"Wow" â Trump und Netanjahu umgarnen sich in Washington
Israels Premier Benjamin Netanjahu reiste zum dritten Mal seit Beginn der zweiten Amtszeit von Donald Trump als US-PrĂ€sident nach Washington. GroĂer Aufmacher in den deutschen Medien ist der publicitytrĂ€chtige und strategische Vorschlag von Netanjahu, dass der US-PrĂ€sident den Friedensnobelpreis bekommen sollte. Zur BegrĂŒndung erklĂ€rte der Premier, dass Trump das "Streben nach Frieden und Sicherheit, insbesondere im Nahen Osten" anfĂŒhre. Die israelische Armee griff wĂ€hrenddessen weiter Ziele in Gaza an. Es kam erneut zu Toten, darunter auch Kinder.
Der US-PrĂ€sident empfing zu Wochenbeginn den israelischen Premierminister im WeiĂen Haus, um ĂŒber den Pressetermin das BemĂŒhen Washingtons fĂŒr ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen zu untermalen. Die beiden StaatsoberhĂ€upter, die zu einem Abendessen zusammenkamen, lobten sich gegenseitig hinsichtlich der jeweiligen demnach erfolgreichen Luftangriffe auf Iran und die iranischen Atomanlagen.
Zu Beginn des Dinners erklĂ€rte Netanjahu vor der anwesenden Presse, er habe Trump in einem Brief fĂŒr seine BemĂŒhungen um StabilitĂ€t im Nahen Osten fĂŒr den Friedensnobelpreis nominiert. Netanjahu erklĂ€rte laut Medienzitaten:
"Er schmiedet Frieden, wĂ€hrend wir hier sprechen, in einem Land, in einer Region nach der anderen. Ich möchte Ihnen, Herr PrĂ€sident, den Brief ĂŒberreichen, den ich an das Nobelpreiskomitee geschickt habe; darin werden Sie fĂŒr den Friedenspreis nominiert, der wohlverdient ist, und Sie sollten ihn bekommen."
Deranwesende Spiegel-Korrespondent schilderte detailliert in seinem Artikel einleitend die AtmosphÀre im Oval Office mit der boulevardesken Darstellung:
"Der lange Tisch war gedeckt. Edles Geschirr fĂŒr 15 GĂ€ste, Silberbesteck, gefĂŒllte WasserglĂ€ser, MenĂŒkarten, vier Blumengestecke. Zwei Fahnen rahmten die TĂŒr, die israelische Staatsflagge und das US-Sternenbanner."
Das SPD-nahe RND berichtet von "Trumps Wow-Moment", bezogen auf die erste Reaktion des US-PrĂ€sidenten nach Netanjahus Schmeichelattacke zum Thema Friedensnobelpreis. Dazu heiĂt es im Artikel:
"'Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen', sagte der israelische Regierungschef, der selbst weiter Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen fĂŒhrt. 'Wow', erwiderte Trump. 'Gerade von Ihnen ist das sehr bedeutungsvoll.'"
Hinsichtlich des jĂŒngsten gemeinsamen Agierens gegen Iran wird Trump laut US-Medien mit den Worten zitiert:
"Es ist ein unglaublicher Sieg, wirklich. Sie haben die gröĂten FĂ€higkeiten der Vereinigten Staaten mitgebracht, die sich mit den groĂen FĂ€higkeiten Israels messen können."
Netanjahu erklĂ€rte vor der Presse, er wĂŒrde "gerne glauben, dass Iran unsere Standhaftigkeit nicht auf die Probe stellt, denn das wĂ€re ein Fehler", so der Premier ĂŒber den Konflikt seines Landes mit Iran. Die anwesenden Journalisten wollten zudem vom US-PrĂ€sidenten eine Stellungnahme zur weiteren Planung der USA und Israels zum weiteren Vorgehen in Gaza erfahren. Dazu heiĂt es in der Washington Post zitierend:
"Auf die Frage, ob ein Friedensabkommen mit dem Gazastreifen immer noch die Umsiedlung der Bewohner des Gazastreifens beinhaltet, lenkte Trump die Frage an Netanjahu ab, der sagte, Trump habe eine 'brillante Vision', die die Umsiedlung der Bewohner des Gazastreifens in andere LĂ€nder beinhaltet. 'Das nennt man freie Wahl (...) Wenn die Menschen bleiben wollen, können sie bleiben. Aber wenn sie gehen wollen, sollten sie auch gehen können', sagte Netanjahu. 'Es sollte kein GefĂ€ngnis sein â es sollte ein offener Ort sein und den Menschen die freie Wahl lassen.'"
Laut US-Medien plane Washington einen kommenden Entwurf fĂŒr einen Waffenstillstand, der Berichten zufolge einen lĂ€ngeren Prozess vorsieht. So sei vorerst eine 60-tĂ€gige Waffenruhe geplant, in der Israels StreitkrĂ€fte sich in eine "Pufferzone" zurĂŒckziehen sollen. Die verbliebenen rund 2,3 Millionen Menschen in Gaza wĂŒrden demnach erweiterte Hilfslieferungen bekommen. Wer diese kontrolliert, Israel, die USA oder die UNO, wĂ€re noch Bestandteil von GesprĂ€chen.
Die indirekten Beratungen unter US-Vermittlung in Katar zwischen Israel und der Hamas, um einen Waffenstillstand zustande zu bringen, werden laut Medien in dieser Woche fortgesetzt. Trumps Sonderbeauftragter fĂŒr den Nahen Osten, Steve Witkoff, soll nach Angaben des WeiĂen Hauses diese Woche erneut in die katarische Hauptstadt Doha reisen, um an den indirekten GesprĂ€chen ĂŒber einen Deal fĂŒr eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln teilzunehmen. Nach Informationen der Times of Israel bricht Witkoff demnach unmittelbar nach Netanjahus Besuch in Washington auf. "Wir haben die Chance, endlich ein Friedensabkommen zu erzielen", so Witkoff laut Times of Israel.
Arabische Medien berichten derweil, dass "seit den frĂŒhen Morgenstunden mindestens 13 Menschen im Gazastreifen getötet worden sind", so Al Jazeera.
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