Wohin mit den Milliarden? Klingbeil-Ministerium legt sich fest
Der Zustand der Infrastruktur gilt als einer der wesentlichen Standortnachteile fĂŒr die deutsche Wirtschaft. Die schwarz-rote Regierung hatte noch vor ihrer Vereidigung weitreichende GrundgesetzĂ€nderungen dafĂŒr auf den Weg gebracht. Dazu gehören die Aufhebung der Schuldenbremse fĂŒr den Bedarf der Bundeswehr und ein 500-Milliarden-Euro schweres Sondervermögen fĂŒr Investitionen in die Infrastruktur.
Im Finanzministerium von Lars Klingbeil (SPD) wird seit Wochen an den GesetzentwĂŒrfen gearbeitet, die fĂŒr die Auszahlung der Mittel nötig sind. Unstrittig ist seit MĂ€rz, dass dem Bund aus dem Infrastrukturtopf 300 Milliarden Euro und den LĂ€ndern sowie dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) jeweils 100 Milliarden zuflieĂen sollen.
Unklar war bisher, in welche Bereiche die Gelder gehen. Am Dienstag soll neben dem Haushalt dieses Jahres und den Eckwerten fĂŒr das nĂ€chste auch das Errichtungsgesetz fĂŒr das Sondervermögen inklusive dieses sogenannten Wirtschaftsplans im Kabinett beschlossen werden.
Der Tagesspiegel berichtet mit Verweis auf Regierungskreise, wie diese Mittel verteilt werden könnten. Zwei Drittel der fĂŒr den Bund vorgesehenen Gelder sollen in die Verkehrsinfrastruktur flieĂen. So plant der Bund allein (ohne die Aufwendungen fĂŒr den KTF und die LĂ€nder) bis zum Jahr 2029 rund 40 Milliarden Euro pro Jahr zu investieren. Die Verwendung der Mittel wird fĂŒr jedes Jahr in einem eigenen Wirtschaftsplan in einer Anlage zum Haushaltsgesetz festgeschrieben.
Den Haushalt fĂŒr das laufende Jahr will Schwarz-rot noch im September final durch den Bundestag und Bundesrat bringen. Entsprechend sollen aus dem diesjĂ€hrigen Sondervermögen laut Regierungskreisen nur noch 18,9 Milliarden abflieĂen. Mit 11,7 Milliarden Euro sollen davon ĂŒber 60 Prozent in die Verkehrsinfrastruktur â also etwa Bahn, StraĂen oder BrĂŒcken â gehen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Digitalisierung mit vier Milliarden Euro. Die weiteren Mittel verteilen sich auf die Transformation der KrankenhÀuser (rund 1,5 Milliarden) sowie die Energie-, Forschungs- und Wohnungsinfrastruktur (jeweils weniger als eine Milliarde).
Den LĂ€ndern und Kommunen flieĂen aus dem Sondervermögen 100 Milliarden Euro zu. Laut dem bisherigen Gesetzentwurf sollen die Mittel bis zum Jahr 2036 beantragt werden mĂŒssen. Das wĂ€ren im Schnitt gut acht Milliarden Euro pro Jahr, die in Anlehnung an den Königsteiner SchlĂŒssel auf die 16 LĂ€nder verteilt werden. Die förderfĂ€higen Bereiche waren ursprĂŒnglich Ă€hnlich wie die auf Bundesebene.
Eine weitere SĂ€ule des Sondervermögens ist der Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung. Jedes Jahr flieĂen dem KTF zehn Milliarden Euro zu. Aus dem Bundesministerium der Finanzen heiĂt es, dass im laufenden Jahr 36,6 Milliarden Euro an Ausgaben abgehen. Allerdings entfallen davon nur 25,7 Milliarden auf Investitionen.
Ein wesentlicher Schwerpunkt des KTF fĂŒr das Jahr 2025 ist mit 16,6 Milliarden Euro der Klimaschutz im GebĂ€udebereich. Die Entlastung der Verbraucher erfolgt ĂŒber die Energiepreise (6,3 Milliarden Euro), klimafreundliche MobilitĂ€tsformen (3,2 Milliarden), den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft (2,1 Milliarden), die Transformation der Industrie (1,6 Milliarden) und die MaĂnahmen fĂŒr natĂŒrlichen Klimaschutz (0,6 Milliarden) wie die VernĂ€ssung von Mooren oder den Waldschutz.
Mehr zum Thema â "Bis hierher lief's noch ganz gut" â Weltverschuldung erreicht neuen Rekord