Imperium: Wie Unternehmen und ihre politischen Diener den amerikanischen Traum zerstören"). Man kann ihm auf X unter @Robert_Bridge folgen. Übersetzt aus dem Englischen.

Mehr zum Thema – Bundesinnenministerium nennt Anstieg der MigrantenkriminalitĂ€t "durchaus erwartbar"


de.rt.com/meinung/246430-impor


Kellogg gibt zu: Ukraine-Konflikt ist NATO-Stellvertreterkrieg gegen Russland


Keith Kellogg, der Sondergesandte des US-PrĂ€sidenten Donald Trump fĂŒr die Ukraine, hat einer EinschĂ€tzung des russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin zugestimmt, wonach sich die NATO in einem Stellvertreterkrieg mit Russland befindet. Dies erklĂ€rte er gegenĂŒber Fox News:

"Putin sagte: 'Wenn ihr [die Ukraine] weiterhin mit Waffen beliefert, werden wir euch als Aggressoren betrachten.' Seiner Meinung nach hat sich die Situation zu einem Stellvertreterkrieg mit der NATO entwickelt. Um ehrlich zu sein, ist das in gewisser Weise tatsÀchlich der Fall. Sehen Sie sich die Hilfe an, die die europÀischen LÀnder geleistet haben. Es ist klar, dass Putin das sieht."


Unter Bezugnahme auf die ersten direkten GesprĂ€che zwischen Russland und der Ukraine seit drei Jahren in Istanbul und die erzielten Vereinbarungen wies Kellogg darauf hin, dass Trump dies in etwa 120 Tagen seiner PrĂ€sidentschaft erreicht habe. FĂŒr Joe Biden hĂ€tten dafĂŒr hingegen mehr als tausend Tage als PrĂ€sident des Weißen Hauses nicht ausgereicht.

Die russischen Behörden haben den russisch-ukrainischen Konflikt wiederholt als Stellvertreterkrieg des Westens gegen Russland bezeichnet. So charakterisierte beispielsweise Außenminister Sergei Lawrow die Situation im MĂ€rz 2022.

Drei Jahre spĂ€ter, am 6. MĂ€rz 2025, beschrieb der US-Außenminister Marco Rubio die Situation auf dieselbe Weise:

"PrÀsident Trump sieht dies als einen langwierigen, festgefahrenen Konflikt, und offen gesagt ist es ein Stellvertreterkrieg zwischen AtommÀchten: den USA, die der Ukraine helfen, und Russland."


Putin hat jedoch Zweifel an der Gefahr eines umfassenden NATO-Konflikts mit Russland geĂ€ußert. Im vergangenen FrĂŒhjahr brachte der russische PrĂ€sident zum Ausdruck, dass in der heutigen Welt zwar alles möglich, aber "kaum jemand" an einem "dritten Weltkrieg" interessiert sei.

Mehr zum Thema – Hinter verschlossenen TĂŒren: Was Russlands MilitĂ€rjahrbuch verrĂ€t


de.rt.com/international/246532


Agenda-Politik: GroKo nominiert auf Steuerzahlerkosten erneut "Queer-Beauftragte"


Im Januar 2022 hat die Ampel das GrĂŒnen-Mitglied Sven Lehmann mit dem gut dotierten Posten eines erstmals in einer Bundesregierung platzierten "Queer-Beauftragten" versorgt, das im damals grĂŒn besetzten Bundesministerium fĂŒr Familie, Senioren, Frauen und Jugend angesiedelt war. Nach dem Ende der Restregierung hielt es die Große Koalition nun anscheinend fĂŒr notwendig, dieses Amt erneut zu besetzen. Dazu heißt es vor wenigen Tagen im VorwĂ€rts, der Parteizeitung der SPD:

"Die sĂ€chsische SPD-Landtagsabgeordnete Sophie Koch ist neue Beauftragte der Bundesregierung fĂŒr Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Dabei war lange gar nicht klar, ob es das Amt kĂŒnftig noch gibt."

Laut der Webseite Queer.de ist Koch "eine queere SPD-Politikerin". Weiter heißt es zur Personalie:

"Die 31-jĂ€hrige Landtagsabgeordnete aus Sachsen soll nach Angaben der Bundesregierung diese Aufgabe fĂŒr die Dauer der Wahlperiode bis 2029 ĂŒbernehmen. Angesiedelt ist die Stelle beim Bundesministerium fĂŒr Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das von der CDU-Politikerin Karin Prien geleitet wird."

Der MDR berichtet zu der Personalie aus dem Regierungsviertel:

"Die Queer-Beauftragte macht sich fĂŒr die Rechte von queeren Menschen stark. Das hat Sophie Koch auch vorher schon in Sachsen gemacht."

Sophie Koch - die neue Queerbeauftragte der Bundesregierung - möchte auf Instagram von uns wissen, was wir von ihr erwarten. pic.twitter.com/O2pWpuOPCj
— Rona (@ronalyze) May 29, 2025

Ein VorwĂ€rts-Artikel aus dem Jahr 2019 mit der Überschrift: "Eine Antifaschistin will in den Landtag" erklĂ€rte zum beabsichtigten Umgang der frisch designierten Queer-Beauftragten mit AfD-Kollegen im sĂ€chsischen Landtag:

"'Ich sag’ diesen Leuten nicht 'Hallo', ich geb’ denen nicht die Hand, ich geh’ denen aus dem Weg, weil es einfach scheiß Nazis sind'. 
 Es geht um den Umgang mit der AfD und eine schwarz-blaue Koalition, die nach der Landtagswahl [2019] in Sachsen droht. Das zu verhindern, hat sich die bekennende Antifaschistin Sophie Koch zur Aufgabe gemacht. Sie ist 26 Jahre alt und Jugendkandidatin der sĂ€chsischen SPD zur Landtagswahl."

In dem Artikel aus dem Jahr 2019 findet sich allerdings kein Verweis auf eine "queere" Lebenseinstellung oder berufliche Einbindung von Koch. GegenĂŒber dem MDR behauptete sie nun jedoch:

"Ich gehöre auch zu den queeren Menschen. Und ich weiß, dass queere Menschen es nicht immer leicht haben. Sie werden oft schlechter behandelt als andere Menschen. Aber das muss besser werden. DafĂŒr mache ich mich stark."

Anfang dieses Jahres rief sie mit der SPD Dresden zu einer Demonstration gegen die CDU, den heutigen GroKo-Partner, und Parteichef Friedrich Merz auf. In dem Aufruf hieß es:

"Die Union ist nicht mehr bereit, unsere Demokratie vor ihren Feinden zu schĂŒtzen, und hat heute die politische Mitte verlassen."

Ein skeptischer X-Nutzer kommentierte die Neubesetzung des Postens wie folgt:

"Sophie Koch (SPD) wird neue Queer-Beauftragte. Ich stieß das erste Mal auf sie, als sie die SĂ€chsische Zeitung dafĂŒr kritisierte, dass diese auch die Perspektive von Eltern aufgreift, deren Töchter dem Trans-Wahn verfallen sind. Kritiker ihrer Tweets beleidigte sie als 'Terfs' [AbkĂŒrzung fĂŒr Trans-ausschließende radikale Feministin]."

Sophie Koch (SPD) wird neue Queer-Beauftragte. Ich stieß das erste Mal auf sie, als sie die SĂ€chsische Zeitung dafĂŒr kritisierte, dass diese auch die Perspektive von Eltern aufgreift, deren Töchter dem Trans-Wahn verfallen sind. Kritiker ihrer Tweets beleidigte sie als „Terfs”. t.co/lixWoFIACL pic.twitter.com/iuRGlbulhq
— R. Eder-Kirsch 🐡 (@EderKirsch) May 28, 2025

Laut einer Recherche des X-Nutzers scheint Koch vor oder nach ihrer offiziellen Nominierung "ihren Account gelöscht zu haben, doch die zitierten Tweets sind noch im Archiv auffindbar". Die Webseite Queer.de berichtet ĂŒber die SPD-Politikerin weiter:

"Die neue Queerbeauftragte stehe jedoch 'vor großen Herausforderungen', erklĂ€rte LSVD*-Bundesvorstandsmitglied Erik Jödicke: 'Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD enthĂ€lt massive queerpolitische LĂŒcken. Umso wichtiger ist es, dass die Beauftragte eine menschenrechtsbasierte Queerpolitik einfordert und ressortĂŒbergreifend gestaltet'."

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Maik BrĂŒckner kritisiert:

"Ich bedauere, dass die Bundesregierung erneut eine intransparente Besetzung von oben und zwischen den Parteien organisiert hat, statt den Posten im Rahmen eines offenen Verfahrens mit einer parteilosen Person aus der Mitte der queeren Communities heraus zu besetzen."

Nyke Slawik, die "queerpolitische Sprecherin der Fraktion BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen", kritisierte in einer Pressemitteilung, dass Koch ihr Landtagsmandat in Sachsen "offenbar behalten will", und gibt ihr den Rat:

"Der Einsatz fĂŒr die Rechte queerer Menschen darf keine halbe Sache sein und zum Ehrenamt neben einem anspruchsvollen Landtagsmandat geraten."

Slawik zeigt sich jedoch in ihrer Pressemitteilung zufrieden, dass "der Druck gewirkt hat". Weiter heißt es:

"Nach unseren wiederholten Nachfragen zur Neubesetzung dieser wichtigen Position begrĂŒĂŸe ich die Entscheidung der Bundesregierung eine neue Queerbeauftragte zu ernennen."

Ob Koch fĂŒr ihre beiden Ämter, also ihren Sitz im Landtag und die kommende Aufgabe als "Queer-Beauftragte", auch zweimal vom Steuerzahler entlohnt wird, war allerdings kein Thema in der Pressemitteilung der GrĂŒnen-Bundestagsabgeordneten. Koch ist auf der Webseite der Organisation "Brand New Bundestag (BNB)" gelistet, einer angeblich "parteiunabhĂ€ngigen politischen Initiative". Ein weiteres gefördertes Bundestagsmitglied von BNB ist Nyke Slawik, die "queerpolitische Sprecherin der Fraktion BĂŒndnis 90/Die GrĂŒnen".

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de.rt.com/inland/246534-agenda


Gouverneur der Region Irkutsk: MilitÀrobjekt mit Drohnen angegriffen


Der Gouverneur des Gebiets Irkutsk, Igor Kobsew, hat bestÀtigt, dass es am Sonntag eine Drohnenattacke auf ein MilitÀrobjekt in der Region gegeben hat. Er rief zugleich dazu auf, keiner Desinformation Glauben zu schenken und nur offiziellen Verlautbarungen zu vertrauen. Es handele sich um die erste Attacke dieser Art in Sibirien.

Wörtlich schrieb er:

"Im Moment gibt es in den sozialen Netzwerken viele widersprĂŒchliche Informationen ĂŒber die Explosionen im Kreis Usolski. Bitte tragen Sie nicht zur Welle von Fehlinformationen bei und glauben Sie nur verifizierten Informationen."

Im Moment, so der Gouverneur weiter, ist bekannt, dass es sich um einen Drohnenangriff auf eine MilitÀreinheit im Dorf Sredni handelt. Der Abwurf erfolgte auf ein altes GebÀude in Nowomaltinsk. Die genaue Anzahl der Drohnen wurde noch nicht ermittelt. Einsatz- und Sicherheitsdienste wurden an den Ort des Geschehens gerufen: FSB-Beamte, EMERCOM, Rosgvardiya-KÀmpfer. Sie hielten ein operatives Hauptquartier. Sam ging auch in den Bezirk Usolski.

Die Quelle, aus der die Drohnen freigesetzt wurden, sei bereits neutralisiert.

Hauptsache sei, so Kobsew, nicht in Panik zu verfallen. Es bestehe keine Gefahr fĂŒr das Leben und die Gesundheit der Zivilbevölkerung.

Mehr Informationen in KĂŒrze ...


de.rt.com/russland/246531-gouv


"Systematisches Aushungern von 2 Millionen Menschen" − Greta Thunberg mit dem Boot auf Gaza-Mission


Die Aktivistin Greta Thunberg startete am Sonntag von der sizilianischen Provinz Catania als Bordmitglied der "Freiheitsflottille" (Freedom Flotilla Coalition FFC) in Richtung Gazastreifen, um erneut als Teilnehmerin gegen den israelischen Krieg in der Enklave zu protestieren. Die Reise wird von der FFC organisiert, die seit mehr als einem Jahrzehnt Schiffe in die KĂŒstenenklave schickt, um gegen die israelische Blockade zu protestieren. An Bord ist auch die französisch-palĂ€stinensische EU-Abgeordnete Rima Hassan.

Bei der ersten solidarischen Teilnahme Thunbergs Anfang Mai wurde das Schiff vor der Ankunft von einer Drohne angegriffen. Heute ist das Schiff "Madleen" gestartet, um zu versuchen, die palĂ€stinensische Bevölkerung im Gazastreifen mit lebenswichtigen GĂŒtern zu versorgen und gleichzeitig medial wirksam erneut gegen das brutale Vorgehen Israels zu protestieren. In einem aktuellen Video von Bord spricht die 22-JĂ€hrige von "einem live gestreamten Völkermord" seitens Israels und dem "systematischen Aushungern von zwei Millionen Menschen".

Die Weltgesundheitsorganisation hatte jĂŒngst davor gewarnt, dass der Gazastreifen weiterhin aufgrund des fortdauernden Bombardements und der inhumanen Blockadepolitik von einer akuten Hungersnot bedroht ist. Drei Viertel der Bevölkerung leiden unter "dringender" oder "katastrophaler" Nahrungsknappheit. In dem Video auf X erklĂ€rte Thunberg nun wörtlich die GrĂŒnde ihres Engagements:

"Wir sehen zu, wie zwei Millionen Menschen systematisch ausgehungert werden. Ein live gestreamter Völkermord und das Schweigen der Welt ist tödlich. Deshalb mĂŒssen wir weiterhin alles in unserer Macht Stehende tun, auch wenn die Chancen gegen uns stehen."

“We are watching a systematic starvation of 2 million people. A live-streamed genocide and the world's silence is deadly. That is why we have to keep trying everything we can, even if the odds are against us.”Zeteo contributor @GretaThunberg shares moments from the Madleen. pic.twitter.com/uaSCzf8Alt
— Zeteo (@zeteo_news) May 31, 2025

Das Schiff ist eine Flottille mit humanitĂ€ren HilfsgĂŒtern wie Lebensmitteln und medizinischen HilfsgĂŒtern. Die Springer-Redaktion in Berlin bezeichnet die gewagte Aktion als "auf einem Schiff zum Gazastreifen schippern", um via Bild-Zeitung zu kommentieren:

"Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, die durch ihre Klima-Proteste weltweit bekannt wurde, hat sich nun offenbar endgĂŒltig dem Anti-Israel-Protest verschrieben."

Meet some of the panelists, volunteers and supporters joining the launch of ‘Madleen’ in Catania, Sicily about to sail to break Israel's illegal siege of Gaza. ⛔#AllEyesOnDeck #BreakTheSiege t.co/ZoCnr45S3I @RimaHas pic.twitter.com/IqAhOSHBv9
— Freedom Flotilla Coalition (@GazaFFlotilla) May 29, 2025

Aufgrund ihrer internationalen propalĂ€stinensischen AktivitĂ€ten forderte im Vorjahr der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU, Alexander Throm, eine Einreisesperre fĂŒr die laut JĂŒdischer Allgemeine "Israelhasserin" in Deutschland. Auf der Webseite Zeteo, einem neuen Medienprojekt des britisch-amerikanischen Journalisten Mehdi Hasan, informiert die Redaktion zu dem erneuten Versuch einer Hilfslieferung nach Gaza und dem X-Video von Thunberg:

"Ein Ă€hnlicher Versuch, im Mai in den besetzten Gazastreifen zu segeln, wurde abgebrochen, nachdem eine Flottille mit dem Namen 'Conscience' in internationalen GewĂ€ssern zwei Drohnenangriffe erlebt hatte. 'Haltet die Augen offen, ĂŒberschwemmt weiterhin die Straßen, organisiert, boykottiert und tut alles, was in eurer Macht steht, um fĂŒr PalĂ€stina einzutreten', beendet Thunberg ihre Botschaft (
)."

Neben Thunberg und der EU-Abgeordneten Hassan sind auch die palÀstinensisch-amerikanische AnwÀltin Huwaida Arraf und der Game of Thrones- Schauspieler Liam Cunningham an Bord.

Mehr zum Thema – Das Grauen von Gaza und die deutsche StaatsrĂ€son


de.rt.com/der-nahe-osten/24651


Umfrage: Die Linke bei den Deutschen nun beliebter als die GrĂŒnen


Der "Reichinnek"-Effekt fĂŒr die Partei Die Linke scheint sich fortzusetzen, dies ausgehend von dem jĂŒngsten Ergebnis einer aktuellen Befragung des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag der Bild am Sonntag (BamS). Die Linke ist demnach zufolge an den GrĂŒnen in der WĂ€hlergunst vorbeigezogen, damit das erste Mal seit sieben Jahren vor den GrĂŒnen liegend. Die Erstplatzierten lauten weiterhin CDU und AfD.

Die jĂŒngsten Querelen um das Social-Media-Gebaren der Vorsitzenden der GrĂŒnen Jugend (RT DE berichtete) und der demgegenĂŒber auffĂ€llig wohlwollenden, weiterhin mehr als positiven medialen Berichterstattung ĂŒber die Linken-Fraktionsvorsitzende Heidi Reichinnek könnten GrĂŒnde fĂŒr das aktuelle Ergebnis des sogenannten "Sonntagstrends" der BamS darstellen. Zu dem Ergebnis heißt es (Bezahlschranke):

"Die Linke steigt auf 11 Prozent (plus ein Punkt zur Vorwoche). Die GrĂŒnen dagegen verlieren einen Punkt auf nur noch 10 Prozent. Damit sind die Linken bei INSA nach der AfD (unverĂ€ndert 24 Prozent) die zweitstĂ€rkste Oppositionspartei. Insgesamt 35 Prozent entfallen inzwischen auf Rechts- und Linksaußen (dazu noch 4 Prozent fĂŒr das BSW von Sahra Wagenknecht)."

Linken-Bundesvorsitzende Ines Schwerdtner kommentierte dabei solidarisch auf X zur Causa "ACAB", den Diskussionen um die Vorsitzende der GrĂŒnen Jugend, Jette Nietzard:

"Wir sollten ĂŒber Kriegsverbrechen in Gaza sprechen, ĂŒber Angriffe auf den Sozialstaat, auf Renten und auf die Arbeitszeit. Aber bei Gott wir sollten nicht ĂŒber einen Pulli sprechen."

Wir sollten ĂŒber Kriegsverbrechen in Gaza sprechen, ĂŒber Angriffe auf den Sozialstaat, auf Renten und auf die Arbeitszeit. Aber bei Gott wir sollten nicht ĂŒber einen Pulli sprechen.
— Ines Schwerdtner (@inesschwerdtner) May 27, 2025

Bei der Bundestagswahl erreichten die Linken 8,8 Prozent. Mit ĂŒberschaubaren 17 Prozent erreicht die GroKo-Partei SPD "den höchsten Wert seit vier Monaten" und ĂŒbertrifft damit leicht ihr Bundestagswahlergebnis (16,4 Prozent).

Sonntagsfrage zur Bundestagswahl ‱ INSA/BamS: CDU/CSU 26 % | AfD 24 % | SPD 17 % | DIE LINKE 11 % | GRÜNE 10 % | BSW 4 % | FDP 4 % | Sonstige 4 %➀ Übersicht: t.co/Gzilw3J3L9➀ Verlauf: t.co/vnhJf7ub9S pic.twitter.com/uIiIw6VKMD
— Wahlrecht.de (@Wahlrecht_de) May 31, 2025

Die Ergebnisse der FDP und des BSW belegen mit je vier Prozent das weiterhin geringe Interesse bei den Befragten. Ein RND-Artikel erklÀrt zu den Ergebnissen:

"Wahlumfragen sind generell mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten."

Mehr zum Thema – Baden-WĂŒrttemberg: Cem Özdemir wird Spitzenkandidat der GrĂŒnen fĂŒr die Landtagswahl 2026


de.rt.com/inland/246514-umfrag


Hinter verschlossenen TĂŒren: Was Russlands MilitĂ€rjahrbuch verrĂ€t


Von Dmitri Plotnikow

In den unzugĂ€nglichen Kreisen des russischen Verteidigungsestablishments erhĂ€lt jedes Jahr eine ausgewĂ€hlte Gruppe von GenerĂ€len, Geheimdienstmitarbeitern und FĂŒhrungskrĂ€ften der Verteidigungsindustrie eine Publikation, die nicht fĂŒr Außenstehende bestimmt ist. Das "Russische MilitĂ€rjahrbuch 2025" ist kein Hochglanzmagazin oder öffentliches Weißbuch zur Verteidigungspolitik, sondern ein strategischer interner Bericht fĂŒr diejenigen, die die MilitĂ€rplĂ€ne Russlands entwickeln und umsetzen. Er wird unter dem obersten Kommando, den Geheimdiensten und den FĂŒhrungskrĂ€ften der Verteidigungsindustrie zirkuliert und bietet eine seltene Gelegenheit, einen Einblick in die Denkweise und die PrioritĂ€ten eines Landes zu werfen, das sich im Kriegszustand befindet.

RT bietet einen detaillierten Überblick ĂŒber die neueste Ausgabe dieses Jahrbuchs – eines Dokuments, das eigentlich zum Zweck der Informierung russischer EntscheidungstrĂ€ger gedacht ist, aber nun auch Gegenstand analytischer Betrachtungen eines internationalen Publikums wird. UnabhĂ€ngig davon, ob Sie als Analyst im Verteidigungsbereich tĂ€tig sind, als Politikstratege arbeiten oder die Entwicklung der russischen MilitĂ€rdoktrin aufmerksam verfolgen, bietet Ihnen dieser Überblick die seltene Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der militĂ€rischen Logik des russischen Staates zu werfen.

Das Konzept des neuen Verteidigungsministers zur Modernisierung der StreitkrÀfte

Das "Russische MilitĂ€rjahrbuch 2025" beginnt mit den Kernaussagen aus der Grundsatzrede von Verteidigungsminister Andrei Beloussow, die er am 14. Dezember 2024 auf der erweiterten Sitzung des Kollegiums des Verteidigungsministeriums hielt. Beloussow war zu diesem Zeitpunkt bereits seit sechs Monaten im Amt. Seine Ernennung erfolgte ĂŒberraschend im Mai 2024, nachdem der langjĂ€hrige Verteidigungsminister Sergei Schoigu nach zwölfjĂ€hriger Amtszeit zurĂŒckgetreten war.

Als Zivilist mit Erfahrung in der Wirtschaftsplanung und als Regierungsberater verfĂŒgt er zwar ĂŒber keine militĂ€rische Ausbildung, aber ĂŒber ein klares Mandat zur DurchfĂŒhrung der Modernisierung. In seiner Rede beschrieb Beloussow die Anfangsphase seiner Amtszeit als Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen der Kriegszeit und skizzierte einen Managementansatz, der auf Effizienzsteigerung, Innovation und Reform der Personalpolitik ausgerichtet ist.

Wie von einigen Analysten prognostiziert, erwies sich Beloussow als technokratischer Reformer, der sich auf die EinfĂŒhrung moderner Managementsysteme und Technologien aus dem privaten Sektor in den StreitkrĂ€ften konzentrierte. Im Mittelpunkt seiner Botschaft stand die dringende Notwendigkeit, die bestehenden militĂ€rischen Prozesse zu optimieren und eine Innovationskultur zu schaffen, insbesondere in Zusammenarbeit mit der zivilen Wissenschaftsgemeinschaft.

"In diesem Zusammenhang mĂŒssen die russischen StreitkrĂ€fte agiler und offener fĂŒr Innovationen werden, einschließlich Innovationen aus dem zivilen Bereich."


— Andrei Beloussow, Verteidigungsminister Russlands

Beloussows Ambitionen gehen jedoch ĂŒber Technologie und ArbeitsablĂ€ufe hinaus. Er strebt auch eine Reform des Systems zur Anwerbung, Ausbildung und Bindung talentierter KrĂ€fte fĂŒr die Armee an. Auf seiner Agenda stehen neue Bildungsinitiativen, die die Erfahrungen aus den KĂ€mpfen in der Ukraine berĂŒcksichtigen sollen, sowie Maßnahmen zur Verbesserung des sozialen Ansehens des MilitĂ€rdienstes durch bessere Sozialleistungen und berufliche Aufstiegsmöglichkeiten fĂŒr MilitĂ€rangehörige.


RT
Die Strategie der USA gegenĂŒber Russland

Einen zweiten wichtigen Beitrag zum Jahrbuch leistete Dr. Alexei Podberjoskin, Historiker und Direktor des Zentrums fĂŒr militĂ€rpolitische Studien am Moskauer Staatlichen Institut fĂŒr Internationale Beziehungen (MGIMO). In seinem Artikel analysiert er die langjĂ€hrigen strategischen AnsĂ€tze der USA gegenĂŒber Russland und kommt zu dem Schluss, dass Washington einer direkten militĂ€rischen Konfrontation stets die interne Destabilisierung vorgezogen habe.

Podberjoskin vertritt die Ansicht, dass diese Taktik – die erstmals wĂ€hrend des Kalten Krieges erprobt wurde – von aufeinanderfolgenden Generationen amerikanischer Politiker ĂŒbernommen wurde. Aus ihrer Sicht habe sich die Unterminierung Russlands von innen heraus als zuverlĂ€ssiger, weniger riskant und weitaus kostengĂŒnstiger erwiesen als der Versuch, das Land in einem konventionellen militĂ€rischen Konflikt frontal zu bekĂ€mpfen.

"Das aktuelle internationale Umfeld ist geprÀgt von einer starken Eskalation der Spannungen zwischen fast allen Beteiligten. Praktisch jede Nation hat im Konflikt zwischen dem 'Kollektiven Westen' und den neu entstehenden Machtzentren Stellung bezogen."


— Alexei Podberjoskin, MGIMO

Er verknĂŒpft diese strategische Tendenz mit den letzten Jahrzehnten der Sowjetunion, als Informationskrieg, wirtschaftlicher Druck und Finanzinstrumente immer hĂ€ufiger als Mittel der Konfrontation eingesetzt wurden. Podberjoskin ist der Ansicht, dass diese Methoden nicht nur den inneren Zusammenbruch der UdSSR beschleunigten, sondern auch eine umfassendere Erosion globaler Institutionen auslösten. Was der Westen einst als neutrale Rahmenbedingungen fĂŒr die Zusammenarbeit prĂ€sentierte, verwandelte sich seiner Meinung nach schrittweise in Mechanismen zur Förderung der US-Dominanz, wĂ€hrend die Normen und Strukturen, die die Macht der USA einschrĂ€nkten, systematisch zerstört wurden.

Zukunftsgewandt erkennt Podberjoskin eine wachsende ideologische Kluft innerhalb der USA selbst – zwischen BefĂŒrwortern der Globalisierung und Verfechtern der nationalen SouverĂ€nitĂ€t. Als zentrale Figur des letzteren Lagers identifiziert er US-PrĂ€sident Donald Trump. Doch selbst eine stĂ€rker nach innen gerichtete, interessenorientierte US-Außenpolitik wĂŒrde seiner Meinung nach wahrscheinlich dasselbe ĂŒbergeordnete Ziel verfolgen: die SchwĂ€chung von Rivalen wie Russland und China durch die VerschĂ€rfung ihrer innenpolitischen Spaltungen.

Erweiterung des Sicherheitsinstrumentariums der OVKS

Imangali Tasmagambetow, GeneralsekretĂ€r der Organisation des Vertrags ĂŒber kollektive Sicherheit (OVKS), fasst in seinem Artikel die AktivitĂ€ten der Organisation im Jahr 2024 vor dem Hintergrund der wachsenden InstabilitĂ€t im Sicherheitsumfeld in Eurasien zusammen. Er betont die Notwendigkeit institutioneller AnpassungsfĂ€higkeit und einer engeren Koordinierung mit regionalen Partnern, insbesondere mit der Gemeinschaft UnabhĂ€ngiger Staaten (GUS) und der Shanghaier Organisation fĂŒr Zusammenarbeit (SOZ), die in der Resolution der Internationalen Konferenz zur Sicherheit in Eurasien, die 2024 in Minsk stattfand, als PrioritĂ€t festgelegt wurde.

"Die Organisation verbessert weiterhin ihre wirksamen Reaktionsinstrumente und setzt sich erfolgreich fĂŒr die BewĂ€ltigung von Problemen und Bedrohungen der kollektiven Sicherheit ein."


— Imangali Tasmagambetow, OVKS

Die OVKS fĂŒhrte 2024 sieben gemeinsame MilitĂ€rĂŒbungen durch, darunter auch Übungen mit Truppen aus der Zentralafrikanischen Republik, und beschleunigte gleichzeitig die Modernisierung ihrer kollektiven SchnellreaktionskrĂ€fte.

Neben der MilitĂ€rbereitschaft erweiterte die OVKS ihre Rolle bei der BekĂ€mpfung transnationaler Bedrohungen. Die Mitgliedsstaaten einigten sich darauf, ihre Maßnahmen zur BekĂ€mpfung von Terrorismus, Extremismus, Drogenhandel, illegaler Migration und CyberkriminalitĂ€t zu koordinieren. Zu den wichtigsten Initiativen gehören:

  • Operation "Mercenary", die auf die Ressourcenzentren terroristischer Netzwerke abzielt (bislang wurden sechs Operationen durchgefĂŒhrt);
  • Operation "Channel", eine von den Vereinten Nationen anerkannte Maßnahme zur BekĂ€mpfung des illegalen Drogenhandels, die eine Ausweitung der interinstitutionellen und internationalen Zusammenarbeit vorsieht;
  • Operation "Illegal", die sich mit illegaler Migration befasst;
  • Operation "PROXY", die sich auf CyberkriminalitĂ€t konzentriert.

Diese Operationen zeigen deutlich, dass sich das Sicherheitsmandat der OVKS in Richtung einer umfassenderen Sicherheitspolitik verschiebt, die sowohl den Einsatz von "Hard Power" als auch die BewÀltigung innerer Bedrohungen umfasst.


Mitglieder der Sondereinsatzgruppe marschieren wĂ€hrend der Abschlusszeremonie der OVKS-MilitĂ€rĂŒbung "Kobalt-2024" unter der Leitung der russischen Nationalgarde auf dem Schießplatz "Gorny" im Gebiet Nowosibirsk, Russland.Sputnik / Sputnik
Von einer neutralen Position zum Besitz eines Atomwaffenarsenals: Weißrussland ĂŒberarbeitet seine Sicherheitsdoktrin

In seinem Artikel beschreibt Alexander Spakowski, Mitglied des weißrussischen ReprĂ€sentantenhauses, radikale VerĂ€nderungen in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik Weißrusslands. Im Mittelpunkt dieser VerĂ€nderung steht die Reaktion der Regierung auf den von westlichen MĂ€chten unterstĂŒtzten Versuch, PrĂ€sident Alexander Lukaschenko wĂ€hrend der Massenproteste im Jahr 2020 zu stĂŒrzen.

"Die systematische Ausweitung der NATO-Offensivinfrastruktur nach Osten, die Zerstörung der postsowjetischen Einheitsstruktur durch farbige Revolutionen, die Verankerung antirussischer Narrative im öffentlichen Bewusstsein und die Auslösung bewaffneter Konflikte – das ist die RealitĂ€t, mit der wir seit 32 Jahren konfrontiert sind."


— Alexander Spakowski, Nationalversammlung von Weißrussland

Spakowski sieht Polen als Hauptgrund zur Sorge. Er weist darauf hin, dass Warschau bei den MilitĂ€rausgaben an die NATO-Spitze aufgerĂŒckt ist, seine StreitkrĂ€fte rasch ausbaut und moderne Waffensysteme aus den USA und SĂŒdkorea erwirbt. Berichten zufolge wurde das polnische Verteidigungsbudget seit 2015 vervierfacht, und es ist geplant, die Armee auf 300.000 Soldaten aufzustocken – zusĂ€tzlich zu den 10.000 US-Soldaten, die bereits auf polnischem Territorium stationiert sind.

"Spekulationen ĂŒber eine angebliche Bedrohung Polens durch Weißrussland sind absurd. Im Gegenteil, es ist Warschau, das sich in den letzten Jahrzehnten unverhohlen in die Politik Weißrusslands eingemischt hat."


— Alexander Spakowski

Aus der Sicht von Minsk signalisiert dies ein wachsendes Risiko einer militĂ€rischen Intervention – was eine Neubewertung der nationalen VerteidigungsprioritĂ€ten erforderlich macht. Weißrussland modernisiert seine StreitkrĂ€fte unter BerĂŒcksichtigung der Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg. Angesichts der asymmetrischen KrĂ€fteverhĂ€ltnisse zwischen Weißrussland und der NATO betrachtet Spakowski die Stationierung russischer Atomwaffen auf weißrussischem Territorium jedoch als eine Form der prĂ€ventiven Abschreckung.

Er argumentiert, dass der kombinierte Druck der westlichen Sanktionen und der zunehmenden NATO-MilitĂ€rprĂ€senz einen "erzwungenen Übergangsprozess" in der Selbstwahrnehmung Weißrusslands ausgelöst habe: von einem nominell neutralen Akteur zu einem Frontstaat, der in die strategische Architektur Moskaus integriert sei. WĂ€hrend Weißrussland offiziell weiterhin eine friedliche Außenpolitik verfolgt, positioniert es sich nun als bereit, den Bedrohungen, die es an seinen Grenzen sieht, entgegenzutreten.

Die NATO nach dem Ukraine-Konflikt: Expansion, Hybridisierung und RĂŒckkehr zu Positionen aus dem Kalten Krieg

In seiner Analyse der strategischen Ausrichtung der NATO untersucht Anatoli Letjago, Professor und Mitglied der Russischen Akademie der MilitĂ€rwissenschaften, die mögliche Entwicklung des BĂŒndnisses im Kontext potenzieller Friedensverhandlungen zum Ukraine-Konflikt. Anstelle einer Entmilitarisierung prognostiziert Letjago den Eintritt der NATO in eine neue AktivitĂ€tsphase, die durch Expansion, Umstrukturierung und intensive militĂ€risch-technische Entwicklung gekennzeichnet sein wird.

Laut Letjago dĂŒrften die PrioritĂ€ten der NATO in den kommenden Jahren nicht nur die formelle Erweiterung umfassen, sondern auch das, was er als Hybridisierung bezeichnet – die StĂ€rkung informeller Beziehungen zu LĂ€ndern in SĂŒdostasien. Seiner Meinung nach entspricht dieser Ansatz der strategischen Ausrichtung der derzeitigen US-Regierung, die eine Ausweitung des funktionalen Einflussbereichs der NATO auf den indopazifischen Raum anstrebe.

Eine entscheidende Triebkraft fĂŒr die interne Entwicklung der NATO ist die Integration der Erfahrungen aus dem Ukraine-Krieg. Diese Erfahrungen beschleunigen den Übergang zu multidisziplinĂ€ren MilitĂ€roperationen, also der Synchronisierung von Ressourcen an Land, auf See, in der Luft und im Cyberspace. Letjago hebt insbesondere die Schaffung einer sogenannten "militĂ€rischen Schengen-Zone" hervor, die einen schnellen grenzĂŒberschreitenden Truppentransport in ganz Europa, insbesondere an der NATO-Ostflanke, ermöglichen sollte. Als eine der wichtigsten Initiativen wird auch die StĂ€rkung der gemeinsamen Luft- und Raketenabwehr genannt.

In dem Artikel wird auch die Vermutung geĂ€ußert, dass die kĂŒnftige NATO-Expansion nicht immer im Einklang mit den formellen Protokollen ĂŒber den Beitritt zu diesem BĂŒndnis erfolgen wĂŒrde. Stattdessen könnte das BĂŒndnis individuelle Sicherheitsabkommen mit Nichtmitgliedsstaaten anstreben, Ă€hnlich den jĂŒngsten Partnerschaften mit Australien, Österreich, Irland, Neuseeland und der Schweiz, um sein strategisches Netzwerk ohne formelle Erweiterung effektiv auszubauen.

Letjago betont, dass die Neuausrichtung der NATO nicht nur rhetorischer Natur sei. Die Manöver "Steadfast Defender 2024", an denen 90.000 Soldaten aus 31 LĂ€ndern teilnahmen, waren die grĂ¶ĂŸten NATO-MilitĂ€rĂŒbungen seit dem Ende des Kalten Krieges. Nach Ansicht des Autors lĂ€sst eine solche Machtdemonstration keinen Zweifel daran, dass sich die NATO auf eine hochintensive Konfrontation mit Russland vorbereitet und entschlossen zu einer Politik des Kalten Krieges zurĂŒckschlĂ€gt.

Die Arktis-Front: Steigende Spannungen in einem strategisch wichtigen Eis-Gebiet

Das erste Kapitel des "Russischen MilitĂ€rjahrbuchs 2025", das einen Überblick ĂŒber die globale militĂ€rpolitische Lage gibt, schließt mit einem Artikel von Dr. Alexei Fenenko, Professor fĂŒr Weltpolitik an der Moskauer Staatlichen UniversitĂ€t. Er konzentriert sich auf die Arktis – eine Region, die er als wachsenden Spannungsherd im strategischen Wettbewerb zwischen den USA und Russland beschreibt.

Fenenko merkt an, dass Washingtons Interesse an der Arktis Ende des 19. Jahrhunderts begann, als die Regierung von US-PrĂ€sident William McKinley die "Große Arktis-Strategie" entwickelte. Seitdem, so argumentiert er, betrachten die USA die Region konsequent als wichtiges militĂ€risches Operationsgebiet fĂŒr mögliche EinsĂ€tze gegen Russland.

Der Artikel beschreibt aktuelle Konfliktpunkte, darunter die Weigerung der USA, Russlands Anspruch auf die ausschließliche Kontrolle ĂŒber die Nordostpassage anzuerkennen, sowie ungelöste Territorialstreitigkeiten in der NĂ€he der Beringstraße. Fenenko warnt davor, dass diese Konflikte eskalieren könnten, da die USA möglicherweise Provokationen unterstĂŒtzen wĂŒrden, um die russische SouverĂ€nitĂ€t entlang wichtiger arktischer Seewege infrage zu stellen.

"Washington hat die Möglichkeit einer Neufestlegung der Grenzen in diesem Gebiet nie aus den Augen verloren. Es ist von entscheidender Bedeutung, jegliche nachteiligen Maßnahmen der Vereinigten Staaten gegenĂŒber Russland wachsam zu beobachten und gegebenenfalls entschlossen und angemessen zu reagieren."


— Alexei Fenenko, Moskauer Staatliche UniversitĂ€t

Fenenko kommt zu dem Schluss, dass die Arktis, die einst als fernes Grenzgebiet galt, nun fest in der RivalitĂ€t der GroßmĂ€chte verankert ist. FĂŒr Moskau handelt es sich bei dieser Region nicht nur um natĂŒrliche Ressourcen und Transitrouten, sondern auch um eine Verteidigungslinie – und jede VerĂ€nderung des Status quo könnte strategische Konsequenzen haben.

Die russische Verteidigungsindustrie: Skalierung, Anpassung und Integration

Das Kapitel des Jahrbuchs, das der russischen Verteidigungsindustrie gewidmet ist, beginnt mit einer Analyse von Nikita Kirillow, einem Experten des Zentrums fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels. Kirillow wĂŒrdigt die schnelle Transformation des Sektors angesichts des doppelten Drucks durch den Ukraine-Krieg und die anhaltenden westlichen Sanktionen. Trotz dieser EinschrĂ€nkungen habe die Verteidigungsindustrie seiner Meinung nach eine bemerkenswerte WiderstandsfĂ€higkeit und AnpassungsfĂ€higkeit bewiesen.

Die Produktionsmengen sind in allen SchlĂŒsselkategorien gestiegen: Die Produktion von Panzern stieg um das 5,6-Fache, die von SchĂŒtzenpanzern um das 3,6-Fache, die von Artilleriegeschossen um das 17,5-Fache und die von unbemannten Luftfahrzeugen (UAV) sogar um das 16,8-Fache.


Grafik zur Waffenproduktion im Jahr 2024RT
Kirillow weist darauf hin, dass ein solches Wachstum fĂŒr den militĂ€risch-industriellen Komplex Russlands in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten unvorstellbar gewesen wĂ€re.

Neben dem Anstieg der Produktionsmengen stellte die Branche auch ihre FĂ€higkeit zur schnellen Modernisierung unter Beweis. Es wird berichtet, dass neue Waffensysteme innerhalb von vier bis sieben Monaten die Genehmigung fĂŒr die Serienproduktion erhalten – ein Zeitrahmen, der durch das direkte Feedback vom Schlachtfeld diktiert wird. Neben der Modernisierung veralteter Systeme wie Panzer, gepanzerte Mannschaftstransporter und Artillerie werden neue Systeme wie UAVs und Marine-Drohnen in Dienst gestellt.

Ebenso wichtig ist, dass die RĂŒstungsunternehmen auch auf die zivile Produktion umstellen. In den Fabriken werden zunehmend Technologien mit doppeltem Verwendungszweck hergestellt, darunter Maschinen fĂŒr den industriellen Einsatz und 3D-Drucker. Damit soll der RĂŒstungssektor tiefer in das allgemeine Wirtschaftssystem Russlands eingebunden werden.

"Nicht westliche Sanktionen, sondern innenpolitische Entscheidungen bestimmen die Produktionsdynamik der russischen RĂŒstungsindustrie. Diese bewĂ€ltigt heute nicht nur die gestiegene Belastung mit zuversichtlicher Gelassenheit, sondern unterstĂŒtzt auch andere Wirtschaftssektoren. Und sie wird auch in Zukunft die ihr vom Staat ĂŒbertragenen Aufgaben erfĂŒllen."


— Nikita Kirillow, Zentrum fĂŒr Analyse des Weltwaffenhandels

In einem Folgeartikel wendet sich Kirillow der russischen Schiffbauindustrie zu – einem weiteren Pfeiler der Modernisierung des Verteidigungssektors. Er weist darauf hin, dass allein im letzten Jahr die russische Flotte um 100 neue Schiffe erweitert wurde, darunter Spezialplattformen wie das Eisbrecher-Patrouillenschiff "Iwan Papanin". Auch der zivile Schiffbau expandiert, wobei der Schwerpunkt auf Passagierschiffen, Eisbrechern, LNG-Speicherschiffen und Hilfsschiffen fĂŒr den Einsatz in der Arktis liegt.

Eine der zentralen Herausforderungen bleibt die Importsubstitution, insbesondere der Ersatz von Komponenten, die zuvor aus ukrainischen Werften aus der Sowjetzeit geliefert wurden. FĂŒr die Modernisierung der Werften wurden staatliche Subventionen in betrĂ€chtlicher Höhe bereitgestellt, und einige Ergebnisse sind bereits sichtbar. Kirillow weist darauf hin, dass beim neuen Eisbrecher des Projekts 21900M2 die Importsubstitution bereits 100 Prozent erreichte.

Beloussows Mission: Die Verteidigungsindustrie zum Motor des Wirtschaftswachstums machen

Andrei Karawajew, Experte am Kaspischen Institut fĂŒr Strategische Studien, beschreibt die Herausforderungen, die vor dem neuen Verteidigungsminister Andrei Beloussow liegen, und legt dabei besonderen Wert auf die Integration militĂ€rischer Innovationen in die allgemeine Wirtschaftsstrategie Russlands.

Karawajew betont, dass der Verteidigungssektor Russlands mit fast 500.000 Ingenieuren und FachkrĂ€ften zum wichtigsten Motor der industriellen Entwicklung geworden sei. Trotz westlicher Sanktionen erfĂŒlle er weiterhin den innerstaatlichen Verteidigungsbedarf und halte die Waffenexporte aufrecht.

"Der Verteidigungssektor wird zu einem Wachstumsmotor der russischen Industrie."


— Andrei Karawajew, Kaspisches Institut fĂŒr Strategische Studien

Beloussows frĂŒhere Erfahrungen im Innovationsmanagement in der Zivilwirtschaft ermöglichen es ihm, im Verteidigungsministerium ein technologisches Kommandozentrum aufzubauen, dessen Ziel es ist, die Entwicklung von Waffen der neuen Generation zu beschleunigen und die auf dem Schlachtfeld gewonnenen Erfahrungen zu integrieren.

Die Verteidigungsausgaben erreichen derzeit 6,7 Prozent des russischen BIP, und MilitĂ€rauftrĂ€ge erstrecken sich ĂŒber die gesamte Wirtschaft – von staatlichen Unternehmen bis hin zu kleinen Betrieben. Karawajew glaubt, dass diese Impulse Russland bis 2030 auf den vierten Platz der weltweit grĂ¶ĂŸten Volkswirtschaften (gemessen am BIP-KaufkraftparitĂ€tsindex) bringen könnten, angetrieben durch ProduktivitĂ€tssteigerungen und den Innovationsaustausch zwischen dem militĂ€rischen und dem zivilen Sektor.

Ein weiteres Ziel besteht darin, die Zusammenarbeit mit verbĂŒndeten LĂ€ndern durch die Einrichtung von Produktionszentren im Ausland auszubauen – zunĂ€chst im Bereich ziviler GĂŒter und spĂ€ter auch im Bereich der Dual-Use-Technologien –, als Teil der umfassenderen BemĂŒhungen Russlands um eine "alternative Globalisierung".


Der russische Verteidigungsminister Andrei Beloussow nimmt an einer Sitzung des Verteidigungsministerrats der Organisation des Vertrags ĂŒber kollektive Sicherheit (OVKS) in Bischkek, Kirgistan, teil.Sputnik / Sputnik
Technologische SouverÀnitÀt durch militÀrische Innovation

Berichte des Zentrums fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels heben die wachsende Rolle des russischen Verteidigungssektors fĂŒr die Sicherung der technologischen SouverĂ€nitĂ€t des Landes hervor. Durch die Erhaltung und Modernisierung wichtiger Technologien aus der Sowjetzeit sowie die Reinvestition von Einnahmen aus Waffenexporten in Forschung und Entwicklung wurde die Verteidigungsindustrie zu einer wichtigen Triebkraft fĂŒr Innovationen.

Derzeit realisiert Russland zehn große Industrieprojekte mit einem Investitionsvolumen von ĂŒber 100 Milliarden Rubel, die auf Importsubstitution und technologische UnabhĂ€ngigkeit abzielen. Diese Maßnahmen umfassen sowohl den Verteidigungs- als auch den Zivilsektor und zielen darauf ab, unterbrochene Lieferketten wiederherzustellen und die Exporte von Nichtrohstoffen langfristig um bis zu 1,5-mal zu steigern.

"Heute sichern Verteidigungsunternehmen nicht nur die SouverĂ€nitĂ€t des Landes im Bereich der RĂŒstungsproduktion, sondern entwickeln auch aktiv wichtige und bereichsĂŒbergreifende Technologien."


— Zentrum fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels

Die russischen RĂŒstungsbetriebe waren die ersten, die von westlichen Sanktionen betroffen waren, und begannen daher als erste mit der Lokalisierung ihrer Produktion. Ihr Erfolg diente als Vorbild fĂŒr zivile Industriezweige, darunter den Maschinenbau, den Schiffbau und insbesondere die Luftfahrt. Russland lokalisierte die Produktion von Hubschraubern und tut dasselbe nun in raschem Tempo im Bereich der zivilen Luftfahrt. Bis 2030 soll der Anteil einheimischer Modelle, die mit lokal hergestellten Triebwerken und Avionik ausgestattet sind, 50 Prozent aller russischen Flugzeuge und 90 Prozent aller Hubschrauber betragen.

StÀrkung der VerteidigungsfÀhigkeiten und Förderung des technologischen Potenzials

Das dritte Kapitel bietet einen detaillierten Überblick ĂŒber mehrere russische Waffensysteme der nĂ€chsten Generation, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Innovationen im Bereich der Luftabwehr – sowohl an Land als auch auf See – und einer vergleichenden Analyse internationaler Plattformen liegt.

Raketenabwehrsystem "Tor-M2": Ausweitung der LuftabwehrfÀhigkeiten auf See

Das Luftabwehrraketensystem "Tor-M2", das ursprĂŒnglich fĂŒr den kombinierten Einsatz an Land und auf See entwickelt wurde, wird derzeit in einer speziellen Marinekonfiguration eingefĂŒhrt. Die Entwicklung begann 2015 in den Werken in Ischewsk mit dem Ziel, niedrig fliegenden Bedrohungen wie Raketen, die ĂŒber die MeeresoberflĂ€che fliegen, und unbemannten Seeflugzeugen entgegenzuwirken. Das System wird auf Schiffen der Schwarzmeerflotte eingesetzt und stellt eine bedeutende Verbesserung der Luftabwehr im Nahbereich dar.

"Panzir-ME": Schließung der LĂŒcke im Schiffsluftabwehrsystem

Ebenfalls vorgestellt wird das "Panzir-ME"-System – eine maritime Adaption der modernsten Kurzstrecken-Luftabwehrplattform Russlands. Durch die Integration von Raketen und Schnellfeuerartillerie in einem einzigen System behebt "Panzir-ME" die SchwĂ€chen von Systemen, die nur mit Raketen ausgerĂŒstet sind und die "toten Zonen" nicht abdecken können. Dieses Hybridsystem wurde unter realen Kampfbedingungen auf russischen Schiffen getestet, die an aktuellen MilitĂ€roperationen beteiligt sind.


Panzir-ME-Raketensystem auf der Ausstellung "Russische Armee: Zukunft" im Rahmen des 4. internationalen militÀrtechnischen Forums "Armee 2018" in Kubinka.Sputnik / Sputnik
"Viking" gegen den Westen: Vergleichende Analyse von Raketenabwehrsystemen mittlerer Reichweite

Abschließend enthĂ€lt das Kapitel eine vergleichende Studie des Analytischen Zentrums fĂŒr Luft- und Raumfahrtverteidigung, in der das russische "Buk-M3"-System (Exportbezeichnung: "Viking") mit mehreren NATO-Systemen verglichen wird: dem deutschen IRIS-T SLM, dem gemeinsam von Norwegen und den USA entwickelten NASAMS-System und dem französischen SAMP/T.


Raketenabwehrsystem "Buk-M3" der russischen Luftabwehr des SĂŒdlichen MilitĂ€rbezirks an einer Position im von Russland kontrollierten Gebiet Saporoschje wĂ€hrend der russischen MilitĂ€roperation in der Ukraine.Sputnik / Sputnik
Die Autoren weisen auf einen grundlegenden Unterschied in der Methodik hin: Die russischen Spezifikationen basieren auf garantierten Betriebsleistungen, wĂ€hrend westliche Angaben hĂ€ufig maximale Testergebnisse angeben, die die tatsĂ€chlichen LeistungsfĂ€higkeiten ĂŒberschreiten können. DarĂŒber hinaus bestehen westliche Raketenabwehrsysteme hĂ€ufig aus heterogenen, miteinander kombinierbaren Komponenten. Im Gegensatz dazu wird das "Viking"-System als integriertes und intern synchronisiertes System prĂ€sentiert, das speziell fĂŒr hochintensive KampfeinsĂ€tze mit einem vollstĂ€ndigen Aufgabenspektrum entwickelt wurde.

Im Rahmen des Berichts wird argumentiert, dass westliche Systeme besser fĂŒr Operationen begrenzten Umfangs geeignet sind, wĂ€hrend "Viking" speziell fĂŒr moderne Kampfhandlungen unter Einsatz verschiedener Waffengattungen und zur Erzielung entscheidender Ergebnisse auf dem Schlachtfeld entwickelt wurde.

MilitÀrtechnische Zusammenarbeit: Exportstrategie und strategische Partnerschaften

Das letzte Kapitel des "Russischen MilitĂ€rjahrbuchs 2025" beginnt mit einer Analyse von Nikita Kirillow vom Zentrum fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels, die sich auf die Rolle von "Rosoboronexport" – Russlands staatlichem Vermittler fĂŒr den Export von MilitĂ€r-, Spezial- und Dual-Use-Produkten – konzentriert. Laut Kirillow liefert das Unternehmen nicht nur AusrĂŒstung, sondern auch integrierte Verteidigungslösungen, die auslĂ€ndischen Partnern bei der Entwicklung ihrer nationalen Verteidigungsinfrastrukturen helfen.

Über den RĂŒstungshandel hinaus engagiert sich "Rosoboronexport" aktiv im Technologietransfer und in gemeinsamen Produktionsprojekten. So verfĂŒgt Indien beispielsweise ĂŒber eine Lizenz zur Herstellung von Su-30MKI-Kampfflugzeugen auf seinem Territorium, und beide LĂ€nder produzieren gemeinsam Artilleriegeschosse und AK-203-Gewehre. Diese Maßnahmen sind neben gemeinsamen Initiativen im Bereich Forschung und Entwicklung wichtige Instrumente zur StĂ€rkung des geopolitischen Einflusses Russlands in verschiedenen Regionen.


Ein Besucher besichtigt den Stand der Korporation fĂŒr taktische Raketentruppen auf dem 10. Internationalen MilitĂ€rtechnischen Forum "Armee-2024" im Kongress- und Ausstellungszentrum "Patriot" im Gebiet Moskau, Russland.Sputnik / Sputnik
Kirillow teilt auch seine EindrĂŒcke vom Forum "Armee-2024", das traditionell als Demonstrationsplattform fĂŒr die russische Verteidigungsindustrie dient. Diese zehnte JubilĂ€umsausstellung, die inmitten der laufenden speziellen MilitĂ€roperation in der Ukraine stattfand, war in ihrem Umfang eingeschrĂ€nkt – nur Branchenexperten hatten Zutritt –, zog jedoch Vertreter aus ĂŒber 80 LĂ€ndern an. Der russische Verteidigungsminister Andrei Beloussow traf sich zu bilateralen GesprĂ€chen mit seinen Amtskollegen aus acht LĂ€ndern, wobei Weißrussland, China, Indien, Iran und andere LĂ€nder nationale Expositionen prĂ€sentierten.

Es wurden mehr als 20.000 MilitĂ€r- und Dual-Use-Produkte ausgestellt, darunter mehr als 250 Exponate, die Kirillow als "Volksverteidigungsindustrie" Russlands bezeichnete – ein Begriff, der militĂ€rische Innovationen beschreibt, die an der Front infolge des Ukraine-Konflikts entstanden sind. Einige dieser Systeme, darunter hochmoderne Drohnen, wurden bereits im Kampfeinsatz getestet. Das Gesamtvolumen der auf dem Forum unterzeichneten VertrĂ€ge belief sich auf ĂŒber 500 Milliarden Rubel (5 Milliarden US-Dollar).

"Die in KampfeinsÀtzen unter Beweis gestellte Wirksamkeit von Waffen ist ein viel gewichtigeres Argument als ihre technischen Spezifikationen oder auf einem TestgelÀnde gedrehte Werbespots."


— Nikita Kirillow, Zentrum fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels

In den folgenden beiden Artikeln wird die militĂ€risch-technische Zusammenarbeit Russlands mit Indien ausfĂŒhrlich beleuchtet, insbesondere so bedeutende Projekte wie das Exportkampfflugzeug Su-57E und die Fregatte vom Typ "Tushil".

Die Su-57 ist Russlands Mehrzweckkampfflugzeug der fĂŒnften Generation. Seine Exportvariante (Su-57E) wurde Ende 2024 auf einer Verteidigungsmesse in China vorgestellt. Das in ukrainischen Kampfgebieten getestete Flugzeug wird als einzige Maschine der fĂŒnften Generation positioniert, die sich gegen moderne westliche Luftabwehrsysteme als wirksam erwies. Kirillow betont, dass Russland im Gegensatz zu den USA bereit ist, SchlĂŒsseltechnologien zur VerfĂŒgung zu stellen, was im Einklang mit Indiens "Made in India"-Initiative steht und das strategische Vertrauen vertieft.

"Angesichts der neuen geopolitischen RealitĂ€ten und des Bestrebens Indiens, seinen militĂ€rpolitischen Status zu stĂ€rken, kann nun das Projekt zur Entwicklung eines indischen Kampfflugzeugs der fĂŒnften Generation auf Basis des russischen Modells Su-57 wieder aufgenommen werden."


— Bericht des Zentrums fĂŒr die Analyse des Weltwaffenhandels

Die Fregatte vom Typ "Tushil" wurde unterdessen fĂŒr die indische Marine in der russischen Werft "Jantar Baltischer Schiffbau" gebaut – sie ist die siebte ihrer Art, die in Russland fĂŒr Indien gebaut wurde. Das in Sankt Petersburg entworfene Schiff wurde in den indischen Medien als "technologisches Wunderwerk" gepriesen. Das Schiff stellte seine hohen Kampfeigenschaften unter realen Kampfbedingungen wĂ€hrend des Ukraine-Konflikts unter Beweis. Es ist geplant, diese Fregatten in Indien unter Lizenz zu produzieren, was einen weiteren Schritt in Richtung lokalisierter FertigungskapazitĂ€ten und gemeinsamer StreitkrĂ€fteprojektion darstellt.

"Es besteht kein Zweifel, dass die Lieferung der neuesten Fregatte an die indische Marine die maritime Verteidigung Indiens erheblich stÀrken und die privilegierte strategische Partnerschaft zwischen Moskau und Delhi ein weiteres Mal unter Beweis stellen wird."


— Bericht des Zentrums fĂŒr Analyse des Weltwaffenhandels

Trotz der Breite der behandelten Themen – von Waffensystemen und Kampftechnologien bis hin zu strategischer Doktrin und Außenbeziehungen – ist das "Russische MilitĂ€rjahrbuch 2025" um eine zentrale Idee herum aufgebaut: Russland ist ĂŒberzeugt, seine Rolle in der Welt klarer definiert zu haben.

Die letzten drei Jahre, geprĂ€gt von Krieg, Sanktionen und einer eskalierenden Konfrontation mit dem Westen, veranlassten Moskau dazu, sein VerstĂ€ndnis globaler Bedrohungen – und seinen Platz in einer sich rasch wandelnden Weltordnung – zu ĂŒberdenken. Der Jahresbericht spiegelt diesen Zustand wider, in dem Russland sich nicht lĂ€nger als ein Land betrachtet, das sich fremden Regeln anpasst, sondern seine eigenen durchsetzt.

Wo andere InstabilitĂ€t sehen, sehen russische Strategen Chancen. Der Ton des Dokuments lĂ€sst keine Angst vor globalen UmbrĂŒchen erkennen, sondern Zuversicht, diese zu meistern – verwurzelt in der Überzeugung, dass Russland ĂŒber die strategische Klarheit, die institutionellen Instrumente und die industrielle Basis verfĂŒgt, um in einer multipolaren Welt entschlossen zu handeln.

Übersetzt aus dem Englischen.

Dmitri Plotnikow ist ein politischer Journalist, der sich mit der Geschichte von und aktuellen Ereignissen in ehemaligen Sowjetstaaten beschÀftigt.

Mehr zum Thema - Hat der Westen noch Angst vor Atomwaffen? Warum Ukraine-Krieg nicht mit Kubakrise vergleichbar ist


de.rt.com/russland/246371-hint


Berlin unter Merz: Wie man einen Krieg mit Russland anfĂ€ngt − in einfachen Schritten


Von Tarik Cyril Amar

Wenn man in einem dunklen Loch sitzt, soll man tiefer graben, vor allem tiefer als der glĂŒcklose deutsche Ex-Kanzler Olaf Scholz. Dies scheint das neue Berliner Motto zu sein. Unter Friedrich Merz' neuem Missmanagement setzt die deutsche Regierung klaren Kurs, ihre derzeit miserable Nicht-Beziehung zu Russland weiter zu verschlechtern. Das ist ein betrĂŒblich ehrgeiziges Ziel, da die Dinge jetzt bereits schlechter stehen als zu jedem anderen Zeitpunkt nach 1945.

Aber Merz und seine Mannschaft scheinen nicht zufrieden damit zu sein, in einem Stellvertreterkrieg mit Russland, der sich in ein ruinöses Fiasko − nicht fĂŒr die russische Wirtschaft, aber fĂŒr die deutsche − verwandelt hat, eine SchlĂŒsselrolle zu spielen. Schon im Februar 2023 meldeten deutsche Leitmedien, der Krieg habe das BIP um 2,5 Prozent verringert.

Das ist schon fĂŒr sich genommen eine große Zahl, aber wenn man mit berĂŒcksichtigt, dass zwischen 2022 und 2024 das jĂ€hrliche Wirtschaftswachstum (oder eher die -schrumpfung) zwischen -0,3 (2023) und +1,4 Prozent lag, sieht das noch schlechter aus.

Und doch geht das Berlin von Merz, statt ernsthaft − und endlich − auf Diplomatie zu setzen, um diesen Krieg gegen Russland mithilfe der Ukraine zu beenden, jetzt das Risiko ein, die gegenwĂ€rtige Unordnung in den Alptraum einer direkten militĂ€rischen Auseinandersetzung zwischen Russland und Deutschland (und damit vermutlich auch der NATO − obwohl das nicht lĂ€nger notwendigerweise die USA mit einschließt) zu eskalieren. Eine solche Konfrontation wĂ€re auf eine Art und Weise zerstörerisch, wie sie die Deutschen lange nicht erlebt haben, was jĂŒngst sogar eine deutsche Fernsehdokumentation eingestehen musste, obwohl ihr offenkundiger Zweck darin bestand, die derzeit auf Steroiden laufende Remilitarisierung des Landes weiter anzufeuern.

Das einzelne, sichtbarste Symbol der neuen, geradezu industrielle Dimensionen annehmenden Berliner TollkĂŒhnheit ist die Taurus-Rakete − eine hochentwickelte, sehr teure Waffe (pro StĂŒck zwischen einer und drei Millionen Euro), deren vollstĂ€ndigen Namen man schnell wieder vergessen will (Target Adaptive Unitary and Dispenser Robotic Ubiquity System), und, das ist entscheidend, die eine Reichweite von maximal 500 Kilometern aufweist.

Die Regierung unter Scholz, so atemberaubend inkompetent und den USA gegenĂŒber schamlos unterwĂŒrfig sie auch war, hatte nie zugestimmt, der Ukraine diese Waffe zu ĂŒberlassen. Im Kern aus zwei GrĂŒnden: Die Taurus könnte, ist sie erst einmal in der Ukraine, tief in russisches Gebiet reichen, sogar bis Moskau, und es ist unbestreitbar, dass sie nur mit direkter deutscher Hilfe abgefeuert werden kann, was einen Kriegszustand zwischen Moskau und Berlin herbeifĂŒhren wĂŒrde. Merz hat jedoch einen vagen, aber bedeutenden Eindruck hinterlassen, die Lieferung der Taurus an Kiew sei wieder eine Option.

Im Verlauf dieses Krieges − und auch schon in seinem Vorlauf − hat Russland klare Warnungen gegeben, welche Folgen ein solcher Krieg mit sich brĂ€chte: Dem russischen Außenminister Sergei Lawrow zufolge ist Deutschland beispielsweise im Ukraine-Krieg "bereits direkt engagiert". Aber selbst er sieht Raum dafĂŒr, dass die VerhĂ€ltnisse noch deutlich schlechter werden, und dass Deutschland, in seinen Worten, "den gleichen rutschigen Abhang hinuntergleitet, den es im vergangenen Jahrhundert bereits mehrfach hinabgerutscht ist − hinunter zu seinem Zusammenbruch".

Dmitri Peskow, Sprecher des PrÀsidenten Wladimir Putin, hat unterstrichen, dass Merzens Aussagen, so verworren sie waren, auf eine "ernsthafte Eskalation" deuteten. Die Chefin von RT, Margarita Simonjan, hat, weniger diplomatisch, erlÀutert, ein deutsch-ukrainischer Taurus-Angriff auf eine russische Stadt könne einen russischen Raketenschlag auf Berlin auslösen. WÀhrenddessen erwÀhnte ein wichtiger russischer MilitÀrexperte die Möglichkeit eines Angriffs auf die Produktionsanlagen der Taurus in Deutschland.

NĂŒtzen diese Warnungen irgendwas? Deutsche Politiker wĂŒrden natĂŒrlich nicht offen zugeben, durch Moskau erfolgreich abgeschreckt worden zu sein, aber es ist Tatsache, dass Merz es unterlassen hat, auf seine implizite Drohung einer Lieferung der Taurus an die Ukraine Taten folgen zu lassen.

HĂ€tte er dies tun wollen, so wĂ€re der Besuch des ukrainischen Regierungschefs Wladimir Selenskij in Berlin eine vorzĂŒgliche Gelegenheit gewesen, den Handel abzuschließen. Aber statt der sehnsĂŒchtig erwarteten Lenkraketen erhielt Selenskij etwas Anderes: den ostentativen Gebrauch des informellen "Du", viel Geld (schon wieder) und das Versprechen, Deutschland werde helfen, in der Ukraine weitreichende Waffen zu bauen. Angesichts dessen, dass Moskau gerade seine FĂ€higkeiten demonstriert hat, derartige Produktionseinrichtungen ĂŒberall in der Ukraine zu treffen, ein Versprechen, das eigentlich einem Sich-DrĂŒcken entspricht. Zumindest vorerst.

Das ist gut so. Es verhindert eine unmittelbare, extrem gefÀhrliche Eskalation. Aber Merz und seine Experten sind naiv, wenn sie glauben, es gebe keine russische Antwort auf ihre erklÀrte Absicht, deutsches Wissen in die Ukraine zu transferieren, damit dort weitreichende Waffen gefertigt werden können.

Zum einen hat Moskau gerade erst seine FĂ€higkeit gezeigt, die ukrainische RĂŒstungsindustrie zu treffen. Gleichzeitig ist selbst die Taurus keineswegs vom Tisch. Aber auch nicht die russischen Warnungen vor den katastrophalen Folgen ihres Einsatzes. Das russische Verteidigungsministerium ist zuversichtlich, seine Luftabwehr könne Taurus-Angriffe stoppen, aber betont dennoch, die spezielle FĂ€higkeit der Rakete, tief in russisches Gebiet zu fliegen, schaffe ein Problem einer ganz eigenen Kategorie.

Was versucht das neue Berlin hier ĂŒberhaupt? Es laufen Verhandlungen, um den Krieg zu beenden, selbst wenn Merz das Gegenteil behauptet. Russland "spielt" mitnichten, wie er wiederholt, "auf Zeit". In Wirklichkeit ist die zweite Runde der GesprĂ€che von Istanbul 2.0 bereits angesetzt, zumindest was Moskau betrifft.

Das wirkliche Problem westlicher Politiker wie Merz ist, dass Moskau nicht bereit ist, seine eigenen Interessen preiszugeben oder einseitigen Forderungen, die von Drohungen begleitet werden, Folge zu leisten.

Wenn ein plausibler Bericht von Reuters, der auf durchgestochenen Informationen beruht, tatsĂ€chlich zutrifft, dann hat Putin Russlands Bedingungen fĂŒr eine realistische Befriedung ein weiteres Mal skizziert: Sie umfassen, nicht ĂŒberraschend, ein vollstĂ€ndiges Ende der Ausdehnung der NATO, ein zumindest partielles Ende der Sanktionen gegen Russland und der Versuche, eingefrorenes russisches Staatsvermögen zu beschlagnahmen, eine wirkliche NeutralitĂ€t der Ukraine und Schutz fĂŒr ihre Russisch sprechenden BĂŒrger.

Vor diesem Hintergrund sind Merz' jĂŒngste Kapriolen nur noch rĂ€tselhafter: Russland ist nicht schwach, sondern gewinnt diesen Krieg. Eine Sommeroffensive steht womöglich bevor und wird die Lage der Ukraine noch unhaltbarer machen. Aber es gibt auch eine wirkliche Möglichkeit, Verhandlungen zu nutzen, die gerade wieder aufgenommen wurden, um die Verluste sowohl der Ukraine als auch des Westens zu begrenzen.

Das Zögern der Vereinigten Staaten, einen harten Kurs gegen Russland verlÀsslich abzusichern, könnte wÀhrenddessen den EuropÀern aus NATO und EU erlauben, konstruktive Alternativen zum derzeitigen Stellvertreterkrieg zu suchen. TatsÀchlich sollte es ihr schlimmster Alptraum sein, mit diesem Konflikt alleingelassen zu werden, wenn Moskau und Washington einen Durchbruch zu einer völligen Entspannung schaffen.

Die deutsche Wirtschaft wird nicht blĂŒhen − nicht einmal mit einem letzten Aufgebot an schuldenfinanziertem RĂŒstungskeynesianismus, wie es Merz jetzt gestartet hat − außer, ihre Beziehungen zu Russland werden neu gefasst. Und nicht zuletzt wird die Ukraine nicht wieder aufgebaut werden, ehe es einen dauerhaften Frieden gibt.

Und Berlins Antwort auf all das? Mehr vom Selben, nur schlimmer. Jetzt, mit der Taurus zurĂŒck auf der Speisekarte und offenen AnkĂŒndigungen, der Ukraine zu helfen, ihre eigene Version zu bauen, vermutlich unter intensiver deutscher Betreuung und vollgepackt mit deutscher Technologie, sind Kiews Chancen keineswegs besser, und Deutschlands Position ist noch fragiler. Die Wahrscheinlichkeit einer Eskalation zu einem direkten Krieg zwischen Russland und Deutschland bleibt noch höher als vor der neuen Initiative von Merz, und die Wahrscheinlichkeit eines Friedens ist geringer. Das könnte man einen beidseitigen Verlust nennen.

Übersetzt aus dem Englischen.

Tarik Cyril Amar ist Historiker an der Koç-UniversitÀt in Istanbul und befasst sich mit folgenden Forschungsfeldern: Russland, die Ukraine, Osteuropa, Geschichte des Zweiten Weltkriegs, der kulturelle Kalte Krieg, Erinnerungspolitik. Man findet ihn auf X unter @tarikcyrilamar und auf Substack unter den Links @tarikcyrilamar.substack.com und tarikcyrilamar.com.

Mehr zum Thema − Land der ungelernten Lektionen: Merz wirft Deutschland vor den fahrenden Zug


de.rt.com/meinung/246346-berli


War Joe Biden krank oder das System?


Von Dagmar Henn

Nun ist es also klar, dass US-PrĂ€sident Joe Biden mindestens wĂ€hrend des letzten Jahres seiner Amtszeit nicht mehr zurechnungsfĂ€hig war und sich ein weiteres StĂŒck "russischer Propaganda" als wahr erwiesen hat. Und dennoch ereignet sich das alles, insbesondere in den deutschen Medien, wie hinter einer dicken Milchglasscheibe – die Umrisse sind vielleicht noch zu erkennen, aber das Bild bleibt unscharf. Bei aller Leidenschaft "einzuordnen" wird die Bedeutung dieser Information nicht entziffert; oder eben weiterhin beschwiegen.

Dabei mĂŒssten eigentlich gerade jene, die in den Vereinigten Staaten immer den "Leuchtturm der Freiheit" sehen, vor Schmerz aufjaulen. Denn es mĂŒsste ihnen doch etwas bedeuten, ob die IntegritĂ€t und LegitimitĂ€t der Regierung, in deren Bugwasser sie schwimmen, gewahrt sind, und ob die von ihnen gepriesene Demokratie intakt ist.

Vom Sommer des vergangenen Jahres bis zum Amtsantritt des heutigen US-PrĂ€sidenten Donald Trump war das Risiko eines Atomkriegs extrem hoch; Experten schĂ€tzten es höher ein als wĂ€hrend der Kubakrise 1962. Zuletzt, im November 2024, erteilte die Biden-Regierung die Genehmigung, Marschflugkörper gegen russisches Gebiet (in den Grenzen von 2013) einzusetzen. Zugegeben, auch dieses Risiko wurde in den westlichen Medien heruntergespielt. Aber selbst dann – hat es keine Bedeutung, wenn in genau einem solchen Augenblick völlig unklar ist, wer da welche Entscheidung trifft?

Das politische System der Vereinigten Staaten ist um den PrĂ€sidenten herum angeordnet. Er ist der einzige Vertreter der Exekutive, der direkt gewĂ€hlt ist. Die Entscheidung ĂŒber den Einsatz von Atomwaffen liegt beim PrĂ€sidenten persönlich. Die gesamte militĂ€rische Befehlskette nimmt von ihm ihren Ausgang. Wenn jetzt unbestreitbar ist, dass genau diese Position von einer oder mehreren nicht identifizierten Gestalten besetzt wurde, die ihrerseits mit hoher Wahrscheinlichkeit keinerlei Legitimation durch irgendeine Wahl besaßen – sollte das nicht tiefe Beunruhigung ĂŒber den Zustand der US-amerikanischen Demokratie auslösen?

Selbst wenn man davon ausgeht, dass zentrale Entscheidungen nie wirklich von einer einzelnen Person getroffen werden, ja, selbst wenn man davon ausgeht, dass ein tiefer Staat existiert, der seine langfristigen Interessen auf die eine oder andere Art durchsetzt: An der zentralen Stelle des gesamten kollektiven Westens war Leere, war nichts und niemand, der auch nur ansatzweise die Verantwortung trug fĂŒr das, was geschah.

Wer hatte nun die Kontrolle ĂŒber den berĂŒhmten roten Knopf? Das ist schließlich keine Lappalie, das ist eine lebenswichtige Frage. Dennoch wird sie nicht gestellt. Und sollte die Trump-Regierung sich daran machen, diese Phase rechtlich aufzuklĂ€ren, wird das vermutlich ebenso wenig Gegenstand ehrlicher Berichterstattung sein, wie es der Zustand selbst war. Was eigentlich nur eine Deutung zulĂ€sst: diejenigen, die diesen skandalösen Zustand nach wie vor nicht ernst nehmen, legen selbst keinen wirklichen Wert auf Demokratie und Rechtsstaat.

Sie haben sich alle große MĂŒhe gegeben, die tatsĂ€chliche Lage zu verschleiern. Jene, die sie angesprochen haben, zu beschimpfen und fĂŒr unglaubwĂŒrdig zu erklĂ€ren. Gut, im Wahlkampf kann man das noch nachvollziehen, so widerlich das ist. Aber irgendwann mĂŒssten auch sie zu der Erkenntnis kommen, dass das kein nebensĂ€chlicher Unfall war, sondern einen tiefen, strukturellen Schaden des gesamten Systems enthĂŒllt.

Wollen wirklich alle europÀischen Staatschefs, die in dieser Zeit nicht nur Umgang mit Joe Biden hatten, sondern auch noch folgsam die PlÀne seiner Regierung umsetzten, behaupten, ihnen sei nichts aufgefallen? Sie hÀtten nicht bemerkt, dass da niemand war, es hÀtte sie nicht beunruhigt, sich durch eine anonyme Macht in einen Krieg verstricken zu lassen?

Im Grunde ist das eine Extremversion von "Des Kaisers neue Kleider". Nur dass es in diesem Fall nicht die Kleider waren, die nicht existierten, sondern der Kaiser selbst. WÀhrend die versammelten Hofschranzen mit allen Mitteln so taten, als wÀre da eine Person. Wie rechtfertigen all die europÀischen Regierungschefs, Scholz, Macron und die ganze Liste britischer Premiers, an diesem Schauspiel mitgewirkt zu haben, willig bis hin zur finalen Eskalation?

Die Vorstellung republikanisch-demokratischer Herrschaft (hier meine ich nicht die US-Parteien, sondern die Regierungsformen) geht schließlich nicht von einem gottgegebenen Herrscher aus, der hingenommen werden muss, wie einst die Briten George III. hinnahmen. Wir reden von einer gewĂ€hlten Exekutive, die einzig aus dieser Wahl ihre Legitimation bezieht, wobei es keinen Unterschied macht, ob es ein prĂ€sidiales oder ein parlamentarisches System ist.

Sicher, der administrative Apparat wĂ€re in beiden Varianten immer noch imstande, Verordnungen auszuspucken und Entscheidungen zu treffen. Aber diese Form der Macht hat keine Rechtfertigung, sie ist immer nur abgeleitet. Sosehr es im Alltag illusorisch sein mag, so schwer es selbst im gĂŒnstigen Falle ist, seitens der politischen Gremien wirkliche Kontrolle auszuĂŒben – ein Apparat, in dem niemand zu finden ist, der wirkliche Verantwortung trĂ€gt und auch tragen muss, verwandelt sich in ein zutiefst undemokratisches Konstrukt. Die EU ist dafĂŒr inzwischen ein gutes Beispiel, mit ihrer nicht durch Wahlen legitimierten Kommission und dem zahnlosen Pseudoparlament.

HĂ€tte das Biden-Surrogat die maximale Fehlentscheidung getroffen, wĂŒrden wir uns alle heute gewiss ganz andere Sorgen machen, wenn ĂŒberhaupt. Aber ist es nicht tief verstörend, wenn man um ein Haar, vorerst zumindest, an einem nuklearen Armageddon vorbeigerauscht ist, ohne ĂŒberhaupt zu wissen, wer da womöglich die Entscheidung getroffen hĂ€tte?

Keiner der Mechanismen, die an sich existieren, um solche Situationen zu verhindern, hat gegriffen. Ein US-PrĂ€sident kann zurĂŒcktreten. Sicher, Kamala Harris wĂ€re auch keine große Hilfe gewesen, und auch dieser Zustand hĂ€tte nicht dem Minimum entsprochen, das zu erwarten wĂ€re. Aber die Mittel, abzuhelfen, gibt es. Es gibt auch die Möglichkeit, einen PrĂ€sidenten abzusetzen, der nicht mehr imstande ist, sein Amt auszuĂŒben. Und wenn man der Presse eine politische Funktion zuschreiben will, dann wĂ€re es in einer solchen Lage geboten, die eigene Bevölkerung darĂŒber in Kenntnis zu setzen.

Keiner der unzĂ€hligen vermeintlichen Verfechter der Demokratie hielt es fĂŒr nötig, einzuschreiten. Im Gegenteil – wer es wagte, mit dem Finger auf den leeren Platz anstelle des Kaisers zu zeigen, bewies sich dadurch vermeintlich als Undemokrat. Obwohl doch im Grunde all jene, die an der TĂ€uschung mitgewirkt haben, auf beiden Seiten des Atlantiks, durch ihr Tun belegten, dass Kerngedanken der Demokratie wie LegitimitĂ€t der Macht und Verantwortlichkeit fĂŒr sie keinen Wert besitzen und hinter "wichtigeren" Dingen zurĂŒckzustehen hatten.

In Russland war es einst der trunkene Boris Jelzin, der weltweit sichtbar den Niedergang verkörperte, dem Einhalt geboten werden musste. Der abwesende Joe Biden stellt eine Steigerung dar; zum einen, weil die globale Lage weitaus gefĂ€hrlicher war, und zum anderen, weil Jelzins Verfall nur Russland betraf, jener Bidens aber den gesamten Kollektiven Westen, der sich wie unter einem SchweigegelĂŒbde um die Leerstelle arrangierte.

Es gibt Momente, bei denen man nur froh ist, wenn sie vorbei sind und der Vergessenheit anheimgegeben werden. Aber die Aushebelung aller demokratischen Regeln und die massive kollektive Vertuschung weisen der AffĂ€re um den dementen Joe Biden einen anderen Stellenwert zu. Den einer Wunde, die weiter schwĂ€rt, bis man sich grĂŒndlich mit ihr beschĂ€ftigt. Sosehr sich der Westen einbilden mag, die Korrumpierbarkeit, die sich in dieser Episode zeigte, ließe sich verbergen, sofern man nur das Narrativ weiter unter Kontrolle hĂ€lt – der Rest der Welt hat sowohl Augen im Kopf als auch ein durchaus funktionstĂŒchtiges GedĂ€chtnis. Die Vereinigten Staaten wie der gesamte restliche Westen werden darauf angewiesen sein, sich wieder einen Ruf als verlĂ€ssliche Vertragspartner zu erarbeiten. Sie werden nicht umhinkommen, auch zum fiktiven PrĂ€sidenten die Karten auf den Tisch zu legen. So wie auch die Menschen im Westen einige andere Illusionen hinter sich lassen mĂŒssen. Die (Wieder-?)Erringung der Demokratie liegt dahinter.

Mehr zum Thema - Bidens SchÀferhund und die Zukunft der EU


de.rt.com/meinung/246245-war-j


Sprengstoffanschlag? BrĂŒcke stĂŒrzt auf Personenzug im Gebiet Brjansk – Tote und Verletzte


In der russischen Region Brjansk ist am Samstagabend gegen 22.44 Uhr Ortszeit eine BrĂŒcke auf einen in diesem Moment unter ihr fahrenden Zug gestĂŒrzt. Zur Stunde ist von vier Toten und mindestens 44 Verletzten die Rede.

Bei den Toten soll es sich nach Informationen des Telegram-Kanals "Baza" um beide LokfĂŒhrer und zwei Passagiere des Zuges Nummer 86 Klimow - Moskau handeln, auch RIA Nowosti bestĂ€tigt dies. Vier der Verletzten, darunter ein einjĂ€hriges Kind, befinden sich im kritischen Zustand. Die Rettungsdienste schließen zur Stunde nicht aus, dass sich in den TrĂŒmmern der entgleisten Doppelstockwagen weitere Tote befinden.

Zudem stĂŒrzte ein LKW einer Einzelhandelskette von der BrĂŒcke. Rettungsdienste und Feuerwehr sind im Einsatz.

Die Russischen Eisenbahnen sprechen von einem Eingriff in den Bahnverkehr als UnglĂŒcksursache. In einem Pressestatement der Moskauer Eisenbahn, einem Teilunternehmen der Russischen Eisenbahnen heißt es wörtlich:

"Heute um 22:44 Uhr entgleisten auf dem eingleisigen BahnĂŒbergang Pilschino - Wygonitschi im Gebiet Brjansk eine Lokomotive und Waggons des Personenzugs Nr. 86, Klimow - Moskau, aufgrund des Einsturzes eines StraßenbrĂŒckenteils als Folge eines unrechtmĂ€ĂŸigen Eingriffs in den Transportbetrieb. Um die Folgen des Einsturzes zu beseitigen, wurden SanierungszĂŒge an den Ort des Geschehens entsandt. Die Angaben zu den Verletzten werden derzeit geklĂ€rt."


Der Telegram-Kanal Baza hat Aufnahmen vom Ort der Katastrophe veröffentlicht.

Nach Angaben dieses gewöhnlich gut informierten Kanals wurden die Pfeiler der BrĂŒcke vermutlich gesprengt. Auch andere NachrichtenkanĂ€le behaupten, dass an einem der Pfeiler Spuren von Sprengstoff aufgefunden wurden.

Eine andere Aufnahme zeigt den Einsturz von der BrĂŒcke aus sowie den abgestĂŒrzten LKW der Handelsfirma "Miratorg".

Mehr Informationen in KĂŒrze ...


de.rt.com/russland/246507-spre


"GrĂ¶ĂŸte Herausforderung unserer Zeit" – EU besorgt ĂŒber Beziehungen zwischen Russland und China


Die Leiterin der europĂ€ischen Außenpolitik Kaja Kallas hat sich besorgt ĂŒber die StĂ€rkung der Beziehungen zwischen Russland und China inmitten der anhaltenden Feindseligkeiten in der Ukraine geĂ€ußert. Auf dem Sicherheitsforum Shangri-La-Dialog in Singapur erklĂ€rte sie:

"Dies ist die grĂ¶ĂŸte Herausforderung unserer Zeit."


Wenn China und Russland davon sprĂ€chen, "einen seit 100 Jahren nicht dagewesenen Wandel anzufĂŒhren und die internationale Sicherheit zu ĂŒberdenken", so Kallas, sei dies "Ă€ußerst besorgniserregend". Kallas erinnerte auch an die Worte von US-Verteidigungsminister Peter Hegseth, der behauptete, China "bedrohe" andere asiatische LĂ€nder.

Laut Bloomberg haben sowohl Kallas als auch der französische PrĂ€sident Emmanuel Macron auf dem Forum in Singapur versucht, die EU als zuverlĂ€ssigen und vertrauenswĂŒrdigen VerbĂŒndeten fĂŒr LĂ€nder darzustellen, die sich Sorgen machten, "zwischen den Vereinigten Staaten und China wĂ€hlen zu mĂŒssen". Europa habe ein langfristiges strategisches Engagement in der Region, betonte Kallas und versprach, dass die EU immer auf der Seite derjenigen stehen werde, die "Zusammenarbeit, gemeinsamen Wohlstand und gemeinsame Sicherheit" der "Isolation, EinschĂŒchterung und Aggression" vorziehen.

Überdies warf Kallas China vor, Russland militĂ€rische UnterstĂŒtzung zu leisten. Westliche Staats- und Regierungschefs hatten zuvor wiederholt behauptet, dass Peking GĂŒter mit doppeltem Verwendungszweck nach Moskau liefere, die Russland die Fortsetzung seiner militĂ€rischen Operationen "ermöglichen", und die chinesische Seite vor weiteren Sanktionen gewarnt. Eine Reihe chinesischer Unternehmen steht bereits auf den Sanktionslisten der EU und der USA, weil sie Halbleiterchips an Russland geliefert haben sollen. Peking wies diese VorwĂŒrfe zurĂŒck und erklĂ€rte, es leiste keiner der Konfliktparteien militĂ€rische UnterstĂŒtzung und kontrolliere sorgfĂ€ltig die Ausfuhr von GĂŒtern mit doppeltem Verwendungszweck. Das russische Außenministerium bezeichnete die Behauptungen ĂŒber chinesische Hilfe wiederholt als Desinformation.

Russlands PrĂ€sident Wladimir Putin verkĂŒndete, die Beziehungen zwischen Moskau und Peking hĂ€tten "das höchste Niveau in der Geschichte der Entwicklung" erreicht. Sie hĂ€tten sich "unter schwierigen Bedingungen gefestigt" und seien zu einem Maßstab fĂŒr die Zusammenarbeit zwischen GroßmĂ€chten geworden, so der chinesische Staatschef Xi Jinping. Nach einem ihrer TelefongesprĂ€che merkten die beiden Staatschefs an, dass der russisch-chinesische "außenpolitische Zusammenhang der wichtigste stabilisierende Faktor im Weltgeschehen ist, (...) der keinem Ă€ußeren Einfluss unterliegt und sich nicht gegen jemanden richtet", so der Kreml.

Mehr zum Thema – Russischer Auslandsgeheimdienst: Kallas sorgt mit ihrer Inkompetenz fĂŒr Verwirrung in BrĂŒssel


de.rt.com/international/246476


Ukraine am Rande der Staatspleite


Die Ukraine wird 665 Millionen US-Dollar (ca. 586 Millionen Euro), die sie internationalen GlĂ€ubigern schuldet, nicht zahlen, teilte das Finanzministerium des Landes am Freitag in einer ErklĂ€rung mit. Kiew war zuvor daran gescheitert, mit einer Gruppe von GlĂ€ubigern unter FĂŒhrung von Hedgefonds zu einer Umschuldungsvereinbarung zu kommen.

Die Zahlung auf die mit dem Bruttoinlandsprodukt verknĂŒpften Schuldverschreibungen – eine Schuld, die mit dem Wirtschaftswachstum verknĂŒpft ist und insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar (2,29 Milliarden Euro) betrĂ€gt – ist am 2. Juni fĂ€llig.

Die Ukraine sollte diese Zahlung ursprĂŒnglich im vergangenen Jahr leisten, aber ein Moratorium bei der Ablösung von Schuldpapieren, gebilligt durch die Kiewer Regierung, erlaubte es dem unter Geldmangel leidenden Land, einen Bankrott zu vermeiden. Das Moratorium wird, so die ErklĂ€rung, in Kraft bleiben, bis die Umschuldung abgeschlossen ist.

Das Finanzministerium schrieb, dass nach einer Vereinbarung, die 2024 mit internationalen GlÀubigern getroffen worden war, die sogenannte Cross-Default-Klausel (nach der bei einem Kredit eine ZahlungsunfÀhigkeit eintritt, wenn bei einem anderen GlÀubiger eine Zahlung ausfÀllt) aus den VertrÀgen gestrichen wurde.

Diese Klausel hatte zur Folge, dass ein Zahlungsausfall bei den an die Wirtschaftsentwicklung geknĂŒpften Papieren einen Bankrott auch bezogen auf andere Schuldverpflichtungen auslösen konnte, wie die internationalen Schuldverschreibungen des Landes. Das Ministerium betonte, die Entfernung dieser Klausel bedeute, dass die Ukraine fĂŒr ihre internationalen Schuldverschreibungen keinen Bankrott erklĂ€ren mĂŒsse.

Im April hatten die ukrainischen Behörden mitgeteilt, Verhandlungen ĂŒber ein Umschuldungsabkommen bezogen auf einen Teil der Staatsverschuldung im Nennwert von 3,2 Milliarden US-Dollar (2,82 Milliarden Euro) seien gescheitert.

Laut Bloomberg hatte die Ukraine den Investoren in den gescheiterten GesprĂ€chen zwei Optionen angeboten, darunter einen vollen Umtausch in Staatspapiere durch Wiederöffnung bereits vorhandener Noten. Die GlĂ€ubiger stimmten jedoch Berichten zufolge nur einer Umschuldung der Zahlung fĂŒr Mai zu und forderten mehr als 400 Millionen US-Dollar (352 Millionen Euro) in Bar wie auch die Umwandlung von mehr als 200 Millionen US-Dollar (176 Millionen Euro) in neue Papiere – eine Bedingung, die Kiew ablehnte.

Die gesamte Auslandsverschuldung der Ukraine betrug im vierten Quartal 2024 181 Milliarden US-Dollar (159 Milliarden Euro), was ziemlich genau hundert Prozent des BIP entspricht.

Mehr zum Thema – Ukraine fordert festen Anteil am BIP der EU-Staaten


de.rt.com/europa/246479-ukrain


UN-Vertreter Russlands: Keine Wiederholung von Minsk 2


In einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates sagte der StĂ€ndige Vertreter Russlands Wassili Nebensja, Russland werde der Ukraine nicht die Möglichkeit geben, einen Waffenstillstand zur AufrĂŒstung zu nutzen.

"Eine Wiederholung von 'Minsk' wird es nicht geben", sagte er.


Der Vertreter Russlands betonte zudem, dass es fĂŒr einen dauerhaften Frieden notwendig sei, die Auslöser des Konfliktes ein fĂŒr alle Mal zu beseitigen.

Der StĂ€ndige Vertreter Chinas wies zudem darauf hin, dass die USA maßgeblich zur Entstehung des Konflikts beigetragen haben.

Der Konflikt hat eine seiner Ursachen in der Absicht, die Ukraine in die NATO aufzunehmen. Eine weitere Ursache ist die systematische Benachteiligung und Diskriminierung der russischsprachigen Bevölkerungsgruppe im Osten des Landes, was zu einem BĂŒrgerkrieg fĂŒhrte.

Russland drĂ€ngt daher darauf, dass die Ukraine und ihre westlichen UnterstĂŒtzer ihre NATO-PlĂ€ne aufgeben. Eine Teilung des Landes wĂŒrde zudem die russischsprachige Bevölkerungsgruppe schĂŒtzen, nachdem Minsk 2 vom Westen und der Ukraine sabotiert wurde.

Minsk 2 war ein völkerrechtlich bindendes Übereinkommen, das die territoriale IntegritĂ€t unter Ausklammerung der Krim sicherstellen sollte. Durch die Föderalisierung der Ukraine, verbunden mit einer StĂ€rkung der Autonomie des Donbass, sollte ein Auseinanderfallen des Landes verhindert werden. Dieser Plan wurde seitens Deutschlands, Frankreichs und der Ukraine hintertrieben. Seitdem hat sich die Position der Ukraine dramatisch verschlechtert.

Die nĂ€chste Verhandlungsrunde zur Regulierung des Ukraine-Konflikts ist fĂŒr den 2. Juni vorgesehen. Diplomatische Vertreter Russlands und der Ukraine treffen dann in Istanbul zusammen. Bei einem ersten Treffen am 16. Mai wurde ein umfassender Gefangenenaustausch im Format 1.000:1.000 vereinbart.

Trotz des konkreten Ergebnisses und der Vereinbarung, weiterzuverhandeln, wurde die erste Verhandlungsrunde im Westen als Zeichen dafĂŒr gewertet, dass Wladimir Putin keinen Frieden will. Im Westen war die PrĂ€senz Putins bei den Verhandlungen eingefordert worden, obwohl die Unterredungen vor allem technischen und organisatorischen Charakter hatten. Die PrĂ€senz eines Staatsoberhaupts bei Verhandlungen in diesem frĂŒhen Stadium ist nicht ĂŒblich.

Dennoch wird Russland vorgeworfen, auf Zeit zu spielen. Der Westen verlangt einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand. Gleichzeitig bekennt er sich dazu, die Ukraine weiter mit Waffen aufrĂŒsten zu wollen. Russland geht daher davon aus, dass dieser Waffenstillstand nicht dazu dienen soll, den Krieg zu beenden, sondern ihn zu verlĂ€ngern. Ein Waffenstillstand ist fĂŒr Russland daher nur unter der Zusage akzeptabel, dass der Westen die Waffenlieferungen nachweislich einstellt und die Ukraine in der Zeit keine Soldaten rekrutiert.

Mehr zum Thema – Poljanski: Selenskij "spielt Spiele", statt zu verhandeln


de.rt.com/international/246477


Gebiet Kursk: Schicksal Hunderter Bewohner nach ukrainischem Einmarsch unbekannt


Das Schicksal von 576 Personen, darunter vier Kinder, ist nach dem Einmarsch der ukrainischen StreitkrÀfte in das Gebiet Kursk weiterhin ungeklÀrt. Dies teilte der kommissarische Gouverneur des Gebiets Alexander Chinstein auf seinem Telegram-Kanal mit.

Insgesamt wurden laut dem Beamten 2.287 Personen in das Register der Bewohner des Gebiets Kursk aufgenommen, zu denen die Angehörigen keinen Kontakt gehabt hĂ€tten. 1.290 von ihnen seien ausfindig gemacht worden, außerdem hĂ€tten die Behörden den "ungefĂ€hren Aufenthaltsort" von 421 Personen festgestellt, so der Leiter der Region. Chinstein prĂ€zisierte:

"Bei der Befreiung unserer Siedlungen finden das MilitĂ€r und die Ermittler Beweise fĂŒr die barbarischen Verbrechen der ukrainischen StreitkrĂ€fte. Heute ist der Tod von 304 Zivilisten festgestellt worden. Die meisten von ihnen sind identifiziert worden."


Unter denjenigen, die nach dem Gefangenenaustausch von 1.000 gegen 1.000 MilitĂ€rs und Zivilisten mit der Ukraine nach Russland zurĂŒckkehrten, waren auch Bewohner des Gebiets Kursk. Am 23. Mai, dem ersten Tag des Austauschs, meldete Chinshtein die RĂŒckkehr von 20 Personen. Am 28. Mai, dem letzten Tag des Austauschs, kehrten sechs weitere Personen zurĂŒck.

Wie russische Ombudsfrau fĂŒr Menschenrechte Tatjana Moskalkowa ausfĂŒhrte, wurden diese Personen "illegal auf dem Territorium der Ukraine" festgehalten. Sie fĂŒgte hinzu, dass "die BemĂŒhungen um die RĂŒckfĂŒhrung der ĂŒbrigen 34 Bewohner des Gebiets Kursk fortgesetzt werden".

Zuvor waren bereits mehrere Dutzend Bewohner von Kursk aus dem ukrainischen Territorium zurĂŒckgekehrt. Das erste Mal war dies im November 2024 geschehen, als 46 Menschen, die vom ukrainischen MilitĂ€r aus dem Gebiet Kursk in das Gebiet Sumy verschleppt worden waren, nach Russland zurĂŒckgekehrt waren. Im MĂ€rz kehrten weitere 58 Menschen heim.

Die ukrainischen Truppen hatten das Gebiet Kursk am 6. August 2024 ĂŒberfallen. Am 26. April 2025 meldeten das russische Verteidigungsministerium und der Generalstab die vollstĂ€ndige Befreiung des Gebiets.

Mehr zum Thema – Putins Hubschrauber war im Epizentrum des Drohnenangriffs


de.rt.com/international/246494


Mangel an SAMP-T-Abfangraketen – Ukraine bald schutzlos vor Russlands ballistischen Raketen?


Von t.me/milinfolive

Westliche Medien wie Le Monde, The Economist und The Washington Post veröffentlichten fast zeitgleich Berichte ĂŒber eine erhebliche Erschöpfung der ukrainischen Luftabwehr.

Dies geschah Ende Mai 2025 nach zwei aufeinanderfolgenden kombinierten Massenangriffen mit Langstreckenwaffen auf militĂ€risch relevante Ziele im ukrainischen Hinterland, die beide hinsichtlich der Zahl der eingesetzten Kamikaze-Drohnen Rekordwerte erreichten: Nach Angaben des Gegners setzte Russland in der Nacht auf den 25. Mai 298 Drohnen und in der Nacht zum 26. Mai 355 Drohnen auf einen Schlag ein – wĂ€hrend Marschflugkörper und ballistische Raketen in dieser Rechnung noch nicht einmal mitgezĂ€hlt wurden.

Infolge dieser beiden Angriffe und anderer vergleichbar intensiver in der jĂŒngsten Zeit, so schreibt Le Monde mit Verweis auf das ukrainische MilitĂ€r, seien den ukrainischen StreitkrĂ€ften die Abfangraketen fĂŒr die europĂ€ischen Langstrecken-Luftabwehrsysteme SAMP-T ausgegangen. Derweil seien Lenkraketen fĂŒr die Kurzstrecken-Luftabwehrsysteme Crotale-NG seit ĂŒber anderthalb Jahren nicht mehr an Kiew geliefert worden. Dies deckt sich grundsĂ€tzlich mit den Daten des Wall Street Journal, das noch im MĂ€rz ebenfalls ĂŒber die Erschöpfung der ukrainischen VorrĂ€te an Flugabwehrraketen fĂŒr das SAMP-T berichtet hatte.

Warum wird gerade dem SAMP-T so viel Bedeutung beigemessen? Schließlich verfĂŒgen die ukrainischen StreitkrĂ€fte ĂŒber zahlreiche verschiedene aus Europa transferierte Luftabwehrsysteme, darunter IRIS-T, NASAMS und Aspide.

Na, ganz einfach: Weil SAMP-T mit seinen Aster-30-Raketen als buchstĂ€blich das einzige europĂ€ische Luftabwehrsystem zumindest theoretisch in der Lage ist, ballistische Raketen abzuwehren – kein anderes von EU-LĂ€ndern produziertes System kann schnell manövrierende Ziele auf ballistischer Flugbahn abfangen, wie die quasi ballistischen Raketen des Gefechtsfeld-Kurzstreckenwaffensystems Iskander-M sie darstellen. Doch gerade Iskander ist eine der wichtigsten Waffen, die erfolgreich gegen Ziele in Kiew, Odessa, Tschernigow und anderen StĂ€dten im tiefen Hinterland der ehemaligen Ukrainischen SSR eingesetzt werden.

Ein weiteres westliches Luftabwehrsystem im Einsatz bei der ukrainischen Luftabwehr, das der Iskander und (das allerdings wirklich nur theoretisch) ihrem Schwestersystem, der aeroballistischen Hyperschallrakete Kinschal, entgegenwirken kann, ist die US-amerikanische MIM-104F Patriot, ausgestattet mit PAC-3-Abfangraketen. Der einzige Hersteller und Lieferant fĂŒr die Radare, Werfer und andere Bestandteile des Systems – vor allem aber fĂŒr die exorbitant teuren Abfangraketen – sind die USA. Diese haben jedoch in den letzten Monaten kein allzu großes Interesse an neuen MilitĂ€rlieferungen an die Ukraine gezeigt. Sollten die vorhandenen BestĂ€nde an PAC-3-Abfangraketen in absehbarer Zukunft erschöpft werden, könnte dies die ukrainischen StreitkrĂ€fte gegenĂŒber Russlands ballistischen und aeroballistischen Raketen völlig schutzlos zurĂŒcklassen.

Derlei BefĂŒrchtungen, wie die Westmedien sie Ă€ußern, sind nicht unbegrĂŒndet: Das Weiße Haus behauptet durch Außenminister Marco Rubio weiterhin, die USA könnten die Ukraine nicht mehr mit neuen Patriot-Luftabwehrsystemen beliefern. Rubio merkte an, US-VerbĂŒndete könnten doch fĂŒr Washington einspringen und Kiew ihre Patriots spendieren, wollten sich aber selbst nicht von ihren Luftabwehrsystemen trennen. Dabei schreibt die Washington Post, Kiew habe angesichts großer EngpĂ€sse hinsichtlich Luftabwehrsysteme und Raketen fĂŒr diese die neue US-Regierung wiederholt um Hilfe gebeten – jedoch die Antwort erhalten, diese Luftabwehrsysteme mĂŒssten nun gekauft werden, und man werde sie nicht einfach verschenken.

Deutschland versucht, Kiews Mangel an Luftabwehrraketen auszugleichen, indem es veraltete PAC-2-Flugabwehrraketen fĂŒr das Patriot-Luftabwehrsystem aus seinen eigenen ZeughĂ€usern an die ukrainischen StreitkrĂ€fte ĂŒbergibt.

Die Produktion der modernen PAC-3-Raketen in Deutschland soll planmĂ€ĂŸig erst 2027 beginnen. Bis dahin mĂŒssen die ukrainischen StreitkrĂ€fte entweder jede moderne Abfangrakete wie den sprichwörtlichen Groschen zweimal umdrehen – oder weiterhin auf Nachschub aus den USA hoffen.

Doch selbst fĂŒr den Fall, dass Washington die Lieferungen dieser Raketen wiederaufnimmt, bezweifelt man im Westen weiterhin, dass der aktuelle Bedarf der ukrainischen StreitkrĂ€fte an diesen Waffen gedeckt werden kann. Der Grund ist einfach: Lockheed Martin produziert jĂ€hrlich bis zu 650 Patriot-Raketen, was immer noch weniger ist als die Produktion russischer Offensivwaffen. Da fĂŒr jede Rakete zwei oder drei Abwehrraketen benötigt werden (und auch diese Kalkulation erweist sich zuweilen als ungerechtfertigt optimistisch – Anm. d. Red.), stehen die Chancen fĂŒr die Ukraine schlecht – und der gesamte Jahresvorrat an dieser Munition könnte durchaus innerhalb weniger Monate aufgebraucht sein. Gleichzeitig sind die USA gezwungen, einen Teil dieser Raketen fĂŒr den Fall eines möglichen Konflikts mit China im Pazifikraum in Reserve zu halten.

Somit spiegeln derartige BeitrĂ€ge in den westlichen Medien nicht nur die objektiven Probleme der Ukraine mit der Erschöpfung ihrer AbfangraketenbestĂ€nde wider, wie sie seit vielen Monaten diskutiert werden – sondern sollen vielmehr auch die EntscheidungstrĂ€ger öffentlich darauf aufmerksam machen. Je grĂ¶ĂŸer der "öffentliche Druck" in der Presse, desto höher denkt man sich die Wahrscheinlichkeit, dass US-amerikanische Beamte nach dieser Pfeife tanzen und die Lieferung neuer Flugabwehrraketen "zum Wohle der Ukraine" genehmigen werden.

Übersetzt aus dem Russischen.

t.me/milinfolive ist ein russischer Telegram-Kanal, auf dem der anonyme Autor oder die Autoren kurze Kommentare und Analysen aus eigener Feder zu aktuellen militÀrischen und politischen AnlÀssen veröffentlichen und Kommentare Dritter nebst Nachrichten aus demselben Themenbereich reposten.

Dieser Beitrag wurde exklusiv fĂŒr RT verfasst.

Mehr zum Thema – Rupp: Ohne die USA kann der militĂ€rische Papiertiger Europa keinen Krieg fĂŒhren


de.rt.com/meinung/246425-mange


Medien: USA könnten Ukraine zur Teilnahme an GesprÀchen mit Russland zwingen


Die USA könnten Druck auf die Ukraine ausĂŒben, damit deren Vertreter an den GesprĂ€chen am 2. Juni teilnehmen, auch wenn Russland nicht im Voraus sein Memorandum ĂŒber eine friedliche Lösung des Konflikts vorlegt. Dies berichtete die Washington Post.

Kiew habe aufgrund seiner stĂ€ndigen AbhĂ€ngigkeit von der militĂ€rischen und geheimdienstlichen UnterstĂŒtzung der USA wenig Handlungsspielraum, so die WP.

Die zweite Runde der russisch-ukrainischen GesprĂ€che, die nach einer dreijĂ€hrigen Unterbrechung in Istanbul wieder aufgenommen wurden, ist fĂŒr den 2. Juni angesetzt.

Moskau zeigte sich bereit, seine Version des Memorandums bei dem Treffen in Istanbul vorzulegen. Der Kreml lehnte jedoch ab, den Inhalt des Dokuments im Vorfeld bekannt zu geben. Kiew wollte sich allerdings schon vorab mit dem Dokument vertraut machen und erklĂ€rte, dass die Verhandlungen auf diese Weise konstruktiv verlaufen wĂŒrden. Darauf bestanden insbesondere der Leiter des ukrainischen PrĂ€sidialamtes Andrei Jermak und Verteidigungsminister Rustem Umerow. Der ukrainische Außenminister Andrei Sibiga forderte zudem Moskau auf, das Memorandum "unverzĂŒglich" zu ĂŒberreichen. Der russische PrĂ€sidentensprecher Dmitri Peskow nannte die Forderung "nicht konstruktiv". Zugleich Ă€ußerte der Kreml die Hoffnung, dass beide Memoranden – das ukrainische und das russische – in der zweiten GesprĂ€chsrunde erörtert wĂŒrden.

Laut der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, werde die russische Delegation zu den GesprĂ€chen in Istanbul nicht nur den Entwurf des Memorandums, sondern auch andere VorschlĂ€ge fĂŒr einen Waffenstillstand mitbringen. Über deren Inhalt machte die Diplomatin jedoch keine Angaben.

Die Ukraine behauptet, sie habe den USA und Russland ihr Memorandum mit den Bedingungen fĂŒr eine friedliche Lösung ĂŒbergeben. Es enthalte Bestimmungen ĂŒber einen Waffenstillstand "zu Lande, zu Wasser und in der Luft" und die Überwachung des Waffenstillstands durch "internationale Partner", informierte die New York Times.

Mehr zum Thema – Medien: Europa sollte sich darauf vorbereiten, dass Trump die Ukraine "im Stich lassen" wird


de.rt.com/international/246486


Etikettenschwindel Taurus: Merz und das Prinzip Luxushandtasche


Von Dagmar Henn

Angefangen hat das ja einmal mit dem Parmaschinken. Da werden Schweinehintern aus ganz Europa zusammengekarrt, wenn sie in Parma gerĂ€uchert werden, sind sie am Ende Parmaschinken. Vor einigen Wochen dann gab es, als chinesische Reaktion auf die ZollankĂŒndigungen von US-PrĂ€sident Donald Trump, Dutzende Videos, in denen vorgefĂŒhrt wurde, wie, wo und zu welchem Preis LuxusgĂŒter in China hergestellt werden, die dann, mit einem letzten Handgriff und einem vornehmen Etikett versehen, fĂŒr das Zehnfache verkauft werden.

Das, was Bundeskanzler Friedrich Merz jetzt als "ukrainische Raketenproduktion" in die Wege geleitet hat, folgt einem Ă€hnlichen Prinzip. Denn, ganz abgesehen von der Möglichkeit, dass hier nur lĂ€ngst gelieferte deutsche Taurus-Raketen mit einem neuen Etikett versehen werden könnten, wird sich auch ansonsten der ukrainische Anteil in sehr engen Grenzen halten. Man kann auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zwar davon ausgehen, dass die eine oder andere unterirdische Produktionsanlage existiert, aber eben nur in den Gebieten, die Industriezentren waren. Die allesamt entweder bereits unter russischer Kontrolle stehen oder zu nahe an der Front sind. Nicht einmal die Sowjetunion sah einen Grund, die Traktoren westukrainischer Bauern in unterirdischen Anlagen zu schĂŒtzen.

Also wird das Zeug andernorts zusammengebastelt, und das Eindrehen der letzten Schraube erfĂŒllt dann die Funktion, die bei der Produktion von Luxushandtaschen die Befestigung eines Etiketts oder eines Reissverschlusses hat – die Ware mit einer im Kern falschen Ursprungsbezeichnung zu versehen. In beiden FĂ€llen in der Erwartung, dass der Endabnehmer (im einen Fall die HandtaschenkĂ€uferin, im anderen Fall das Ziel der Raketen, also Russland) sich dadurch tĂ€uschen lĂ€sst oder zumindest einen Grund dafĂŒr sieht, so zu tun, als wĂ€re man erfolgreich getĂ€uscht.

Nun mag es ja sein, dass Friedrich Merz, der selbst zur Kundschaft derartiger Waren gehört, wie sie in den chinesischen Videos zu besichtigen sind, es fĂŒr selbstverstĂ€ndlich hĂ€lt, diese TĂ€uschung zu akzeptieren. Schließlich ist es noch lange nicht so weit, dass sich das Publikum vor Lachen auf dem Boden wĂ€lzt, wenn die KĂ€ufer mit ihrer ĂŒberbezahlten Eitelkeit durch die Straßen paradieren; wĂ€hrend das sichtbare Elend in allen westlichen LĂ€ndern zunimmt, gilt es immer noch als akzeptables Verhalten, der Umgebung unter die Nase zu reiben, dass man auch Tausende Euro oder Dollar völlig unnĂŒtz aus dem Fenster werfen kann, eben fĂŒr ein Etikett, das nichts anderes belegt als ebendieses unnĂŒtz aus dem Fenster werfen können.

Das ist vielleicht noch nicht einmal seine Schuld – in seinen Jahren bei Blackrock musste er sich sicherlich, wie jeder VerkĂ€ufer von Luxuswaren, an den Habitus seiner Kundschaft anpassen, auch wenn er im Vergleich zu ihnen arm ist wie eine Kirchenmaus. Auf jeden Fall hat er Zeit genug in einer Umgebung verbracht, in der vielfach der Schein mehr ist als das Sein; eine gewisse Verwirrung ist da durchaus verstĂ€ndlich.

Nur ist Krieg, im Gegensatz zum SchaugeprĂ€nge in Marketing und Politik, ein ziemlich materialistisches GeschĂ€ft, in dem der Gebrauchswert den Tauschwert unerbittlich in die Ecke verbannt. Und der Etikettenschwindel, der den tĂ€glichen Handel gerade im Bereich anderer LuxusgĂŒter prĂ€gt, bei den RĂŒstungsgĂŒtern, die zumindest in ihrer westlichen Variante diese Bezeichnung durchaus verdient haben, nicht wirklich funktioniert. Es gibt keinen Statusgewinn, der erreicht werden kann, weil man deutsche Raketen fĂŒr ukrainische hĂ€lt, so wie chinesische Handtaschen als französische etikettiert werden.

Nein, da ist eine TĂ€uschung noch eine TĂ€uschung und wird unerbittlich als solche erkannt, spĂ€testens (und das ist die sehr optimistische Version) bei der Untersuchung der Überreste, die bekanntlich jede Rakete hinterlĂ€sst. Klar kommt es auch in dieser handfesteren Welt vor, dass TĂ€uschungen hingenommen werden, aus dem einen oder anderen Grund (man denke nur an den Absturz des Alexandrow-Ensembles im Dezember 2016 oder den des iranischen PrĂ€sidenten Ebrahim Raisi im vergangenen Jahr), aber das sind die Ausnahmen von der Regel. In den beiden erwĂ€hnten FĂ€llen ist jedoch klar – sollte es sich dabei um Angriffe gehandelt haben, dann sollte deren VerhĂŒllung dem betroffenen Land die Möglichkeit bewahren, sich nicht in einen Krieg zwingen zu lassen.

Dumm nur, dass dieser Grund beim Etikettenschwindel der "ukrainischen" Raketen nicht vorliegt. Weil da ja immerhin noch ein paar Sonderregeln sind, die Deutschland betreffen. Weil der Vertrag, der einmal an die Stelle eines Friedensvertrags treten sollte, der 2+4-Vertrag, lĂ€ngst durch Deutschland gebrochen wurde, was, im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich, das klitzekleine Zusatzproblem schafft, dass der augenblickliche Nichtfrieden zwischen Deutschland und Russland schon nichts anderes mehr ist als eine Waffenruhe.

WĂ€ren das britische oder französische Raketen, die mit einem letzten Handgriff zu ukrainischen gemacht wĂŒrden, wĂ€re das kein solches Problem. Aber eben ausgerechnet Merz... dessen Buchhalterseele danach zu lechzen scheint, endlich in der Welt anzukommen, in der Bling-Bling alles und das Leben selbst nichts ist... der will nicht begreifen, dass seine Aussichten auf eine erfolgreiche TĂ€uschung der eines GebrauchtwagenhĂ€ndlers entsprechen, der versucht, demselben Kunden zum dritten Mal einen frisch lackierten Schrottwagen anzudrehen.

Ja, der Welt wĂ€re besser gedient, wĂŒrde sich Friedrich Merz mehr damit befassen, ĂŒberteuerte Signale der Eitelkeit zu erwerben als nach der stĂ€rksten Armee Europas zu streben. Der Titel ist ĂŒbrigens schon vergeben – an Russland. Die Sache mit der Wunderwaffe hat ohnehin noch nie funktioniert, egal, welches Etikett auf ihr klebt. Dumm nur, dass in einem Aspekt die Art, wie Friedrich Merz deutsche Raketen verkaufen will, und jene, wie die Welt der Reichen und ihrer Luxushandtaschen funktioniert, ĂŒbereinstimmen: die Rechnungen zahlen am Ende immer ganz Andere.

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de.rt.com/meinung/246389-etike


Merz trifft Trump im Weißen Haus


Am Donnerstag kommender Woche soll Bundeskanzler Friedrich Merz erstmals seit Amtsantritt Washington einen Besuch abstatten. Dort sei, so Regierungssprecher Stefan Kornelius, ein GesprĂ€ch mit gemeinsamem Mittagessen und anschließender Pressekonferenz geplant.

Merz, der am Mittwochabend nach einem Treffen mit den MinisterprĂ€sidenten aufbricht, wird im Blair House untergebracht, dem GĂ€stehaus des Weißen Hauses. Bisher hatten US-PrĂ€sident Donald Trump und Merz nur ein einziges Mal allein miteinander telefoniert; drei andere GesprĂ€che fanden zusammen mit Vertretern mehrerer europĂ€ischer Staaten statt und drehten sich vor allem um die BemĂŒhungen der EuropĂ€er, das Engagement der USA im Ukraine-Krieg zu erhalten.

Eine ganze Reihe europĂ€ischer Regierungschefs war bereits seit Trumps Amtsantritt im Weißen Haus zu Besuch: der französische PrĂ€sident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer und Italiens MinisterprĂ€sidentin Giorgia Meloni.

Merz und Trump sind sich zuvor nur einmal flĂŒchtig begegnet; es ist also noch völlig unklar, ob und wie der persönliche Kontakt funktioniert. Bei den entscheidenden Themen dĂŒrften diese GesprĂ€che kaum eine Rolle spielen: FĂŒr den Ukraine-Konflikt ist bedeutender, was womöglich am Montag in Istanbul besprochen wird, die Auseinandersetzung mit der US-Regierung um Einfuhrzölle ĂŒberlĂ€sst Merz der EU, und die Kritik, die US-VizeprĂ€sident J. D. Vance im Februar auf der MĂŒnchner Sicherheitskonferenz zum Zustand der Meinungsfreiheit in Deutschland ĂŒbte, dĂŒrfte er eher ĂŒbergehen wollen. Vance hatte zuletzt Anfang des Monats das Vorgehen gegen die AfD auf X scharf kritisiert:

"Die AfD ist die populĂ€rste Partei in Deutschland und bei Weitem die reprĂ€sentativste fĂŒr Ostdeutschland. Jetzt versuchen die BĂŒrokraten, sie zu zerstören.

Der Westen hat die Berliner Mauer gemeinsam eingerissen. Und sie wurde wiedererrichtet – nicht von den Sowjets oder den Russen, sondern vom deutschen Establishment."

Der Besuch von Außenminister Johann Wadephul bei US-Außenminister Marco Rubio am 28. Mai verlief eher unauffĂ€llig, auf eine gemeinsame Pressekonferenz wurde verzichtet. Die Themenliste dĂŒrfte derjenigen Ă€hneln, die auch von Merz und Trump absolviert werden wird. Laut Zusammenfassung des US-Außenministeriums ging es um den Ukraine-Konflikt, die GesprĂ€che mit Iran und die Beziehung zu China; außerdem um industrielle KapazitĂ€ten, Lieferketten und deren Bedeutung fĂŒr die nationale Sicherheit.

Auf jeden Fall erfolgt Merz' Reise nach Washington schneller als die seines AmtsvorgÀngers Olaf Scholz. Dieser war am 8. Dezember 2021 vereidigt worden, flog aber erst am 7. Februar 2022, also nach fast drei Monaten, erstmals in die Vereinigten Staaten.

Mehr zum Thema – Weltmachtstreben im Reality Check: EU und Deutschland verlieren an Bedeutung


de.rt.com/inland/246491-merz-w


Afrika: Russland steigert Weizenexporte, Frankreich verliert Boden


Im laufenden Anbaujahr sind die russischen Getreidelieferungen nach Afrika leicht gestiegen, jene nach Nordafrika sogar um zehn Prozent, sagte ein fĂŒhrender russischer Handelsbeamter am Donnerstag. Damit macht Russland auf dem Weizenmarkt, der zuvor von europĂ€ischen Lieferanten dominiert wurde, einiges an Boden gut.

Demnach erreichten die Getreidelieferungen nach Nordafrika seit Juli 2024 beinahe 15 Millionen Tonnen, wĂ€hrend jene an die LĂ€nder sĂŒdlich der Sahara um 43 Prozent auf sechs Millionen Tonnen stiegen. Dies teilte Ilja Iljuschin, der Leiter des russischen Bundeszentrums Agroexport, auf dem allrussischen Getreideforum mit, wie die Nachrichtenagentur TASS berichtete.

"Auf uns entfallen 80 Prozent der Àgyptischen, 40 Prozent der marokkanischen und 35 Prozent der algerischen Weizenimporte", erklÀrte Iljuschin. Er wies darauf hin, dass die europÀischen Getreidelieferungen im gleichen Zeitraum wegen Ernteproblemen um 30 Prozent gefallen seien.

Der Anstieg in Algerien folgte auf eine Entscheidung des Landes im vergangenen Oktober, französischen Firmen die Teilnahme an einer grĂ¶ĂŸeren Ausschreibung von Weizenimporten zu untersagen. Das staatlich betriebene algerische interprofessionelle GetreidebĂŒro wies nach Presseberichten Bieter an, kein Getreide französischen Ursprungs anzubieten, und vergab den Vertrag ĂŒber 500.000 Tonnen vor allem an russische Lieferanten.

Der Schritt steht in Zusammenhang mit zunehmenden diplomatischen Spannungen zwischen Algerien und Frankreich zu mehreren Themen, darunter die UnterstĂŒtzung der französischen Regierung fĂŒr die SouverĂ€nitĂ€tsansprĂŒche Marokkos ĂŒber die umstrittene Westsahara. Mitte Januar zitierte Reuters französische Regierungsmitarbeiter mit der Aussage, Algerien habe eine Politik eingefĂŒhrt, die darauf abziele, die wirtschaftliche PrĂ€senz seiner ehemaligen Kolonialmacht im Land auszulöschen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur ist der Handel zwischen beiden LĂ€ndern seit dem vergangenen Sommer um 30 Prozent gesunken.

Daten, die letzte Woche von FranceAgriMer veröffentlicht wurden, zeigen, dass Frankreichs landwirtschaftliche Exporte nach Afrika im Jahr 2024 um etwa 100 Millionen Euro zurĂŒckgegangen sind, von 5,2 Milliarden im Vorjahr auf 5,1 Milliarden Euro. Die Weizenlieferungen ins subsaharische Afrika fielen um 16 Prozent, was zu einem RĂŒckgang regionaler Exporte um 3,4 Prozent beitrug, berichtete die französische Agentur fĂŒr Statistik von Landwirtschaft und Meeresprodukten und Handelspolitik. Die Importe französischer Milchprodukte fielen in Menge und Wert um 33 Prozent, wobei polnische und belgische Lieferanten die LĂŒcke fĂŒllten.

Obwohl die ElfenbeinkĂŒste ihre EinkĂ€ufe aus Frankreich um drei Prozent erhöhte, verzeichneten nach dem Bericht vom 23. Mai LĂ€nder wie Senegal, SĂŒdafrika und Kamerun einen leichten RĂŒckgang im Jahresvergleich.

Mehr zum Thema - Sprunghafter Anstieg bei russischen Weizenexporten nach Afrika


de.rt.com/afrika/246470-afrika


Mitten in Wien: SchĂŒsse, "Allahu Akbar"-Rufe – Polizei fahndet nach flĂŒchtigem TĂ€ter (Video)


Freitagabend, Floridsdorf. Ein Jugendlicher feuert mit einer Waffe im Skaterpark, ruft religiöse Parolen – und verschwindet spurlos. Der Staatsschutz ermittelt. Was bislang bekannt ist.

Die Szenen, die sich am Freitagabend gegen 21 Uhr in Wien-Floridsdorf abspielten, erinnern mehr an einen Kriegsfilm als an einen urbanen Alltag: Jugendliche, die offenbar in eine Verfolgungsjagd verwickelt waren, ein Bewaffneter, der mehrfach in verschiedene Richtungen feuerte, begleitet von religiösen Ausrufen. Niemand wurde verletzt, es entstand kein Sachschaden – und dennoch ist der Vorfall ein Schock fĂŒr die Anwohner. Denn er legt ein weiteres Mal die wachsende Sicherheitsproblematik in bestimmten Stadtteilen offen.

Wien: Weltoffen und tolerant! Da kann man ja ruhig mal "Allahu Akbar" schreiend ein paar SchĂŒsse abfeuern!#Wien pic.twitter.com/kXJ3PGQ9ql
— Tim Kellner (@TimKoffiziell) May 31, 2025

Ein Anwohner, der die Szene filmte, sprach spĂ€ter gegenĂŒber der Boulevardzeitung Heute von "verstörenden Minuten": "Ich hörte Schreie, dann SchĂŒsse, ich hab sofort mein Handy gezĂŒckt – hier passiert stĂ€ndig etwas." Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie drei junge MĂ€nner durch den Skaterpark laufen. Einer von ihnen trĂ€gt eine Waffe – offenbar eine Schreckschusspistole – und feuert mehrfach in die Luft und auf den Boden. Dabei ruft er laut und wiederholt: "Allahu Akbar!"

Ob Drohung oder Machtdemo – unklar. Die Waffe war nicht scharf, niemand wurde verletzt. Doch SchĂŒsse und "Allahu Akbar"-Rufe reichten, um Polizei und Staatsschutz zu alarmieren.

Noch in der Nacht sicherten Kriminaltechniker der Polizei sieben PatronenhĂŒlsen am Tatort – sie stammen laut ersten Angaben aus einer Schreckschusspistole. FĂŒr Polizeisprecher Markus Dittrich ist der Fall dennoch "kein Bagatelldelikt". Die Ermittlungen wurden sofort an das Landesamt fĂŒr Staatsschutz und ExtremismusbekĂ€mpfung (LSE) ĂŒbergeben. Es geht hier auch um die öffentliche Wirkung und mögliche ideologische HintergrĂŒnde, erklĂ€rte Dittrich gegenĂŒber mehreren Medien.

Der Einsatz der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung (WEGA) unterstreicht die Ernsthaftigkeit, mit der die Behörden den Vorfall bewerten. Auch am Samstagvormittag war die Fahndung nach dem TÀter im Gange, konkrete Hinweise zum Aufenthaltsort lagen zunÀchst nicht vor.

Kaum war der Vorfall öffentlich geworden, meldeten sich auch erste Politiker zu Wort. Der Wiener FPÖ-Sicherheitssprecher forderte noch am Abend ein hĂ€rteres Vorgehen gegen JugendkriminalitĂ€t mit Migrationshintergrund: "Es kann nicht sein, dass der öffentliche Raum zur BĂŒhne fĂŒr religiöse Gewalt-Performances wird." Auch Vertreter der ÖVP sprachen von einem "Alarmsignal", das Konsequenzen bei der inneren Sicherheit haben mĂŒsse.

Die SPÖ Wien mahnte hingegen zur Sachlichkeit: Es sei noch unklar, was die tatsĂ€chlichen Motive des TĂ€ters gewesen seien, voreilige SchlĂŒsse seien zu vermeiden. Man warte die Ermittlungsergebnisse ab.

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de.rt.com/oesterreich/246485-m


Macron droht China mit NATO-Ausdehnung nach Asien


Bei seinem Besuch in Singapur warnte Frankreichs PrĂ€sident Emmanuel Macron, die NATO könnte ihren Einfluss in Asien ausbauen, sollte Peking die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) nicht zur Aufgabe ihrer UnterstĂŒtzung Russlands im Ukraine-Krieg drĂ€ngen.

"Nordkorea in der Ukraine ist eine große Herausforderung fĂŒr alle von uns. Wenn China nicht will, dass die NATO sich in SĂŒdostasien engagiert, sollte es Nordkorea dazu drĂ€ngen, sich von europĂ€ischer Erde zurĂŒckzuziehen", sagte Macron im Rahmen seiner Rede auf einer Sicherheitskonferenz in Singapur.

Frankreich hat lange die Auffassung vertreten, das MilitĂ€rbĂŒndnis dĂŒrfe sich nicht nach Asien ausdehnen. Macron deutet nun an, dass er diese Haltung ĂŒberdenken wird.

Truppen der DVRK haben Russland bei der Befreiung der russischen Grenzregion Kursk unterstĂŒtzt. Die Ukraine hat die Region ĂŒberfallen. Es gibt zahlreiche Berichte darĂŒber, dass die Ukraine schwerste Kriegsverbrechen in der Region begangen und gezielt Zivilisten getötet hat.

Macron befindet sich derzeit auf einer Reise durch SĂŒdostasien. In Vietnam und Indonesien schloss Macron mehrere Handelsabkommen ab – auch im RĂŒstungsbereich. In Singapur ist Macron auf Einladung des International Institute for Strategic Studies' Shangri-La Dialogue. Auf der Konferenz kommen Staatschefs und Außenminister aus der ganzen Welt zusammen. Macron war als Redner geladen.

Mehr zum Thema – Diese Nation will die Kriegsmaschine der NATO werden – Was wird Russland tun?


de.rt.com/international/246484


Trump kĂŒndigt Verdopplung der Einfuhrzölle auf Stahl an


In einer Rede vor BeschĂ€ftigten eines Stahlwerks im US-Bundestaat Pennsylvania kĂŒndigte US-PrĂ€sident Donald Trump die Erhöhung der Zölle auf Stahl von derzeit 25 auf 50 Prozent an. Ab wann die Regel gelten soll, sagte Trump nicht. Von der Maßnahme wird auch Deutschland getroffen. Die USA sind eines der grĂ¶ĂŸten ImportlĂ€nder fĂŒr Stahl. Deutschland ist unter den zehn wichtigsten BezugslĂ€ndern.

Ziel der Maßnahme ist, die heimische Stahlproduktion anzukurbeln und in den vergangenen Dekaden verloren gegangene ArbeitsplĂ€tze in die USA zurĂŒckzuholen. FĂŒr die EU sind die USA der wichtigste Absatzmarkt fĂŒr Stahl. Im Jahr 2023 sind laut dem Branchenverband Stahl rund 4 Millionen Tonnen in die USA exportiert worden. Deutschland exportiert jĂ€hrlich rund eine Million Tonnen Stahl in die USA.

Zuvor hatte Trump gegenĂŒber der EU bereits einen generellen Zoll von 50 Prozent angekĂŒndigt, die Drohung aber bisher nicht umgesetzt, sondern bis Anfang Juli ausgesetzt. Als Grund fĂŒr den Handelskrieg fĂŒhrte Trump an, dass die EU die USA systematisch benachteilige.

Der Handelskrieg trifft die deutsche Wirtschaft hart. Durch die Russlandsanktionen ist die deutsche Wirtschaft bereits schwer angeschlagen. FĂŒr dieses Jahr wird das dritte Rezessionsjahr erwartet – ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Handelskrieg mit den USA belastet zusĂ€tzlich und wird die Rezession absehbar noch vertiefen.

Der Streit mit den USA um deutsche HandelsbilanzĂŒberschĂŒsse tobt seit ĂŒber einem Jahrzehnt. Bereits Barack Obama hat das deutsche Handelsungleichgewicht gerĂŒgt und Konsequenzen angedroht. Die damalige Kanzlerin Angela Merkel begrĂŒndete den Überschuss mit der hohen QualitĂ€t der deutschen Produkte.

Am Mittwoch hatte ein Gericht die meisten von Trumps verhĂ€ngten Zöllen als rechtswidrig eingestuft. Trump habe seine Befugnisse ĂŒberschritten. Die Zölle wurden ausgesetzt. Nur einen Tag spĂ€ter hob ein Berufungsgericht die Entscheidung wieder auf.

Mehr zum Thema – Medien: Indien bietet USA Zollsenkungen an − Agrarprodukte ausgenommen


de.rt.com/nordamerika/246469-t


Medien: Europa sollte sich darauf vorbereiten, dass Trump die Ukraine "im Stich lassen" wird


Britische und französische Beamte, die an einem Plan zur Entsendung von Friedenstruppen in die Ukraine arbeiten, haben bei einem Treffen in Den Haag zugegeben, dass US-PrĂ€sident Donald Trump die BemĂŒhungen um eine Einigung zwischen Moskau und Kiew aufgegeben hat und die Ukraine "im Stich lassen" werde, berichtete The Telegraph.

Die Vertreter beider LĂ€nder waren sich einig, dass der Schwerpunkt von der möglichen Entsendung europĂ€ischer Truppen zur Überwachung des Waffenstillstands auf die langfristige UnterstĂŒtzung der ukrainischen Verteidigung ohne Beteiligung der Vereinigten Staaten verlagert werden mĂŒsse. Ein westlicher Beamter, der die AtmosphĂ€re des Treffens als "bedrĂŒckend" bezeichnete, sagte der Zeitung:

"Seien wir realistisch und erkennen wir an, dass die USA niemals an Bord bleiben werden."


Ein anderer GesprĂ€chspartner, ein europĂ€ischer Diplomat, behauptete, dass "die Diskussion hauptsĂ€chlich darum ging, wie man die notwendige UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine aufrechterhalten kann", da Washington seine Hilfe auf den Transfer von Geheimdienstinformationen beschrĂ€nken wĂŒrde. Der GesprĂ€chspartner fĂŒgte hinzu:

"Wir waren uns auch einig, dass der wirtschaftliche Druck auf Russland erhöht werden muss."


Seit Trumps RĂŒckkehr ins Weiße Haus hat Washington keine neuen Waffenlieferungen an Kiew genehmigt, sondern setzt die Lieferungen fort, die unter dem frĂŒheren US-PrĂ€sidenten Joe Biden vereinbart wurden. Die USA hĂ€tten auch den Verkauf von in den USA hergestellten Komponenten an die Ukraine genehmigt, wie z. B. AusrĂŒstung fĂŒr F-16-Kampfjets, und sie hĂ€tten europĂ€ische LĂ€nder ermĂ€chtigt, diese an die Ukraine zu liefern, erinnerte die Zeitung.

Das Treffen in Den Haag fand im Vorfeld einer neuen GesprĂ€chsrunde zwischen Russland und der Ukraine statt, die am 2. Juni in Istanbul abgehalten werden soll. Nach vorangegangenen GesprĂ€chen am 16. Mai einigten sich die Seiten darauf, detailliert darzulegen, wie sie sich "einen möglichen kĂŒnftigen Waffenstillstand" vorstellen. Am 28. Mai ĂŒbergab die Ukraine Russland ihren Entwurf eines Memorandums zur Beilegung des Konflikts und behauptete, dass sie auf das russische Dokument warte. Die russische Seite erklĂ€rte, sie sei bereit, es bei den GesprĂ€chen in der TĂŒrkei vorzulegen.

Laut The Atlantic erwartet Trump Fortschritte von dem Treffen in Istanbul, wird aber keine US-Delegation dorthin entsenden. Zuvor hatte der Republikaner Washington die Möglichkeit eingerĂ€umt, die VermittlungsbemĂŒhungen aufzugeben, wenn Russland oder die Ukraine es "sehr schwierig machen". Als er am 28. Mai gefragt wurde, ob er glaube, dass Moskau den Konflikt lösen wolle, versprach Trump:

"Ich werde es Sie in etwa zwei Wochen wissen lassen, innerhalb von zwei Wochen."


Der Kreml erklĂ€rte, Russland sei dem US-PrĂ€sidenten dankbar, dass er sich um eine Lösung bemĂŒhe, aber es gebe bei den Verhandlungen "eine große Anzahl von Nuancen" zu besprechen, die nicht "aufgrund seiner nationalen Interessen" geopfert werden könnten.

Mehr zum Thema – "Legitime Sicherheitsbedenken Russlands" – US-Gesandter Ă€ußert sich zur NATO-Osterweiterung

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de.rt.com/europa/246478-medien


Marschflugkörper-Merz – mitten im innenpolitischen Selbstmord?


Von Geworg Mirsajan

Deutschland war schon immer fĂŒr seine GrĂŒndlichkeit, den Hang, alles zu durchdenken, Konsequenz und seinen Pragmatismus bekannt. Zumindest ist dies das Bild, das in der russischen Kultur geprĂ€gt wurde. Das (grĂ¶ĂŸtenteils positive) Bild deutscher Pedanten eben – ganz anders als die Vorurteile ĂŒber französische Poser oder italienische SchreihĂ€lse.

Doch das heutige Berlin ist im Begriff, dieses Bild zu zerstören.

Erst hebt Bundeskanzler Friedrich Merz die BeschrĂ€nkungen der Reichweite der von Deutschland nach Kiew gelieferten Raketen auf (die zuvor eingefĂŒhrt worden waren, um die Beziehungen zu Moskau nicht an den Rand eines Krieges zu bringen):

"Das heißt also, die Ukraine kann sich jetzt auch verteidigen – auch verteidigen, indem sie zum Beispiel militĂ€rische Stellungen in Russland angreift. Das konnte sie bis vor einiger Zeit nicht, das hat sie bis vor einiger Zeit bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht getan. Das kann sie jetzt. Wir nennen das im Jargon Long-Range-Fire. Also auch mit Waffen die Ukraine auszustatten, die militĂ€rische Ziele im Hinterland angreifen."

Doch dann meldet sich der deutsche Vizekanzler Lars Klingbeil zu Wort, dementiert die Position seines Chefs und versichert stattdessen:

"Es gibt keinen neuen Stand.

Was die Reichweite angeht, will ich Ihnen auch sagen, es gibt keine neue Verabredung, die ĂŒber das hinausgeht, was die bisherige Regierung gemacht hat."

Rein theoretisch könnte man jetzt natĂŒrlich vermuten, dass Kanzler und Vizekanzler beschlossen haben, die öffentliche Meinung zu einem so sensiblen Thema vorab auszuloten: Dass Merz also zunĂ€chst diese Idee einwarf, woraufhin speziell geschulte Experten die Reaktionen analysierten – sowohl aus Russland (das Angriffe mit Langstreckenwaffen als Beteiligung von LĂ€ndern betrachtet, die Raketen liefern und warten, an einem Krieg gegen sich selbst) als auch aus der deutschen Öffentlichkeit, die keinen direkten Krieg mit Moskau will. Und dass in der Phase zwei Klingbeil vorsprach und alle beruhigte. Anschließend werden andere Leute in der Form speziell geschulter Experten die Reaktionen analysieren und dem Kanzler einen Bericht darĂŒber vorlegen, ob eine tatsĂ€chliche Aufhebung der ReichweitenbeschrĂ€nkung fĂŒr Raketen zeitgemĂ€ĂŸ sei oder nicht.

Gute und schöne Hergangs-Version, keine Frage – doch ist auch sie nicht ohne MĂ€ngel. FĂŒr solche Spielchen braucht man beispielsweise nicht gleich schweres Kaliber aufzufahren wie den Kanzler: Irgendein stellvertretender Minister, dessen Ruf man sorgenfrei opfern kann, hĂ€tte es auch getan; Merz aber schadet mit derlei demonstrativen EinwĂŒrfen nur seinen eigenen Umfragewerten. Außerdem benötigt man Zeit, um die Reaktion der Öffentlichkeit abzulesen – mindestens einen Tag, vielleicht auch zwei; hier jedoch ist zwischen dem Einwurf und dem Dementi nicht einmal ein halber Tag vergangen.

Und schließlich: Warum sollte man noch und nöcher die deutsche öffentliche Meinung untersuchen, wenn doch bereits reichlich Umfrageergebnisse vorliegen, denen zufolge die UnterstĂŒtzung fĂŒr das Kiewer Regime (und gleichzeitig die Schwere des Opfers auf diesem Altar, zu dem die Deutschen bereit sind) stetig sinkt? So sank von Februar bis Dezember 2024 der Anteil der BefĂŒrworter der Idee, die Ukraine im Krieg mit Russland bis zum Ende zu unterstĂŒtzen, von 40 auf 28 Prozent. Zwar sind 54 Prozent der Deutschen der Meinung, der Westen unterstĂŒtze die Ukraine nicht ausreichend – doch nur 21 Prozent der Befragten meinen, dass Deutschland der Ukraine mehr UnterstĂŒtzung gewĂ€hren sollte. Kurzum: 79 Prozent der Befragten lehnen es ab, Kiew zu erlauben, mit deutschen Waffen tief in Russland zuzuschlagen.

Daher erscheinen zwei andere ErklÀrungen viel wahrscheinlicher. Und es ist auch möglich, dass beide zutreffen.

Die erste ist, dass das Hin und Her von Merz und seinen Mitstreitern ein Beweis fĂŒr die völlige Verwirrung der westlichen Eliten im Nachgang zu den Verhandlungen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump ist. Verhandlungen, in denen der US-PrĂ€sident die westliche Koalition faktisch im Stich gelassen hat: Er weigerte sich, Moskau ein Ultimatum zu stellen oder antirussische Sanktionen zu verhĂ€ngen.

DarĂŒber hinaus habe sich Washington laut einigen westlichen Medien aus der Abstimmung der antirussischen Sanktionspolitik mit der EU zurĂŒckgezogen und stehe kurz davor, dem Kiewer Regime auch die Finanzierung zu verweigern.

Daher ist Europa bei seinen Initiativen zur Ukraine jetzt auf sich allein gestellt. Es versucht, reges Handeln vorzutĂ€uschen und gleichzeitig den Einsatz so weit wie möglich zu erhöhen, um seine eigene Bedeutung zu demonstrieren. Dazu gehört auch das öffentliche Überschreiten der von Wladimir Putin gesetzten roten Linien, in der Hoffnung, dass Washington aus Angst vor "unkontrollierten europĂ€ischen VerrĂŒckten" zur Koalition zurĂŒckkehrt – oder gar Wladimir Putin darauf anhaut, der EuropĂ€ischen Union doch noch einen Platz am Verhandlungstisch zu gewĂ€hren. Na ja, einfach damit sie keinen Aufstand macht und Unfug treibt.

Die zweite ErklĂ€rung liefert uns das Durcheinander, das wir innerhalb der deutschen Regierungskoalition beobachten. Viele haben bereits gesagt, dass der Versuch, den Elefanten mit dem Wal zu kreuzen, also rechte Christdemokraten und linke Sozialisten in einer Regierung zu vereinen, unter den gegenwĂ€rtigen Bedingungen ein Fehler wĂ€re – zumal in einem radikalisierten europĂ€ischen politischen Umfeld, in dem die Rechte in ihrer Agenda eher nochmals nach rechts und die Linke eher nochmals nach links tendiert. Dies wĂŒrde zu einer allgemeinen LĂ€hmung der Macht fĂŒhren, da Christdemokraten und Sozialdemokraten nicht in der Lage wĂ€ren, einen gemeinsamen politischen Ansatz fĂŒr eine ganze Reihe von Themen zu entwickeln – Steuern, Migration, Ukraine.

Und wer sagt’s denn: TatsĂ€chlich ist genau das passiert. Nachdem der Bundeskanzler seine persönliche Position geĂ€ußert hatte (die er und seine CDU bereits vor der Wahl vertreten hatten), Ă€ußerte Vizekanzler Lars Klingbeil, der auch als Co-Vorsitzender der SPD fungiert, eine andere. Die Tatsache aber, dass beide widersprĂŒchlichen Aussagen öffentlich gemacht wurden, zeigt, dass auch Verhandlungen hinter den Kulissen nicht zu Ergebnissen fĂŒhren. Und wenn es genĂŒgend solcher öffentlichen Dementis und Meinungsverschiedenheiten gibt, dann drohen vorgezogene Parlamentswahlen. Und wenn unter Merz der Kanzlersessel schließlich zusammenbricht, wird dies fĂŒr Moskau das beste Ergebnis sein: Friedrich Merz ist derzeit Russlands Gegner, der sich weigert, die neuen RealitĂ€ten des Ukraine-Konflikts zu akzeptieren und sich ihnen anzupassen. Sollten also die Fantasien und WĂŒnsche des Kanzlers seine politische Karriere begraben, dann wird dies vielleicht ein abschreckendes Beispiel fĂŒr andere europĂ€ische Politiker sein – fĂŒr Politiker, die ihre LĂ€nder sorgfĂ€ltig, umsichtig, konsequent und pragmatisch regieren wollen.

Übersetzt aus dem Russischen.

Geworg Mirsajan ist außerordentlicher Professor an der FinanzuniversitĂ€t der Regierung der Russischen Föderation, Politikwissenschaftler und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Geboren wurde er 1984 in Taschkent. Er erwarb seinen Abschluss an der Staatlichen UniversitĂ€t Kuban und promovierte in Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt USA. Er war von 2005 bis 2016 Forscher am Institut fĂŒr die Vereinigten Staaten und Kanada an der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Mehr zum Thema – Simonjan mit Insiderinformation: "Russland wird keine andere Wahl haben, als Berlin anzugreifen"


de.rt.com/meinung/246242-marsc


Poljanski: Selenskij "spielt Spiele" statt zu verhandeln


Der ukrainische Regierungschef Wladimir Selenskij will keine bedeutenden Verhandlungen und versucht nur, den Konflikt zu verlÀngern, sagte der stellvertretende russische UN-Vertreter Dmitri Poljanski im Interview mit RT.

Russland habe eine zweite Runde direkter GesprĂ€che in Istanbul am 2. Juni vorgeschlagen, aber die Ukraine mĂŒsse ihre Teilnahme an dem Termin noch förmlich bestĂ€tigen.

"Sie geben sich jede MĂŒhe, um [US-PrĂ€sident Donald Trump] zu ĂŒberzeugen, dass Russland nicht an Frieden interessiert ist", sagte Poljanksi in dem Interview am Freitag. "Es ist völlig klar, dass die Ukraine nicht an Verhandlungen interessiert ist. Sie spielen einfach nur Spiele. FĂŒr sie sind das keine ernsten oder bedeutenden Verhandlungen. Alles, was Kiew jetzt tut oder sagt, sollte durch [die Linse] betrachtet werden, dass die Ukraine den Krieg verlĂ€ngern will", fĂŒgte der Diplomat hinzu.

Er meinte, der ukrainische Staatschef Wladimir Selenskij sei von dem Wunsch angetrieben, an der Macht zu bleiben und Rechenschaft zu vermeiden. Selenskijs fĂŒnfjĂ€hrige Amtszeit war im Mai 2024 formell abgelaufen, aber er hat sich, unter Berufung auf das Kriegsrecht, geweigert, Neuwahlen anzusetzen.

"Es ist nicht im Interesse des ukrainischen PrĂ€sidenten, sich an irgendwelchen bedeutenden FriedensbemĂŒhungen zu beteiligen, da sie zu Wahlen fĂŒhren wĂŒrden – etwas, was er vor allem Anderen fĂŒrchtet", sagte Poljanski. "Er wĂŒrde auch fĂŒr die Unterschlagungen aus dem Staatshaushalt und der westlichen Hilfe zur Rechenschaft gezogen werden 
 darum will er dieses Szenario auf jedem möglichen Weg verhindern."

Russlands PrĂ€sident Wladimir Putin betonte, dass er Selenskij nicht lĂ€nger als legitimen Staatschef erachte und Ă€ußerte, sein Status könne womöglich den Friedensprozess untergraben. Trump hatte Selenskij schon einmal einen "Diktator ohne Wahlen" genannt, aber seitdem seine Kritik gemĂ€ĂŸigt.

Russland und die Ukraine hatten am 16. Mai in Istanbul die ersten direkten GesprĂ€che seit drei Jahren abgehalten und waren ĂŒbereingekommen, einen großen Gefangenenaustausch durchzufĂŒhren und einander die Bedingungen fĂŒr eine Waffenruhe zu prĂ€sentieren. Der Kreml hat bestritten, die Verhandlungen zu verzögern, und am Mittwoch mitgeteilt, er werde ein Memorandum fertigstellen, das seine Vision des Friedens skizziere.

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de.rt.com/international/246465


EU will "Quelle des Lebens" bis 2030 um zehn Prozent kĂŒrzen


Von Elem Chintsky

Der europĂ€ische Staatenverbund ĂŒbertrifft sich nahezu wöchentlich in seiner planwirtschaftlichen FĂŒrsorge. So berichtete gestern die britische Financial Times von dem Vorhaben der EU-Kommission, ihren Mitgliedsstaaten eine Minderung der Wassernutzung um zehn Prozent bis 2030 aufzutragen.

Der Hauptgrund fĂŒr die zentral aus BrĂŒssel orchestrierte Senkung des Wasserverbrauchs sind lĂ€ngere und sich ausweitende DĂŒrreperioden auf dem europĂ€ischen Kontinent, welche somit auch in die Agenda des Klimawandels bĂŒrokratisch integriert werden. Kurzum: stetig steigender Wassermangel. Im Juni soll schon der offizielle, detaillierte Plan dazu veröffentlicht werden und die nationalen Parlamente der EU-Nationen behelligen.

Dieser EU-Plan sollte als eine Fortsetzung der Warnungen BrĂŒssels aus dem letzten Jahr gesehen werden, in denen von einem zunehmenden Wettbewerb um die Wasserressourcen die Rede war – einschließlich der potenziellen Gefahr von Konflikten innerhalb und zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. Die grĂ¶ĂŸte Nachfrage fĂŒr Wasser sei in der EU den Branchen Energie und Landwirtschaft zuzuordnen – also besonders KĂŒhlung und BewĂ€sserung.

Parallel zu dem wachsenden DĂŒrreproblem kommt ironischer- sowie bedauerlicherweise auch das steigende Hochwasser fĂŒr viele EU-Mitglieder als Belastung hinzu. Auch weltweit sind bilaterale Konflikte aufgrund des Zugangs zu gemeinsamen, lebenswichtigen Wasserquellen – wie der Zwischenfall aus dem Jahr 2023 zwischen Kabul und Teheran klar zeigt – keine Seltenheit.

Die Raten des Niederschlags in der EU sind extrem unterschiedlich. Wo LĂ€nder im Norden genĂŒgend RegenfĂ€lle verzeichnen, sind sĂŒdeuropĂ€ische LĂ€nder wie Griechenland, Spanien und Zypern mit einem Mangel an Niederschlag – und somit einer schlechteren Wasserversorgung – konfrontiert. Viele dieser UnzulĂ€nglichkeiten sind auch auf eine lange vernachlĂ€ssigte Infrastruktur zurĂŒckzufĂŒhren – um diese finanziell anzugehen, seien laut der EU-Kommission jĂ€hrlich 23 Milliarden Euro vonnöten. Wenn die EU-BĂŒrokraten es schaffen, eine plausible Kausalkette zwischen der Sicherung elementarer Wasserversorgung und der AufrĂŒstung gegen Russland zu bilden, dann könnte man sogar aus dem Sondervermögen von 800 Milliarden Euro schöpfen.

Wird Berlin mit BrĂŒssel einhergehen? Schon Anfang des Jahres hat der von manchen als staatsnah empfundene, öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Berufung auf eine Experten-Studie geschrieben, dass "Deutschland zu viel Wasser verbraucht". Dabei wurde das Thema bereits zu Anbeginn der Corona-Krise mit strategisch-stiefvĂ€terlicher Voraussicht gestreut. Das zu vermittelnde GefĂŒhl der Dringlichkeit hat eine steigende Tendenz. Demnach kann davon ausgegangen werden, dass das Berlin unter Bundeskanzler Merz BrĂŒssels Vorhaben bis 2030 dahingehend unterstĂŒtzen wird.

Zusammen mit dem Nachhaltigkeitsziel vom koalitionsĂŒbergreifenden SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius, bis 2030 gegen Russland kriegstĂŒchtig zu werden, gilt die Devise: "Wasserknappheit bewĂ€ltigen fĂŒr neuen Drang nach Osten". Oder sollte es eher heißen: "Neuer Drang nach Osten, mehr als nötig und möglich – trotz Wasserknappheit"? Zu guter Letzt: "EU-Wasserknappheit als forensisch belegte, hybride russische KriegsfĂŒhrung – Drang nach Osten deshalb richtig, wichtig und gut".

In Zeiten, in denen bereits aus den EU-Einrichtungen selbst sanfter Widerstand gegenĂŒber der Übergriffigkeit der EU-Kommission und Ursula von der Leyen wĂ€chst, scheint BrĂŒssel trotzdem seine zentralistische Narrenfreiheit noch ungehindert und in vollen ZĂŒgen zu nutzen. Und das, obwohl aufgrund dieser jahrelangen Politik die allgemeine Energiesicherheit, Wirtschaftsleistung und soziale Harmonie innerhalb der EU weiter rasant fĂ€llt.

Auch die kulturell-ideologische Gleichschaltung ufert in ihrer EU-weiten Anwendung schrittweise aus – wie Ungarns gesetzlich durchgesetztes Verbot von LGBT-MĂ€rschen klar zeigt. 17 EU-Mitglieder – angefĂŒhrt von Schweden, der BRD und Frankreich – riefen von der Leyens Kommission auf, "das ihr zur VerfĂŒgung stehende Instrumentarium der Rechtsstaatlichkeit unverzĂŒglich in vollem Umfang zu nutzen", um Budapest zu disziplinieren. Neun weitere EU-Mitglieder weigerten sich, dem Aufruf zu folgen – darunter auch RumĂ€nien, das nach einem kurzlebigen Abenteuer direkter Demokratie erst kĂŒrzlich der fremdbestimmten, liberalen Scheindemokratie mit EU-Siegel zugefĂŒhrt wurde.

Womöglich könnten einige EU-Agenden der bĂŒrokratischen Effizienz halber auch fusioniert werden, um das ambitionierte Sondervermögen weniger zu belasten? LGBTH2O-MĂ€rsche fĂŒr eine genderneutrale BekĂ€mpfung der gesichert rechtsextremistischen Wasserknappheit.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit RT DE besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprĂŒnglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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de.rt.com/europa/246358-eu-wil


"Wir werden aufgerieben": Kiews Mobilisationsplan gescheitert


Von Sachar Andrejew

Cheeseburger und Serien

Seit der Regierungszeit von Joe Biden fordert der Westen von Kiew, das Einberufungsalter zu senken. Die Ukraine ist darĂŒber wenig begeistert, aus Sorge vor einer Destabilisierung der gesellschaftlichen Lage. Ganz darauf verzichten kann sie allerdings auch nicht, weil davon die Waffenlieferungen abhĂ€ngen. Im Jahr 2024 wurde das Mobilisierungsalter von 27 auf 25 Jahre herabgesetzt. Doch den nordatlantischen VerbĂŒndeten reicht das nicht: Sie fordern, dass 18-JĂ€hrige an die Front gehen.

Selenskijs Regierung versuchte, einen Kompromiss zu finden, indem sie der Jugend einen Jahresvertrag "18-24" vorschlug, der die Auszahlung von einer Million Griwna (umgerechnet etwa 21.000 Euro) vorsah. Nach zwölf Jahren Dienst soll ein Soldat eine Sperrfrist von einem Jahr und eine Ausreiseerlaubnis erhalten. GegenwĂ€rtig ist MĂ€nnern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren − mit wenigen Ausnahmen − die Ausreise aus dem Land verboten.

Das ukrainische Verteidigungsministerium entfaltete eine umfassende WerbetĂ€tigkeit und betonte dabei, was man fĂŒr eine Million Griwna kaufen könne, zum Beispiel 33 Millionen Robux (virtuelle WĂ€hrung im beliebten Videospiel Roblox), 185 Jahre des Premium-Abonnements von Netflix oder 15.625 Cheeseburger bei McDonald's.

Alexander der Große und Napoleon

Die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken der Behörde haben all das heftig kritisiert. "Wenn du erst in SchĂŒtzengrĂ€ben sitzt, wirst du keine Million wollen", schrieb einer. "Vergiss nicht, dass der Großteil dieses Geldes fĂŒr AusrĂŒstung, Reparaturen und sonstige militĂ€rische Notwendigkeiten ausgegeben werden muss", fĂŒgte ein anderer hinzu.

Auch das ukrainische MilitÀr nahm an der Agitation teil. Ein KÀmpfer der 128. Separaten Bergsturmbrigade sagte in einem Video:

"Denkst du, dass 18 Jahre zu wenig dafĂŒr sind, um ein berĂŒhmter Krieger und Feldherr zu werden. Doch die Geschichte sagt, dass es möglich ist. Alexander der Große nahm mit 18 Jahren an der Schlacht von Chaironeia teil, und mit 24 eroberte er schon Kleinasien, Phönizien, Ägypten und grĂŒndete eines der grĂ¶ĂŸten Reiche der Welt."

Anschließend fĂŒgte er hinzu:

"Napoleon Bonaparte galt mit 24 Jahren schon als glÀnzender Feldherr und erhielt sogar den Rang eines Generals. Seinen 43. Geburtstag feierte der Kaiser im brennenden Moskau."

Die weiteren Ereignisse hat der Propagandist freilich verschwiegen.

Heute ist es offensichtlich: Die als "glĂ€nzend" bezeichnete Werbekampagne zeigte nicht den gewĂŒnschten Effekt.

Arme und MillionÀre

Wie das Wall Street Journal meldet, haben seit dem Start des Projekts im Februar nur etwa 500 Personen den "Vertrag 18-24" unterzeichnet. Dabei verließen viele das MilitĂ€r schon im Ausbildungslager. Einer der GrĂŒnde ist der Druck der Eltern. Jene, die sich doch der Armee angeschlossen hatten, sahen sich mit einer Abneigung vonseiten ihrer Kameraden konfrontiert. Ältere Soldaten hielten sich fĂŒr benachteiligt. Die jungen Rekruten werden abschĂ€tzig "MillionĂ€re" genannt, schreibt die US-Zeitung.

KĂ€mpfern, die lange an der Front sind, wurde weder Geld noch eine Demobilisierung versprochen. In den Reihen des ukrainischen MilitĂ€rs macht sich das GefĂŒhl der Erschöpfung und EnttĂ€uschung breit, schreibt The Economist. Die Moral ist sowohl bei erfahrenen Soldaten und Offizieren als auch bei Rekruten niedrig. Alle sind belastet vom Fehlen einer klaren Aussicht auf ein Kriegsende und von der GeringschĂ€tzung des Kommandos fĂŒr Menschenleben.

Alexander Scherschin, ein Bataillonskommandeur der 47. Mechanisierten Brigade, die als eine Eliteeinheit gilt und bei Pokrowsk kÀmpft, rÀumte in sozialen Netzwerken ein:

"In den letzten Monaten hatten wir den Eindruck, dass wir aufgerieben werden, dass unser Leben als eine Art Einwegware betrachtet wird."

Der Offizier rief den ukrainischen Generalstab auf, die Möglichkeiten des ukrainischen MilitĂ€rs nĂŒchtern und auf Grundlage der Lage vor Ort neu zu bewerten.

Einfache Soldaten stimmen in einer solchen Lage mit den FĂŒĂŸen ab. Wie die Rada-Abgeordnete Marjana Besuglaja behauptet, haben etwa ein Drittel der Soldaten an der Front ihre Einheiten verlassen.

Heimat und Fremdland

Vor diesem Hintergrund entscheiden sich junge Menschen immer öfter, auszuwandern, und nutzen dafĂŒr alle Schlupflöcher, darunter die Korruption, betont das Wall Street Journal. Sie fliehen schon im Schulalter. Zuvor war in der Ukraine ĂŒber ein neues ReisegeschĂ€ft berichtet worden: Jugendliche werden kurz vor ihrem 18. Geburtstag außer Landes gebracht.

Junge Ukrainer sehen keinen Sinn darin, eine Karriere zu Hause zu verfolgen, weil sie mit 25 Jahren ohnehin mobilisiert werden, erklĂ€rt die Zeitung. Somit fĂŒhren alle Wege in die Armee, doch weder die Chance, zum neuen Napoleon zu werden, noch tausende Cheeseburger können junge Menschen motivieren.

Nach Meinung des Politologen Alexander Dudtschak zeugt dies davon, dass die ukrainische Propaganda an ihre Grenze gestoßen ist. Der Experte erklĂ€rt:

"Alle Ideologisierten sind lĂ€ngst in der Armee, viele sind gefallen. Der Großteil der jungen Menschen sieht fĂŒr sich keine Zukunft unter diesem politischen Regime. Sie haben weder eine Heimat noch eine Idee, fĂŒr die es sich zu sterben lohnen wĂŒrde. Sie mit 'Zuckerbrot' in den Krieg zu locken, ist schlicht lĂ€cherlich. Deswegen sind die Ergebnisse der Freiwilligenanwerbung auch so schlecht."

Menschen und Drohnen

Doch die Lage soll nicht darĂŒber hinwegtĂ€uschen, dass das ukrainische MilitĂ€r trotz des Personalmangels seine KampffĂ€higkeit bewahrt, betont der MilitĂ€ranalytiker Dmitri Kornew. Dies wird vor allem durch Drohnen erreicht. Kornew erklĂ€rt:

"Die ukrainischen StreitkrĂ€fte versuchen, von direkten Gefechten zu kontaktlosen Kampfhandlungen ĂŒberzugehen, bei denen statt Menschen Drohnen eingesetzt werden. In ihrer Lage ist es praktisch die einzige Möglichkeit, die Front zu stabilisieren. Anscheinend gelingt es bisher. An einigen Abschnitten wurde mithilfe von Drohnen eine gestaffelte Verteidigung von zehn bis 15 Kilometern Tiefe aufgebaut."

Seinen Angaben zufolge sei es Kiew gelungen, eine Massenproduktion von Drohnen zu organisieren, zumal es an Bauteilen nicht mangelt. Allerdings werden Menschen trotzdem weiterhin gebraucht. Kornew fĂŒgt hinzu:

"Auch eine auf Drohnen basierende Verteidigung kann durchbrochen werden – wenn auch zu einem hohen Preis. Eine Stadt mit Drohnen zurĂŒckzuerobern, ist unmöglich."

Doch alle Angaben ĂŒber die Probleme des ukrainischen MilitĂ€rs seien mit Vorsicht zu genießen, das Medienbild könne sich von der RealitĂ€t erheblich unterscheiden, fĂŒgt Kornew hinzu. Wie genau es um das ukrainische Personal steht, ist nicht bekannt.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 29. Mai 2025.

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de.rt.com/international/246340


Weltmachtstreben im Reality Check: EU und Deutschland verlieren an Bedeutung


Von Gert Ewen Ungar

Die EU verliert an Einfluss. Der Abstieg ist selbst verschuldet. Falsche, die Nachfrage dĂ€mpfende Wirtschaftspolitik, politische Korruption und eine ausschließlich auf das transatlantische BĂŒndnis ausgerichtete Außenpolitik gepaart mit Aggressionen gegenĂŒber den einstmals wichtigen Partnern Russland und China sind als Ursachen fĂŒr den Abstieg zu nennen.

Die EU gilt nichts in der Welt, aber auch ihre Mitgliedstaaten gelten immer weniger. Den Bedeutungsverlust Deutschlands hat zuletzt Außenminister Johann Wadephul bei seinem Antrittsbesuch zwar unfreiwillig, dafĂŒr aber sehr anschaulich vorgefĂŒhrt. Sein Treffen mit seinem Amtskollegen Marco Rubio in Washington hinterließ den Eindruck eines kĂŒhlen Hauches von Nichts. Es gab nicht einmal eine gemeinsame Pressekonferenz.

Der aus deutscher Sicht wichtigste VerbĂŒndete ließ den deutschen Außenminister schlicht abblitzen. Ein Tweet von US-Außenminister Rubio zum Besuch seines deutschen Kollegen kann auch mit viel Wohlwollen nur unterkĂŒhlt genannt werden. In den US-Medien fand der Besuch ebenso wenig Beachtung wie in der US-Politik. Es gab kaum Interesse an Treffen mit dem deutschen Chefdiplomaten.

Wadephul versuchte mit viel Rhetorik ĂŒber die Abfuhr hinwegtĂ€uschen, allerdings stand ihm bei all seinen Beschwörungen der transatlantischen Freundschaft noch nicht einmal der Pförtner des Weißen Hauses als symbolische Dekoration zur Seite.

Germany’s new government recognizes the urgency of the world’s current challenges and is meeting it with action. Today, I welcomed Foreign Minister @JoWadephul to Washington. Germany is stepping up: boosting defense, containing destabilizing actions from Beijing, and supporting
 pic.twitter.com/fmPdgZVzGD
— Secretary Marco Rubio (@SecRubio) May 28, 2025

FĂŒr das Land, das fĂŒr sich einen FĂŒhrungsanspruch in der EU reklamiert, interessiert man sich in der realen Welt der internationalen Diplomatie nicht die Bohne, ist die Nachricht, die Washington Berlin ĂŒbermittelte.

Den Bedeutungsverlust versuchen sowohl die EU als auch Deutschland durch Militarisierung auszugleichen. Deutschland und die EU setzen auf Militarismus, um den Einflussverlust zu kompensieren. "Wenn sie uns schon nicht lieben, dann sollen sie uns wenigstens fĂŒrchten", ist die Devise in Westeuropa.

Die zur Diplomatie in Ă€hnlicher Weise wie Johann Wadephul befĂ€higte EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas drĂ€ngt auf AufrĂŒstung im Schwarzmeerraum. Neben der ĂŒblichen Floskel von der russischen Bedrohung stellt Kallas fest, dass die Region fĂŒr die EU von strategischer Bedeutung ist. Das ist sicherlich richtig, allerdings ist die Art, wie die EU mit dieser fĂŒr sie strategischen Bedeutung umgeht, eben typisch westlich, nĂ€mlich imperialistisch.

Trotz des Bedeutungsverlusts bleibt der Anspruch bestehen, die Bedingungen diktieren zu können. Das muss zur Konfrontation fĂŒhren. Die Unterschiede werden schon daran deutlich, dass sich einige der Schwarzmeeranrainer im Gegensatz zur EU weder von Russland noch von China bedroht sehen.

Die TĂŒrkei ist im Gegenteil aktiver Vermittler im Ukraine-Konflikt, und Georgien sucht gerade die Aussöhnung mit Russland und baut gemeinsam mit China einen Tiefseehafen. Die EU hat im wirtschaftlichen und diplomatischen Wettbewerb verloren. Sie ist schlicht und ergreifend unattraktiv. Sie hat nichts zu bieten.

Dass Kallas wie auch von der Leyen selbst glauben, die Staaten der Welt suchen nach verlĂ€sslichen Partnern und die EU sei dieser Partner, ist an Selbstbetrug schwer zu toppen. Die EU verhĂ€ngt Zwangsmaßnahmen gegen alle, die sich den BrĂŒsseler Vorgaben nicht bedingungslos beugen, und verlangt Unterordnung bis zur Selbstaufgabe. Gelder werden willkĂŒrlich einbehalten, Verabredungen nicht eingehalten, alles mit dem Ziel, Regierungen zu disziplinieren und auf EU-Linie zu zwingen. Georgien und Serbien können davon ebenso ein Lied singen wie Ungarn und die Slowakei.

Diesen Mangel an AttraktivitĂ€t gleicht natĂŒrlich auch Bewaffnung nicht aus – Diplomatie könnte helfen. Das Suchen nach Kompromissen. Allerdings mĂŒsste man dann auch Diplomaten in die entsprechenden Positionen befördern. Weder Kallas noch Wadephul sind mit ihren von Klischees und Ideologie durchtrĂ€nkten Weltbildern zur Diplomatie fĂ€hig. Beide Figuren entsprechen selbst einem Klischee: dem des selbstherrlichen Herrenmenschen, der sich schon qua Herkunft fĂŒr ĂŒberlegen und zur Herrschaft auserkoren fĂŒhlt. Das ist nicht nur unattraktiv, das ist auch unsympathisch und gefĂ€hrlich.

Gut ist, dass es unwahrscheinlich ist, dass das EU-AufrĂŒstungsprojekt erfolgreich sein wird. Das Projekt wird genauso schnell fallen gelassen wie der New Green Deal. Die EU verfolgt Ziele nicht konsequent. In diesem Fall ist das eine gute Nachricht.

Dass die Weltgemeinschaft aber erneut die Entstehung eines militarisierten Deutschlands hinnimmt, das sich nicht mehr an den 2+4-Vertrag gebunden fĂŒhlt und danach strebt, grĂ¶ĂŸte MilitĂ€rmacht in Europa zu werden, ist schlich nicht vorstellbar. Auch wenn man in Deutschland nicht bereit ist, aus der eigenen Geschichte zu lernen, im Rest der Welt ist man es. Niemand auf dieser Welt hat ein Interesse an einem bis an die ZĂ€hne bewaffneten Deutschland und der Wiederholung der Ereignisse der ersten HĂ€lfte des 20. Jahrhunderts. Wadephul sollte sich daher daran gewöhnen, dass er als ReprĂ€sentant eines geschichtsvergessenen Deutschlands allein und isoliert in der Ecke steht, wie das in dieser Woche in Washington passiert ist.

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de.rt.com/meinung/246424-weltm


Diese Nation will die Kriegsmaschine der NATO werden – Was wird Russland tun?


Von Dmitri Kornew

Das NATO-Mitglied Polen, das eine lange Grenze mit Weißrussland teilt und an die russische Exklave Kaliningrad grenzt, hat angekĂŒndigt, dass es die grĂ¶ĂŸten Divisions-MilitĂ€rĂŒbungen seiner jĂŒngeren Geschichte durchfĂŒhren will. Verteidigungsminister WƂadysƂaw Kosiniak-Kamysz gab diese ErklĂ€rung am Montag ab und unterstrich damit die zunehmende Angleichung Warschaus an westliche MilitĂ€rstrukturen. Auch wenn die Einzelheiten geheim bleiben, deutet der Umfang der Manöver auf eine weitere Eskalation der polnischen MilitĂ€rprĂ€senz in der Region hin.

Polnische Vertreter bezeichnen die Übungen als direkte Antwort auf Sapad 2025, eine groß angelegte gemeinsame MilitĂ€rĂŒbung, die Russland und Weißrussland fĂŒr September geplant haben. In Polen ist die einst vorsichtige strategische Planung jedoch einem zunehmend kriegerischen Ton der politischen und militĂ€rischen FĂŒhrung gewichen. Diskussionen ĂŒber einen möglichen Konflikt mit Russland – einem nuklear bewaffneten Staat – werden nun mit beunruhigender HĂ€ufigkeit im politischen Mainstream Warschaus geĂ€ußert.

Premierminister Donald Tusk und Generalstabschef WiesƂaw KukuƂa haben beide offen ĂŒber mögliche Kriegsszenarien gesprochen. PrĂ€sident Andrzej Duda, der noch vor einem Jahr den Gedanken an eine russische Invasion zurĂŒckwies, steht nun einer Regierung vor, die sich offenbar voll und ganz auf eine Konfrontation vorbereitet. Einige Abgeordnete haben sogar – halb im Scherz, halb im Ernst – erklĂ€rt, sie wĂŒrden ihre eigenen Frauen an die Front schicken.

Doch die Rhetorik ist nur ein Teil des Bildes. In den letzten Jahren hat Polen eine umfassende militĂ€rische Modernisierungskampagne gestartet, die seine Verteidigungspolitik zu einer der aggressivsten in Europa gemacht hat. Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts (SIPRI) ist der polnische Verteidigungshaushalt von 15,3 Milliarden US-Dollar (13,5 Milliarden Euro) im Jahr 2021 auf schwindelerregende 38 Milliarden Dollar (33,5 Milliarden Euro) im Jahr 2024 angestiegen – mehr als eine Verdoppelung in nur drei Jahren. Die Auswirkungen dieser Aufstockung – in einer Region, die bereits von historischem Misstrauen geprĂ€gt ist – werfen ernsthafte Fragen darĂŒber auf, ob Polen die regionale Sicherheit erhöht oder die geopolitischen Spannungen verschĂ€rft.

Panzer, Artillerie und die grĂ¶ĂŸte AufrĂŒstung in Europa

Am 27. MĂ€rz 2025 unternahm Polen einen großen Schritt bei der Überholung seiner LandstreitkrĂ€fte, indem es die erste Serie von 111 im Inland gebauten Borsuk-SchĂŒtzenpanzern bestellte. Der mit der Polnischen RĂŒstungsgruppe (PGZ) unterzeichnete Vertrag im Wert von 1,5 Milliarden Euro sieht die Auslieferung bis 2029 vor. Letztendlich plant Warschau die Beschaffung von rund 1.000 dieser SchĂŒtzenpanzer sowie von 400 Spezialfahrzeugen, die auf der gleichen Plattform gebaut werden.


Der neue amphibische SchĂŒtzenpanzer Borsuk der polnischen StreitkrĂ€fte auf einer Ausstellung in Warschau, 7. Mai 2025Klaudia Radecka/NurPhoto via Getty Images / Gettyimages.ru
Der Borsuk ist ein Sinnbild fĂŒr den polnischen Ansatz: nationale Produktion in enger Zusammenarbeit mit dem Ausland. Der SchĂŒtzenpanzer ist mit dem US-amerikanischen 30-mm-KettengeschĂŒtz Mk44S Bushmaster II und israelischen Spike-Panzerabwehrraketen ausgestattet. Sein Design spiegelt die Erfahrungen mit dem amerikanischen Bradley wider, und sĂŒdkoreanische Firmen könnten am Bau des Fahrgestells beteiligt sein.

Neben der Kampfversion wird die Borsuk-Plattform eine Reihe von Spezialfahrzeugen hervorbringen, darunter die AufklĂ€rungseinheiten Ć»uk, die FĂŒhrungsfahrzeuge Oset, die SanitĂ€tssysteme Gotem, die gepanzerten Bergungseinheiten Gekon und die CBRN-AufklĂ€rungsplattformen Ares (CBRN: chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear). Polen plant außerdem, den 120-mm-Mörser M120 Rak auf dem Borsuk-Fahrgestell zu montieren, um die Vielseitigkeit des Fahrzeugs auf dem Schlachtfeld zu erhöhen.

Das Borsuk-SchĂŒtzenpanzerprogramm ist nur ein Teil eines viel grĂ¶ĂŸeren Puzzles. Von 2010 bis 2025 ist Polen zum grĂ¶ĂŸten KĂ€ufer gepanzerter Fahrzeuge in Europa geworden. Sein Inventar umfasst jetzt:

  • 250 amerikanische M1A2 SEPv3 Abrams-Panzer, deren Auslieferung bis 2026 erwartet wird – zusĂ€tzlich zu den 116 M1A1, die bereits im Einsatz sind;
  • 220 deutsche Leopard 2A4/2A5-Panzer, die erhalten und aufgerĂŒstet wurden;
  • 1.000 sĂŒdkoreanische K2-Panzer des Typs Black Panther, von denen 110 bereits geliefert wurden, wobei eine lokale Produktion geplant ist;
  • ĂŒber 550 finnische Rosomak-RadschĂŒtzenpanzer, die zum Teil in Polen montiert werden.

Allein die Rosomak-Plattform erfĂŒllt zahlreiche Aufgaben – vom Truppentransport bis zur Koordination der Artillerie. Inzwischen stellt Polen auch ĂŒber 800 sĂŒdkoreanische 155-mm-Panzerhaubitzen des Typs K9 Thunder in Lizenz her und baut weiterhin mindestens 300 im eigenen Land entwickelte Haubitzen des Typs Krab. Ältere AusrĂŒstung aus der SowjetĂ€ra, wie PT-91 Twardy-Panzer und BWP-1 APCs, werden nur noch begrenzt eingesetzt.


Der finnische Rosomak-RadschĂŒtzenpanzer, der zum Teil in Polen montiert wird, auf einer MilitĂ€rparade der polnischen StreitkrĂ€fte in Warschau, 15. August 2024Beata Zawrzel/NurPhoto via Getty Images / Gettyimages.ru
SĂŒdkoreanische Technologie, amerikanische Feuerkraft, polnische Industrie

Das HerzstĂŒck von Polens militĂ€rischer Umgestaltung ist seine sich vertiefende Partnerschaft mit SĂŒdkorea. Die Verteidigungsindustrie Seouls ist zu einem Eckpfeiler der AufrĂŒstungsbemĂŒhungen Warschaus geworden und liefert nicht nur Waffensysteme, sondern hilft auch beim Aufbau lokaler ProduktionskapazitĂ€ten.

Der K2 Black Panther – Polens grĂ¶ĂŸter Verteidigungsauftrag – ist ein 55 Tonnen schwerer Kampfpanzer mit modernen Zielsystemen, aktiver Schutzpanzerung und einem 1.500-PS-Motor. Er konkurriert mit dem russischen T-90 und soll schließlich alle anderen Panzer in Polens Arsenal ĂŒbertreffen. Im Gegensatz dazu werden Ă€ltere westliche Panzer wie der Leopard 2 und der M1 Abrams auf unterstĂŒtzende Funktionen reduziert oder ganz ausgemustert.


Der sĂŒdkoreanische Kampfpanzer K2 Black Panther wĂ€hrend einer MilitĂ€rparade der polnischen StreitkrĂ€fte in Warschau, 15. August 2023Beata Zawrzel/NurPhoto via Getty Images / Gettyimages.ru
Das sĂŒdkoreanische Know-how kommt auch bei der Panzerhaubitze Krab (basierend auf dem Fahrgestell K9), dem Raketensystem Chunmoo (montiert auf polnischen Jelcz-Lkw) und SchlĂŒsselkomponenten des SchĂŒtzenpanzers Borsuk zum Einsatz. Finnische und amerikanische Unternehmen vervollstĂ€ndigen die Zusammenarbeit: Patria ist an der Entwicklung der Rosomak-Plattform beteiligt, wĂ€hrend Oshkosh die Fahrgestelle liefert.

Die RaketenfĂ€higkeit ist ein weiterer wichtiger Pfeiler der Modernisierung. Polen erwirbt 500 amerikanische HIMARS- und rund 300 sĂŒdkoreanische K239 Chunmoo-Mehrfachraketen-Systeme. Diese Plattformen können prĂ€zisionsgelenkte Raketen auf Entfernungen von 36 bis 300 Kilometern abfeuern – einschließlich Munition der ATACMS-Klasse – und geben der NATO eine hochmobile Eingreiftruppe tief in Osteuropa an die Hand.

Beide Systeme sind satellitengesteuert, hochmobil und fĂŒr schnelle, flexible SchlĂ€ge ausgelegt – zusammen bilden sie das RĂŒckgrat einer leistungsstarken neuen AngriffsfĂ€higkeit.

Sobald die Beschaffung abgeschlossen ist, wird Polen nicht nur das stÀrkste gepanzerte Korps der NATO in Europa aufstellen, sondern auch zu den fÀhigsten RaketenstreitkrÀften gehören.


Das sĂŒdkoreanische Raketenartilleriesystem K-239 Chunmoo wĂ€hrend einer Ausstellung in Seoul, 16. Oktober 2025KIM Jae-Hwan/SOPA Images/LightRocket via Getty Images / Gettyimages.ru
Und es gibt sogar noch ehrgeizigere Ziele. Warschau hat offen ĂŒber die Stationierung US-amerikanischer Atomwaffen und Mittelstrecken-Raketensysteme auf seinem Territorium gesprochen. Diese GesprĂ€che sind zwar noch vorlĂ€ufig, aber sie spiegeln einen klaren Wandel im polnischen strategischen Denken wider – weg von der Verteidigung und hin zur Abschreckung oder sogar zu einer vorwĂ€rts gerichteten Konfrontation.

Was bedeutet das?

Polen ist dabei, seine Bodentruppen grundlegend umzugestalten, und bis zum Ende dieses Jahrzehnts könnte es zur schlagkrĂ€ftigsten Streitmacht in Europa werden. Was ist der Grund fĂŒr diese VerĂ€nderung? Die meisten AufrĂŒstungsprogramme werden mit der angeblichen Bedrohung durch Russland gerechtfertigt – eine Behauptung, die zwar fragwĂŒrdig ist, sich aber fĂŒr viele NATO-Mitglieder als politisch bequem erwiesen hat. Und es hat den Anschein, dass Polens FĂŒhrung wirklich daran glaubt.

Eine weitere wahrscheinliche Motivation ist die Entwicklung der polnischen Verteidigungsindustrie. Viele der neuen Programme beinhalten den Aufbau lokaler Produktions- und Montagelinien, was das industrielle Wachstum fördert und Polen hilft, Zugang zu fortschrittlichen Technologien zu erhalten.

Diese ModernisierungsbemĂŒhungen sind möglicherweise das teuerste und ehrgeizigste MilitĂ€rprogramm in Europa. Sobald es abgeschlossen ist, wird Polen zur fĂŒhrenden NATO-Streitkraft im Osten aufsteigen. Eine so umfangreiche AufrĂŒstung bedarf einer Rechtfertigung – und vielleicht ist das der Grund, warum die Darstellung der russischen Bedrohung in den letzten Jahren so aktiv gefördert wurde.

Auch die Zusammenarbeit Polens mit der derzeitigen Regierung in Kiew ist ein wichtiger Faktor. Warschau beliefert die Ukraine mit Artillerie, gepanzerten Fahrzeugen und Munition, hat ihr aber keine modernen Panzer angeboten. Inzwischen ist Polen kurz davor, seine NATO-Verpflichtungen in Bezug auf die Verteidigungsausgaben zu erfĂŒllen.

Was bedeutet dies fĂŒr Russland, und wie könnte es darauf reagieren? In Zukunft könnte es BemĂŒhungen geben, neue Vereinbarungen zur Begrenzung konventioneller Waffen in Europa zu treffen, an denen sowohl langjĂ€hrige NATO-Mitglieder als auch neuere wie Polen beteiligt sind, oder auch die Ukraine. Gleichzeitig könnten Russland und Weißrussland ihre militĂ€rische Integration vertiefen – nicht nur im Hinblick auf konventionelle StreitkrĂ€fte, sondern auch auf moderne Raketensysteme.

Russland verfĂŒgt bereits ĂŒber Brigaden, die sowohl mit Iskander-M als auch mit den neuen Oreschnik-Systemen ausgerĂŒstet sind. Dies öffnet die TĂŒr sowohl fĂŒr nukleare als auch fĂŒr nichtnukleare Abschreckung, wobei letztere zur Vermeidung eines totalen Konflikts praktischer sein könnte.

Was die AufrĂŒstung Polens betrifft, so besteht das Problem darin, dass, wie ein altes Theatersprichwort sagt, wenn eine Waffe im ersten Akt an der Wand hĂ€ngt, sie irgendwann abgefeuert wird.

Dmitri Kornew ist MilitĂ€rexperte, GrĂŒnder und Autor des Projekts "MilitaryRussia". Übersetzt aus dem Englischen.

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de.rt.com/europa/246320-nation


Fest wÀhrend der Pest: EU pumpt Millionen in Pride-Projekte


Der Sommer eilt heran, sommerliche Temperaturen kĂŒndigen die warme Jahreszeit an – und mit ihr den Pride Month. WĂ€hrend globale Konzerne Unsummen investieren und Banken ihre Fassaden in Regenbogenfarben tauchen, um sich eine Aura der Toleranz zu verleihen, bleibt deren Engagement oft reine Inszenierung. Dass der Staat Geld in solche Projekte steckt, wirft hingegen Fragen nach der PrioritĂ€tensetzung auf.

So auch in Österreich: Ab dem 1. Juni 2025 werden in Wien wieder Regenbogenfahnen gehisst, Zebrastreifen bunt bemalt und Straßenbahnen in den Farben der LGBTIQ-Bewegung durch die Stadt rollen. Der Startschuss fĂŒr den alljĂ€hrlichen Pride-Marathon. Was frĂŒher als Zeichen fĂŒr gesellschaftliche Offenheit gefeiert wurde, gilt heute immer mehr als dekadente Symbolpolitik – vor allem, wenn Rezession, soziale Not und wirtschaftliche Belastungen die Leute beschĂ€ftigen. In Österreich, Deutschland und der Schweiz stĂ¶ĂŸt das auf wachsende Skepsis.

ZurĂŒck in Wien: Die Stadt pumpt dieses Jahr wieder fast eine Million Euro in Projekte fĂŒr DiversitĂ€t und Inklusion. Neben der UnterstĂŒtzung der Pride-Parade gibt es Kampagnen, die Öffis und stĂ€dtische Infrastruktur in Regenbogenfarben hĂŒllen. Die Verantwortlichen sehen das als klares Bekenntnis zu einer offenen, vielfĂ€ltigen Gesellschaft – ein Zeichen gegen Diskriminierung und fĂŒr Gleichberechtigung. Doch die Frage bleibt: Wo ist diese Haltung die restlichen elf Monate? Es fĂŒhlt sich fast an, als wĂ€re die LGBTIQ-Community nur im Pride-Monat willkommen – wie ein "Santa Claus", der nur zu Weihnachten auftaucht.

Die Wiener Ă€chzen unter den rasant steigenden Lebenshaltungskosten, doch die Stadt gibt munter weiter aus – das sorgt fĂŒr Zoff. Mieten, Strompreise und Inflation legen den Haushalten ordentlich Steine in den Weg. Sozialleistungen stehen auf dem PrĂŒfstand, und Ă€ltere Leute sowie Familien mit schmalem Budget rutschen immer tiefer in die Klemme.

Die Skepsis wÀchst: Ist die millionenschwere Regenbogenförderung wirklich nötig, wenn bezahlbarer Wohnraum, Pflege und Gesundheitsversorgung zu kurz kommen?

Mehr zum Thema - Auswirkungen des Ramadan auf Schulen: FPÖ kritisiert Migrationspolitik


de.rt.com/oesterreich/246438-f


Sonst riskiert Teheran israelischen Angriff: Saudi-Arabien forderte von Iran Deal mit Trump


Der Verteidigungsminister Saudi-Arabiens hat iranischen Beamten in Teheran letzten Monat eine deutliche Botschaft ĂŒbermittelt: Nehmen Sie das Angebot von PrĂ€sident Donald Trump ernst, ein Atomabkommen auszuhandeln, denn es bietet eine Möglichkeit, das Risiko eines Krieges mit Israel zu vermeiden.

Alarmiert durch die Aussicht auf weitere InstabilitĂ€t in der Region, entsandte der 89-jĂ€hrige saudische König Salman ibn Abd al-Aziz seinen Sohn, Prinz Khalid bin Salman, mit einer Warnung an den Obersten FĂŒhrer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, wie zwei der Regierung nahestehende Quellen aus der Golfregion und zwei iranische Beamte Reuters berichteten.

An dem Treffen hinter verschlossenen TĂŒren in Teheran, das am 17. April im PrĂ€sidentenpalast stattfand, nahmen laut den Quellen der iranische PrĂ€sident Massud Peseschkian, der Stabschef der StreitkrĂ€fte Mohammad Bagheri und Außenminister Abbas Araghtschi teil.

WĂ€hrend die Medien ĂŒber den Besuch des 37-jĂ€hrigen Prinzen berichteten, wurde der Inhalt der geheimen Botschaft von König Salman bisher nicht veröffentlicht. Prinz Khalid, der wĂ€hrend Trumps erster Amtszeit saudischer Botschafter in Washington war, warnte iranische Beamte laut den vier Quellen, dass der US-PrĂ€sident wenig Geduld fĂŒr langwierige Verhandlungen habe.

Der saudische Minister soll in Teheran die Botschaft ĂŒbermittelt haben, es sei besser, eine Einigung mit den USA zu erzielen, als die Möglichkeit eines israelischen Angriffs in Kauf zu nehmen, falls die GesprĂ€che scheitern sollten, so die beiden Quellen aus der Golfregion.

Der saudische Beamte soll argumentiert haben, dass die Region – die bereits durch die jĂŒngsten Konflikte im Gazastreifen und im Libanon zerrissen sei – eine weitere Eskalation der Spannungen nicht verkraften könne. Die Behörden in Saudi-Arabien und Iran reagierten nicht auf Anfragen nach einer Stellungnahme.

Laut Reuters hat Peseschkian in seinem Treffen mit dem Verteidigungsminister aus Saudi-Arabien betont, dass Teheran zwar sehr daran interessiert sei, eine Einigung zu erzielen, der Iran jedoch nicht bereit sei, sein Anreicherungsprogramm aufzugeben, nur weil Trump ein Abkommen wolle.

Die laufenden GesprĂ€che zwischen Washington und Teheran, die darauf abzielen, den jahrzehntelangen Atomstreit beizulegen, haben bereits fĂŒnf Runden durchlaufen. Es gibt jedoch noch immer zahlreiche Hindernisse, darunter die zentrale Frage der Anreicherung.

Wie Medienam Mittwoch ĂŒbereinstimmendberichteten, könnte Iran die Urananreicherung vorerst aussetzen, wenn die USA seine eingefrorenen Gelder freigeben und sein Recht auf die Anreicherung von Uran fĂŒr zivile Zwecke im Rahmen eines "politischen Abkommens" anerkennen. Dies könnte zu einem umfassenderen Atomabkommen fĂŒhren.

Mehr zum Thema – CNN berichtet ĂŒber mögliche israelische PlĂ€ne fĂŒr Angriff auf Iran


de.rt.com/der-nahe-osten/24640


Gibt es einen Keim der Hoffnung? Trauer und Zweifel in der deutschen Nacht


Von Dagmar Henn

Nein, ich will an mein Land nicht mit Trauer denken. Nicht mit Sorge um all jene, die noch dort sind. Ich will nicht darum kĂ€mpfen mĂŒssen, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass hinter dieser Finsternis wieder ein Ort liegt, der im vollen Sinne eine Heimat sein kann.

Aber es fĂ€llt schwer. Da sind all die kleinen Schritte, in denen StĂŒck fĂŒr StĂŒck Freiheiten und Rechte verschwunden sind, wie in einem von Termiten befallenen Balken, der sich immer weiter in eine leere HĂŒlle verwandelt, bis er eines Tages bricht und erkennbar wird, dass das nur noch ein Balken zu sein schien.

Die ganze lange Liste der GesetzesĂ€nderungen, die unter der letzten Regierung vorangetrieben wurden und die zum Teil sogar fast wörtliche Wiederaufnahmen frĂŒher Nazigesetze sind; die absurde Repression gegen einfachste MeinungsĂ€ußerungen; der Geifer vor dem Mund, mit dem die Kriegsparolen ins Volk gespien werden – vor dem inneren Auge wird das zu einer Wand aus finsterem Nebel, der das Land immer weiter verschlingt. Bilder, die eher aus fantastischen Romanen zu stammen scheinen, aber doch die einzigen, die das GefĂŒhl angemessen wiedergeben.

Könnte ich heute noch in Deutschland leben? Ich habe meine Zweifel, und ich weiß nicht, ob ich jene, die das bis heute tun, bedauern oder bewundern soll. Jedes Wort abwĂ€gen zu mĂŒssen, ehe ich es aussprechen kann, mein Denken wie ein Geheimnis zu behandeln, das ist nicht meins.

Als die Corona-Dressur hereinbrach, oder vielmehr aufgezwungen wurde, gab es zumindest noch die Hoffnung, das wĂ€re irgendwann wieder vorbei. Aber die NormalitĂ€t ist nie zurĂŒckgekehrt, und die scharfe Trennung in Gehorsame und Ungehorsame war, das bestĂ€tigt sich nun, nur das Vorspiel zur inzwischen verkĂŒndeten "KriegstĂŒchtigkeit". Eine erfolgreiche Erziehung zur Feindschaft.

Im historischen RĂŒckblick bleiben immer Fragen ungeklĂ€rt. In meiner Jugend war das die Frage, wie es denn sein konnte, dass die Deutschen Hitler hinterhermarschierten. Wie es möglich war, nicht zu erkennen, was da geschah. Und ich scherze seit Jahren gern, so genau hĂ€tte ich das nicht wissen wollen; nur, dass das kein Scherz ist.

Bei all diesen AnnĂ€herungen, diesen tausend kleinen Schnitten, fragt man sich immer: Kann man das noch irgendwie als demokratischen Zustand bezeichnen, oder ist das vorbei? Ich sage ganz ehrlich: Die Meldung vom Dienstag, diese Hausdurchsuchungen wegen "UnterstĂŒtzung einer terroristischen Vereinigung", erschreckten mich tiefer als alles andere zuvor. Das war körperlich wahrnehmbar: Nun ist die Schwelle ĂŒberschritten.

Nein, das liegt nicht daran, dass mir die Personen bekannt sind. Es liegt nicht einmal daran, dass dieser Schritt, die Definition der Volksrepubliken Donezk und Lugansk als "terroristische Vereinigungen" in konkrete Verfolgung umzusetzen, auf jeden Einzelnen zielt, der es im Verlauf der letzten Jahre gewagt hat, ĂŒber den ukrainischen BĂŒrgerkrieg, der 2014 begann, die Wahrheit zu sagen. Es ist die Tatsache, dass eine innere KriegserklĂ€rung, die schon lange in der Luft lag, damit nun vollzogen wurde.

In meiner Erinnerung gibt es einen Zeitpunkt, der bereits nahe dran war: als 1977 der damalige BDI/BDA-Chef Hanns Martin Schleyer entfĂŒhrt wurde, es binnen weniger Tage eine Handvoll GesetzesĂ€nderungen hagelte und die Propaganda, man mĂŒsse jetzt um ebenjenen Mann bangen, der eine Ă€ußerst unappetitliche Vergangenheit als Mitarbeiter Reinhard Heydrichs in der besetzten Tschechoslowakei aufzuweisen hatte, FrĂŒchte trug – bis dahin, dass man, sobald man gegen die eingefĂŒhrten Gesetze protestierte, fĂŒrchten musste, körperlich angegriffen zu werden.

Das waren Wochen wie auf Messers Schneide, voller Durchsuchungen und Beschlagnahmungen, garniert mit dem hörbaren Jubel ĂŒber die (umstrittenen) Selbstmorde in Stammheim. Das Morgen schien unberechenbar. Aber es ging vorĂŒber, und die meisten der damals verabschiedeten Gesetze verschwanden in den zwanzig Jahren danach unauffĂ€llig. ZurĂŒck blieb nur das GefĂŒhl, wie dĂŒnn schon damals die Wand war, die die NormalitĂ€t von der zĂŒgellosen UnterdrĂŒckung trennte. Und etwas anderes – die Militarisierung der Polizei, die damals erfolgte, wurde nie zurĂŒckgedreht. Die kommunale Polizei, die es bis Mitte der 1970er gab, hatte keine Maschinenpistolen.

Manchmal wĂ€re ich gerne dort, an einem Tisch, draußen, vor meinem Lieblingsaugustiner am Dom oder vor der Eisdiele am Pariser Platz, die kleinen, paradiesischen Momente, die so sehr an den Heimatort binden. Aber ich weiß nicht mehr, was davon noch ĂŒbrig ist, nach den VerwĂŒstungen, die Corona und Inflation bei den GeschĂ€ften, und noch schlimmer, die die letzten Jahre bei den Menschen hinterlassen haben. Das NĂ€heverbot der Corona-Zeit ist innerlich nie verschwunden. Nicht zu vergessen die doppelte Erziehung zum Verrat – die Förderung der Denunziation ebenso wie die Erfahrung, den Nachbarn, den Anderen, stĂ€ndig als Denunzianten fĂŒrchten zu mĂŒssen. Der Gehorsam ist das Resultat dessen, dass die meisten diesen Zustand nicht ertragen können und dann auf jene Position ausweichen, auf der das Risiko am Geringsten ist.

Was sich wiederholt, in der Reaktion auf die oben erwĂ€hnten tausend kleinen Schritte – die so, da bin ich mir sicher, vor fast fĂŒnfzig Jahren noch nicht möglich gewesen wĂ€ren. Da waren die Wochen des "Deutschen Herbstes" (der ĂŒbrigens damals von den europĂ€ischen Nachbarn mit Verwunderung aufgenommen wurde), der "bleiernen Zeit" (der Film von Margarethe von Trotha fĂ€ngt die AtmosphĂ€re gut), alles, was möglich war. Es waren noch zu viele, Juristen, KĂŒnstler, auch Politiker, die sich vernehmbar dagegen wandten. Verglichen damit war schon das Deutschland vor Corona eine WĂŒstenei.

Aber diesmal? Sergei Lawrow hat schon Recht, das ist eine Rutschbahn nach unten, und es rutscht alles, nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Verstand, Moral, Anstand, KritikfÀhigkeit, Friedfertigkeit, Menschlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Die kleine Geste mit den abgeschnittenen Schleifen an den KrÀnzen in Hebertshausen, das ist die Zwergausgabe eines Vernichtungswunsches. Dieses Denken wurde so normalisiert, dass es gar nicht mehr auffÀllt, nicht mehr heraussticht.

In der Zeit erschien gerade ein Artikel, der geradezu ein Musterbeispiel liefert, wie verzerrt das Denken inzwischen ist. Vor allem, weil die Überschrift erst einmal fast hoffen lĂ€sst: "Was, wenn der Ukraine die Kraft ausgeht?" Ja, was? WĂ€re es nicht irgendwann an der Zeit, sich zu erinnern, wie kostbar menschliches Leben ist?

Doch das, was geliefert wird, ist die Forderung nach mehr Krieg:

"Jeder Panzer, der unnĂŒtz in den Arsenalen der Bundeswehr steht, stellt fĂŒr Deutschland ein Sicherheitsrisiko dar. Krass gesagt: Er gefĂ€hrdet unsere Sicherheit, indem er nicht den kĂ€mpfenden Ukrainern zur VerfĂŒgung gestellt wird. (...) In der Ukraine mangelt es an KrĂ€ften, die hinter der Front Schutzbauten errichten, die SchĂŒtzengrĂ€ben ausheben, UnterstĂ€nde bauen, improvisierte Bunker fĂŒr die Bevölkerung. Warum nicht eine Art soziales Jahr einfĂŒhren, ein Schutzprogramm fĂŒr die Ukraine, bei der eine staatlich unterstĂŒtzte Agentur um Freiwillige wirbt, koordiniert mit der Ukraine?"

Deutsche Jugendliche zum Bunkerbau in die Ukraine, um die Kiewer Nazis zu retten? Wo sind die Jungs mit den weißen Westen, möchte man fragen, oder welche Zeitmaschine hat den Autor aus dem Jahr 1942 in die Gegenwart gebeamt? Ja, das Fundament wurde schon weit frĂŒher gelegt, mit wochenlangen Sondersendungen vom angeblich friedlichen Maidan und dann der Erfindung der "Querfront", um die ersten Friedensdemonstrationen zu attackieren, als der ukrainische BĂŒrgerkrieg begann. Aber es spielt so erschreckend zusammen, die Gehorsamkeitsdressur unter Corona, die staatlichen Maßnahmen und jetzt die offene Kriegspropaganda, und die Antwort war, Schritt fĂŒr Schritt, vor allem Schweigen.

Da stehe ich nun, mit meiner alten Frage, und womöglich hat genau dieses Stichwort "Terrorismus" die Erinnerungen an 1977 reaktiviert, die mir sagen, heute gibt es kein Halten mehr in dieser Richtung. Die Erfahrung, wie tief es geht, wie allgegenwĂ€rtig Repression sein kann, die mir jetzt das GefĂŒhl vermittelt, dass die Schwelle ĂŒberschritten ist.

Ich will an mein Land nicht mit Trauer denken, und ich tue es doch. Ich höre den Tonfall, mit dem die "KriegstĂŒchtigkeit" gefordert wird, und ich frage mich immer öfter, ob das andere Deutschland, das mir fehlt, je existiert hat oder immer nur eine dĂŒnne TĂŒnche ĂŒber dem Übel lag. Ob diesmal wirklich jede Hoffnung verloren ist, zu einer menschlichen NormalitĂ€t zurĂŒckzukehren, wie es einst Bertolt Brecht in der Kinderhymne schrieb: "dass die Völker nicht erbleichen wie vor einer RĂ€uberin, sondern ihre HĂ€nde reichen uns wie andern Völkern hin".

Nicht einmal mehr die Vorstellung, der Spuk wĂŒrde sich verflĂŒchtigen, spendet Trost. Wo wĂ€ren die Menschen, das, was verfallen ist, wieder aufzubauen, physisch und im Geiste? Wie kehrt man zurĂŒck aus einem Zustand, in dem neben dem unbegrenzten Egoismus nur noch das Schnarren der Kriegstreiber zu hören ist, die Kanonenfutter suchen?

Wenn man heute Originaldokumente der ersten Nachkriegsjahre liest, ehe die Westalliierten das Land in StĂŒcke schnitten, dann kann diese kurze Phase von Offenheit und Freiheit bei allem materiellen Elend zu TrĂ€nen rĂŒhren; aber damals war es der offene, blanke Schrecken gewesen, der zuvor das Schweigen erzwungen hatte; er hat, gegenĂŒber der vielfĂ€ltigen Manipulation und Isolation, die diesmal dem Schrecken vorausgegangen sind, den Vorteil, dass nicht nur seine An-, sondern auch seine Abwesenheit erkennbar ist.

Ich weiß, dass jede Nacht einmal endet. Doch ich weiß nicht mehr, ob fĂŒr einen neuen Tag noch genug Licht ĂŒbrig geblieben ist. Das ist es, was letztlich den Atem nimmt, mehr noch als die Sorge um alle, die noch im Land sind.

Da hilft es auch nichts, um all diese Momente der deutschen Geschichte zu wissen, um die Feigheit der deutschen StadtbĂŒrger, die den Bauernkrieg vor 500 Jahren in einem Blutbad enden ließ, das Elend des DreißigjĂ€hrigen Krieges, das Pech, dass durch die napoleonische Besatzung die Bildung des Nationalstaats und die politische Befreiung in Gegensatz zueinander gerieten; die Niederlagen 1848 und 1919, garniert mit Verrat, und noch viel mehr Verrat, eingeschlossen die deutsche Teilung und dann die Annexion.

All das gibt dem Schweigen seine Unschuld nicht zurĂŒck. Auch der Tatenlosigkeit nicht. Ja, es ist wieder so weit, dass ein GesprĂ€ch ĂŒber BĂ€ume "ein Schweigen ĂŒber so viele Untaten einschließt". Aber warum war es so leicht, durch einen einfachen Etikettenschwindel so viele zu tĂ€uschen, die es eigentlich hĂ€tten besser wissen mĂŒssen? Warum haben sie die Signale im Alltag nicht erkannt, das Misstrauen, die Enge, die gepredigte Erbarmungslosigkeit? Nur wegen der Taschenspielerei mit den Begriffen "rechts" und "links"?

War das, was ich selbst getan habe und tue, das Richtige, und war es genug? Jetzt scheint alles zu spĂ€t, zu wenig, da nicht einmal mehr die einfachste, selbstverstĂ€ndlichste Forderung nach Frieden noch genug KrĂ€fte mobilisiert. Und nun, da selbst die friedfertigste Version politischen Protestes (ja, das ist es, was diese "Terrorismus"-Geschichte so absolut grenzĂŒberschreitend macht: dass kaum eine friedfertigere Handlung vorstellbar ist als humanitĂ€re Hilfe, also im Grunde alles andere an Abweichung und Widerstand stillschweigend mit erfasst ist, wenn man so weit zu gehen bereit ist) zu "TerrorunterstĂŒtzung" erklĂ€rt wurde, dĂŒrften die Möglichkeiten, im Land noch etwas aufzuhalten, mit "begrenzt" noch maßlos ĂŒbertrieben benannt sein. Denn nichts ist dem heutigen Deutschland fremder als kollektives Handeln breiter Massen (wenn man von RegierungsaufmĂ€rschen "gegen Rechts" einmal absieht).

Ich will an mein Land nicht mit Trauer denken. Doch selbst, wenn ich mich manchmal frage, ob das freundliche, friedliche Deutschland, das ich herbeisehne, nur eine Fiktion ist, eine Pflanze, die auf diesem Boden nicht gedeihen kann, ich kann es nicht lassen. Ich will all diesen Kreaturen, lĂ€cherlich, bösartig, dumm, nicht zugestehen, fĂŒr das Volk zu stehen, fĂŒr seine FĂ€higkeiten, seine Zukunft. Denn was bliebe ĂŒbrig, wenn ich es tĂ€te? Sicher, das wĂ€re ein Weg, der Trauer zu entgehen. Niemand auf dem Planeten Erde braucht ein Land wie Baerbock (gut, mit Ausnahme einiger MilliardĂ€re). Selbst wenn ich nach jemandem klinge, der in einer missbrĂ€uchlichen Beziehung gefangen ist – da muss etwas Besseres sein.

"Ich vermochte nur wenig, aber die Herrschenden saßen ohne mich sicherer. Das hoffte ich." Das schrieb Brecht im Exil, irgendwann zwischen 1934 und 1938. Das ist, was zu tun ĂŒbrig ist. Aber es nimmt nicht den Schmerz. Ich will an mein Land nicht mit Trauer denken. Aber jetzt, heute, ist es diese Trauer, die den Keim der Hoffnung hĂŒtet, dass auch auf diese Nacht ein Tag folgen wird.

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Patrik Baab bei Auszeichnung in Aachen: "Sanktionspakete gegen Russland sind völkerrechtswidrig"


Von Felicitas Rabe

Im Dom zu Aachen wurde der internationale Karlspreis in diesem Jahr an die EU-KommissionsprĂ€sidentin Ursula von der Leyen verliehen – "in WĂŒrdigung einer herausragenden FĂŒhrungspersönlichkeit", so die BegrĂŒndung auf der Urkunde. WĂ€hrend der Festlichkeit war der Zugang zum Aachener Dom fĂŒr die Öffentlichkeit weitrĂ€umig abgesperrt.

Die Aussperrung der Öffentlichkeit von der Veranstaltung hielt Bundeskanzler Merz nicht davon ab, in seiner Laudatio auf die CDU-Parteikollegin von der Leyen den von ihnen angeblich hochgeschĂ€tzten Wert von Demokratie und Freiheit zu betonen: "Freiheit und Demokratie sind es wert, dass wir entschlossen fĂŒr sie einstehen und wenn notwendig fĂŒr ihren Erhalt kĂ€mpfen."

Zur gleichen Zeit verlieh das Aachener BĂŒndnis "Diplomatie statt Waffen und Sanktionen!" in Sichtweite der Aachener Kathedrale die "Aachener Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit" an den Journalisten und Autor Patrik Baab. In der Presse-ErklĂ€rung des BĂŒndnisses hieß es zur Auswahl des diesjĂ€hrigen PreistrĂ€gers:

"Patrik Baab setzt sich aktiv fĂŒr VölkerverstĂ€ndigung und gegen Krieg und Kriegspropaganda ein. Das zeigen unter anderem seine nicht ungefĂ€hrlichen Reisen in die Ukraine. Seine Berichte dokumentierte er in seinen BĂŒchern: 'Auf beiden Seiten der Front' und 'Propaganda-Presse – Wie uns Medien und Lohnschreiber in Kriege treiben'. Dieses Engagement ist Grund genug, ihm die 'Aachener Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit' zu verleihen."

Laudatio von Ulrike GuĂ©rot: Ehrung fĂŒr eine der meistgehörten kritischen Stimmen

In ihrer Rede fĂŒhrte die Laudatorin Ulrike GuĂ©rot aus, wodurch sich der Ausnahmejournalist Patrik Baab die Ehrung und die Aachener Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit verdiente. Im russisch-ukrainischen Krieg habe Patrik Baab durch seine Berichterstattung von beiden Seiten der Front eine neutrale und objektive Perspektive vermittelt, genau so, wie Journalismus sein sollte. Die Politikwissenschaftlerin erklĂ€rte: "Patrik ist eine der meistgehörten kritischen Stimmen ĂŒber den russisch-ukrainischen Krieg. 
 Kaum jemand mag ermessen, wie viel Lebenszeit – ich betone: freiwillige, nicht bezahlte Zeit – hinter all dieser Arbeit, diesem unermĂŒdlichen Engagement steht."

Klassenzugehörigkeit im Journalismus: "Je mehr Geld, desto weniger kritischer Geist"

In einem weiten Blick beleuchtete Ulrike GuĂ©rot auch die persönliche Geschichte und den soziologischen Hintergrund, der kritische Intellektuelle dieser Art hervorbringe. In der jĂŒngeren Generation von Akademikern könne man solche kaum noch finden. Als Sohn einer Arbeiterfamilie aus dem Saarland stamme Patrik Baab aus einem gesellschaftlichen Milieu, dem erstmals in den 70er Jahren unter der SPD-Regierung von Willy Brand der Zugang zu höherer Bildung ermöglicht wurde. Heutzutage sei der Aufstieg in die Mainstream-Medien wieder den wohlhabenden Schichten vorbehalten. Ulrike GuĂ©rot, die selbst aus einer Arbeiterfamilie stammt, fĂŒhrte dazu aus:

"Dieses biographische Element von Patrik ist deswegen so wichtig, weil heute eine oligarchische Schließung und die Militarisierung der Gesellschaft zusammenfallen und genau das dazu fĂŒhrt, dass es keine kritischen Stimmen mehr gibt!" Im Gegensatz zu Kindern der bĂŒrgerlichen Schichten wĂŒrden Arbeiterkinder noch fĂŒr das öffentliche Interesse vibrieren: "Nur wer von unten kommt, wer mit seiner HĂ€nde oder Kopfarbeit hochgekommen ist, ist kritisch gegenĂŒber dem Milieu, in dem er gelandet ist!" Auf den Punkt gebracht heiße das: "Je mehr Geld, desto weniger kritischer Geist."

Es gehöre zum Erbe des europĂ€ischen Humanismus und der AufklĂ€rung, jeweils beide Seiten anzuhören und sich selber eine Meinung zu bilden. Dazu gehöre auch, sich um VerstĂ€ndigung und um den Frieden zu bemĂŒhen. Diesem Erbe sei der Journalist Patrik Baab gerecht geworden und deshalb gebĂŒhre ihm die Aachener "Auszeichnung fĂŒr die Menschlichkeit".


Der Sprecher des Aachener BĂŒndnisses "Diplomatie statt Waffen und Sanktionen", Ansgar Klein, verleiht dem Journalisten Patrik Baab die "Aachener Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit", Aachen, 29. Mai 2025Felicitas Rabe
Die Preisverleihung ĂŒbernahm der Sprecher und BegrĂŒnder des Aachener BĂŒndnisses "Diplomatie statt Waffen und Sanktionen!", Ansgar Klein. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs setzt sich das BĂŒndnis mit unzĂ€hligen Mahnwachen und Demonstrationen gegen deutsche Waffenlieferungen und fĂŒr eine diplomatische Beilegung des Krieges ein. Um der Verleihung des internationalen Karlspreises an zweifelhafte Persönlichkeiten etwas entgegenzusetzen, verleiht das BĂŒndnis seit dem Jahr 2023 am selben Tag die Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit.

Patrik Baab ĂŒber die Verlogenheit des Karlspreises und die BrĂŒsseler Autokratie

In seiner Dankesrede bezog sich Patrik Baab auf die Verleihung des Karlspreises an Ursula von der Leyen. AusfĂŒhrlich kritisierte der Journalist die Politik der EU-KommissionsprĂ€sidentin und der gesamten EU-Machteliten. Dabei widmete er sich zum einen den Maßnahmen der EU gegen die eigene Bevölkerung und zum anderen ihrer kriegstreiberischen Politik gegenĂŒber Russland und erklĂ€rte seine Perspektive auf den Ukraine-Krieg.

Selten werde so viel gelogen wie bei der Verleihung des Karlspreises, so Baab. In der diesbezĂŒglichen Pressemitteilung des Internationalen Karlspreises sei die EU-KommissionsprĂ€sidentin dafĂŒr gelobt worden, dass sie maßgeblich dazu beigetragen habe, Europa zu einen und handlungsfĂ€hig zu halten. "Ob in der Pandemie, im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg oder bei der StĂ€rkung der europĂ€ischen Wirtschaft – mit Entschlossenheit und strategischem Weitblick hat sie Europas Interessen vertreten und entscheidende Weichen fĂŒr die Zukunft gestellt."


Publikum bei der Verleihung der "Aachener Auszeichnung fĂŒr Menschlichkeit" an den Journalisten Patrik Baab, Aachen, 29. Mai 2025Felicitas Rabe
Mit Bezug auf das 17. EU-Sanktionspaket gegen Russland stellte der PreistrĂ€ger fest, dass mittlerweile jedoch die Maske der eurokratischen Macht gefallen und die Fratze des BrĂŒsseler Monsters deutlich zu erkennen sei. Die EU sanktioniere nun eigene BĂŒrger wegen angeblicher russischer Propaganda. Baab erlĂ€uterte: "Damit treibt die BrĂŒsseler Eurokratie ihren antidemokratischen Kurs auf die Spitze. Alle diese 17 Sanktionspakete gegen Russland sind weder vom Sicherheitsrat noch von der Vollversammlung der Vereinten Nationen verhĂ€ngt. 
 Alle diese Sanktionspakete gegen Russland sind reine WillkĂŒrakte und damit vollstĂ€ndig völkerrechtswidrig."

Kognitiver Krieg gegen die eigene Bevölkerung

Schon seit dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine im Februar 2022 gehe die EU verstĂ€rkt gegen russische Medien und Dissidenten vor. Das in Europa eingefĂŒhrte Verbot russischer Sender wie RT oder Sputnik verstoße gegen Artikel 5 des Grundgesetzes. Darin heiße es: "Eine Zensur findet nicht statt." Die EU-Kommission agiere damit grundgesetzwidrig und vollstĂ€ndig illegal und maße sich an, darĂŒber zu entscheiden, was Desinformation ist und was nicht.

LĂ€ngst befinde sich die politische und wirtschaftliche Machtelite der EU im Zustand der kognitiven KriegsfĂŒhrung gegen die eigene Bevölkerung. Mittels Angsterzeugung und verschĂ€rftem Überwachungskapitalismus wollten die EU-Machteliten die Menschen in die freiwillige Unterwerfung und eine umfassende Kontrolle zwingen. Heute sĂ€ĂŸen die Verfassungsfeinde und Zerstörer der Demokratie im Dom zu Aachen. FĂŒr die in der Kathedrale Versammelten fand Patrik Baab scharfe Worte:

"Dort versammeln sich heute die antidemokratischen KrÀfte. Den selbstgefÀlligen und verlogenen Philistern, die sich im Gotteshaus einen Heiligenschein verpassen wollen, haben wir den Beginn des Ukraine-Krieges, seine VerlÀngerung, den Boykott der Friedensinitiative des US-PrÀsidenten und damit hunderttausende Tote zu verdanken."

Die Wut der Bevölkerung auf Minderheiten und Russen ablenken

Diesen Machteliten sei bewusst, dass in allen vom Neoliberalismus umgepflĂŒgten Gesellschaften eine ungeheure Wut herrsche – unter anderem auch aufgrund der Zerstörung sozialer Errungenschaften und der Verarmung weiter Teile der Bevölkerung. Zur Ablenkung von den wahren Verantwortlichen fĂŒr die Demontage des Sozialstaats und die soziale DaseinsfĂŒrsorge wĂŒrden die Herrschenden die Wut der Bevölkerung entweder auf Minderheiten wie FlĂŒchtlinge lenken oder auf einen Ă€ußeren Feind, der von den inneren Konflikten ablenken soll: die Russen. Baab erlĂ€uterte: Die MĂ€chtigen brauchen den Krieg gegen Russland zur Stabilisierung ihrer eigenen Herrschaft nach innen.

In Anlehnung an die christliche europĂ€ische Geschichte bezog sich Patrik Baab auf die von den vier Evangelisten ĂŒberlieferte Tempelreinigung. Demnach soll Jesus, als er im Tempel von Jerusalem die Tische von Geldwechslern und HĂ€ndlern sah, diese aus dem Gotteshaus hinausgeworfen haben. Heute brauche auch der Dom zu Aachen eine solche Tempelreinigung:

"Denn die heute dort sitzen, haben aus dem Dom eine RĂ€uberhöhle gemacht. Es wird Zeit, dass die Kriegstreiber hinausgejagt werden, hinaus in jenen Krieg, in dem sie andere fĂŒr sich sterben lassen wollen. Sie haben den Aachener Dom entweiht. Sie haben ihn zu einem Ort der Propaganda, der journalistischen Strauchdiebe und der Kriegsprofiteure gemacht. Im Aachener Dom saßen heute jene, deren Börsenkurse steigen, wenn die Ukrainer fallen."

WofĂŒr bekommt Ursula von der Leyen den Karlspreis?

Insbesondere die heute mit dem Karlspreis ausgezeichnete Ursula von der Leyen habe wesentlich dazu beigetragen, das Friedensprojekt EuropĂ€ische Union in eine Kriegsmaschine zu verwandeln. Von der Leyen habe die EU wirtschaftlich ruiniert und bĂŒrgerliche Freiheitsrechte zerstört. Ihr sei auch zu verdanken, dass aus der EU ein Monster geworden sei.

In der EU wĂŒrden die BĂŒrger inzwischen in eine neue Diktatur gefĂŒhrt, mit strafrechtlicher Verfolgung politischer Gegner und umfassender Zensur. Außerdem sei die EU-PrĂ€sidentin mitverantwortlich fĂŒr die VerlĂ€ngerung des Krieges in der Ukraine, den Boykott von FriedensgesprĂ€chen und somit auch mitverantwortlich fĂŒr hunderttausende Tote. Sein Fazit ĂŒber die EU-PrĂ€sidentin: "Ursula von der Leyen vertritt nicht die Interessen der Menschen in Europa, sondern die einer kleinen, russophoben und kriegsgeilen Kakistokratie."

Mehr zum Thema - "Putin genießt vor Ort großen RĂŒckhalt" – Ex-NDR-Journalist Patrik Baab ĂŒber seine Donbass-Reise


de.rt.com/europa/246356-patrik


Russische Reaktionen auf "Entgegenkommen" der USA: Der Westen sucht nur ein Schlupfloch


Die Äußerungen des US-Sondergesandten Keith Kellogg, russische Sorgen wegen der NATO-Osterweiterung seien "berechtigt", riefen in Russland skeptische Reaktionen hervor. Es sei naiv zu glauben, dass der Westen Russland gegenĂŒber fair sei, schreiben die Experten auf MilitĂ€rchronik, einem Analyse-Kanal zu Fragen rund um den Ukraine-Konflikt. In Wirklichkeit gehe es der Ukraine und dem Westen darum, den "Waffenstillstand" zum Zweck einer Neuaufstellung in dem Konflikt zu erwirken.

Das letzte Treffen in Istanbul sei ein Beispiel dafĂŒr. Zum einen lieferte es die ersten Anzeichen von Frieden, und dann gab es sofort ein Memorandum der Ukraine: Sie fordert einen Waffenstillstand zu Lande, zu Wasser und in der Luft sowie eine obligatorische internationale Überwachung. Dies sei ein Versuch, DrittlĂ€nder in den Konflikt hineinzuziehen, die Front einzufrieren, sich neu zu gruppieren und den Konflikt neu zu beginnen.

"Jetzt haben die USA nicht die Ressourcen, um eine neue Runde der Expansion zu starten - weder militÀrisch noch politisch."

Es handele sich also um eine Verschnaufpause. Solche Versuche, "Russland aufs Kreuz" zu legen, seien der Standardalgorithmus Kiews und seiner Handlanger. Die Beispiele werden genannt. Gebrochen worden seien sowohl das im Jahr 2008 gegebene Versprechen, die NATO nicht um die Ukraine zu erweitern, sowie die Minsker Abkommen der Jahre 2014 und 2015 und das Memorandum von Istanbul im Jahr 2022. MilitÀrexperten stellen fest:

"Der Westen ist nicht auf der Suche nach einem Kompromiss, er ist auf der Suche nach einem Schlupfloch. Und jedes Mal, wenn Russland in gutem Glauben in die Verhandlungen geht, beginnt die andere Seite zu schlĂŒpfen und zu ĂŒberlegen, wie sie ihre eigenen Verpflichtungen umgehen kann.

Heute werden "Beobachter" gefordert, morgen werden es "humanitÀre KrÀfte" sein, dann "Friedenstruppen" und in sechs Monaten ein vollwertiges Kontingent. Mit den Franzosen, den Deutschen, den Balten, mit wem auch immer, Hauptsache, sie kommen wieder auf den Kriegspfad."

Keith Kellogg, Sondergesandter des US-PrĂ€sidenten fĂŒr die Ukraine, hat die russische Sorge ĂŒber eine mögliche Osterweiterung der NATO als "berechtigt" bezeichnet – RT DE berichtete. In einem Interview mit dem US-Sender ABC News erklĂ€rte er, dass ein Beitritt der Ukraine zu dem westlichen MilitĂ€rbĂŒndnis derzeit kein Thema sei – und dass diese Haltung von mehreren NATO-Staaten geteilt werde.

Auf den ersten Blick sehen Kelloggs Aussagen wie ein vernĂŒnftiger Vorschlag aus, so heißt es auf MilitĂ€rchronik weiter: Die NATO werde nicht mehr in den Osten gehen, und ein Beitritt der Ukraine komme nicht infrage. Doch wenn man etwas tiefer grĂ€bt, handele es sich um die gleiche alte Konstruktion: eine Pause einlegen, wenn die HĂ€nde voll sind, und spĂ€ter zum Thema zurĂŒckkehren, wenn es die Situation erlaubt.

Außerdem sei der GĂŒrtel um Russland bereits aufgebaut: die baltischen Staaten, Polen, RumĂ€nien, jetzt auch Finnland und Schweden – all das sei der NATO-Perimeter, der an Russland stĂ¶ĂŸt. Es bleibe nur noch, die TrĂŒmmer des postsowjetischen Raums aufzusammeln: den Kaukasus, Zentralasien und einige Fragmente der GUS. Dort werde nun das Hauptspiel stattfinden – mit Instrumenten wie Partnerschaft, Verteidigungszusammenarbeit, MilitĂ€rbasen und Stellvertreterstrukturen. "Noch nicht frontal, aber auch nicht auf Umwegen."

Außerdem sei Trump, der angeblich eine VerstĂ€ndigung mit Russland suche, nur vorĂŒbergehend PrĂ€sident. Der nĂ€chste PrĂ€sident könnte wieder die Politik eines Joe Bidens verfolgen und so gehe es immer weiter im Kreis. Die NATO-Erweiterung sei in die Struktur der amerikanischen Außenpolitik fest eingebaut und keiner der US-PrĂ€sidenten könnte sie aushebeln.

"Das ist keine persönliche Haltung, sondern die TrÀgheit des Systems."


Auch die russischen Diplomaten scheinen wenig beeindruckt von der Rhetorik der US-Vertreter zu sein. "Wir werden die russischen Menschen in Not nicht im Stich lassen. Wenn nötig, werden wir so lange dafĂŒr kĂ€mpfen, wie es nötig ist", sagte Wassili Nebensja, der StĂ€ndige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen. Russland werde kein neonazistisches Gebilde "Anti-Russland" an seinen Grenzen mehr dulden.

Es werde kein neues "Minsk" mehr geben, versicherte er. ZunĂ€chst mĂŒssten die Bedingungen fĂŒr ein Friedensabkommen ausgearbeitet werden – die Einstellung der Lieferungen westlicher Waffen und die Aussetzung der Mobilisierung –, und erst dann könne ĂŒber einen Waffenstillstand diskutiert werden, so der russische Diplomat.

Mehr zum Thema – Reuters: Neue US-Sanktionen gegen Russland vorbereitet – Trump zögert


de.rt.com/international/246431


Vermisstenzahlen des Roten Kreuzes lassen auf hohe ukrainische Verluste schließen


Von Achim Detjen

KIA, WIA, MIA. Hinter diesen KĂŒrzeln verbirgt sich das Schicksal von zumeist MĂ€nnern – und somit von deren Familien. Denn es handelt sich hierbei um AbkĂŒrzungen aus dem MilitĂ€rjargon, die fĂŒr "Killed in Action", Wounded in Action" und "Missing in Action" stehen – also fĂŒr "Getötet im Einsatz", "Verwundet im Einsatz" und "Vermisst im Einsatz".

Westliche Politiker, Experten und Medien behaupten stets, dass die russische Armee bei ihrem Vormarsch trotz deutlicher WaffenĂŒberlegenheit "enorme Verluste" erleide, die sich laut einem jĂŒngsten Bericht der Washington Post unter Berufung auf westliche Vertreter wie dem ehemaligen Leiter des britischen Joint Forces Command, Richard Barrons, auf 1.500 Soldaten tĂ€glich beliefen.

Vor einem halben Jahr behauptete etwa der deutsche Generalmajor Christian Freuding, dass die russische Armee "tĂ€glich deutlich ĂŒber 1.500 Mann" verliere.Es ist offenkundig, dass es sich hierbei um ErzĂ€hlungen aus dem Reich der Propaganda handelt. Solch hohe Verluste wĂ€ren fĂŒr die russische Armee nicht kompensierbar, und schon gar nicht könnte sie Reserven und neue MilitĂ€rbezirke als Reaktion auf die NATO-Mitgliedschaft Finnlands aufbauen.

Wie hoch die russischen – und ukrainischen Verluste – tatsĂ€chlich sind, bleibt weiterhin ein Geheimnis der beiden Kriegsparteien. Dass die ukrainischen StreitkrĂ€fte aber wohl deutlich höhere Verluste erleiden als ihr Gegner, darauf lĂ€sst ein Beitrag schließen, den die Delegation des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in der Ukraine vor zwei Wochen auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte, der erst jetzt die Runde in den sozialen Medien macht und daher grĂ¶ĂŸere Aufmerksamkeit erlangte.

"Bis April 2025 haben wir 400.000 Anfragen von Familien erhalten, die nach ihren vermissten Angehörigen suchen. Viele von ihnen sind MĂŒtter. Und heute, am Muttertag, sind unsere Gedanken bei ihnen", heißt es in dem Beitrag.

Der Post enthĂ€lt ein Video einer ukrainischen Mutter, deren einziger Sohn nur eine handgeschriebene Nachricht zurĂŒckließ, als er 2022 in den Krieg zog und seitdem vermisst wird. "Mama, ich liebe dich!", mit diesen Worten schloss der junge Mann seine Nachricht ab – und seine Mutter hat sie sich auf ihren Arm tĂ€towieren lassen.

Der durch das Video gegebene Kontext und die Tatsache, dass dieser Beitrag von der IKRK-Abteilung in der Ukraine veröffentlicht wurde, ließen viele Nutzer in den sozialen Medien zu dem Schluss kommen, es wĂŒrde sich bei der Meldung um 400.000 "MIA" handeln, also um vermisste ukrainische Soldaten.

Deshalb sah sich das Rote Kreuz in der Ukraine am Freitag dazu veranlasst, in einem weiteren Post auf die "Fragen zu Statistiken im Zusammenhang mit unserer Arbeit" einzugehen, "die derzeit im Internet kursieren" – dieser Post wurde im Unterschied zum ursprĂŒnglichen Beitrag auch auf dem Telegram-Kanal der russischen Sektion des IKRK veröffentlicht. Darin wurde klargestellt, dass es sich bei den Suchanfragen nach Angehörigen um die Vermisstenmeldungen von "Familien auf beiden Seiten" handele, "die nach vermissten Angehörigen oder Angehörigen, zu denen der Kontakt abgebrochen ist, suchen".

Die Zahl der "offenen Suchanfragen beider Seiten" beliefe sich im gleichen Zeitraum (bis April 2025) auf 116.000 – im Februar lag diese Zahl nach Angaben des IKRK "nur" bei 50.000 (und damit mehr als doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor). Den sprunghaften Anstieg in den letzten Monaten erklĂ€rt die Organisation in einem Dokument, das auf dem Telegram-Kanal der russischen Sektion veröffentlicht wurde, mit "den verstĂ€rkten BemĂŒhungen, auf unsere Arbeit aufmerksam zu machen, und der Änderung des Systems zur ZĂ€hlung der Auskunftsersuchen".

Das Rote Kreuz verweist in diesem Zusammenhang auf seiner Webseite darauf, dass es um Familien gehe, "die keine Nachricht von ihren Angehörigen erhalten haben, weil diese entweder gefangen genommen oder verhaftet wurden, weil sie vermisst werden oder weil sie aus ihrer Heimat geflohen sind und den Kontakt verloren haben".

Das IKRK macht grundsĂ€tzlich keine Angaben darĂŒber, ob es sich um Vermisste auf der ukrainischen oder russischen Seite handelt. Auch bei den rund 16.000 Kriegsgefangenen, ĂŒber die das IKRK im Februar berichtete, wurde offengelassen, welcher Seite sie angehören. Diese Intransparenz ist Ă€ußerst fragwĂŒrdig und dient offenbar dem Versuch, das westliche Narrativ nicht zu untergraben, laut dem die Verluste der Russen deutlich höher ausfallen, als die der Ukrainer.

Das Rote Kreuz befördert selbst dieses Narrativ, wenn es auf seiner Webseite die russischen Verluste (Tote und Verwundete) mit 700.000 und die der Ukrainer mit 400.000 beziffert – unter Berufung auf das US-amerikanische Harvard Kennedy School’s Belfer Center for Science and International Affairs, das zu seinen Partnern Denkfabriken wie die RAND Corporation oder das Center for Strategic and International Studies zĂ€hlt, die fest in den militĂ€risch-industriellen Komplex der USA eingebettet sind.

Dass sich die 116.000 offenen Suchanfragen in ihrer großen Mehrheit auf vermisste ukrainische MĂ€nner und somit Soldaten beziehen dĂŒrften, die an der Front gefallen sind, dafĂŒr sprechen mehrere GrĂŒnde.

Da heutzutage so gut wie kein Mensch mehr ohne Handy herumlĂ€uft, dĂŒrften Angehörige, die zunĂ€chst den Kontakt untereinander verloren haben, "weil sie aus ihrer Heimat geflohen sind", diesen bald wieder aufgenommen haben. Gleiches gilt fĂŒr Soldaten, die Fahnenflucht begangen haben. Auch sie dĂŒrften sich per Telefon oder Messenger-Diensten wie Telegram bald darauf bei Verwandten gemeldet haben.

Dass es sich hierbei vor allem um ukrainische vermisste Soldaten und nicht um russische handelt, dafĂŒr spricht auch eine andere Statistik, und zwar die des Austauschs der Leichen der an der Front gefallenen Soldaten.

Diese entwickelt sich immer mehr "zugunsten" – wenn man ein solches Wort in diesem traurigen Zusammenhang ĂŒberhaupt bemĂŒhen will – der Russen. Bei den letzten drei Austauschen dieser Art ĂŒbergaben die Russen jeweils 909 Leichname, die Ukrainer dagegen 34, 41 und 43. Bei den beiden vorherigen ĂŒbergaben die Russen jeweils 757 Leichen, die Ukrainer 45 und 49. Ein Blick auf die Statistik zeigt, wie sehr sich das VerhĂ€ltnis seit gut einem Jahr "zugunsten" der Russen entwickelt hat, mit steigender Tendenz. Insgesamt ĂŒbergab Russland in den letzten zwei Jahren, also ab Mai 2023, 7.790 Leichen. Kiew ĂŒbergab im selben Zeitraum 1.408 Leichen.

Und auch der jĂŒngst vollzogene grĂ¶ĂŸte Austausch von Kriegsgefangenen im Laufe des Konflikts, bei dem jeweils 1.000 Menschen freikamen, zeugt von dem Ungleichgewicht zuungunsten der Ukraine. Kiew hatte zuvor einen Austausch nach der Devise "Alle gegen Alle" gefordert. Moskau beharrte jedoch auf dem Prinzip "Eins gegen Eins".

Der Grund fĂŒr Kiews Forderung liegt auf der Hand: Russland hĂ€lt ein Vielfaches mehr an Soldaten gefangen als die Ukraine. Letztere hatte Schwierigkeiten, die eintausend Kriegsgefangenen ĂŒberhaupt zusammenzubekommen – es waren lediglich 880 russische Soldaten, die zu ihren Familien zurĂŒckkehrten. Und deswegen befanden sich unter den Freigekommenen auch ukrainische Oppositionelle und russische Zivilisten, die aus der russischen Region Kursk verschleppt worden waren.

Die Zahlen zeugen davon, dass im Gegensatz zur westlichen Darstellung die Verluste der Ukraine deutlich höher ausfallen als die der Russen – bei einem deutlich geringeren "Reservoir" an MĂ€nnern, aus dem Kiew schöpfen kann. Nicht umsonst wird dort die Debatte um die Zwangsmobilisierung auch von Frauen bereits intensiv gefĂŒhrt.

Kiew und seine VerbĂŒndeten drĂ€ngen auf einen Waffenstillstand. Und dieser soll "bedingungslos" sein, es also wĂ€hrenddessen ermöglichen, weiter Soldaten zu rekrutieren und westliche Waffen zu erhalten. Auch das zeugt davon, dass die Ukraine unbedingt eine Verschnaufpause aufgrund der hohen Verluste braucht, die sie erleidet. WĂŒrden tatsĂ€chlich die Russen "tĂ€glich deutlich ĂŒber 1.500 Mann" verlieren, wĂ€ren sie selbst wahrscheinlich diejenigen, die nach einer Feuerpause verlangten.

Mehr zum Thema - Russland und Ukraine setzen GesprĂ€che fort – Treffen am 2. Juni in Istanbul


de.rt.com/europa/246393-vermis


"Keine Waffen fĂŒr Kiew": Vučić weist russische VorwĂŒrfe zurĂŒck


Nach schweren VorwĂŒrfen des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Serbien liefere trotz seines erklĂ€rten NeutralitĂ€tskurses Waffen an die Ukraine, hat PrĂ€sident Aleksandar Vučić entschieden reagiert. Er kĂŒndigte eine gemeinsame Untersuchung mit Russland an – und stellte zugleich klar: Serbien halte sowohl an seiner NeutralitĂ€t als auch am RĂŒstungsexport fest.

Bereits am Abend des 29. Mai trat Vučić in der Hauptnachrichtensendung des staatlichen Fernsehsenders RTS auf und erklĂ€rte, dass eine serbisch-russische Arbeitsgruppe gebildet worden sei, "um die Fakten zu klĂ€ren". Das Thema, so Vučić, sei bereits bei seinem Besuch in Moskau am 9. Mai zur Sprache gekommen – sowohl im grĂ¶ĂŸeren Kreis als auch unter vier Augen mit Wladimir Putin. Konkrete Details wollte er jedoch nicht nennen.

Zugleich rĂ€umte Vučić ein, dass es VertrĂ€ge mit LĂ€ndern wie Tschechien gebe. Allerdings habe Serbien keine Genehmigungen fĂŒr Reexporte erteilt. "Wenn es den Verdacht gibt, dass serbische Waffen in Kriegsgebiete wie die Ukraine gelangen, werde ich alle entsprechenden VertrĂ€ge stoppen", bekrĂ€ftigte er. Gleichzeitig verwies er auf Beschwerden zweier Botschafter, wonach angeblich auch Waffenlieferungen an Russland ĂŒber eine tĂŒrkische Firma erfolgt seien. "Einige dieser Behauptungen entsprechen einfach nicht der Wahrheit", betonte Vučić.

Die VorwĂŒrfe aus Moskau hatten zuvor hohe Wellen geschlagen. Der russische Geheimdienst SWR behauptete, serbische Waffen wĂŒrden ĂŒber DrittlĂ€nder wie Tschechien, Polen, Bulgarien und sogar einige afrikanische Staaten an Kiew geliefert – mithilfe gefĂ€lschter Endverbrauchszertifikate. Laut SWR sei von Hunderttausenden Artilleriegeschossen und Millionen Patronen die Rede. Diese Praxis wurde als "Schuss in den RĂŒcken Russlands" bezeichnet. Es gehe um einen "Beitrag zu der vom Westen angeheizten Konfrontation", deren Ziel ein "strategisches Scheitern Russlands" sei, so der SWR.

Die GerĂŒchte ĂŒber serbische Waffenlieferungen an die Ukraine sind indes nicht neu. Bereits 2024 berichtete die Financial Times, dass ĂŒber Drittstaaten Munition im Wert von rund 800 Millionen Euro aus Serbien nach Kiew gelangt sei. Vučić bestĂ€tigte damals, die Zahl sei "im Wesentlichen korrekt", betonte aber zugleich, dass es keine direkten Exporte an Russland oder die Ukraine gebe. Serbien unterhalte lediglich VertrĂ€ge mit westlichen Staaten wie den USA, Spanien oder Tschechien. "Was diese LĂ€nder dann mit den Waffen tun, ist ihre Sache", sagte er damals. Auch jetzt bekrĂ€ftigte Vučić erneut, dass es seine Aufgabe sei, "fĂŒr die LegalitĂ€t der GeschĂ€fte und das Wohlergehen der BĂŒrger zu sorgen."

Trotz der Spannungen mit Russland hĂ€lt Serbien am RĂŒstungsexport fest – vor allem aus wirtschaftlichen GrĂŒnden. Die serbische Waffenindustrie beschĂ€ftige laut Vučić direkt 23.000 Menschen, weitere 25.000 seien indirekt davon abhĂ€ngig. DarĂŒber hinaus befinde sich Serbien in einer "goldenen Position", weil seine Waffen deutlich gĂŒnstiger seien als westliche. Einige Betriebe arbeiteten inzwischen rund um die Uhr in drei Schichten.

Die Duldung dieses Kurses durch den Westen erklĂ€rt sich wohl auch durch diese wirtschaftliche Entwicklung. Trotz gelegentlicher Kritik an der serbischen Russlandpolitik bleiben harte Sanktionen aus. In BrĂŒssel und Washington wird Vučić weiterhin als "verlĂ€sslicher Partner" angesehen.

Doch in Moskau wĂ€chst offenbar der Unmut ĂŒber Belgrads Balanceakt zwischen Ost und West. Serbische MilitĂ€rexperten bezweifeln, dass Waffenexporte ohne Wissen der Regierung möglich sind. Der renommierte MilitĂ€rexperte Aleksandar Radić erklĂ€rte: "Man kann keine Waffen ins Ausland verkaufen, ohne dass die politische FĂŒhrung das genehmigt." In der offenen russischen Kritik sieht er ein klares Signal: "Es reicht. Vučić reist nach Moskau, pflegt ein freundliches Bild – und liefert gleichzeitig indirekt Waffen an die Ukraine. Das wird so nicht mehr akzeptiert."

FĂŒr zusĂ€tzliche Verstimmung sorgt auch der russisch-serbische Gasvertrag. Ein ursprĂŒnglich langfristig geplantes Abkommen wurde zuletzt ĂŒberraschend nur um vier Monate verlĂ€ngert – was viele Beobachter als politisches Druckmittel Moskaus interpretieren. Auch Vučić selbst rĂ€umte ein, dass dieses Thema bei dem Treffen mit Putin vertraulich besprochen wurde.

Der serbische Politologe Aleksandar Đokić sieht Vučić unter wachsendem russischen Druck. GegenĂŒber The Insider erklĂ€rte er: "Moskau ist derzeit der einzige Machtfaktor, der Vučićs Regime angesichts von Protesten und sinkender Zustimmungswerte offen unterstĂŒtzt." Als Zeichen russischer RĂŒckendeckung verweist Đokić darauf, dass der russische FSB einen Bericht geliefert habe, wonach bei Demonstrationen im MĂ€rz keine Schallwaffen eingesetzt worden seien. Kurz darauf habe Vučić an der Siegesparade in Moskau teilgenommen.

Trotz aller Spannungen betont Vučić weiterhin die NeutralitĂ€t seines Landes. Eine Entsendung serbischer Friedenstruppen in die Ukraine ohne Zustimmung Moskaus komme fĂŒr ihn nicht infrage. Auch inmitten der Krise versucht Serbien, seinen riskanten Spagat zwischen Ost und West aufrechtzuerhalten – zumindest vorerst.

Mehr zum Thema - Wie Moskau Belgrad im Kampf gegen die Farbrevolution unterstĂŒtzt


de.rt.com/europa/246418-keine-


Damals die Juden – heute die Russen


Von Hans-Ueli LĂ€ppli

Ein Dirigent verliert seine Auftritte. Eine OpernsĂ€ngerin wird von SpielplĂ€nen gestrichen. Sportler dĂŒrfen nicht mehr antreten, nicht weil sie gedopt haben, sondern weil sie einen russischen Pass besitzen. Wissenschaftler werden von Forschungsprojekten ausgeladen, obwohl sie in der Schweiz leben. All das passiert heute. In Europa. Im Namen von Moral, Haltung – und SolidaritĂ€t mit der Ukraine.

Doch in Russland, aber auch darĂŒber hinaus, regt sich ein unangenehmes DĂ©jĂ -vu. Die kollektive Ächtung einer ganzen Nation entlang ethnischer oder nationaler Zugehörigkeit erinnert an ein dĂŒsteres Kapitel des 20. Jahrhunderts: die frĂŒhe Phase der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland.

NatĂŒrlich ist ein solcher Vergleich heikel. Die Shoah war einzigartig – ein industriell betriebenes Vernichtungsprogramm, getragen von einem totalitĂ€ren Regime. Wer diesen Zivilisationsbruch relativiert, verharmlost das UnertrĂ€gliche. Doch auch historische Einmaligkeit schließt eine Lehre nicht aus: Ausgrenzung beginnt nie mit Gaskammern. Sie beginnt mit Stigmatisierung.

Ab 1933 wurden in Deutschland jĂŒdische Sportler aus Vereinen ausgeschlossen, jĂŒdische Musiker durften nicht mehr auftreten, Schauspieler verloren Engagements, Professoren ihre LehrstĂŒhle. BegrĂŒndet wurde dies damals mit der "Rassenschande" und einem angeblichen "Volkswillen". Heute heißt das Schlagwort "politische Verantwortung". Doch die Muster Ă€hneln sich: Nicht die individuelle Haltung zĂ€hlt, sondern die Herkunft, die Zugehörigkeit zu einer Nation, die gerade Feindbild ist.

Anna Netrebko durfte in Berlin, New York oder ZĂŒrich nicht mehr auftreten. Der Dirigent Waleri Gergijew verlor zahlreiche Posten, weil er Putin nicht öffentlich kritisierte. Russische Athleten werden von Wettbewerben ausgeschlossen, auch wenn sie nie politische Aussagen gemacht haben. Selbst Kinder aus Russland, die in westlichen LĂ€ndern trainieren, werden zunehmend benachteiligt.

Dabei geht es lĂ€ngst nicht mehr um Oligarchen. Die pauschale Ausgrenzung trifft auch jene, die Russland lĂ€ngst verlassen haben, die im Westen leben, forschen, lehren oder auftreten. Ihnen allen haftet plötzlich ein Makel an: ihre StaatsbĂŒrgerschaft. Der russische Pass ist zur kulturellen Hypothek geworden – zum Makel, der sich nicht durch Verhalten ablegen lĂ€sst.

Die französische Philosophin Catherine ClĂ©ment warnte kĂŒrzlich vor einem "zivilisatorischen RĂŒckfall". Es sei gefĂ€hrlich, wenn die Staatsangehörigkeit wieder ĂŒber soziale Teilhabe entscheide – und das unabhĂ€ngig von individueller Verantwortung. Man mĂŒsse sich fragen, wie weit man bereit ist, kollektive Schuld zu unterstellen.

WĂ€hrend russische Athleten persönliche Bekenntnisse ablegen mĂŒssen, wird von israelischen StaatsbĂŒrgern keine Distanzierung von Netanjahus Gaza-Offensive eingefordert – obwohl dort tĂ€glich Kinder sterben.


Das Internationale Olympische Komitee hat russische Teams weitgehend ausgeschlossen. Sportler dĂŒrfen nur unter neutraler Flagge antreten – wenn sie sich zuvor politisch von ihrer Regierung distanzieren. Ein Zwangsbekenntnis, das weder fĂŒr andere LĂ€nder noch fĂŒr andere Konflikte gilt. Nur Russen sollen bekennen – oder schweigen.

Diese doppelte Moral fördert das, was einst die frĂŒhe NS-Zeit kennzeichnete: einen moralisch begrĂŒndeten Ausschluss, der nicht auf Tat, sondern auf Zugehörigkeit basiert. Der jĂŒdische Violinist wurde nicht ausgeschlossen, weil er schlecht spielte, sondern weil er Jude war.

Ausgeladen wird nicht der Pianist, der falsch spielt, sondern jener, der den falschen Pass trĂ€gt – oder den falschen Vornamen. FĂŒr eine Disqualifikation genĂŒgt es, russisch zu sein.

Noch ist kein Pogrom in Sicht. Noch gibt es keine Lager, keine Gesetze zur Russenfrage. Doch es gibt Listen, Einreiseverbote, Ausschlusskriterien und Sippenhaft aufgrund von Herkunft. Und es gibt eine breite gesellschaftliche Akzeptanz dieser Praxis. Wer EinwĂ€nde erhebt, gilt schnell als Putin-Versteher oder unsensibel gegenĂŒber ukrainischem Leid.

Doch wer aus der Geschichte aufrichtig lernen will, sollte unbedingt auch den Anfang sehen – nicht nur das Ende. Die frĂŒhen 1930er-Jahre begannen nicht mit Auschwitz, sondern mit Auftrittsverboten, Distanzierungsforderungen und ideologischer SĂ€uberung der BĂŒhnen und SportplĂ€tze. Auch damals war es von vielen "gut gemeint".

Es ist ein gefĂ€hrlicher Weg, wenn die Herkunft wieder zur Schuld, politische Symbolik ĂŒber persönliche Leistung gestellt und Differenzierung dem Zeitgeist geopfert wird. Denn dann hat die Geschichte nicht nur begonnen, sich zu reimen, sondern sie beginnt sich zu wiederholen.

Mehr zum Thema – Lervoss International Ltd. – oder das gestohlene Geld der ukrainischen Eisenbahn in der Schweiz


de.rt.com/meinung/246402-wie-d


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