Asiens Wirtschaftskraft beklagenswert? Der Westen sollte sich besser daran gewöhnen


Von Dagmar Henn

Es gibt eine Floskel, die in den letzten Jahren immer wieder auftaucht, wenn von China und seiner Exportproduktion die Rede ist: die "chinesische Überproduktion". Es ist schon besonders charmant, wenn deutsche Politiker diese Formulierung verwenden, im Land des "Made in Germany". Wenn China Waren exportiert, dann ist das, so impliziert diese Formulierung, eigentlich unzulĂ€ssig. Es sollte sich darauf beschrĂ€nken, die BedĂŒrfnisse der eigenen Bevölkerung zu decken, und die ExportmĂ€rkte der Welt jenen ĂŒberlassen, denen sie zustehen. Wie den Deutschen, beispielsweise, die immerhin einmal "Exportweltmeister" waren.

Wie davor die Briten. Und dazwischen die US-Amerikaner. Also im Kern immer die Insassen jenes kleinen westasiatischen Wurmfortsatzes namens Europa, samt seinem transatlantischen Klon. Dabei ist dieser Zustand, solange er existiert, ĂŒberhaupt nur auf Gewalt gestĂŒtzt vorstellbar. Schließlich sind China und Indien die bevölkerungsreichsten LĂ€nder der Erde, also sollte ihr Anteil an der Weltproduktion und am Welthandel dem entsprechen, ginge es gerecht zu.

So war das ĂŒbrigens noch im 18. Jahrhundert. Bis dann die europĂ€ische Kolonialpolitik zuschlug und beide LĂ€nder erst einmal in ihren wirtschaftlichen Möglichkeiten zurĂŒckwarf. Nur, dass man heute im Westen das Produkt dieser Entwicklung fĂŒr eine Art NormalitĂ€t hĂ€lt, und heute, da sich die VerhĂ€ltnisse wieder Ă€ndern, darin nicht nur eine Bedrohung sieht, sondern geradezu eine Anmaßung.

Dieser Unterton beherrscht nicht nur die aktuelle Reaktion der Vereinigten Staaten auf China, er dominiert auch in der deutschen China-Strategie von 2023, die unter anderem beklagt, dass China "die weltgrĂ¶ĂŸten SeestreitkrĂ€fte nach Anzahl der Schiffe und U-Boote" besitze.

Nun, 1525 wurde in China eine der folgenreichsten Entscheidungen der Weltgeschichte getroffen, als die letzten Hochseeschiffe verbrannt wurden. Davor hatten chinesische Seeleute mit Schiffen, die bis zu 120 Meter lang waren, die Welt erkundet. Und schon Jahrhunderte davor wurde im Römischen Kaiserreich chinesische Seide in Gold aufgewogen. Es traf sich ungĂŒnstig, dass sich genau zu der Zeit, als in China die Hochseeschifffahrt eingestellt wurde, europĂ€ische Seefahrer in ihren Nussschalen (das Schiff des Kolumbus war 19 Meter lang) aufmachten, ihrerseits die Weltmeere zu entdecken. Mit Kompass ĂŒbrigens, einer Erfindung frĂŒherer chinesischer Seefahrer.

Wenn heute geklagt wird, die "liberalen Demokratien" seien bedroht, dann ist das im Kern nur eine sĂ€kulare Version des frĂŒheren Missionierungsdrangs, bei dem immer die Vorstellung mitschwang, nur in Europa herrsche Zivilisation (außer, die EuropĂ€er bekriegten sich gerade gegenseitig, dann konnte sie noch weiter schrumpfen), und der Rest der Welt sei nur von unterschiedlichen Formen von Barbaren bewohnt. Historisch gesehen ist das völliger Unfug. Die ersten Teile der Chinesischen Mauer wurden mehr als 500 Jahre vor unserer Zeit errichtet, die Indus-Kultur entlang des gleichnamigen Flusses bestand zeitgleich mit dem Alten Reich in Ägypten, und auch das Reich der Hethiter in Anatolien war schon vergangen, als die erste Zeile der Ilias gedichtet wurde. Ja, auch der Jemen besaß schon reiche StĂ€dte, als Rom noch ein von SĂŒmpfen umgebenes etruskisches Bauerndorf war. Selbst in Mittelamerika errichteten die Olmeken bereits StĂ€dte.

StĂ€dtische Zivilisationen entwickelten sich immer um ein bestimmtes Hauptnahrungsmittel, auf Grundlage spezifischer Pflanzen. Was das angeht, ist der ganze Westen nur ein AnhĂ€ngsel des Nahen Ostens, wo die frĂŒhen Getreide Dinkel, Emmer und Einkorn kultiviert wurden. Außerdem gibt es noch zwei ganz unterschiedliche Arten Reis ‒ eine in Indien, eine in China ‒, die Jams in Westafrika, Hirse in China und Äthiopien, Mais und Bohnen in Mittelamerika... die jeweiligen Regionen sind heute weitgehend bekannt, aber keine davon liegt in Europa. Auch Bier wurde zuerst in Vorderasien gebraut.

Es sind die letzten Jahrhunderte europĂ€ischer EroberungszĂŒge, die das Bild geschaffen haben, Zivilisation und Europa seien irgendwie identisch. Aber wĂ€hrend der arrogante Westen sich mĂŒht, den Aufstieg der BRICS zu verhindern, kehrt dort nur eine Reihe alter, großer Zivilisationen auf ihren angestammten Platz zurĂŒck: China, Indien, Iran, Ägypten...

Was wĂ€re denn so schlimm an einer Welt, in der der Bewohner jedes Landes einen gleichen Anspruch auf den globalen Reichtum erheben könnte? China hat die grĂ¶ĂŸte Flotte der Welt? Das ist auf jeden Fall ein normalerer Zustand, als wenn das winzige England sie hĂ€tte, und auch die Bevölkerung der USA betrĂ€gt nur ein FĂŒnftel der chinesischen. Indien und China waren ĂŒber Jahrhunderte die grĂ¶ĂŸten Textilproduzenten ‒ nur durch die Industrielle Revolution gerieten sie ins Hintertreffen. Wenn sich die Gewichte heute wieder verschieben, ist das nur eine RĂŒckkehr zu einem natĂŒrlicheren Zustand.

Dass das kleine Deutschland mit seinen gerade mal 80 Millionen Einwohnern ĂŒberhaupt jemals den "Exportweltmeister" spielen konnte, ist, rein statistisch gesehen, höchst unwahrscheinlich und ein ausgesprochener Ausreißer. Dass sich der Westen nach wie vor als Krone der Schöpfung begreift, ist schnell als absurd durchschaubar, wenn man sich die Geschichte des Restplaneten auch nur oberflĂ€chlich betrachtet.

Europa und Nordamerika zusammen haben mit 17 Prozent der Weltbevölkerung einen geringeren Anteil an der Menschheit als Afrika mit 17,5 Prozent ‒ so viel, wie auch Indien und China jeweils beitragen. 2023 lag der (kaufkraftbereinigte) Anteil Chinas am globalen Bruttoinlandsprodukt bei 18,74 Prozent, also nur leicht ĂŒber dem Anteil an der Weltbevölkerung. Der Anteil Europas und Nordamerikas zusammen bei 29 Prozent, also fast dem Doppelten, was nach Bevölkerungsanteil zustĂŒnde, wĂ€hrend Indien mit 7,9 Prozent noch bei weniger als der HĂ€lfte des Bevölkerungsanteils liegt und der Anteil Afrikas mit 5,25 Prozent nicht einmal einem Drittel entspricht.

Aber in Europa ist es weder ĂŒblich, sich mit diesen ZahlenverhĂ€ltnissen zu beschĂ€ftigen, noch sind Kenntnisse außereuropĂ€ischer Geschichte der Normalfall. Die ist eher ein Thema, wenn man mal eine exotische Doku fĂŒr das Abendprogramm braucht. Ganz davon zu schweigen, zu erzĂ€hlen, wie es denn zu dieser Schieflage gekommen ist, die belegbar dazu fĂŒhrt, dass sich der natĂŒrliche Reichtum vieler LĂ€nder in Armut verwandelt. Wie ‒ was erst vor kurzem Thema war ‒ die Uranvorkommen in Niger, die fĂŒr einen Spottpreis an Frankreich gingen.

Von nichts kommt schließlich nichts. Da gibt es unzĂ€hlige Methoden, wie die LĂ€nder, die einmal unterworfen wurden, danach an eigener Entwicklung gehindert wurden. Mit Abgaben, die die "Leistung" der Kolonialherren abgelten sollen, wie das Frankreich jahrzehntelang bei seinen ehemaligen Kolonien machte. Mit einer Infrastruktur, die nur den Handel hinaus, nach Europa, begĂŒnstigt, aber nicht den Handel von einem afrikanischen Land mit dem anderen (was sich Ă€hnlich auch lange in SĂŒdamerika fand). Jede Generation spuckte eine neue Idee aus, wie die Ungleichheit fortgefĂŒhrt werden könnte ‒ die letzten davon heißen Klimaschutz und Karbonzoll.


Anteile am globalen BIP, Jahre 1500 bis 2008Screenshot
Wie man an der Grafik sehen kann, holt sich Asien ganz langsam seinen Anteil zurĂŒck, wobei China nur der sichtbarste Teil ist. NatĂŒrlich wird sich nicht ganz der Zustand des Jahres 1500 wiederherstellen, weil beide amerikanischen Kontinente und Australien noch keine wirkliche Rolle spielten. Aber eine Verlagerung des globalen wirtschaftlichen Schwerpunkts nach Asien bildet nur den Anteil ab, den es an der Menschheit besitzt.

Was viel leichter zu erkennen wĂ€re, hĂ€tte man in den letzten Jahrzehnten den Menschen im Westen nicht jedes GespĂŒr fĂŒr Ungleichheit ausgetrieben. Kaum war der Höhepunkt der einseitigen Verteilung ĂŒberschritten, wurde im Westen daran gearbeitet, der Bevölkerung eine zunehmende gesellschaftliche Ungleichheit als normal zu verkaufen, die inzwischen weltgeschichtliche Rekordmaße angenommen hat. Nicht nur in Deutschland, mehr oder weniger in allen LĂ€ndern des Westens stagniert der Lebensstandard der breiten Massen seit einer ganzen Generation ‒ nur der Anteil des obersten Promilles am gesamten geschaffenen Reichtum steigt stetig weiter.

Nun, trotz aller BemĂŒhungen des Westens ist die Angleichung dieser Unterschiede nicht mehr aufzuhalten, gleich, wie viele Milliarden in RĂŒstung gepumpt werden, um irgendwie die Überlegenheit zu retten. FĂŒr den weit ĂŒberwiegenden Teil der Menschheit ist diese Entwicklung die Befreiung von einer auferlegten Last, und vielleicht lernt dann auch der Westen wieder, andere Völker auf Augenhöhe und nicht von oben herab zu betrachten.

Mehr zum Thema ‒ Wem nĂŒtzt die Dominanz des Westens?


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Wahlkampf in Polen: Die "HyÀne Europas" wittert Beute


Von Wladimir Kornilow

Polen feiert wieder einmal ein rundes JubilĂ€um – und ist durch diesen Jahrestag in unversöhnliche Lager gespalten. So wie vor sechs Jahrzehnten. Soviel sich im Laufe der Jahre auch verĂ€ndert zu haben scheint, in Wahrheit Ă€ndert sich nichts!

Es wird angenommen, dass am 18. April 1025 in der damaligen Hauptstadt Polens – der Stadt Gniezno (anderen Quellen zufolge in der Kathedrale von Poznan) – die Krönung von Boleslaw dem Tapferen stattfand, des ersten polnischen Königs. Man sollte meinen, dass der 1000. Jahrestag eines so bedeutenden Ereignisses in der Geschichte des Staates Menschen aus verschiedenen politischen Lagern vereinen sollte, aber das ist in Polen definitiv nicht der Fall, vor allem jetzt vor den anstehenden Wahlen. Der Wahlgang findet am 18. Mai statt.

All dies erinnert an das Jahr 1966, als die katholische Kirche im sozialistischen Polen beschloss, den 1000. Jahrestag der Taufe zu feiern, indem sie das wichtigste Heiligtum der Polen – die sogenannte Schwarze Madonna (die Ikone der Gottesmutter von Tschenstochau) – durch das Land touren ließ. Die Behörden waren alarmiert, verboten den Transport der Ikone und beschlossen, die religiösen Feierlichkeiten mit einem zivilen JubilĂ€um zu verbinden, indem sie das Jahr des 1000-jĂ€hrigen Bestehens der polnischen Staatlichkeit ausriefen.

Die Kommunisten taten damals alles, um die kirchlichen Veranstaltungen in den Schatten zu stellen: Sie kĂŒndigten das Programm "1000 Schulen zum 1000-jĂ€hrigen Bestehen des polnischen Staates" an, veranstalteten Konzerte und Sportfeste. Es heißt, dass sie sogar ein großes Konzert der Beatles organisieren wollten, um junge Menschen anzulocken. Und natĂŒrlich gab es terminliche Konflikte: Die Kirche bestand darauf, dass die Feierlichkeiten im Mai stattfinden sollten, wĂ€hrend die Behörden von der Notwendigkeit einer Feier im Juli ĂŒberzeugt waren.

Also praktisch das gleiche Bild wie heute, nur dass die Konfrontation zwischen der katholischen Kirche und den Kommunisten durch eine ebenso heftige Spaltung zwischen den an der Macht befindlichen Liberalen und den rechten Oppositionsparteien ersetzt wurde.

Donald Tusks "BĂŒrgerliche Koalition" hatte die Partei "Recht und Gerechtigkeit" lange dafĂŒr kritisiert, dass sie wĂ€hrend ihrer Regierungszeit der Geschichte zu viel Aufmerksamkeit schenkte und erhebliche Haushaltsmittel fĂŒr verschiedene Jahrestage ausgab. Kaum waren die Liberalen selbst an der Macht, versuchten sie, sich von diesen Traditionen zu lösen, und planten daher nichts Besonderes fĂŒr den Jahrestag.

Die Rechten machten sich dies zunutze, kritisierten die Regierung scharf und warfen ihr den "Ausverkauf nationaler Interessen" und sogar "Germanisierung" vor. Letzteres hat damit zu tun, dass polnische Patrioten auch noch den 500. Jahrestag des sogenannten "Preußischen Eids" – des Schwurs des Deutschen Ordens auf die polnische Krone – feiern. Infolgedessen organisierten PiS-AnhĂ€nger am vergangenen Sonnabend eine große Kundgebung und Feierlichkeiten in Warschau, die in einer Massenpolonaise in Nationaltrachten gipfelten. NatĂŒrlich gingen die Feierlichkeiten nahtlos in eine Wahlkampfveranstaltung fĂŒr den PiS-PrĂ€sidentschaftskandidaten Karol Nawrocki ĂŒber, der allen Umfragen zufolge an zweiter Stelle liegt.

Als die Behörden merkten, dass ihre Gegner die Initiative ergreifen, beeilten sie sich (wie schon 1966), eigene Feierlichkeiten zu organisieren. Donald Tusk hielt kurz vor dem Marsch der Opposition eine Rede, in der er versprach, ein "Picknick des Volkes" mit einem Konzert und "der grĂ¶ĂŸten Drohnenshow, die Polen je gesehen hat" zu organisieren. Was sind schon die polnischen Kommunisten dagegen mit ihrem Versuch, die Beatles um Hilfe zu bitten!

ZunĂ€chst wollte die Regierung den Feiertag auf die Wahlen im Mai abstimmen, entschied sich dann aber, ihn vorzuverlegen und kĂŒndigte das Ereignis fĂŒr den 26. April an.

Derzeit findet im polnischen Informationsraum eine unglaubliche Schlacht gegenseitiger Anschuldigungen und ErzĂ€hlungen statt, die den Anspruch erheben, historisch zu sein. Die Opposition behauptet, dass mehr als 100.000 Polen an ihrer Polonaise teilgenommen haben, wĂ€hrend die Behörden in Warschau, dessen BĂŒrgermeister Rafal Trzaskowski in den Umfragen im PrĂ€sidentschaftswahlkampf fĂŒhrt, von nicht mehr als 20.000 Teilnehmern sprechen. Tusk versuchte, sich ĂŒber die Gegner lustig zu machen, indem er ihnen dafĂŒr dankte, dass sie stĂ€ndig seinen Namen skandierten (wer weiß schon, welchen Donald die Demonstranten meinen). Die Opposition warf ihm daraufhin "nervöse Reaktion" und "Infantilismus" vor.

Die Spaltung und die gegenseitigen Anschuldigungen nehmen zu, je nĂ€her die JubilĂ€umsfeierlichkeiten in Polen rĂŒcken. Jerzy Baczynski, Chefredakteur des Magazins Polityka, beklagte:

"Die Politik hat uns schon lange eines gemeinsamen historischen GedĂ€chtnisses und der Freude an nationalen Feiertagen beraubt. Der Wahlkampf vertieft die Polarisierung noch weiter, und der Tapfere ist, um es einfach auszudrĂŒcken, sehr geeignet, die Polen zu spalten ... die Figur des ersten Königs wurde fast von Anfang an in unserer Geschichtsschreibung manipuliert; er wurde in den Vorkriegsstreit zwischen den Nationaldemokraten und der Sanierungspartei hineingezogen, wĂ€hrend der Volksrepublik Polen wurde er in PropagandaplĂ€ne ĂŒber die zurĂŒckgegebenen Gebiete, den ewigen deutschen Feind, die moralische Überlegenheit des Ostens gegenĂŒber dem Westen einbezogen."


Jetzt sieht Baczynski das Ergebnis der Feierlichkeiten voraus:

"Jeder wird mit seinem eigenen Boleslav gehen."


Aber Tusk, Trzaskowski und ihre proeuropĂ€ischen Liberalen hielten es nicht fĂŒr ausreichend, den Rechten den historischen Jahrestag zu nehmen, sie selbst sind im wahrsten Sinne des Wortes "rechts" und sprechen fast die Parolen von Donald Trump. So jedenfalls haben viele die aufsehenerregende Rede des polnischen Premierministers auf dem EuropĂ€ischen Forum fĂŒr neue Ideen wahrgenommen, in der er eine "Repolonisierung der Wirtschaft" und einen Abschied von der "naiven Globalisierung" forderte.

Wie der polnische Politologe Adam Wilomski dazu treffend feststellte:

"Wenn ein liberaler Kosmopolit von der Repolonisierung der Wirtschaft spricht, wird einem klar, dass bald Wahlen anstehen."


Tusks Rede war in der Tat ein Donnerschlag sowohl fĂŒr seine linken Koalitionspartner als auch fĂŒr die Rechten, die erkannten, dass ihre Gegner versuchten, auf ihrem patriotischen Spielfeld zu spielen. "Tusk soll die Repolonisierung mit sich selbst beginnen. Polen zuerst! Immer, nicht nur vor Wahlen", schrieb ein wĂŒtender Nawrocki.

Panik lösten die Reden von Tusk und seiner GefĂ€hrten in der Ukraine aus. Am Tag zuvor waren viele Menschen schockiert ĂŒber die AnsprĂŒche des stellvertretenden Landwirtschaftsministers Adam Kolodziejczak auf den Hafen von Odessa und ukrainisches Ackerland. Viele dachten, es handele sich um das Rowdytum eines ehemaligen Gewerkschafters, der eigentlich durch die antiukrainischen Aktionen der Landwirte in die Politik gekommen war. Doch Tusks Rede zerstreute alle Zweifel: Polen hat sich tatsĂ€chlich an seine Funktion als "HyĂ€ne Europas" erinnert, nachdem es an seiner sĂŒdöstlichen Grenze den Geruch von Beute gewittert und beschlossen hatte, sich an einem zynischen "Egoisten-Wettlauf" um das "ukrainische Erbe" zu beteiligen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 18. April 2025 auf ria.ru erschienen.

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de.rt.com/meinung/242791-hyaen


"Goebbels-StĂŒrmer-Niveau": Berater der Linken verhöhnt Vater von Messerattentats-Opfer in Brokstedt


Ein Social Media-Berater der Partei Die Linke hat sich in den sozialen Medien ĂŒber die Folgen der tödlichen Messerattacke in Brokstedt lustig gemacht und dafĂŒr scharfe Kritik geerntet. In einem Livestream auf der Plattform Twitch reagierte Dara Marc Samasz, der Berater der Linken in Köln und auch Mitglied der Partei ist, auf eine Folge der ARD-Dokureihe "Klar". ZunĂ€chst hatte die Berliner Zeitung ĂŒber den Vorfallberichtet.

In der Doku schildert Michael Kyrath, der seine Tochter bei einem Messerangriff durch einen Asylbewerber in Brokstedt verloren hat, auf emotionale Weise sein Leben nach dem tragischen Tod seiner Tochter. Samasz kommentierte dies unter anderem mit den Worten:

"Das ist ja noch viel schlimmer, als ich gedacht hÀtte."


Weiter sagt er:

"Das ist ja Goebbels-StĂŒrmer-Niveau."


Anschließend lacht Samasz und sagt sarkastisch:

"Das ist ja wirklich sehr sachlich an der Stelle."


Er moniert weiterhin, dass dies ein sensibles Thema sei, "da muss man gucken, dass man mit einer journalistischen PrÀzision an das Ganze herangeht". Seiner Auffassung zufolge sei das an dieser Stelle nicht geschehen.

Der Kommentator ĂŒbt klare Kritik an der Reportage „Klar“ zum Thema Migration.Doch wie er dabei mit dem Schmerz eines trauernden Vaters umgeht, ist ein Tiefpunkt.In einer gesunden Gesellschaft begegnet man solchen Menschen mit Respekt, MitgefĂŒhl und Demut. pic.twitter.com/Rm98bEkngC
— Ahmad Mansour đŸŽ—ïž (@AhmadMansour__) April 19, 2025

In den sozialen Medien erntete Samasz fĂŒr seine Kommentare deutliche Kritik. Der Psychologe Ahmad Mansour schrieb auf X: "Wie er dabei mit dem Schmerz eines trauernden Vaters umgeht, ist ein Tiefpunkt. In einer gesunden Gesellschaft begegnet man solchen Menschen mit Respekt, MitgefĂŒhl und Demut."

In den Kommentaren Ă€ußerte sich auch der Linken-Berater zu der Kritik und erklĂ€rte, er "muss eingestehen, dass ich in der 'Reaction' vor allem gegenĂŒber dem Vater sehr empathielos rĂŒberkomme". Er hielt es jedoch fĂŒr nötig zu thematisieren, dass "der Vater seine Emotionen instrumentalisiert, um eben am Ende gegen Migration zu hetzen".

Anfang 2023 war Kyraths Tochter Ann-Marie im Alter von 17 Jahren bei Brokstedt in einem Regionalzug erstochen worden. Ihr 19-jĂ€hriger Freund Danny versuchte, sie zu schĂŒtzen, und starb ebenfalls bei dem Angriff. Eine Frau, die bei der Attacke verletzt wurde, nahm sich spĂ€ter das Leben. Bei dem TĂ€ter handelte es sich um einen staatenlosen PalĂ€stinenser, der 1989 im Gazastreifen geboren wurde. Sein Asylantrag wurde 2016 abgelehnt, er erhielt jedoch subsidiĂ€ren Schutz. Die umfangreiche Polizeiakte von Ibrahim A. (die unter anderem gefĂ€hrliche Körperverletzung, Drogendelikte, sexuelle BelĂ€stigung, sexueller Missbrauch von Kindern und Vergewaltigung WiderstandsunfĂ€higer enthĂ€lt) warf schnell die Frage nach Behördenversagen auf.

Kyrath war unter anderem auch in der ZDF-Sendung Markus Lanz zu Gast und hatte dort die deutsche Politik heftig kritisiert. Er stehe mit mehreren Eltern, die ein Ă€hnliches Schicksal erleiden mussten, im Kontakt. Was alle Hinterbliebenen eine, sei, dass es sich stets um dasselbe TĂ€terprofil, Tatwerkzeug, den nahezu selben Tathergang und dasselbe TĂ€terprofil handele. Darauf folgten dieselben Floskeln der Politiker – es geschehe jedoch nichts.

Einmal habe er sich an einen Politiker gewandt und gefragt: "Wie es sein kann, dass so jemand nach nicht mal einem Jahr wieder auf freiem Fuß ist?" Daraufhin habe dieser erwidert, jeder habe eine zweite Chance verdient. Kyrath sagte daraufhin: "Ich habe demjenigen dann angeboten, mich in Elmshorn zu besuchen, und er kriegt einen Spaten in die Hand, kann meine Tochter ausgraben und ihr das gerne erzĂ€hlen. Sie wird dafĂŒr bestimmt VerstĂ€ndnis haben."

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Warnung nach Seelow-Hetze: Wenn deutsche Medien so weitermachen, endet das Land im Krieg


Von Wladislaw Sankin

Schon im Vorfeld des Gedenkens an die Schlacht um die Seelower Höhen, als ĂŒber die Handreichung des Außenministeriums zum Ausschluss Russlands und Weißrusslands aufgerufen wurde, haben sich Pressevertreter und zahlreiche von den Medien befragte Experten mit der Vorgabe solidarisiert. Vereinzelte kritische Stimmen, wie sie in der Berliner Zeitung zu lesen waren, waren die Ausnahme.

DafĂŒr mussten manche Experten, etwa die Historikerin Franziska, Davies die Propaganda-Spirale noch ein StĂŒck weiterdrehen. Russische Diplomaten durfte Davies beispielsweise im WDR unwidersprochen als "Vertreter eines faschistoiden, kolonialistischen Regimes, das einen genozidalen Krieg fĂŒhrt" bezeichnen – natĂŒrlich ohne diese krassen VorwĂŒrfe belegen zu mĂŒssen. Aus dem Mund der "Historikerin" spricht der Hass in Reinform.

Derartige GehĂ€ssigkeiten ausgerechnet an diesem Punkt sind allerdings merkwĂŒrdig, denn Deutschland selbst macht keine Anstalten, den Krieg Nazideutschlands gegen die Sowjetunion mit 27 Millionen Toten auf sowjetischer Seite als Genozid anzuerkennen (die Regierungen in Russland und Weißrussland haben den Vernichtungskrieg Nazideutschlands gegen das sowjetische Volk vor Kurzem als Genozid eingestuft – die Bundesregierung will davon allerdings nichts hören und setzt ihre Politik der Hierarchisierung der Opfer fort).

Das stille Gedenken am 17. April ging trotz dieser EinwĂŒrfe reibungslos ĂŒber die BĂŒhne. Neben einer russischen Delegation waren Diplomaten aus Weißrussland und Kirgisistan anwesend, ein polnischer MilitĂ€r und zwei deutsche Lokalpolitiker, der BĂŒrgermeister von Seelow, Robert Nitz (Interview mit ihm hier), und der Vize-Landrat (Interview mit ihm hier), Friedemann Hanke. Der russische Botschafter, der die ganze Zeit von den deutschen Gastgebern umgeben war, hielt keine Ansprache. Journalisten der Mainstream-Medien erschienen zahlreich, wohl in der Hoffnung, Zeugen eines Eklats mit den "ungebetenen GĂ€sten" zu werden.


Immer wieder sprachen die Besucher den russischen Botschafter, Sergei J. Netschajew, an. Links: BĂŒrgermeister von Seelow Robert Nitz. Rechts: Vize-Landrat Friedemann Hanke.Wladislaw Sankin
Doch ZwischenfĂ€lle jedweder Art blieben aus, abgesehen von der bloßen Anwesenheit der russischen Delegation, deren "ungebetenes" Erscheinen manche Medien bereits als "skandalös" bezeichneten. Im Gegenteil, die Zeremonie selbst und die 40 Minuten danach gerieten zu einem vorbildlich wĂŒrdevollen und freundlichen Miteinander zwischen den mehrheitlich anwesenden Deutschen und den Russen sowie BĂŒrgern anderer LĂ€nder, darunter Weißrussland, die Ukraine und Israel.

Das konnten die Journalisten der Mainstream-Medien natĂŒrlich nicht so stehen lassen. Ihr Propaganda-Auftrag schien zu verpuffen. NachtrĂ€glich blieb fĂŒr sie daher nichts Anderes ĂŒbrig, als gegen die einfachen Besucher der Veranstaltung zu hetzen; gegen all diejenigen, fĂŒr die dieses Gedenken eine Herzensangelegenheit war. Einem Journalisten des Deutschlandfunks gefielen beispielsweise die russischen Jugendlichen nicht, die in festlicher Kleidung Blumen an einem Denkmal niederlegten. Über die Versammelten schrieb er auf seinem Facebook-Profil:

"Es sollte ein nachdenklicher Vormittag, ein stilles Gedenken werden, doch russische Vertreter, darunter SchĂŒler der russischen Botschaftsschule, die ein bisschen wie Jungpioniere aussahen, Herren mit Sowjet-Insignien, DDR-Nostalgiker, NVA-Traditionalisten, Rechtsextreme, DKP-AnhĂ€nger, Ossi-MitlĂ€ufer, AfD, Linke und BSW nutzten es fĂŒr ihre Interessen".

Ihm zufolge handelte es sich also bei den Versammelten um Menschen zweiter Klasse. Sie hĂ€ngen falschen Parteien an, haben falsche Freunde, mögen die falschen Symbole, und wahre GefĂŒhle sind ihnen fremd. Sie nutzen alles um sie herum als Instrument, und das ganz sicher fĂŒr finstere Ziele. Sind sie denn nach alldem ĂŒberhaupt noch vollwertige Menschen?

Der Autor dieser ĂŒberheblichen Zeilen stand mir mit seinem Mikrofon am Sockel des Denkmals direkt gegenĂŒber. Dazwischen waren ein Blumenmeer und zahlreiche Besucher, die nach und nach zur Kranzniederlegung herantraten. In mir blitzte der Gedanke auf, dass zumindest fĂŒr kurzen Moment der Friede auch in die Seelen dieser Berichterstatter einkehren könnte, denn auch sie sind, wie wir alle, Menschen. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass sie die unglaublich schöne und freundliche AtmosphĂ€re dieses Tages kaltlassen sollte.

Weit gefehlt. Den mit der Berichterstattung beauftragten Journalisten ging es ausschließlich darum, den "Baerbock-Erlass" an Mann zu bringen, damit im Bewusstsein der Massen verankert wird, dass die Russen in der Bundesrepublik Parias auf allen Gebieten sind; es sei denn, sie wĂ€ren notorische Putin-Gegner – erst dann sind sie willkommen. FĂŒr Deutsche wĂ€re es nicht ratsam, in ihrer NĂ€he zu verkehren.

Eine preisgekrönte Spiegel-Autorin stand der GehĂ€ssigkeit ihres ÖRR-Kollegen in nichts nach, als sie die Menschen, die den gefallenen Soldaten die Ehre erweisen wollten, als "seltsam" beschrieb. Nach Seelow sei eine "wilde Mischung" aus AfD-Bundestagsabgeordneten, SchĂŒlern der Botschaftsschule in Berlin, russischen Fernsehleuten, Rentnern in NVA-Jacken sowie einer Gruppe namens "Druschba Ost" gekommen. Sie schlussfolgerte:

"Tja, wenn alle VernĂŒnftigen entscheiden, sich mit Russen nicht mehr zeigen zu wollen, bleiben halt nur die Seltsamen."


"Die Seltsamen".Wladislaw Sankin
Bezeichnend, dass die Autorin ihre sehr viel zahlreicher anwesenden deutschen Fernsehkollegen nicht erwĂ€hnte. Wenn Russen ĂŒber fĂŒr sie wichtige Angelegenheiten berichten, ist das also "wild". Und wenn das die Deutschen tun? Edel? Irgendwie kommen mir diese berĂŒhmte Spiegel-Autorin und ihre Kollegen wie Besucher in einem Menschen-Zoo vor.

Dieser Ton gegenĂŒber den eigenen Landsleuten erinnerte schmerzlich an die hasserfĂŒllte Sprache der "Neu-Ukrainer" auf dem Maidan. Das Vergehen der "Seltsamen" bestand nur darin, von der vorgegebenen politischen Linie, wonach Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg fĂŒhrt, abzuweichen. Das Vergehen der Maidan-Gegner bestand etwa darin, entgegen dem "Zeitgeist", Patrioten der sowjetischen Heimat, "Prorussen" oder NATO-Kritiker zu sein.

DafĂŒr wurden sie als "Colorado-KĂ€fer" und "Watniks" beschimpft. Feindbilder wurden geschaffen. Niemand rĂŒgte "ProeuropĂ€er", wenn sie die gleiche hasserfĂŒllte Sprache benutzen, denn es wurde schnell ausgemacht, dass fĂŒr sogenannte prorussische Demonstranten die Regeln des Anstands nicht gelten. So kam es zu Odessa, wo Colorado-KĂ€fer "gegrillt" wurden. Dieser Sittenverfall in der politischen Kommunikation stand am Anfang des spĂ€teren Krieges, und bis zu der rassistischen Bezeichnung "Orks" war es dann nur noch ein kleiner Schritt.

Nun sind die ukrainischen Botschafter seit Jahren dabei, die Regeln des Anstands auch in Deutschland aufzuweichen. Geschickt bespielen sie die Klaviatur der westlichen Demagogie ĂŒber Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und bekommen Standing Ovations von der deutschen Politikerkaste. Diese "Neu-Ukrainer" wie der Botschafter Alexei Makejew arbeiten unermĂŒdlich daran, die Russen als Feinde der Menschheit darzustellen, beispielsweise in seiner Rede am 9. April bei der Friedrich-Naumann-Stiftung. Die Russen hĂ€tten keinen Himmel ĂŒber dem Kopf und wĂŒrden von ihrem notorischen Vernichtungswillen getragen. Ewige Sklaven, Knechte des Mordens, denen Menschliches fremd ist.

Wenn es einen Goebbels-Preis gegeben hĂ€tte, bekĂ€me Makejew die erste Auszeichnung. Es gibt heute noch kein Gegengift, um die immer weiter um sich greifende InfernalitĂ€t der antirussischen Propaganda zu erkennen. Journalisten und andere "sprechende Köpfe" haben sich lĂ€ngst in Sirenen des Krieges verwandelt, und die ukrainische Tragödie schreckt sie keineswegs ab. Im Gegenteil, die brennende Ukraine ist fĂŒr sie offenbar ein Ansporn, mit der Diffamierung der friedlichen KrĂ€fte im eigenen Lande fortzufahren. Ein brandgefĂ€hrliches Spiel.

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de.rt.com/meinung/242938-warnu


Die Friedensbewegung in Deutschland im Spannungsfeld – Teil 2


Von Doris Pumphrey

Teil 1 lesen Sie hier.

Der Krieg gegen Russland

Leider ist es aus ZeitgrĂŒnden im Rahmen dieses Vortrags nicht möglich, die mit genauen Fakten belegte, bewusst organisierte westliche Eskalation des Konflikts darzustellen, die zum Einschreiten der russischen Armee fĂŒhren musste und die bis heute von Politik und Medien systematisch ignoriert wird. Die Einzelheiten sind alle nachzulesen in zahllosen Berichten westlicher Insider, z. B. von Jeffrey Sachs, Jacques Baud, György Varga etc.

Auch in der Friedensbewegung hatten viele anfÀnglich die Vorgeschichte ausgeblendet oder kleingeredet. Im Eiltempo hatten sie Russland abgeurteilt unter Auslassung wichtiger Bestimmungen des Völkerrechts, die diesem Einschreiten zugrunde liegen.

Bereits 2014, nach dem Beitritt der Krim zur Russischen Föderation, hatte das Ignorieren der Geschichte und die selektive Auslegung des Völkerrechts zum stĂ€ndigen Distanzierungsritual von der sog. "völkerrechtswidrigen Annexion der Krim" gefĂŒhrt.
Dass mit diesem Beitritt der Plan, aus Sewastopol einen US/NATO-StĂŒtzpunkt gegen Russland zu machen, vereitelt wurde – womit eine höchst friedensgefĂ€hrdende Situation entstanden wĂ€re –, spielte fĂŒr den Großteil der Friedensbewegung keine Rolle.

Am Morgen des 24. Februar 2022, als die russische Intervention begann, sollte offenbar ganz schnell der Ton vorgegeben werden fĂŒr die Reaktion der Friedensbewegung. Bereits um 08:25 Uhr wurde ĂŒber den offiziellen E-Mailverteiler des Bundesausschuss Friedensratschlag eine ErklĂ€rung verteilt. Darin verurteilten Reiner Braun und Willy van Ooyen die "militĂ€rische Aggression Russlands", die auch durch die "Mitschuld des Westen" (
) keinesfalls gerechtfertigt" sei. Und sie erklĂ€rten: "Es gibt keine militĂ€rische, sondern nur eine politische Lösung auf der Basis der Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit."

Diesen beiden prominenten Akteuren der Friedensbewegung war sehr wohl bekannt, dass Russland genau diese Lösung den USA und der NATO im Dezember 2021 mit konkreten VorschlĂ€gen fĂŒr VertrĂ€ge ĂŒber gegenseitige Sicherheitsgarantien angeboten und dann im Februar 2022 vergeblich wiederholt hatte.

Ein von Politik und Medien organisierter Anti-Putin-Tsunami ĂŒberrollte das Land. In einer Sondersitzung des Bundestages wurde der damalige ukrainische Botschafter Andrei Melnyk, bekennender Verehrer des Nazi- und SS-Kollaborateurs und Massenmörders Stepan Bandera, als Ehrengast empfangen. Alle Fraktionen erhoben sich (einschließlich der Linken, aber nur wenige Abgeordnete der AfD) und begrĂŒĂŸten ihn mit lang anhaltendem Applaus.

Blau-gelb beflaggt feierte Deutschland seine moralische Hybris. Die bedingungslose UnterstĂŒtzung der Ukraine wurde oberste PrioritĂ€t deutscher Politik – einer Ukraine, die per Gesetz die russische Sprache aus dem öffentlichen Leben verbannte, allem Russischen den Kampf ansagte, alle oppositionellen Parteien, regierungskritische Zeitungen und die Russisch-Orthodoxe Kirche verbot, Dissidenten verfolgt, foltert und ermordet, Nazi- und SS-Kollaborateure als Helden verehrt und faschistische Bataillone in ihre Armee integrierte.

Bundeskanzler Scholz kennt in seinem Geschichtsrevisionismus keine roten Linien. Er erklĂ€rte die UnterstĂŒtzung dieser Ukraine als "VermĂ€chtnis des 8. Mai".

Auf einer Schleimspur hatte die Bundesregierung Washington unverbrĂŒchliche Treue geschworen. Der grĂŒne Vizekanzler Habeck hatte seinem Herrn und Meister in Washington versprochen, dass Deutschland eine "dienende FĂŒhrungsrolle" im Kampf gegen Russland spielen werde.

Als SchoßhĂŒndchen Bidens und Blinkens hatten die Politiker Putin jahrelang hysterisch angeklĂ€fft. Sie hatten Diplomatie durch Sanktionen und Eskalation ersetzt. Drei Jahre hatten sie damit verbracht, alle BrĂŒcken nach Moskau einzureißen.

Putin wolle keinen Frieden, wir mĂŒssen ihn militĂ€risch an den Verhandlungstisch zwingen, war das Mantra, das der Bevölkerung tagein, tagaus heruntergebetet wurde.

Und dann kam Donald Trump und brachte durch ein Telefonat mit Putin das Kartenhaus aus antirussischen LĂŒgen zum Einsturz. Das kennen deutsche Politiker nicht mehr, einen Dialog, offenbar geprĂ€gt von gegenseitigem Respekt. Mit ihren britischen und EU-Kollegen gerieten diese russophoben Fanatiker vollends in Panik. Plötzlich droht der Frieden!

Die Friedensbewegung grenzt sich ein

Die "alte" Friedensbewegung hatte schon 2014 eine Brandmauer "gegen rechts" errichtet, gegen die Montagsmahnwachen fĂŒr den Frieden. Die Brandmauer wurde immer höher, als die Bewegung gegen die antidemokratischen Corona-Maßnahmen den Kampf fĂŒr den Frieden aufgenommen hatte. Durch die Diffamierungen, die diese Bewegung erfahren hatte, hatten sie ein widerstĂ€ndigeres Potenzial entwickelt, das vielen in der "alten" Friedensbewegung schon lĂ€ngst abhandengekommen war.

Dies gilt insbesondere fĂŒr die Ostdeutschen, die die sogenannte Deutsche Einheit vor allem als westdeutsche Hybris, als permanente Diffamierung ihrer eigenen Lebensleistung und der Errungenschaften der DDR erfahren.

Allgemein weniger anfĂ€llig fĂŒr die NATO-Propaganda, wurde von ihnen der Zusammenhang zwischen den steigenden Energiepreisen, ihrer wachsenden Armut und antirussischen Sanktionen schnell erkannt und benannt.

Was der deutsche Faschismus in der Sowjetunion angerichtet hatte, spielt zudem fĂŒr die Ostdeutschen aufgrund ihres Geschichtsbewusstseins eine unvergleichlich höhere Rolle als fĂŒr die Westdeutschen. "Freundschaft mit Russland" empfinden auch heute noch sehr viele Ostdeutsche, wĂ€hrend viele in der westlich dominierten "alten" Friedensbewegung diesen Begriff kaum ĂŒber ihre Lippen bringen.

Die herrschende Kriegsallianz konnte eine Aktionseinheit von "alter" und "neuer" Friedensbewegung nicht zulassen. Mit aktiver SchĂŒtzenhilfe von Parteien, Medien und diversen Organisationen, die sich selbst als "antifaschistisch" bezeichnen, wurde die "neue" Friedensbewegung als "rechtsoffen" diffamiert.

Doch was ist "rechtsoffen", wenn Menschen fĂŒr Diplomatie, Frieden und VerstĂ€ndigung mit Russland demonstrieren – auch wenn sie mit der AfD sympathisieren. Sind die Forderungen rechts? Den Organisatoren der Friedensaktionen kĂ€me doch nicht in den Sinn, Demonstranten auszuschließen, die "Diplomatie statt Waffen" fordern, auch wenn sie WĂ€hler oder Mitglieder der GrĂŒnen und SPD sind, den hauptverantwortlichen Waffenlieferanten und Kriegshetzern.

Oder wĂ€re z. B. ein Streik von abhĂ€ngig BeschĂ€ftigten fĂŒr gemeinsame Forderungen vorstellbar, wĂŒrden alle Streikwilligen erst nach ihrem Wahlverhalten ĂŒberprĂŒft?

Die "alte" Friedensbewegung aber grenzte sich in ihrer ohnehin schwachen Mobilisierung auch noch mit Brandmauern ein.

Inzwischen gibt es auf lokaler und regionaler Ebene erfolgreiche BemĂŒhungen die Gesinnungs-Brandmauer einzureißen und sich nicht von den sogenannten "Antifas" einschĂŒchtern zu lassen.

Die Friedensbewegung muss raus aus der Defensive

Die Osterweiterung der NATO mit Truppenstationierungen und MilitĂ€rmanövern waren immer ein zentrales Thema des Protestes der Friedensbewegung. Als Russland nach vergeblichen BemĂŒhungen, den Ukraine-Konflikt friedlich zu lösen, der NATO am
24. Februar 2022 deutlich machte "Bis hierher und nicht weiter", versagte die Friedensbewegung. Eine ernsthafte Antwort auf die Frage, welch andere Option Russland denn gehabt hÀtte, blieb bis heute aus.

Die Friedensbewegung hat sich von Anfang an selbst in die Defensive gebracht. Mit der Übernahme des NATO-Mantras vom "völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg" wollte sie "glaubwĂŒrdig" und nicht "angreifbar" sein. Damit hat sie laut Albrecht MĂŒller, dem Herausgeber der NachDenkSeiten, nur dazu beigetragen, "Vorurteile und Aggressionen gegen Russland" zu verstĂ€rken.

Warum hat die Friedensbewegung, die sich auf den Antifaschismus beruft, nicht in jedem Aufruf und auf jeder Kundgebung dagegen protestiert, dass Deutschland politisch, finanziell und militĂ€risch ein naziverherrlichendes Regime in Kiew unterstĂŒtzt? Damit hĂ€tte sie die Regierung in ErklĂ€rungsnot bringen können.

Warum hat sie nicht die Offensive ergriffen und immer wieder darauf verwiesen, dass die Bundesregierung durch ihre Sabotage von Minsk II am Krieg mitschuldig ist und die NATO im April 2022 die Istanbul-Vereinbarung zur sofortigen Beendigung der Kampfhandlungen verhindert hat?

Mit Àquidistanten Forderungen wie "Waffen nieder" und "Verhandeln" hat die Friedensbewegung vermieden klarzustellen, dass nicht Putin, sondern Selenskij und seine NATO-Auftraggeber beides konsequent verweigerten.

Verantwortlichkeiten klar zu benennen und Forderungen entsprechend zu adressieren ist Teil der AufklÀrung, die die Friedensbewegung leisten muss.

Die Mehrheit der Friedensbewegung schwieg zur russophoben Stimmungsmache, die von Politik und Medien systematisch betrieben wurde. Sie hat drei Jahre lang vermieden, den dringend notwendigen Widerstand gegen die zunehmende Volksverhetzung aufzubauen – aus Angst "BĂŒndnispartner" zu verprellen.

Was sind Bekenntnisse zur deutschen Verantwortung vor der Geschichte, wenn sich die Friedensbewegung nicht offensiv gegen die völlig enthemmte Anti-Russland-Propaganda der deutschen Regierung stellt, die jede antisoziale und antidemokratische Maßnahme mit "Putin" rechtfertigt?

Die "Vernichtung der Lebenskraft Russlands", wie Hitler es formuliert hatte, war nicht gelungen. Die deutsche Außenministerin wollte "Russland ruinieren". Und der deutsche Kanzler gelobte: "Es muss unser Ziel bleiben, dass Russland diesen Krieg nicht gewinnt."

Doch die RealitĂ€t ist hartnĂ€ckig, Fakten am Ende immer stĂ€rker als Fakes. EU und Bundesregierung hatten den Krieg in der Ukraine als ihren eigenen Krieg gegen Russland propagiert. Drei Jahre lang hatten sie die "SchwĂ€che" Putins beschworen und tĂ€glich den Sieg Kiews verkĂŒndet. Die Niederlage Kiews wird zur eigenen Niederlage.

Nun stehen sie vor ihrer gescheiterten Politik. Das können sie nicht eingestehen. Mit allen Mitteln versuchen sie, einen möglichen Friedensprozess zu torpedieren.

Die Bundesregierungen haben das eigene Land an den Rand des wirtschaftlichen Ruins gebracht – mit ihrem "Green Deal", den Corona-Maßnahmen, den Sanktionen gegen Russland und der Alimentierung des Ukraine-Krieges. Frieden und politische Entspannung wĂŒrde der Bevölkerung das ganze Desaster der Regierungspolitik deutlich machen.

Was eignet sich in diesem Deutschland besser zur Ablenkung von der eigenen Schuld als "Putin"? Also muss Putin nach der "Eroberung der Ukraine" nach Westen weitermarschieren, denn Deutschland hat beschlossen, bis spĂ€testens 2030 "kriegstĂŒchtig" zu werden, mit Kriegskrediten in Billionenhöhe, beispielloser AufrĂŒstung und Militarisierung der Gesellschaft.

Die immer extremere Einengung der Meinungsfreiheit in den letzten Jahren hat die Bevölkerung eingeschĂŒchtert. Die Angst vor der angeblichen "russischen Bedrohung" soll sie vollends gefĂŒgig machen, um die drohende wirtschaftliche und soziale Katastrophe widerstandslos hinzunehmen. Dem muss die Friedensbewegung entgegenwirken.

Wie war der Westen doch ĂŒberzeugt, sein Sieg im Kalten Krieg sei das Ende der Geschichte und die NATO die Garantie seiner globalen Vorherrschaft. Und dann kam Putin, bot dem siegestrunkenen "kollektiven Westen" die Stirn und zerschmetterte dessen Allmachtsanspruch.

Der 24. Februar 2022 markiert das Ende der unipolaren Welt. Das Eingreifen Russlands wirkte geopolitisch wie ein Katalysator und hat die Dynamik der internationalen Entwicklung Richtung einer multipolaren, demokratischen Weltordnung auf der Basis der "souverĂ€nen Gleichheit" aller Nationen beschleunigt. Es hat bereits LĂ€ndern im Globalen SĂŒden, insbesondere in Afrika, neuen Aufrieb gegeben in ihrem Kampf gegen den Neokolonialismus.

Die Friedensbewegung muss sich klar werden, wer in den internationalen Konflikten und in dieser geopolitischen Entwicklung welche Interessen verfolgt. Sie muss sich entscheiden, wo sie steht.

Im Mai jĂ€hrt sich zum achtzigsten Mal der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus durch die Rote Armee. Das deutsche Außenministerium empfiehlt, russische und belarussische Diplomaten von offiziellen Veranstaltungen auszuschließen – wenn nötig, sie vor die TĂŒr zu setzen. Man wolle vermeiden, dass diese Diplomaten mit ihrer "Propaganda, Desinformation und geschichtsrevisionistischer VerfĂ€lschung" das Gedenken der Deutschen "instrumentalisieren".

Jegliches Schuld- und SchamgefĂŒhl ĂŒber die eigene deutsche Geschichte wurde abgelegt. Der Angriffskrieg Nazideutschlands, der 27 Millionen Tote und verbrannte Erde in der Sowjetunion hinterließ, soll endgĂŒltig aus dem GedĂ€chtnis der Deutschen getilgt werden. Mit antirussischer Hysterie, die Goebbelsches Ausmaß schon lĂ€ngst ĂŒbertroffen hat, soll die deutsche Bevölkerung erneut in den Krieg gegen Russland gehetzt werden.

Die Friedensbewegung muss endlich den Mut haben, die antirussische Aggressionspolitik als zentrales Problem zu benennen und zu bekÀmpfen. Und sie muss der Bevölkerung klarmachen:
Deutschlands Feind ist nicht Russland, sondern GeschichtsfĂ€lschung, Verantwortungslosigkeit, GrĂ¶ĂŸenwahn und der völlige RealitĂ€tsverlust seiner Regierung und des politisch-medialen Establishments.

Vortrag, gehalten auf dem Kongress "Krieg und Frieden" der Neuen Gesellschaft fĂŒr Psychologie in Berlin vom 10. bis 12. April 2025; zuerst veröffentlicht vom Deutschen Freidenker-Verband unter www.freidenker.org am 16. April 2025. RT DE dankt fĂŒr die Genehmigung zur Wiederveröffentlichung.

Doris Pumphrey ist langjÀhrige Aktivistin in der Friedensbewegung, u. a. in der Friedenskoordination Berlin.

Mehr zum Thema – Merz, Taurus und die Feindstaatklausel


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Landrat Hanke zum Seelower Gedenken: Es ist die Grundform des zivilisatorischen Umgangs


Als Lokalpolitiker stand der stellvertretende Landrat von MĂ€rkisch-Oderland, Friedemann Hanke, ab Anfang April im Zentrum einer geschichtspolitischen Debatte.

Gemeinsam mit dem BĂŒrgermeister der Stadt Seelow, Robert Nitz, (Interview mit ihm s. hier), sollte er den dringenden Wunsch des Außenministeriums ausfĂŒhren, russische und weißrussische Diplomaten von der GedenkstĂ€tte an den Seelower Höhen fernzuhalten. Notfalls sogar mit Polizeigewalt. Das hat er nicht getan und nahm an den Gedenkveranstaltungen – wie von frĂŒher gewohnt – zusammen mit dem russischen Botschafter Sergej J. Netschajew teil.

In der heutigen Zeit ist seine Position alles andere als ĂŒblich. Im Gegenteil: Sein Beharren auf etablierte diplomatische Umgangsformen grenzt fast schon an Widerstand. Dem Korrespondenten Wladislaw Sankin gelang es, den Vertreter dieser ostdeutschen Region zum "Kalten Krieg" und seinen Erinnerungen zu befragen.

Sankin: Angesichts der kontrovers gefĂŒhrten Diskussion in der Presse in den vergangenen Wochen bezĂŒglich der Teilnahme des russischen Botschafters am Seelower Gedenken – haben Sie das GefĂŒhl, sich politisch auf dĂŒnnem Eis zu bewegen? Oder ist es so, Sie machen einfach Ihren Job und haben keinerlei politische Schwierigkeiten?

Hanke: Letzteres. Wir sehen das dĂŒnne Eis nicht, wir spĂŒren es auch nicht. Es sind doch zwei Sachen. Erstens ist es so, wir machen keine Außenpolitik, wir sind nur untere Verwaltungsebene. Wir haben nur die Grundform menschlichen Miteinanders einzuhalten. Und das ist genau die Frage: Wie gehe ich mit dem höchsten ReprĂ€sentanten eines Landes um? Das ist das, was wir hier bemĂŒhen. Und auch die Frage, wessen gedenken wir hier. Die Frage zur politischen AktualitĂ€t, das ist nicht das, was wir beurteilen, und das ist auch nicht das, was heute hier Gegenstand ist. Und deshalb sehen wir das dĂŒnne Eis nicht.

Wir halten es wirklich fĂŒr eine Frage des zivilisatorischen Umgangs, dass wir mit Vertretern, dem höchsten Vertreter eines großen Landes, dass wir ihn auch gebĂŒhrend empfangen – selbstverstĂ€ndlich. Das ist eine SelbstverstĂ€ndlichkeit. Und hinzukommt, dass wir gerade mit Herrn Botschafter Netschajew ĂŒber die letzten Jahre doch sehr eng verbunden sind, gerade ĂŒber die KriegsgrĂ€ber, und alles, was mit der Schlacht zusammenhĂ€ngt, sind wir in sehr engem Austausch und sind ihm deshalb auch persönlich natĂŒrlich sehr verbunden.

Sankin: Dieser Ausladungsversuch, ich meine jetzt die Handreichung vonseiten des AuswĂ€rtigen Amtes, und auch die Kampagnen in der Presse haben fĂŒr Aufregung in Russland gesorgt. Haben Sie VerstĂ€ndnis dafĂŒr?

Hanke: Ja, ich will Ihnen ehrlicherweise sogar sagen: Ich kann beides verstehen. Es ist eben deutlich, in welchem Kriegszustand sich auch Russland befindet. Und da kann ich verstehen, dass auch von deutscher Seite nicht groß gesagt wird: "Na, wir machen gemeinsame Veranstaltungen." Es ist aber bei "80 Jahren Kriegsende" was anderes. Hier ist tatsĂ€chlich – das muss man auch deutlich sagen – Europa vom deutschen Nationalsozialismus befreit worden und es haben Menschen hier ihr Leben gelassen. Zu Zehntausenden – drei Wochen, bevor der Krieg zu Ende war. Drei Wochen quasi haben die Menschen getrennt vom Überleben. Und das muss man einfach wĂŒrdigen. Das ist so, und darum geht es.

Und ich glaube, dass in unserer heutigen Zeit hĂ€ufig Schwarz oder Weiß (gilt). Aber die Welt ist ja nicht schwarz oder weiß. Und nur weil wir ein wĂŒrdiges Gedenken (veranstalten) und ihn empfangen, Herrn Netschajew, heißt es ja nicht, dass wir das Handeln Russlands gutheißen. Und was doch nottut in unserer Zeit ist wirklich wieder eine Differenzierung. Also zu sagen: Die Welt ist grau. Es gibt nicht das nur Gute, das nur Böse, sondern es ist eine Mischung, und das fehlt. Und es fehlt auch aus meiner Sicht in unserer Außenpolitik, und da bleibe ich dabei: Es ist eine Frage des zivilisatorischen Umgangs, dass man natĂŒrlich Botschafter eines Landes entsprechend empfĂ€ngt.

Sankin: Es gibt VorwĂŒrfe, zum Beispiel von der Zeitschrift "Osteuropa", also von mehr oder weniger offiziellen Stellen, dass Russland dieses Gedenken nicht nur instrumentalisiere, sondern sogar an sich ziehe, ohne BerĂŒcksichtigung der anderen Sowjetrepubliken oder Ethnien. Russland stelle sich ins Zentrum. TatsĂ€chlich stand heute der russische Botschafter im Zentrum der Aufmerksamkeit, andererseits gab es keinerlei AnimositĂ€ten, zum Beispiel von der kasachischen Seite. Was ist Ihre EinschĂ€tzung? Vereinnahmt Russland das Gedenken, oder nicht?

Hanke: Schwer zu beantworten. Ja und nein (lacht). Also grundsÀtzlich ja. Es war auch Russland die einzige Nation, die sich in der Tradition der Sowjetunion gesehen hat. Es war nach 1990 kein anderes Land, was (sich) in dieser Tradition gesehen hat.

Sankin: Und Weißrussland auch.

Hanke: Weißrussland auch. Aber ansonsten (gilt) fĂŒr die anderen LĂ€nder: Die sind nicht in diese Tradition eingestiegen. Man muss natĂŒrlich klar sagen: Russland war auch seinerzeit der Hegemon und war natĂŒrlich auch der Hegemon innerhalb der Sowjetunion. Da brauchen wir nicht darĂŒber reden. Insofern hier sind sie, da haben sie diese Rolle auch angenommen und natĂŒrlich auch das Gedenken geprĂ€gt. Das ist nicht ganz falsch.

Das ist dann ĂŒbrigens auch Aufgabe aller anderen Nachfolgestaaten, ihre eigene Form des Gedenkens zu suchen. Und natĂŒrlich ist hier dann eine PrĂ€gung durch die russische Seite da, das ist nicht vermeidbar. Es ist auch tatsĂ€chlich (so), die Hauptlast ist ja durch russische Soldaten – wenn man denn die NationalitĂ€t da ansetzen will – getragen worden. Das sei zum einen gesagt.

Und zur Frage (der) Instrumentalisierung: NatĂŒrlich passiert das, das ist ja klar. Es wird jedes Land versuchen, bestimmte geschichtliche Themen auch in seine ErzĂ€hlung hineinzusetzen. Da kann ich aber nichts daran Ă€ndern. Und ich will deutlich sagen: Ich teile sicherlich nicht die russische Geschichtsschreibung und die politische Gegenwartsbeschreibung. Aber das ist eine Sache, die muss Russland mit sich ausmachen. Das steht mir nicht zu, das öffentlich zu beurteilen. Und insofern hat Russland etwa das Erbe auch angetreten und prĂ€gt es auch. Aber auch da: Wir haben heute ja gesehen, in welcher ZurĂŒckhaltung der Botschafter agiert hat. Das war ja mitnichten ausschließend.

Sankin: Die ukrainische Sowjetrepublik hat wĂ€hrend des Großen VaterlĂ€ndischen Krieges die zweitgrĂ¶ĂŸte Last getragen. Und dennoch fehlen heute – und schon seit Jahren – die ukrainischen Vertreter bei solchen Gedenkveranstaltungen. Die Ukraine schafft ihre eigene Gedenkkultur und deutet die Geschichte komplett um. WĂŒrden Sie sich wĂŒnschen, dass die Ukraine sich an einem solchen Gedenken, wie es heute stattgefunden hat, wieder beteiligt?

Hanke: GrundsÀtzlich schon, aber ich will auch klar sagen: Ich kann die Ukraine verstehen.

Sankin: Das war aber noch vor dem Krieg, dieser Diskurs.

Hanke: Da wird man noch mal ansetzen mĂŒssen, aber aktuell haben wir jetzt sozusagen den Krieg, wo ich das eben der Ukraine nicht zumuten wĂŒrde wollen. Also das kann ich auch aus ukrainischer Sicht verstehen, wenn man sagt: Das machen wir nicht. Davor ist es sicherlich so, dass man sich auch zurĂŒckgelehnt hat, weil Russland das ja macht. Und insofern: NatĂŒrlich wĂ€re das wĂŒnschenswert, so wie Sie sagen. Die Sowjetunion ist ein Vielvölkerstaat gewesen, und es sind viele, die dort natĂŒrlich auch ihr Leben gelassen haben. Da bin ich völlig bei Ihnen.

Sankin: Diese Befreiungsroute wurde heute hier eingeweiht an den Seelower Höhen, das Museum und zehn andere Stationen auch peu Ă  peu. Das war in Kamenz der Fall – noch vor ein paar Monaten.

Hanke: Genau!

Sankin: Dass die polnischen Vertreter und die russische Seite heute einander begrĂŒĂŸt haben, kann man angesichts der heutigen geopolitischen Lage fast als sensationell bewerten. Sie haben die Befreiungsroute in ihrer Ansprache ein integratives Projekt genannt, das von der EU gefördert wird. Der russische Botschafter hat dieses Projekt hier mit eingeweiht, das heißt, Russland ist mit an Bord. Sehen Sie die Möglichkeit, dass dieses integrative Projekt in der Gedenkpolitik ein Keim fĂŒr eine in der Zukunft denkbare geopolitische Zusammenarbeit sein könnte? Mit Europa und Russland?

Hanke: Es ist schwer vorstellbar fĂŒr die Zukunft, aber der Keim ist es wahrscheinlich. NatĂŒrlich, also gerade, wie Sie sagten: Dass es möglich war, auch von polnischen Vertretern, in den Austausch zu treten, das ist schon besonders. Und da sind ja auch ĂŒber 2000 polnische Soldaten gefallen und insofern trĂ€gt es den Keim ja ganz sicher. Aber der Keim kann halt nur da aufgehen, wo er eben in der Erinnerung an das Gemeinsame besteht. Und das funktioniert nur, wenn man die aktuelle Lage tatsĂ€chlich einen Schritt zurĂŒcktreten lĂ€sst. Und das ist – glaube ich – die einzige Chance, weil – da bin ich mir sicherlich auch mit dem polnischen Vertreter einig, was die aktuelle EinschĂ€tzung russischen Handelns betrifft. Aber die Zukunft wird in dem Keim der gemeinsamen Befreiung liegen, und da ist (es) auch ganz logisch, dass Russland dort Teil ist, denn diese Befreiung ist durch Russland passiert – zumindest, was Ostmittel(europa betrifft). Ansonsten ja von den Westalliierten. Die ist von Russland in der Hauptlast, von der Sowjetunion in der Hauptlast getragen worden, ja, selbstverstĂ€ndlich. Und insofern ist (Russland) ja auch Teil – da ist eher Deutschland, das muss man ja auch sagen, sind wir doch eher die, die sich zurĂŒckzunehmen haben, weil der Krieg von uns ausgegangen ist.

Sankin: "Tag der Befreiung", dieser Begriff dĂŒrfte hier in Seelow unbestritten sein, und viele Menschen fĂŒhlen das auch so. Aber es gibt auch viele Deutsche, die diesen Tag nicht als Tag der Befreiung sehen – angesichts der deutschen Opfer und vor allem derjenigen, die der Roten Armee zum Opfer fielen. Auf dem Weg nach Berlin, da sind auch Verbrechen begangen worden. Das ist heutzutage ein großes Thema in den Medien. Man könnte sogar den Verdacht hegen, dass durch die Betonung der deutschen Opfer die Leistungen der Roten Armee ĂŒberschattet werden sollen. Welche Form des Gedenkens ist zukunftsweisend? Was fĂŒr eine Art des Gedenkens ist fĂŒr die verletzte deutsche Seele akzeptabel?

Hanke: Ich bin da gar nicht so pessimistisch, und zwar, weil die Zeit fĂŒr uns arbeitet. Es gibt nur noch ganz wenige Zeitzeugen. Und natĂŒrlich, auch das, das muss man auch klar sagen, dass sozusagen von der deutschen Seite das nicht als – oder nur von ganz wenigen – als Befreiung empfunden wurde, das ist ja ganz verstĂ€ndlich. Das, was du sozusagen erlebt hast, das System, woran du geglaubt hast, was du getragen hast, ist untergegangen. Es sind ja nicht die Faschisten oben, sondern es ist ja ein ganzes Volk gewesen, was das mitgetragen hat. Und dass das nicht als Befreiung erlebt wurde, seinerzeit, gar keine Frage. Das ist – glaube ich – nachvollziehbar, plus die Fragen halt (zu) Vergewaltigung, Verbrechen et cetera. UnabhĂ€ngig davon hat ja Deutschland sehr viel schlimmer in der Sowjetunion gewĂŒtet.

Aber dass es von der örtlichen Bevölkerung anders wahrgenommen wurde, das ist ganz klar, aber da arbeitet die Zeit fĂŒr uns, weil das natĂŒrlich verblasst. Und wir doch nochmal, je lĂ€nger, je mehr Jahrzehnte vergehen, umso mehr kann zurĂŒckschauen und sagen: Ja, es ist eine Befreiung gewesen, von einer Diktatur. Und wir mĂŒssen doch nicht drum herumreden, es ist doch eine Diktatur, es ist ja auch der Stalinismus eine Diktatur gewesen. Es ist nicht die Freiheit gebracht worden, aber es ist die Freiheit vom Nationalsozialismus erkĂ€mpft worden, und insofern glaube ich, dass diese Debatten sich erledigen, weil einfach in der Gesamtschau man sagen kann: Ja, es ist letztendlich eine Befreiung gewesen.

Mehr zum Thema – GedenkstĂ€tte Seelower Höhen zensiert – "Befreiung" aus der Inschrift entfernt


de.rt.com/inland/242915-landra


Beschuss von Krankenwagen durch Armee: Israel rÀumt "Fehler" ein


Nach den tödlichen SchĂŒssen auf RettungskrĂ€fte im Gazastreifen hat die israelische Armee "Fehler" eingerĂ€umt und erklĂ€rt, man bedaure den Tod der Zivilisten. Nach Abschluss einer Untersuchung zu dem Vorfall mit 15 Toten im MĂ€rz erklĂ€rten die israelischen StreitkrĂ€fte am Sonntag, dass unter anderem Befehle missachtet worden seien und der Vorfall nicht "vollstĂ€ndig" gemeldet worden sei. Ein beteiligter Offizier solle deswegen seines Postens enthoben werden.

Die israelische Armee erklĂ€rte allerdings auch, dass sich unter den Toten sechs Mitglieder der Hamas befunden haben sollen. Weiterhin behauptete das israelische MilitĂ€r, dass nicht "willkĂŒrlich" geschossen und auch keine "Hinrichtung" vorgenommen wurde. Die Soldaten hĂ€tten vielmehr auf "echte Bedrohungen" reagiert.

Der Vorfall hatte international fĂŒr Entsetzen gesorgt. Israelische Soldaten hatten nach Angaben des PalĂ€stinensischen Roten Halbmonds beim Beschuss mehrerer Rettungsfahrzeuge im Gazastreifen am 23. MĂ€rz mindestens 15 Menschen getötet – darunter sechs medizinische Mitarbeiter, sechs Mitglieder des Zivilschutzes und einen UN-Mitarbeiter.

Nach eigenen Angaben kam die israelische Armee nach einer ersten Untersuchung zu dem Schluss, dass die Soldaten in der Annahme geschossen hatten, sich in Gefahr zu befinden. Demnach hĂ€tten die Soldaten auf "Terroristen" geschossen. Nach dem Vorfall hieß es zudem von der Pressestelle der israelischen VerteidigungskrĂ€fte, die Armeeangehörigen hĂ€tten auf die Fahrzeuge geschossen, da diese sich "verdĂ€chtig ohne Scheinwerfer oder Notsignale bewegten".

Auf mit einem Mobiltelefon aufgenommenen Videomitschnitten eines UN-Mitarbeiters, die palĂ€stinensischen Angaben zufolge die letzten Momente der Todesopfer zeigen sollen, sind allerdings Krankenwagen zu sehen, die Scheinwerfer und Blaulicht eingeschaltet hatten, als die SchĂŒsse fielen.

Mehr zum Thema - Massaker: Israel tötet und verscharrt 15 RettungskrÀfte


de.rt.com/der-nahe-osten/24294


42 Prozent der Österreicher geht es finanziell schlecht – dennoch bleibt die Ukraine-Hilfe PrioritĂ€t


Eine aktuelle Umfrage des IMAS-Instituts zeigt, dass 42 Prozent der Österreicher angeben, finanziell schlechter dazustehen als vor fĂŒnf Jahren. Besonders betroffen sind Frauen (45 Prozent) und Personen ĂŒber 60 Jahre (48 Prozent). Viele Menschen sparen bei den Ausgaben fĂŒr Restaurantbesuche, Möbel, Urlaube, Geschenke sowie Kleidung und nutzen vermehrt Rabattaktionen und Vorteils-Apps, um steigenden Preisen entgegenzuwirken. ​

Trotz dieser wirtschaftlichen Belastungen hat Österreich seine UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine erheblich ausgeweitet. Bis Februar 2025 belĂ€uft sich die staatliche und humanitĂ€re Hilfe auf rund 294 Millionen Euro. Diese umfasst unter anderem:

  • 117 Millionen Euro fĂŒr humanitĂ€re Hilfe
  • 146,5 Millionen Euro fĂŒr finanzielle UnterstĂŒtzungsprogramme zur Aufrechterhaltung grundlegender Dienstleistungen und Infrastruktur
  • 8 Millionen Euro fĂŒr Sachleistungen im Bereich Katastrophenschutz
  • 9,7 Millionen Euro fĂŒr verschiedene UnterstĂŒtzungsmaßnahmen wie KorruptionsbekĂ€mpfung, Nuklearsicherheit und Schutz von Journalisten

DarĂŒber hinaus hat Österreich im Jahr 2023 ĂŒber die EuropĂ€ische FriedensfazilitĂ€t 153,5 Millionen Euro bereitgestellt, wobei diese Mittel nicht fĂŒr Waffenlieferungen, sondern fĂŒr andere UnterstĂŒtzungsmaßnahmen verwendet wurden.

ZusĂ€tzlich wurden spezielle Programme ins Leben gerufen, darunter ein 500-Millionen-Euro-Fonds zur Förderung österreichischer Exporte und Investitionen in die Ukraine sowie 40 Millionen Euro fĂŒr den Wiederaufbau von Energie-, Verkehrs- und Gesundheitsinfrastruktur in dem Land.

Diese umfassende UnterstĂŒtzung erfolgt vor dem Hintergrund einer angespannten finanziellen Lage vieler Österreicher, jedoch betont die Regierung die Bedeutung internationaler SolidaritĂ€t und humanitĂ€rer Verantwortung. Gleichzeitig wĂ€chst die innenpolitische Debatte ĂŒber die Priorisierung von Ausgaben, insbesondere angesichts des Aufstiegs der FPÖ, die eine kritischere Haltung gegenĂŒber der Ukraine-Hilfe einnimmt.

Insgesamt zeigt sich, dass Österreich trotz interner wirtschaftlicher Herausforderungen weiterhin umfangreiche UnterstĂŒtzung fĂŒr die Ukraine leistet, was sowohl humanitĂ€re Verpflichtungen als auch politische Diskussionen ĂŒber nationale PrioritĂ€ten reflektieren.

Mehr zum Thema – Auswirkungen des Ramadan auf Schulen: FPÖ kritisiert Migrationspolitik


de.rt.com/oesterreich/242918-4


Die antirussische Propaganda in Deutschland erreicht das Niveau der Nazizeit


Von Tarik Cyril Amar

Wie fast ĂŒberall in NATO-EU-Europa sind derzeit auch in Deutschland die BĂŒrger einem ununterbrochenen Bombardement schamloser und oft erstaunlich grober Propaganda ausgesetzt. Die politischen Eliten und die Leitmedien versuchen verzweifelt, sie auf einen Krieg gegen Russland einzustimmen. Und diesmal nicht ĂŒber einen Stellvertreter, also nicht ĂŒber eine verwĂŒstete Ukraine und tote Ukrainer, sondern unmittelbar.

Wie es ein frĂŒherer, sehr böser, aber zu seinen Hochzeiten nur zu populĂ€rer deutscher Meister der Massenmanipulation – der ebenfalls den Krieg mit Russland mehr liebte, als fĂŒr ihn (und Deutschland) gut war – vor ĂŒber einem Jahrhundert erklĂ€rte, zeigt wirkungsvolle Propaganda die Welt sehr, sehr einfach. Der oft buchstĂ€blich lĂ€hmende Effekt der Propaganda baut, um ein kleines Detail hinzuzufĂŒgen, auf zwei primitiven, aber mĂ€chtigen – und sehr alten – Tricks auf: dem Prinzip der kaputten Schallplatte und dem Litanei-Effekt.

Ihre Bedeutung ist ebenfalls elementar und lautet im Kern: Wenn dein Bild von der Wirklichkeit eine TĂ€uschung ist, du keine vernĂŒnftigen Argumente hast und dein Anliegen absurd ist, verzweifle nicht! Trichtere dem Publikum stattdessen unaufhörlich einige sehr grundlegende und falsche Gedanken ein, bis ihm von den Wiederholungen schwindlig wird (das Prinzip kaputte Schallplatte), und fordere gleichzeitig regelmĂ€ĂŸig seine Zustimmung ein (der Litanei-Effekt)! Kurz gesagt: Schrei ihnen weiter denselben Unsinn zu und lasse sie regelmĂ€ĂŸig "ja" zurĂŒckblöken! Du weißt schon, wie ein Ritual eben.

Wenn es darum geht, wie die laufende Wiederholung der traditionellen deutschen "Die Russen kommen"-Hysterie erzeugt wird, ist es einfach, eine Handvoll fadenscheiniger, blöder und kindisch einfacher Leitmotive zu identifizieren: Russland und nur Russland ist am Krieg in der Ukraine schuld. Russland will Europa angreifen (wenn nicht gar die ganze Welt) – und das schon bald: Und Russland ist unglaublich heimtĂŒckisch und intrigant, weshalb man mit ihm keinen vernĂŒnftigen Kompromiss schließen kann.

Aber was ist mit den Feinheiten dieser Propagandakampagne? Selbst eine einfache Geschichte braucht Details, und wenn sie ohne Unterlass wieder und wieder erzĂ€hlt wird, mĂŒssen sich wenigstens diese Details verĂ€ndern: die gleiche alte Geschichte, nur mit einer anderen Geschmacksrichtung. Und genau da wird es trickreich.

Denn zum einen könnte die Propaganda, wenn man den falschen Geschmack erwischt, so dumm aussehen, wie sie tatsĂ€chlich ist. Ein aktuelles Beispiel dafĂŒr, in Deutschland wie auch im EU-Parlament, ist die vor Kurzem lancierte Hysterie rund um den russischen Welthit Sigma Boy. Die genial ins Ohr gehende Melodie ist ein Kunstwerk, ob es einem gefĂ€llt oder nicht. Sein Text ist ungefĂ€hr so tiefgrĂŒndig wie eine Margarinewerbung.

Das hĂ€lt aber die radikal-zentristische deutsche Elite nicht davon ab, die geheimnisvollen Tiefen des Lieds als eine heimtĂŒckische Waffe im russischen Kulturkampf zu erkunden. Denn Sigma Boy sei, wie eine EU-Parlamentarierin aus Hamburg – mit ein wenig Hilfe aus der Ukraine – anmerkte, in Wirklichkeit ein "virales russisches Klischee, das auf sozialen Medien eingesetzt wird und eine patriarchale und prorussische Weltsicht verbreitet". Zudem sei es "nur ein Beispiel russischer Infiltration des öffentlichen Diskurses ĂŒber soziale Medien". Sigma Boy ist also, wie man sieht, in Wirklichkeit nur ein Code fĂŒr – Trommelwirbel – PUTIN!

Dumm? So lĂ€cherlich, dass es einen die Peinlichkeit spĂŒren lĂ€sst, wenn jemand anderer sich völlig zum Narren macht, und man ihm einfach nur sagen will, dass er die Klappe halten soll, um den letzten Rest GlaubwĂŒrdigkeit zu retten? Ja, offenkundig.

TatsĂ€chlich hatte im Fall der großen Sigma-Boy-Panikattacke selbst der Spiegel – inzwischen ein zuverlĂ€ssig russophobes und NATO-militaristisches Blatt – leichte Bedenken. Er widmete dem PhĂ€nomen einen ganzen Podcast und ließ einen Redakteur und einen Journalisten in vollem Ernst ĂŒber den Fall Sigma Boy nachsinnen, mit deutscher GrĂŒndlichkeit und einer Mimik, als wĂŒrden Kant und Hegel ĂŒber das Wesen von TikTok philosophieren. Das Ergebnis: Vielleicht, nur vielleicht, ist es einfach nur ein Pop Song.

Jetzt könnte man sagen: "Großartig, wenigstens irgendwer fĂ€llt nicht ganz der Massenhysterie zum Opfer." Aber das wĂ€re zu optimistisch. In Wirklichkeit stellt sich doch die Frage, wie die Lage ĂŒberhaupt derart absurd werden konnte? Welchen Zeitgeist braucht es, dass sich eine EU-Abgeordnete nicht schĂ€mt, ein solches Ausmaß provinzieller Paranoia zu zeigen? Braucht Deutschlands fĂŒhrendes Nachrichtenmagazin intensive Recherchen und eine lange Diskussion, um herauszufinden, dass sie vielleicht doch nicht recht hat?

In dieser Hinsicht fĂŒhrt uns ein anderes Propagandafiasko aus jĂŒngerer Zeit weiter. Sein Kern ist einfach: Einige mögen wissen, dass das ZDF, einer von Deutschlands einflussreichsten und beliebtesten de facto Staats-FernsehkanĂ€len, ein unerschĂŒtterlicher Verbreiter israelischer Propaganda ist, insbesondere wĂ€hrend des aktuellen Genozids in Gaza.

Aber das ZDF hat auch eine solide russophobe Seite. Einmal ging es in seinem unermĂŒdlichen Eifer, es den großen, bösen Russen zu zeigen, etwas zu weit: In seiner Hauptnachrichtensendung und in einer langen, sensationsheischenden Pseudo-Dokumentation in seiner Geschichtsreihe Terra X erklĂ€rte der Sender unter dem Titel "Spionage, Sabotage und Fake News aus Russland. Putins Krieg gegen uns" mit ein paar billigen formalen AbschwĂ€chungen, Russland stecke, neben anderen heimtĂŒckischen PlĂ€nen, hinter einem islamistischen Terrorangriff in Mannheim im Mai 2024.

Das war offenkundig ein extrem ernster Vorwurf, vom Grundsatz her ebenso wie im Detail: Der Angriff, ausgefĂŒhrt von einem Afghanen, der seit zehn Jahren in Deutschland lebte, fĂŒhrte zu fĂŒnf verletzten Opfern und einem getöteten Polizisten. Mehr noch, in der Wahrnehmung der deutschen Öffentlichkeit ist dieser Terrorangriff nur ein Teil einer ganzen Reihe nicht miteinander verknĂŒpfter, aber Ă€hnlich gewalttĂ€tiger AnschlĂ€ge, zu denen es im Laufe des vergangenen Jahres kam und zu denen auch die Taten von Magdeburg, Solingen und Aschaffenburg zĂ€hlen.

Wenn man also wegen eines dieser traumatisierenden Angriffe mit dem Finger auf Russland zeigt, impliziert man, dass Moskau auch bei allen anderen die Hand im Spiel gehabt haben könne. Und voilĂ ! Ein neuer und besonders schrecklicher Vorwurf gegen Russland ist geboren: Moskau, so die Essenz dieser wildesten unter vielen wilden ErzĂ€hlungen, benutzt Migranten, um blutige islamistische TerroranschlĂ€ge in Deutschland zu verĂŒben.

Und diese große fette LĂŒge wirkte schnell: Eine Reihe großer Leitmedien in Deutschland und im Ausland fing an, die Geschichte unkritisch zu wiederholen, wie derTelegraph und die Sun in Großbritannien, der deutscheMerkur und die französischeSud-Oest.

Doch die "Recherche", auf die sich das ZDF bei diesem spezifischen Propagandaschlag gegen Moskau stĂŒtzte, war derart atemberaubend schlampig ausgearbeitet worden, dass diesmal selbst Deutschlands Auslandsnachrichtendienst BND einschreiten musste.

Kurz nachdem das ZDF seinen Aufschlag gemacht hatte, widersprach der BND ihm öffentlich und wies darauf hin, dass die Methode – eine naive Fehldeutung der Trenddaten von Google –, die genutzt worden war, um diese VorwĂŒrfe gegen Russland zu produzieren, lĂ€cherlich unzuverlĂ€ssig ist. Im Nachgang kam zudem heraus, dass mehrere deutsche Nachrichtendienste das ZDF bereits vor der Ausstrahlung der Pseudo-Dokumentation von Terra X gewarnt hatten. Selbst die konservative deutsche Zeitung Welt nannte das Machwerk des ZDF – in einer massiven Untertreibung – "fahrlĂ€ssig".

So weit, so schlecht. Nur ein weiterer Fall von Propaganda, die sich selbst demaskiert hat, indem sie zu weit ging. Genau das ist es, was jetzt passiert. Auch wenn die ĂŒbelste LĂŒge ĂŒber Russland unglaubwĂŒrdig wurde, hat das tatsĂ€chlich keine Konsequenzen.

Allerdings ist das der Punkt, an dem die ganze AffĂ€re erst interessant wird. Die 45-minĂŒtige Sendung von Terra X war vollgepackt mit anderen, gleichermaßen unbegrĂŒndeten VorwĂŒrfen gegen Russland. TatsĂ€chlich war sie eine einzige Abfolge von Hörensagen nach Spekulationen, alle beruhend auf grĂŒndlichen Beweisen von der Sorte "westliche Nachrichtendienste glauben".

Haben sie bei Terra X je von diesen irakischen Massenvernichtungswaffen gehört? Von den Babys, die in Kuwait aus den Inkubatoren gerissen wurden? Oder davon, dass Gaddafi seinen Truppen Viagra ausgab, um Vergewaltigungen zu fördern? Alles LĂŒgen, natĂŒrlich. Alle jeweils zu ihrer Zeit von diesen unglaublich verlĂ€sslichen westlichen Nachrichtendiensten verbreitet, und von den Massenmedien, die als ihr Propagandaarm fungieren. Und all diese LĂŒgen, diese echten FĂ€lle von "hybrider KriegsfĂŒhrung" – von den westlichen Eliten gegen ihre eigene Bevölkerung –, hatten stets denselben Zweck: militĂ€rische Aggressionen des Westens vorzubereiten und zu rechtfertigen.

Aber auch im Fall Terra X hinterlÀsst die Tatsache, dass die einzelne, dreisteste antirussische Unterstellung von vielen ausnahmsweise schnell als bestenfalls unverschÀmter Unfug enttarnt wurde, nicht einmal eine Scharte in der Geschichte.

Im Gegenteil, das Einzige, was passiert, ist, dass ein einzelner SĂŒndenbock ausgewĂ€hlt und geopfert wird: Steven Broschart, der diskreditierte "Datenprofiler" und selbst ernannte "Analytiker fĂŒr digitales Verhalten". Die Botschaft heißt jetzt: Das war alles er. Aber das ist offensichtlich unwahr. Lange Passagen der ErzĂ€hlung von Terra X bestehen aus verschiedenen, oftmals weit prominenteren, sprechenden Köpfen, die mit ihrer AutoritĂ€t eine lange Liste Ă€hnlich unbegrĂŒndeter VorwĂŒrfe russischer Verbrechen stĂŒtzen und ĂŒberhaupt dabei helfen, die Kriegstrommeln gegen Russland zu schlagen.

Da gab es beispielsweise einen Beamten des Verfassungsschutzes, der erst passenderweise bestĂ€tigte, das Internet sei eine "Schatztruhe" von Informationen, die Sabotage- und AngriffsplĂ€ne enthĂŒllten; und dann die Zuschauer informiert, sie befĂ€nden sich bereits im Krieg mit Russland, selbst wenn sie es noch nicht gemerkt hĂ€tten. Das ist in Deutschland keine Schlagzeile mehr: im Krieg, noch nicht im Krieg mit Russland 
 Wen kĂŒmmert das, sobald wir alle wissen, wohin wir sowieso gehen sollen, und so bald schon?

Der Gerechtigkeit halber: Der Mann vom Verfassungsschutz hatte auch eine unterhaltsame Seite: Man brauche keine Panzer, um ein Land niederzuringen, klĂ€rte er uns auf, denn man könne auch seine lebenswichtige Infrastruktur angreifen. Wirklich? Was Sie nicht sagen! Sie meinen, so wie Deutschlands "VerbĂŒndete" in Washington und deren Schmarotzer in Kiew die Nord-Stream-Pipelines angegriffen haben? Nein, ich scherze nur. NatĂŒrlich meinte er nicht das. Denn das wĂ€re die Wirklichkeit, und sein Auftrag ist offenkundig das Gegenteil, Propaganda.

Der unverzichtbare deutsche Professor Martin Schulze Wessel fĂŒgte PlattitĂŒden ĂŒber Putin hinzu, der, so lernen wir, in Kategorien von Ost und West und Antagonismus denkt. Wow! Haben wir ein GlĂŒck, dass das im Garten Werteeuropa und in einem Deutschland, das beschlossen hat, sich wortwörtlich wieder einmal durch Antagonismus gegen Russland zu definieren, niemand tut.

Außerdem bestĂ€tigte der Professor, Russland sei eine "direkte" Bedrohung fĂŒr Deutschland – klar, ganz anders als die Ukraine und die USA; offenbar selbst dann, wenn sie die grĂ¶ĂŸte Sabotagehandlung an Infrastruktur in der deutschen Geschichte in Friedenszeiten begangen haben. Und der deutschen Öffentlichkeit muss diese Nicht-Tatsache bewusst gemacht werden, schulmeisterte der Professor. Danke dafĂŒr, die Essenz von Propaganda so selbstlos zusammengefasst zu haben: den Menschen etwas bewusst machen, was es nicht gibt. Und das Gegenteil, wenn wir das hinzufĂŒgen dĂŒrfen, ist ebenfalls wichtig: dass der gleichen Öffentlichkeit das aus dem Bewusstsein geraten soll, was tatsĂ€chlich existiert, etwa der Angriff auf Nord Stream, der auf ewig unerwĂ€hnt bleiben muss.

Mein einziger Vorbehalt, den unterhaltsamen Beitrag von Schulze Wessel betreffend, ist, dass er, aus GrĂŒnden der Transparenz, die er den Zuschauer hĂ€tte wissen lassen können, eng mit der Ukraine vernetzt ist, insbesondere mit der ziemlich nationalistischen Stadt Lwow. Noch einmal, nichts Großes: Auf dem großen Kreuzzug gegen das böse Russland werden kleinere SĂŒnden vergeben.

Die Besetzung von Terra X war reich, und nicht jeder kann hier erwĂ€hnt werden. Aber uns wĂŒrde etwas entgehen, erwĂ€hnten wir nicht Anton Schechowstow. Jetzt ironischerweise in einem "Zentrum fĂŒr demokratische IntegritĂ€t" beheimatet, war er der Kommentator, der öffentlich das Feuer im Gewerkschaftshaus von Odessa feierte und dessen Opfer mit SchĂ€dlingen verglich. Entmenschlichend? Vielleicht psychologisch eine kleine faschistische Schlagseite? Kommt schon! Noch einmal, auf dem großen Feldzug gen Moskau sind kleine Übereifrigkeiten mehr als willkommen.

Seine Aufgabe bei Terra X war unausgesprochen, doch auf unbeholfene Weise klar: Er diente als der "Experte", der erklĂ€rte, dass alles, was in der Sendung vermutet wurde, "schwer zu beweisen" sei; aber natĂŒrlich nicht im Sinne von "vermutlich nicht wahr", sondern von "absolut wahr, selbst ohne jeden Beweis". Danke, Anton, auch dafĂŒr, einen grundlegenden, aber immer beliebten Trick der Gossenpropaganda vorgefĂŒhrt zu haben: "Man kann sie nicht sehen", lautet er, "aber nur deshalb nicht, weil sie so gut versteckt sind. Was wieder beweist, wie gefĂ€hrlich sie sind."

Die allergrĂ¶ĂŸte Ironie an diesem StĂŒck von als Waffe gebrauchtem "Journalismus" eines der grĂ¶ĂŸten deutschen Sender ist seine trampelige Überheblichkeit. Denn im Kontext des vom Westen provozierten und mit Stellvertretern ausgefochtenen Ukraine-Kriegs gibt es auch echte Sabotage und echten Terrorismus seitens der Ukraine und des Westens: der Anschlag auf die Crocus City Hall in Moskau, die Ermordung von General Igor Kirillow, der heimtĂŒckische Mord an Daria Dugina, die ukrainischen Angriffe auf die BrĂŒcke von Kertsch und auf Nord Stream. Diese Liste kann noch erweitert werden – dies alles sind aber klare Beispiele dafĂŒr, dass die Ukraine Terrorismus einsetzt. Und wir wissen schon seit Jahren aus den westlichen Leitmedien, dass hinter all diesen AktivitĂ€ten die praktische und stolze UnterstĂŒtzung durch westliche Nachrichtendienste steht.

Ist es möglich, dass Russland in einem Konflikt, in dem der Westen und die Ukraine großzĂŒgig Taktiken des "hybriden" Krieges einsetzen, dies manchmal in gleicher MĂŒnze heimzahlt? Im Prinzip ja. Man könnte sogar behaupten, es mĂŒsse das tun, um glaubwĂŒrdig zu bleiben.

VorwĂŒrfe, wonach Russland islamistischen Terror fördere, unter dem es selbst massiv gelitten hat, sollten sich jedenfalls fĂŒr jeden mit nur einem halben Hirn und ein wenig grundlegendem Anstand von selbst verbieten. Und es tĂ€te dem Westen gut, sich an den Balken im eigenen Auge zu erinnern.

FĂŒr die westlichen Medien wĂŒrde das, wenn wir die direkte LĂŒge mal beiseitelassen, bedeuten, dass es nicht nur unehrlich, sondern lĂ€cherlich ist, "Journalismus" zu machen, der sich auf Russland alleine konzentriert. Das Mindeste, was eine seriöse Untersuchung tun mĂŒsste, ist, alle Seiten zu betrachten und Informationen von allen Seiten kritisch zu behandeln.

Aber das wĂ€re ein StĂŒck praktischer AufklĂ€rung, die die Zuschauer und BĂŒrger intellektuell und politisch ermĂ€chtigt, und keine wirkungsvolle Vorkriegs-Propaganda mehr. Es könnte sogar dazu fĂŒhren, dass – oh Graus! – Kompromiss und Frieden beworben wĂŒrden.

Jetzt allerdings finden es in Deutschland und im Rest von Westeuropa Journalisten, Mitarbeiter von Sicherheitsbehörden, Experten und Akademiker völlig in Ordnung, Propaganda der primitivsten Art ihren Namen zu leihen. Welch eine Schande!

Übersetzt aus dem Englischen.

Tarik Cyril Amar ist Historiker an der Koç-UniversitÀt in Istanbul, er befasst sich mit Russland, der Ukraine und Osteuropa, der Geschichte des Zweiten Weltkriegs, dem kulturellen Kalten Krieg und der Erinnerungspolitik. Man findet ihn auf X unter @tarikcyrilamar und auf Substack unter den Links @tarikcyrilamar.substack.com und tarikcyrilamar.com.

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de.rt.com/meinung/242806-antir


Dagmar Henn: Die trostlose Kette


Von Dagmar Henn

Es war ein eigenartig leeres Ostern dieses Jahr. FĂŒrs Eiermalen sind meine MĂ€dels mittlerweile zu groß; ich dachte, es wĂ€re an der Zeit, sich mit dem Mythos auseinanderzusetzen (und Ă€hnlichen Mythen drum herum), und suchte einen einfachen Einstieg im Fernsehprogramm, stellte aber verwundert fest, dass es an Ostern inzwischen gar nicht mehr um Ostern geht.

Nun sind wir Atheisten, und man sollte meinen, diese LĂŒcke erfreut mich. Wenn es um die ScharmĂŒtzel geht, die im öffentlichen Raum stattfinden, ob man etwa "Das Leben des Brian" am Karfreitag im Kino zeigen dĂŒrfe, ist meine Position klar; Gleiches gilt bezogen auf Kreuze in öffentlichen GebĂ€uden. Aber sie erfreut mich nicht; ich empfinde sie als Hinweis auf eine tiefere und bedrohliche Leere.

Ich hĂ€tte mich mit meinen Töchtern gerne ĂŒber die Frage unterhalten, welche Dinge ein menschliches Leben sinnvoll oder gar wertvoll machen, jenseits des Konsums; die BeschĂ€ftigung mit solchen Fragen ist schließlich die klassische Aufgabe Heranwachsender; aber ich stellte fest, dass in dem kulturellen Diskurs, den die Medien liefern, dafĂŒr kein Raum ist. In frĂŒheren Jahren waren die Zeit vor Weihnachten und die Zeit vor Ostern zumindest noch eine vorĂŒbergehende Unterbrechung im ausgiebigen Beschweigen sozialer Fragen, und es gab einen Ansatz dafĂŒr, wahrzunehmen, dass der gewöhnliche Alltag nicht alles ist, was den Menschen ausmacht oder ausmachen sollte. Selbst dieses kleine Fenster hat sich mittlerweile geschlossen.

Solche Irritationen verleiten mich immer, weiter nachzubohren. Warum macht mich die Entleerung dieser Feiertage alles andere als glĂŒcklich? Was ist es, was mir fehlt an einem Ostern ohne Ostern? Ist es das WiderstĂ€ndige, das sich aus der Ostergeschichte lesen lĂ€sst?

Nein, es ist etwas anderes, und die LĂŒcke greift tiefer, bis an die Fundamente menschlicher Gesellschaft selbst.

Um zu erlĂ€utern, worauf ich stieß, muss ich erst eine sprachliche Ungenauigkeit des Deutschen klĂ€ren. Das Deutsche bezeichnet die Sachverhalte, die das Englische mit "victim" (das Opfer wider Willen) und "sacrifice" (das willentliche Opfer) benennt, mit demselben Wort "Opfer" (im Lateinischen sind diese Begriffe auch unterschieden). Zum Einstieg möchte ich also klarstellen, dass es hier um den Begriff des willentlichen Opfers geht. Das ist der Kern der OstererzĂ€hlung, auch der Kern des damit verbundenen rituellen Verhaltens (in der Fastenzeit). Dieses Bild des Opfers ist dabei, zu verschwinden und durch eine Weltsicht ersetzt zu werden, die nur noch TĂ€ter und Opfer kennt (im Sinne von "victim"). Deutlich wird das nicht nur in den ErzĂ€hlungen der Alltagskultur, sondern auch im Sprachgebrauch von Jugendlichen, unter denen "du Opfer" als Beleidigung gilt.

"John Maynard war unser Steuermann,

aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trĂ€gt die Kron‘,
er starb fĂŒr uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard"
Theodor Fontane


Jede Kultur kennt solche Heldengeschichten; auch das BĂŒrgertum des 19. Jahrhunderts kannte sie noch, wie das Gedicht von Fontane belegt. Um sie zu finden, muss man nicht in die Geschichte der Kriege blicken und die Schlacht an den Thermopylen bemĂŒhen. NatĂŒrlich gibt es Missbrauch dieser Bilder und Mythen; aber sie sind grundlegend fĂŒr jede menschliche Kultur, und das Verhalten, das sie als Ideal setzen, ist in verschiedensten Situationen tatsĂ€chlich eine Voraussetzung des Überlebens als Gruppe oder als Spezies.

Menschliche Kultur beruht auf Kooperation, und das Opfer ist nichts als die extreme Variante der Kooperation. Dass auf verschiedenste Weise ErzÀhlungen von Opfern ins GedÀchtnis gerufen werden, ist zugleich eine Affirmation der Kooperation, des Grundsteins menschlicher Existenz.

Es gibt eine Versuchsreihe der Max-Planck-Gesellschaft fĂŒr evolutionĂ€re Anthropologie aus dem Jahr 2012, die sehr interessant ist. Sie stellten Primaten und Kleinkindern eine Aufgabe, die sie gemeinsam lösen mussten, und beobachteten das Verhalten beider im Umgang mit der Belohnung. Bei den Primaten klappte die Kooperation zur Lösung der Aufgabe, aber danach suchte jeder Affe, fĂŒr sich den möglichst großen Teil der Belohnung zu sichern. Bei den Kleinkindern fand im Alter zwischen zwei und drei Jahren ein Umbruch statt: Die DreijĂ€hrigen achteten darauf, die Belohnung zu teilen. Sie hatten eine Vorstellung von Gerechtigkeit, die ihr Handeln leitete.

Dieser Unterschied im Verhalten hat weitreichende Folgen. Der Egoismus der Menschenaffen hat die Konsequenz, dass Kooperation nur kurzfristig möglich ist, fĂŒr ein einzelnes Problem. Sie können die Notwendigkeit zur Kooperation erkennen, aber sie können sie nicht aufrechterhalten. Die Menschenkinder behandeln Kooperation als eine grundlegende, dauerhafte Notwendigkeit; nur wenn das Ergebnis gerecht geteilt wird, werden die Beteiligten auch weiterhin zusammenwirken.

Dieses Verhalten ist das Ergebnis der Tatsache, dass die Entwicklung menschlicher Kultur, ja, das Überleben der Spezies selbst nur durch dauerhafte Kooperation möglich war und ist. Viele ZĂŒge, die wir als charakteristisch fĂŒr Menschen ansehen, finden sich auch bei unseren nĂ€chsten Verwandten – sie fĂŒhren Kriege und stellen Werkzeuge her. Aber an diesem einen Punkt gibt es einen entscheidenden Unterschied, der es uns ermöglichte, ĂŒber Jahrtausende hinweg Wissen und Fertigkeiten anzusammeln und weiterzugeben, die FĂ€higkeit zur Kooperation. Und es ist nicht unbedeutend, dass das Konzept der Gerechtigkeit und die Kooperation so eng miteinander verknĂŒpft sind 


Kultur entsteht, indem die Kooperation die Spanne des einzelnen menschlichen Lebens ĂŒberschreitet. Wenn das von Einzelnen erworbene Wissen zumindest in Teilen an die nĂ€chste Generation weitergereicht wird und die Grundlage fĂŒr deren Fortentwicklung bildet. Einstein hat einmal von sich gesagt, er sei ein Zwerg auf den Schultern eines Riesen, und verwies damit auf Isaac Newton. Aber selbst Newton ist ein Zwerg, der auf den Schultern jenes unbekannten Riesen steht, der das Rad erfunden hat. Diese lange Kette des Teilens ist unsere StĂ€rke, die uns bis in den Weltraum gefĂŒhrt hat.

Diese Notwendigkeit der Kooperation kann auch in anderer Hinsicht die Spanne des einzelnen Lebens ĂŒberschreiten, wie in dem Gedicht Fontanes. Es gibt Situationen, in denen das Wohl der Gesamtheit (die manchmal die gesamte Menschheit umfassen kann) davon abhĂ€ngt, dass Einzelne erkennen, dass ihr persönliches Wohl im VerhĂ€ltnis unbedeutend ist. In der Ostergeschichte mag das fiktiv sein, aber genau an diesem Punkt sind in unserer westlichen, kapitalistischen Gesellschaft tiefe Risse zu sehen.

"Das Wertvollste, was der Mensch besitzt, ist das Leben. Es wird ihm nur einmal gegeben, und er muß es so nĂŒtzen, dass ihn spĂ€ter sinnlos vertane Jahre nicht qualvoll gereuen, die Schande einer unwĂŒrdigen, nichtigen Vergangenheit ihn nicht bedrĂŒckt und dass er sterbend sagen kann: Mein ganzes Leben, meine ganze Kraft habe ich dem Herrlichsten auf der Welt – dem Kampf fĂŒr die Befreiung der Menschheit – geweiht."

Nikolai Ostrowski


Wenn man die beiden Großkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima vergleicht, gibt es einen entscheidenden Unterschied. In Tschernobyl wurde die Kettenreaktion gestoppt, in Fukushima sind ganze drei geschmolzene Kerne nach wie vor reaktiv.

Der technische Unterschied besteht darin, dass in Tschernobyl als Reaktion auf die Explosion des Reaktors per Hubschrauber tonnenweise Bor auf die glĂŒhende Masse gekippt wurde. Das Bor bremst, wenn es mit der atomaren Lava verschmilzt, die Kettenreaktion, die ja nicht mehr von Wasser gebremst wird, und sorgt dafĂŒr, dass die Lava abkĂŒhlt und aushĂ€rtet. Nur deshalb war es in Tschernobyl möglich, mittels des Betonsarkophags eine weitere Verbreitung radioaktiver Substanzen zu stoppen. Ein geschmolzener Kern, der weiter reaktiv ist, schmilzt sich immer weiter in den Boden (bekannt als "China Syndrome") und kann ĂŒber das Grundwasser immer neue Spaltprodukte in der Umwelt verteilen. Das ist es, was in Fukushima bis heute passiert.

Was in Fukushima hĂ€tte geschehen mĂŒssen, wĂ€re ein Aufsprengen der innersten HĂŒlle gewesen und ein massiver Eintrag von Bor, wie in Tschernobyl.

Die Hubschrauberpiloten von Tschernobyl haben ihren Einsatz allerdings mit dem Leben bezahlt, wie viele weitere, die die dortige Katastrophe einzudĂ€mmen halfen. Ein Beispiel dafĂŒr (und einen Anlass, ihres Opfers zu gedenken) liefert das folgende Video:

Die ErzĂ€hlung von Tschernobyl hier im Westen behauptete immer lautstark, all jene, die in der Sowjetunion die Katastrophe bekĂ€mpfen halfen, hĂ€tten nicht gewusst, in welche Gefahr sie sich begĂ€ben, und seien von ihrer skrupellosen Regierung geopfert worden. Sie waren also Opfer im Sinne des englischen "victim", nicht Helden. Die naturwissenschaftliche Ausbildung war allerdings in der Sowjetunion weit besser als bei uns. Ich habe 1981 Abitur gemacht und nur deshalb genauere Kenntnisse ĂŒber Atomkraftwerke, weil ich Leistungskurs Chemie belegt hatte. Nicht nur Haupt- und RealschĂŒler, auch die meisten Gymnasiasten erfuhren schlicht nichts darĂŒber. In der DDR war dieses Thema Stoff der zehnten Klasse 


Die Geschichte ihres Einsatzes liest sich völlig anders, wenn an die Stelle des unwillentlichen Opfers das willentliche tritt, so, wie das obige Video es erzĂ€hlt. Nicht nur, weil sich dann tatsĂ€chlich die Frage stellt, ob man diesen Menschen nicht zu Dank verpflichtet wĂ€re, auch hier, sondern auch, weil eine andere Frage aufgeworfen wird – ob sich denn in unserer Gesellschaft in ausreichender Zahl Menschen fĂ€nden, die bereit wĂ€ren, dieses Opfer zu bringen.

Fukushima hat diese Frage beantwortet. Sie finden sich nicht.

Es fand sich nicht einmal genug Mut in der damaligen japanischen Regierung, den Konzern Tepco sofort zu enteignen, um damit gegen eine nationale Katastrophe tatsĂ€chlich als Nation anzugehen und beispielsweise jene Piloten einzusetzen, die sich zumindest theoretisch dazu verpflichtet haben, zu einem solchen Opfer bereit zu sein, die Hubschrauberpiloten der Luftwaffe. Nein, die Regierung wollte möglichst wenig mit der ganzen Sache zu tun haben, und fĂŒr einen Konzern wird kaum jemand bereit sein, sein Leben zu opfern; diese Vorstellung ist absurd. Die Konsequenz ist, dass bis heute und auf unabsehbare Zeit in der Zukunft diese drei nach wie vor reaktiven geschmolzenen Kerne (die weiter ablaufende Kettenreaktion sorgt dafĂŒr, dass die Kerne heiß und flĂŒssig bleiben) radioaktives Material in den Pazifik absondern. Welche Konsequenzen das fĂŒr die gesamte Menschheit haben wird, lĂ€sst sich heute noch nicht abschĂ€tzen 


Ja, das Risiko dieser spezifischen Form von Katastrophe ist menschengemacht. Aber jede menschliche Gesellschaft unterliegt einem Risiko von Katastrophen verschiedenster Art, und ob sie imstande ist, ihnen zu begegnen, entscheidet ĂŒber ihr physisches Überleben. An diesem Punkt besaß die Sowjetunion eine StĂ€rke, die unsere Gesellschaft nicht aufweist.

"There is no such thing as society."

Maggie Thatcher


Die menschliche Gesellschaft entwickelt sich hin zu immer höheren Stufen der Kooperation, in immer grĂ¶ĂŸeren RĂ€umen und ZusammenhĂ€ngen. Die marxistische Geschichtsschreibung nennt das die Entwicklung der ProduktivkrĂ€fte. Heute hat die Kooperation ein unvorstellbares Ausmaß erreicht (wie z. B. in dem Dokumentarfilm "Weltfabrik" gezeigt wird), und steht kurz davor, mit dem, was "Industrie 4.0" genannt wird, den nĂ€chsten großen Schritt zu tun. Aber diese Kooperation findet unbewusst statt, die beteiligten Produzenten wissen nicht, wie weit sie gespannt ist und mit wem sie zusammenarbeiten, sie tun es unfreiwillig. Das Alltagsbewusstsein, in dem die Konkurrenz eines jeden gegen jeden betont wird, entwickelt sich in die genau entgegengesetzte Richtung. Oder wird in die entgegengesetzte Richtung entwickelt.

Da Kooperation so zentral fĂŒr das Überleben unserer Art war und ist, hat sich das psychische System des Menschen entsprechend entwickelt. Gemeinsames Tun ist lustvoller als einsames, Anerkennung wird positiver erlebt als materielle Belohnung, und als sinnvoll erlebtes Handeln ist befriedigender als unsinniges. Der Krieg eines jeden gegen jeden ist eine bestĂ€ndige Verletzung dieser Struktur. Selbst zur Heranbildung eines GefĂŒhls von "ich" brauchen wir das GegenĂŒber, die Gruppe; angeboten wird "Deutschland sucht das Supermodel" und der fĂŒr die meisten unerfĂŒllbare Traum vom unbegrenzten Konsum.

Was zu Beginn der bĂŒrgerlichen Gesellschaft das Streben nach GlĂŒck (pursuit of happiness, eigentlich GlĂŒck im Sinne von anhaltender Zufriedenheit) war, ist jetzt das Streben nach Besitz, das wahre Ideal der momentanen Gesellschaft. Weil die Befriedigung der wahren BedĂŒrfnisse nicht möglich oder nicht opportun ist (hĂ€tten z. B. alle bezahlbare Wohnungen, wĂ€ren sie weniger fĂŒgsam), die Produktionsmaschinerie aber Absatz braucht, mĂŒssen zahllose falsche BedĂŒrfnisse erfunden und eingeimpft werden, BedĂŒrfnisse nach bestimmten Marken und Objekten. Das Individuum, das sich vermeintlich unter diesen Bedingungen voll entfalten können soll, bleibt leer und desorientiert zurĂŒck.

Seinen Anteil an der realen Kooperation soll es nicht wahrnehmen. Im Bereich des Wissens werden, je leichter technisch Kooperation und Teilen werden, kĂŒnstliche neue HĂŒrden errichtet, um es der Kontrolle von Konzernen zu unterwerfen. Was in Wirklichkeit nur ein Stein in einem GebĂ€ude ist, an dem Dutzende Generationen gearbeitet haben, wird so zum Privatbesitz Einzelner. Um solche BesitzansprĂŒche stellen zu können, ist es erforderlich, Kooperation, also den kollektiven Charakter menschlicher Arbeit, hinter einer Nebelwand verschwinden zu lassen.

"So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht," meinte Maggie Thatcher, die Prophetin des Neoliberalismus. FĂŒr ihre damalige Gegenwart hatte sie Unrecht. Aber fĂŒr unsere Gegenwart ist die Gefahr real – Menschen, denen die Kooperation aberzogen wird, sind irgendwann nicht mehr fĂ€hig, zu kooperieren; dann verschwindet Gesellschaft tatsĂ€chlich. Dumm nur, dass unsere Art mit der MentalitĂ€t der Primaten nicht ĂŒberleben kann.

Ich bilde mir das nur ein? Nein, unsere heutige Gesellschaft belohnt psychopathisches Verhalten, es ist der Karriere förderlich und die Voraussetzung fĂŒr den Zugang zu den obersten Etagen. Eine neuere Studie hat belegt, dass schon die Studienwahl so erfolgt, dass die Psychopathen da landen, wo die Macht liegt, an der Spitze der Konzerne, und die "Normalen" ihr Dasein in den schlechter bezahlten Stellungen fristen. Wenn Geld und Besitz das ultimative Maß des Erfolgs sind, ist es die antisoziale Persönlichkeit, die zum Ideal wird.

Die Aufhebung der Religion als des illusorischen GlĂŒcks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen GlĂŒcks: Die Forderung, die Illusionen ĂŒber seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.
Karl Marx


Diese Entmenschlichung der heutigen Gesellschaft ist der Grund, warum die SĂ€kularisierung, die sich hier vollzieht, mir zutiefst zuwider ist. Es ist nicht das in den Himmel gehobene menschliche Ideal, das auf Erden verwirklicht und dessen Projektion dadurch ĂŒberflĂŒssig wird. Es ist eine Gesellschaft des Anti-Ideals, die selbst die in den Himmel gehobene Projektion noch zerstören muss.

Es gibt keine Idee einer besseren Zukunft mehr, und das Ziel menschlicher Entwicklung ist der psychopathische Egomane; ein Bild, das von der menschlichen Natur so weit entfernt ist, dass noch die Erinnerung an sie ausgelöscht werden muss. Was an ihre Stelle tritt, jenes GebrĂ€u aus Kapitalvergottung und Wertegeschwalle, ist derart substanzlos, dass die letzte Predigt des letzten HinterwĂ€ldlerpfaffen wie eine intellektuelle Offenbarung wirkt. Ein Surrogat eines Surrogats, die Umkehrung der zweiten Ableitung der geistlosen VerhĂ€ltnisse, Ideologiesimulation auf der geistigen Höhe eines Werbeclips, hinter der sich ungehemmte Knechtschaft und zĂŒgelloser imperialistischer Machtwahn verbergen. Manchmal frage ich mich, wie Marx reagieren wĂŒrde, sĂ€he er den Zustand, in dem sich die kapitalistische Gesellschaft inzwischen befindet. Angewidert? Entsetzt? Er wĂŒrde vermutlich sagen, dieser Grad der FĂ€ulnis ist das Ergebnis, wenn der Übergang von einer Gesellschaftsformation in die nĂ€chste zu lange hinausgezögert wird, und er hĂ€tte recht damit.

Den GlĂ€ubigen des Mammon ist die Religion lĂ€stig geworden; wenn sie sich nicht angemessen mitentleert, jeden sozialen Anspruch, jedes menschliche Ideal preisgibt, wie im Takfirismus oder den amerikanischen Fernsehkirchen, hindert sie nur bei der Formung des idealen Arbeitssklaven/Konsumenten. FĂŒr jede wirkliche VerĂ€nderung braucht es aber ein Gegenbild zum Bestehenden, die Vorstellung einer anderen Welt, eines anderen Lebens, all dessen, was unter "es gibt keine Alternative" beiseitegeschoben wird. Plötzlich stehen mir die AnhĂ€nger des Christentums nĂ€her als die AnhĂ€nger des Kapitals; weil bei Letzteren schon die Vorstellung der Menschlichkeit Anathema ist, ein Abfall vom wahren Glauben. Gleichzeitig benötigt Widerstand die Idee des Opfers, um Kraft gewinnen zu können; all die hippen Internet-Proteste, die nicht mit der Vorstellung des konsumierenden Individualismus kollidieren, die kein Opfer verlangen, sind Luftnummern, Entertainment, blutleere Spiele, die Widerspruch auffangen und ihm zugleich die ZĂ€hne ziehen. Wirkliche VerĂ€nderung braucht die Haltung Ostrowskis. Ausdauer, Beharrlichkeit und die Bereitschaft, selbst das höchste Opfer zu bringen.

Die Kritik hat die imaginĂ€ren Blumen an der Kette zerpflĂŒckt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. (
) Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen fĂŒr den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle VerhĂ€ltnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verĂ€chtliches Wesen ist, VerhĂ€ltnisse, die man nicht besser schildern kann als durch einen Ausruf eines Franzosen bei einer projektierten Hundesteuer: Arme Hunde! Man will euch wie Menschen behandeln.
Karl Marx


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de.rt.com/meinung/242680-trost


US-Sender bezeichnet Kiew als Teil Russlands: Ukrainisches Außenamt verlangt Entschuldigung


Ostern wird in diesem Jahr von den GlĂ€ubigen aller betreffenden Religionen und Konfessionen gleichzeitig gefeiert: Juden und Christen – und bei den Christen einerseits die Katholiken und Protestanten, und andererseits die zahlreichen orthodoxen Kirchen.

So hat denn auch LiveNOW from Fox in der Nacht auf den Ostersonntag, den 20. April, neben dem Livestream aus dem katholischen Vatikan unter anderem auch festliche Gottesdienste aus Moskau und Kiew ausgestrahlt. Die ukrainische Hauptstadt wurde dabei im Bild mit dem Schriftzug "Kiew, Russland" versehen. Erst unmittelbar vor Ende der einstĂŒndigen Übertragung wurde die Beschriftung in "Kiew, Ukraine" geĂ€ndert.

Da der Sender zudem abwechselnd Bilder aus verschiedenen Kirchen einblendete, darunter auch Live-Gebete von Geistlichen, wurden Bilder der Sophienkathedrale in Kiew gleichzeitig mit Bildern vom Gottesdienst des Patriarchen Kyrill I. in Moskau ausgestrahlt.

Georgi Tichi, Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, verlangte von Fox News eine offizielle Entschuldigung:

"Falls dies ein Fehler gewesen ist und kein bewusstes politisches Statement, so ist eine Entschuldigung fÀllig, sowie eine Untersuchung, wer den Fehler gemacht hat."


Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Georgi Tichi, fordert auf seiner InternetprĂ€senz auf X (frĂŒher Twitter) eine Entschuldigung von FOX News. Screenshot. Abrufdatum 20. April 2025.
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de.rt.com/international/242902


Sacharowa fragt: An welches Kapitel deutscher Geschichte will Merz "wieder" anknĂŒpfen?


Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat angedeutet, dass Friedrich Merz als Bundeskanzler eine dunkle Ära der Geschichte wieder aufleben lassen könnte. Sie reagierte damit auf eine Aussage des CDU-Chefs in dessen Osteransprache, in der er ankĂŒndigte, dass Deutschland unter seiner FĂŒhrung "wieder Verantwortung ĂŒbernehmen" werde.

Wörtlich sagte Merz, der sich am 6. Mai vom Bundestag zum Kanzler wĂ€hlen lassen will: "Deutschland wird in Europa und in der Welt wieder Verantwortung ĂŒbernehmen. Nicht lautstark, aber verlĂ€sslich. Nicht arrogant, sondern partnerschaftlich."

Deutschland wird in Europa und in der Welt wieder Verantwortung ĂŒbernehmen. Nicht lautstark, aber verlĂ€sslich. Nicht arrogant, sondern partnerschaftlich – Merz pic.twitter.com/LC8t71mfQY
— Andy Schneider (@AndySch64494719) April 19, 2025

In einem Beitrag auf ihrem Telegram-Kanal fragte sich Sacharowa scherzhaft, "auf welche historische Periode" sich das "Wieder" in der Rede von Merz denn beziehe.

Merz sagte am vergangenen Sonntag in der ARD, dass er den Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern könne. Die Waffe hat eine Reichweite von 500 Kilometern. Der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz hatte die Lieferung des Taurus trotz DrĂ€ngen Kiews wiederholt mit der BegrĂŒndung abgelehnt, er befĂŒrchte eine Eskalation des Konflikts.

Der designierte Bundeskanzler erklĂ€rte jedoch, dass Deutschland unter seiner FĂŒhrung "die ukrainische Armee mit einer solchen Waffe ausstatten" werde. Merz deutete an, dass Kiew Taurus-Raketen einsetzen könnte, um die Kertsch-BrĂŒcke zu zerstören, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet.

SPD-GeneralsekretĂ€r Matthias Miersch Ă€ußerte die Hoffnung, dass Merz, sobald er als Kanzler von den Geheimdiensten "voll umfassend in Kenntnis gesetzt wird", die Lage neu bewerten wird. "Ich gehe davon aus, dass wir hier nicht zu einer Eskalation beitragen wollen, dass wir nicht Kriegspartei werden wollen", so Miersch.

Auf ihrer wöchentlichen Pressekonferenz am Donnerstag warnte Sacharowa, dass ein Taurus-Einsatz einer Kriegsbeteiligung Deutschlands gleichkĂ€me, "da ein Kampfeinsatz dieser Marschflugkörper ohne direkte UnterstĂŒtzung durch Bundeswehrsoldaten unmöglich" sei.

Entsprechend werde Moskau dies als "direkte Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an den Kampfhandlungen aufseiten des Kiewer Regimes" werten, mit "allen sich daraus ergebenden Konsequenzen fĂŒr Deutschland", so die Sprecherin.

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de.rt.com/international/242909


Nach Ukraine-GesprÀchen in Paris: Trump-Administration will Witkoff erneut nach Moskau schicken


Die Regierung von US-PrĂ€sident Donald Trump plant ein weiteres Treffen zwischen dem Sondergesandten Steve Witkoff und hochrangigen russischen Beamten, um Moskau fĂŒr ihre Vision eines Friedens im Ukraine-Konflikt zu gewinnen, berichtet CNN unter Berufung auf eine anonyme Quelle. Witkoff hat sich in diesem Jahr bereits dreimal mit dem russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin getroffen, wĂ€hrend der US-PrĂ€sident versucht, einen Waffenstillstand zwischen Kiew und Moskau zu vermitteln.

Der Plan Washingtons, der ukrainischen Vertretern und mehreren europÀischen Staats- und Regierungschefs am Donnerstag bei einem hochrangigen Treffen in Paris vorgelegt worden sei, sehe einen Waffenstillstand entlang der derzeitigen Frontlinie vor, meldete CNN. Die US-Regierung habe auch ihre Bereitschaft signalisiert, die Krim als russisches Territorium anzuerkennen.

Zu seinem Treffen mit Putin am vergangenen Freitag in Moskau sagte Witkoff am Montag gegenĂŒber Fox News, dass die fast fĂŒnfstĂŒndigen GesprĂ€che "ĂŒberzeugend" gewesen seien und der Kreml eine dauerhafte Lösung des Ukraine-Konflikts anstrebe.

Witkoffs Äußerungen kamen beim ukrainischen Staatschef Wladimir Selenskij nicht gut an, der Trumps Gesandten am Donnerstag vorwarf, "wissentlich oder unwissentlich russische Narrative zu verbreiten".

Er bekrĂ€ftigte, dass Kiew "niemals irgendein vorĂŒbergehend besetztes ukrainisches Gebiet als russisch anerkennen" werde. Russland hat erklĂ€rt, es sei grundsĂ€tzlich offen fĂŒr FriedensgesprĂ€che mit der Ukraine, solange seine wichtigsten Sicherheitsbedenken berĂŒcksichtigt wĂŒrden. Moskau fordert unter anderem, dass Kiew auf seine NATO-Bestrebungen verzichtet und die territorialen "RealitĂ€ten vor Ort" anerkennt.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklĂ€rte am Dienstag gegenĂŒber Reportern, dass es zwar "noch keine klaren Umrisse eines Abkommens" gebe, Moskau aber den "konstruktiven und substanziellen" Kontakt mit den USA schĂ€tze.

Mehr zum Thema - Persönliche KriegserklĂ€rung: Durchgeknallter US-Kongressmann schießt Granate auf Russland


de.rt.com/international/242917


Falsche Redner eingeladen: Ostermarsch DĂŒsseldorf von Friedensbewegung Rhein-Ruhr ausgegrenzt


Von Felicitas Rabe

Organisiert vom Friedensforum DĂŒsseldorf fand am Samstag der traditionelle DĂŒsseldorfer Ostermarsch statt. Unter dem Motto "KriegstĂŒchtig? Nicht mit uns!" beteiligten sich am Samstag rund 700 Friedensaktivisten am DĂŒsseldorfer Ostermarsch, darunter BefĂŒrworter und Mitglieder der palĂ€stinensischen Allianz NRW, der Assange-Gruppe DĂŒsseldorf, der DKP, des BĂŒndnisses Sahra Wagenknecht, der Deutsch-PalĂ€stinensischen Gesellschaft und insbesondere auch viele junge Menschen von der SDAJ (Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend) und der neu gegrĂŒndeten sozialistischen Partei MERA25. Insbesondere sah man auch Vertreter des von Kritikern der Coronamaßnahmen gegrĂŒndeten FriedensbĂŒndnisses NRW.

Als erster Redner sprach der ehemalige DĂŒsseldorfer OberbĂŒrgermeister Thomas Geisel vom BSW. Er rief dazu auf, die Sanktionen gegenĂŒber Russland zu beenden und eine gute Nachbarschaft mit dem Land zu pflegen. Geisel erinnerte daran, dass es die Rote Armee und die Sowjetunion waren, die im Zweiten Weltkrieg "den höchsten Blutzoll der Geschichte" zu bezahlen hatten. An die Bundesregierung richtete er die Kritik: "Es ist frevelhaft, dass die Bundesregierung den russischen Botschafter nicht zu den Gedenkfeiern eingeladen hat."

Der Sprecher der PalĂ€stinensischen Allianz Wa'el Jaber bezeichnete die israelische Gewalt gegenĂŒber den PalĂ€stinensern als Entmenschlichung: "Wenn das Leid eines Volkes ignoriert, relativiert oder als 'selbst verschuldet' abgetan wird – dann ist das Entmenschlichung. Ein Mensch, der entmenschlicht wird, darf getötet, entrechtet, vertrieben und gefoltert werden – ohne Empörung, ohne Trauer und ohne Gerechtigkeit." Deutschland dĂŒrfe sich nicht hinter den verurteilten Kriegsverbrecher Benjamin Netanjahu und die israelische Regierung stellen, die fĂŒr dieses Leid verantwortlich seien.


Ostermarsch DĂŒsseldorf, 19. April 2025Felicitas Rabe
Der Rechtsanwalt und Friedensaktivist Michael Aggelidis ist im Vorstand der NRW-Basis-Partei und engagiert sich im NRW-FriedensbĂŒndnis. Unter Umgehung des Grundgesetzes wĂŒrde die kommende Bundesregierung "ganz offen von einem Krieg gegen Russland halluzinieren" und die deutsche Bevölkerung mit Kriegshetze ĂŒberziehen. Diese Kriegstreiberei sowie der gleichzeitige Verfall der deutschen Infrastruktur und der Niedergang des deutschen Mittelstands erwecke den Eindruck: "Ein ganzes Land erscheint wie zum Abriss freigegeben."

Auch angesichts der im Berliner Koalitionsvertrag vereinbarten drastischen EinschrĂ€nkungen der Demokratie sei es höchste Zeit zur Gegenwehr. Die Geschichte habe gezeigt, dass unzumutbare LebensumstĂ€nde stets von mutigen Menschen beendet worden seien. Es mĂŒssten sich nur genĂŒgend entschlossene Menschen zusammentun.


Ostermarsch DĂŒsseldorf, 19. April 2025Felicitas Rabe
Über den Kampf gegen das Verbot der PalĂ€stina-SolidaritĂ€t Duisburg (PSDU) berichtete Shabnan Shariatpanahi vom Komitee gegen das Verbot. Die PSDU sei verboten worden, weil deren Engagement fĂŒr das Recht der PalĂ€stinenser frei von Besatzung, Vertreibung und kolonialer UnterdrĂŒckung zu leben, nicht der herrschenden politischen Meinung des deutschen Staates entsprochen habe, "die sogenannte deutsche StaatsrĂ€son 
absolute Israel-LoyalitĂ€t um jeden Preis". Die Bundesregierung habe in den vergangenen zwei Jahren allein mit Israel RĂŒstungsdeals in Höhe von 300 Millionen Euro abgeschlossen. Shariatpanahi kritisierte die deutsche RĂŒstungsindustrie: "Es sind wieder deutsche Waffen, die in der Welt morden. Und Rheinmetall hier aus DĂŒsseldorf ist einer der grĂ¶ĂŸten Profiteure."

Gegen die Spaltung und fĂŒr eine breite Friedensbewegung

Alina von der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) sprach sich auf der Abschlusskundgebung gegen eine Spaltung der Friedensbewegung und fĂŒr ein breites BĂŒndnis aus. ZunĂ€chst berichtete sie ĂŒber die wirtschaftlichen Existenznöte von jungen Menschen in unserer Gesellschaft. "WĂ€hrend uns jungen Menschen durch immer höhere Mieten, immer höhere Lebensmittelpreise und immer weniger AusbildungsplĂ€tze die Luft zum Atmen abgedrĂŒckt wird, diskutieren die Herrschenden ĂŒber die WiedereinfĂŒhrung der Wehrpflicht." Junge Menschen sollen als Kanonenfutter in den SchĂŒtzengrĂ€ben fĂŒr die Profite der RĂŒstungsindustrie sterben und dabei auch gegen ihren Willen an der Waffe ausgebildet werden.


Ostermarsch DĂŒsseldorf, 19. April 2025Felicitas Rabe
Der militĂ€rische Umbau der Gesellschaft werde mit dem Ukrainekrieg begrĂŒndet. Wir mĂŒssten uns gegen ein angeblich "aggressives Russland" verteidigen, das uns ĂŒberfallen wolle. Aber, so die junge Frau von der SDAJ, die Jugend ließe sich nicht fĂŒr dumm verkaufen. Es sei nicht Russland, sondern die NATO, die diesen Krieg begonnen habe. Alina erklĂ€rte: "Der Ukrainekrieg hat eine lange Vorgeschichte und wir wissen genau, dass es die NATO war, die diesen entfacht hat. Die NATO wollte die Ukraine mit einem Assoziierungsabkommen um jeden Preis in die westliche EinflusssphĂ€re ziehen."

Weder die NATO noch Deutschland hĂ€tten Interesse an einer diplomatischen Lösung des Konflikts gehabt. Umso entschlossener mĂŒsse man jetzt gegen die Kriegstreiber aufstehen und ihnen zeigen, dass wir uns nicht fĂŒr ihre Kriege hergeben. In dieser Situation dĂŒrfe sich die Friedensbewegung nicht auseinanderdividieren lassen, sondern mĂŒsse breite BĂŒndnisse schmieden, erklĂ€rte die Sprecherin der SDAJ:

"Dabei dĂŒrfen wir uns nicht spalten lassen. Alle, die ehrlich fĂŒr den Frieden sind, mĂŒssen an einem Strang ziehen, wenn wir etwas erreichen wollen. Wir mĂŒssen wieder breite BĂŒndnisse schmieden, FriedenskrĂ€fte vereinen, wo es nur geht und so viele Menschen, wie möglich auf die Straße bekommen."


Ostermarsch DĂŒsseldorf, 19. April 2025Felicitas Rabe
Friedensaktivisten aus der Bewegung der Kritiker der Coronamaßnahmen wegen angeblich rechter Gesinnung ausgeschlossen

Im Anschluss an die Demonstration sprach RT DE mit Hermann Kopp, einem der Sprecher des Friedensforums DĂŒsseldorf, ĂŒber die seit Jahren andauernde Spaltung der Friedensbewegung und den Hintergrund der diesjĂ€hrigen Ausgrenzung des DĂŒsseldorfer Ostermarsches aus der Rhein-Ruhr-Ostermarsch-Bewegung.

In diesem Jahr sei der DĂŒsseldorfer Ostermarsch aus dem Rhein-Ruhr-Verbund der OstermĂ€rsche ausgeschlossen worden, so der 82-jĂ€hrige Kommunist aus DĂŒsseldorf, weil man den Bonner Rechtsanwalt Michael Aggelidis als Sprecher eingeladen habe. Aggelidis, ehemals Mitglied der Links-Partei, engagiert sich inzwischen im NRW-Landesvorstand der Partei Die Basis und im NRW-FriedensbĂŒndnis. Das NRW-FriedensbĂŒndnis war aus den Initiativen gegen die Coronamaßnahmen hervorgegangen und sei den Organisatoren der Rhein-Ruhr-Friedensbewegung ein Dorn im Auge, weil die "Schwurbler" mit Nazis kooperieren wĂŒrden.

Die Partei Die Basis werde schon seit ihrem Protest gegen die Coronamaßnahmen als rechts eingestuft, genau wie das neue NRW-FriedensbĂŒndnis. Allerdings hĂ€tte laut dem Rhein-Ruhr-Friedensverbund zunĂ€chst gar keiner der Rednern sprechen dĂŒrfen, die das Friedensforum DĂŒsseldorf vorgeschlagen habe, wenn das Forum wieder in den Verbund aufgenommen werden wollte, erklĂ€rte Kopp.


Ostermarsch DĂŒsseldorf, 19. April 2025Felicitas Rabe
Am Ende habe die Friedensorganisation DFG-VK (Deutsche Friedensgesellschaft–Vereinigte Kriegsgegner) einen Antrag gestellt, wonach das Friedensforum DĂŒsseldorf erst dann wieder in den Ostermarsch-Verbund aufgenommen werden dĂŒrfe, wenn es keinen bekannten Sprecher des NRW-FriedensbĂŒndnisses auf den OstermĂ€rschen mehr sprechen lassen wolle. Konkret benannt wurden dabei die Personen: Michael Aggelidis, JĂŒrgen SchĂŒtte und Mona Aramea.

Die gesamte Friedensversammlung Rhein-Ruhr habe diese Bedingung aber mehrheitlich abgelehnt und wollte das Friedensforum in diesem Jahr wieder in den Verbund aufnehmen. Doch die beiden hauptamtlich tĂ€tigen Organisatoren von der Friedensorganisation DFG-VK hĂ€tten sich nicht daran gehalten und das Friedensforum vom gemeinsamen Flyer und Internetauftritt der OstermĂ€rsche Rhein-Ruhr weiterhin ausgeschlossen. Auch das Netzwerk Friedenskooperative, das angeblich bundesweit alle OstermĂ€rsche auflistet, habe den DĂŒsseldorfer Ostermarsch verschwiegen.

Der Kommunist Herrmann Kopp, dem man genau wie anderen heutzutage quasi eine Kooperation mit "Nazis" unterstellt, kennt sich mit Ausgrenzung aus. Als Betroffener des westdeutschen Radikalen-Erlasses gegenĂŒber Kommunisten konnte der studierte Lehrer fĂŒr Deutsch und Geschichte nicht im öffentlichen Schuldienst arbeiten.

Mehr zum Thema - DBG-Ostermarsch-ErklĂ€rung lĂ€sst staunen: Deutschland soll aufrĂŒsten


de.rt.com/inland/242905-falsch


Moskau meldet ĂŒber 1.300 ukrainische VerstĂ¶ĂŸe gegen Ostern-Waffenruhe


Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau wurde das russische MilitÀr in den weniger als 24 Stunden, die seit der Ausrufung des Oster-Waffenstillstands durch beide Seiten vergangen sind, mehr als 1.300 Mal von ukrainischen StreitkrÀften angegriffen.

Der russische PrĂ€sident Wladimir Putin hatte zuvor erklĂ€rt, dass die Pause der Feindseligkeiten am Samstag um 18:00 Uhr Moskauer Zeit beginnen und bis Montag um Mitternacht andauern wĂŒrde. Er wies das MilitĂ€r des Landes an, in höchster Alarmbereitschaft zu bleiben und bereit zu sein, "auf jegliche VerstĂ¶ĂŸe oder Provokationen zu reagieren". Der ukrainische PrĂ€sident Wladimir Selenskij antwortete einige Stunden spĂ€ter, dass die StreitkrĂ€fte Kiews "in gleicher Weise handeln werden".

Das russische Verteidigungsministerium erklĂ€rte am Sonntag, dass ukrainische StreitkrĂ€fte "trotz der AnkĂŒndigung des Osterfriedens" in der Nacht versucht hĂ€tten, die Stellungen des russischen MilitĂ€rs in den Gebieten der Siedlungen Suchaja Balka und Bogatyr in der russischen Volksrepublik Donezk anzugreifen. Die Angriffe seien zurĂŒckgeschlagen worden, hieß es weiter.

Kiews Truppen setzten außerdem 48 flugzeugartige Drohnen gegen das russische MilitĂ€r ein, darunter eine auf der Krim, hieß es in der ErklĂ€rung.

"Die ukrainischen Einheiten feuerten 444 Mal aus Kanonen und Mörsern auf die Stellungen unserer Truppen und fĂŒhrten 900 Angriffe mit Quadrocopter-Drohnen durch", so das Ministerium.

Es gab zwölf Artillerieangriffe, 33 Drohnenangriffe und sieben MunitionsabwĂŒrfe in den Grenzgebieten der Regionen Brjansk, Kursk und Belgorod im Westen Russlands, die zu "zivilen Opfern und Verletzungen sowie zu SchĂ€den an zivilen Einrichtungen" fĂŒhrten, heißt es in der ErklĂ€rung.

"In Übereinstimmung mit dem Befehl des Oberbefehlshabers der russischen StreitkrĂ€fte [PrĂ€sident Wladimir Putin] hielten sich alle [russischen MilitĂ€r-]VerbĂ€nde im Gebiet der militĂ€rischen Sonderoperation strikt an das Waffenstillstandsregime 
 und blieben auf den zuvor besetzten Linien und Positionen", so das Ministerium.

Der Beauftragte des russischen Außenministeriums fĂŒr die Untersuchung von Kriegsverbrechen durch Kiew, Rodion Miroschnik, sagte zu Beginn des Tages, die Ukraine habe mit Artillerie und Drohnen Wohngebiete in mehreren StĂ€dten und Ortschaften der Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie in der Region Cherson angegriffen. Er fĂŒgte hinzu, dass weitere Berichte ĂŒber VerstĂ¶ĂŸe gegen die Waffenruhe zu Ostern durch die Ukraine eingegangen seien.

WĂ€hrend ihres TelefongesprĂ€chs am 18. MĂ€rz akzeptierte Putin den Vorschlag seines US-Amtskollegen Donald Trump, eine 30-tĂ€gige Pause fĂŒr Angriffe auf Energieanlagen einzufĂŒhren. Selenskij sagte damals auch, dass sich sein Land an die Waffenruhe halten werde. Das russische Verteidigungsministerium berichtete jedoch von tĂ€glichen VerstĂ¶ĂŸen der Ukraine gegen die Teil-Waffenruhe, die letzte Woche ausgelaufen ist.

Die VerstĂ¶ĂŸe gegen den Oster-Waffenstillstand deuten darauf hin, dass Kiew nicht in der Lage ist, eine Pause in den KĂ€mpfen einzuhalten, sagte Miroschnik am Sonntag in der Sendung Soloviev LIVE TV.

"Ich kann mich an keinen einzigen Waffenstillstand erinnern, der erfolgreich und langfristig gewesen wÀre, daher sehe ich noch keinen ernsthaften Grund zu sagen, dass die Ukraine dazu in der Lage ist", betonte der Diplomat.

Mehr zum Thema – "Waffenstillstand ist unrealistisch": Die Welt hat Russlands "Njet" gehört


de.rt.com/europa/242932-moskau


Kanonen fĂŒr die Konjunktur? – Eine LĂŒge der Kapitallobby


Von Susan Bonath

Wann immer schneller Profit winkt, wirft die Wirtschaftslobby ihre PR-Maschine im Turbomodus an. Die geplanten RĂŒstungsschulden in zwölfstelliger Höhe seien gut fĂŒr die Konjunktur, lautet eine dieser LĂŒgen, die sie verbreitet. Das Versprechen auf auskömmliche Jobs schwingt mit, um die Massen bei der Stange zu halten. Eine Datenanalyse der Informationsstelle Militarisierung (IMI) widerlegt das allerdings: Höhere RĂŒstungsausgaben fĂŒhrten demnach langfristig stets zum Gegenteil: Die Wirtschaft schrumpfte.

Lobby wirbt fĂŒrs AufrĂŒsten

Das MĂŒnchner ifo Institut wartete zu Wochenbeginn mit "neuen Berechnungen" auf. Danach sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal des vergangenen Jahres in fĂŒnf BundeslĂ€ndern gewachsen – entgegen dem sonstigen negativen Trend in Deutschland. Grund sei vor allem, so der Think-Tank, die dort beheimatete boomende RĂŒstungsindustrie.

Im Detail heißt es, die Wirtschaftsleistung sei in Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zwischen 0,8 und 1,4 Prozent gestiegen und in Hamburg stabil geblieben. Die zentrale Ursache dafĂŒr sei "der Aufschwung in der RĂŒstungsindustrie", behauptete der Ifo-Forscher Robert Lehmann. Alle anderen BundeslĂ€nder verzeichneten demzufolge einen RĂŒckgang um 0,3 bis 1,8 Prozent.

Noch eindringlicher trommelte in den letzten Wochen das Kieler Institut fĂŒr Weltwirtschaft (IfW). Mitte Februar versprach es "Wachstum" durch "Waffen". Wenig spĂ€ter warb es fĂŒr die (inzwischen beschlossene) Lockerung der Schuldenbremse und Milliardenkredite fĂŒr die AufrĂŒstung Deutschlands.

Das IfW ließ durchaus "die Katze aus dem Sack": "Die höhere Schuldenlast könnte dann durch höhere Steuereinnahmen und Reformen bei den Sozialtransfers und Subventionen finanziert werden". Dennoch habe das Institut "berechnet", "dass Verteidigungsausgaben innovations- und wachstumsfördernd wirken". Und Mitte MĂ€rz legte der Think-Tank nochmals nach: Solch ein gigantisches RĂŒstungspaket "wĂŒrde die Konjunktur krĂ€ftig anschieben".

Kurzer Aufschwung, langfristige Krise

All die Behauptungen und implizierten Wohlstandsversprechen der Kapitallobby sind bloße Augenwischerei. Das belegt der Verein IMI, der sich fĂŒr Frieden engagiert, mit Daten, die er in seiner neuen Studie ausgewertet hat. NatĂŒrlich gehe das BIP zunĂ€chst nach oben, "wenn kurzfristig ĂŒber Schulden riesige BetrĂ€ge in irgendeinen Bereich der Wirtschaft gekĂŒbelt werden", heißt es darin. Doch das sei nur von kurzer Dauer und verkehre sich rasch wieder ins Gegenteil.

IMI zitiert dazu aus einer Studie ĂŒber Deutschland, Italien und Spanien. Diese kommt zu dem Ergebnis, dass "fĂŒr alle LĂ€nder nicht-militĂ€rische öffentliche Ausgaben einen positiveren Effekt auf Wirtschaft und BeschĂ€ftigung haben, als Ausgaben fĂŒr WaffenkĂ€ufe".

Eine breiter angelegte Untersuchung von 2017 ĂŒberblickte einen lĂ€ngeren Zeitraum. Demnach fĂŒhrt eine einprozentige Erhöhung der MilitĂ€rausgaben binnen 20 Jahren zu einem RĂŒckgang des Wirtschaftswachstums von durchschnittlich neun Prozent – je wohlhabender ein Land ist, desto grĂ¶ĂŸer sei der folgende Einbruch.

Selbst manche Wirtschaftsliberale halten die Argumente der Lobbyinstitute fĂŒr Unfug. In einem Aufsatz schrieben die RĂŒstungshardliner Christian Mölling und Torben SchĂŒtz im September: Die Behauptung, RĂŒstungsmilliarden könnten eine gute Konjunkturspritze sein, sei zwar "gut gemeint, aber trotzdem falsch".RĂŒstung sei vielmehr "eine vergleichsweise schlechte Investition, wenn es um die Förderung der Volkswirtschaft geht". Geld fĂŒr Bildung und Infrastruktur hĂ€tte "viel höhere Effekte".

Falsches Wohlstandsversprechen

Auch wenn Mölling und SchĂŒtz am Ende wie erwartet, trotz der Negativeffekte, eine vermeintliche Bedrohung fĂŒr Deutschlands Sicherheit heraufbeschwören und fĂŒr das AufrĂŒsten werben: Ihre Schlussfolgerung, wonach MilitĂ€rinvestitionen kein geeigneter Motor fĂŒr ein konstantes BIP-Wachstum seien und langfristig eher das Gegenteil bewirke, leuchtet ein.

Denn erstens profitieren lĂ€ngst nicht nur steuerzahlende deutsche Konzerne von staatlichen RĂŒstungskĂ€ufen. FĂŒr einen Teil der Profite auf Kosten der Staatsverschuldung fließt also nicht einmal etwas in die Haushaltskasse in Form von Steuern zurĂŒck. Zweitens wird die Anzahl neuer ArbeitsplĂ€tze, die eine Hochtechnologiebranche heute selbst beim grĂ¶ĂŸten Boom noch schaffen wĂŒrde, gern ĂŒberschĂ€tzt.

Drittens muss der Staat die Kredite samt Zinsen letztlich doch aus dem Bundeshaushalt bedienen. Allein aus Steuern wird das nicht gelingen – erinnert sei hier auch an geschĂ€tzte 100 bis 150 Milliarden Euro, die dem deutschen Staat jĂ€hrlich allein durch Steuerhinterziehung durch die Lappen gehen. Die meist sehr reichen GroßbetrĂŒger werden noch immer nur mangelhaft verfolgt – im Gegensatz zu kleinen SozialbetrĂŒgern.

Mehr Jobs fĂŒr Kriegsrenditen?

Die Folgen sind bekannt und erwartbar. Der Staat wird weiter sparen: bei den Sozialleistungen, der Rente und am Gesundheitswesen beispielsweise. Er wird noch weniger als ohnehin schon investieren in KrankenhĂ€user, die Bahn, den Bau bezahlbarer Wohnungen und auch in die Ausbildung benötigter FachkrĂ€fte – die LĂŒcken zwischen Bedarf und Angebot werden weiter wachsen.

Das erodiert den Arbeitsmarkt und verschĂ€rft die Konkurrenz zwischen LohnabhĂ€ngigen, senkt den Lebensstandstandard der Bevölkerung und ihre Kaufkraft, was die Binnenwirtschaft weiter schwĂ€cht, mehr mittelstĂ€ndische Betriebe in die Pleite treibt, fĂŒr noch mehr Erwerbslose sorgt, die Armut und sozialen Verwerfungen verschlimmert und so weiter.

Hinzu kommt, dass Deutschland seit langem auf ExportĂŒberschĂŒsse statt Entwicklung seines eigenen Binnenmarktes setzt. Salopp gesagt: Es interessierte die Herrschenden und Regierenden nie besonders, ob sich die Ă€rmeren zwei Drittel die im eigenen Land hergestellten Produkte auch leisten können.

Schließlich bleibt festzuhalten: AufrĂŒstung verbessert nicht das Gemeinwesen und vergrĂ¶ĂŸert nicht den Wohlstand der Bevölkerung, sondern sorgt schlicht fĂŒr mehr KriegsgerĂ€t. Das kann bekanntlich niemand essen. Im besten Fall bleibt es ungenutzt, im schlimmsten Fall sorgt es fĂŒr Zerstörung und Tod.

In jedem Fall beschrĂ€nkt sich der teuer erkaufte "Vorteil" fĂŒr die Massen am Ende auf ein paar hundert oder tausend zusĂ€tzliche ArbeitsplĂ€tze (die anderswo wieder verloren gehen), um den Konzernen und Vermögensverwaltern die Kriegsrenditen zu bescheren. Letztere stehen jetzt schon als Gewinner fest.

Mehr zum Thema - Mehr RĂŒstung – Grundgesetz fĂŒr die Tonne


de.rt.com/meinung/242651-kanon


Österreich: FPÖ deutlich vorn – Kanzlerpartei nur auf Rang drei


Die FPÖ steht weiterhin klar an der Spitze der WĂ€hlergunst: Laut einer exklusiven INSA-Erhebung im Auftrag des eXXpress kĂ€me die Partei von Herbert Kickl aktuell auf 34 Prozent der Stimmen – ein komfortabler Vorsprung vor den beiden etablierten Regierungsparteien.

Die SPÖ erreicht 22 Prozent und liegt damit knapp vor der ÖVP, die mit 20 Prozent nur auf Rang drei landet. Zwischen den beiden Parteien tobt somit ein enges Duell um den zweiten Platz – mit großem Abstand hinter der dominierenden FPÖ.

GrĂŒne und NEOS schneiden identisch ab und kommen jeweils auf neun Prozent. Die KPÖ wĂŒrde mit drei Prozent den Einzug in den Nationalrat verfehlen. Kleinere Gruppierungen landen zusammen bei insgesamt sechs Prozent.

Die Umfrage zeigt: Der Höhenflug der FPÖ hĂ€lt weiter an – wĂ€hrend sich die ehemalige Kanzlerpartei ÖVP zunehmend im Mittelfeld einreiht.

Trotz massiver VorwĂŒrfe und laufender Ermittlungen wegen der möglichen Veruntreuung von Parteigeldern behauptet sich die FPÖ weiterhin als stĂ€rkste politische Kraft in Österreich. Im Zentrum der aktuellen AffĂ€re steht Ex-Parteichef Heinz-Christian Strache, dem laut einem Medienbericht vorgeworfen wird, gemeinsam mit engen Vertrauten private Ausgaben in Millionenhöhe – darunter Urlaube, Mietzahlungen, Überwachungskosten und Alltagsausgaben – ĂŒber Parteikassen abgerechnet zu haben. Auch Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp wird in diesem Zusammenhang genannt, beteuert aber wie Strache seine Unschuld. FĂŒr beide gilt die Unschuldsvermutung.

Die FPÖ sieht in der Berichterstattung gezielte politische Angriffe und eine Kampagne gegen die Partei kurz vor wichtigen Wahlen.

Dennoch scheinen diese EnthĂŒllungen den RĂŒckhalt in der Bevölkerung bislang kaum zu erschĂŒttern – die Freiheitlichen fĂŒhren in Umfragen weiterhin deutlich.

Mehr zum Thema – Auswirkungen des Ramadan auf Schulen: FPÖ kritisiert Migrationspolitik


de.rt.com/oesterreich/242916-o


"Waffenstillstand ist unrealistisch": Die Welt hat Russlands "Njet" gehört


Von Wiktorija Nikiforowa

Die Intrigen Wladimir Selenskijs und seiner europĂ€ischen Kumpane fĂŒhrten, wie immer, zum gegenteiligen Ergebnis. Unbeeindruckt von lauten hysterischen Forderungen, die USA sollten die Ukraine nicht im Stich lassen, schĂŒttelte Washington gelangweilt den Staub von den HĂ€nden, drehte sich um und ging in die andere Richtung: "Ich habe fertig, ich gehe."

Russland kann seine neuen Regionen nicht aufgeben, und Selenskij weigert sich, dies anzuerkennen. Einst konnten Diplomaten jahrelang ĂŒber ein Problem diskutieren, die Verhandlungen wĂ€hrend des Vietnamkriegs beispielsweise dauerten beinahe fĂŒnf Jahre. Aber Donald Trump hat eine Menge anderer Probleme, ihm lĂ€uft die Zeit davon, sodass die US-FĂŒhrung das Interesse an dem Verhandlungsprozess zunehmend verliert, das Interesse an der Ukraine nebenbei auch.

"Wir haben drei Jahre und Milliarden von Dollar damit verbracht, die ukrainische Seite zu unterstĂŒtzen", sagte US-Außenminister Marco Rubio, "aber jetzt haben wir einen Punkt erreicht, an dem wir uns auf andere Aufgaben konzentrieren mĂŒssen."

Die "anderen Aufgaben" liegen auf der Hand: Die USA mĂŒssen ihre StreitkrĂ€fte und Ressourcen im pazifischen Raum konzentrieren, denn ein totaler Handelskrieg mit China kann nicht gefĂŒhrt werden, ohne mit den Waffen zu rasseln und FlugzeugtrĂ€ger aufzufahren. Die erste Salve von Sanktionen gegen Peking wird begleitet von gemeinsamen Übungen mit Japanern, Koreanern und Filipinos. Dann folgen neue irrsinnige Zölle und die Ankunft eines weiteren FlugzeugtrĂ€gers im SĂŒdchinesischen Meer. Noch mehr Zölle – Provokationen in Taiwan.

Das ist der Verhandlungsstil der USA, ihre langjĂ€hrige Strategie, ihren Kontrahenten eine ihnen gĂŒnstige Wirtschaftspolitik aufzuzwingen, und das ist es, was von Trump erwartet wird. DafĂŒr braucht man Geld, Waffen, AusrĂŒstung und militĂ€risches Personal. Die ukrainische Front hat die US-MilitĂ€rmaschine erschöpft. Deshalb weigerte sich PrĂ€sident Trump auch, Selenskij Patriots zu verkaufen, egal wie der darum bettelte.

Was das Geld angeht, so ist auch alles klar: Rubios Satz ĂŒber die Milliarden, die zur UnterstĂŒtzung der Ukraine ausgegeben werden, spricht fĂŒr sich.

Eine noch interessantere Frage ist die nach dem militÀrischen Kontingent. Wer wird die Politik der "EindÀmmung Chinas" physisch umsetzen?

Die US-Publikation Foreign Policy beantwortet diese Frage in einem Artikel mit dem Titel "Der RĂŒckzug des US-MilitĂ€rs aus Europa wird mit ziemlicher Sicherheit stattfinden". Solche Texte sind in der Regel kein Produkt mĂŒĂŸiger Spekulationen, sondern werden gezielt eingesetzt, um die Reaktion der Öffentlichkeit auszuloten.

Es gibt GrĂŒnde fĂŒr den Abzug der US-Kontingente aus Europa:

Erstens werden dadurch die Ausgaben erheblich gesenkt, und wir sehen, wie heftig Trumps Team die Kosten in alle Richtungen senkt.

Zweitens braucht Trump, so der Autor des Artikels, am Vorabend seiner Konfrontation mit China dringend bessere Beziehungen zu Moskau und wÀre daher froh, wenn er eine Verringerung der militÀrischen Bedrohung Russlands an der europÀischen Front demonstrieren könnte.

Und drittens stellt der Autor etwas Offensichtliches fest, das jeder weiß, sich aber nicht zu Ă€ußern traut. "Die Trump-Administration", schreibt er, "betrachtet Europa als militĂ€rischen Gegner. Das ist in der Tat wahr. Und in diesem Stadium stimmen die Interessen Moskaus und Washingtons ĂŒberein: Wir haben tatsĂ€chlich einen gemeinsamen Feind."

NatĂŒrlich kann der Abzug der US-Truppen von den europĂ€ischen StĂŒtzpunkten zu Reputationsproblemen fĂŒhren. Der Autor schlĂ€gt jedoch vor, keine öffentlichkeitswirksame Kampagne zu veranstalten, sondern die PrĂ€senz in der Alten Welt schrittweise zu reduzieren, indem man nach und nach die wertvollsten Dinge abzieht und das Personal allmĂ€hlich umverteilt.

Und an dieser Stelle wird es wirklich interessant. Wenn das US-MilitÀr Europa verlÀsst, wird es als Erstes alle fortschrittlichen Raketenabwehr- und Luftabwehrsysteme mitnehmen: Aus Spanien werden die Aegis-Systeme abgezogen, aus Deutschland die Patriots.

Aus Italien werden die USA ihre Boeing P-8 Poseidon, FernaufklĂ€rer und U-Boot-JĂ€ger mitnehmen, aus Großbritannien die F-35-Kampfflugzeuge, die B1-Bomber und KC-135-Tankflugzeuge und aus Deutschland die Hercules-Transportflugzeuge. Der letzte US-MilitĂ€r, der geht, wird die Lichter ausschalten, und Europa wird, gelinde gesagt, mit nichts dastehen.

Das wird die passende Vergeltung fĂŒr die wahnsinnige Aggression sein, die die europĂ€ischen Bonzen an den Tag legen. Sie selbst haben es so weit gebracht, dass Russland und die USA versuchen, sich gemeinsam gegen ihren Neofaschismus und Revanchismus zu stellen. Den Konflikt in der Ukraine zu verlĂ€ngern und Russland mit der EinfĂŒhrung seiner Truppen zu drohen, bedeutet, die Konfrontation so weit zu verschĂ€rfen, dass sich Moskau und Washington auf derselben Seite gegen BrĂŒssel wiederfinden könnten. Und dann wird Europa nicht zu beneiden sein.

Gleichzeitig ist Russland nach wie vor ernsthaft um Frieden in der Ukraine bemĂŒht. Wir sind offen fĂŒr Verhandlungen. Wir haben alle Bedingungen des Waffenstillstands zur Energieinfrastruktur penibel erfĂŒllt. In der Zwischenzeit hat das Kiewer Regime mehr als hundertmal dagegen verstoßen. Die jĂŒngste Krönung war der Versuch, das Kernkraftwerk Saporoschje mit einer Drohne anzugreifen. Sie sind völlig verrĂŒckt geworden.

NatĂŒrlich sagte der russische Vertreter bei den Vereinten Nationen Wassili Nebensja, dass es unter diesen Bedingungen unrealistisch sei, von einem Waffenstillstand zu sprechen. Übersetzt aus der höflichen Diplomatensprache bedeutet dies, dass wir die Kiewer Nazis weiter bekĂ€mpfen werden. Die Welt hat das höfliche, aber entschlossene russische "Njet!" gehört.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19. April 2025 auf ria.ru erschienen.

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de.rt.com/meinung/242859-waffe


" Lose-Lose-Szenario": Chinas US-Botschafter drÀngt auf Ende des Handelskonflikt


Der chinesische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Xie Feng, hat Washington aufgefordert, eine gemeinsame Basis mit Peking zu suchen und eine friedliche Koexistenz anzustreben, und gleichzeitig davor gewarnt, dass China im eskalierenden Handelskrieg zu Vergeltungsmaßnahmen bereit sei.

Auf einer öffentlichen Veranstaltung in Washington am Samstag, deren Einzelheiten auf der Website der chinesischen Botschaft veröffentlicht wurden, sagte Xie, dass Zölle die Weltwirtschaft zerstören wĂŒrden, und zog eine Parallele zwischen der Großen Depression und den 1930 von den USA eingefĂŒhrten Zöllen.

Unter Bezugnahme auf Konzepte der traditionellen chinesischen Medizin wie die Notwendigkeit, die gegensĂ€tzlichen KrĂ€fte von Yin und Yang auszugleichen, sagte Xie, dass Harmonie die Beziehungen zwischen den beiden grĂ¶ĂŸten Volkswirtschaften der Welt leiten sollte.

"Ein gutes Rezept der traditionellen chinesischen Medizin kombiniert in der Regel viele verschiedene Zutaten, die einander verstĂ€rken und die beste medizinische Wirkung erzielen", sagte er. "Ebenso ist die Erde groß genug, um sowohl China als auch die USA zu beherbergen. Wir sollten eine friedliche Koexistenz anstreben, anstatt frontal aufeinanderzuprallen, und uns gegenseitig zum Erfolg verhelfen, anstatt uns in einem Lose-Lose-Szenario zu verfangen."

Der Handelskrieg hat den gigantischen Austausch von Waren und anderen GĂŒtern zwischen den beiden weltweit grĂ¶ĂŸten Volkswirtschaften mit Zöllen von ĂŒber 100 Prozent in beiden Richtungen und einer Reihe von Handels-, Investitions- und kulturellen BeschrĂ€nkungen fast zum Erliegen gebracht. Chinas fĂŒhrender Schiffsbauverband kritisierte am Sonnabend einen Plan der USA, HafengebĂŒhren auf Schiffe mit China-Beziehungen zu erheben.

WĂ€hrend Japan, Taiwan und andere LĂ€nder bereits GesprĂ€che mit Washington ĂŒber die von PrĂ€sident Donald Trump am "Tag der Befreiung" eingefĂŒhrten Zölle fĂŒhren oder sich auf Verhandlungen vorbereiten, ist derzeit kein Dialog auf hoher Ebene mit China geplant.

Trump betonte am Freitag, dass die USA inmitten des Handelskriegs zwischen den beiden LĂ€ndern gute "private GesprĂ€che" mit China fĂŒhren. "Wir haben ĂŒbrigens gute GesprĂ€che mit China", sagte er vor Reportern im Weißen Haus. "Es ist wirklich sehr gut." Weitere Details nannte er nicht. China hat erklĂ€rt, dass die USA Respekt zeigen sollten, bevor ĂŒberhaupt GesprĂ€che stattfinden könnten.

Mehr zum Thema – Washington droht Peking mit Zöllen in Höhe von 245 Prozent


de.rt.com/wirtschaft/242903-lo


Persönliche KriegserklĂ€rung: Durchgeknallter US-Kongressmann schießt Granate auf Russland


Der republikanische Kongressabgeordnete Brian Fitzpatrick aus Pennsylvania befindet sich derzeit in der Ukraine, wo er sich laut eigener Aussage mit PrÀsident Wladimir Selenskij in Kiew traf. Doch die meiste Zeit seines Besuches verbringt der Amerikaner an der Front, wo er die ukrainischen Soldaten bei ihrem Einsatz begleitet.

In einem am Samstag auf X veröffentlichtem Video bescheinigte der Abgeordnete den ukrainischen Soldaten einen "erstaunlichen Kampfgeist" und betonte, dass sie "fĂŒr die Demokratie" kĂ€mpfen.

In dem Video steht Fitzpatrick in einem WaldstĂŒck, das offenbar durch die KĂ€mpfe gelitten hat. "Sie brannten die ehemals reichen WĂ€lder komplett nieder. Das ist es, was die Russen tun", so der Abgeordnete, der weiter ĂŒber "die Russen" zu behaupten wusste: "Sie machen GebĂ€ude einfach dem Erdboden gleich, brennen wahllos zivile Gebiete nieder und zerstören sie."

Update from the front lines on the Russian border: pic.twitter.com/medMl3P2YS
— Rep. Brian Fitzpatrick đŸ‡ș🇾 (@RepBrianFitz) April 18, 2025

Fitzpatrick forderte die anderen US-Kongressmitglieder auf, sich bei einem Ukraine-Besuch nicht nur auf Kiew zu beschrÀnken, sondern sich auch an die Front zu begeben.

Und wenn man schon mal da ist, warum nicht auch gleich selbst die Russen beschießen? Genau das tat Fitzpatrick, wie er voller Stolz in einem am Karfreitag veröffentlichtem Beitrag voller Stolz verkĂŒndete:

"Es war mir eine große Ehre, heute im Namen unserer PA-1-Gemeinschaft [gemeint ist der 1. Kongressbezirk von Pennsylvania, Anm. d. Red.] eine sehr 'persönliche' Botschaft an Wladimir Putin zu ĂŒberbringen, und zwar von der Frontlinie des Krieges nahe der russischen Grenze. Die einzigen zulĂ€ssigen Details, die ich mitteilen darf, sind, dass 'die Botschaft zielgenau ĂŒbermittelt wurde'."

It was my profound honor to deliver a very “personal” message to Vladimir Putin today, from the front lines of the war near the Russian border, on behalf of our PA-1 community. The only permissible details to share are that “the message was delivered on target.”
 pic.twitter.com/RUd8udc2kU
— Rep. Brian Fitzpatrick đŸ‡ș🇾 (@RepBrianFitz) April 18, 2025

In den beigefĂŒgten Videos ist zu sehen, wie Fitzpatrick eine Artilleriegranate beschriftet und sie buchstĂ€blich "An: Putin" adressiert, wĂ€hrend er seinen Kongressbezirk als Absender angibt. Das Ganze versehen mit der Botschaft "#Peace through strength" (#Frieden durch StĂ€rke).

Viele X-User zeigten sich fassungslos ĂŒber das Verhalten des Kongressmannes. "Die USA befinden sich NICHT im Krieg mit Russland, warum also begehen Sie – ein amtierendes Mitglied des Kongresses – Aggressionsakte gegen Russland?!", fragte ein Nutzer der Plattform.

Ein anderer kommentierte: "Warten Sie, Sie haben doch nicht ernsthaft gerade einen offenen Kriegsakt gegen eine souverÀne Nation begangen, wÀhrend Sie die Vereinigten Staaten vertreten haben, oder? Sie können doch nicht ernsthaft so blöd sein!"

Ein anderer Nutzer sieht einen Zusammenhang zwischen Fitzpatricks kriegerischem Akt und den Zuwendungen der RĂŒstungsindustrie fĂŒr seinen Bezirk: "Ihr Distrikt hat seit dem Jahr 2000 mehr als 12 Milliarden Dollar an Finanzmitteln fĂŒr VerteidigungsauftrĂ€ge erhalten. Das ist der Grund, warum Sie das tun."

Your district has received more than $12 BILLION dollars in defense contract funding since 2000. That's why you're doing this. pic.twitter.com/PyOCfXWmAw
— captive dreamer (@siegfriedmuell) April 19, 2025

Viele Nutzer fordern, dass Fitzpatrick aus seinem Amt entfernt wird und verlangen Konsequenzen: "Ein gewÀhlter US-Beamter hat persönlich eine Artilleriegranate auf die russischen Linien abgefeuert. Das Justizministerium sollte Sie wegen Aufwiegelung und Verrat anklagen. Der Sprecher des ReprÀsentantenhauses sollte Ihnen Ihre Funktionen entziehen, wÀhrend Sie auf Ihren Prozess warten, Sie dummer Idiot", fordert etwa der Irak-Kriegsveteran James Rosone.

Mehr zum Thema – Putin befiehlt einseitige Waffenpause ĂŒber Ostern – Gefangenenaustausch fand statt


de.rt.com/international/242906


Nach GesprÀchen zwischen Iran und USA in Rom: Sultan von Oman will Putin in Moskau treffen


Omans Sultan Haitham bin Tariq al-Said wird am Montag Moskau besuchen, wenige Tage nach dem Beginn einer von Maskat vermittelten Runde der AtomgesprĂ€che zwischen den USA und Iran. Nach Angaben des Kremls wird der Sultan am Dienstag GesprĂ€che mit dem russischen PrĂ€sidenten Wladimir Putin fĂŒhren.

Iran und die USA haben am Samstag in Rom eine neue Runde von NukleargesprĂ€chen begonnen, um ihre jahrzehntelange Pattsituation in Bezug auf Teherans atomare Ziele zu lösen, und zwar im Schatten der Drohung von US-PrĂ€sident Donald Trump, bei einem Scheitern der Diplomatie militĂ€rische Maßnahmen zu ergreifen.

Vor den GesprĂ€chen am Samstag hatte der iranische Außenminister Abbas Araqchi mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow in Moskau zusammengetroffen. Nach dem Treffen erklĂ€rte Lawrow, Russland sei bereit, zu helfen, zu vermitteln und jede Rolle zu spielen, die fĂŒr Iran und die USA von Vorteil sei.

Moskau hat in der Vergangenheit eine Rolle bei den Atomverhandlungen mit Iran gespielt, da es Mitglied des UN-Sicherheitsrats ist und ein frĂŒheres Abkommen unterzeichnet hat, das Trump wĂ€hrend seiner ersten Amtszeit im Jahr 2018 einseitig aufkĂŒndigte.

Die Treffen des Sultans in Moskau werden sich auf die Zusammenarbeit in regionalen und globalen Fragen konzentrieren, so die staatliche omanische Nachrichtenagentur und der Kreml, ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Es wird erwartet, dass die beiden StaatsoberhĂ€upter auch ĂŒber Handel und wirtschaftliche Beziehungen sprechen werden, erklĂ€rte der Kreml.

Iran und die Vereinigten Staaten hielten am Samstag in Rom zweite Runde von AtomgesprĂ€chen ab. Irans Außenminister Abbas Araqchi und Trumps Nahost-Beauftragter Steve Witkoff verhandelten indirekt ĂŒber Vermittler aus Oman, eine Woche nach einer ersten Runde in Maskat, die beide Seiten als konstruktiv bezeichnet hatten.

Mehr zum Thema – Fortsetzung der Iran-AtomgesprĂ€che mit den USA am Samstag in Rom erwartet


de.rt.com/der-nahe-osten/24289


Ex-General Saluschny: Westen muss in der KriegsfĂŒhrung umdenken und kann von der Ukraine lernen


Von Rainer Rupp

Aktuell fĂŒllt der Ex-General die Position des Botschafters seines sterbenden Landes in London, wohin der um seinen Thron fĂŒrchtende, PrĂ€sident spielende Selenskij seinen Rivalen ins vergoldete Exil geschickt hat. Zugleich ist Saluschny angeblich der Wunschkandidat des kollektiven Westens, um die Nachfolge Selenskijs anzutreten.

Unter dem Titel: "How drones, data, and AI transformed our military—and why the US must follow suit" (Wie Drohnen, Daten und KĂŒnstliche Intelligenz unser MilitĂ€r verĂ€ndert haben – und warum die USA unserem Beispiel folgen mĂŒssen) hat Saluschny am 10. April auf "Defence One" einen Artikel veröffentlicht, in dem er behauptet, dass die taktischen Drohnen der Ukraine "doppelt so effektiv wie jede andere Waffe im ukrainischen Arsenal" seien. Die bemerkenswerte Entwicklung dieser Waffe, die noch vor drei Jahren als relativ unwichtig galt, zeige beispielhaft, wie die Ukraine mit ihren Innovationen das Schlachtfeld des 20. Jahrhunderts revolutioniert und damit dem Westen gezeigt habe, wie er in Zukunft seine Kriege fĂŒhren muss.

In einer Zeit, in der Technologie das Schlachtfeld neugestaltet, richtete Ex-General Waleri Saluschny, ehemaliger ukrainischer MilitĂ€rbefehlshaber und aktuell ukrainischer Botschafter in London, einen Appell an den Westen fĂŒr ein Umdenken in der KriegsfĂŒhrung. Dabei hat er bei der Rolle der Ukraine wie gewohnt krĂ€ftig ĂŒbertrieben, worauf am Ende dieses Artikels eingegangen wird.

Saluschnys Artikel stĂŒtzt sich auf die eigenen Erfahrungen auf dem Schlachtfeld in der Ukraine, die in der Tat zeigen, dass Drohnen, kĂŒnstliche Intelligenz (KI) und datengesteuerte Systeme die moderne KriegsfĂŒhrung grundlegend verĂ€ndert haben. Von kostengĂŒnstigen taktischen Drohnen bis zum KI-gestĂŒtzten Schlachtfeldmanagementsystem DELTA hĂ€tten ukrainische Innovationen die Oberhand gegen einen ĂŒberlegenen Gegner gewonnen und bieten damit einen Blaupause-Bauplan fĂŒr westliche StreitkrĂ€fte in zukĂŒnftigen Kriegen. Saluschny warnt, dass der Westen ohne die Übernahme dieser ukrainischen Lehren in einem sich schnell entwickelnden globalen WettrĂŒsten obsolet zu werden droht.

Es sind vorrangig die taktischen Drohnen, die Saluschny als die stĂ€rkste Waffe der Ukraine beschreibt. Dazu bezieht er sich auf eine Studie des Royal United Services Institute (RUSI), der bekannten "Denkfabrik" des britischen MilitĂ€rs, wonach ukrainische taktische Drohnen "etwa zwei Drittel der russischen Verluste verursachen" und "doppelt so effektiv wie jede andere Waffe im ukrainischen Arsenal" sind. Weiter prahlt Saluschny ĂŒber die kostengĂŒnstigen Wasser-Drohnen, die die russische Schwarzmeerflotte aus den HĂ€fen der Krim vertrieben habe. Auch die unbewaffneten Drohnen, die die Logistik und medizinische Evakuierungen unterstĂŒtzen, hĂ€tten sich als vielseitige und unverzichtbare Werkzeuge erwiesen.

Im Gegensatz zu traditioneller MilitĂ€rausrĂŒstung seien die Drohnen der Ukraine keine teuren Produkte von RĂŒstungskonzernen. Stattdessen wĂŒrden sie aus kommerziell erhĂ€ltlichen Komponenten und Open-Source-Software, dezentral, in Heimarbeit von Kleinbetrieben und sogar in Heimarbeit fĂŒr das MilitĂ€r zusammengebaut. Das mache sie erschwinglich und skalierbar fĂŒr einen Abnutzungskrieg, und zugleich könne diese Art von Produktions- und Lieferkette vom Gegner nicht unterbrochen werden. Dieser Wandel von kostspieligen, patentierten und schweren Waffensystemen hin zu agilen, gemeinschaftlich entwickelten Waffen habe es der Ukraine ermöglicht, in einem hochintensiven Konflikt gegen einen zahlenmĂ€ĂŸig ĂŒberlegenen Gegner zu bestehen.

Andererseits zeichnet Saluschny ein dĂŒsteres Bild des russisch-ukrainischen Krieges und vergleicht ihn mit den SchĂŒtzengrĂ€ben des Ersten Weltkriegs. "Nach Jahrzehnten immer schnellerer offensiver Manöver", schreibt er, "kann der Feind nun schon unsere geringsten Bewegungen erkennen und ohne Vorwarnung angreifen". Das habe zu einer Front gefĂŒhrt, "die in Verteidigungsstellungen eingeschlossen ist". Soldaten, in SchĂŒtzengrĂ€ben verschanzt, stĂŒnden stĂ€ndig unter gefĂ€hrlichen Bedingungen, in denen selbst Truppenrotationen und medizinische Evakuierungen riskant seien.

Dieser Wandel resultiere aus drei Entwicklungen: taktische Drohnen, die gegnerische KrĂ€fte in der Luft, zu Land und auf See angreifen; elektronische KriegsfĂŒhrung, einschließlich deren Störung und Übernahme von Drohnensignalen; drittens, ferngesteuerte Sensoren unterschiedlicher KomplexitĂ€t. Zusammen schafften sie ein "gehĂ€rtetes und unnachgiebiges Umfeld", in dem jede Sichtung oder elektronische Übertragung innerhalb von Sekunden einen Angriff auslöst. Das Ergebnis ist ein Schlachtfeld, auf dem entscheidende DurchbrĂŒche selten sind, selbst unter hohen Verlusten.

DELTA – Das "Google fĂŒr das MilitĂ€r"

Dann spricht der ehemalige militĂ€rische Oberbefehlshaber der ukrainischen StreitkrĂ€fte ĂŒber das von der Ukraine eigenstĂ€ndig entwickelte, KI-gestĂŒtzte Schlachtfeldmanagementsystem "DELTA", das er wegen seiner Einfachheit und EffektivitĂ€t als Eckpfeiler des "ukrainischen Erfolgs" gegen die ĂŒberlegenden Russen lobt. In der Ukraine wird "Delta" als "Google fĂŒr das MilitĂ€r" bezeichnet. Im Gegensatz zum komplexeren amerikanischen Palantir-System bietet DELTA eine unkomplizierte Situationserkennung und EntscheidungsunterstĂŒtzung, die der Ukraine geholfen hat, den grĂ¶ĂŸeren, aber "informationsarmen (russischen) Gegner zu ĂŒberlisten".

Der Zugang zu diesem System verlaufe ĂŒber ein einziges Log-in, woraufhin der Operateur auf eine Vielzahl von Modulen zurĂŒckgreifen kann, die den "Kriegsraum" in Echtzeit organisieren. Die KI von DELTA durchforstet riesige Datenmengen, um Kommandeuren ein umfassendes Bild des Schlachtfeldes zu liefern, einschließlich eines Archivs von Zielen fĂŒr Angriffs- oder Cyberoperationen. Das benutzerfreundliche Design habe sich in Hochdruckszenarien als entscheidend erwiesen und zeige die FĂ€higkeit der Ukraine, unter Druck innovativ zu reagieren.

Die riesigen Datenmengen, die von der DELTA-KI durchforstet werden, um Kommandeuren ein umfassendes Bild des Schlachtfeldes und entsprechende Entscheidungshilfen zu liefern, machen natĂŒrlich nur dann Sinn, wenn die Daten, die den sogenannte "Kriegsraum" widerspiegeln sollen, auch in Echtzeit zur VerfĂŒgung stehen. Daten, die Ă€lter sind, machen wenig Sinn. Denn nach einem Tag oder bereits nach wenigen Stunden, können die gegnerischen Ziele in Form von Panzern, Artilleriestellungen oder Truppenansammlungen schon weitergezogen sein.

Echtzeitdaten ĂŒber gegnerische Bewegungen und vor allem Stellungen entscheiden daher ĂŒber die Effizienz des Systems "DELTA". Und die schlechte Nachricht, die Saluschny in seinem Artikel nicht erwĂ€hnt hat, ist die Tatsache, dass ausschließlich die Amerikaner mit ihren unvergleichlichen SIGINT-KapazitĂ€ten militĂ€rische AufklĂ€rungsergebnisse in Echtzeit ĂŒber den "Kriegsraum" liefern können.

SIGINT steht kurz fĂŒr Signals Intelligence, auf Deutsch: SignalaufklĂ€rung oder NachrichtenaufklĂ€rung. SIGINT bezeichnet die Sammlung und Analyse von Informationen, die aus elektromagnetischen Signalen gewonnen werden. Zu den amerikanischen SIGINT-Ressourcen gehören die verschiedenen Satellitennetzwerke, Abhörsystem an den Unterwasser-Kommunikationskabeln, fortschrittliche Cyber-Tools und weltweite KapazitĂ€ten zum Abhören von Telefonaten, zum Mitlesen von E-Mails, FunkĂŒbertragungen und zur Aufzeichnung und Ortung nicht kommunikativer Emissionen wie Radarsignale, Telemetrie etc.

Aber allem Anschein nach ist die Lieferung von SIGINT-Echtzeitdaten an die Ukraine auf Weisung von PrĂ€sident Trump weiterhin unterbrochen. Berichten in britischen Medien zufolge ist auch die britische MilitĂ€rfĂŒhrung entsetzt, weil Washington ihr angeblich verboten hat, US-SIGINT-Daten an die Ukraine weiterzuleiten, denn ohne US-Daten wird auch das tolle DELTA-System im Dunkeln tappen. Weder die Briten noch die Franzosen und erst recht nicht die Deutschen könnten der Ukraine einen Ersatz bieten, auch nicht, wenn sie ihre eigenen Ressourcen zusammenschließen wĂŒrden.

Aber das ist nicht das einzige Problem, das Saluschny in seinem schönfÀrberischen Artikel unterschlagen hat.

Saluschnys Behauptung, dass Drohnen fĂŒr zwei Drittel der russischen Verluste verantwortlich sind, hat wahrscheinlich weniger mit der Effizienz der Drohnen zu tun als mit dem akuten ukrainischen Mangel westlichen Lieferungen von schwerem GerĂ€t, primĂ€r an Artillerie und der dazugehörigen Munition, am Mangel von Raketen und am Mangel von ausgebildeter Infanterie. Mit anderen Worten, wenn die Ukraine nur noch mit Drohnen operieren kann, weil sie aus Furcht vor russischen Drohnen kaum noch wagt, sich mit ihren Panzern und Artillerie aus der Deckung zu wagen, dann kann es rein rechnerisch durchaus sein, dass Drohnen die stĂ€rkste Waffe der Ukraine sind, auf die zwei Drittel der russischen Verluste zurĂŒckgehen. Das sagt nichts ĂŒber die Höhe der russischen Verluste aus, die verlĂ€sslichen US-Quellen zufolge sowohl zahlenmĂ€ĂŸig als auch proportional viel geringer sind als die der Ukraine.

Obwohl Saluschny aus eigener Erfahrung zurecht von einer Drohnen-Revolution auf dem modernen Schlachtfeld spricht, so deuten Berichte neutraler Beobachter sowie Open-Source-Informationen ĂŒber den Konflikt in der Ukraine darauf hin, dass Raketen und InfanteriekĂ€mpfe die Hauptursache fĂŒr Verluste sind. WĂ€hrend Drohnen bei PrĂ€zisionsschlĂ€gen und AufklĂ€rung glĂ€nzen, sollte ihre Dominanz nicht die breitere Aufstellung der kombinierten Waffengattungen in den Schatten stellen, wie das Saluschny getan hat. Das dĂŒrfte er mit Absicht getan haben, denn nur so kann er die Bedeutung der Ukraine fĂŒr den Schutz der NATO und Europas durch den angeblich "erfolgreichen", ukrainischen Abwehrkampf gegen die sibirischen Horden hervorheben.

Das unterstreicht Saluschny, indem er in seinem Artikel einen Appell an die westlichen StreitkrĂ€fte richtet, von der Ukraine und ihren Drohnen-Innovationen auf dem Schlachtfeld zu lernen. Insbesondere wendet er sich dabei an die USA, die er der Selbstzufriedenheit bezichtigt. "Eingelullt von Jahrzehnten der Dominanz in mehreren DomĂ€nen", warnt er, "haben westliche StreitkrĂ€fte zu lange geschlummert". Ohne die Übernahme der ukrainischen Innovationen riskieren sie, "die sprichwörtlichen Opfer des deutschen Blitzkriegs im Zweiten Weltkrieg" zu werden, gegen Gegner, die massenhaft autonome Waffen einsetzen.

Das hört sich wie Saluschnys Retourkutsche gegen die US-MilitĂ€rfĂŒhrung an. US-GenerĂ€le hatten nĂ€mlich jĂŒngst in einem sehr langen Rechercheartikel der New York Times keine guten Worte fĂŒr die ukrainische MilitĂ€rfĂŒhrung ĂŒbriggehabt. Die Amerikaner machten in der New York Times die taktische Borniertheit und Unbeweglichkeit ihrer ukrainischen Ansprechpartner fĂŒr die ungeheuren Verluste an Menschen und Material bei der total misslungenen Offensive von 2023 verantwortlich. Damals war Saluschny der oberste MilitĂ€rchef der Ukraine, was er in seinem Artikel lieber vergessen hat.

Stattdessen verweist er in seinem Artikel wiederholt auf eine Patt-Àhnliche Frontlage in Form eines angeblichen Stellungs- und Abnutzungskriegs. Der Grund, weshalb sich die Front nicht bewegt, ist, dass unter den Bedingungen des modernen Drohnenkrieges jeder, der aus der Deckung kommt, Gefahr lÀuft, sofort vernichtet zu werden. An der Kontaktlinie war jedoch das Gegenteil der Fall. TatsÀchlich gibt es keinen Frontabschnitt, an dem die Russen in den vergangenen 15 Monaten keine bedeutenden Fortschritte bei der Vernichtung der ukrainischen KriegskapazitÀten gemacht hÀtten, begleitet von bedeutenden GelÀndegewinnen. Auch das hat seine Exzellenz, der Botschafter der Ukraine in London nicht thematisiert.

Stattdessen ist hinter seiner Betonung der angeblichen ukrainischen BetrĂ€ge zur Rettung des Abendlandes und mit seiner Forderung, die ukrainischen Lehren anzunehmen und mit der ukrainischen Strategie zu verbinden, der Versuch zu erkennen, sich weitere NATO-UnterstĂŒtzung zu sichern.

Mehr zum Thema - NATO nennt wichtigste Lehren aus dem Konflikt in der Ukraine


de.rt.com/meinung/242584-ex-ge


Deutsche Professorin will weniger Rente fĂŒr Frauen


Von Dagmar Henn

FrĂŒher hĂ€tte man vor Ostern in der Presse Artikel erwartet, die wenigstens vorĂŒbergehend das soziale Elend im Land sichtbar machen. Ostern und Weihnachten, das waren die Ausnahmephasen, in denen immerhin ansatzweise jene Teile der Wirklichkeit auftauchten, die sonst hinter dem Dogma vom wohlhabenden Deutschland verschwinden.

Nachdem inzwischen die Wahrnehmung der sozialen RealitĂ€ten im Kriegsgeschrei ertrĂ€nkt wurden, geschieht jetzt das Gegenteil – es wird fĂŒr soziale Einschnitte getrommelt. Quer durch die Medienlandschaft trommelt eine Frau (in diesem Zusammenhang muss es wohl eine Frau sein) namens Veronika Grimm fĂŒr die Abschaffung von Witwen- und MĂŒtterrente.

Grimm selbst, gerne als "Wirtschaftsweise" betitelt, muss sich natĂŒrlich keine Sorgen machen, sie ist gutbestallte Professorin, was eine ordentliche Pension sichert, und hat außerdem noch einige Vorstandsposten, die mit Sicherheit ein gutes Zubrot liefern. Das Leben Ă€rmerer deutscher Frauen ist ihr so fern wie der Mond. Deshalb fĂ€llt es ihr auch ĂŒberhaupt nicht schwer, solche SĂ€tze zu liefern:

"Ich mache mir große Sorgen, bei der Rente tickt eine Zeitbombe. Statt die MĂŒtterrente und Rente mit 63 abzuschaffen, was angesichts der alternden Gesellschaft notwendig wĂ€re, verteilt die kĂŒnftige Koalition nun neue Geschenke."

Und auch diese hĂŒbsche Aussage:

"Wenn Frauen sich darauf verlassen, dass sie im Alter von der Rente des Partners leben, senkt das den Anreiz fĂŒr eigene ErwerbstĂ€tigkeit und Vorsorge."

Ja, das ist persönlich. Da kommt mir das FrĂŒhstĂŒck hoch. Nicht nur, weil diese Dame offenkundig unfĂ€hig ist, die Rentenstatistik zu lesen. Die besagt, in ihrer neuesten Ausgabe, nĂ€mlich dem von der Bundesregierung dem Bundestag gegenĂŒber abgegebenen Rentenbericht 2024, dass die durchschnittliche Altersrente von Frauen im Jahr 2023 ganze 903 Euro betragen hat. In den großen StĂ€dten reicht das gerade mal fĂŒr die Miete. Und zwar nur dafĂŒr.

Da stĂ¶ĂŸt der Dame die Witwenrente auf. Die sorgt immerhin dafĂŒr, dass diese Frauen nach dem Tod ihres Partners in der Wohnung bleiben können, und dass sie nicht sofort in die Grundsicherung fallen. Nein, es braucht keinen großen Anreiz "fĂŒr eigene ErwerbstĂ€tigkeit und Vorsorge". Die eigene ErwerbstĂ€tigkeit wird schon dadurch erzwungen, dass es meist schon zwei Arbeitende braucht, spĂ€testens, wenn Kinder im Haus sind. Vorsorge? Die muss man sich leisten können. 30 Jahre stagnierende Reallöhne bei steigenden Mieten sorgen dafĂŒr, dass das nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung der Fall ist. Bei ihren Professorenkollegen findet Frau Grimm vielleicht noch nicht arbeitende Hausfrauen, aber das sind Luxusbedingungen.

Was mich aber wirklich aufregt, ist, dass sie ganz und gar keinen, ĂŒberhaupt keinen Schimmer davon hat, wie es Alleinerziehenden ergeht. Ich habe drei Töchter alleine großgezogen. Einen guten Teil der Zeit war ich selbstĂ€ndig, weil das die einzige Möglichkeit war, ĂŒberhaupt so viel zu verdienen, dass es ohne Zahlungen vom Sozialamt ging; allerdings um den Preis, dass eine Einzahlung in die Rentenkasse nicht drin war. Die MĂŒtterrente gleicht das noch lange nicht aus. Obwohl die Scheidungsrate in Deutschland 2023 35,7 Prozent betrug und in der HĂ€lfte dieser geschiedenen Ehen minderjĂ€hrige Kinder leben, obwohl der Anteil der VĂ€ter, die ĂŒberhaupt in der Lage sind, den Mindestunterhalt fĂŒr die Kinder aufzubringen, stĂ€ndig sinkt, ist "alleinerziehend" ein Lebenszustand, der fĂŒr die deutsche Gesetzgebung in vielen Bereichen nach wie vor nicht existiert. Wie im Rentenrecht.

Was dann eben dazu fĂŒhrt, dass frau Kinder aufzieht, die allesamt versprechen, gute Einzahlungen in die Sozialversicherungen zu leisten, und selbst leer ausgehen wird, was eine Rente angeht, oder eben in der Grundsicherung landet. Was fĂŒr eine erfreuliche Perspektive, die Armut in der Zeit der Kindererziehung dann mit Armut im Alter zu krönen!

Sowieso kann die Dame nicht bis drei zĂ€hlen. Denn das mit der "alternden Gesellschaft" hat auch viel mit den Bedingungen zu tun, unter denen man in Deutschland Kinder aufzieht. Mit Wohnungsmangel beispielsweise. Mit den fĂŒr Alleinerziehende völlig fehlenden Erholungszeiten. Und eben mit der Tatsache, dass bei einer Scheidungsrate von 35,7 Prozent auch die Lebenslage Alleinerziehender ein Faktor dabei ist, ob man sich auf das Abenteuer, Kinder zu bekommen, ĂŒberhaupt einlĂ€sst. Wobei der besondere Charme dann darin liegt, genau jene in der Rente abzustrafen, die das mit der "alternden Gesellschaft" noch abgemildert haben.

Nein, im Grunde ist die Haltung dieser Frau Professorin absolut unverschĂ€mt und parasitĂ€r. Warum? Weil Renten – und auch ihre Pension – immer aus den aktuellen Leistungen finanziert werden. Im Falle der Renten aus den BeitrĂ€gen zur Rentenversicherung, und im Falle der Pension aus den aktuell bezahlten Steuern. Meine Kinder werden in beides einzahlen. Und es wird Frau Professor Grimm sein, die davon profitiert, ja, die vermutlich ĂŒberhaupt nur deshalb ihre großzĂŒgige Pension genießen kann, weil es noch viele andere Idiotinnen wie mich gibt, die die kĂŒnftigen Einzahler aufgezogen haben, statt sich auf ihre eigene Karriere zu konzentrieren.

Es ist schon reizend, dass im Zusammenhang mit der MĂŒtterrente immer so getan wird, als lebten alle MĂŒtter in bestens gesicherten VerhĂ€ltnissen und brĂ€uchten dieses Geld eigentlich gar nicht, weil sie schließlich selbst dann noch von der Rente ihres Mannes profitieren, wenn dieser lĂ€ngst verstorben ist.

Das hat mit der deutschen Wirklichkeit rein gar nichts zu tun, in der ohnehin die Rente niedriger liegt als rundherum, genauso, wie in (West-)Deutschland die Kinderbetreuung spĂ€ter ausgebaut wurde, und der Abstand zwischen MĂ€nner- und Fraueneinkommen sowie die Teilzeitquote besonders hoch sind. 30 Prozent der Alleinerziehenden mit einem Kind bezogen 2024 BĂŒrgergeld, aber 70 Prozent der Alleinerziehenden mit drei und mehr Kindern. Nebenbei, mal nachschlagen, was das in der Rentenversicherung bringt.

Anreize zur Vorsorge? Da lachen doch die HĂŒhner! Bezogen auf die Gesamtgesellschaft gibt es nur eine Vorsorge: Kinder. Weil sonst eben niemand da ist, der die Renten – und die Pension – am Ende bezahlt. Das lĂ€sst sich durch keine andere "Vorsorge" ersetzen, ob die jetzt Riesterrente oder sonstwie heißt. Wobei alle bisherigen Erfahrungen mit sowas belegt haben, dass nur diejenigen "vorsorgen" können, die es eigentlich sowieso nicht nötig haben.

Dass die Dame das dann auch noch im Vorlauf zu Ostern ins Spiel bringt, passt natĂŒrlich zur GesamtatmosphĂ€re. Andere ĂŒberlegen ja gerade, wie man den vorhandenen Nachwuchs auf dem Schlachtfeld entsorgen könne. Aber Grimm gehört sicher auch zu jenen, die das völlig in Ordnung finden, weil man die möglichen Rentenzahler schließlich viel billiger fertig ausgebrĂŒtet importieren kann.

Sie könnte ja gerne schon einmal auf die HĂ€lfte ihrer Pension verzichten. Oder besser noch, die HĂ€lfte ihrer Besoldung. Wird sie nicht tun. Sie wird sich (und das vermutlich zu Recht) darauf verlassen, dass an ihr sĂ€mtliche kĂŒnftigen KĂŒrzungen, die drohen, um Panzer zu finanzieren, spurlos vorĂŒberziehen. Wozu sie selbstverstĂ€ndlich mit beitrĂ€gt, indem sie lauthals VorschlĂ€ge macht, wo denn ihrer Meinung nach ĂŒberall gekĂŒrzt werden könnte.

Nur, damit es nicht vergessen wird, weil das auch noch so ein Grund ist, warum mir diese VorschlĂ€ge so einen dicken Hals machen – die Sache mit der Lebenserwartung. Der Unterschied zwischen Arm und Reich betrĂ€gt zehn Jahre. Und das bedeutet, in Bezug auf den Gesamttopf zur Versorgung der Alten, dass die BeitrĂ€ge der Armen die höheren Renten der Reichen finanzieren, die dann auch noch lĂ€nger etwas davon haben.

Klar, inzwischen gibt es da so einige Bruchpunkte, weil es noch die vielen privaten Versorgungskassen fĂŒr die freien Berufe gibt, von denen einige in den letzten Jahren in die Knie gegangen sind und ebenfalls keine guten Zahlungen mehr versprechen. Aber im Großen und Ganzen bleibt es dabei: Da zerreißt sich eine Privilegierte das Maul, weil ihrer Meinung nach die Armen immer noch zu viel bekommen.

Dass derartige Tiraden dann auch noch den Platz einnehmen können, der einmal der Sozialberichterstattung gehörte, lĂ€sst ahnen, dass das nur eine Einleitung war. Die Erweiterung der MĂŒtterrente, gegen die Frau Professor schießt, ist zwar Teil des Koalitionsvertrags, aber noch lange nicht beschlossen, und sie werden da schon rechtzeitig entdecken, dass ihr Geld noch lange nicht reicht fĂŒr den gewĂŒnschten Krieg, und das Bisschen, was noch halbwegs vernĂŒnftig war, streichen. Wobei sie noch weiter geht und die MĂŒtterrente vollkommen streichen will.

Und Frau Grimm wird sich freuen, weil sie das fĂŒr vernĂŒnftig hĂ€lt, weil sie immer noch davon ausgeht, dass sich die kĂŒnftigen Bezahler ihrer Pension jedes Elend klaglos werden aufbĂŒrden lassen und sie ihre SchĂ€fchen ja im Trockenen hat. Ja, es ist erstaunlich, wie ruhig die Deutschen sich wieder mal "Kanonen statt Butter" verschreiben lassen. Aber nicht einmal sie werden auf ewig bereit sein, dieser Variante von Grimms MĂ€rchen zu lauschen. Nur bis dahin die Wut auf solche ĂŒberbezahlten DummschwĂ€tzerinnen auszuhalten, das ist nicht einfach.

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de.rt.com/meinung/242718-deuts


Trotz US-Verhandlungen mit Iran: Israel erwÀgt weiterhin begrenzten Angriff auf iranische Atomanlage


Israel hat einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen in den kommenden Monaten nicht ausgeschlossen, obwohl US-PrĂ€sident Donald Trump dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu mitgeteilt hat, dass die USA vorerst nicht bereit seien, einen solchen Schritt zu unterstĂŒtzen, so ein israelischer Beamter und zwei weitere mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Israelische Beamte haben geschworen, Teheran am Erwerb einer Atomwaffe zu hindern, und Netanjahu hat darauf bestanden, dass jede Verhandlung mit Iran zur vollstĂ€ndigen Demontage seines Atomprogramms fĂŒhren muss.

In den vergangenen Monaten hat Israel der Trump-Administration eine Reihe von Optionen fĂŒr Angriffe auf iranische Anlagen vorgeschlagen, darunter einige mit einem Zeitplan fĂŒr das spĂ€te FrĂŒhjahr und den Sommer, so die Quellen. Die PlĂ€ne beinhalten eine Mischung aus Luftangriffen und Kommandooperationen, die Teherans FĂ€higkeit, sein Atomprogramm waffenfĂ€hig zu machen, um Monate oder ein Jahr oder mehr zurĂŒckwerfen könnten, so die Quellen.

Die New York Times berichtete am Mittwoch, Trump habe Netanjahu bei einem Treffen im Weißen Haus Anfang des Monats mitgeteilt, dass Washington diplomatischen GesprĂ€chen mit Teheran Vorrang einrĂ€umen wolle und nicht bereit sei, einen kurzfristigen Schlag gegen die Atomanlagen des Landes zu unterstĂŒtzen.

Israelische Beamte glauben nun jedoch, dass ihr MilitĂ€r stattdessen einen begrenzten Schlag gegen Iran fĂŒhren könnte, der weniger UnterstĂŒtzung durch die USA erfordern wĂŒrde. Ein solcher Angriff wĂ€re wesentlich kleiner als die ursprĂŒnglich von Israel vorgeschlagenen.

Es ist unklar, ob oder wann Israel einen solchen Schlag durchfĂŒhren wĂŒrde. Ein solcher Schritt wĂŒrde Trump wahrscheinlich verĂ€rgern und könnte eine breitere UnterstĂŒtzung der USA fĂŒr Israel gefĂ€hrden. Ein hochrangiger iranischer Sicherheitsbeamter sagte, Teheran sei sich der israelischen Planungen bewusst und ein Angriff wĂŒrde "eine harte und unerschĂŒtterliche Antwort Irans" hervorrufen.

"Wir haben Informationen aus zuverlĂ€ssigen Quellen, dass Israel einen Großangriff auf die iranischen Atomanlagen plant. Dies rĂŒhrt von der Unzufriedenheit mit den laufenden diplomatischen BemĂŒhungen um das iranische Atomprogramm her und auch von Netanjahus BedĂŒrfnis nach einem Konflikt als Mittel zum politischen Überleben", so der Beamte gegenĂŒber Reuters.

Israelische Beamte haben Washington in den letzten Wochen mitgeteilt, dass sie nicht glauben, dass die US-GesprÀche mit Iran in die Phase des Abschlusses eines Abkommens eintreten sollten, ohne eine Garantie, dass Teheran nicht in der Lage sein wird, eine Atomwaffe zu bauen.

"Dies kann durch ein Abkommen erreicht werden, aber nur, wenn dieses Abkommen nach libyschem Vorbild zustande kommt: Sie gehen hinein, sprengen die Anlagen und demontieren die gesamte AusrĂŒstung unter amerikanischer Aufsicht", sagte Netanjahu nach seinen GesprĂ€chen mit Trump.

Iran und die Vereinigten Staaten hielten am Samstag in Rom eine neue Runde von AtomgesprĂ€chen ab, um ihre jahrzehntelange Pattsituation im Streit um Teherans atomare Ziele beizulegen – im Schatten der Drohung des US-PrĂ€sidenten, bei einem Scheitern der Diplomatie militĂ€rische Maßnahmen zu ergreifen.

Irans Außenminister Abbas Araqchi und Trumps Nahost-Beauftragter Steve Witkoff verhandelten indirekt ĂŒber Vermittler aus Oman, eine Woche nach einer ersten Runde in Muscat, die beide Seiten als konstruktiv bezeichnet hatten.

Ein hochrangiger iranischer Beamter, der unter der Bedingung der AnonymitĂ€t die Verhandlungsposition seines Landes beschrieb, nannte als rote Linie fĂŒr Iran, dass er niemals zustimmen werde, seine Zentrifugen zur Urananreicherung abzubauen, die Anreicherung vollstĂ€ndig einzustellen oder seine BestĂ€nde an angereichertem Uran unter das im Abkommen aus dem Jahr 2015 vereinbarte Niveau zu senken. Iran weigert sich auch, ĂŒber VerteidigungsfĂ€higkeiten wie Raketen zu verhandeln.

Mehr zum Thema – Fortsetzung der Iran-AtomgesprĂ€che mit den USA am Samstag in Rom erwartet


de.rt.com/der-nahe-osten/24289


Moskau: Ältestes erhaltenes Tramdepot mit Oldtimer-Parade wiedereröffnet


Fast fĂŒnf Jahre hat die Modernisierung des Apakow-Tramdepots in Moskau gedauert. Am Samstag wurde es standesgerecht mit einer Oldtimer-Parade wiedereröffnet.

"Modernisierung" ist dabei so ein Wort 
 Die historische Wagenhalle war fĂŒr die modernen Niederflurgelenkwagen, die in der russischen Hauptstadt inzwischen beinahe eine Monopolstellung haben, völlig ungeeignet und wurde abgerissen. An ihrem Platz wurde eine neue Halle errichtet, die sich in Form und Gestaltung an den historischen Bau von 1909 anlehnt, in der die modernen Bahnen nun aber sogar wenden können.


Der Gleisplan des Apakow-Depots nach der Modernisierung (Konstruktionszeichnung)Stadtverwaltung Moskau
Nur das historische VerwaltungsgebĂ€ude blieb erhalten und wurde renoviert. Nun ist das Depot fertig und wartet auf die modernen Wagen, die von den anderen ĂŒberfĂŒllten Depots hierher umgesiedelt werden, 60 StĂŒck sollen es werden. Das Apakow-Depot war auch vor dem Umbau das kleinste der Hauptstadt, in den anderen fĂŒnf haben jeweils mehr als hundert 30-Meter-ZĂŒge Platz.


Das erste Nachkriegsmodell der sowjetischen Straßenbauer – KTM1 mit passendem Beiwagen – war von 1947 bis 1961 in Betrieb. Hier das mustergĂŒltig restaurierte Gespann in seinem neuen alten Heim.Kirill Kallinikow/RIA Nowosti / Sputnik
Auch die historische Sammlung der Moskauer Straßenbahn wird im Apakow-Depot untergebracht.


Tausende kamen am 19. April 2025, um im wiedereröffneten Apakow-Depot die Museumssammlung der Moskauer Straßenbahn zu bestaunen. Die auch in Ostdeutschland bekannten Tatra-Wagen bildeten in den 1970er- und 1980er-Jahren das RĂŒckgrat des Wagenparks in Moskau.Kirill Kallinikow/RIA Nowosti / Sputnik
Aus der seit 1874 bestehenden Moskauer Pferdebahn wurde 1899 die elektrische Straßenbahn. Das allererste Depot existiert nicht mehr, weshalb das Apakow-Depot das Ă€lteste noch betriebene ist. Es nahm im Sommer 1909 den Betrieb auf.

Ihre goldene Zeit hatte die Moskauer Straßenbahn in den 1930er-Jahren, als sie 1934 – ein Jahr, bevor sie mit der Metro neue Konkurrenz bekam – in 2.475 Wagen 1,9 Milliarden FahrgĂ€ste beförderte. Die grĂ¶ĂŸte Ausdehnung erreichte das Netz mit 560 Kilometern GleislĂ€nge im Jahr 1944.

In den 1950er- und 1960er-Jahren wollte es die sowjetische Hauptstadt Paris und London nachmachen und auf das als veraltet geltende Verkehrsmittel verzichten, bevor in den 1970er-Jahren das Umdenken kam und es wieder Streckenneubauten gab.

Unter dem ersten postsowjetischen BĂŒrgermeister Juri Luschkow musste sie auf vielen Ausfallstraßen aber wieder Platz fĂŒr zusĂ€tzliche Fahrspuren machen, das Netz schrumpfte auf nur noch 180 Kilometer.

Luschkow war es auch, der zwei Tram- und Trolley-Depots in gĂŒnstiger Lage an Immobilienentwickler verhökerte. FĂŒr das Apakow-Depot hatte er Ă€hnliche PlĂ€ne, flog aber zum GlĂŒck fĂŒr die Straßenbahn aus dem Amt, bevor er das GrundstĂŒck in der NĂ€he des Gartenrings mit Luxuswohnungen hatte bebauen können. Er starb letztlich im lettischen Exil, das Depot bekam ein zweites Leben.


Alt und Neu trafen sich am 19. April auf Moskaus Schienen.Kirill Kallinikow/RIA Nowosti / Sputnik
Heute geht es wieder bergauf mit Moskaus Tram: Inzwischen ist das gesamte Netz generalĂŒberholt, es fahren moderne Wagen, und es gab mehrere, wenn auch kurze Streckenneubauten. Weitere sind geplant. Immerhin steigen tĂ€glich 640.000 FahrgĂ€ste in Wagen einer der 35 zuverlĂ€ssig fahrenden Linien – so viele wie in Köln.

Auf jedem Straßenbahnwagen prangt inzwischen das Symbol des Konkurrenten von einst: der Metro. Die Straßenbahn in Moskau wurde vor zwei Jahren organisatorisch dem Metrobetrieb zugeschlagen. Die "feindliche Übernahme" soll fĂŒr ein einheitliches Netz und mehr QualitĂ€t sorgen. Wir werden sehen.

Mehr zum Thema – U-Bahn im Vergleich: New York versus Moskau


de.rt.com/russland/242877-aelt


Die Neuausrichtung der Weltordnung


Von Thomas Graham

Die Beweise dafĂŒr sind ĂŒberall zu finden: Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine, eskalierende Konflikte im Nahen Osten, wachsende Spannungen in Ostasien um Taiwan und im SĂŒdchinesischen Meer, Kriege auf dem afrikanischen Kontinent, das Wiederaufleben gewalttĂ€tiger terroristischer Organisationen, immer mĂ€chtigere kriminelle Kartelle in Mexiko – diese AufzĂ€hlung ist nicht abschließend. Nach der mit dem Ende des Kalten Krieges begonnenen Periode internationaler Kameradschaft und Zusammenarbeit nimmt der Wettbewerb zwischen den GroßmĂ€chten wieder Fahrt auf und zwingt die USA, mit zwei großen revisionistischen Staaten – China und Russland – zu konkurrieren. Zugleich stören regionale Akteure im BĂŒndnis mit den GroßmĂ€chten oder auf eigene Faust das Gleichgewicht in einigen Regionen – man denke nur an die AktivitĂ€ten Irans im Nahen Osten oder Nordkoreas in Nordostasien.

Obwohl das politische US-Establishment die Vereinigten Staaten immer noch als AnfĂŒhrer der liberalen Weltordnung verortet, hat es den Niedergang dieser Ordnung inzwischen implizit anerkannt. Bereits im Jahre 2018 wies die Regierung von US-PrĂ€sident Donald Trump in ihrer Nationalen Sicherheitsstrategie auf die Wiederaufnahme des Wettbewerbs der GroßmĂ€chte hin, wĂ€hrend die Regierung unter US-PrĂ€sident Joe Biden diese Behauptung in ihrer Version der Nationalen Sicherheitsstrategie nur noch bekrĂ€ftigte. Nach Ansicht dieser US-Regierungen stellen Amerikas Gegner die Grundlagen der liberalen Weltordnung in Frage, einschließlich der ihr zugrunde liegenden demokratischen Werte und der damit verbundenen Macht der USA.

WĂ€hrend die amerikanische Vormachtstellung gegenĂŒber anderen GroßmĂ€chten abnimmt, gewinnen neue, ĂŒberwiegend nicht-liberale Zentren des globalen Einflusses – darunter eindeutig China, mit einigen Vorbehalten Indien und möglicherweise Russland – an AutoritĂ€t und Gewicht. Im Großen und Ganzen schwĂ€cht sich die euro-atlantische Gemeinschaft als Kern der liberalen Ordnung allmĂ€hlich ab und verliert ihre frĂŒhere StĂ€rke und Dynamik.

Auch wenn Washington sich dieser Entwicklung mit voller Kraft widersetzt, bewegt sich die Welt doch auf eine nicht-liberale – wenn auch nicht unbedingt anti-liberale – MultipolaritĂ€t zu.

Was bedeutet eine multipolare Welt fĂŒr die Position der Vereinigten Staaten auf internationaler Ebene? Wie sollten sie sich verhalten, um ihre nationalen Interessen bestmöglich zu schĂŒtzen und zu fördern? Wie gut sind die USA darauf vorbereitet, mit den Rhythmen der MultipolaritĂ€t umzugehen? Gibt es etwas in der US-amerikanischen außenpolitischen Tradition, das in dieser Zeit des Wandels Orientierung bieten könnte? Und, was vielleicht am wichtigsten ist: Können die USA im Alleingang oder in Zusammenarbeit mit anderen GroßmĂ€chten eine Ordnung im Rahmen der MultipolaritĂ€t schaffen, die mit ihren Werten und Interessen vereinbar ist?

Die Vermeidung von MultipolaritĂ€t als große US-amerikanische Tradition

Obwohl die USA schon frĂŒher mit einer multipolaren Welt konfrontiert waren, nahmen sie nur selten aktiv als Machtpol daran teil. Zwar nutzten sie seit der Erlangung ihrer UnabhĂ€ngigkeit bis ins spĂ€te 19. Jahrhundert die RivalitĂ€ten zwischen den europĂ€ischen MĂ€chten, um ihre Interessen durchzusetzen. Den Empfehlungen George Washingtons und Thomas Jeffersons folgend, versuchten die Amerikaner jedoch, eine Einmischung in europĂ€ische Angelegenheiten auf jede erdenkliche Weise zu vermeiden und NeutralitĂ€t zu wahren: Sie weigerten sich also, an dem multipolaren Wettbewerb teilzunehmen. Die Vereinigten Staaten waren sogar bereit, zur Verteidigung ihrer NeutralitĂ€t zu den Waffen zu greifen – man erinnere sich nur an den Krieg mit Großbritannien im Jahr 1812.

Im Vorfeld des 20. Jahrhunderts – als sich die geopolitischen Ambitionen der USA ausweiteten und den Ozean ĂŒberquerten – sah sich das Land mit einer Herausforderung konfrontiert: Auf der Suche nach einem KrĂ€ftegleichgewicht mussten die Vereinigten Staaten einen Weg zum Umgang mit einer multipolaren Welt finden, der mit ihrem festen Glauben an ihre eigene Ausnahmestellung als einzigartige moralische Kraft in der Weltpolitik vereinbar wĂ€re. Die Amerikaner lehnten die von Theodore Roosevelt propagierte "Realpolitik" bzw. den politischen Pragmatismus – also eine zynische Gewaltpolitik in Ostasien und in geringerem Maße auch in Europa – als Bedrohung der demokratischen Grundlagen und des Selbstvertrauens ab. Sie missbilligten die Bestrebungen von US-PrĂ€sident Woodrow Wilson am Ende des Ersten Weltkriegs, ĂŒber die Politik des KrĂ€ftegleichgewichts hinauszugehen und ein Weltsystem zu schaffen, das auf Recht und kollektivem Handeln gegen aggressive Staaten beruht. Wilson formulierte ein moralisches Ziel, um die stĂ€ndige Beteiligung der USA an der Politik der ganzen Welt zu rechtfertigen. Es gelang ihm jedoch nicht, die Amerikaner davon zu ĂŒberzeugen, dass ihr Land in einem von mehreren GroßmĂ€chten geprĂ€gten Umfeld, das die USA nicht dominierten, unangetastet bleiben wĂŒrde. Die BĂŒrger lehnten daher Wilsons Ansatz zugunsten der traditionellen NeutralitĂ€t und der Nichtbeteiligung an den Weltproblemen ab.

Gescheitert war auch der Versuch von US-PrĂ€sident Franklin Roosevelt, ĂŒber die von US-PrĂ€sident Wilson entwickelten Prinzipien hinauszugehen, als die Große Allianz des Zweiten Weltkriegs aufgrund interner WidersprĂŒche zerbrach. Der Krieg erschĂŒtterte aber auch die multipolare Ordnung, fĂŒhrte zur BipolaritĂ€t und ermöglichte den USA eine stĂ€ndige Einmischung in fremde Angelegenheiten. Die militĂ€rische Niederlage Deutschlands und Japans und die SchwĂ€chung Großbritanniens und Frankreichs machten die USA und die Sowjetunion zu den einzigen GroßmĂ€chten mit globalem Einfluss. Angesichts der Tatsache, dass die Sowjetunion ein totalitĂ€rer kommunistischer Staat war, der die liberale Demokratie Amerikas völlig ablehnte und gleichzeitig eine ernsthafte Bedrohung fĂŒr sie darstellte, gelang es US-PrĂ€sident Harry Truman und seinen Nachfolgern, ihre MitbĂŒrger von der Wichtigkeit eines kontinuierlichen Engagements in der Weltpolitik als AnfĂŒhrer der "Freien Welt" gegen den Sowjetblock zu ĂŒberzeugen.

Die moralischen Ziele und die FĂŒhrungsrolle der USA im Kampf gegen das sowjetische Übel brachten die Idee des US-Exzeptionalismus mit einem stĂ€ndigen Engagement in auswĂ€rtigen Angelegenheiten in Einklang.

Im Gegensatz zur MultipolaritĂ€t bot die BipolaritĂ€t wĂ€hrend des Kalten Krieges die Grundlage fĂŒr ein kontinuierliches Engagement der Vereinigten Staaten in den internationalen Beziehungen.

Sie sicherte die Beteiligung Washingtons an der Weltpolitik, bis der Kalte Krieg mit dem Triumph der USA sein Ende fand und zur Entstehung einer unipolaren Welt fĂŒhrte. Dadurch konnten die USA weiterhin ihr hohes moralisches Ziel in Verbindung mit ihrer Rolle als globale FĂŒhrungsmacht zu dem Zwecke einsetzen, die Vorteile der liberalen Demokratie in der ganzen Welt zu verbreiten und die Grundlagen einer liberalen regelbasierten Ordnung zu stĂ€rken, die die amerikanische Vormachtstellung auch in Zukunft aufrechterhalten sollte.

Wie man mit der multipolaren Welt nicht umgehen sollte: RĂŒckschrittler und Restauratoren

Die heutige unipolare Welt wurde Opfer der globalen Finanzkrise von 2008–2009 und der erfolgslosen US-Interventionen im Irak und in Afghanistan. Dies fĂŒhrte dazu, dass viele am amerikanischen Kapitalismus und an der Macht der Vereinigten Staaten zweifeln. Es entstehen neue Machtzentren. Heute steht Washington vor der Frage: Wie soll es auf die entstehende MultipolaritĂ€t reagieren? Die Debatte wird von zwei Denkschulen beherrscht, deren Vertreter als "RĂŒckschrittler" und "Restauratoren" bezeichnet werden können.

Beide Denkschulen orientieren sich an der Vergangenheit und beziehen sich auf unterschiedliche Elemente der US-amerikanischen außenpolitischen Tradition. Die RĂŒckschrittler wollen das Engagement der USA gegenĂŒber der Außenwelt einschrĂ€nken und zur Außenpolitik aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurĂŒckkehren. Die Restauratoren hingegen streben eine bipolare Struktur als Grundlage fĂŒr das Engagement mit der Außenwelt an und wenden sich einem politischen Ansatz aus der Nachkriegszeit zu.

Keine dieser beiden Denkschulen kann die Vereinigten Staaten indes auf eine aktive Teilnahme an einer wirklich multipolaren Welt vorbereiten.

Aus diesem Grund sind sie nicht geeignet, um die Ziele der USA zu erreichen. Den RĂŒckschrittlern ist insofern zuzustimmen, als die USA aufgrund ihrer geopolitischen Lage und ihres Machtpotenzials im Prinzip ein sicheres Land sind. Aber – im Gegensatz zu ihrer Auffassung – können es sich die USA nicht leisten, sich aus der Geopolitik zurĂŒckzuziehen und sich nur dann zu engagieren, wenn sich die regionalen Gleichgewichte in SchlĂŒsselregionen wie Europa, dem Nahen Osten und Ostasien in einer mit amerikanischen Interessen unvereinbaren Weise zu verĂ€ndern drohen.

In der heutigen miteinander verflochtenen Welt, in der die GroßmĂ€chte miteinander in Konkurrenz stehen, ist es unerlĂ€sslich, das KrĂ€ftegleichgewicht in verschiedenen Regionen stĂ€ndig im Auge zu behalten. Dabei mĂŒssen die Amerikaner nicht ĂŒberall prĂ€sent sein; sie können und sollten PrioritĂ€ten setzen. Dennoch mĂŒssen sie an vielen Orten im Ausland aktiv vertreten sein, insbesondere an der Peripherie des riesigen eurasischen Superkontinents: in Europa, im Nahen Osten, in SĂŒdostasien, in Nordostasien und in der Arktis.

Die Restauratoren hingegen sind der festen Überzeugung, dass eine aktive US-PrĂ€senz im Ausland unerlĂ€sslich ist. Sie fordern jedoch, dass sich die USA an der Förderung und Verteidigung liberal-demokratischer Werte in der ganzen Welt beteiligen, und nicht nur in Regionen, die fĂŒr Amerikas Sicherheit lebenswichtig sind. In dieser Hinsicht versuchen sie, die entstehende MultipolaritĂ€t auf eine bipolare Ordnung zu reduzieren – also auf einen Kampf zwischen der von den USA geförderten Freiheit und der von China unterstĂŒtzten Autokratie, oder, einfacher ausgedrĂŒckt, zwischen Demokratie und Autoritarismus. Die derzeitigen Versuche vieler Restauratoren, eine "Widerstandsachse" gegen China, Russland, Iran und Nordkorea zu bilden, sind ein deutlicher Ausdruck dieser Tendenz – wobei sie allerdings die Reibungen zwischen diesen LĂ€ndern und die eindeutige PrĂ€ferenz jedes dieser LĂ€nder, mit den anderen bilateral und nicht als Teil einer breiteren Koalition umzugehen, ĂŒbersehen. Doch der Rest der Welt – vor allem die VerbĂŒndeten der USA in Europa und Ostasien – lehnt das bipolare Konzept ab. Und im Gegensatz zu der Situation wĂ€hrend des Kalten Krieges haben viele dieser LĂ€nder die Kraft und die Ressourcen, dem amerikanischen Druck zu widerstehen, sich fĂŒr eine der beiden Parteien zu entscheiden zu mĂŒssen. Kurz gesagt: Trotz der Vorstellungen der Restauratoren setzt sich der Rest der Welt hartnĂ€ckig fĂŒr die MultipolaritĂ€t ein.

Die Entwicklung einer multipolaren Weltordnung

Anstatt zu versuchen, den Herausforderungen der MultipolaritĂ€t auszuweichen oder eine bipolare Welt zu schaffen, sollte Washington die Tatsache einer sich entwickelnden multipolaren Ordnung akzeptieren und versuchen, sie in Übereinstimmung mit den amerikanischen Interessen zu gestalten. Die amerikanische FĂŒhrungsrolle wird sich nicht dadurch manifestieren, dass sie der Welt eine Ordnung aufzwingt, sondern durch den sorgfĂ€ltigen und durchdachten Aufbau regionaler Machtgleichgewichte, die zusammen ein globales Gleichgewicht schaffen, das die Interessen und Werte der USA in der ganzen Welt schĂŒtzt und fördert.

Um dieses Gleichgewicht in den verschiedenen Regionen zu erreichen, brauchen die USA konstruktive Beziehungen zu allen GroßmĂ€chten sowie zu den wichtigsten Regionalstaaten.

Das Gleichgewicht muss flexibel sein und auf VerĂ€nderungen der relativen MachtverhĂ€ltnisse und das Entstehen neuer Herausforderungen reagieren. Zu vermeiden ist eine verhĂ€rtete oder kompetitive GroßmachtrivalitĂ€t in Form starrer konkurrierender Blöcke. In dieser Hinsicht können die Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg als lehrreiches Beispiel dienen.

Eine noch dringendere Aufgabe ist jedoch die StĂ€rkung der Grundlagen einer multipolaren Ordnungsstruktur. Heute gibt es neben den Vereinigten Staaten vier potenzielle GroßmĂ€chte: China, Indien, Russland und Europa. Jede von ihnen stellt eine Herausforderung fĂŒr die USA dar. FĂŒr Washington besteht die Aufgabe darin, fĂŒr jedes dieser Machtzentren mit ihren einzigartigen Merkmalen geeignete AnsĂ€tze zu entwickeln, die sich zu einem gemeinsamen weltpolitischen Konzept zusammenfĂŒgen. Kurz gesagt: Es wird notwendig sein, China als Großmacht einzudĂ€mmen, Indien zu fördern und in eine solche Macht zu verwandeln, Russland als einheitliches Gebilde zu erhalten und Europa in ein solches Gebilde zu transformieren.

China

Der Nationalen Sicherheitsstrategie der Regierung unter US-PrĂ€sident Biden zufolge handelt es sich bei China um das einzige Land, "das sowohl die Absicht hat, die Weltordnung umzugestalten, als auch in zunehmendem Maße ĂŒber die wirtschaftliche, diplomatische, militĂ€rische und technologische Macht verfĂŒgt, um dieses Ziel zu erreichen." PrĂ€sident Xi Jinping propagiert den "chinesischen Traum", wonach sein Land bis 2049 – also bis zum hundertsten Jahrestag der GrĂŒndung der Volksrepublik China – die dominierende Weltmacht werden solle.

Um ihren technologischen Vorsprung und ihre Vormachtstellung aufrechtzuerhalten, mĂŒssen die USA Chinas geopolitische Ambitionen eindĂ€mmen und alle Aspekte ihrer eigenen Nationalmacht stĂ€rken, und zwar zunĂ€chst im Technologiesektor. DarĂŒber hinaus mĂŒssen sie die KomplexitĂ€t der wirtschaftlichen Verflechtung in den Griff bekommen, um ihre Lieferketten – vor allem in Zeiten angespannter Beziehungen zu Peking – zu schĂŒtzen und sicherzustellen, dass China keinen ungehinderten Zugang zu fortschrittlichen US-Technologien erhĂ€lt.

In dieser Hinsicht stellt eine innenpolitische Renaissance ein SchlĂŒsselelement jeder Politik gegenĂŒber China dar. Die Vereinigten Staaten mĂŒssen ihre wachsende Staatsverschuldung in den Griff bekommen, die stagnierenden Bildungs- und Gesundheitsstandards anheben, ihr Innovationsökosystem stĂ€rken und die politische Polarisierung ĂŒberwinden, um sich zu festigen und auf einen harten Wettbewerb mit China vorzubereiten.

Indien

Indiens Potenziale bleiben schon lange hinter seinen Ambitionen zurĂŒck. Der indische Premierminister Narendra Modi ist entschlossen, diesen Status quo zu Ă€ndern. Damit beschreitet er den Weg fĂŒr sein Land, um auf der WeltbĂŒhne eine grĂ¶ĂŸere Rolle spielen zu können, und fĂ€ngt dabei mit der Indischen Ozeanregion an.

Dabei sollte die kontinuierliche amerikanische UnterstĂŒtzung dem Premierminister Modi und Indien die StĂ€rkung seiner Position als Global Player erleichtern. Als besonders sensibler Bereich erweist sich in diesem Zusammenhang die RĂŒstungsindustrie. Die Vereinigten Staaten sind zu Recht bestrebt, Indiens AbhĂ€ngigkeit von russischen RĂŒstungsgĂŒtern zu verringern. Dieses Ziel sollte sich jedoch nicht darauf beschrĂ€nken, die russischen Waffen im Laufe der Zeit durch westliche – vor allem amerikanische – Waffen zu ersetzen. Vielmehr sollten die USA Neu-Delhi dabei helfen, seine eigene Verteidigungsindustrie zu entwickeln, auszubauen und zu modernisieren. Dies ist notwendig, um Indiens Großmachtambitionen langfristig aufrechtzuerhalten: Keine Großmacht darf sich in Bezug auf ihre militĂ€rische StĂ€rke auf andere LĂ€nder verlassen.

Russland

Ohne Zweifel strebt Russland danach, eine Großmacht zu sein. Die Großmachtstellung und die Forderung, von anderen GroßmĂ€chten als solche respektiert zu werden, ist ein Kernelement der nationalen IdentitĂ€t Russlands. Heute steht Russland vor der Herausforderung, seine strategische Autonomie aufrechtzuerhalten, insbesondere angesichts der zunehmenden AnnĂ€herung an China als Folge der westlichen Sanktionen und Russlands eigener Ablehnung des Westens. Trotz allen Geredes ĂŒber eine gleichberechtigte Partnerschaft mit China ist das VerhĂ€ltnis der beiden LĂ€nder zutiefst asymmetrisch zugunsten Chinas. Die chinesische Wirtschaft ist sechs- bis zehnmal grĂ¶ĂŸer als die russische, je nachdem, wie man das BIP berechnet, und diese Kluft vergrĂ¶ĂŸert sich immer mehr zugunsten Chinas. Die Volksrepublik ist gegenĂŒber Russland technologisch fĂŒhrend, auch wenn Russland nach wie vor ĂŒber einige militĂ€rische Technologien verfĂŒgt, die den chinesischen ĂŒberlegen sind.

Die russische StaatsfĂŒhrung ist sich darĂŒber im Klaren, dass sie in Zukunft einige Maßnahmen zur Aufrechterhaltung ihrer Autonomie und UnabhĂ€ngigkeit ergreifen muss, um nicht unter den noch stĂ€rkeren Einfluss Chinas zu geraten. Eine dieser Maßnahmen besteht in dem Versuch, eine Koalition aus eurasischen Staaten und dem Globalen SĂŒden aufzubauen. Auf diese Weise versucht Moskau, Chinas Einfluss durch multilaterale Organisationen wie BRICS+ und die Shanghaier Organisation fĂŒr Zusammenarbeit einzudĂ€mmen. Die bittere Wahrheit besteht jedoch darin, dass man das angestrebte Gegengewicht nur im Westen – insbesondere in den USA – finden kann.

So kann Washington Russland dabei helfen, seine strategische Autonomie zu bewahren und eine Partnerschaft mit den USA im Interesse Amerikas zu entwickeln. Dabei muss jedoch mit Bedacht vorgegangen werden. Die USA sind nicht in der Lage, die derzeitige strategische Allianz zwischen China und Russland zu untergraben, da diese beiden LĂ€nder starke strategische BeweggrĂŒnde fĂŒr enge Beziehungen zueinander haben. Allerdings ist Washington imstande, die russisch-chinesischen Beziehungen zu schwĂ€chen – vor allem, indem es Moskau Alternativen zu China bietet, die dem Land derzeit fehlen. Die Wiederherstellung normaler diplomatischer Beziehungen könnte eine Option sein, um Russlands Potenzial zu erweitern. Durch die Lockerung von Sanktionsmaßnahmen könnte die Zusammenarbeit russischer und westlicher Unternehmen in Regionen wie Zentralasien und der Arktis gefördert werden, um dem wachsenden chinesischen Einfluss in diesen Regionen entgegenzuwirken. Eine andere Option wĂ€re die vorsichtige Wiederherstellung der Energiebeziehungen zwischen Russland und der EU, allerdings so, dass Europa eine ĂŒbermĂ€ĂŸige AbhĂ€ngigkeit von russischen Energielieferungen vermeiden könnte. Das Ziel besteht jedoch nicht in einer Entfremdung zwischen Moskau und Peking, sondern darin, dafĂŒr zu sorgen, dass die diplomatischen und handelspolitischen Beziehungen zwischen Russland und China nicht so stark zugunsten Chinas tendieren, wie dies gegenwĂ€rtig der Fall ist.

Europa

FĂŒr die USA wird Europa die grĂ¶ĂŸte Herausforderung darstellen. Es verfĂŒgt ĂŒber alle wirtschaftlichen und technologischen Ressourcen, um eine Großmacht zu werden, aber es fehlt ihm an politischem Willen und Zusammenhalt. Nach dem Kalten Krieg haben die europĂ€ischen LĂ€nder ihre VerteidigungskapazitĂ€ten vernachlĂ€ssigt: Zwar konnten sie die "Dividenden" der Friedenzeiten genießen, um ihren sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand auszubauen und zu vertiefen, doch in Sachen Sicherheit haben sie sich ganz auf Amerika verlassen. Selbst angesichts der aktuellen russischen Bedrohung sind die fĂŒhrenden europĂ€ischen LĂ€nder nicht bereit, die Verteidigungsausgaben auf das erforderliche Niveau zu erhöhen. Es besteht keine Bereitschaft der europĂ€ischen Bevölkerung, ihren Wohlstand fĂŒr die Steigerung der VerteidigungskapazitĂ€ten zu opfern. DarĂŒber hinaus zeigen sich die europĂ€ischen LĂ€nder unwillig, sich gegenseitig ihre Sicherheit anzuvertrauen: Polen und die baltischen Staaten zum Beispiel werden sich eher an die USA wenden, um Sicherheitsgarantien zu erhalten, als an die großen europĂ€ischen LĂ€nder oder Europa als Ganzes.

FĂŒr diese Situation sind die USA mitverantwortlich. Denn seit der NATO-GrĂŒndung 1949 bietet sie den europĂ€ischen Staaten ein Höchstmaß an Sicherheitsgarantien. Auch die USA demonstrierten ihre Entschlossenheit, eine fĂŒhrende Rolle in diesem BĂŒndnis zu spielen. Jetzt fordern die USA zwar, dass Europa seinen Anteil an den Sicherheitsausgaben erhöht, und sprechen gelegentlich von einem europĂ€ischen NATO-RĂŒckgrat, doch die Position Washingtons bleibt widersprĂŒchlich. DarĂŒber hinaus nutzen die USA Meinungsverschiedenheiten zwischen ihren VerbĂŒndeten aus, um ihre beherrschende Stellung in dem BĂŒndnis aufrechtzuerhalten.

Damit Europa die mit einer Großmachtstellung verbundene Verantwortung ĂŒbernimmt, mĂŒssen die US-Politiker ihre MentalitĂ€t Ă€ndern. Sie werden mit ihren VerbĂŒndeten zusammenarbeiten mĂŒssen, um einen handlungsfĂ€higen europĂ€ischen Pfeiler aufzubauen, der ĂŒber die nötige Schlagkraft verfĂŒgt, um die meisten Sicherheitsrisiken auf dem Kontinent zu bewĂ€ltigen. Dies setzt die Kooperation zwischen den USA und ihren VerbĂŒndeten voraus, um einen effektiven europĂ€ischen Verteidigungsindustriekomplex aufzubauen, ein gemeinsames VerstĂ€ndnis fĂŒr die sicherheitspolitischen Herausforderungen auf dem Kontinent zu entwickeln und eine schlagkrĂ€ftige MilitĂ€rmacht zu formieren, die Europa in einer Vielzahl von unvorhergesehenen Situationen einsetzen könnte.

Neufindung der amerikanischen FĂŒhrungsrolle

Um in einer multipolaren Weltordnung erfolgreich zu sein, wird Washington sein Verhalten ĂŒberdenken mĂŒssen. ZunĂ€chst einmal wird es akzeptieren mĂŒssen, dass GroßmĂ€chte per definitionem strategische Autonomie besitzen. Selbst diejenigen, die die Werte der USA teilen – wie Europa und in gewissem Maße auch Indien – werden bisweilen Interessen verfolgen, die den amerikanischen zuwiderlaufen. Washington wird auch akzeptieren mĂŒssen, dass seine eigene Macht ihre Grenzen hat; andere GroßmĂ€chte können – ob einzeln oder gemeinsam – die amerikanische Macht eindĂ€mmen. Das bedeutet aber nicht unbedingt etwas Schlechtes: Wenn Europa mĂ€chtiger gewesen wĂ€re und den USA hĂ€tte die Stirn bieten können, hĂ€tte es Washington davon abhalten können, den strategischen Fehler der Irak-Invasion im Jahr 2003 zu begehen. Aufgrund dieser tatsĂ€chlichen ZwĂ€nge mĂŒssen sich die USA stĂ€rker als bisher auf eine begrenzte Anzahl von PrioritĂ€ten konzentrieren, um ihre lebenswichtigen Interessen zu schĂŒtzen und voranzubringen.

Gleichzeitig wird Amerika gezwungen sein, die Existenz einer Wertevielfalt in der modernen Welt anzuerkennen, zumal diese die innenpolitische Struktur der anderen GroßmĂ€chte prĂ€gen. Es kann in einer multipolaren Welt aber kein Gleichgewicht erreicht werden, wenn die USA weiterhin die LegitimitĂ€t der autoritĂ€ren FĂŒhrer einer anderen Großmacht in Frage zu stellen versuchen.

Durch den Wertekonflikt wird die FlexibilitĂ€t eingeschrĂ€nkt, die erforderlich ist, um das Gleichgewicht an verĂ€nderte Bedingungen anzupassen; der Wettbewerb um geopolitische und wirtschaftliche Vorteile kann hingegen auf pragmatischere Weise gefĂŒhrt werden.

Damit ist nicht gemeint, dass Washington nicht mehr seine Werte propagieren sollte oder dass die GrundsĂ€tze einer regelbasierten Ordnung in einer multipolaren Welt keinen Platz mehr haben werden. Aber man sollte es vorziehen, die amerikanischen Werte durch eigenes Verhalten und nicht durch Missionierung oder Proselytenmacherei zu fördern. Eine regelbasierte Ordnung wird nur fĂŒr diejenigen LĂ€nder und Regionen gelten, die bereit sind, sie zu akzeptieren.

Schließlich mĂŒssen die USA ihre FĂŒhrungsrolle anders als in der Vergangenheit wahrnehmen. In der sich entwickelnden multipolaren Weltordnung sind die USA gegenĂŒber anderen GroßmĂ€chten nicht mehr so ĂŒberlegen, dass sie ihnen ihren Willen aufzwingen können: Sollten die weniger bedeutenden MĂ€chte mit etwas nicht einverstanden sein, stehen ihnen nun Alternativen zur VerfĂŒgung. Die FĂŒhrungsrolle wird eher darin bestehen, unterschiedliche und oft konkurrierende Interessen unter einem System zusammenzubringen, das die amerikanischen Interessen begĂŒnstigt: Es geht also darum, die MultipolaritĂ€t geschickter und selbstbewusster zu manipulieren als andere GroßmĂ€chte. So könnten die USA beispielsweise eine FĂŒhrungsrolle bei der Koalitionsbildung ĂŒbernehmen – unter Einbeziehung zumindest einiger anderer GroßmĂ€chte –, um drĂ€ngende globale Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemien, grenzĂŒberschreitende KriminalitĂ€t, internationalen Terrorismus und viele andere anzugehen.

Entgegen der in den USA weit verbreiteten Meinung mĂŒssen effektive AktivitĂ€ten in einer multipolaren Welt nicht unbedingt eine zynische Manipulation anderer LĂ€nder und geschickte diplomatische Manöver beinhalten. Vielmehr sollte man eine moralische FĂŒhrungsrolle ĂŒbernehmen, insbesondere als Großmacht, die auf der WeltbĂŒhne die Rolle des Ersten unter Gleichen einnimmt. Dies ist die Rolle, die Amerika anstreben sollte: Nur so kann es seine Ausnahmestellung bewahren und sie mit der Notwendigkeit einer stĂ€ndigen Interaktion mit der Außenwelt in Einklang bringen. Dies ist erforderlich, um nationale Interessen in einer miteinander vernetzten multipolaren Welt zu schĂŒtzen, die keine Dominanz zulĂ€sst.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde zuerst auf der Homepage von "Russia in Global Affairs" veröffentlicht.

Thomas Graham ist Verdienter Wissenschaftler des Rates fĂŒr auswĂ€rtige Beziehungen (USA).

Mehr zum Thema - Wird die UNO das Ende der unipolaren Welt ĂŒberleben?


de.rt.com/nordamerika/242519-n


Russland erinnert den Westen an alte und neue Schulden


Von Jelena Karajewa

Seit dem 9. April 2025 gilt die Verbrennung von Chatyn in Weißrussland, die Belagerung Leningrads, die Erschießung von Hunderten Zivilisten in Rostow am Don durch deutsche Nazis (dieses Ereignis ging als "blutige Woche" in die Geschichte ein), die öffentlichen ErhĂ€ngungen in Odessa am Schwarzen Meer, die von Hitlers Truppen auf der Krim geschaffene "Hölle" (dort töteten die rumĂ€nischen Handlanger in den Adschi-Muschkai-SteinbrĂŒchen vierzehntausend friedliche Krimbewohner) – was ein Völkermord ist.

Es ging nicht um den "Kampf mit Partisanen", nicht um die "AusfĂŒhrung des Generalplans 'Ost'", nicht um den "Befehlsvollzug", sondern um die bewusste Vernichtung unserer Vorfahren und damit auch von uns – aus rassischen, ethnischen und nationalen BeweggrĂŒnden.

Sowohl die Nazis als auch ihre Komplizen wurden fĂŒr den Völkermord verantwortlich erklĂ€rt. Deshalb wird es heute fĂŒr keinen von ihnen möglich sein, sich unter Berufung auf seinen Gesundheitszustand, sein schlechtes GedĂ€chtnis und die VerjĂ€hrungsfrist seinen Verbrechen zu entziehen. Wir werden sie alle finden. Und wir werden Beweise oder, wie es im hiesigen Juristenjargon heißt, ein "Dossier" ĂŒber die Verbrechen jedes Einzelnen erheben.

Die sich seit langem aufdrĂ€ngende Frage "Warum haben wir so lange – nĂ€mlich acht Jahrzehnte – gewartet, um endlich klar zu definieren, was uns das damalige kollektive Europa unter der Herrschaft der deutschen 'Kulturnation' angetan hat?", ist zu wichtig, um sie unbeantwortet zu lassen.

Doch zuerst sollten wir uns daran erinnern, was uns die "kulturellen PaneuropĂ€er" nach dem Krieg – also nach unserem Sieg in diesem Krieg – hinterlassen haben.

Die Erinnerungen lassen sich in wenigen Worten zusammenfassen: ein gÀnzlich ruiniertes Land.

Diese "KulturpaneuropĂ€er" ermordeten Millionen unserer friedlichen MitbĂŒrger und zerstörten ihre HĂ€user. Sie zerstörten die Dörfer und Siedlungen, in denen diese HĂ€user sich befanden. Sie bombardierten die StĂ€dte, in denen diese HĂ€user gebaut wurden. Diese "KulturpaneuropĂ€er" legten Straßen und BrĂŒcken in Schutt und Asche, zerstörten Ackerland. Sie beraubten Museen, Bibliotheken und Kirchen.

Und als die Sowjetunion im Rahmen der Jalta-Konferenz vorschlug, ein System von Reparationszahlungen von Deutschland zu schaffen und den Gesamtschaden (und das ist das SchlĂŒsselwort) fĂŒr die von den Nazis besetzten LĂ€nder auf 20 Milliarden US-Dollar schĂ€tzte, wurde diese Initiative nicht unterstĂŒtzt.

Die damaligen VerbĂŒndeten in der Anti-Hitler-Koalition zogen es vor, dieses Thema mittels juristischer Dokumentationsarbeit zu verschleiern, was dazu fĂŒhrte, dass die UdSSR Reparationszahlungen von knapp ĂŒber drei Milliarden US-Dollar erhielt. Und noch eine Anmerkung zu dieser Summe, die vieles erklĂ€rt: Das deutsche Finanzministerium teilte seinerzeit mit, dass auch ĂŒber die Zahlung dieses Betrags "keine Rechtsunterlagen vorhanden sind".

Wenn man weiß, dass in der deutschen "Ordnung" kein einziges StĂŒck Papier, keine einzige goldene Zahnkrone, die einem HĂ€ftling des Konzentrationslagers konfisziert wurde, verloren gegangen war, dass in dieser "Ordnung" sogar das Baby-Nachttöpfchen in der Bilanz verbucht wurde, mit dem die todgeweihten Familien in die Konzentrationslager fuhren, scheinen die ErklĂ€rungen des deutschen Finanzministeriums nicht glaubwĂŒrdig zu sein.

Wir mussten unser Land aus eigener Kraft wieder aufbauen – ohne Kredite, "MarshallplĂ€ne" und die oben erwĂ€hnten "Reparationen". Wir mussten dem uns aufgezwungenen WettrĂŒsten und dem ideologischen Kampf standhalten, in dem Raubbau und Pragmatismus versuchten, ĂŒber Selbstlosigkeit und UneigennĂŒtzigkeit zu triumphieren.

Und wir haben es geschafft und – wenn man so will – alle "Felder" in diesem großen "historischen Dossier" ausgefĂŒllt.

Heute mĂŒssen diejenigen, die versucht haben (und immer noch versuchen), uns zu vernichten, die Zeche zahlen. Aber nicht durch banales Geld, sondern durch eine viel wertvollere "WĂ€hrung": Sie werden sich vor dem Gesetz verantworten mĂŒssen. Und vor dem, was die Staatsduma verabschiedet hat. Und vor dem Völkerrecht, das die Verantwortung fĂŒr Völkermord definiert – sowohl die persönliche, personifizierte, als auch die von Staaten.

Themis, auf die sich die "europĂ€ischen Kulturnationen" so gerne berufen, wird eine große Aufgabe zu erledigen haben. Ja, eine sehr große Aufgabe.

Um es nochmals zu wiederholen: Es geht nicht um Rache (Sieger kennen dieses GefĂŒhl nicht), und es geht auch nicht darum, Abrechnungen zu halten – wir konvertieren Menschenleben nicht in "ReservewĂ€hrungen". Es geht um die Wiederherstellung der historischen Gerechtigkeit mithilfe von Rechtsinstrumenten. Und das neue Gesetz richtet sich nicht an die Vergangenheit, sondern an die Zukunft.

Allen unseren Gefallenen, die ermordet, gefoltert, in Lager verschleppt und versklavt wurden, an diejenigen, die die deutschen Nazis und ihre Helfershelfer in den Hungertod trieben und bei lebendigem Leibe verbrannten – all diesen Menschen widmen wir unser Gedenken und werden es auch weiterhin tun.

Aber fĂŒr diejenigen, die jetzt tĂ€glich unter Beschuss geraten, die von Drohnen ins Visier genommen werden, deren Eigentum zerstört wird und die nur deshalb getötet werden, weil sie Russen sind, mit denen die "europĂ€ischen Kulturnationen" weiterhin kĂ€mpfen, wenn auch durch fremde HĂ€nde, wird das Völkermordgesetz sehr nĂŒtzlich sein – sowohl fĂŒr die Vorbereitung von Klageschriften als auch fĂŒr die Organisation von MilitĂ€r- und Ziviltribunalen, die die Verantwortung fĂŒr die Begehung von Verbrechen aus ethnischem und nationalem Hass feststellen sollen.

Zwar wird dieses Gesetz die Toten nicht wiederauferstehen lassen, aber es ist heute notwendig, um alle Menschen auf dem Territorium Großrusslands zu schĂŒtzen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 14. April 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

Mehr zum Thema - "Wunsch nach historischer Rache?" Sacharowa reagiert auf Kriegsrede von Merzfreedert.online/europa/240173-



de.rt.com/meinung/242381-russl


Die Friedensbewegung in Deutschland im Spannungsfeld – Teil 1


Von Doris Pumphrey

Die Friedensbewegung ist eine sogenannte Graswurzelbewegung, die die MĂŒhen eines Aufbaus und einer Mobilisierung von unten durchlaufen muss. Authentische, unabhĂ€ngige Graswurzelbewegungen haben es heute viel schwerer als frĂŒher.

Die Massen werden heute von professionell gefĂŒhrten, kĂŒnstlich geschaffenen Graswurzelbewegungen mobilisiert, mit ihren unzĂ€hligen NGOs und Vereinen, die beispielsweise von Ministerien, der EU, Stiftungen, Finanzkonzernen, George Soros oder USAID subventioniert werden. Mit viel professioneller PR und Medienrummel bedienen ihre Massenevents die staatlich geförderte Meinung und politische Agenda der herrschenden Elite.

Der Protest der Friedensbewegung richtet sich gegen die Regierungspolitik. Je deutlicher ihre Positionierung und je stĂ€rker die Meinungsfreiheit eingeschrĂ€nkt wurde, desto grĂ¶ĂŸer ist ihre Missachtung oder Diffamierung durch Politik und Medien.

In der Friedensbewegung agieren lokale und bundesweite Organisationen und Einzelpersonen mit zum Teil sehr unterschiedlichen ideologischen und politischen Positionen, auf die ich an dieser Stelle nicht eingehen kann. Hinzu kommt die sogenannte "neue" Friedensbewegung.

Wenn ich von DER Friedensbewegung spreche, dann ist das eine notwendige Verallgemeinerung. Es geht hier vor allem um die in der Bundesrepublik geprĂ€gte "alte" Friedensbewegung, wie sie in ihrer Gesamtheit nach außen und in ihrem geschichtlichen Zusammenhang erscheint.

Viele fragen sich, was aus der Friedensbewegung geworden ist, die im Kalten Krieg Anfang der 80er-Jahre in der alten BRD Hunderttausende im Kampf gegen die Stationierung der US-Atomraketen Pershing II und Cruise-Missiles mobilisieren konnte.

Geschichtliche Entwicklungen werden meist von ihrem Ende her betrachtet. Manche erinnern sich gerne an die bunten Massen im Bonner Hofgarten. Was rĂŒckblickend oft vergessen wird: Die Großdemonstrationen waren das Ergebnis eines teils zĂ€hen politischen Kampfes, in dem Kommunisten, Antiimperialisten, GrĂŒne, linke Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Christen zusammenwirkten.

FĂ€lschlicherweise wird diese Massenbewegung als pazifistische Bewegung bezeichnet. Auch wenn Pazifisten immer Teil von Friedensbewegungen sind, die Friedensbewegung ist keine per se pazifistische Bewegung.

Die NATO-Propaganda hatte die neuartigen US-Erstschlagswaffen als Antwort auf die sowjetischen SS-20 dargestellt. NatĂŒrlich gab es innerhalb der Friedensbewegung den Versuch, diese falsche Gleichsetzung unter dem Vorwand durchzusetzen, nur auf der Grundlage der sogenannten Äquidistanz die gewĂŒnschte "BĂŒndnisbreite" erreichen zu können.

Der Bewegung, die um den Krefelder Appell so viel Momentum entwickelte, gelang es, ihre ganze Kraft auf den Widerstand gegen die neuen US-Atomraketen zu fokussieren. Die unterschiedlichen KrĂ€fte waren bereit, ihre politischen und ideologischen Meinungsverschiedenheiten und Forderungen zurĂŒckzustellen. Wer diese eine konkrete, gemeinsame und zentrale Forderung teilte, war willkommen. Eine GesinnungsprĂŒfung oder McCarthy-Ă€hnliche Hexenjagd fand nicht statt. Die Friedensbewegung war inklusiv und nicht exklusiv.

Eines dĂŒrfen wir nicht vergessen: Die BipolaritĂ€t – Imperialismus gegen Sozialismus – bestimmte die geopolitischen Auseinandersetzungen. In der Friedensbewegung war das Bewusstsein ĂŒber die politischen und militĂ€rischen Fronten prĂ€gend. Die NATO und der Warschauer Vertrag standen sich gegenĂŒber – und die BRD einer DDR, die von antifaschistischen WiderstandskĂ€mpfern aufgebaut worden war. In der DDR waren Frieden, Antifaschismus und antiimperialistische SolidaritĂ€t politische Grundlage und Aufgabe.

Der Staatsapparat der BRD hingegen war nicht nur durch hochrangige Nazis und SS-Veteranen aufgebaut worden. Sie spielten auch eine wichtige Rolle in der Wirtschaft, der Politik und der Justiz. NatĂŒrlich auch in der Bundeswehr – ganz im Interesse der NATO, die gegen die Sowjetunion gegrĂŒndet worden war.

Im Bundestag der alten BRD saßen ĂŒber viele Jahre ehemalige NSDAP-Mitglieder. Den "Nachkriegskonsens: keine Zusammenarbeit mit extremen Rechten", den Olaf Scholz heute herbeifantasiert, hat es nie gegeben.

In der BRD wurde der Nazi-Faschismus systematisch auf den Völkermord an Juden reduziert. Der Raub- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion wurde nie aufgearbeitet. Das wirkt sich bis heute auf die Politik der Bundesregierung gegenĂŒber Israel und Russland aus. Deutsche StaatsrĂ€son bedeutet die volle UnterstĂŒtzung des israelischen Völkermords an PalĂ€stinensern. Die geopolitische Hauptstoßrichtung deutscher Außen- und Kriegspolitik richtet sich heute wieder gegen Russland.

Von der bipolaren zur unipolaren Welt des "Menschenrechts"-Imperialismus

Als die DDR der BRD durch Gorbatschow auf einem Silbertablett ĂŒberreicht wurde, feierte der tief sitzende bundesdeutsche Revanchismus seinen lang ersehnten Sieg. Die BRD konnte sich nun an der DDR rĂ€chen, die sie seit 1949 mit allen Mitteln bekĂ€mpft hatte.

Die medialen LĂŒgen- und Hetzkampagnen gegen alles, was DDR war, diente auch dazu, den Deutschen langfristig jeden Gedanken einer sozialistischen Alternative auszutreiben. Die PDS-FĂŒhrung trug mit ihren wĂŒrdelosen Entschuldigungen und ihrer Distanzierung von der DDR dazu bei, statt die Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem Charakter der alten BRD zu suchen.

Viele in der Friedensbewegung der BRD hatten ihre Hoffnung auf die PDS gesetzt. Doch ihre FĂŒhrung verabschiedete sich immer deutlicher vom Antiimperialismus und Antimilitarismus – beides zentrale Erkennungsmerkmale linker Politik. Schließlich versprach Gregor Gysi dem US-Botschafter, er werde in seiner Partei die Forderung nach einem NATO-Austritt Deutschlands verhindern und mit der illusionĂ€ren Forderung nach einer Auflösung der NATO ersetzen.

Der Verlust der Sowjetunion – des Gegenpols zum US-Imperialismus – und des Friedensstaates DDR fĂŒhrte zu einer allgemeinen SchwĂ€chung der politischen Linken in Deutschland – mit entsprechender Auswirkung auf die Friedensbewegung. Die linken Koordinaten gerieten durcheinander. Das begann mit der Begriffsverwirrung von "links" und "rechts" – Begriffe, die heute oft in ihr Gegenteil verkehrt werden.

Der Krieg gegen Jugoslawien

Im neuen Großdeutschland konnte der alte BRD-Revanchismus mit seiner völkischen Ideologie die außenpolitischen Fesseln abwerfen, die ihm die Nachkriegsordnung auferlegt hatte. Er zielte sofort auf die Zerschlagung Jugoslawiens, begleitet von einer hysterischen antiserbischen Hetze und DĂ€monisierung von PrĂ€sident MiloĆĄević.

Das wirkte sich auf die Friedensbewegung aus: Sie schwieg – bis auf wenige Ausnahmen. Die große Mehrheit schwieg auch, als unter der SPD-GrĂŒnen-Regierung 1999 Außenminister Josef Fischer die Bombardierung Jugoslawiens mit seinem "Nie wieder Auschwitz!" als antifaschistischen Akt deklarierte.

Die Beteiligung am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien war der TĂŒröffner fĂŒr deutsche KriegseinsĂ€tze. Die Zerstörung des blockfreien Landes war auch der erste Einsatz der NATO außerhalb des eigenen BĂŒndnisgebiets und diente als Rechtfertigung fĂŒr ihre weitere Existenz.

Von nun an verteidigte die "westliche Wertegemeinschaft" mit "humanitĂ€ren Interventionen" die "Menschenrechte" weltweit. DafĂŒr schrieb sie sich die "regelbasierte internationale Ordnung" auf die Fahne, die Volker Perthes, vormals Leiter der regierungsfinanzierten Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), klar definierte: "Eine Allianz williger Staaten muss internationale Regeln ersinnen, ohne den Verdacht zu erwecken, dass es dabei um westliche Dominanz geht."

"Krieg gegen den Terror" und Regime-Change

Nach dem Anschlag in den USA vom 11. September 2001 sicherten sich die mit Israel eng verbundenen US-Neokonservativen einen entscheidenden Einfluss auf die US-Außenpolitik. Der sogenannte "Krieg gegen den Terror" diente ihnen als Vorwand fĂŒr den Krieg gegen Afghanistan. Sogenannte "humanitĂ€re Interventionen" dienten den Regime-Change-Operationen unter anderem gegen den Irak, Libyen und Syrien zur "Neuordnung des Mittleren Ostens".

Um störenden Protest an der westlichen "Heimatfront" zu verhindern, wurde das immer gleiche Propaganda-Drehbuch durchgespielt:

US-Geheimdienste nutzten die soziale Unzufriedenheit in den sogenannten Schurkenstaaten, schĂŒrten latente Konflikte, unterstĂŒtzten materiell – auch mit Waffen – oppositionelle KrĂ€fte, um Proteste zu AufstĂ€nden auszuweiten und staatliche Repressionen zu provozieren. In groß angelegten Medienkampagnen und mithilfe von NGOs wurden die StaatsoberhĂ€upter dĂ€monisiert. Zum "Schutz der Zivilgesellschaft" wurden die LĂ€nder mit Sanktionen geknebelt und schließlich mit Gewalt terrorisiert.

Vom Westen finanzierte und instruierte NGOs wurden ein wichtiger Teil der hybriden KriegsfĂŒhrung, auch in den sogenannten Farbrevolutionen an der Peripherie Russlands. Die derzeitigen EnthĂŒllungen ĂŒber die AktivitĂ€ten von USAID bestĂ€tigen, was vorher gerne als "Verschwörungstheorie" abgetan wurde.

Die Friedensbewegung muss die imperialistischen Regime-Change-Operationen in ihren geopolitischen ZusammenhĂ€ngen sehen und sich davor hĂŒten, eigene eurozentristische Vorstellungen auf andere LĂ€nder zu projizieren. Nicht wir, sondern die Menschen in den angegriffenen LĂ€ndern erleiden schließlich die Konsequenzen.

Von der eigenen Regierung muss gefordert werden: keine direkte oder indirekte Beteiligung und Unterlassung aller AktivitÀten, die die Lage in den angegriffenen LÀndern weiter anheizen.

Durch die SchwĂ€chung der antiimperialistischen KrĂ€fte nach 1990 war der ideologische Einfluss des "Menschenrechts"-Imperialismus besonders fatal, auch in der Friedensbewegung. Beeinflusst vom Propaganda-Drehbuch distanzierten sich Akteure der Friedensbewegung in Aufrufen und Reden immer wieder aufs Neue vom jeweils dĂ€monisierten Feind, um "glaubwĂŒrdig" zu erscheinen. Diese Distanzierungsrituale schwĂ€chten die Friedensbewegung.

Kriegswaffe "Sanktionen"

Erinnern wir uns: Als eine CBS-Journalistin 1996 die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen Madeleine Albright fragte, ob der Tod von mehr als einer halben Million Kindern infolge der Sanktionen gegen den Irak den Preis wert sei, antwortete sie: "Ja, das ist den Preis wert."

Hier sei angemerkt, dass der Begriff "Sanktionen" der Verschleierung dient: Denn nichts und niemand gibt einem Staat oder einem StaatenbĂŒndnis wie der EU das Recht, selbstherrlich Strafmaßnahmen zu verhĂ€ngen. Dazu ist allein der UN-Sicherheitsrat legitimiert. In UN-Dokumenten werden sie daher als "unilaterale Zwangsmaßnahmen" bezeichnet.

Sanktionen sind ein völkerrechtswidriges Instrument des Krieges. Große Teile der Friedensbewegung haben nie oder kaum gegen die Sanktionspolitik protestiert. Wir sehen das auch heute bei den Sanktionen der USA und der EU gegen Russland, die von Teilen der gesellschaftlichen Linken und der Friedensbewegung sogar unterstĂŒtzt werden.

Die NATO rĂŒckt vor Richtung Russland

Zum Abzug der alliierten StreitkrĂ€fte aus Berlin 1994 hatten die USA und die Stadt Berlin eine gemeinsame Parade aller Alliierten abgelehnt. Sie wollten damit die sowjetischen beziehungsweise russischen Truppen demĂŒtigen.

Der bekannte DDR-Schriftsteller Volker Braun notierte dazu:

"Die gesonderte Verabschiedung der russischen StreitkrÀfte war eine stille KriegserklÀrung an Russland. Die Westalliierten, die im Zweiten Weltkrieg zögernd die zweite Front eröffnet hatten, sind im Dritten auf deutscher Seite."

Es dauerte nicht lange, und die NATO begann, samt dem Aufbau einer militĂ€risch-technischen Infrastruktur in Richtung Russland vorzudringen – entgegen den Abmachungen. Russlands diesbezĂŒglicher Vorwurf wurde durch den Fund eines Vermerks im britischen Nationalarchiv bestĂ€tigt. Demnach hatte der Vertreter Bonns JĂŒrgen Chrobog erklĂ€rt:

"Wir haben in den Zwei-plus-vier-Verhandlungen deutlich gemacht, dass wir die NATO nicht ĂŒber die Elbe hinaus ausdehnen."

Das eigentliche Ziel der NATO-Osterweiterung war die Ukraine. Ohne die Ukraine könne Russland keine Großmacht mehr werden, schrieb der bekannte US-Stratege Zbigniew BrzeziƄski im Jahr 1997. In den NATO-LĂ€ndern war man sich des Risikos einer NATO-Ausdehnung in die Ukraine bewusst – und damit der Verletzung der legitimen Sicherheitsinteressen Russlands. Das belegen inzwischen zahllose Aussagen westlicher Diplomaten, MilitĂ€rs und Experten.

Der ungarische Ex-Diplomat Dr. György Varga machte vor Kurzem auf einen weiteren wichtigen Aspekt aufmerksam, der hierzulande kaum Beachtung fand: Bei ihrem Gipfel in Bukarest im Jahr 2008 hatte die NATO mit ihrer AnkĂŒndigung einer Mitgliedschaft der Ukraine die nationale SouverĂ€nitĂ€t der Ukraine verletzt. Diese hatte sich nĂ€mlich seit ihrer UnabhĂ€ngigkeit in ihren grundlegenden Dokumenten als "stĂ€ndig neutrales und blockfreies" Land definiert. In dieser Form war sie auch von Russland anerkannt worden.

Ende von Teil 1

Vortrag, gehalten auf dem Kongress "Krieg und Frieden" der Neuen Gesellschaft fĂŒr Psychologie in Berlin vom 10. bis 12. April 2025; zuerst veröffentlicht vom Deutschen Freidenker-Verband unter www.freidenker.org am 16. April 2025. RT DE dankt fĂŒr die Genehmigung zur Wiederveröffentlichung.

Doris Pumphrey ist langjÀhrige Aktivistin in der Friedensbewegung, unter anderem in der Friedenskoordination Berlin.

Mehr zum Thema – Bundestag der Schande: Politik instrumentalisiert das Gedenken ans Kriegsende


de.rt.com/meinung/242868-die-f


Trump-Schock: US-Vermögende fliehen in die Schweiz


Die verschĂ€rfte Handelspolitik unter Donald Trump und die Aussicht auf einen neuen Zollkrieg sorgen bei vermögenden US-Amerikanern fĂŒr zunehmende NervositĂ€t. Viele von ihnen suchen nach Möglichkeiten, ihr Vermögen außerhalb der USA in Sicherheit zu bringen – und entdecken dabei erneut die Schweiz als bevorzugten Standort.

Wie die Financial Times berichtet, richten reiche US-BĂŒrger derzeit vermehrt neue Anlagekonten in der Schweiz ein oder bereiten grĂ¶ĂŸere Vermögenstransfers dorthin vor. ZĂŒrich steht dabei im Zentrum des Interesses: Politische NeutralitĂ€t, stabile VerhĂ€ltnisse, eine starke WĂ€hrung und ein verlĂ€ssliches Rechtssystem machen die Stadt attraktiv.

Im Fokus stehen Konten, die den US-Steuergesetzen – insbesondere dem FATCA-Abkommen – entsprechen. Schweizer Banken haben sich auf diese Anforderungen eingestellt und bieten speziell auf US-Kunden zugeschnittene Lösungen an.

Vermögensverwalter berichten von einer US-amerikanischen Familie, die derzeit zwischen fĂŒnf und zehn Millionen Dollar in die Schweiz transferiert. Solche Kapitalbewegungen erinnern an die Finanzkrise 2008, als ebenfalls erhebliche Mittel aufgrund von Ängsten vor Systemrisiken in die Schweiz geflossen waren. Seit der letzten US-PrĂ€sidentschaftswahl ist das Interesse spĂŒrbar gestiegen – vor allem bei US-Amerikanern mit internationalem Hintergrund, etwa solchen mit israelischen oder indischen Wurzeln.

Der Handelskonflikt mit China, die protektionistische Rhetorik unter Trump sowie die potenzielle Entwertung des Dollars gelten als zentrale GrĂŒnde. Viele Investoren streben dabei eine grĂ¶ĂŸere UnabhĂ€ngigkeit vom US-Finanzsystem an.

Trotz der HĂŒrden durch US-Regulierungsvorgaben wie FATCA sind viele Schweizer Banken gut aufgestellt. Institute mit US-lizenzierten Tochtergesellschaften bieten FATCA-konforme Anlagen an, die eine regelkonforme Vermögensverlagerung ermöglichen.

Doch der Trend geht ĂŒber klassische Bankdienstleistungen hinaus. Wie CNBC berichtet, investieren einige US-Amerikaner zusĂ€tzlich in physisches Gold, erwĂ€gen eine Wohnsitzverlagerung nach Europa oder stellen AntrĂ€ge auf Aufenthaltsbewilligungen und alternative StaatsbĂŒrgerschaften.

Innerhalb der Schweizer Finanzbranche blickt man mit gemischten GefĂŒhlen auf diese Entwicklung. Einerseits bestĂ€tigt sie die andauernde AttraktivitĂ€t des Standorts. Andererseits wĂ€chst die Sorge ĂŒber geopolitische Spannungen. Bereits im Vorjahr stuften fĂŒhrende Banker internationale Sanktionen als grĂ¶ĂŸte Herausforderung fĂŒr den hiesigen Finanzplatz ein.

Mehr zum Thema – Die Schweiz und die gestohlenen Staatsgelder der Ukraine


de.rt.com/schweiz/242872-trump


Oberhaupt der Republika Srpska: London plant meine Liquidierung


Warnungen vor Londons MordplĂ€nen gegen ihn habe der Politiker von einem Premierminister und drei PrĂ€sidenten europĂ€ischer Staaten erhalten, erklĂ€rt Milorad Dodik im GesprĂ€ch mit der Zeitung Večernje Novosti am 19. April 2025 – ohne jedoch bekannt zu geben, um welche LĂ€nder es sich handelte:

"Mir wurde mitgeteilt, dass eine britische Einheit von 40 Soldaten nach Bosnien und Herzegowina verlegt wurde, mit dem Befehl, mich nicht festzunehmen – sondern mich unter dem Vorwand von Widerstand abzuknallen, offenbar nach dem Mafia-Prinzip: ein Mann, ein Problem – kein Mann, kein Problem. Sie haben dies nicht bestritten, aber sie schweigen."

Ihm zufolge hatten Politiker aus BrĂŒssel ihm den politischen RĂŒcktritt nahegelegt. Dodik betonte trotzig:

"Dieses Kino kriegen sie aber nicht abgespielt. Ich werde nicht zurĂŒckweichen, selbst wenn die ganze NATO kommt, um mich festzunehmen."

Außerdem gab das Oberhaupt der Republika Srpska seine PlĂ€ne bekannt, der Moskauer Parade zum 80. JubilĂ€um des Sieges ĂŒber den Faschismus beizuwohnen

Dodik erklÀrte im April, Interpol habe sich geweigert, ihn auf einen politisch motivierten Antrag des bosnisch-herzegowinischen Gerichts hin strafrechtlich zu verfolgen. Gleichzeitig habe er begonnen, die anhaltenden persönlichen Angriffe Sarajevos auf seine Person schlicht zu ignorieren.

Am 26. Februar hatte das Gericht Bosniens und Herzegowinas in Sarajevo Dodik fĂŒr schuldig befunden, Entscheidungen des "Hohen ReprĂ€sentanten in Bosnien und Herzegowina" Christian Schmidt nicht befolgt zu haben – Schmidt, wohlgemerkt, ist in dieser Funktion jedoch nicht von der UNO anerkannt. Das Gericht hatte Dodik in Abwesenheit zu einem Jahr GefĂ€ngnis und einem sechsjĂ€hrigen Verbot der AusĂŒbung öffentlicher und kommunaler Ämter verurteilt. Am 12. MĂ€rz ordnete die bosnische Staatsanwaltschaft an, dass die Ermittlungs- und Schutzagentur (SIPA) den Politiker sowie den Premierminister der Republika Srpska Radovan ViĆĄković und den Sprecher der SkupĆĄtina (Parlament) Nenad Stevandić festnehmen solle.

Am 24. MĂ€rz nahm Dodik an Gedenkveranstaltungen in Serbien zum 26. Jahrestag des Beginns der NATO-Bombardierung Jugoslawiens teil. Am folgenden Tag gab die Grenzschutzpolizei von Bosnien und Herzegowina bekannt, dass sie Ermittlungen wegen des GrenzĂŒbertritts des Politikers eingeleitet habe – da ihn das Gericht Bosniens und Herzegowinas am 18. MĂ€rz zur Fahndung ausgeschrieben hatte.

Dessen ungeachtet besuchte er jedoch am 25. MÀrz Israel, um gemeinsam mit dem israelischen MinisterprÀsidenten Benjamin Netanjahu und PrÀsident Jitzchak Herzog an einer zweitÀgigen Konferenz zum Thema Antisemitismus teilzunehmen.

In der Nacht auf den 3. April erklĂ€rte Dodik, der serbische PrĂ€sident Aleksandar Vučić habe ihn ĂŒber die Weigerung von Interpol informiert, auf Ersuchen des bosnisch-herzegowinischen Gerichts einen internationalen Fahndungsbefehl gegen Dodik und Stevandić auszustellen. Das Oberhaupt der bosnischen Serben hatte zuvor in einem Kommentar gegenĂŒber RIA Nowosti eine Falschmeldung ĂŒber seinen Antrag und Erhalt der russischen StaatsbĂŒrgerschaft zurĂŒckgewiesen.

Mehr zum Thema – James Bond als Bodyguard fĂŒr Selenskij – Was treiben die Briten in Kiew?


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Slowenische EU-Kommissarin gibt preis: NGOs dienen politischen Zwecken


Von Pierre Levy

Vor einigen Tagen erschien ein Bericht mit dem Titel "Transparenz der EU-Finanzierung fĂŒr Nichtstaatliche Organisationen". Dieses vom EuropĂ€ischen Rechnungshof verfasste Dokument kritisiert die derzeitigen Finanzierungspraktiken. Es stellt jedoch keineswegs den Grundsatz dieser Zuwendungen infrage, obwohl BrĂŒssel und die nationalen Regierungen derzeit ĂŒberall drastische KĂŒrzungen der öffentlichen Ausgaben durchsetzen wollen.

Im Gegenteil bekrĂ€ftigt es die Notwendigkeit, die Subventionen fortzusetzen. Es weist aber auf die mangelnde ÜberprĂŒfung der Treue der begĂŒnstigten Strukturen und Vereinigungen zu den "europĂ€ischen Werten" hin. Und es beklagt die "mangelnde Transparenz" der Entscheidungen, Verfahren und Kontrollen in Bezug auf diese Organisationen.

Im Hinblick auf Transparenz ist das Dokument des Rechnungshofs jedoch nicht wirklich vorbildlich. So sucht man beispielsweise vergeblich nach Beispielen fĂŒr Namen von Gruppen, die von den BrĂŒsseler Geldern profitieren. Es wird keine einzige dieser genannt.

Man entdeckt aber das Gesamtvolumen der GroßzĂŒgigkeit. Die Berichterstatter erinnern daran, dass "EU-Mittel an NGOs hauptsĂ€chlich in Form von Finanzhilfen gewĂ€hrt werden, fĂŒr die verschiedene Arten von EmpfĂ€ngern infrage kommen". Sie prĂ€zisieren, dass die Kommission "im Zeitraum 2021 bis 2023 angab, dass sie im Rahmen der internen Politikbereiche 3,4 Milliarden Euro der von ihr direkt verwalteten Mittel und 1,4 Milliarden Euro der Mittel fĂŒr Maßnahmen, die indirekt ĂŒber ihre DurchfĂŒhrungspartner verwaltet werden, den NGOs gewĂ€hrt hatte".

Und die Autoren fĂŒgen hinzu:

"Zusammen machen diese BetrĂ€ge, die 5.000 NGOs gewĂ€hrt wurden, fĂŒnf Prozent aller in den internen Politikbereichen direkt und indirekt verwalteten Ausgaben aus."

Das sind wirklich keine unerheblichen Summen.

DarĂŒber hinaus haben "die Mitgliedstaaten angegeben, dass sie rund 7.500 NGOs 2,6 Milliarden Euro aus den beiden wichtigsten Quellen der EU-Finanzierung im Zeitraum 2021 bis 2023 gewĂ€hrt haben, nĂ€mlich 2,2 Milliarden Euro aus dem ESF+ und 0,4 Milliarden Euro aus dem AMIF". Mit ESF+ ist hier der EuropĂ€ische Sozialfonds gemeint, mit AMIF der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds.

Die begĂŒnstigten NGOs, so der Bericht, sind in den Bereichen "soziale Inklusion, Chancengleichheit, Gleichstellung der Geschlechter, Klima- und Umweltschutz sowie Forschung und Innovation" tĂ€tig. Die Autoren prĂ€zisieren:

"Die Maßnahmen der EU im Außenbereich waren nicht Gegenstand der PrĂŒfung, da sie bereits im Bericht des Rechnungshofs von 2018 ĂŒber die UnterstĂŒtzung von NGOs mit EU-Mitteln behandelt wurden."

Mit anderen Worten: Die ZuschĂŒsse an zahlreiche Organisationen, VerbĂ€nde und Medien, deren Ziel es ist, die "Zivilgesellschaft" in bestimmten Mitgliedstaaten, vor allem aber in den BeitrittslĂ€ndern, zu stĂ€rken, kommen zu den ausdrĂŒcklich untersuchten Zuwendungen hinzu. Das ist schade, denn diese EmpfĂ€nger verdienen besondere Aufmerksamkeit. Sie stehen sogar im Mittelpunkt der Daseinsberechtigung einer NGO: Sie befinden sich in Konkurrenz zu den nationalen staatlichen Strukturen, die von den BĂŒrgern gewĂ€hlt werden.

All dies mag auf den ersten Blick abstrakt erscheinen. Ein kĂŒrzlich gefĂŒhrtes GesprĂ€ch mit der EU-Kommissarin fĂŒr Erweiterung (zustĂ€ndig fĂŒr die "Beitrittskandidaten") verdeutlicht jedoch unverblĂŒmt die echten Ziele, die verfolgt werden.

Am 28. MĂ€rz gab die Slowenin Marta Kos dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihres Heimatlandes ein Interview, in dem sie sich insbesondere zu Serbien Ă€ußerte. Dieses Land ist seit 2012 offiziell Beitrittskandidat der EU. Jedoch steht sein PrĂ€sident Aleksandar Vučić in BrĂŒssel, wo er als prorussisch gilt, nicht gerade hoch im Kurs. Vučić seinerseits verdĂ€chtigt EU-finanzierte NGOs offen, an seinem Sturz zu arbeiten, indem sie die aktuellen Demonstrationen gegen seine Regierung anstacheln.

Eine Anschuldigung, die Frau Kos als "inakzeptabel" bezeichnet. Aber sie fĂŒgt sofort hinzu:

"Ohne Beteiligung der Zivilgesellschaft kann es keinen Erweiterungsprozess geben."

Und sie fĂŒgt ohne große Umschweife hinzu:

"Ich vertraue darauf, dass das serbische Volk seine Politiker so lenken wird, dass Serbien Mitglied der EuropÀischen Union werden kann."

"Lenken"? Deutlicher könnte man kaum sagen, dass die Kommission auf die von ihr subventionierten NGOs setzt, um Druck auf die Regierung in Belgrad auszuĂŒben. Im Übrigen macht sie daraus auch keinen Hehl:

"Ich stehe in viel engerem Kontakt zu den NGOs, die ich in BrĂŒssel getroffen habe, als zur serbischen Regierung oder ihrem PrĂ€sidenten."

Letzterer wurde jedoch von den BĂŒrgern gewĂ€hlt, was von den NGOs nicht wirklich behauptet werden kann.

Die Kommissarin bestÀtigt auf ihre Weise die Zweifel an der tatsÀchlichen Basis dieser Organisationen:

"Viele NGOs in Serbien wĂŒrden ohne unsere UnterstĂŒtzung nicht ĂŒberleben, und gerade wegen der außerordentlichen Bedeutung der NGOs habe ich beschlossen, ihnen fĂŒr den Zeitraum von diesem Jahr bis Ende 2027 zusĂ€tzliche 16 Millionen Euro zur VerfĂŒgung zu stellen."

Die Unverfrorenheit, mit der BrĂŒssel seine GroßzĂŒgigkeit seinen SchĂŒtzlingen gegenĂŒber, die die serbischen Politiker "lenken" sollen, zur Schau stellt, geht Hand in Hand mit der Rolle, die sie sich selbst bei der Entscheidung ĂŒber die Frage zuschreibt, wer das Land fĂŒhren sollte. So plĂ€diert sie im selben Interview dafĂŒr, den Sozialisten Aleksandar Vulin (der von 2013 bis 2023 verschiedene Ministerposten innehatte) aus der sich bildenden Regierung auszuschließen:

"Ich hoffe, dass Herr Vulin nicht Mitglied der neuen Regierung wird, denn wer sich antieuropĂ€isch verhĂ€lt, kann Serbien nicht in die EU fĂŒhren."

(Sie wurde schließlich erhört.) Wie die Website Nachdenkseiten bemerkt, war Aleksandar Vulin schuldig, die Kandidatur des Landes fĂŒr die BRICS-Gruppe anzusprechen 


Serbien ist nur ein Beispiel. Der ungarische MinisterprĂ€sident verweist seinerseits auf die europĂ€ischen Finanzmittel, die den NGOs zugutekommen, die die "illiberalen" Orientierungen seines Landes bekĂ€mpfen. Und seit den 2000er Jahren hatten zahlreiche ukrainische NGOs erhebliche europĂ€ische Hilfen erhalten, immer im Namen der StĂ€rkung der "Zivilgesellschaft", die ein Gegengewicht zur politischen Macht bilden sollte, zumindest wenn diese sich nicht BrĂŒssel unterworfen hat.

Die Folge ist bekannt 


Mehr zum Thema - "Bundesregierung liegen keine Erkenntnisse vor" - Der NGO-Sumpf und die Verfassung

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de.rt.com/europa/242777-slowen


Putin lÀsst Liste westlicher Aussteiger erstellen


PrÀsident Wladimir Putin hat die Regierung beauftragt, eine offizielle Liste von Unternehmen aus "unfreundlichen Staaten" zu erstellen, die ihre GeschÀftstÀtigkeit in Russland nach dem 22. Februar 2022 eingeschrÀnkt oder eingestellt haben. Dies geht aus einem nach dem Unternehmerkongress auf der Webseite des Kreml veröffentlichten Beschlussprotokoll hervor.

Wie es heißt, soll die Liste laut dem Kreml regelmĂ€ĂŸig aktualisiert werden und Informationen ĂŒber die UmstĂ€nde des RĂŒckzugs, Anteilseigner, wirtschaftlich Berechtigte und andere relevante Details enthalten.

Verantwortlich fĂŒr die Umsetzung ist Premierminister Michail Mischustin. Der erste Bericht ist bis zum 15. Mai fĂ€llig, danach soll vierteljĂ€hrlich berichtet werden.

DarĂŒber hinaus ordnete Putin an, klare Regeln fĂŒr ImmobiliengeschĂ€fte von Investoren aus unfreundlichen Staaten zu schaffen. Außerdem soll gesetzlich geregelt werden, wie Anteile an russischen Unternehmen direkt oder indirekt kontrolliert werden können. DarĂŒber hinaus sollen die rechtlichen Voraussetzungen fĂŒr den RĂŒckkauf russischen Vermögens durch auslĂ€ndische Unternehmen geschaffen werden, die sich nach Beginn der militĂ€rischen Sonderoperation aus Russland zurĂŒckgezogen haben.

Putin betonte mehrfach, dass es keine Sonderrechte oder Vorzugsbehandlungen fĂŒr westliche Unternehmen geben werde. Wer zurĂŒckkehren wolle, mĂŒsse sich dem Wettbewerb stellen.

Der Erste Vizepremierminister Denis Manturow erklĂ€rte, dass auslĂ€ndische Marken, die ĂŒber keine vertraglich abgesicherten RĂŒckkaufoptionen fĂŒr ihre frĂŒheren AktivitĂ€ten verfĂŒgen, "bei null anfangen" mĂŒssten. Vizepremier Alexander Nowak ergĂ€nzte, eine RĂŒckkehr westlicher Unternehmen in den russischen Öl- und Gassektor sei nur möglich, wenn dies wirtschaftlich sinnvoll sei – und nicht zulasten russischer Unternehmen gehe.

Ende MĂ€rz erklĂ€rte Kirill Dmitrijew, der Chef des Russischen Direktinvestitionsfonds, dass internationale Unternehmen Schlange stĂŒnden, um auf den russischen Markt zurĂŒckzukehren. Zuvor hatte er bereits angekĂŒndigt, dass noch im zweiten Quartal dieses Jahres mehrere US-Unternehmen nach Russland zurĂŒckkehren könnten. Dmitrijew zufolge haben US-Unternehmen nach ihrem RĂŒckzug Verluste in Höhe von 300 Milliarden Dollar erlitten – eine Zahl, die die US-Delegation vor den GesprĂ€chen zwischen Moskau und Washington in Riad "ernsthaft ĂŒberrascht" habe.

Am 28. MĂ€rz startete LG Electronics probeweise die Produktion in einem Moskauer Werk. Eine endgĂŒltige Entscheidung ĂŒber eine RĂŒckkehr sei aber noch offen, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Sie hĂ€nge vom weiteren Verlauf der Verhandlungen ab – der Ukraine-Konflikt sei noch nicht gelöst.

Berichten zufolge prĂŒfen neben LG auch die Hyundai Motor Group, Samsung Electronics und der italienische HaushaltsgerĂ€tehersteller Ariston eine Wiederaufnahme ihrer Russland-GeschĂ€fte – ebenfalls im Kontext möglicher FriedensgesprĂ€che.

Die Financial Times meldete am 17. April, dass mehrere westliche Unternehmen ihren RĂŒckzug vorerst verschoben hĂ€tten. Grund sei die unklare Entwicklung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington.

Mehr zum Thema – Bis zu 350 West-Firmen sollen 2025 nach Russland zurĂŒckkehren

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de.rt.com/wirtschaft/242855-pu


Deutscher Mord an Russen – Ohne Befreier die Befreiung feiern


Von Uli Gellermann

Es waren Millionen Russen und Belorussen, die im Kampf zur Befreiung Deutschlands vom Nazi-Regimes gefallen sind. Aber die deutschen Faschisten hatten zuvor noch 5,7 Millionen sowjetischer Kriegsgefangener ermordet. Mord durch Hunger, Mord durch Folter, Mord durch GenickschĂŒsse. Auch unter diesen Ermordeten stellten die Russen und Belorussen die Mehrheit. Diesen Opfern werden von einer Mehrheit des Deutschen Bundestags noch postum ins Gesicht geschlagen: Sie sind bei der "Zentralen Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai" ausdrĂŒcklich ausgeschlossen.

Hass gegen die Sieger und Befreier

Dieser geschichtsvergessene Hass gegen die Sieger und Befreier kommt aus dem Hause Baerbock und ist sogar mit der Formulierung einer Dienstanweisung garniert, man solle notfalls vom "Hausrecht" Gebrauch machen, man soll also die Russen rauswerfen, wenn sie am Gedenken an die Opfer teilnehmen wollen. An diesem Hass kann man den Baerbock-Opa Waldemar erkennen. Der war laut Wehrmachts-Akte "ein bedingungsloser Nationalsozialist". Jetzt versucht die Baerbock, diesen Nazi-Krieg im Nachhinein durch ihre Dienstanweisung zu gewinnen.

"Nie wieder"

Die Deutschen Nazi-Enkel sind wegen ihrer Herkunft nicht schuldig zu sprechen. Sie sollten sich allerdings der Geschichte stellen: Die verlangt ein klares "Nie wieder". Und wĂ€hrend die Deutschen diesen Anspruch gegenĂŒber dem Mord an den europĂ€ischen Juden geradezu vorbildlich erfĂŒllen, empfinden sie gegenĂŒber den Russen offenkundig kein Schuldbewusstsein, geschweige jene Dankbarkeit, wie sie gegenĂŒber Befreiern normal wĂ€re.

Rassenkrieg aus dem AA

Diese gespaltene Blindheit gegenĂŒber der Geschichte ist eine Form des Rassismus: Himmlers "Untermensch" – in einer BroschĂŒre des ReichsfĂŒhrers SS von 1942 – wird offenkundig vom AuswĂ€rtigen Amt bis heute als Leitfaden begriffen. Diese BroschĂŒre begrĂŒndete den Krieg gegen die slawischen Völker als Rassenkrieg und gab den Nazi-Morden einen ideologischen Unterbau.

Kriegsbesoffene FunktionstrÀger

In den Fußstapfen ihres Großvaters Waldemar verkĂŒndete Frau Baerbock vor dem Europarat auf Englisch: "We are fighting a war against Russia." Wer mag "wir" sein? Wer hat diesen Krieg gegen Russland erklĂ€rt? Wenn es nur die Baerbock allein wĂ€re, die in einen Krieg gegen Russland zöge, könnten wir ihr zum Abschied fröhlich zuwinken. Aber sie und andere kriegsbesoffene FunktionstrĂ€ger aus Deutschland könnten das ganze Land in einen neuen Krieg ziehen. Diese Kriegsbesoffenheit hat die Deutschen im 2. Weltkrieg 3,8 bis 4 Millionen tote Soldaten und 1,65 Millionen Zivilisten gekostet.

Nukleare Abschreckung?

Wer sich selbst und seine Kollegen und Nachbarn retten möchte, der muss der ideologisch vernagelten Baerbock in den Arm fallen. Und wer vor ihr fliehen will, der sollte eine weite Reise auf sich nehmen. Denn die Dame behauptet: "Der Einsatz fĂŒr nukleare Nichtverbreitung und nukleare Abschreckung sind in diesen Zeiten kein Widerspruch." Sie spielt offenkundig mit der "nuklearen Abschreckung". Diese "Abschreckung" wird im Kriegsfall Mitteleuropa unbewohnbar machen. Die schreckliche Baerbock hat vielleicht einen schönen Bunker in Aussicht. Der normale BĂŒrger ohne staatliches BunkerplĂ€tzchen sollte auf einen Abmarsch der Baerbock orientieren.

Uli Gellermann ist Filmemacher und Journalist. Seine Erfahrungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern begrĂŒnden seine Medienkritik. Er ist Betreiber der Internetseite Rationalgalerie.

Der Beitrag wurde zuerst am 17. April 2025 auf www.rationalgalerie.de veröffentlicht.

Mehr zum Thema - GedenkstĂ€tte Seelower Höhen zensiert – "Befreiung" aus der Inschrift entfernt


de.rt.com/meinung/242857-deuts


USA verlieren Geduld: Washington will kein endloses Feilschen um Ukraine


Die EuropĂ€ische Union muss verstehen, dass die USA nicht jahrelang ĂŒber die Ukraine diskutieren werden. Dies erklĂ€rt Tammy Bruce, die Sprecherin des US-Außenministeriums, Fox News:

"Es ist wichtig, dass unsere europĂ€ischen Partner uns hören. Wir werden nicht ein Treffen nach dem anderen abhalten. Wir werden nicht einfach nur warten und hoffen und große Anstrengungen nur um der Anstrengungen willen unternehmen – wenn wir in der Schlussphase des Krieges sind, die ein Waffenstillstand ist, der sofort möglich wĂ€re. Wir werden keine FĂŒhrungsrolle bei der Konfliktlösung ĂŒbernehmen, wenn die Parteien – oder eine der beiden Seiten – nicht kooperieren. Ich denke, unsere europĂ€ischen Partner haben in Paris verstanden, dass jeder seinen Beitrag leisten muss."


Trump droht mit Ausstieg

US-PrĂ€sident Donald Trump hat am Freitag gewarnt: Sollten die Ukraine-GesprĂ€che sabotiert werden, werde sich Washington aus dem Prozess zurĂŒckziehen. Eine konkrete Frist fĂŒr eine Einigung nannte er nicht, betonte aber, dass eine schnelle Lösung das Ziel sei. Laut dem Nachrichtenportal Axios richtete sich die Warnung aus dem Weißen Haus wohl eher an Kiew als an Moskau.

Bereits am Donnerstag habe US-Außenminister Marco Rubio bei einem Treffen mit EU-Vertretern in Paris deutlich gemacht, dass Trumps Geduld erschöpft sei. Ein RĂŒckzug der USA aus den Verhandlungen sei nicht ausgeschlossen.

Schwieriger Weg zum Frieden

Russlands PrĂ€sident Wladimir Putin hatte sich in einem GesprĂ€ch mit Trump am 18. MĂ€rz bereit erklĂ€rt, fĂŒr 30 Tage auf Angriffe auf Energieinfrastruktur zu verzichten. Auch der ukrainische PrĂ€sident Wladimir Selenskij sicherte seine UnterstĂŒtzung zu.

Am 24. MĂ€rz trafen sich technische Delegationen Russlands und der USA in Riad. Dabei einigten sie sich auf einen vorĂŒbergehenden Stopp der Angriffe auf Energieanlagen in beiden LĂ€ndern. Inzwischen ist diese vorĂŒbergehende Waffenruhe ausgelaufen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erklĂ€rte, Kiew habe sich faktisch nie an die Vereinbarung gehalten – die Angriffe der ukrainischen Armee auf russische Energieinfrastruktur gingen unvermindert weiter.

Weitere Anweisungen habe PrÀsident Putin bislang nicht gegeben, so Peskow. Es gebe zwar Fortschritte in den Verhandlungen, doch viele Fragen seien noch offen.

Mehr zum Thema – "Dieser Clown ist erledigt": Selenskij ĂŒberschritt Trumps letzte rote Linie


de.rt.com/international/242844


WillkĂŒr zu Ostern: Moldawisch-Orthodoxer Bischof erneut an Jerusalem-Reise gehindert


Der moldawische Grenzschutz hat den moldawisch-orthodoxen Erzbischof Markell (bĂŒrgerlicher Name Nikolai Mihaescu) auch beim zweiten Versuch am spĂ€ten Freitagabend an der Ausreise aus dem Land gehindert. Der Geistliche wollte nach Jerusalem reisen, um an den traditionellen Feiern teilzunehmen und das sogenannte "Heilige Feuer" in Empfang zu nehmen.

Wie RT DE berichtete, hatten ihm Grenzbeamte am Flughafen der moldawischen Hauptstadt Kischinjow (moldawisch Chișinău) bereits am Donnerstag den Reisepass abgenommen und so lange "kontrolliert", bis er den gebuchten Flug verpasste. Einen offiziellen Grund dafĂŒr teilten die Beamten nicht mit. Laut Markell telefonierten sie stĂ€ndig mit Vorgesetzten und hatten die Anweisung, die ReisepĂ€sse erst 30 Minuten nach dem Start des Flugzeugs zurĂŒckzugeben.

Beim zweiten Versuch der Ausreise wiederholte sich dieses Szenario. Im GesprĂ€ch mit Reportern außerhalb des Flughafens erklĂ€rte der Geistliche anschließend, dass er erneut von der Grenzpolizei aufgehalten wurde und schließlich seinen Flug erneut verpasste.

Der Bischof hielt eine kurze Ansprache an eine Gruppe von AnhÀngern, die sich vor dem Flughafen versammelt hatten. Die Demonstranten trugen Plakate und skandierten "Moldawien ist mit Bischof Markell", woraufhin der Bischof ihnen einen anderen Slogan anbot:

"Moldawien ist mit Gott! Moldawien ist mit dem auferstandenen Christus! Und wir mĂŒssen zusammenhalten, alle zusammen, denn einer nach dem anderen, wissen Sie, können wir einfach zu Staub zermahlen werden."

UrsprĂŒnglich sollte Erzbischof Markell am Donnerstag nach Israel fliegen, um am Ritual des Heiligen Feuers teilzunehmen, einem wichtigen Ereignis vor dem orthodoxen Osterfest. Der Geistliche berichtete der Nachrichtenagentur TASS, dass die moldawische Polizei ihn und zwei weitere Geistliche, die ihn begleiteten, am Flughafen unter dem Vorwand einer Durchsuchung angehalten habe. Nach Angaben des Bischofs wurden alle drei mehrfach durchsucht. Obwohl keine verdĂ€chtigen GegenstĂ€nde gefunden wurden, wurden ihre PĂ€sse erst zurĂŒckgegeben, als das gebuchte Linienflugzeug abgeflogen war.

Die Sprecherin der moldawischen Grenzpolizei, Ilona Railyan, versuchte gegenĂŒber dem lokalen Fernsehsender TV8, das Vorgehen der Polizeibeamten zu rechtfertigen, indem sie sagte, die Durchsuchung sei ein "Standardverfahren". Sie behauptete, der Bischof sei mit VerspĂ€tung am Flughafen angekommen, sodass nicht genĂŒgend Zeit fĂŒr die Durchsuchung geblieben sei. Zu der Äußerung von Markell, dass seine Gruppe zweimal durchsucht worden sei, wollte sie sich nicht Ă€ußern.

Am Freitag berichtete der Erzbischof zudem von weiteren "ZufĂ€llen", die ihm auf dem Weg zum Flughafen widerfuhren. Er sagte, er sei auf dem Weg zum Flughafen viermal von der Polizei angehalten worden und habe viermal das Auto wechseln mĂŒssen. SpĂ€ter wurde bekannt, dass die festgehaltenen Fahrer, nachdem der Geistliche mit einem anderen Auto weitergefahren war, wieder freigelassen wurden. Das Anhalten erklĂ€rten die Polizisten dabei jedes Mal mit einem "Irrtum". Die Polizei blockierte zudem die Straße zum Flughafen. Trotzdem erreichte der Erzbischof den Flughafen mit ausreichend Zeit fĂŒr die Grenzkontrolle, was ihm jedoch nicht nutzte.

Der Erzbischof ist der Ansicht, dass die Behinderung kein Zufall war, sondern "auf Anweisung der Behörden" erfolgte.

Der Vorfall wurde von internationalen Beobachtern verurteilt. Die Russisch-Orthodoxe Kirche, zu der auch die Moldawisch-Orthodoxe Kirche gehört, bezeichnete die Maßnahme als politisch motiviert und als "vorsĂ€tzliche Verhöhnung der GlĂ€ubigen". Auch russische Abgeordnete verurteilten die moldauischen Behörden wegen der Inhaftierung des Geistlichen, wĂ€hrend die moldauische Opposition den Vorfall als "Terrorakt" verurteilte.

Die Vereinten Nationen haben eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet, erklĂ€rte ein Sprecher des BĂŒros des UN-Hochkommissars fĂŒr Menschenrechte (OHCHR), Tamin Al-Kitan, am Freitag gegenĂŒber RIA Nowosti.

Die Chefredakteurin von RT, Margarita Simonjan, kommentierte die VorgÀnge in ihrem Telegram-Account wie folgt:

"Die Machthaber Moldawiens schikanieren die orthodoxe Kirche. 
 Ein bekanntes Muster der Verfolgung der russisch-orthodoxen Kirche. Und die Methodik ist die gleiche. Was kommt als NÀchstes? Razzien in Kirchen? Verhaftungen von Priestern? Von einer 'PrÀsidentin' mit nicht traditioneller Ausrichtung, die wahrhaft 'europÀische Werte' verteidigt, kann man alles erwarten."

Die PrÀsidentin Moldawiens, Maia Sandu, gibt in ihrer offiziellen Biografie an, dem orthodoxen Glauben anzugehören, meint damit aber die RumÀnisch-Orthodoxe Kirche. Letztere erhebt theoretisch einen Anspruch auf Moldawien, hat aber auf eine Eskalation des Kirchenstreits bislang weitgehend verzichtet und setzt offiziell auf den Dialog mit der Schwesterkirche in Moskau.

Anders als von vielen erwartet, lehnt die RumĂ€nisch-Orthodoxe Kirche bislang auch die Anerkennung der nationalen KirchenneugrĂŒndung durch PrĂ€sident Poroschenko in der benachbarten Ukraine ab.

Die Moldawisch-Orthodoxe Kirche ist die grĂ¶ĂŸte christliche Konfession in Moldawien. Unterschiedlichen Angaben zufolge gehören ihr 70 bis 80 Prozent der GlĂ€ubigen in dem osteuropĂ€ischen Land sowie in Transnistrien an. Sie ist eine autonome Kirche, die dem Moskauer Patriarchat untersteht. Seit 1992 ist in Moldawien zusĂ€tzlich die Orthodoxe Kirche Bessarabiens aktiv, die dem Bukarester Patriarchat untersteht. Ihr gehören zehn bis 20 Prozent der GlĂ€ubigen an.

Mehr zum Thema - Osterreise nach Jerusalem: Moldawische Behörden lassen orthodoxen Bischof nicht aus dem Land


de.rt.com/international/242841


Ukraine veröffentlicht AbsichtserklÀrung zum Mineralienabkommen mit den USA


UnterhĂ€ndler von US-PrĂ€sident Donald Trump und dem Oberhaupt des Kiewer Regimes, Wladimir Selenskij, versuchen seit Februar, einen sogenannten "Mineraliendeal" auszuhandeln – ein Abkommen, von dem sich Washington die Kontrolle ĂŒber alle BodenschĂ€tze der Ukraine und Kiew Sicherheitsgarantien erhofft. Die Trump-Regierung betrachtet das Abkommen als Möglichkeit, fĂŒr das Geld entschĂ€digt zu werden, das Washington fĂŒr die UnterstĂŒtzung Kiews im Konflikt mit Moskau bereitgestellt hat. Die Ukraine besteht hingegen darauf, dass die US-Hilfe bedingungslos gewĂ€hrt wurde.

Julia Swiridenko, die erste stellvertretende MinisterprĂ€sidentin und Wirtschaftsministerin der Ukraine, gab nun bekannt, dass am Donnerstag die AbsichtserklĂ€rung zu einem solchen Abkommen unterzeichnet wurde. In dem Dokument, das am folgenden Tag veröffentlicht wurde, heißt es, dass Washington Kiew seit 2022 "erhebliche finanzielle und materielle UnterstĂŒtzung" zukommen lasse.

Vor allem jedoch wird betont, dass die "Vereinigten Staaten von Amerika und die Ukraine beabsichtigen, einen Investitionsfonds fĂŒr den Wiederaufbau einzurichten".


Memorandum ĂŒber Absichten der Regierungen der USA und der Ukraine ĂŒber ein wirtschaftliches Abkommen.Regierung der Ukraine
Über die Beschaffenheit dieses Investitionsfonds, der zum Wiederaufbau" der Ukraine dienen soll, sind bislang folgende Einzelheiten bekannt geworden:

Die Ukraine soll 50 Prozent aller Einnahmen aus neuen Infrastruktur- und Bergbauprojekten in diesen Fonds einzahlen, der von der Internationalen Entwicklungsfinanzierungsgesellschaft der USA (DFC) kontrolliert wird. Der Beitrag der USA in diesen Fonds gilt mit ihren Geldhilfen und Waffenlieferungen an die Ukraine als bereits eingezahlt.

Allerdings wurde angekĂŒndigt, dass alle Einzelheiten noch Gegenstand eines gesonderten Dokuments werden sollen. Damit dĂŒrften sowohl die Beschaffenheit des besprochenen Investitionsfonds als auch weitere Bedingungen des angestrebten Abkommens gemeint sein, die demnach noch nicht festzustehen scheinen. Zuvor waren neben dem Investitionsfonds weitere Vereinbarungen bekannt geworden:

  • Washington fordert ein "Recht auf ein erstes Angebot" fĂŒr Investitionen in alle Infrastruktur- und Rohstoffprojekte im Rahmen des ĂŒberarbeiteten Abkommens;
  • die Vereinigten Staaten sollen Anspruch auf alle Gewinne und zusĂ€tzliche vier Prozent Zinsen pro Jahr haben, bis die US-Investitionen zurĂŒckgezahlt sind;
  • die Vereinigten Staaten sollen das Recht eingerĂ€umt bekommen, Ressourcen vorrangig zu erwerben;
  • der Ukraine ist es untersagt, Ressourcen an LĂ€nder zu verkaufen, die die Vereinigten Staaten als "strategische Konkurrenten" ansehen.

Keine der genannten Vereinbarungen steht bislang offiziell fest. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge soll die neueste Version des Abkommens noch einmal deutlich hĂ€rter ausfallen als die frĂŒheren Versionen.

Sowohl die US-amerikanische als auch die ukrainische Regierung bekrĂ€ftigten ihre Entschlossenheit, "zĂŒgig auf die Fertigstellung der erforderlichen Dokumente hinzuarbeiten".

Der AbsichtserklĂ€rung zufolge werde der ukrainische Premierminister Denis Schmygal nĂ€chste Woche nach Washington reisen, wo er voraussichtlich mit US-Finanzminister Scott Bessent zusammentreffen und die "technische Diskussion" abschließen wird. Dem Dokument zufolge sollen die Verhandlungen bis zum 26. April abgeschlossen sein und das Abkommen kurz danach unterzeichnet werden.

In einem Kommentar zur Unterzeichnung des Memorandums sagte Swiridenko am Freitag:

"Es gibt noch viel zu tun, aber das derzeitige Tempo und die erheblichen Fortschritte lassen erwarten, dass das Dokument fĂŒr beide LĂ€nder von großem Nutzen sein wird."

Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus hatte Trump am Vortag behauptet:

"Wir haben ein Mineralienabkommen, das, wie ich annehme, am Donnerstag – nĂ€chsten Donnerstag – unterzeichnet wird, also bald."

Eine frĂŒhere Version des Abkommens sollte bereits Anfang MĂ€rz unterzeichnet werden. Diese wurde jedoch abrupt zurĂŒckgezogen, nachdem es wĂ€hrend eines Treffens im Weißen Haus zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem ukrainischen PrĂ€sidenten Wladimir Selenskij, Donald Trump und US-VizeprĂ€sident J.D. Vance gekommen war.

Kurz darauf fror PrĂ€sident Trump die gesamte MilitĂ€rhilfe und die Weiterleitung von AufklĂ€rungsdaten an Kiew vorĂŒbergehend ein, woraufhin Selenskij seine Bereitschaft signalisierte, die Verhandlungen ĂŒber das Mineralienabkommen wiederaufzunehmen.

Im vergangenen Monat warnte der US-PrÀsident den ukrainischen Staatschef vor Ausstiegsversuchen aus dem "Seltene-Erden-Deal":

"Wenn er das tut, bekommt er einige Probleme – große, ganz große Probleme."

Mehr zum Thema – Selenskij gibt die Ukraine im Tausch fĂŒr sein Leben her


de.rt.com/international/242849


Israel erwĂ€gt Angriff auf Irans Atomanlagen – trotz Warnung aus Washington


Israel könnte in den kommenden Monaten iranische Atomanlagen angreifen – trotz der Warnung von US-PrĂ€sident Donald Trump. Das berichtet Reuters unter Verweis auf einen anonymen Beamten und zwei weitere informierte Personen.

Demnach habe Trump dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu signalisiert, dass die USA derzeit nicht bereit seien, eine solche Aktion zu unterstĂŒtzen. Der New York Times zufolge hatte der US-PrĂ€sident Tel Aviv im Mai einen Angriff auf die iranische Nuklearinfrastruktur untersagt.

Laut Reuters legte Israel dem Weißen Haus verschiedene EinsatzplĂ€ne vor – darunter LuftschlĂ€ge und Spezialoperationen mit unterschiedlichen Eskalationsstufen. Einige VorschlĂ€ge Ă€hneln jenen, die Israel den USA bereits unter Ex-PrĂ€sident Joe Biden gemacht hatte. Als möglicher Zeitraum fĂŒr eine Offensive gilt das Ende des FrĂŒhlings bis zum Sommer.

Ziel eines solchen Angriffs wĂ€re es, das iranische Atomwaffenprogramm fĂŒr Monate oder sogar ein Jahr oder lĂ€nger zu verzögern. Derzeit favorisiert Israel dem Bericht zufolge eine begrenzte Operation. FĂŒr den Fall iranischer VergeltungsschlĂ€ge wĂ€re aber zumindest die politische RĂŒckendeckung der USA notwendig.

Ein hochrangiger iranischer Beamter erklĂ€rte gegenĂŒber Reuters, man kenne die PlĂ€ne Israels – auf einen Angriff werde eine "harte Antwort" folgen.

Hintergrund zur iranischen Nuklearfrage

Anfang MĂ€rz schrieb US-PrĂ€sident Trump einen Brief an Irans Obersten FĂŒhrer Ajatollah Ali Chamenei. Darin bot er ein neues Atomabkommen an – und drohte im Gegenzug mit militĂ€rischen Konsequenzen. Der iranische PrĂ€sident Massud Peseschkian erklĂ€rte daraufhin, Teheran habe direkte GesprĂ€che mit Washington abgelehnt.

Am 12. April kam es in Oman zu indirekten GesprĂ€chen zwischen dem Nahostgesandten Trumps, Steve Witkoff, und dem iranischen Vizeaußenminister Abbas Araghtschi. Beide Seiten beschrieben die AtmosphĂ€re als konstruktiv. FĂŒr den 19. April ist eine zweite Verhandlungsrunde geplant.

Im Jahr 2015 hatten Großbritannien, Deutschland, China, Russland, die USA, Frankreich und Iran das Atomabkommen JCPOA unterzeichnet. Es sah die Aufhebung von Sanktionen im Gegenzug fĂŒr EinschrĂ€nkungen des iranischen Atomprogramms vor. 2018 traten die USA unter Trump einseitig aus dem Abkommen aus – und setzten die Sanktionen wieder in Kraft.

In Reaktion darauf reduzierte Teheran schrittweise seine Verpflichtungen – etwa beim Grad der Urananreicherung und der Forschung an Nukleartechnologie.

Mehr zum Thema – Luftangriffe gegen iranischen Atomanlagen: Sinnvoll oder eher nicht?


de.rt.com/international/242835


Harakiri Europas? – Die Energiestrategie Moskaus bis 2050


Von Elem Chintsky

Es kann nicht als große Überraschung verbucht werden, was die russische FĂŒhrung jĂŒngst in ihrer Energieplanung fĂŒr das gesamte nĂ€chste Vierteljahrhundert vorgestellt hat. Potenziell sind hier keine freien Termine fĂŒr die EU vorgesehen – fĂŒr BrĂŒssel eher ein selbstverschuldeter Umstand. Stattdessen setzt Russland auf Nachhaltigkeit, eigene Energiesicherheit bis in die entlegensten Peripherien, Umweltfreundlichkeit und einen weiter wachsenden Export an gleichberechtigte Partner, mithilfe der Förderung und Ausweitung des eigenen Industriepotenzials und Wohlstands.

In den ethisch sowie bautechnisch renovierungsbedĂŒrftigen Machtsalons der EU-Eliten wird folglich eine neue QualitĂ€t der Dringlichkeit laut werden mĂŒssen.

Dies bezogen auf die hart eingesessenen altruistischen Projekte, Russland der liberalen Demokratie zuzufĂŒhren, "Russland zu befreien", zu balkanisieren und in einen westlich kontrollierten Flickenteppich zu verwandeln, dem man die Energieressourcen und BodenschĂ€tze praktisch kostenlos rauben kann, wĂ€hrend man die schiere Landmenge nach Belieben verwaltet. Die EU-Diplomatiechefin Kaja Kallas (zum Zeitpunkt der WunschĂ€ußerung noch Premierministerin von Estland) schlug vor einem Jahr vor, "Russland zu zerteilen, nachdem man der Ukraine zum militĂ€rischen Sieg verholfen habe." Der Ex-PrĂ€sident Polens (1990–95), Lech WaƂęsa, setzte sich fĂŒr etwas Ähnliches ein, als er meinte, Russlands Bevölkerung mĂŒsse von 144 Millionen auf 50 Millionen Menschen reduziert werden, da jede der 60 NationalitĂ€ten im Land ihr eigenes Land brĂ€uchten – sicherlich mit Regierungen, die vom Westen besessen und kontrolliert sind, wĂ€hrend man sie als "frei und unabhĂ€ngig" hinstellt. Es gibt also Sollbruchstellen im westlichen Narrativ, durch die die wahren Absichten des Westens gegenĂŒber Russland durchaus erkennbar werden.

Zwar tauchen immer wieder flĂŒsternde Stimmen der Vernunft inmitten des Sirenenchors der NATO-Kriegspropaganda auf, aber die heutigen Parallelen zum Vorabend des Ersten und Zweiten Weltkrieges sind schwer von der Hand zu weisen. Die Kollegen von Myƛl Polska nennen drei verheerende Fehler (jeder von ihnen verstĂ€rkt durch Trumps Zollpolitik, die der EU ebenfalls milliardenschwere Verluste bescheren wird), die zur jetzigen Krise des Alten Kontinents gefĂŒhrt haben: Destruktive Politik wĂ€hrend der Pandemie, ein destruktiver "Green Deal" grĂŒner Klimareligionspolitik sowie antirussische Sanktionen, die der EU billige Energieressourcen vorenthalten. Ersteres ist Geschichte, aus der man nur lernen könnte – keine retroaktive Wiedergutmachung möglich. Zweiteres könnte auf legislativem Weg mit einem Federstrich an einem Werktag ausgemerzt werden. Doch der dritte Aspekt ist die mĂ€chtigste HĂŒrde, die letztendlich ĂŒber Krieg und Frieden entscheiden wird. In den letzten beiden Punkten brĂ€uchte es einen revitalisierten, nahezu revolutionĂ€ren politischen Willen im Herzen Europas – zumindest bei den grĂ¶ĂŸten Spielern, wie der Achse Berlin-Paris.

"Europa muss unbedingt in den gemeinsamen Raum der eurasischen Zusammenarbeit 'von Lissabon bis Wladiwostok' einbezogen werden, von dem Charles de Gaulle sprach", so die unabhÀngige polnische Wochenzeitung. Leichter gesagt als getan, da dieser Imperativ zur politischen Umkehr noch nicht massentauglich in die NATO-betreute öffentliche Meinung eingeflossen ist.

"Polen könnte also eine historische Rolle fĂŒr unseren gesamten Kontinent spielen. Es könnte, wenn sich jemand in Warschau dazu entschließen wĂŒrde, das zerbrochene Fundament der falschen Außenpolitik, die wir seit 1989 betreiben, beseitigen: den blinden Antirussismus [Russenfeindlichkeit]", erklĂ€rt Myƛl Polska.

Die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen (fantastischer- aber nicht unmöglicherweise von Warschau angefĂŒhrt), die irgendwann auch die diplomatischen ErschĂŒtterungen zwischen dem europĂ€ischen Westen und Russland schrittweise zu heilen vermöchte, hat aber ein leicht zu unterschĂ€tzendes Kleingedrucktes: "Vorausgesetzt natĂŒrlich, dass Moskau noch an einer solchen Erneuerung der Zusammenarbeit interessiert ist", resĂŒmiert Myƛl Polska abschließend.

Jedenfalls definiert die Energiestrategie Russlands langfristige Leitlinien fĂŒr den Zeitraum bis 2050, die zumindest darauf anspielen, dass im Notfall auch das Wegbleiben einer symbiotischen Wirtschaftsbeziehung zur EU in Kauf genommen wird. Dazu gehört die Entwicklung des neuen staatlichen Programms namens "Brennstoff- und Energiekomplex", das im Kontext globaler Herausforderungen wie der Energiewende, der EinfĂŒhrung digitaler Technologien, des allgemeinen technologischen Wandels und des steigenden Energieverbrauchs umgesetzt wird.

Russlands neu ausdiskutierte Energiestrategie sieht zwei HauptprioritÀten vor. Zum einen geht es um die noch effizientere Versorgung des heimischen Marktes mit Energieressourcen. Die Aufgabe des neuen "Brennstoff- und Energiekomplexes" besteht darin, eine stabile Versorgung zu gewÀhrleisten, die Energiequellen zu diversifizieren, die weitere "Gasifizierung" der Regionen sicherzustellen und die Infrastruktur im Fernen Osten und in der Arktis zu entwickeln.

Zum anderen wird die Realisierung des Exportpotenzials hervorgehoben – also alle politisch willigen AußenmĂ€rkte. In dieser Hinsicht haben die Russen es in Rekordzeit geschafft, dass andere AbsatzmĂ€rkte das Energiehandelsdefizit mit Europa kompensieren – allen voran Indien und China. Wobei 50 Prozent des weltweit gelieferten russischen LNG weiterhin von der EU erstanden werden, was sie in dieser Hinsicht sogar weiterhin zum widerwilligen Handelspartner Nummer eins macht. China besetzt lediglich den zweiten Platz – mit 21 Prozent. Gerade mit Blick auf diesen Trend arbeitet Trump an einer Reform, die Europa dazu zwingen soll, US-amerikanisches statt russisches LNG zu einem viel höheren – finanziellen sowie klimareligiösen – Preis, zu kaufen.

"Die Energiestrategie verknĂŒpft die Prozesse, die in der Wirtschaft insgesamt ablaufen. Sie koordiniert die EinfĂŒhrung neuer KapazitĂ€ten in den Bereichen Gewinnung, Verarbeitung und Erzeugung mit den BedĂŒrfnissen der Menschen und Unternehmen", so die Schlussfolgerung der russischen Regierung.

Nicht nur aus frĂŒheren KommuniquĂ©s des Kremls geht hervor, dass die eigene Energiesicherheit die Grundlage fĂŒr die wichtigsten außenpolitischen Ziele Russlands darstellt. Eben diese Energiesicherheit ist nicht nur der hypothetische SchlĂŒssel, sondern gilt auch als langfristig vollkommen gesicherter Fakt. Europa hingegen boykottiert die sich anbahnende Erfolgsgeschichte Russlands innerhalb des neuen eurasischen Paradigmas und verbleibt in der Geiselhaft eigener kognitiver Dissonanz bezĂŒglich der Feststellung, dass es sich an einem tragischen Wendepunkt seines trotzigen Werdegangs befindet – einem Punkt namens steile Klippe.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der zu geopolitischen, historischen, finanziellen und kulturellen Themen schreibt. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit "RT DE" besteht seit 2017. Seit Anfang 2020 lebt und arbeitet der freischaffende Autor im russischen Sankt Petersburg. Der ursprĂŒnglich als Filmregisseur und Drehbuchautor ausgebildete Chintsky betreibt außerdem einen eigenen Kanal auf Telegram, auf dem man noch mehr von ihm lesen kann.

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